Real Betis Balompié – Vitória SC – 2:2

Real Betis Balompié – Vitória SC – 2:2

„NEUES KAPITEL FÜR BETIS?“

06.03.2025
UEFA Conference League
Estadio Benito Villamarín
Zuschauer: 44.366

SEVILLA – Real Betis Balompié war das zentrale Ziel eines einwöchigen Spanien-Aufenthalts. Dementsprechend wurde die Terminierung der Primera División genauestens verfolgt und schließlich rot eingekreist. Heimspiel gegen Las Palmas am Sonntag. Passt. Doch gut eine Woche vor der Tour überschlugen sich die Ereignisse. Von Flughafenstreiks bis Krankenhausaufenthalten war alles dabei. Aufgrund diverser organisatorischer Dinge musste ein früherer Flug gebucht werden – und dafür kam als Abflugort nur Karlsruhe/Baden-Baden in Frage. Mit zwei Kindern im Gepäck wurde sich in Süddeutschland ein neuer Flughafenground abgeholt. Das klappte besser als gedacht.

Es gab aber auch gute Nachrichten: Kurz nach der Buchung ploppte bei einem Blick in die Ticker-App das Conference-Legaue-Spiel von Betis auf. Das war bis dahin gänzlich unbekannt. Achtelfinale, 25€ Eintritt und das ganze Wochenende in Andalusien zur freien Verfügung. Top! Das war alles so spontan, dass der Kick bis Stunden vor dem Anpfiff noch als Europa-League-Spiel im Kopf herumgeisterte.

Durch das absolute Verkehrsdickicht und den Berufsverkehr der 700.000-Einwohner-Stadt ging es per Bus zum „Estadio Benito Villamarín“, benannt nach einem Vereinspräsidenten. Der Puffer von über einer Stunde schmolz und schmolz, während es vom Himmel anfing zu tröpfeln. Es folgte der Klassiker: Einmal das Stadion umrunden, auf dem Weg zum richtigen Eingang. Auf Block 6 folgt Block 8 und natürlich steht Block 7 auf der Karte. Ordner Nr. 1 schickt einen nach links. Ordner Nr. 2 nach rechts. Als wäre man in einem Sketch gefangen. Als Block 7 dann endlich auf der Nordseite entdeckt wurde, schoss die Laune weiter in den Keller: Eine Riesenschlange hatte sich an dem Gate formiert. Nur mit etwas Vordrängeln war der Anpfiff nicht in Gefahr und die Kids mussten auch noch durch das Drehkreuz geschmuggelt werden. In diesem Falle sind Hektik und Menschenmengen immer gut und die 50€ für die Nachwuchshopper waren leicht eingespart.

Schließlich fand man sich 5 Minuten vor dem ersten Pfiff ganz oben im dritten Rang wieder. Conference-Debüt für den Landboten und das Spiel ließ nicht zu wünschen übrig. Das lag auch an den Gästen, die munter nach vorne spielten, in Führung hätten gehen müssen und von rund 1500 „White Angels“ begleitet wurden. Nach der Pause zog Betis an und ging durch Cédric Bakambu und Isco zwei Mal in Führung. Im Gegenzug und aus dem Nichts traf Guimãres jeweils mit Sonntagsschüssen zum Ausgleich. Jubel im Gästeblock, Fassungslosigkeit bei Beits, die eine passable Runde spielen und zu Hause gerade Real Madrid besiegten. Am Ende aber gute Unterhaltung und ein durchaus gerechtes Ergebnis.

Das Estadio Benito Villamarín ist der erwartet steile Zahn, mit schönen Abnutzungsspuren und Blick über Sevilla. Ein klassisch-spanischer Pott, den es laut den kühnen Renovierungsplänen ab Sommer so nicht mehr geben soll. Schade drum, aber vielleicht läutet Betis als Mitfavorit auf den Europapokal ja bald ein neues Kapitel ein. (mm)

FC Petrocub Hîncesti – Pafos FC – 1:4

FC Petrocub Hîncesti – Pafos FC – 1:4

„MOLDAUISCHER GRIFF NACH DEN STERNEN!“

03.10.2024
UEFA Conference League
Zimbrustadion
Zuschauer: 3.200

CHIȘINĂU – Es ist Mittwochabend und das Abenteuer beginnt am Flughafen Hamburg. Der letzte Flug des Tages verlässt den Hamburger Boden und hebt mit einer rappelvollen Maschine der Airline „HiSky“ direkt in die moldauische Hauptstadt Chișinău ab. Nach der Ankunft in der Stadt treffe ich einen weiteren HSV-Fan aus Hamburg. Nach dem Austausch unserer Kontaktdaten planten wir, die kommenden Tage gemeinsam zu verbringen. Für mich stand zunächst der Weg zu meiner Unterkunft in der Nähe des Flughafens auf dem Programm. Die Stunde Fußweg mitten in der Nacht in einer fremden Umgebung und der Respekt vor den umherstreunenden Straßenhunden waren mir zu heikel, um diesen Weg ohne Hilfe zurückzulegen. Yandex, eine Taxi-App aus Russland, schien die beste Option zu sein. Jedoch scheiterte ich an der Bestätigung meiner Telefonnummer und den hohen Gebühren. Also musste ich mich wohl oder übel auf die Taximafia einlassen.

Der Festpreis von 20 Euro für die kurze Fahrt kam mir überteuert vor. Aber eine Alternative war nicht in Sicht. Nach etwa einer Minute Telefonat wollte der Fahrer den Preis erhöhen, was ich ablehnte. Dank Google Maps, das ich zur Navigation aktiviert hatte, lotste ich den Fahrer zu meiner Unterkunft. Ich drückte ihm 400 Lei in die Hand, erhielt einen verärgerten Blick und stieg aus dem Auto.

Am nächsten Tag machte ich mich von der Unterkunft aus auf in die Innenstadt. Da Google Maps keine öffentlichen Verkehrsanbindungen anzeigte, fragte ich im Hotel nach. Die Angestellte zeigte mir auf der Karte die nächste Bushaltestelle und ein Bild der Abfahrtszeiten. Rund 30 Minuten später war ich bereits im Herzen der Stadt.

Der Anpfiff war für 22:00 Uhr angesetzt. Daher nutzte ich die Zeit, um mir die Stadt anzusehen. Wer sich für ostblockhafte Romantik interessiert, sollte unbedingt das „Hotel National“ besuchen, das in den Nationalfarben gestrichen ist. Weitere Sehenswürdigkeiten sind der Triumphbogen und der Park Valea mit seiner schönen Cascada.

Wie bereits erwähnt, hatte ich einen HSV-Fan aus Hamburg kennengelernt. Wir verabredeten uns im Restaurant „La Placinte“, wo uns die einheimischen Gerichte überzeugten.

Schließlich meldete sich der Gastgeber meiner neuen Unterkunft. Er verlangte nun das Geld für das Hotel und die Eintrittskarte, die er für mich organisiert hatte. Also kurz zum Hotel, das Geld übergeben und einige weitere Sehenswürdigkeiten besichtigen.

Als der Abend näher rückte, machte ich mich mit dem Linienbus auf den Weg zum Stadion. Das Zimbrustadion stand schon lange auf meiner Bucket List. Die eindrucksvolle Wandmalerei an einem Wohnblock und die reflektierten Flutlichter in den Fenstern zogen mich in den Bann. Zudem hatte der Hamburger SV bereits 2007 in diesem Stadion im Intertoto-Cup gegen Dacia Chișinău gespielt – ein weiterer Grund für meinen Besuch.

Heute war der FC Petrocub Hîncesti in der UEFA Conference League der Gastgeber und zugleich war es deren erstes Spiel in diesem Wettbewerb. Gegen den zypriotischen Vertreter FC Pafos hatte man nicht viel zu verlieren. Hîncesti wurde von einigen Fans unterstützt, die mit dem Auto angereist waren. Normalerweise spielt der Verein im Hîncești Municipal Stadium.

Der FCP-Mob betrat lautstark den Block und unterstützte seine Mannschaft mit Trommeln, Fahnen und Gesängen. Auch die Gäste aus Zypern hatten einige Fans und Fahnen mitgebracht.

Bereits nach 15 Sekunden gab es die erste große Chance für die Gäste, die jedoch in letzter Sekunde auf der Linie gerettet wurde. Großartige Stimmung kam in der 26. Spielminute auf, als ein Strafstoß für den FCP verhängt wurde, den Lungu zum 1:0 verwandelte. Die Freude über das Tor währte jedoch nur kurz. Sechs Minuten später erzielte Correia den Ausgleich. Nur vier Minuten danach sorgte Pafos-Spieler Jaja mit einem Traumtor für das 1:2, was zugleich der Halbzeitstand war. Nach dem Seitenwechsel dominierten die Gäste weiter das Spiel. In der 52. Minute war es Correia, der seinen zweiten Treffer des Abends erzielte. Das Spiel plätscherte nun vor sich hin, und es gab nur noch einen Treffer zu bewundern. Nach einem sehenswerten Zusammenspiel war es Name, der zum 1:4 einnetzte. Das Tor überstand die VAR-Überprüfung und war gleichzeitig das Endergebnis.

Nach dem Spiel ging es wieder mit dem Bus zurück zur Unterkunft. Die Stadt hatte für das heutige Spiel die Busfahrzeiten verlängert. Irgendwann werde ich bestimmt noch einmal für den HSV hierher reisen. (fj)