KS Arkonia Szczecin – Iskierka Śmierdnica – 2:4
„SOMMER IN POLEN“
28.08.2021
Keeza Klasa Okregowa Zachodniopomorska/Grupa II
Stadion Arkonii
Zuschauer: ca. 75
STETTIN – Der Sommer fing in Polen an und der Sommer endet in Polen. Konkret gesagt: Die schönste Jahreszeit fing mit Stettin an und findet nun genau dort ihren Schlusspunkt. Denn als die erste Tour des Jahres Anfang Juni (!) auf dem Plan stand, erkor man eben jenen Verein: KS Arkonia Szczecin bzw. das historische Stadion am „Eckersberger Wald“, wie die Anlage auf Deutsch hieß und wo Deutschland 1935 ein Länderspiel vor 17.000 Zuschauern gegen Estland austrug, zum Zielort. Das Sechstligaspiel des ehemaligen Erstligisten wurde dann kurzfristig vom Samstag-Vormittagstermin auf einen Mittwoch gelegt. Nicht so schlimm, dachte ich, fahre ich ein anderes Mal hin. Doch da war noch nicht zu mir durchgedrungen, dass die Bagger und Planierraupen das „Stadion Arkonii“, wie es heute heißt, alsbald in Beschlag nehmen werden.
Nun war guter Rat teuer. Da half nur ein Facebook-Abo bei Arkonia und spitze Ohren. Als dann in den sozialen Medien bekannt wurde, dass der neue Kunstrasenplatz auf dem Gelände Anfang August eingeweiht werden sollte und die ersten drei Partien der neuen Saison allesamt Auswärtsspiele waren, sank die Hoffnung gen Null. Doch spontan wurde bei mir ein Zeitfenster am Samstag frei – pünktlich zum ersten Arkonia-Heimspiel der neuen Spielzeit. Mit einer direkten Anfrage beim Verein startete ich den letzten Versuch Richtung Eckersberger Wald. Auf Polnisch wurde mir kurz und knapp geantwortet: „Stary stadion ul Arkonska“. Dafür brauchte ich noch nicht mal einen Übersetzer. Juhu!
Also nächsten Tag um 7 Uhr Kind und Klappstulle eingepackt und im strömenden Regen ab nach Polen. Es ist ja immer dasselbe Spiel: Bevor man nicht einen gekreideten Platz und ächzende Spieler in gelben Leibchen beim Aufwärmen sieht, traut man dem Frieden nicht so ganz. Doch in diesem Falle sank der Puls schon beim Einparken. Der Ground liegt an einer belebten Straße nebst eigener Tram-Haltestelle und direkt vor dem Vereinsheim war sogar noch ein Parkplatz frei, so dass garantiert nichts mehr schiefgehen konnte. Dachte ich jedenfalls, bis mein Nachwuchshopper in der Halbzeit von einer Wespe gestochen wurde. Der Endgegner trug also Schwarz-Gelb – passend zu den ganzen Baumaschinen im Rund. Nach einem kurzen, sirenenartigen Heulkrampf sank aber auch hier der Puls ziemlich schnell. Die polnische Notrufnummer immer wählbereit, denn wer weiß beim ersten Wespenstich des Lebens schon, ob da eine Allergie vorliegt? Die Schrecksekunden wurden tapfer überstanden, wenig später fiel der Kleine auf Papas Schoß in einen epochalen Mittagsschlaf und endlich ließ sich die Sonne über Pommern blicken.
Keine dreistellige Zahl an Zuschauern wollte dem Spiel gegen den Rivalen Iskierka Smierdnica aus der Stettiner Peripherie beiwohnen, darunter durchaus ein paar kuriose Gestalten morgens um 11, in dieser Schrottbude – seltsamerweise aber keine weiteren Hopper, welche vor ein paar Monaten hier noch den größten Teil der Kulisse bildeten. Das ehrwürdige Stadion hat schon vor Jahren gut die Hälfte seines Ausbaus eingebüßt. Nur eine Halbseite und Kurve glänzt noch mit Stufenausbau, völlig versparkten Bänken und sozialistischen Schalensitzen in Taubenblau. Hinter der Gegengerade gibt es ein Bagger-Panorama zu bestaunen, dort entsteht das neue Hauptfeld und ein kleiner Trainingsplatz aus Kunstfaser. Dem Zustand der neuen Anlage zu urteilen, war das allerdings noch nicht das letzte Spiel im alten Stadion. Ein paar Wochen oder Monate wird der neue Allerweltsplatz wohl noch auf seine Einweihung warten.
Auch das Spiel bot beste Abwechslung: Von Anfang an ging es hin und her, wobei die Gäste gleich die ersten beiden Chancen verwerteten. So rannte Arkonia knapp eine Stunde einem Rückstand hinterher und wenig deutete auf einen Erfolg hin, bis der Anschluss mit einem sauber versenkten Freistoß gelang. Doch die Gäste waren stets einen Schritt schneller und konnten den alten Abstand jeweils rasch wieder herstellen. Insgesamt eine kurzweilige Veranstaltung nach langem Anlauf. Zurück ging es dann wieder im Dauerregen, so dass das Arkonia-Stadion als echter Lichtblick in diesem Sommer in Erinnerung bleiben wird. (mm)








