Barnsley – Nach einer nächtlichen FlixBus-Fahrt und einem Flug von Berlin nach Manchester führte mich der Weg über Huddersfield nach Barnsley. Ein Verein, der 1887 gegründet wurde – vielversprechend!
Sportlich geht es am 46. und letzten Spieltag der League One noch um einiges für die „Tykes“. Ein Sieg gegen Northampton würde den Einzug in die Play-Offs sichern. Gegen 11:00 Uhr erreichte ich die 91.000-Einwohnerstadt in South Yorkshire. Das Oakwell-Stadion, das nur 15 Minuten vom Bahnhof entfernt ist, beeindruckte sofort und findet einen Platz in der englischen „Hall of Fame“. Atemberaubend-schöne Flutlichtmasten und vier unterschiedliche Tribünen lassen das Fußball-Herz höher schlagen.
Sowohl die Akteure auf dem Platz als auch die Fans neben dem Platz machten keine Werbung für den englischen Fußball. Die Fangesänge beschränkten sich auf gelegentlich angestimmte Klassiker, wie z.B. „Your Shit Bastard“ nach den Eckbällen oder „Barnsley Till I Die“.
Die Begegnung war geprägt von vielen Fehlpässen und wenig herausgespielten Torchancen, die meistens aus einfachen Fehlern des Gegners resultierten. Möglichkeiten mit viel Potenzial wurden leichtfertig verschenkt und die Gäste wussten sich oft nur noch mit dem Kick and Rush zu helfen.
Immerhin gab es in der ersten Halbzeit einen Treffer zu bewundern, als sich der Barnsley-Spieler Kane ein Herz nahm und aus der Distanz einfach mal abzog – das verdiente 1:0. Die zweite Halbzeit ähnelte der ersten sehr. Mehr Ballbesitz für den Gastgeber, aber wenig Chancen auf beiden Seiten. Erst in der Schlussphase meldete sich der Gast und kam zu gefährlichen Torchancen.
In der sechsten Minute der Nachspielzeit gelang Apperè dann tatsächlich noch der Ausgleich zum 1:1. Der Punkt reicht Barnsley am Ende jedoch, um die Saison auf dem sechsten Platz abzuschließen und nun in die Play-Offs zu gehen. Mit der Leistung vom Sonnabend dürfte ein Aufstieg jedoch zu einer Mammutaufgabe werden. (fj)
HULL- Mühsam war der Weg auf die Suche nach einem Ticket. Flüge waren gebucht, Busse waren gebucht und Züge waren gebucht. Da kam die Ticket-Info von Hull: VVK nur an Personen mit Booking-History. Während der Gästesektor bereits ausverkauft war, waren im Hull-Shop noch sehr viele Karten verfügbar. Der Verein zeigte kein Mitleid mit mir und hatte eine Mail Anfrage abgelehnt. Somit wurde in diverse Hull Facebook Gruppen geschrieben. Auch dort wollte man mir nicht helfen und ich wurde für einen tractor boy gehalten. Nachdem zwei Tage vor dem Spiel das Stadion fast ausverkauft war, wurde die Partieankündigung von Hull auf Facebook genutzt. Es wurden insgesamt fünf Leute angeschrieben, die unter dem Beitrag gepostet haben, dass sie zum Spiel gehen. Tatsächlich hatte sich ein Fan gemeldet und bestellte mir eine Karte im südlichen Sektor. Nachdem bereits „the Oakwell“ in Barnsley und das Hillsborough Stadium in Sheffield gekreuzt wurden, sollte mit dem „MKS Stadium“ in Hull nun der dritte 92 Ground an diesem Tag fallen.
Mit 24.298 Zuschauern war die Hütte auch gut gefüllt. Im Gästeblock sorgten die mitgereisten Fans für ordentlich Stimmung. Für ihren Verein geht’s schließlich noch um den direkten Aufstieg in die Premier League. Und da Konkurrent Leeds mit 0:4 gegen QPR gepatzt hatte, war die Euphorie dementsprechend hoch. Auch Hull hat noch eine theoretische Chance, sich über die Playoffs für die Premier League zu qualifizieren.
Die Zuschauer sahen ein sehr unterhaltsames Spiel auf Augenhöhe mit hohem Tempo und vielen Chancen auf beiden Seiten. Insgesamt gab es an dem Tag sechs schöne Tore zu bestaunen.
Kurz vor dem Ende konnte Hull durch Ohio noch den verdienten 3:3 Ausgleich erzielen.
Im Stadion zeigte sich, wie sehr sich der Fußball von dem distanziert, was ein Fußball-Romantiker unter Fußball versteht. Feuerflammen und Lichtshow beim Einlaufen der Mannschaften, die Maskottchen in Gestalt von einem männlichen und einen weiblichen Tiger: Amber und Roary, die die Fans mit Klatschpappen zum Anfeuern motivierten, eine Boxershort die gefühlt alle 10 Minuten mit dem Werbespruch: Keep an eye on the balls beworben wurde und die Vermarktung von jedem Eckball, sowie auch jeder Parade des eigenen Torhüters. What a safe. Präsentiert von: Ihr macht unseren Sport kaputt. Wer in die Königsklasse des modernen Fußballs aufsteigt, wird sich am kommenden Wochenende zeigen. Ipswich hat Dienstag noch ein Nachholspiel in Coventry und trifft am letzten Spieltag im eigenen Stadion auf Huddersfield. Vier Punkte reichen für den Aufstieg. Um sich für die Playoffs zu qualifizieren, muss Hull City neben einen eigenen Sieg in Plymouth darauf hoffen, dass Westbrom zu Hause gegen Preston verliert. Es dürfte spannend werden. (fj)
“Ausverkauftes Stadion, Spitzenspiel und 8.000 Zuschauer in der Serie D Girone I”
07.04.2024
Polisportivo Provinciale
Serie D Girone I
Zuschauer: 8.000 (ausverkauft)
TRAPANI – Es war irgendein Wochentag in der letzten Woche, da wurde spaßeshalber in meiner Lieblingsapp nach Spielen auf Sizilien geguckt. Beinahe wäre es mir entgangen, dass Trapani Calcio zu einer so schönen Uhrzeit am Sonntag spielt. 20:30 Uhr. Das lieben wir. Somit musste ich zwar meine Tour ein wenig umplanen und so ging es dann Sonntagmorgen recht früh nach Catania zum Flughafen, um dort meinen Mietwagen abzuholen. Was man nicht eben alles macht, der Besuch vorher in Messina sollte dadurch ja nicht auf der Strecke bleiben. Wer bis hier gelesen hat und sich mal mit Sizilien beschäftigt hat, wird wissen, was das hier für Entfernungen sind. Reisestrecke also heute war:
Da kann ich mal sagen, der Mietwagen im kleinen zweistelligen Bereich hat sich gelohnt, um die 750. Autobahn-Kilometer waren es am Ende.
Über die sozialen Medien erfuhr ich schon am Freitag, dass dieses Topspiel vom Tabellenersten gegen den Tabellenzweiten offiziell ausverkauft ist. Die Tickets konnte man nur vor Ort in Trapani besorgen, dies konnte ich natürlich nicht auch noch einrichten.
Eine alte Floskel sagt, irgendwie klappt’s ja immer. Dieses Sprichwort traf dann Gott sei Dank auch heute zu. Zwei Minuten vor Anpfiff saß man auf der Haupttribüne. Zum Intro wurden für das gesamte Stadion kleine Rot-Weiße Fähnchen verteilt. Schlicht, aber sieht auch einfach gut aus. Zudem gab es noch eine kleine Choreo der Curva Nord Trapani, nett anzusehen mit ein bisschen Rauch. Der Anfang war also gemacht und das Spiel konnte starten. In der ersten Halbzeit passierte nicht viel und das Spiel war eher durch die Nervosität beider Vereine geprägt. Direkt zum Anfang der zweiten Halbzeit war es dann soweit. Kollektives Ausrasten des gesamten Stadions, denn die Heimmannschaft ging in Führung. Diese Führung spielten sie auch über die Zeit, dadurch sind es jetzt 13 Punkte Vorsprung in der Tabelle Auf den direkten Verfolger US Siracusa. Die Gäste heute haben übrigens den identischen Rückreiseweg, denn die Stadt Siracusa liegt südlich von Catania. (tp)
ATHEN – Wenige Tage nach dem Athener Derby wurde es Zeit für das nächste Traditionsduell in der griechischen Hauptstadt. In der Meisterrunde traf AEK auf PAOK, wobei die Gastgeber nach der Derbyniederlage bei Panathinaikos unter Zugzwang standen.
Beide Vereine verbindet eine gemeinsame Gründungsgeschichte. Nach der Vertreibung aus Konstantinopel gründeten Griechen in den 1920er Jahren sowohl in Athen als auch in Thessaloniki neue Sportvereine. Der Bezug zur alten Heimat wurde sowohl im Vereinsnamen („K“ für Konstantinopel) sowie im Vereinswappen (Doppelkopfadler als Symbol des Byzantinischen Reiches) verankert.
Damit begann allerdings auch die Rivalität. Beide sehen sich als „Erben“ des griechisch geprägten Vereins Pera, der im Zuge der Vertreibung zwangsweise einen türkischen Namen bekam.
100 Jahre später steht AEK bei 13 Meisterschaften und diese sollte zum Vereinsgeburtstag natürlich verteidigt werden. Nach fast zwei Jahrzehnten im Olympiastadion konnten die Gastgeber im September 2022 endlich ihre neue Arena im Norden Athens einweihen und man kann hier wirklich sagen: „mal etwas anderes“.
Benannt nach der (H)agia Sophia Kathedrale spiegeln die vier tragenden Säulen den byzantinischen Stil wieder. Ferner beherbergt das Stadion ein Museum zur Geschichte der Vertriebenen. Eine Doppelkopfadler-Skulptur auf dem Vorplatz darf natürlich nicht fehlen.
Nun aber zum Spiel. Gästefans auch hier verboten, das nur der Vollständigkeit halber. Wie schon im Bericht zu Panathinaikos-AEK angedeutet, halten sich die Ultras mit Pyrotechnik aktuell weitestgehend zurück. So bestand das Intro aus ein paar Kassenrollen, Wunderkerzen sowie schwarzen und gelben Luftballons im Eck-Oberrang. Dafür wusste allerdings das Einsingen akustisch zu überzeugen.
Spätestens mit dem 1:0 war das gesamte Stadion auf Betriebstemperatur. Gate 21 konnte die Stimmung immer wieder anfachen und mitunter war es sehr laut. Mit einer Zwei-Tore-Führung sah AEK wie der sichere Sieger aus, vergeigte den Vorsprung aber durch dicke Fehler in der Abwehr. (hr)
POTSDAM – Ob Arbeit macht frei – Babelsberg 03 oder Zecken, Zigeuner und Juden: Babelsberg 03.
In der Vergangenheit waren Energie Anhänger immer wieder mit provokanten, rechtsextremen Parolen aufgefallen.
Umso schöner, dass es bei Energie auch Personen und Initiativen gibt, die mit Nazis nicht so viel anfangen können und der Gästeblock diesmal mit anderen Elementen und Aktionen in Erscheinung trat.
Zum Intro zeigten die Gästefans eine kleine Choreo. Ganz Brandenburg steht zu deinen Farben war auf einem großen Transparent zu lesen und es wurden Fahnen in den Vereinsfarben geschwenkt.
Die Fanszene von Babelsberg trauerte mit dem Spruch: Kiste unvergessen und schwarzen Transparenten um einen kürzlich verstorbenen Anhänger des befreundeten FC St. Pauli: nicht wegen der Pyro, sondern weil sich viele Besucher noch vor den Stadiontoren befanden, wurde die Partie 15 min später angepfiffen. Der Einlass erfolgte erst eine Stunde vor Spielanpfiff.
Noch lächerlicher machte sich der Verein damit, bei kaltem April-Wetter zum Trikot-Tag aufzurufen, bloß um die aktuellen Shirts zu einem Sonderpreis von 45€ abzusetzen.
Dementsprechend kamen wenig Fans mit einem Trikot ins Stadion und die SVB Gruppe: Underdogs zeigte ein Spruchband zu diesem Thema: MOTTOSPIELTAG ALS RESTVERKAUF. EIN VEREIN GIBT SEINE WERTE AUF.
Aufgegeben hatten wohl auch SVB Anhänger, als ihnen Ultras von Energie Cottbus vor den Augen standen.
Denn die Fanszene von Cottbus präsentierte die Fahne der Gruppe Underdogs vermummt auf einem Zaun. Von der genannten Gruppe gab es den Vorwurf, die geklaute Fahne mit der Aufschrift: niemand kann uns brechen im Internet gekauft zu haben.
Vor dem Zaun auf dem Rasen zeigte Energie deutlich, dass sie die Liga Richtung Profifußball verlassen möchten.
Nach Toren von Pronichev (37′), Thiele (53′) und dem Treffer von Krauß in der Nachspielzeit konnte die Elf von Peter Wollitz das Derby mit 0:3 gewinnen und grüßt weiterhin von der Tabellenspitze.
Bereits am 25. Mai findet das nächste Derby der Rivalen statt. Dann geht es im Cottbuser Stadion der Freundschaft um den Landespokal. (fj)
„MEISTERRUNDE UND POKALFINALE – DREI BEGEGNUNGEN BINNEN 13 TAGEN“
19.04.2024
Merkur Arena
Bundesliga
Zuschauer: 15.205
GRAZ – Dem Landboten-Reporter hat das Ösi-Fieber gepackt, nach meinem Besuch im Februar beim Wiener-Stadtderby wurde der Geist geweckt und die Meisterrunde terminiert. Meine Augen wurden immer größer, als diese Paarung am Freitagabend stattfinden sollte, schnell eine bekannte Flugpreis-App durchforstet und Hamburg-Graz mit Direktflügen von Freitag bis Montag gebucht. Eine sehr schöne Verbindung und arbeitnehmerfreundliche Flugzeiten, kann ich nur wärmstens empfehlen.
Heute durfte es endlich soweit sein: Mein viertes Spiel von Sturm Graz und endlich das erste Heimspiel. Der heutige Gast aus Wien gab dem Besuch die Kirsche auf der Torte. Auf den Rängen definitiv das Beste, was Österreich aktuell zu bieten hat. Sturm Graz liefert sich aktuell ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Meistertitel mit einem Verein aus Salzburg. Für Rapid hingegen geht es in der Meisterrunde um die goldene Ananas. Besonders beeindruckend war hier die Mitmachqoute im Heimblock, wahnsinnig laut und einfach geil! Zum Intro gab es eine kleine Gedenkchoreo plus Beifall für “Heimo” von den Gästen. Kurz danach ging die Rapid-Show los, der Gästeblock erstrahlte mit einer schönen Pyroshow und gepaart mit Doppelhaltern ergab es ein sehr ansehnliches Bild. Die melodischen Lieder von beiden Seiten werden in den nächsten Tagen weiterhin im Ohr des Landboten erklingen.
Das Spiel startete mit Angsthasen-Fußball, nicht ohne Grund fiel heute das einzige Tor des Tages durch einen fatalen Fehler vom Rapid-Torwart in der 79. Spielminute. Fast pünktlich zur Rapid-Viertelstunde hielt der Torwart klassisch den Ball nicht fest und der Stürmer konnte einnetzen. Somit stieg meine persönliche Serie von kuriosen “Eigentoren”, auf Platz 1 schafft es der Torwart aber nicht. Daniel Heuer Fernandes wird es verstehen. Im Heimbereich wurden von nun an ebenso pyrotechnische Gegenstände abgebrannt, welche die Stimmung nochmal anhob. Den Sieg ließ sich der SK Sturm Graz heute nicht mehr nehmen. Somit eroberte Sturm Graz den ersten Tabellenplatz!
Für den Landboten ging es nach dem Spiel noch mit dem Bus nach Brno, hier standen drei Spiele am Samstag auf dem Programm. Schon am Mittwoch findet das Rückspiel der Partie in Wien statt und am 1. Mai das Pokalfinale in Klagenfurt. Das Stadion ist schon lange für das Finale ausverkauft, wir werden es mit Spannung verfolgen! (tp)
HERNING – Wie schon in der Vergangenheit nutzte ich ein Spiel des eigenen Herzensvereins für einen Ausflug zu unseren nördlichen Nachbarn. Nach einem weiteren überzeugenden Sieg gegen Osnabrück steuert Holstein weiter Richtung Bundesliga. Aber das soll hier nicht das Thema sein.
Aufgrund einer längeren Redaktionssitzung am Freitag musste nach dem Holstein-Spiel doch etwas Schlaf nachgeholt werden. Umso fitter und motivierter ging es dann am Sonntag raus aus den Federn zunächst Richtung Syddanmark. In Fredericia durfte ich erneut einen ungefährdeten Sieg bestaunen, mit denen die Gäste von Sonderjyske aus Haderslev in die Superliga zurückkehren werden.
Von Fredericia fuhr ich eine weitere Autostunde zum Ziel- und Spitzenspiel der Superliga. Benannt nach der Region Midtyjlland ist der Gastgeber ebenso wie der renommierte FC Kopenhagen das Produkt einer Fusion lokaler Vereine. Woanders undenkbar, in Dänemark ein gerne gewähltes Modell. Pragmatisch. Auf der Suche nach einem Wappentier wählten die Verantwortlichen einen Wolf. Der ist zwar in Herning und umzu seit über 200 Jahren ausgestorben, aber damit kann irgendwie jeder etwas anfangen. Eben pragmatisch. Bereits in den 2000ern konnte Midtylland dank intensivem Scouting und einem breiten Netzwerk im Nachwuchsbereich erste Erfolge feiern und blickt mittlerweile auf drei Meisterschaften und zwei Pokalsiege zurück.
Zurück zum Hier und Jetzt. Der Tabellenführer (punktgleich mit Bröndby) empfing den Drittplatzierten aus der Hauptstadt, die mit sechs Punkten Rückstand ins Spiel gingen. Die Arena (auf dem Messegelände gelegen, schon wieder pragmatisch) war quasi ausverkauft. Die Heimfans präsentierten zum Einlaufen der Mannschaften ein Fahnenintro in den Vereinsfarben garniert mit roten Rauchfontänen sowie roten und weißen Kassenrollen. Eingerahmt von Folien in den Vereinsfarben zog Kopenhagen eine Blockfahne mit dem Wappen und der Botschaft „Mein Ein und Alles“ hoch. Beides ansehnlich und für den Rahmen würdig.
Nachdem sich der Rauch langsam verzog, konnte es auch auf dem Rasen losgehen. In einer rasanten Partie führte Midtylland durch ein Traumtor von der 16er-Grenze 2:1 zur Halbzeit. Der Stimmungskern auf Heimseite war durchaus bemüht, die anderen Bereiche einzubeziehen. Gelang aber eher selten. Auf der anderen Seite die Gäste über 90 Minuten gut hörbar immer in Bewegung.
Im zweiten Durchgang trafen die Gastgeber 2x Alu und verpassten es, den Sack zuzumachen. Stattdessen bekam Kopenhagen in der letzten Minute der Nachspielzeit dank VAR einen umstrittenen Elfmeter zugesprochen, den Diks sicher verwandelte. So richtig frei drehte der Gästeblock aber nicht, denn die Punkteteilung war im Kampf um die Meisterschaft zu wenig. (hr)
LJUBLJANA – Mit dem Zug und per 49€-Ticket ging es bereits am Freitag Richtung Süden. In Unterhaching sollte der Lieblingsverein in der 3. Liga gastieren. Eine spröde Veranstaltung, wenn man es mit dem VfB Lübeck hält, das wusste man vorher schon. Teuer zudem. Irgendwie musste der Trip aufgepeppt werden und da stach ein Top-Doppler am Sonntag in Slowenien ins Auge. Die beiden wohl interessantesten Vereine Sloweniens sollten im Großraum Ljubljana Auswärtsspiele bestreiten. Ein Spiel nachmittags, ein Spiel abends.
Flixbus fährt am Samstag-Abend für 20€ von München nach Ljubljana? Perfekt, auf so eine Verbindung hat man ein halbes Leben gewartet. Im Bus dann aber der erste Rückschlag: Das Hostel storniert wegen der späten Ankunft die Buchung. Nicht dass der 49€-Trip nach Bayern schon hart genug gewesen wäre, in Ljubljana müssen direkt nach der Ankunft mit unterlaufenen Äuglein und auf gut Glück ein paar Hostel-Adressen abgeklappert werden. Die erste Adresse ist gleich mal ausgebucht, die zweite auch. Ob das wirklich so ein perfektes Wochenende in Slowenien wird? Im „Ibis“ sind via Internet noch Schlafplätze verfügbar, also wird der Hotelmokel damit unter Druck gesetzt, weil schon wieder abgeriegelt wird. Am Ende springt ein freies Vierbettzimmer heraus und der Preis wird sogar noch von 55 auf 40€ gedrückt. Ein guter Deal, auch für den Hotelmokel…
Gut ausgeschlafen ging es nächsten Tag bei tollstem Frühsommerwetter in die Altstadt, wo man vor 9 Jahren mal eine Nacht verbrachte, in der verdammt viel Pflaumenschnaps konsumiert wurde. Damals war Ljubljana ein Geheimtipp – und eigentlich ist es das immer noch. Eine herrlich angenehme Altstadt mit einigen Touristen, aber nicht zu vielen. Nach einer großen Portion Ćevapčići schlug man dann quer durch den Stadtpark zu Fuß den Weg zum Ground ein.
Das Stadion besteht eigentlich nur aus einer großen Tribüne. Die Gegenseite mit einigen Stufen, Gästekäfig und Sitzplätzen wird nicht genutzt oder nicht gebraucht. Vor dem Eingang ist eine Tafel mit Stadionrekorden angenagelt. Danny Ecker ist hier 1997 mit seinem Stab 5,70m hoch gesprungen. Grüße nach Leverkusen, wo zeitgleich um die deutsche Meisterschaft gespielt wurde! In Slowenien – wo 4 Runden je Spielzeit ausgetragen werden – befinden wir uns in der Endphase der Saison. Eigentlich steht mit Celje der Meister und die übrige Top-3 fest. Es geht wohl nur noch um die Platzierung 2 und 3 und die entsprechende Europacup-Qualifikation. Bravo ist Vierter, Maribor Dritter.
Weil die Gästefans auf der Gegengerade vermutet werden und Maribor zuletzt Geisterspiele austrug, ist der verwaiste Gästeblock gegenüber zunächst eine ziemliche Enttäuschung. Nach etwa 20 Minuten geht Maribor in Führung – und plötzlich jubelt es aus der Ecke! Da sind ja doch Gästefans! Und zwar nicht zu knapp. Am Ende vielleicht 200. Ob die zu spät gekommen sind oder der Autor dieser Zeilen zu blöd für einen Rundumblick war – keine Ahnung. Wahrscheinlich waren die Fans zu spät, weil man nach dem Tor einen konstant guten Lärmpegel hält. Gesänge und Fahnenparade überzeugen durchaus in dem kleinen Block. Auch in den restlichen Sektoren auf der Tribüne tummeln sich viele Zuschauer, die es mit Maribor halten.
Der Lärmpegel auf der ganzen Tribüne ist auf gutem Niveau, weil das Spiel sehr flott und unterhaltsam ist. Das 0:2 wird vom VAR wegen Foulspiel einkassiert. Im Gegenzug trifft Bravo, die schnelle Konter spielen, zum Ausgleich. Viele Angriffe und Chancen, hüben wie drüben. Alle gehen mit einem guten Gefühl in die Pause. Die zweite Halbzeit hätte so weitergehen können. Doch auch in Slowenien gibt es wie oben erwähnt einen VAR. Und der kassiert zwei weitere Treffer ein. Jeweils einen auf jeder Seite, wobei nach dem vermeintlich dritten Maribor-Tor schon gar nicht mehr gejubelt wird. Punkteteilung für beide Teams. Als Sieger an diesem Tag darf sich allerdings eindeutig der „Video Assistent Referee“ fühlen. Jubelarien und Freudentänze löst das aber nirgendwo aus. (mm)
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NK Domžale – NK Olimpija Ljubljana – 1:3
„PERFEKTES WOCHENENDE IN SLOWENIEN“
14.04.2024
Prva Liga
Stadion Domžale
Zuschauer: 1.050
DOMŽALE – Nach dem ersten Spiel bei Bravo geht es ziemlich zügig zum Busbahnof um das erste Gefährt nach Domžale zu erwischen. Für 1,90€ steigt man in den Bus Richtung Kleinstadt. Die frühe Verbindung hätte man sich sparen können, denn Domžale hat nicht sonderlich viel zu bieten. Es ist die klassische Schlafstadt im Umland einer osteuropäischen Gemeinde und völlig unspektakulär.
Als im ganz neuen Bahnhof vom Domžale die Rückfahrverbindungen nach Ljubljana gecheckt werden und keine einzige Verbindung angezeigt wird, ist man zunächst sprachlos. Busse fahren nach dem Spiel nicht mehr, via Internet hatte man keine Zugverbindung gefunden, sehr wohl jedoch dutzende an den Tagen darauf. Am ZOB sprach man den Tipp aus am Bahnhof nochmal die Abfahrtszeiten abzuklappern. Auch eine Frau, die über die Gleise ströpert und nach einem Bahnbeamtenstatus aussieht, kann keine Antworten auf die Fragen liefern. Irgendwie kommt man schon nach Ljubljana. Als letzte Option vielleicht mal wieder trampen. Oder halt zu Fuß. Es sind nur gut 12km und um 2 Uhr kommt der Bus nach Graz. Selbst das passt noch.
Also ab zum Stadion. Domžale musste sich in seiner Europacup-Geschichte vor 19 Jahren knapp dem VfB Stuttgart geschlagen geben. Vor 6 Jahren warf man jedoch Freiburg aus der Europa League. Zweimal wurde man Meister. 2007 und 2008. Danach gewann der Vorstadtverein ebenfalls noch zwei Mal den Pokal. Klingt nach einer verschworenen Fußballgemeinde. Trotzdem ist hier nichts los, selbst wenn der aktuelle Meister aus der großen Stadt von nebenan kommt. Ein paar hundert Fans verlieren sich auf der Tribüne. Knapp die Hälfte davon aus Ljubljana. Davon rund 50 Leutchen im abgeriegelten Gästeblock. Wieder die gleiche Situation wie bei Bravo: Alle auf einer Tribüne, obwohl eine Gegenseite existiert. Diesmal kommt man aber viel näher an den Gästeblock.
Der harte Kern im Käfig ist recht unterhaltsam und die üblichen Gesänge schallen durch den Ground. Nicht mehr und nicht weniger. Das Spiel ist zunächst ein Abbild vom Kick zuvor. Der Außenseiter spielt ganz gut mit. Nach einer flotten Anfangsphase kriegen beide Teams dann nicht mehr viel auf die Reihe. Im zweiten Abschnitt trifft Ljubljana mit sehenswerten Abschlüssen zwei Mal schnell ins Tor und mit der komfortablen 2:0-Führung ist der Hase fast gegessen. Spannend wird es vielleicht nochmal nach einem Platzverweis für die Gäste, doch Olimpija trifft sofort humorlos zum 0:3. In der Schlussminute markiert Domžale immerhin noch den Ehrentreffer.
Bei beiden Spielen viel Miliz und bissige Ordner, auch wenn sonst nicht viel los ist in den Stadien – beim „Nein-Sagen“ ist man auf Zack. Das macht es für den konventionellen Berichterstatter nicht einfacher, den Gästeblock zu fotografieren. Bleibt noch die Rückfahrt. Drei Ljubljana-Leute, die nach dem Spiel angesprochen werden, müssen leider alle in die falsche Richtung. Also zu Fuß Richtung slowenische Hauptstadt und unterwegs den Daumen raushalten. Bereits das zweite Auto hält an, der Fahrer entpuppt sich als Taxifahrer außer Dienst, wir einigen uns auf ein paar Euro. Fazit: Perfektes Wochenende in Slowenien! (mm)
AACHEN – Die Alemannia aus Aachen erlebt momentan einen echten „Hype“ in der Regionalliga West. Diesen Hype wollte sich der Landbotenreporter aus Norddeutschland nicht entgehen lassen.
Nach einer zweistündigen Stippvisite im Landkreis Düren machte ich mich auf den Weg nach Aachen. Die Ankunftszeit wurde laut Google Maps immer später, aber durch meine arabischen Fahrkünste auf der Autobahn konnte ich auf der kurzen Strecke gut zehn Minuten gut machen. Rund 35 Minuten vor Anpfiff wollte ich mein Auto auf dem Parkplatz, welcher Platz für ungefähr 7500 Autos bietet abstellen, nur dieser wurde ohne Begründung geschlossen. Weitere 20 Minuten fuhr ich wie wild ums Stadion herum und fand keinen Parkplatz. Als ich wieder an dem ominösen Großparkplatz ankam, durften auf einmal alle Stadionbesucher rauffahren. Nun tickte die Uhr aber gegen mich. Ich muss meine Karte noch abholen und den Eingang finden. In Windeseile lief ich über den Parkplatz zum Stadion und sah sofort den „Info-Point“. Ratzfatz bekam ich meine Karte, lief einmal ums halbe Stadion zum Eingang und erreichte pünktlich und durchgeschwitzt zu „You’ll never walk alone“ meinen Platz. WOW! Fast volles Haus, hunderte Fahnen und eine kleine Choreografie. Ist das wirklich die Regionalliga West, oder bin ich versehentlich in der zweiten Liga gelandet?
Die Antwort bekam ich auf dem Rasen. Die 26.000 Zuschauer sahen ein absoluten Grottenkick auf dem Platz. Passend dazu fiel das 1:0 durch einen Elfmeter kurz vor der Halbzeit. Ein langer Ball des Tabellenführers reichte gegen die abstiegsbedrohten Ahlener, um dessen Abwehr auszuhebeln.
In der zweiten Hälfte spielte Aachen das Spiel wie ein „Spitzenreiter“ herunter und erzielte in der Nachspielzeit die beiden Siegtreffer. Für beide Vereine ist es ein weiterer Schritt in eine neue Liga. Passend sangen die Heimfans „Wir steigen auf und ihr steigt ab.“
Fröhlich gingen die Aachener aus dem Neubau, der auch in Augsburg stehen könnte, nach Hause oder feierten den Sieg mit einem weiteren „Bit“.
Für mich ging es sehr schnell vom Parkplatz, denn die Frituur „an der Grenze“ wartete auf mich. (mb)
“HOCHSICHERHEITSSPIEL, FANGNETZE, SICHERHEITSPLANE UND REICHLICH NEBEL IN BERLIN”
12.04.2024
Olympiastadion Berlin
2. Bundesliga
Zuschauer: 62.177 / 22.000 Gäste (ausverkauft)
BERLIN – Am Freitag zu Gast beim Auswärtsspiel der “Kogge” in Berlin, dieses Spiel fand zuletzt 2007 statt. Hansa gewann das Spiel damals mit 1:3. Die Vorfreude um die Partie stieg ins Unermessliche, da man sich auch hier einiges an Stimmung auf beiden Seiten versprach. Offiziell wurde sich über den Hertha-Fanshop eingedeckt, um am Ende doch im Gästeblock zu landen. Na, vielen Dank auch. Eventuell schlecht informiert, so musste es am Ende unter der angesprochenen Sicherheitsplane in den Heimbereich gehen.
Kaum angekommen auf der Haupttribüne ging es auch schon los. Das Stadion wurde vom Intro aus dem Gästeblock mit ordentlich Rauch übersät und so fing das Spiel zehn Minuten später an. Nach Anpfiff zeichnete sich schnell das relativ gute Spiel von der alten Dame aus, wahrscheinlich war es Frank Zander als gutes Omen. Dieser trat heute nach überstandener Kopf-OP das erste Mal wieder live im Olympiastadion auf. Danke an dieser Stelle für den erneuten Ohrwurm. Die Kogge überließ der Hertha komplett das Spiel und der Sohn von Hertha-Trainer Pal Dardai traf zum verdienten 1:0. Fabian Reese, für viele Hamburger sicher leider noch ein Begriff, traf per Handelfmeter nach 31. Minuten zum 2:0. Das Spiel schien nun endgültig gelaufen. In meinen Augen konnte man bei Hansa lediglich dem Torhüter Markus Kolke ein positives Arbeitszeugnis ausstellen, dieser hielt den einen oder anderen Ball echt sicher. In der zweiten Halbzeit trafen die Berliner noch zweimal im Rostocker Tor und entschieden das Spiel für sich 4:0. Die Gäste dennoch mit einem sehr ansehnlichen Support und einer guten Mitmach-Quote und Lautstärke. Die Fans in der Berliner Ostkurve ebenfalls mit einem sehr guten Auftritt, mein zehntes Spiel im Berliner Olympiastadion wurde dem Rahmen absolut gerecht.
Nach dem Spiel ging es noch fix mit dem Auto bis nach Dresden, um dort einen Revisit im Ibis-Budget zu kreuzen. Es folgte die erste Tschechien-Tour des Jahres und das Wochenende wurde bei 23 Grad und Sonne perfekt absolviert. Das letzte Spiel wurde am Sonntag um 15:00 Uhr angepfiffen und danach ging es für den Autoren vom Landboten auf direkten Wege nach Hause. Liebe Grüße an Frank Zander! (fj)
HOF – Lohnt es sich mitten in der Woche für ein mäßig bedeutsames Fünftligaspiel von Schleswig-Holstein nach Bayern „rüberzumachen“? So wie einst Millionen von DDR-Bürgern, die Ende 1989 in die oberfränkische Kreisstadt einfielen und den Geldinstituten dort innerhalb von nur 7 Wochen sage und schreibe 91 Millionen D-Mark Begrüßungsgeld entlockten? Es lohnt sich. Auch ohne Begrüßungsgeld.
Statt Sparkasse oder Citibank heißt das Ziel mittlerweile „Städtisches Stadion Grüne Au“ und dort bekommt man auch kein Geldgeschenk, sondern muss 8,50€ Eintritt abdrücken. Ein stolzer Preis für Bayernliga Nord, zumal das Ticket nicht zum Sitzen berechtigt. Wenn man den Eintritt aber an den Spielort koppelt und die Liga-Zugehörigkeit vergisst, lassen sich die paar Münzen schnell verschmerzen.
An dem 111 Jahre alten Stadion im äußersten Nordosten Bayerns kann man sich gar nicht satt sehen. So viele unterschiedliche Details gibt es hier, jede Seite hat ihren eigenen Charakter. Überragt wird die „Grüne Au“ von der „neuen Tribüne“, die sich über den Stehplätzen erhebt. Aber auch der 70 Jahre alte Holzunterstand auf der Gegenseite ist schlicht überragend. Dieses Stadion würde selbst im grenznahen Tschechien um die vorderen Plätze mitspielen. Hier und da hat man einige Bereiche ausgebessert, aber nie für einen Radikalschlag gesorgt. Im Sommer soll es die nächsten baulichen Veränderungen geben, betroffen ist wohl vor allem die Hauptseite.
In die Jahre gekommen, aber einfach nur zum Liebhaben – so kann auch das Publikum vor Ort beschrieben werden. Hier wird noch aus vollem Herzen gegrantelt. Bei der Getränkedame auf der Holztribüne gibt es nur Bier zu kaufen – und die Frau freut sich über regen Zulauf. Am Grill gibt es „1 Paar Würstchen im Weckla“, die so gut sind, dass man sich am nächsten Tag beim Catering-Metzger im Laden noch Wurstvorräte anlegen lässt. Bei einem Blick in den Fanshop gab es dann doch noch was geschenkt: Ein Mousepad und eine CD. 1989 will hier einfach niemals enden.
Sportlich stand es um die SpVgg schon schlechter. Auch wenn man bereits 2. Bundesliga und vor über 50 Jahren gar Bundesliga-Aufstiegsrunde gespielt hat. Vor 20 Jahren erfolgte übrigens die Fusion mit der SpVgg Hof, was die kleine Fanszene naturgemäß nicht gut verdaut hat. Im Stadion wird weiterhin der „FC“ angefeuert. Unter der „neuen Tribüne“ versammelt sich ein kleiner Haufen mit Zaunfahnen und dicker Lippe.
Das Spiel kam schwer in die Pötte. Mit einem Sieg wäre Hof dicht dran gewesen an den Aufstiegsplätzen und die leichte Überlegenheit mündete in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit dank feiner Einzelleistung auch im ersten Treffer der Partie. Nach der Pause war man die bessere Mannschaft. Es deutete nicht viel auf einen Punktverlust hin. Aber Fußball wäre ja nicht die beliebteste Sportart der Welt, wenn es nicht diverse Möglichkeiten gäbe den Verlauf eines Spiels zu verändern. Der Kapitän der Gäste aus Erlangen jedenfalls ist ein ausgezeichneter Freistoßschütze und zwei seiner Bälle schlugen per hohen Bogen im Torknick ein. Die Entscheidung zum 1:3 im Halbdunkel der flutlichtlosen Anlage ging dann schon fast im Gegrummel und Gegrantel der 824 flüchtenden Zuschauer unter. (mm)
ISTANBUL – Nach 11 Spielen in Armenien ging es für unseren Autor Hannes per Nachtflug nach Istanbul. Diese Anreise hatte es in sich.
Nachdem Kollege Timo am Mittwoch mit einem kurzen Zwischenstop in Österreich weiter nach Italien flog, begann für mich die wohl beschissenste Situation die man auf einer Reise nur haben kann. Beschissen im wahrsten Sinne des Wortes, denn es handelte sich um ungewöhnlich unschönen Durchfall. Am Mittwoch habe ich mir bei der Zweitvertretung vom FC Noah so einen gewaltigen Sonnenstich eingefangen, dass ich in der Nacht auf Donnerstag mehr Zeit auf und über der Schüssel verbracht habe als im Bett. Soweit so gut:
Am Donnerstag war allerdings geplant um 12:00 Uhr auszuchecken und die Zeit bis zum Abflug, Freitag, 01.00 Uhr, noch irgendwie rumzukriegen. Mit ordentlich Toilettenpapier bewaffnet zog es mich in den „englischen Park“ von Yerevan. Salzbrezeln, Cola sowie Wasser wurden im schattigsten Plätzchen der Stadt vernichtet und dabei gebetet, dass eben genanntes hoffentlich lange drin bleibt. Direkt neben den Park befindet sich ein Einkaufszentrum mit guten Toiletten, was etwas Ruhe schaffte.
Gegen 16:00 Uhr war ich dann noch beim Pyunik FC um den 6. von insgesamt 8 Grounds der ersten armenischen Liga zu kreuzen. Da die Toiletten Situation vor Ort auch hier für passabel erklärt werden konnte, ging ich recht entspannt auf die Tribüne und war überracht sogar einen kleinen Gästemob erspähen zu können. Neben dem 30 Mann Pjunik Mob konnten ungefähr 50 Gäste aus Gyumri gezählt werden. An dieser Stelle ein kurzer Sidefact: Armenien ist das wahrscheinlich bescheidenste Land welches ich bisher bereist habe wenn es um das Thema Bierspezialitäten geht. Lediglich das Gyumri Gold konnte halbwegs überzeugen, wo wir wieder bei den Gästen wären. Das Bierrating von Armenien wurde auch schon von einem Fussballfan aus Berlin thematisiert, welcher ebenfalls das Buch „,Englische Wochen in Armenien“ geschrieben hat.
Aber zurück zum eigentlichen Thema: Das Spiel endete 1-1 und der FC Shirak aus Gyumri kann damit mehr als zufrieden sein.
Nachdem Spiel fuhr ich zurück zum Hotel um meinen Rucksack abzuholen und bestellte mir ein Taxi zum Airport. Noch kurz vom mehr als netten Gastgeber verabschiedet, war ich froh gegen 22 Uhr an der Sicherheitskontrolle zu stehen. In der Apotheke am Airport habe ich mir noch (scheinbar) russische Tabletten gegen Übelkeit und Erbrechen gekauft da mir schon wieder mega schlecht war. Kurz vorm Boarding also zwei Teile reingeworfen und tatsächlich ging es mir relativ schnell besser. Die Wahrheit hinter diesen Tabletten ist vermutlich nicht, dass es einem plötzlich wesentlich besser geht, sondern vielmehr dass man vorallem ruhig und müde wird. Schlussendlich brachte aber auch das nichts, denn: Die gesamte Besatzung inklusive der ca. 150 Passagiere wartete nur noch auf das „Ready for Take Off“ des Captains doch stattdessen kam vom zuletzt genannten eine Durchsage auf armenisch, das Anschallzeichen ging aus und die Maschine wurde von mehreren Polizeiautos von der Startbahn zurück geführt. Nunja, so langsam fühlte ich mich wie Christoph Maria Herbst in „Stromberg – Der Film“ und fragte laut: „Haben sie dass gerade gehört ? Dass war mein Geduldspfaden und dieser ist so eben gerissen“. Gehört haben das sicher einige, verstanden hat es definitiv niemand da ich in dieser Maschine der einzige deutschsprachige Passagier war.
1 1/2 Stunden später wurde ein mir unbekannter Passagier von der Polizei aus dem Flugzeug geholt und es konnte endlich losgehen. Gegen 04:00 Uhr am „neuen“ IST Airport gelandet und gegen 05:00 Uhr schlussendlich im Hotel. Lange war die Freude nicht mehr so groß über ein Bett, eine Toilette und vorallem ein bisschen Privatsphäre.
Halbwegs ausgeschlafen ging es am Freitag Mittag dann per Metro und Tram zum türkischen 5. Ligisten „Alibeyköy Spor“. Istanbul Card, türkische SIM und ein paar tausend Lira hatte ich mir bereits auf dem Hinweg nach Armenien besorgt, da mein Stopover am SAW fast 8h Betrug.
In Alibeyköy befindet sich das kleine Stadion vom Stadtteilverein, welches für ungefähr 3000 Zuschauer Platz bietet. Die kleine Tribüne auf der Gegengeraden wurde vor ein paar Jahren abgerissen. Theoretisch handelt es sich bei dem Stadion um ein „Allseater“, so wirklich viele Sitzschalen waren allerdings nicht mehr vorzufinden.
In der ersten Halbzeit passierte bis kurz vor Schluss nicht wirklich viel. Das Spiel pletscherte so vor sich hin und die ca. 30-40 Jungs von Alibeyköy unterstützen umzingelt von der türkischen Polizei ihre Mannschaft akribisch. Kurz vor der Halbzeitpause dann aber der Schock: Ausgelöst durch ein Foul von einem Alibeyköy Spieler brach auf dem Platz eine Schlägerei aus. Da aber nur ein einziger Spieler abtransportiert werden musste, beließ der Unparteiische es bei einer gelben Karte und ließ die letzen zwei Minuten zu Ende Spielen. Nach der Halbzeitpause stellte die Gruppe von Alibeyköy den Support überraschend ein und zog sich sogar komplett aus dem Stadion zurück. Ich frage mich weiterhin ob der Mob mit der Leistung ihrer Mannschaft unzufrieden war oder ob es an den eigentlich sehr entspannten Polizisten lag. Das Spiel wurde wieder angepfiffen und die Gäste sind wesentlich stärker aus der Pause zurückgekommen und haben das Spiel verdient mit 1-2 gewonnen.
Nachdem Abpfiff habe ich den Fehler gemacht und habe statt der Tram den Bus genommen. Um 17:15 Uhr in Istanbul nicht unbedingt die beste Idee, da ich statt angegebenen 34 Minuten ungefähr 1 1/2 Stunden bis nach Taksim gebraucht habe.
“BEIM BARTE DES ZEUS ! ATHENER DERBY UNTER BESONDEREN VORZEICHEN”
03.04.2024
Stadio Apostolis Nikolaidis
Super League
Zuschauer: 12.101
ATHEN – Ursprünglich war die Tour nach Athen im Rahmen einer Englischen Woche für den Januar geplant. Allerdings verhängte die griechische Regierung nach mehreren Zwischenfällen einen Zuschauerausschluss für zwei Monate und es musste umgebucht werden. Nach einem kurzen Check des Rahmenterminkalenders fiel die Wahl auf den Doppelspieltag nach Ostern mit der Hoffnung auf ein bisschen Normalität und natürlich gute Spiele. Tatsächlich hatte ich dann bei der Terminierung der Meisterrunde Glück und erwischte die zwei Traditionsduelle Panathinaikos-AEK und AEK-PAOK.
Nach Ablauf der zwei Monate waren Zuschauer bei den Spielen tatsächlich wieder erlaubt, jedoch mehr oder weniger auf Bewährung. Flogen früher massenhaft Gegenstände und wurden die Stadien in Pyro-Orgien komplett in Rauch gehüllt, droht die Politik aktuell mit weiteren Geisterspielen auch bei kleinen Vergehen. Darüber hinaus soll die Videoüberwachung intensiviert und eine Art „griechische Passolig“ eingeführt werden. Details wusste keiner, den ich im Stadion fragte. Typisch Griechenland.
Apropos Stadion. Nach dem Genuss einer leckeren Pita für absolut faire 3,20 Euro traf ich circa eine Stunde vor Anpfiff am Apostolis Nikolaidis ein. Was für eine Perle! Es bröckelt an allen Ecken und Enden. Offiziell beträgt die Kapazität nur knapp 16.000 Zuschauer, aber die zwei wuchtigen Kurven hinter dem Tor lassen es größer erscheinen. Rundherum finden sich viele Graffiti und im Inneren der Tribünen haben weitere Sportabteilungen von Panathinaikos ihre Trainings/Wettkampfmöglichkeiten. Übrigens baut Panathinaikos nach langem Rechtsstreit seit einem Jahr einen neuen Stadionkomplex, der 2026 fertig sein soll.
Das ist allerdings Zukunftsmusik und im April 2024 stand erstmal der Kampf um die Meisterschaft an.
Im kleinen Athener Derby war Panathinaikos gegen AEK fast schon zum Siegen verdammt. Wie üblich bei Duellen der Big Five in Griechenland waren Gästefans verboten. Wie erwartet verzichtete Gate 13 auf eine Pyroshow, allerdings auch auf eine Choreo oder sonstige Aktion. Schade. Mit dem 0:1 nach nur 5 Minuten wurde es auch sehr leise im Stadion.
Allerdings drehte Panathinaikos das Spiel noch in der ersten Halbzeit. Nach einem geilen Torjubel ging dann auch die ein oder andere Fackel an und natürlich wurde die Stimmung merklich besser. Neben Wechselgesängen gab es auch Schlachtrufe, bei denen alle Tribünen mit einstiegen. Trotz Dauerdruck in den letzten 20 Minuten brachten die Gastgeber das 2:1 über die Zeit und sicherten sich den Derbysieg.
Mit Blick auf die schwierigen Vorzeichen war ich unterm Strich mit diesem Derby zufrieden. (hr)
“SIZILIEN, ANDREA PIRLO UND EIN SCHÖNES STADION IN PALERMO“
06.04.2024
Stadio Renza Barbera
Serie B
Zuschauer: 22.000
PALERMO – Der Schwechheimer Landbote Schreiberling verbrachte seinen Rest des Urlaubs in Italien. Nachdem ich im Februar diesen Jahres Palermo schon geplant hatte und mir die Reise leider aufgrund eines Streiks in Deutschland durch die Lappen ging, konnte ich es einfach nicht lassen. Dieses Stadion begeistert mich einfach zu sehr. Mitte März kamen dann auch endlich mal alle Termine für die Ligen in Italien und die Flüge wurden schnell gebucht.
Angekommen in Palermo am Airport ging es relativ fix in die Innenstadt, hier erkannte man schnell, dass hier heute ein Fußballspiel stattfindet. Am Hauptbahnhof standen die Shuttle-Busse bereit und es liefen einige in einem wunderbaren Palermo Trikot herum. Die Recherche vorher ergab noch eine wunderbare Story, Trainer bei UC Sampdoria ist aktuell Andrea Pirlo. Dieser spielte selbst nie für den Verein aus Genua, doch hat hier seine mittlerweile dritte eigene Trainerstation. Da man ihn leider nur von weitem erkannte, sieht er aus meiner Sicht immer noch so aus, wie im WM-Halbfinale 2006 gegen Deutschland. Zeit für die danach anknüpfende Pressekonferenz blieb dem Schwechheimer Landboten auch nicht, da noch der Berg mit dem besten Panorama über Palermo erklungen werden musste. Bei Sonnenuntergang hatte man hier einen wirklich schönen Blick über die Stadt Palermo und über dieses wunderschöne Stadion.
Die Stimmung im Stadion war von der Heimmannschaft rund um die Curva Nord richtig gut, immer wieder stiegen mehrere Leute auf den Tribünen herum in die Gesänge ein. Ein wirkliches Spektakel für die Ohren. Die Gäste mit einer sehr weiten Anreise aus Genua, laut den bekannten Navigationssystemen immerhin eine 14-Stunden Autofahrt und circa 1408 Kilometern. Sollte also ein entspannter Tagesausflug werden. Dennoch fanden sich ungefähr 150 Gäste im Gästeblock ein, auch hier war die Stimmung einfach herrlich. “Palermo Palermo Vaffanculo” hallte durch diesen wunderbaren Ground. Meine persönliche Sympathie galt aber eindeutig der schönen Farbkombination von UC Sampdoria, bei diesem Anblick kann jedem Reporter nur das Herz aufgehen.
Tabellarisch finden sich beide Vereine absolut im Mittelfeld der Tabelle wieder, so war das Unentschieden auch einfach fair. Besonders hervorzuheben ist hier das Tor zum 2:2, E. Darboe zog einfach mal auf ungefähr 30 Metern ab und der Ball landete perfekt im oberen linken Eck.
Nach dem Spiel ging es also fix mit anderen Reisefreudigen aus der Hansestadt Hamburg auf den Berg, um die Aussicht über die Stadt zu genießen. Danach wurde die zweite Pizza des Tages verschlungen, Italien ist einfach jede Reise wert. (tp)
Der Sonntag in Berlin startete mit einem leckeren Gemüse-Kebab bei Rüyam. Dieser ist nur wenige Meter von dem Friedrich-Ludwig Jahn-Sportpark entfernt.
Dort hatte der singende Stadionsprecher: Ronny Rothé jahrelang für gute Laune gesorgt. Nun drückt er der VSG bestimmt von ganz oben die Daumen. Mit seinen Hits hatte sich der Verein in puncto Musik von den anderen Klubs abgehoben. Heute laufen bekannte Songs, wie „Erfolg ist kein Glück“ oder der Tor-Jingle: „Freed From Desire“. Für gute Musik hingegen sorgten aber geschätzte 150-200 mitgereisten Gästefans aus Zwickau. Viele Lieder mit Ohrwurm-Potential. Auch optisch war der Block nett anzusehen.
Die Fans rund um die Gruppe: ,,Red Kaos“ schwenkten viele kleine Fahnen in rot und weiß, sowie drei etwas größere Schwenker. Zufrieden dürften die Anhänger auch mit dem Ausgang des Spiels gewesen sein. Bei bestem Frühlingswetter ging der Gastgeber zwei Mal in Führung und zur Halbzeit stand es auch 1:0.
Nach dem Seitenwechsel dauerte es aber nur vier Minuten, ehe Albert zum 1:1 traf. Und auch als Cigerci die VSG in der 66. Minute erneut in Führung brachte, zeigte der Drittlig-Absteiger der Vorsaison Moral: Die Mannschaft von Trainer Schmitt konnte das Spiel durch die Treffer von Hermann in der 75. und Klein in der 83. Minute innerhalb von nur neun Minuten drehen und ging am Ende als Sieger vom Platz.
Für den FSV war es die große Revanche, nachdem man sich im Hinspiel noch mit 0:5 geschlagen geben musste. Mit dem Abstieg dürften die ,,Schwäne“ diese Saison dementsprechend nichts mehr zu tun haben. (fj)
YEREVAN – Zwei Redakteure vom Schwechheimer Landbote nutzten die freien Ostertage, um das Land Armenien mal etwas genauer zu begutachten. Insgesamt waren es an 6 Tagen Aufenthalt 10 Spiele und somit kann ein eigenes Urteil gebildet werden.
Ich berichte von diesem Spiel, weil es für mich meiner Meinung nach der schönste Ground und das schlechteste Spiel war. Für armenische Verhältnisse sind 200 Zuschauer schon recht viel.
Aktuell wird dieses Stadion unter anderem für die Spiele der Nationalmannschaft genutzt, das altehrwürdige Hrazdan Stadium wurde vorübergehend mit diesem ersetzt. In den Medien liest man Artikel über ein potenziell neues Nationalstadion, da die Kosten für die Sanierung zu hoch sind. Der Schwechheimer Landbote verfolgt das ganze natürlich, denn noch eine Ansetzung im alten Ground wäre ein absoluter Traum. Dafür würde ich definitiv wieder nach Armenien fliegen. (tp)
HALLE – Am Karfreitag stellte ich den Wecker auf sechs Uhr, um mit einem Landbotenbegleiter nach Halle zu fahren. Nur blöd, wenn man den Standardwecker für die Arbeit auswählt. Dieser klingelt nämlich nur von Montag bis Freitag.
Als ich um kurz nach sechs wach wurde, dachte ich mir, irgendwann muss das Gerät doch bimmeln. Tat es aber leider nicht. Somit war es leider nicht mehr möglich die S1 zu kriegen. Der Bolt-Roller musste her, damit ich in kürzester Zeit zur S3 fahren konnte. Nur leider hatte der aufgefundene Roller keine funktionierenden Bremsen, wodurch ein Arbeitnehmer am Ostersamstag einen schlechten Start in den Tag hatte. Der Weg war breit genug für uns zwei, wäre er nicht arg getaumelt.
Anyway, die S3 habe ich bekommen und der Rest der Anreise lief problemlos. Das Vorspiel bei der ESG Halle wurde auf’m Campingstuhl genossen und dann ging es zum Zoo. Am Eingang wechselten wir acht Euro gegen eine Eintrittskarte und genossen schon den Anblick von Wurst und Buletten. Da wurde natürlich sofort zugeschlagen und ein Getränk gleich hinterher geordert. Mit der Bulette in der Hand entdeckten wir auf der gegenüberliegenden Seite auch die kleine Fanszene von Germania Halberstadt. Damit haben wir nach dem Abstieg in die Oberliga überhaupt nicht gerechnet. Eine sehr nette Überraschung. Die Jungs und das eine Mädchen hatten über 90 Minuten ihren Spaß. Unterbrochen wurden sie nur einmal vom sehr aktiven Stadionsprecher, der den Ball wieder zurückhaben wollte.
Das Spiel auf dem Rasenplatz begann quasi mit einem Elfmeter für den Außenseiter aus Halle. Halberstadt kam nach dem verwandelten Elfmeter aber postwendend zurück und erzielte das 1:1. Mehr Tore durften wir leider nicht mehr sehen. Für Halle ein wichtiger Punkt im Kampf um den Klassenerhalt, für Halberstadt ist der Aufstiegszug nun wahrscheinlich abgefahren.
Das Stadion am Zoo ist ein kleines altes Schmuckstück mit einer Sitzplatztribüne auf der einen Seite und einer Stehplatztribüne auf der anderen. Dazu haben sie hier alles mögliche abgezäunt und mehrere Eingänge aufgebaut. Regionalliga könnte man hier also ohne Probleme spielen. Der Stadionsprecher verabschiedete uns dann pünktlich um 15.47 Uhr mit einem „Tschüssikowski“ und das war’s dann auch aus’m Zoo.
Ein rundum perfekter Nachmittag in der NOFV-Oberliga Süd (mb)