Brescia Calcio – Mantova SSD – 1:2

Brescia Calcio – Mantova SSD – 1:2

“BRACHIALER TAG IN ITALIEN – EIN UNTERSCHIED WIE TAG UND NACHT”

05.04.2025
Serie B
Stadio Mario Rigamonti
Zuschauer: 10.208

BRESCIA – Als ich im Januar den neuen Flugplan der Billigairline „EasyJet“ sah, musste ich zuschlagen. Direkt das erste Wochenende wurde genutzt und in der Früh am Sonnabend flog ich von Hamburg nach Mailand. Italien ist jede Reise wert, egal, wie die Ansetzungen sind und so buchte ich auf blauen Dunst. Endlich gibt es diese Verbindung von meinem Heimatort. Zielspiel war von Anfang an das auserwählte Spiel für den Bericht. Mein Besuch trennte Welten von dem Spiel, das mein Kollege (FJ) vor ein paar Wochen in Brescia hatte. Auch von dem Spiel gab es einen Bericht, scrollt doch gerne mal bis zum 11.03.2025 herunter. Heute war alles angerichtet, die Sonne strahlte bei herrlichen 21 Grad über Norditalien.

Aufgewacht vom Wecker um 06:30, bekam ich zwei Nachrichten von der Fluggesellschaft. Angeblich sei mein Flug verspätet, eine neue Abflugzeit konnte ich aber nirgendwo entdecken. Zum Glück! Am Ende flog der Vogel pünktlich auf die Minute vom Flughafen ab, meine kurzzeitige Verwirrung wurde aber definitiv erreicht. Es sei der Airline verziehen. Getreu dem Motto: „You get what you pay!“

Am Flughafen Mailand-Malpensa angekommen, schlüpfte ich erst einmal direkt in die kurze Hose. Ein Gefühl von Freiheit und mit voller Vorfreude auf den anstehenden Sommer! Trenitalia lieferte 100% Pünktlichkeit wie bei mir sonst nur die Deutsche Bahn und so kam ich um 13:30 in Brescia an. Ab zum Stadion und voller Begeisterung für das Spiel und den Ground. Ein weiteres Stadion der Serie B für mich und zudem eine Fanszene von Brescia, die gerade so für gute Stimmung bekannt ist. Das Stadion ist schon sehr nett, das Bergpanorama, welches man von der Haupttribüne begutachten kann, sticht heraus. Hinter den neu erbauten Stahlrohrtribünen erkennt man noch die alten, mittlerweile leicht vergammelten Stehplätze. Ein Unterschied wie Tag und Nacht.

Das Spiel machte von Anfang an Spaß beim Zuschauen. Die Gäste aus Mantova starteten mit einer Sprechchöre zu Ehren von Brescia Calcio und wurden mit Beifall vom ganzen Stadion belohnt. Die Heimkurve zeigte eine sehenswerte Zettel-Choreo und begeisterte mich mit ihren Melodien. Das Knie wippte mit, Ziel erreicht. Was möchte das Hopper-Herz mehr? Ein packender Spielverlauf und der Siegtreffer in der 95. Minute für die Gäste. Die kompletten Spieler laufen über den Platz zu ihren Fans. Phänomenales Ausrasten im Gästeblock. Ein perfekter Abschluss des Spiels!

Nach dem Spiel geht es mit der Bahn zurück nach Mailand, für 8€ gibt’s die Strecke mit dem etwas langsameren Regionalzug. Genügend Zeit aber, um noch eine Pizza zu verschlingen und das San Siro anzufahren für den zweiten Revisit. Am Abend spielte der AC Mailand gegen den Erstligisten aus Florenz.

Auch dieses Spiel sorgte für vollste Zufriedenheit, nach dem Spiel sollte es mit dem Flixbus nach Florenz gehen, um die baldige Komplettierung der Serie A weiter voranzutreiben. Zwar wenig Komfort, aber es gibt definitiv Schlimmeres als mal eine Nacht im Flixbus zu verbringen! Die oben erwähnte Flugverbindung fliegt nämlich arbeitnehmerfreundlich Montagmorgens zurück in die Heimatstadt. (tp)

Brescia Calcio – Cesena FC – 1:1

Brescia Calcio – Cesena FC – 1:1

“EIN UNTERSCHIED WIE TAG UND NACHT”

08.03.2025
Stadio Mario Rigamonti
Serie B
Zuschauer: 4.818

BRESCIA – Ich war gerade auf dem Weg nach Berlin, als mich die Nachricht vom Generalstreik in Italien erreichte. Obendrein erfuhr ich, dass die Fanszene von Cesena wegen behördlichen Maßnahmen nicht nach Brescia fahren durfte. Die Gefühlslage war entsprechend ziemlich im Keller. Wie kann es sein, dass die Gästeszene mit freundschaftlichen Kontakten zur Heimseite nicht fahren darf? Die Frage, ob mein Flug überhaupt stattfindet, ob verkehrstechnisch was in Italien geht oder ich jetzt umplanen muss bestimmten meine Gedanken. Zunächst aber plante ich kein neues Wochenendprogramm und stellte meinen Wecker zur planmäßigen Zeit.

Am nächsten Morgen gab es für den Flug grünes Licht und der Easyjet Airbus kam sogar 25 Minuten früher als geplant am Airport in Linate an. Eine Veränderung der Tour musste ich dennoch vornehmen. Eigentlich war mein Plan mit dem Zug nach Cremona zu fahren und deren Auftritt gegen Catanzaro zu begutachten. Von dort sollte es wiederum per Bahn nach Brescia gehen.

Da aber das Hotel schon gebucht war und Trenitalia aufgrund des Streiks versagte, buchte ich mir ein Busticket nach Brescia. Dort angekommen schmiss ich die Umkreissuche von „tuttocampo“ an und fand immerhin die Ansetzung der U19 von Brescia auf dem Centro Sportivo San Filippo 1. Der Ground überzeugte mich, denn in der Tribüne war ein Restaurant integriert. Dort testete ich zunächst den Cappuccino, aber leider wurde noch keine Pizza verkauft. Fündig wurde ich aber später in der Nähe vom Stadio Mario Rigamonti. Für 7 Euro eine Pizza Salami: lecker und fair!

Auf dem Weg zum Ground sah ich schon vom Weiten die Flutlichter, die vor dem Bergpanorama leuchteten. Für mich immer einer der schönsten Momente beim Hoppen! Am Stadion angekommen, sah ich tolle Graffiti der Curva Nord. Etwas weiter befand sich der Verkaufsstand der Fanszene, wo gegenüber gerade ein Spruchband aufgehängt wurde. Voller Respekt näherte ich mich und schließlich sprach mich einer der Ultras an. Mit enormer Gastfreundlichkeit und Offenheit erklärte er mir, dass die Curva Nord heute aus Solidarität mit den Freunden aus der Emilia-Romagna nicht ins Stadion gehen würde. Die Behörden hatten die Partie als Risikobegegnung eingestuft und den Ticketkauf für Einwohner aus Cesena untersagt. Eine Entscheidung, die in ganz Italien für Kopfschütteln sorgte.

Vor etwa einem halben Jahr habe ich das Hinspiel bei Cesena gesehen.
Damals ein richtig guter Auftritt von beiden Seiten mit melodischen Liedern und ansehnlichem Kurvenbild. Heute dann entsprechend ein Unterschied wie Tag und Nacht. Nahezu 90 Minuten Stille. Hin und wieder hörte man Böller vor dem Stadion. Absolute Tristesse. Im Gästeblock befanden sich etwa 200 Fans, die aus anderen Regionen als Cesena zum Spiel kamen. Das Hinspiel hätte ich noch Stunden weiter schauen können, aber diesmal war ich beim Abpfiff in der 94. Minute einfach nur froh endlich ins Hotel gehen zu können. Der Fußball lebt durch seine Fans! (fj)

SSC Bari – Brescia Calcio – 2:2

SSC Bari – Brescia Calcio – 2:2

„NASSE SOCKEN IM UFO“

18.01.2025
Serie B
Stadio San Nicola
Zuschauer: 11.980

BARI – Ein bisschen Chaos muss schon sein, in Süditalien. Von Flugverspätungen, Dauerregen, nassen Socken, ahnungslosen Taxifahrern und schlitzohrigen Kassierern war gleich mal die ganze Palette vertreten, so früh im neuen Jahr.

Bari begrüßte den Besucher an diesem Samstag mit Regen aus einem Guss. Kennt man schon zu dieser Jahreszeit in Italien, gibt Schlimmeres. Aber so weit draußen, wie die Schüssel in Bari liegt, macht es die Anreise per pedes dadurch nicht komfortabler. Seit Jahren favorisierte man daher mal wieder die elitäre Anfahrt mit dem Taxi. Half alles nichts: Trotz Chauffeur wurde man klitschnass, da der einzige Taxifahrer in Bari, der keine Ahnung vom Fußball hat, seine Gäste auf der komplett anderen Seite des Stadions aussteigen ließ. „Non un esperto di calcio“, tönte es immer wieder aus dem Cockpit. Wenig später perlten dicke Tropfen die Nasenspitze herunter und kleine Wasserfälle auf der Straße fluteten das Fußbett.

Egal, was nass ist, wird auch wieder trocken. Der Anblick des „Stadio San Nicola“ lässt jedenfalls gleich mal das Blut in den Adern gefrieren. Die Bude hat man schon so oft gesehen, doch wenn man selbst davor steht, ist das einfach ein Gefühl, das man nicht trainieren kann. Hier wurde 1990 WM gespielt und dieses „Italia-Novanta-Gefühl“ ist allgegenwärtig. Irgendwie total anmutig, dieses UFO am Stadtrand. Im Innern hat man vor einigen Jahren rund 60.000 neue Sitzschalen montiert, während auf der Tartanbahn der Giersch wächst. Italien muss man einfach mögen.

Von den vielen Plätzen waren vielleicht gerade mal 20% besetzt. Die schwächste Kulisse der Saison, was aber nur gilt, wenn man den Faktor „Wetter“ außer Acht lässt. Unabhängig von irgendwelchen Zahlen, machte die Curva auf der Heimseite aber einen unglaublich stabilen Eindruck, sang und fackelte volle 90min durch, erfüllte das weite Rund immer wieder mit harmonischen Melodien.

Den Startschuss für die Show gab die Elf auf dem völlig durchtränkten Rasen, die schon in der 1. Minute nach einem energischen Angriff in Führung ging. Lange Zeit sah es so aus, als ob Bari das Ding nach Haue fährt, doch die Gäste aus der Lombardei schlugen jeweils zurück und am Ende war die Luft raus. Genau 10 Fans aus Brescia versammelten sich hinter einer kleinen Fahne. Ob es auch für den Gästeanhang mit nassen Socken die gut 850 Kilometer zurück nach Norditalien ging, ist nicht überliefert. (mm)

Foggia Calcio 1920 – SSD Latina Calcio 1932 – 1:0

Foggia Calcio 1920 – SSD Latina Calcio 1932 – 1:0

„EINE VERDAMMTE MINUTE!“

19.01.2025
Serie B
Stadio Pino Zaccheria
Zuschauer: 4.784

FOGGIA – Dass es in Foggia schon seit Wochen wegen dem Verband grummelte, lag auf der Hand. Am 13. Oktober vergangenen Jahres waren vier Ultras auf dem Weg von einem Auswärtsspiel in Potenza im Auto verunglückt und gestorben. Eine italienweite Gedenkminute wurde Foggia verweigert und es gärte rund ums „Stadio Pino Zaccheria“. Als nun, am vergangenen Wochenende, in den Stadien im Stiefelland eine Schweigeminute zu Ehren der 89-jährig verstorbenen Torwartlegende Fabio Cudicini abgehalten wurde, erreichte die Stimmung ihren Siedepunkt. Viele Fanszenen in Italien „crashten“ aus Protest die ehrenvolle Minute.

Foggia hatte an diesem Wochenende ein Auswärtsspiel in Monopoli. Zum jetzigen Heimspiel gegen Latina konnte man gespannt sein, ob die Proteste und „Scharmützel“ weitergehen. Zumal die „Curva Nord“ erst in diesem Jahr nach einem Stimmungsboykott wieder das Megafon zur Hand genommen hatte. Und es passierte was, so viel sei vorausgesagt. Nebenbei stand für beide Teams ein enorm wichtiges Match ins Haus. Ganz wichtige Punkte wurden verteilt, entweder für Latina auf dem erstmöglichen Abstiegsplatz oder Foggia, einen Rang höher.

Beinharter Abstiegskampf in der Serie C war vorprogrammiert. Und so fühlte es sich 90 Minuten an, was nicht zuletzt vom bröckelnden Charme der Spielstätte beflügelt wurde. In den 90er-Jahren war Foggia fester Bestandteil der Serie A. Brian Roy oder Dan Petrescu liefen für den Verein in der damals besten Liga der Welt auf. Die internationalen Stars sind längst verflogen, spätestens als Foggia nur wenig später in der Viertklassigkeit landete, waren sie alle weg. Was geblieben ist: Ein Stadion aus einer anderen Welt. Das „Pino Zaccheria“ ist eindrucksvoller Zeuge der italienischen Blütezeit im europäischen Klubfußball. Die Tifosi verteilen sich auf vier Seiten, zweistöckig, eng und steil ohne Ende. Überall tropft und gammelt es. Mindestens genauso präsent im Stadion wie die Curva Nord: Der Zahn der Zeit.

Gute Überleitung: Kommen wir zum Kurvenspektakel! Tatsächlich war alles auf den „Trauerprotest“ für die vier Ultras getrimmt: Michele, Gaetano, Samuele und Samuel – die verstorbenen Foggia-Ultras. Mit Plakaten und einem Schweigeprotest ging die Curva Nord ins Spiel. Nach kurzer Zeit pulverisierte ein brutaler Support die Stille und an der „Frontline“ gingen rote Lichter an. Das wiederholte sich mehrmals im ersten Durchgang. Zudem wurden ohrenbetäubende Kanonenschläge gezündet und Fackeln auf’s Spielfeld geworfen. So viel Thetralik man den Italienern immer vorwirft: Die Fackeln landeten zügig hinter der Linie und weiter ging es, ohne Unterbrechungen oder sonstigen Zinnober.

Gegenüber, auf der Curva Sud, klaffte in den ersten 45 Minuten ein Loch, das auf Stoff mit der Forderung „Canonico Vattene“ geschmückt war. Die Curva forderte den Kopf von Vereinspräsident Nicola Canonico. Nach der Halbzeit füllte sich die Tribüne und der Support verlagerte sich etwas mehr auf die „Sud“. In Foggia gibt es zwei Ultra-Gruppen auf der Nord- und auf der Südseite des Stadions. Auch hier Widmungen an die verstorbenen Jungs und Dauersupport. Insgesamt wurde 90 Minuten Alarm gemacht, gezündet und gesungen. Auch wenn es ein trauriger Anlass war, so kann man diese Szenerie nur als beeindruckend beschreiben.

Das übrige Publikum klatschte hin und wieder Beifall, sonst gab es kaum Reaktionen. Mit einer Ausnahme: Der Gästeblock! Latina flaggte mit Verspätung an, eine Busladung Ultras supportete die komplette Spielzeit solide durch und entrollte in der zweiten Hälfte ein Plakat mit der Aufschrift: „Michele, Gaetano, Samuele en Samuel – Ultras per sempre!“. Ultras für immer. Dafür gab es – zu Recht – Applaus aus dem ganzen Zaccheria. Übrigens das einzige Mal, denn beim Siegtor, kurz nach der Pause, quittierten die Ultras in der Curva Nord die Führung mit Pfiffen.

Auch verschwand die Heimelf nach dem Abpfiff zügig in den Katakomben, ließ sich nicht – wie üblich – von den Fans abfeiern. In Foggia brodelt es und vermutlich geht dieser Umstand weit über diese 1 Minute des Schweigens hinaus. „Hässliche Szenen in Italien“, würde es wahrscheinlich hierzulande aus den beitragsfinanzierten Medien gellen – wenn sie denn Kenntnis von dem Drama in Apulien hätten. Der Schwechheimer Landbote hingegen war hin und weg von so viel Ultra-Folklore und Fankultur. Und wenn es der Verband nicht hinkriegt, dann schweigen wir jetzt einfach mal alle nach Beendigung dieser Zeilen – eine verdammte Minute! Das ist so wichtig. (mm)

SSC Bari – FC Südtirol – 0:1

SSC Bari – FC Südtirol – 0:1

“EIGENES WEIHNACHTSGESCHENK”

21.12.2024
Stadio San Nicola
Serie B
Zuschauer: 14.121

BARI – Am frühen Morgen bin ich bei strahlendem Sonnenschein aufgewacht und so begann der perfekte Tag. Auf dem Programm stand nichts Geringeres als das Stadion in Bari. Als Groundhopper wahrscheinlich einer der Grounds, welcher bei vielen ganz weit oben auf der persönlichen To-do-Liste steht. Das Stadion wurde für die Weltmeisterschaft 1990 in Italien gebaut, liegt direkt an der Autobahn und ist weit aus dem Zentrum Baris heraus.

Als Spielort der Weltmeisterschaft im Jahre 1990 war das „Stadio San Nicola“ unter anderem Austragungsort des Spiels um den 3. Platz. Italien traf auf England und gewann das Spiel mit 2:1. In der Aufstellung damals Paolo Maldini, später wurde er zum italienischen Weltstar. 51.426 Zuschauer sahen sich das Duell an. Eine Zuschauerzahl, die heute für das Stadion utopisch scheint.

Der SSC Bari spielt aktuell in der Serie B, der zweithöchsten Spielklasse in Italien. Als Siebter in der Tabelle empfingen die Süditaliener heute den 17. aus Südtirol. Die Anreise mit dem Auto aus Bozen dauert um die 9 Stunden. Man kann nur hoffen, dass das Auswärtsteam die Strecke geflogen ist. Eine Insolvenz im Jahr 2018 zwang den Heimverein zum Abstieg in die Serie D. Sportlich konnte man schnell wieder ins erfolgreiche Fahrwasser zurückkehren, es dauerte drei Jahre und man war zurück in der Serie B.

Der Nachteil an Stadien im absoluten Niemandsland ist oft die Parksituation. Natürlich wollte ich nichts riskieren und so blieb mir nichts anderes übrig, als auf dem offiziellen Parkplatz zu parken. Drei Euro waren hier fällig, sollte man verkraften können, umgeht man doch nur ganz gerne die Parkplatz-Falle eines Stadions. Da ich aber nach dem Spiel noch relativ zügig weg wollte, war es am Ende wohl die beste Lösung für alle Beteiligten.

So voll wie es im Stadion 1990 war, ist es heute bei weitem nicht. Gerade einmal 14.121 Zuschauer, das ist die offizielle Zahl vom Verein und ich würde eher noch weniger schätzen. Insgesamt ein trauriges Bild für dieses große Stadion. Ganz im Gegenteil: Die Heimkurve! Die Ultras des Vereins gaben einen kompakten, melodischen und einwandfreien Auftritt zur Show. Die Gesänge, die man schon so oft auf YouTube-Videos gehört hat, sind ein Bonbon für die Ohren. Jeder Kilometer wurde hier mal wieder belohnt. Das gerufene “BARI!” schallt heute noch durch das weite Rund und bringt die Augen zum Strahlen.

Auf dem Feld bot sich ein Spiel, geprägt von Mutlosigkeit und Angst. Die Gäste konnten nicht und das Heimteam wollte nicht. Über dem Stadion ein schönes Wolkenspektakel und mit Einzug der Dunkelheit wurde es immer spektakulärer. Der Speicher des Handys wurde gut gefüllt und zahlreich schossen die Fotomotive wie Pilze aus dem Boden. In der Nachspielzeit der zweiten Halbzeit fiel für Freunde der Statistik “endlich” ein Tor. Die Gäste stolperten den Ball förmlich über die Linie. Frustrierte Heimfans auf der Haupttribüne verließen das Stadion und der Auswärtssieg war perfekt.

Für mich war nach dem Abpfiff die Zeit gekommen, mich auf dem Weg zum Auto zu begeben. Ein weiteres Highlight des Tages sollte folgen, mit den Eindrücken vom Tag standen die nächsten 2 Stunden Autofahrt an. Zur NDR-2-Bundesligashow aus dem Radio fuhr das Auto quasi alleine bis Lecce. Ein Hochgenuss für Liebhaber des Fußballs! Der perfekte Doppler in Italien und der Bericht davon folgt am nächsten Tag. Seid gespannt! (tp)

Cesena FC – Brescia Calcio – 2:0

Cesena FC – Brescia Calcio – 2:0

26.10.2024
Serie B
Stadio Dino Manuzzi
Zuschauer: ca. 12.000

„ITALIEN AMORE“

CESENA – Nach einer Woche in England reiste ich von Manchester mit einem JET2-Flug nach Venedig und anschließend mit der Bahn nach Udine. Dort fand innerhalb von sechs Tagen das zweite Spiel von Cagliari Calcio statt. In der modernen Arena endete die Partie mit 2:0 für den Gastgeber. Das gleiche Ergebnis gabs dann auch einen Tag später beim großen Wochenendhighlight in Cesena. Bevor das Spiel angepfiffen wurde, nutzte ich erneut die Trenitalia und erreichte Cesena knapp zweieinhalb Stunden vor Spielbeginn.

Nach einem kurzen Fußweg wurde ich nicht nur von der strahlenden Sonne, sondern auch vom wunderschönen „Stadio Dino Manuzzi“ verzaubert. Was für ein einzigartiges Juwel! Die Tribünen, das Dach: pure Liebe!

Diese Liebe zeigte sich auch in der Beziehung zwischen den beiden Fanlagern. Da Cesena und Brescia eine Fanfreundschaft pflegen, verbrachten die beiden Gruppen die Zeit vor dem Spiel gemeinsam. Sie zündeten Rauchfackeln, umarmten sich, genossen das ein oder andere Bier und plauderten entspannt miteinander.

Die Atmosphäre beeindruckte mich sehr. Besonders auffällig waren die vielen Schals, die bereits zu Spielen getragen wurden, die lange vor meiner Zeit stattfanden, und die Kinder, die stolz in Ultra-Shirts durch die Straßen zogen. Italien fasziniert mich immer wieder in vielerlei Hinsicht. Besonders beim Thema Essen. In der Pizzeria „Il Bianco e il Nero“, die direkt am Stadion liegt, gönnte ich mir eine schmackhafte Diavolo-Pizza für unter 10 €.

Aber auch die italienische Fußballkultur, auf die ich hungrig war, wurde im stimmungsvollen Rund sättigend befriedigt. Mit einer berührenden Choreo ehrte die Fanszene von Cesena den viel zu früh verstorbenen Brescia-Fan Michele Luzzardi, der nur 21 Jahre alt wurde. Im Oberrang wurden kleine schwarze, weiße und blaue Fahnen geschwenkt, während im Unterrang vor allem Gruppenmaterial zum Einsatz kam. In der Mitte des Blocks entrollte man ein Banner, auf dem das Abbild des verstorbenen Brescia-Fans zu sehen war. Mit dem Spruch: „IL TUO SORRISO, LA NOSTRA FRATELLANZA… PER L’ETERNITÀ!“, wurde die Botschaft übermittelt, dass sein Lächeln und die Bruderschaft für immer weiterleben werden.

Aber auch der Auftritt der Heimfans hinterließ einen starken Eindruck. Viele Doppelhalter, Fahnen und Rauch: „Sará perché ti amo“. Statt des italienischen Klassikers erklingen jedoch andere Melodien aus der italienischen Musikszene, die den Fans von der Zunge kamen. Das Lied „Bella Ciao“ hallt mir noch heute im Ohr.

Auch der Auftritt der Gäste konnte sich sehen lassen. Der Block färbte sich in leuchtendem Azur. Hinter dem Banner der „Curva Nord Brescia“ wurden ebenfalls zahlreiche große Fahnen geschwenkt und Doppelhalter präsentiert. Auch dort hatten die Lieder Ohrwurm-Potenzial.

Wie bereits erwähnt, endete das Spiel mit 2:0 für Cesena. In einem ansonsten ausgeglichenen Spiel wurden beide Tore durch einen Elfmeter erzielt. Den ersten Treffer landete Shpendi in der 15. Minute und den zweiten in der 53. Minute. Trotz des 2:0-Erfolgs bleiben die beiden Vereine Tabellen-Nachbarn: Cesena auf Platz acht und Brescia auf Platz neun.

Die warme Jahreszeit neigt sich langsam dem Ende zu, und in der nicht weit entfernten Stadt Rimini wird bereits die erste Weihnachtsdekoration angebracht. Dennoch war es schön, in diesem Jahr noch einmal ein Spiel im Sonnenwetter zu erleben. Besonders kreativ zeigten sich die Fans auf der Tribüne bei ihren Kopfbedeckungen – von Zeitungen bis hin zu Bierbecher-Trägern war alles dabei. Doch auch im Winter wird Fußball gespielt, und es bleibt abzuwarten, wohin die Reise der beiden Teams führen wird. (fj)

Calcio Lecco 1912 vs. UC Sampdoria 0:1

Calcio Lecco 1912 vs. UC Sampdoria 0:1
-FANANSTURM IN LECCO-

01.05.24
Stadio Mario Rigamonti-Mario Ceppi
Serie B
Zuschauer: 5.431

LECCO – Beim zweiten Spiel das Tages wurde ebenfalls das Panorama vom Wetter eingeschränkt und es mussten die Fans rausreißen.

In einigen Medien wurde über 3.000 Gästefans fabuliert. Offiziell gingen 850 Auswärtstickets in den Verkauf, tatsächlich dürften es dann in etwa doppelt so viele gewesen sein.

Wie immer ein starker Auftritt von Doria, wobei aber Lecco trotz des bevorstehenden Abstiegs ordentlich dagegen hielt.

Auf dem arg ramponierten (Kunst!)rasen lieferten beide Teams ein zähes Spiel ab, aber in der 81. Minute fiel doch noch das 0:1. Damit sprang Sampdoria auf einen Playoff-Rang und Andrea Pirlo darf weiter auf die Rückkehr in die Serie A hoffen. (hr)

Como 1907 – AS Cittadella – 2:1

Como 1907 – AS Cittadella – 2:1

„SCHLECHTE AUSSICHTEN – GUTE AUSSICHTEN“

01.05.2024
Stadio Giuseppe Sinigaglia
Serie B
Zuschauer: 7.153

COMO – Nach dem verlängerten Wochenende in Spanien wollte der Redakteur den Tag der Arbeit in Bella Italia genießen.

Auf dem Zettel standen mit Como und Lecco zwei fantastische Panorama-Grounds. Leider war das Wetter nicht so bella und der Regen trübte die Sicht auf die malerische Umgebung doch arg ein.

Entschädigt wurde ich allerdings durch eine nette Choreo der Como Tifosi und einen quasi Last Minute Siegtreffer, der das Stadion komplett freidrehen ließ.

Mit den drei Punkten konnte Como den zweiten Platz festigen – am Ende reichte es für den Aufstieg in die Serie A. (hr)

Palermo FC – UC Sampdoria – 2:2

“SIZILIEN, ANDREA PIRLO UND EIN SCHÖNES STADION IN PALERMO“

06.04.2024

Stadio Renza Barbera

Serie B

Zuschauer: 22.000

PALERMO – Der Schwechheimer Landbote Schreiberling verbrachte seinen Rest des Urlaubs in Italien. Nachdem ich im Februar diesen Jahres Palermo schon geplant hatte und mir die Reise leider aufgrund eines Streiks in Deutschland durch die Lappen ging, konnte ich es einfach nicht lassen. Dieses Stadion begeistert mich einfach zu sehr. Mitte März kamen dann auch endlich mal alle Termine für die Ligen in Italien und die Flüge wurden schnell gebucht.

Angekommen in Palermo am Airport ging es relativ fix in die Innenstadt, hier erkannte man schnell, dass hier heute ein Fußballspiel stattfindet. Am Hauptbahnhof standen die Shuttle-Busse bereit und es liefen einige in einem wunderbaren Palermo Trikot herum. Die Recherche vorher ergab noch eine wunderbare Story, Trainer bei UC Sampdoria ist aktuell Andrea Pirlo. Dieser spielte selbst nie für den Verein aus Genua, doch hat hier seine mittlerweile dritte eigene Trainerstation. Da man ihn leider nur von weitem erkannte, sieht er aus meiner Sicht immer noch so aus, wie im WM-Halbfinale 2006 gegen Deutschland. Zeit für die danach anknüpfende Pressekonferenz blieb dem Schwechheimer Landboten auch nicht, da noch der Berg mit dem besten Panorama über Palermo erklungen werden musste. Bei Sonnenuntergang hatte man hier einen wirklich schönen Blick über die Stadt Palermo und über dieses wunderschöne Stadion.

Die Stimmung im Stadion war von der Heimmannschaft rund um die Curva Nord richtig gut, immer wieder stiegen mehrere Leute auf den Tribünen herum in die Gesänge ein. Ein wirkliches Spektakel für die Ohren. Die Gäste mit einer sehr weiten Anreise aus Genua, laut den bekannten Navigationssystemen immerhin eine 14-Stunden Autofahrt und circa 1408 Kilometern. Sollte also ein entspannter Tagesausflug werden. Dennoch fanden sich ungefähr 150 Gäste im Gästeblock ein, auch hier war die Stimmung einfach herrlich. “Palermo Palermo Vaffanculo” hallte durch diesen wunderbaren Ground. Meine persönliche Sympathie galt aber eindeutig der schönen Farbkombination von UC Sampdoria, bei diesem Anblick kann jedem Reporter nur das Herz aufgehen.

Tabellarisch finden sich beide Vereine absolut im Mittelfeld der Tabelle wieder, so war das Unentschieden auch einfach fair. Besonders hervorzuheben ist hier das Tor zum 2:2, E. Darboe zog einfach mal auf ungefähr 30 Metern ab und der Ball landete perfekt im oberen linken Eck.

Nach dem Spiel ging es also fix mit anderen Reisefreudigen aus der Hansestadt Hamburg auf den Berg, um die Aussicht über die Stadt zu genießen. Danach wurde die zweite Pizza des Tages verschlungen, Italien ist einfach jede Reise wert. (tp)