27.11.2022: Racing FC Union Lëtzebuerg – Union Titus Pétange – 0:2
„DAS LËTZTE SPIEL ALLER ZEITEN“
Stade „Josy Barthel“
BGL Ligue
LUXEMBURG – Ein paar Tage vor dem Spiel blinkte ein kleines, rotes Lämpchen an meinem Weltempfänger auf, das mir signalisierte: Im Stade „Josy Barthel“ wird am Sonntag ein Spiel ausgetragen! Diesmal bestimmt das letzte Spiel aller Zeiten – oder für dieses Jahr oder für diesen Monat. Denn seit der Eröffnung des neuen Nationalstadions, welche sich um Jahre verzögerte, ist das „Josy Barthel“ stillgelegt und dem Tod geweiht. Betonklötze sollen dort entstehen, wo der Rasen immer noch perfekt getrimmt ist und eine neue Tartanbahn in Königsblau erstrahlt.
Grund genug eine NRW-Tagestour spontan um einen Tag und zwei weitere Länder zu erweitern. Der Länderpunkt Luxemburg sollte für meinen zweijährigen Sohn auch noch rausspringen – LP mit dem Josy Barthel als Jahrgang 2020, warum auch nicht? Das alte Nationalstadion liegt am Rande der Luxemburger Innenstadt. Am Stadion geparkt, kann man eine gute Stunde vor dem Anpfiff noch ganz gepflegt ins Herz Europas flanieren. Ansonsten muss man dem alten Stadion der Luxemburger jetzt nicht unbedingt eine Träne nachweinen. Ein unüberdachter All-Seater mit Haupttribüne, ohne große Gadgets und Gammel. Am ehesten fällt das FIFA-taugliche Flutlicht auf, das man – wenn es scheint – wahrscheinlich aus dem Weltall sehen kann. Die Häuserzeile direkt hinter dem Tor ist auch ganz nett.
Auf der Haupttribüne versammeln sich vielleicht etwas über 200 verlorene Seelen, bei diesem „Spitzenspiel“ in der ersten luxemburgischen Division. Pétange hatte ich vier Wochen zuvor schon in Ettelbrück gesehen und auch diesmal hat man ein paar Leute mitgebracht die raunen, jubeln und schimpfen. Auf dem gepflegten Rasen gibt es besseren Regionalliga-Fußball zu sehen, was als Kompliment zu verstehen ist. Bei den Gastgebern, die wegen Unbespielbarkeit des eigenen Platzes ausweichen mussten, sieht man früh, dass es eng wird mit dem Toreschießen. Nette Ballstafetten enden in aller Regelmäßigkeit am Strafraum. Pétange macht gegen Ende der Halbzeit ernst und es fällt ein reguläres und ein irreguläres Tor, zudem verballern die Gäste einen Elfmeter.
Im zweiten Abschnitt dasselbe Bild: RFCU hat den Ball, UTP die Chancen. Immerhin verwandeln die Petinger kurz vor Schluss noch einen erneuten Elfmeter zum Endstand. Nach der Partie geht es ganz schnell noch in die „Buvette“, wo eine Bockwurst im Brötchen mit Soßen aller Art für faire 3€ verspeist wird. Für meinen Sohn gibt’s die „Bocker“ ohne Brötchen sogar umsonst und viele luxemburger Augenpaare erfreuen sich des Anblicks eines knabbernden Kleinkindes. In der Buvette wird auch der Namensgeber des Stadions mit einer Holztafel geehrt, der als Läufer 1952 in Helsinki Olympiagold in der 1500m-Disziplin errang. Irgendwie komisch, dass die Ehrung mit diesem Spiel womöglich endet, denn das neue Stadion heißt bekanntlich „Stade de Luxembourg“ oder bekommt irgendwann einen Sponsorennamen. Josy Barthel wird einfach abgerissen, begraben und in Vergessenheit geraten. (mm)







