Ein herzliches „Tach auch“ aus der Redaktion! Es war der Sommer der „Lost Grounds“ in Deutschland. Und an der Spitze der unbespielten Stadien weit oben, steht unbestritten die „Vestische Kampfbahn“ in Gladbeck. Dieses Stadion mit einem offiziellen Fassungsvermögen von 37.612 Plätzen begrüßen wir in dieser Woche als 16. Mitglied unserer Reihe „BILDERBUCHBUDE DER WOCHE“.
Der Antik anmutende Eingangsbereich aus Sandstein bestätigt die Ahnung, dieses Stadion sei direkt aus der Weimarer Republik in die Neuzeit gepurzelt. Und tatsächlich fällt das Baujahr 1928 genau in diese Epoche. Bevor der oft auch als „Stadion Gladbeck“ bezeichnete Spielort im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs beschädigt wurde, hielt Adolf Hitler hier 1932 eine Wahlrede vor rund 50.000 Zuhörern ab. Bereits davor und auch danach diente das Gladbecker Stadion dem FC Schalke 04 immer wieder als Austragungsort bei Endrundenspielen um die Deutsche Meisterschaft. Fritz Szepan & co begeisterten vor fast hundert Jahren zehntausende Zuschauer am Wittringer Wald.
Es folgten moderate Modernisierungen, aber die Historie der Kampfbahn überstrahlt den Ort bis heute. Hin und wieder hat man das Glück und der SV Zweckel trägt alle paar Jahre mal ein Spiel in dem Rund aus. So geschehen am 18. August 2024 beim 3:2-Sieg gegen den SV GE-Hessler 06.
14.09.2024 Landesliga Ost Mecklenburg-Vorpommern Stadion der Freundschaft Zuschauer: 70
„LEUCHTTURM AM OSTSEESTRAND“
STRALSUND – Eine echte Stadionperle gibt es in der ältesten Stadt Pommerns zu bewundern. Das „Stadion der Freundschaft“ in Stralsund steht seit gut 85 Jahren fast unverändert zwischen Rügenbrücke und Stadthafen – direkt am Ostseestrand. Während es in der Stralsunder Vereinslandschaft immer wieder viele Neuerungen zu verzeichnen gab, veränderte man im Stadion nur Kleinigkeiten. Modernisierungen? In den 90er-Jahren wurde der Spielort um eine begehbare Anzeigetafel ergänzt, die heute viel Ost-Charme ausstrahlt und als eines von vielen Highlights in dem nostalgischen Rund zu nennen ist.
Zwei Jahre bekamen die Zuschauer in den 70er-Jahren Erstliga-Fußball im Stadion der Freundschaft geboten. Zumeist rollte der Ball in der zweitklassigen DDR-Liga bei der ASG Vorwärts Stralsund, die sich in der letzten DDR-Saison für die drittklassige NOFV-Oberliga qualifizieren konnte. Damit fingen die Probleme an. Denn schon im zweiten Halbjahr 1991 zog der nun wieder in TSV 1860 Stralsund umbenannte Verein die Mannschaft zurück, fortan wurde in der Hansestadt nur noch unterklassig gekickt. Bis sich 1994 der FC Pommern Stralsund gründete, der sich in der Tradition der ASG sah. Geschlossen übernahm der neue Verein den Kader von 1860. In den Folgejahren gab es immer wieder ein Hin und Her zwischen den Spielern beider Teams. 2018 beschloss man zusammen mit dem Stralsunder FC im Großverein 1860 aufzugehen. Die Fusion machte aus einem gestandenen Verbandsligisten eine Fahrstuhlmannschaft und zog den Zorn der FCP-Fanszene auf sich.
Im Sommer 2024 ist der TSV gerade mal wieder abgestiegen. Der emsige Stadionsprecher begrüßt „70 Freunde des runden Leders“ im Stadion. Mit dieser mickrigen Kulisse wirkt das Stadion erst Recht wie in der Zeit stehengeblieben. Vom gefliesten Eingangstor bis zu den Zäunen und der kleinen „Ehrentribüne“ – so muss es vor der Wende in der DDR-Liga ausgesehen haben. Selbst im Vereinsheim liegt allerlei Zeugs von früher einfach so auf dem Tisch herum und die Spitzengardinen vergilben langsam. Und dann ist da noch das Stadtpanorama mit den Gotteshäusern im Hintergrund. Und diese Anzeigetafel! Ohne Frage: Stralsund ist eine wahre Perle am Ostseestrand!
Der Fußball im Stadion der Freundschaft ist an und für sich eher unkompliziert. Alles bekommt man für 2€: Eintritt, Bratwurst, Bier. Das mäßig gekühlte „Lübzer Pils“ schmeckt wie Hammer auf’m Kopf, aber das gehört in dieser Region irgendwie dazu. Auch auf dem Spielfeld ist die Sache zunächst klar: Stralsund ist die viel bessere Mannschaft. Mit einer klugen Taktik holt man sich viele zweite Bälle und beweist in der Offensive Klasse und Struktur. Ein Kopfball und ein Konter besorgen der Heimelf die beruhigende 2:0-Pausenführung. Nach einem gegnerischen Torwartabschlag fällt im zweiten Abschnitt aus dem Nichts der Anschluss für die Gäste. Chancen zum 3:1 werden vergeben. Stattdessen trifft Waren mit zwei blitzsauberen Abschlüssen erst zum Ausgleich und geht dann sogar mit in 3:2 Führung. Plötzlich ist Leben in der großen Bude. Und tatsächlich gelingt mit der letzten Aktion der verdiente Ausgleich zum 3:3-Endstand!
Anschließend fordern die wenigen Fans die Mannschaft zum Abklatschen an den Zaun. Auch wenn nicht viele Zuschauer geblieben sind – das „Stadion der Freundschaft“ steht seit 1938 unverändert am Strelasund und ist heute der Leuchtturm in der Fußballgeschichte der Stadt. (mm)
14.09.2024 2. Bundesliga Müngersdorfer Stadion Zuschauer: 50.000
KÖLN – Es wurde für mich mal wieder Zeit, das Topspiel in der zweiten Bundesliga stand an. An diesem Wochenende sollte das Spiel in Köln stattfinden, der Gast war kein geringerer als der FCM. In Deutschland natürlich ein absolutes Brett, ein guter Auftritt im Müngersdorfer Gästeblock sei uns damit versprochen worden. Ich traute meinen Augen kaum, dass wirklich der Doppler mit Fortuna Köln gegen Duisburg vorher möglich war. Welch ein schöner Tag in Köln mit zwei richtig guten Ansetzungen.
Das Müngersdorfer Stadion war in meinen Augen schon vor dem Besuch am Samstag eine absolute Augenweide und ein richtig schönes Fußballstadion in Deutschland. Aus dem Stadtzentrum fährt die Straßenbahn ungefähr 25 Minuten zum Stadion und dann steht man auf dieser schönen riesigen Wiese vor diesem Stadion. In den Ecken des Stadions schießen einem erneut die rot-weißen Pfeiler ins Gesicht. Definitiv ein Alleinstellungsmerkmal im deutschen Profifußball. Bei meinem dritten Besuch hier, fasziniert es mich doch jedes Mal wieder. Sobald man im Unterrang der Tribüne steht, bekommt man das Gefühl, ganz nah am Spielfeld zu sein. Das Vereinslied “Mer stonn zo dir, FC Kölle” einfach nur geil! Jedem Fußballromantiker geht hier das Herz auf, solche Lieder braucht der Fußball!
Bevor das Spiel startete, gab es eine Gedenkminute in Form von emotionalen Applaus für den vor kurzem verstorbenen Christoph Daum. Eine emotionale Ansprache seitens des Stadionsprechers zeigte uns hier noch einmal deutlich, was Christoph Daum für ein toller Mensch war!
Der Effzeh startete aktiv im Spiel nach vorne, es häuften sich die Großchancen im ausverkauften Stadion. Die Stimmung auf der Heimseite, besonders bei den Gassenhauern, ist wirklich gut, viele Fans, die in die Gesänge einsteigen und meiner Meinung nach ist es ein sehr schönes Kurvenbild in der Südkurve. Der Heimverein ist aktuell mit einer Transfersperre bis in den Januar 2025 belegt, absolut verrückt, wenn man bedenkt wie mit Millionensummen im europäischen Fußball herumgeworfen wird. Dem Spiel der Kölner hätte ein erfolgreicher Stürmer sicherlich gut getan. Absoluter Wahnsinn, was an diesem Abend für Chancen liegen gelassen wurde. Somit ging es mit einem torlosen Remis in die Kabinen.
Die zahlreichen Gäste aus Magdeburg fielen besonders in der ersten Halbzeit durch das bekannte gemeinsame Einklatschen auf. Es schallte durch das ganze Stadion “Fußballclub Magdeburg”. Zu unserem Glück nicht nur einmal, sondern direkt drei mal nacheinander in einer brachialen Lautstärke. Meine Ohren gehörten ab diesem Moment definitiv dem Gästeblock. Zur zweiten Halbzeit wurde dann eine schöne Pyroshow vorbereitet, deren Effekt definitiv wirkte. Der Funke sprang über. Der Dauersupport aus dem Gästeblock fand kein Ende mehr.
Die zweite Halbzeit startete also phänomenal und auch auf dem Platz wurde es heißer. Der Effzeh traf in der 49’ Minute durch Damion Downs. Verpasste es erneut zahlreich den Sack einfach mal zu schließen. Die Spielstatistik zählte am Spielende 33:9 Torschüsse für das Heimteam. Und wie passiert es im Fußball so häufig? In der 66’ Minute erzielte Falko Michel per Kopf das 1:1. Im Gästeblock wurde die Stimmung natürlich nur noch besser. Ich hoffe viele von euch haben solche Spiele schon mal als Zuschauer gesehen, man fiebert quasi schon mit, dass noch ein Tor für den Gästeblock fällt und dann ist es irgendwann soweit. In der 83’ Minute schoss Jean Hugonet aus der zweiten Reihe und der Ball landete im Netz. Die Spieler von Trainer Christian Titz rennen in den Gästeblock und feiern den Führungstreffer. Geile Szenen, die mit keinen Worten zu beschreiben sind! Der Gästeblock ist spätestens jetzt natürlich auf dem absoluten Höhepunkt angekommen, der Gassenhauer “Unser Club ist unbesiegbar” wurde zum besten gegeben und der ganze Gästeblock sang mit.
Natürlich brauchen wir hier nicht darüber diskutieren, ob der Sieg der Magdeburger verdient ist oder nicht. Bei so einem Spielverlauf und der vergebenen Chancen der Kölner, rechnet eben kaum jemand mit einem Auswärtssieg der Magdeburger. Das ist eben Fußball! Dieses Spiel und der Auftritt beider Fanszenen sind ein erneuter Beweis dafür, dass die zweite Liga in Deutschland eben attraktiver ist als die Bundesliga oder so manche höherklassige Liga im Ausland.
Nach dem Abpfiff kam es im Gästeblock nochmal zwischen Fans und Spielern zu einem gemeinsamen Einklatschen. Das für heute letzte “Fußballclub Magdeburg” schallte durch den Kölner Nachthimmel.
Der FCM steht nach dem überraschenden Auswärtssieg auf dem 3. Platz in der Tabelle, der Effzeh hingegen auf Platz 8. Die Saison ist noch lang, es bleibt spannend zu beobachten, wie es sich entwickelt. Ab dem Januar 2025 darf der 1. FC Köln wieder Spieler zum Spielbetrieb anmelden und somit Transfers tätigen. (fj)
14.09.2024 Regionalliga West Südstadion Köln Zuschauer: 9.448 (ausverkauft)
KÖLN – Mit einer Verspätung von knapp 14 Minuten erreichte der grüne FlixTrain den Kölner Hauptbahnhof. Nach einem kurzen Bolt-Fahrtrip war ich nur 10 Minuten später am Stadion. Heute stand ein Wiederbesuch im Südstadion auf dem Programm. Vor zwei Jahren hatte die Mannschaft aus Köln-Rodenkirchen die Alemannia aus Aachen empfangen, und das Spiel endete damals mit 0:0. Zwar ist ein torloses Spiel kein Grund, das Stadion nicht in die Liste der besuchten Grounds einzutragen, dennoch störte mich das fehlende Torverhältnis etwas.
Zusätzlich wurde am selben Abend um 20:30 Uhr das Zweitliga-Spiel zwischen dem Effzeh und dem FC Magdeburg von der DFL angesetzt, was einem Stadion-Doppler in Köln nichts mehr im Wege stand.
Fortuna vermeldete für das Spiel ausverkauft und dass es keine Tageskasse geben wird. So musste ich mich mit einem mobilen Stehplatz-Ticket begnügen, das ich knapp eine Woche vor dem Spiel online bestellt hatte. Mein Platz befand sich in der Südkurve, die bei anderen Spielen normalerweise geschlossen bleibt.
Von hier aus hatte ich sowohl die Heimkurve, rund um die älteste Ultras-Gruppe des Landes (Fortuna Eagles, gegründet 1986), als auch den Gästebereich der Duisburger im Blick. Zum Spielbeginn präsentierten die mitgereisten Fans aus Meiderich ein beeindruckendes Chaos-Intro mit zahlreichen blau-weiß-schwarzen Fahnen, Konfetti, Fackeln und blauem Rauch. Zudem wurde auf 11 Doppelhaltern mit jeweils einem Buchstaben die Botschaft: „Auf geht’s MSV“ sichtbar gemacht. Die zahlreichen Gästefans waren das gesamte Spiel über zu hören und unterstützten ihr Team lautstark von einer unbedachten Tribüne.
Das Spiel zwischen dem Tabellenführer aus Köln und dem Drittliga-Absteiger MSV bot auf dem Rasen nur wenige Höhepunkte. Beide Mannschaften fehlten die zündenden Ideen, und Chancen waren rar gesät. Die größte Gelegenheit vergab Steffen Meuer, der aus 30 Metern das leere Tor verfehlte. Auch das zweite Spiel, das ich in diesem Stadion miterlebte, endete torlos. Ob ich den Ground noch ein drittes Mal besuchen werde, bleibt abzuwarten, aber er lohnt sich auf jeden Fall. (fj)
GROß STIETEN – Für den Freitag war Entschleunigung auf dem platten Land angesagt. Keine Hektik, keine Termine, keine Kompromisse. Mit einem Revisit im letzten Dorf vor der ehemaligen innerdeutschen Grenze in Mustin bei Ratzeburg, wollte man das Wochenende einläuten und den schönen Spätsommerabend ausklingen lassen. Sogar Gesellschaft hatte sich angekündigt für diesen Abend und so fuhr man mit 10 Minuten Puffer gen Osten. Als dann kurz vor dem Ortseingangsschild von Mustin mehrere Male das Handy bimmelte, wurde man neugierig. Auf dem Display: Kurznachrichten mit Fahndungsaufrufen nach dem Schwehheimer Landboten. Da dämmerte was. Schnell die Social-Media-Kanäle von der SG Schlagsdorf/Mustin gecheckt – und siehe da: Die Partie wurde um eine Stunde vorgezogen.
Nun war guter Rat teuer. Ohne Smartphone wäre dieser Abend wohl in jeder Hinsicht gelaufen gewesen. Doch das Telefon spuckte Groß Stieten als einzige Alternative aus. Anstoß- und Ankunftszeit laut Google: 20 Uhr. Fünfzig Kilometer Landstraße. Noch nie was von gehört. Und da war es wieder so weit: Hektik, Termine, Kompromisse.
Die Ankunft konnte noch um 2 Minuten nach unten geschraubt werden und zack, lief man mit den Spielern zusammen auf den Rasen ein. Der Stress fiel sofort ab und die Fahrt hatte sich gelohnt, denn in Groß Stieten erwartete den gebeutelten Groundhopper das kleine Glück. Das ganze Dorf war gekommen, der Grill dampfte, Ballermusik vom DJ – ja, sogar ein Lichtkonzept hatte man auf die Beine gestellt. Zur Begrüßung an der Kasse gab es eine individuelle Eintrittskarte auf die Hand und an jeder Eckfahne wachte ein Ordner per Sprechfunk über die Sicherheit der Zuschauer. Das war hier in erster Linie ganz klar eine Dorfparty und kein Kreisoberligapsiel. Schon am Wochenende zuvor konnte die SG über 200 Zuschauer zum ersten Heimspiel begrüßen. Der Ground hat zwar kaum Ausbau anzubieten, besticht aber durch eine Menge Charme.
Zu der großartigen Stimmung trug auch das Spiel bei. Schon nach wenigen Minuten geht die Heimelf in Führung. Wismar gleicht aus. Doch Groß Stieten hat stets die bessere Antwort parat. Der direkt verwandelte Freistoß von SuH zum 4:3 wird mit einem – na klar – direkt verwandelten Freistoß zum 5:3 gekontert. Schade dass kurz darauf das mögliche 5:4 am Pfosten landet. Man mag sich nicht vorstellen, wie diese Partie sonst verlaufen wäre.
Nach dem Schlusspfiff geht die Party erst richtig los. Der „Stimmungsblock“ von Groß Stieten hatte sich in der zweiten Halbzeit bereits eingesungen. Dabei wurde auch munter DDR-Liedgut zum Besten gegeben. In den letzten Minuten muss der Pegelstand an „Lübzer Pilsener“ dann seinen Höhepunkt erreicht haben. Mit dem Abpfiff fluten schiefe Töne den Sportplatz, dazu wird die Luftgitarre ausgepackt und wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, hier wird gerade ein frischgebackener Weltmeister gefeiert. Der Abend der Stimmungsmacher endet schließlich formvollendet in einer Schlägerei auf dem Parkplatz. Am Ende haben sich aber wieder alle lieb – in Groß Stieten, wo das kleine Glück zu Hause ist. (mm)
HANNOVER – Traditionsduell in der Oberliga Niedersachen an diesem 6. Spieltag. Traditionsduell mit Lücken, denn seit der Spielzeit 2005/06 waren beide Teams nicht mehr aufeinandergetroffen. Während bei der Arminia mittlerweile die elfte Oberliga-Saison nacheinander ins Haus steht, ging es beim SV Wilhelmshaven bekanntlich drunter und drüber. 10 Jahre ist es her, dass der SVW nach einem Fehlurteil der FIFA aus der Regionalliga zwangsabsteigen musste. Zwei Jahre später fand man sich in der Bezirksliga wieder. Nun folgten zwei Aufstiege in Folge und seit diesem Sommer kämpft man in der Oberliga um Punkte.
Mit der Straßenbahn ist man in wenigen Minuten vom Hauptbahnhof Hannover im Stadtteil Bult, wo sich direkt gegenüber der Tram das traumhafte Stadion der „Blauen“ befindet. An der Kasse ist was von „bis zu 150 Auswärtsfans“ zu hören. Aber so weit ist man in Wilhelmshaven noch nicht: Ein gutes Dutzend Rot-Gelbe schwenken später auf der Tribüne ein paar Fahnen. Die Kulisse von rund 500 Zuschauern an diesem heißen Spätsommertag ist dieser Partie jedoch würdig. Das „Rudolf-Kalweit-Stadion“ atmet an jeder Ecke Historie. Viele Jahre wurde hier in der 2. Bundesliga gekickt. Ende der 60er-Jahre fanden sogar Aufstiegsspiele zur Bundesliga am Bischofsholer Damm statt. Auf der Tribüne knarzt das alte Holz und rundherum ziehen sich viele krumme Stufen. Nur der Bereich hinter dem Tor ist für die Zuschauer tabu – dort haben drei Schafe ihren Stall, die außerhalb der Spieltage auf den Stehplätzen im Stadion grasen und die Anlage in Schuss halten. Eine Maßnahme, die viel mehr Beachtung verdient hat – und nebenbei noch tolle Fotomotive liefert.
In der Vereinsgaststätte „Avanti“ unter der Tribüne bekommt man Speis und Trank zu fairen Preisen und mit einem Glas Bier oder Limonade in der Hand, kann man sich auf die Terrasse oder Tribüne zurückziehen. Das Spiel startet mit einem Knaller: Schon der erste Schuss der Arminia nach drei Minuten zappelt im Netz. Leider verflacht die Partie in der Folge. Wilhelmshaven sieht man den Umbruch an: 19 Spieler kamen neu in der Sommerpause. Alle Gästespieler können gepflegt mit der Kugel umgehen, aber das Zusammenspiel klappt überhaupt nicht. Arminia mit der Führung im Rücken, verhindert unter geringem Aufwand mögliche Gegentore.
In der zweiten Halbzeit ein ähnliches Bild. Doch Wilhelmshaven wird stärker und kann sich wenige gute Chancen herausspielen, die jedoch kläglich vergeben werden – unweigerlich stellt sich bei diesen Szenen die Frage, wie die Gäste immerhin 6 Punkte aus 5 Spielen sammeln konnten. Als sich fast alle Zuschauer schon auf den Schlusspfiff vorbereiten, gelingt doch noch etwas Zählbares. Aber auf der anderen Seite: Hannover macht den Deckel drauf – und wie! Nachdem Wilhelmshaven aufgerückt war, schießt der Hannoveraner Chinoso Anoliefotu aus gut 50 Metern auf’s Tor und die Kugel segelt im hohen Bogen über die Linie. Neben dem Torschützen im Fokus, Wilhelmshavens Keeper: Gian-Luca Reck. Sohn der Bremer Torwartlegende Oliver Reck und Halbbruder von Pierre-Michel Lasogga. Verwandtschaftsverhältnisse, fast so verrückt wie dieses Tor.
Eine krude Zusammensetzung ist auch das Publikum am Bischofsholer Damm. Drei Fraktionen stechen hervor: Die alten Hasen, die wahrscheinlich schon zu Zweitliga-Zeiten an der Bande standen und gemeckert haben. Hinter dem Tor: Eine alternative Fanszene mit Regenbogen-Accesoires und Punk-Attitüde. Und die dritte Gruppe: Groundhopper, die knapp 20% der Kulisse an diesem Tag ausmachen. Der norddeutsche Meister von 1920 mit seinem Bilderbuchground ist natürlich längst kein Geheimtipp mehr in der Szene. Auch die Fußballromantiker haben im Rudolf-Kalweit-Stadion mittlerweile eine lange Tradition. (mm)
04.09.2024 Regionalliga Nordost FC Carl Zeiss Jena – FC Rot-Weiß Erfurt – 5:1 Zuschauer: 12.432
“DERBYZEIT IN THÜRINGEN”
JENA – Nachdem meine Tour über’n Balkan nach 3 Wochen sein Ende fand, ging es am Mittwochmittag ins schöne Bundesland Thüringen. Es stand das Derby von Carl Zeiss gegen den Konkurrenten aus Erfurt an. Die Anreise beinhaltete 4 ½ Stunden Autofahrt, es gab schon deutlich schlimmeres auf einem Mittwoch. Über die meiner Meinung nach wenig attraktivste Autobahn Deutschlands (A24) über Berlin und Leipzig bis nach Jena. Die Situation um das Stadion herum als überschaubar eingestuft und fix wurde das Auto gegen eine kleine Parkgebühr abgestellt. Positiv hervorzuheben ist das Print@home Ticket wurde erfolgreich gegen ein “echtes” Ticket getauscht, für Sammler eben dieser heiß begehrten Tickets ein voller Erfolg.
Das Stadion in Jena wurde im Juli 2024 nach einem Umbau neu eröffnet. Die Fanszene von Carl Zeiss möchte unbedingt ihren ehemaligen Standort in der Südkurve behalten und steht im neuen Stadion direkt neben dem Gästeblock in der Südkurve. Somit ist es der gleiche Standort wie im alten Stadion, Traditionen sollte man pflegen. Das Stadion an sich hat sowieso schon viel zu viel Charme verloren durch den Ersatz von einem 0815-Neubau.
Das Derby warf seine Schatten weit vorher voraus, zuerst die unglückliche Umplanung des Verbandes von Sonntagnachmittag auf Mittwoch 17:00 Uhr, um es dann später nochmal auf Mittwoch 19:00 Uhr anzusetzen. Verwirrung und Unverständnis wahrscheinlich bei vielen Interessenten des Fußballs, für unsere Reisetruppe wahrscheinlich dennoch das Beste. Zudem wechselten in der letzten Transferperiode zwei Spieler vom Gegner FC Rot-Weiß Erfurt nach Jena. Der Spieler Erik Weinhauer hat heute seinen 11. Saisontreffer erzielt. Erik Seidemann traf heute ebenso gegen seinen ehemaligen Verein zum 5:1 Endstand. Die beiden Spieler jubelten verhältnismäßig ruhig, ob das wirklich echt ist, dürfen andere bewerten. Vereinswechsel zwischen Derbygegnern habe ich persönlich noch nie verstanden. Nach dem Sieg ist der FC Carl Zeiss Jena mit 18 Punkten aus 6 Spielen aktueller Tabellenführer in der Regionalliga.
Auf den Rängen gaben beide Fanszenen ein solides Bild ab, die Gäste aus Erfurt mit dem absoluten Gassenhauer “Vorwärts Vorwärts FC Rot-Weiß Erfurt” auf die Melodie von Abba “Super Trouper“ – Potential für den Ohrwurm der Woche ist hier definitiv vorhanden. Die Heimseite ging auf unserer Seite ein wenig unter, Schuld war hier eher die Entfernung, in der zweiten Halbzeit gab es eine sehenswerte Pyroshow und danach immer wieder vereinzelte Fackeln im Heimbereich. Der deutliche Derbysieg wurde mit dem Banner “Die Nummer 1 im Land sind wir – Ihr Träumer” gefeiert.
Sollte Jena es über die komplette Saison schaffen, oben mitzuspielen, geht es in die Aufstiegsrelegation gegen ein Team aus der Regionalliga Nord. Die Spannung bleibt bestehen, ein Besuch der beiden Vereine aus Jena oder Erfurt lohnt sich akustisch allemal. Ein Gewinn für die dritte Liga wäre ein Aufstieg von Jena sicherlich, besser als jegliche Zweitvertretungen. (tp)
27.08.2024 Kreispokal Hannover Stadion auf dem Lindener Berg Zuschauer: ca. 200
„DER GEWINNER DES ABENDS“
HANNOVER – Aktuell muss man auf der Hut sein. Die ganzen Kreispokale spülen immer wieder neue Ansetzungen an Land. So wurde kurzfristig dieser Zweitrundenkick in Linden entdeckt und einen Tag später saß man auch schon im Zug nach Hannover. Pünktlich und entspannt hielt die Straßenbahn eine Stunde vor dem Anpfiff im Zentrum des Stadtteils Linden und so flanierte man durch die historischen Straßen im hannoveraner Südwesten zum Ground. Der Bezirk war bis in die Zeit der Weimarer Republik eine eigenständige Stadt mit rund 80.000 Einwohnern, hier hat die berühmte „Hanomag“ ihren Ursprung – und das merkt man bei einem Stadtspaziergang.
Eine lange Tradition weist auch der auf dem Lindener Berg beheimatete Sportverein auf. Der Support der Lila-Weißen gehört zwar noch nicht ganz so lange zur Ausstattung des Kreisligisten, doch mittlerweile hat es sich zumindest bis zu den Stadtgrenzen Schwechheims herumgesprochen, dass bei den Spielen der Lindener die Fahnen geschwenkt werden. Ob ein Pokalspiel unter der Woche um 18.30 Uhr besondere Zuwendung genießt, entzog sich jedoch der allgemeinen Kenntnis.
Zehn Minuten vor dem Anpfiff betrat man den Sportplatz, der auf den ersten Blick keine Sitzmöglichkeiten bietet. Im Eingangsbereich fallen diverse Graffitis auf. Wer es bis dahin nicht wusste, dem wird dann auch die politische Gesinnung der Lindener Fanszene klar. Das Vereinsheim scheint aus der Zeit gefallen zu sein, dort haben in den 80er-Jahren bestimmt viele unvergessliche Schützenfeste stattgefunden. Wenn Barhocker und Eichentresen Geschichten erzählen könnten, dann wäre dort bestimmt mehr los, als die paar Leutchen, die unauffällig an ihrem Tischchen sitzen.
Kurz bevor die Spieler auf’s Grün traben, versammelt sich die Fanszene der 07er auf dem Ausbau des Grounds – eine Art „Überhangbalkon“ von einer angrenzenden Flachdachhalle. Die Sitzgelegenheiten auf dieser Erhöhung reichen auch vollkommen aus für diese Kreisliga-Szenerie. Die Kulisse von rund 200 Zuschauern an diesem Abend scheint überdurchschnittlich zu sein. Zeitgleich mit dem ersten Pfiff des Schiedsrichters wird supportet und das wirklich ordentlich, pfiffig und melodisch. Fast durchweg trällert es von der Tribüne und nach einer Weile mündet es auch in einer ersten Pyro-Aktion.
Das Spiel mag so gar nicht zu dem Rahmen passen. Im Spiel zweier Kreisligisten passiert fast gar nichts auf dem Rasen. Kein Pass findet einen Abnehmer und niemand schießt auf’s Tor. Das Bemühen mag man den Akteuren nicht absprechen und vor allem Linden ist dann doch meistens einen Schritt eher am Ball. Trotzdem werden in der Halbzeit 0:0-Wetten mit anderen Groundhoppern abgeschlossen. Doch die Lindener kommen – wie vermutet – motiviert aus der Kabine und fideln die Gäste aus Laatzen noch mit 4 Toren vom Feld. Bei jedem Tor werden eifrig Bengalos gezündet, die den milden Spätsommerhimmel rot färben.
Dieser Abend war wirklich ein Gewinn und Wettschulden wurden zum Glück auch nicht mehr angehäuft. (mm)
ULM – Die Premiere des Herzensvereins in der Bundesliga führte mich an diesem Wochenende in den Süden der Republik. Sicherlich hätte es bessere Gegner als Hoffenheim gegeben, aber nach dem immer noch surrealen Aufstieg war das nebensächlich. Tapfer kämpfende Holsteiner unterlagen knapp in der Sinsheimer Arena, die sich bei 34 Grad quasi wie ein Backofen aufheizte. Viele Fans machten sich direkt auf den langen Rückweg nach Kiel, doch für mich rief am nächsten Tag die redaktionelle Pflicht in Ulm.
Ebenso traurig wie die Holstein-Fans war auch der Himmel, denn in der Nacht goss es in Strömen und die Temperatur halbierte sich fast. Beste Bedingungen für ein wenig Sightseeing in Ulm und klar durfte der höchste Kirchturm der Welt nicht fehlen. Viel mehr Lust hatte ich allerdings nicht. Noch kurz das Rathaus eingefangen und ab zum Star des Tages, dem Donaustadion.
Wie Holstein kickt auch Ulm mit einer Sondergenehmigung, denn eigentlich ist z. B. eine komplette Überdachung Pflicht. Neben all den Hochglanzarenen wirkt die Heimat der Spatzen mit seiner Laufbahn, zwei Stehkurven und den klassischen Flutlichtmasten wie aus der Zeit gefallen. Überlegungen für einen kompletten Neubau gibt es, aber bis dahin dürfte noch viel Wasser die Donau runterfließen.
Gewisse sportliche Parallelen existieren auch: nach einer langen Leidenszeit inklusive drei Insolvenzen ging es von der Bundesliga bis runter in die Verbandsliga. Ab 2016 stabilisierten sich die Ulmer in der Regionalliga Südwest und setzten vor zwei Jahren zum sensationellen Höhenflug in die 2. Bundesliga an. Dort gab es zwei Pleiten zum Auftakt und im zweiten Heimspiel gegen Düsseldorf sollte es besser laufen.
Die Gäste vom Rhein legten auf den Rängen gut los. Unter dem Motto „Wir sind dein Rückenwind“ stieg viel roter und ein bisschen weißer Rauch auf. Dank wenig (Rücken)wind blieb der auch etwas länger in der Luft und sorgte für ein gutes Bild. Abgerundet wurde das Ganze mit ein paar Raketen, die sich in einem offenen Stadion natürlich anbieten.
Die Ulmer zogen auf der Gegengerade eine kleine Blockfahne hoch. Übrigens wurden vorm Anpfiff noch die Aufstiegshelden von 1999 geehrt. Feine Geste. Auf dem Platz zeigten sich die Gastgeber mutig und kamen früh zu Chancen. Die Belohnung folgte kurz vor der Pause: Iyohas Bein war im Strafraum viel zu hoch und traf Strompf. Den fälligen Elfmeter verwandelte Higl.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass bei der Fortuna die brutal verlorene Relegation einen Knacks verursacht hatte. Dem glücklichen Auftaktsieg folgte eine Nullnummer und das Pokalaus in Dresden. Auch heute kam lange wenig Gefährliches und erst ein Doppel-Pfostentreffer in der 70. brachte mehr Schwung rein. Zehn Minuten später dann der Mittelfinger für alle Hobbyexperten: zunächst bekamen die Gäste einen Handelfmeter zugesprochen, den Pejcinovic im Nachschuss einnetzte. Nur eine Minute später der Doppelschlag zum 1:2. Kurz Ungläubigkeit, dann Ekstase im Gästeblock. Die restlichen Rauchtöpfe und Fackeln mussten dran glauben. Insgesamt ein guter Auftritt, wie auch der sonst so kritische Redaktionskollege nach Durchsicht der Bilder anerkannte.
Ulm steckte nicht auf, aber Kastenmeier verhinderte mit drei Paraden den Ausgleich und es blieb beim Auswärtssieg. Eine bittere Niederlage für die Spatzen, die nach drei Spielen ohne Punkt bleiben. Bevor es untergeht: auch der Support auf Heimseite war positiv. Es wurde nicht nur auf melodische Gesänge gesetzt und auch die Gegengerade mit einbezogen. Definitiv ein lohnenswerter Ausflug in die Münsterstadt. (hr)
Guten Morgen aus Thüringen! Wir wünschen einen schönen Start ins Wochenende und grüßen aus der dieswöchigen BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (12) – dem „Stadion am Fellberg“ in Steinach!
Ganz viel Liebe für die kleine Landstadt im Thüringer Schiefergebirge und ihr 8000-Mann-Stadion, das in den 60er-Jahren Erstliga-Fußball in der DDR gesehen hat. Gegen Jena, Magdeburg oder Berlin strömten einst bis zu 25.000 Zuschauer in dieses wunderschöne Naturstadion!
Das „Nationale Aufbauwerk“ der DDR schaffte nach dem Krieg ein Kleinod. Anfang der 90er-Jahre wurde es saniert und mit Franz Beckenbauer und Paul Breitner als Ehrengäste wiedereröffnet. Mittlerweile rollt der Ball in der siebtklassigen Landesklasse über den Rasen. Ein Besuch in Steinach macht aber immer noch so viel Spaß wie damals in der Oberliga!
Fotos: 22.06.2022 Stadion am Fellberg (Steinach) SV 08 Steinach – Herpfer SV 07 (4:0)
Servus! Unsere erste kleine Jubiläumsausgabe von der BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (10)
Heute haben wir für euch ein imposantes Stadion aus Deutschland, Geschichtenreich und sicherlich viele persönliche Anekdoten bei unseren Lesern. Im Jahr 1974 holte sich Deutschland den WM-Titel im eigenen Land im Olympiastadion! Besucht wurde dieses schöne Stadion im Januar 2022. Der ehemalige Drittligist Türkgücü München empfing zum Kellerduell den Ligakonkurrenten TSV Havelse. So freut sich der junge Groundhopper überhaupt die Gelegenheit zu bekommen, diese deutsche Groundperle zu kreuzen. Das Stadion hat eine Kapazität von 69.250 Plätzen und bietet einige wunderbare Fotomotive. Als kleinen Tipp von unserer Seite, der Verein Türkgücü München bespielt in der aktuellen Regionalliga Bayern in einigen Spielen das “Dantestadion”. Ein Besuch hier lohnt sich allemal!
Olympiastadion München Türkgücü München – TSV Havelse – 0:1 29.01.2022
02.08.24 Ostfriesland-Stadion Regionalliga Nord Zuschauer: 6.200
EMDEN – Nach sehr interessanten, aber durchaus kräftezehrenden Wochen rund um den halben Globus, wurde es Zeit für ein Wochenende mal wieder ein bis zwei Gänge runterzuschalten. Das geht für mich am besten in der alten Heimat – im idyllischen Ostfriesland. Selbstverständlich checkte ich vorher den Spielplan und idealerweise setzte der NFV für den Freitagabend das „Freundschaftsduell“ Emden gegen Meppen an. Die Schlagzeile der örtlichen Käsezeitung: „Saisonauftakt vor großer Kulisse steht bevor“, nährte die Hoffnung auf einen schönen Fußballabend.
Die Kollegen behielten Recht. Emden hatte unter der Woche bereits 4.000 Karten abgesetzt und letztlich fanden 6.200 Zuschauer den Weg ins Ostfriesland-Stadion. Eine Wahnsinnszahl für die fußballerisch nicht gerade erfolgsverwöhnte Region und so viele wie seit Drittliga-Zeiten vor 15 Jahren nicht mehr. Aufgrund des Andrangs musste der Anpfiff auch um 15 Minuten verschoben werden. Das kleine, rustikale Stadion mit drei Stehtribünen nah am Spielfeldrand lädt definitiv zum Knipsen ein.
Über 1.000 Gäste aus dem Emsland fanden den Weg ins Stadion, wobei sich diese neben dem gut gefüllten Gästeblock auf allen Tribünen mit den Heimfans mischten. Zusammen wurde „Gute Freunde kann niemand trennen“ angestimmt und kurz darauf verlieh man der Antipathie gegenüber dem gemeinsamen Feind aus Oldenburg Ausdruck. Zum Einlauf der Mannschaften zeigte Meppen ein blau-weißes Fahnenintro. Emden gab nach ungefähr zehn Minuten Rauchzeichen mit blauen und weißen Rauchtöpfen, wobei der Effekt aufgrund des Windes schnell verflog.
Auf dem Feld hätten die angenehmen Temperaturen und der Sonnenuntergang in Zeitlupe durchaus zu lockerem Sommerfußball verleiten können. Sahen zumindest die Gastgeber aber nicht so und gaben vom Start weg den Ton an. Meppen kam gar nicht in die Partie und schon nach fünf Minuten klatschte der Ball nach einem Kopfball gegen die Latte. Emden versiebte zunächst weitere Großchancen, aber nach fast einer halben Stunde traf Schiller nur folgerichtig zum 1:0. Wirklich laut fiel der Torjubel nicht aus und teilweise wirkten die Leute ungläubig. Verkehrte Rollen.
Nach einer höchstwahrscheinlich deftigen Ansage in der Kabine, kam Meppen besser raus und entwickelte mehr Zug zum Tor. Allerdings machte eine frühe Gelb-Rote den Schwung zunichte. Statt auf die Entscheidung zu drängen, blieben die Gastgeber vorsichtig und brachten den Vorsprung über die Zeit. Sportlich ein gebrauchter Tag für den SVM, die in der Nachspielzeit noch eine überzogene rote Karte wegen Tätlichkeit hinnehmen mussten. War an diesem Abend für die Fans aber nebensächlich, denn das Motto lautete: Emden-Meppen und sonst nichts. (hr)
BAYREUTH – Irgendwo nach Franken sollte es mit alten Wehrdienstbekanntschaften gehen. Wein, Vibes und Gesang standen auf der Agenda. Eröffnet wurde das Wochenende natürlich mit Fußball. Was lag da näher als Bayreuth, wo am Freitag-Abend das Oberfranken-Derby gegen Bamberg bevorstand und zufällig auf dem Marktplatz auch noch das regionale Weinfest die Besucher lockte? Da spielte es keine Rolle, dass es sich um einen Revisit handelte.
Bei italienischen Temperaturen trabte man kurz vor knapp durch das barocke Ambiente der Innenstadt zum Hans-Walter-Wild-Stadion, wo in der langen Einlassschlange eine gute Position erkämpft werden musste. Nachdem das ermäßigte Ticket für 5 Euro über die Theke ging, kam allerdings prompt die Durchsage, dass das Spiel wegen des großen Andrangs 10 Minuten später startet. Das war gut so, denn dieser Zeitvorsprung konnte ohne Eile gleich mal in den Bratwurststand reinvestiert werden – und in Bayreuth kriegt man für faire 3,50€ wirklich richtig leckeres Brät und das sogar im Doppelpack. Die besten Bratwürste in diesem Jahr wurden in Hof und Bayreuth verzehrt – ein Hoch auf die oberfränkische Metzgerzunft!
Reißverschluss bis zum Kinn ziehen, jetzt wird es persönlich: Die Nullnummer der „Oldschdod“ im Frühjahr 2019, beim Erstbesuch im HWWS gegen Aschaffenburg, werde ich nie vergessen. Das lag nicht an dem faden Spiel vor einer dreistelligen Kulisse, sondern daran, dass dieser Kick das erste Live-Spiel von meinem bald sechsjährigen Sohn war. Sozusagen auch mein erstes Spiel mit Kindchen an der Hand. Trotzdem war das damals irgendwie ohne Happy End und nicht zuletzt dank der positiven Entwicklung der SpVgg, hatte ich dieses sehenswerte Stadion nochmal für einen Revisit auf dem Zettel. Vor 5 Jahren gab es noch kein Flutlicht, die Sitzplätze waren Überbleibsel aus den 70er-Jahren und aus Holz. An der Kasse bekam man individuelle Tickets. Das Logo sah anders aus. Zwischendurch war Bayreuth stolzer Drittligist – das erklärt die nicht immer positiven Veränderungen.
Zum Oberfranken-Derby kamen fast 4000 Fans, was wohl als gute Kulisse gilt. Die „Oldschdod“ zog zum Einlauf der Teams Blockfahnen auf der Gegenseite hoch und untermalte die Szenerie mit Rauchtöpfen in den Vereinsfarben. Sicherlich total in Ordnung und der Mob in der Mitte der neuen Tribüne, sowie das Drumherum, erinnerte ein bisschen an die heimische Lohmühle in Lübeck. In Bayreuth hat sich wirklich was bewegt. Bamberg hingegen verzichtete auf Effekte, die 150 Mann im Gästeblock gaben dennoch ein ganz nettes Bild ab. In der Folge stichelten beide Seiten immer wieder in Form von Hoch-halt-Transparenten und Hassgesänge zwischen den Fanszenen machten die Runde. Die Bamberger frohlockten in Richtung Gastgeber, dass bei ihnen nur eine „A-BT-reibung“ geholfen hätte. Bayreuth evaluierte dies als „hodenlose Frechheit“. Supporttechnisch gab es an dem Auftritt auf der Heimseite wirklich nichts zu mäkeln. Als Fazit des Tages möchte man den Rolf-Zuckowski-Klassiker summen: Wie schön, dass du geboren bist, wir hätten dich sonst sehr vermisst!
Auf dem Rasen fuhr die „Altstadt“ den dritten Sieg in Folge ein. Der war verdient und hart erkämpft, die SpVgg verpasste es nach der recht frühen Führung einen zweiten Treffer nachzulegen und hielt dadurch den Gegner im Spiel, der nur wenige Chancen kreierte, dabei aber zwei richtig dicke Dinger vergab. Das knappste Resultat aller Resultate sollte am Ende aber reichen. 1:0. Passt. Happy End. Gefeiert wurde dieser Derbysieg vor der Tribüne natürlich wie jedes andere erfolgreiche Ergebnis – auf dem Weinfest ging es weiter, wo der „Oldschdod“-Mob wenig später lautstark auf dem Marktplatz einfiel. (mm)
Die BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (9) kommt heute aus der Grenzstadt Frankfurt/Oder. Das Stadion der Freundschaft wurde am 12.07.1953 eröffnet, mit der Partie zwischen dem SV Dynamo Frankfurt – Gwardia Kraków vor 25 000 Zuschauern. Heute ist das Stadion nur noch für 12 000 Leute zugelassen. In der Saison 74/75 spielte der FC Vorwärts Frankfurt/Oder im UEFA-Cup mit, wo ALS Highlight „der 2:1-Heimsieg vor 20 000 Zuschauern gegen Juventus Turin war und bis heute in den Geschichtsbüchern steht“ Gleichzeitig kamen allerdings nur knapp 2000 Zuschauer zu den DDR Oberliga spielen. Das Stadion hat seine besten zeiten hinter sich, so wurde es im Jahr 2012-2014 renoviert, wobei der DFB im Jahr 2015 das Stadion als Baufällig eingestuft hat und die alten Flutlichtmasten und die Anzeigetafel demontiert werden mussten (aufgrund von Einsturzgefahr). Aber ein Besuch dort lohnt sich immer noch allemal.
Stadion der Freundschaft Frankfurt/Oder
1. FC Frankfurt – Oranienburger FC Eintracht 01.06.2024
26.07.2024 Ohlendorf Stadion im Heidewald Regionalliga West Zuschauer: 8.400 (ausverkauft)
GÜTERSLOH – Die Regionalliga West hat einen neuen Zuschauermagneten und der kommt dieses Jahr aus Duisburg! Zum ersten Spiel in der Regionalliga West gingen die Karten in Gütersloh weg wie warme Semmeln. Als ca. 5.000 Karten verkauft wurden, schlug ich für’n Zehner auch zu und holte mir das Ticket. Mit drei weiteren Mitfahrern von Blablacar ging es dann sehr zeitig auf die Piste und nach 268 Kilometern in 4 1/2 Stunden war ich endlich am Stadion. Das Auto stellte ich in der nächsten Seitengasse ab, betrat 100 Meter später den Ground und kam gerade rechtzeitig zum Spielbeginn ins Stadion. Punktlandung!
Der Gast aus Duisburg tat sich am Anfang schwer ins Spiel zu kommen, übernahm dann aber ab der 30. Minute die Kontrolle. Kurz nach der Pause konnte der MSV das goldene Tor durch Steffan Meuer mit einem Distanzschuss ins lange Eck erzielen. Danach verwalteten die Gäste das Spiel und gingen am Ende verdient als Sieger vom Platz.
Das Ohlendorf Stadion im Heidewald bietet eine überdachte Sitzplatztribüne und ringsherum Stufen. Schöne Oldschool Hütte!
Der Star der Veranstaltung waren auf jeden Fall die ungefähr 6.000 mitgereisten Gästefans aus Duisburg. Da steigt man sang- und klanglos aus der dritten Liga in den Halbprofibereich ab und auf einmal entsteht eine Euphorie und alle wollen in der Regionalliga dabei sein. Sowas gibt es glaube ich nur in Deutschland. Die Liebe kennt keine Liga!
PS: Für den Rückweg brauchte ich trotz Boxenstopp beim goldenen M exakt zwei Stunden weniger! (mb)
Europeada 2024 – die Europameisterschaft der nationalen Minderheiten
FLENSBURG – EM und kein Ende. Während die Bilder aus den Stadien zwischen Hamburg und München aktuell um die ganze Welt gehen, fand in Schleswig-Holstein und Jütland eine weitere Europameisterschaft statt. Die EM der nationalen Minderheiten – großzügig unterstützt vom Bundesministerium für Inneres und organisiert von der FUEN. Die Föderalistische Union Europäischer Minderheiten. Genauer gesagt stieg das Turnier in Süd- und Nordschleswig. Beides Regionen, die von dänischen und deutschen Minderheiten geprägt werden. Gespielt wurde auf 14 Sportplätzen und Stadien, von denen sich 4 auf dänischem Staatsgebiet befanden. In Kruså, Sønderborg, Tønder und Aabenraa rollte der Ball. In Südschleswig, in Deutschland, standen den Akteuren u.a. drei verschiedene Plätze in Flensburg zur Verfügung, wo auch das Finale im Manfred-Werner-Stadion über die Bühne ging. In einem ausgeglichenen Endspiel gegen Occitània konnte sich am Ende erstmals Friûl nach einem 2:0-Sieg die Krone aufsetzen. Wer bereit ist ein Startgeld in Höhe einer dreistelligen Summe aufzubringen, ist dabei. Eine Vorab-Qualifikation findet nicht statt. Wir berichten von 3 Vorrundenspielen.
Serbs in Croatia – FC Pomak 24:0
30.06.2024 Sportzentrum Holmberg Zuschauer: ca. 125
HARRISLEE – Die Spieler liefen schon um 13.53 Uhr auf den Rasen ein und nichts stand einem pünktlichen Anpfiff im Weg, doch niemand hatte die Rechnung mit dem Bürgermeister und der Bürgervorsteherin von Harrislee gemacht. Beide mussten noch ihren Senf dazugeben.
Um kurz nach Zwei ertönten die Hymnen für die Serben aus Kroatien und die zerstreute Minderheit vom Balkan. Das zusammengewürfelte Team „FC Pomak“ lief bei seiner zweiten Teilnahme ohne Schienbeinschützer auf und es kam der leise Verdacht auf, dass dies nichts werden kann. Aber dass die Spieler so auf die Fresse kriegen, hatte niemand erwartet.
Am Ende zappelte der Ball 24 Mal im Netz der Minderheit aus Bulgarien und co. Damit waren sie leider auch noch gut bedient. Man musste echt Mitleid mit dieser Auswahltruppe haben. Im zweiten Gruppenspiel holten die Pomaken ganze 28 Mal den Ball aus dem Netz. Auf das Platzierungsspiel um den vorletzten Platz gegen die Rumänischen Roma verzichtete Pomak danach vorsichtshalber. (mb)
FC DFK Oberschlesien – Roma National Minority Team Romania – 13:0
01.07.2024 Walter-Rau-Stadion Zuschauer: ca. 10
NIEBÜLL – Montag, 1. Juli, knapp zweistellige Temperaturen, teils starke Schauer, stürmische Böen, auffrischender Wind. Das erste Spiel an diesem Turniertag startet bereits um 10.45 Uhr. Viel zu früh für den Wochenbeginn und daher wird der Gong erst zum zweiten Spiel des Tages geschlagen. Der FC „Deutscher Freundeskreis“ Oberschlesien empfängt als Favorit in Niebüll die rumänischen Roma.
Eine Handvoll Zuschauer verliert sich im Walter-Rau-Stadion, das bis auf einen Bandenumlauf keinerlei Ausbau bietet. Für das leibliche Wohl ist gesorgt. Die, die gekommen sind, haben aber einiges zu erzählen. Oberschlesien, die Gegend um Kattowitz, blieb nach nach dem Krieg die Heimat von bis zu einer Million Deutschen. Das Spiel startet mit den Hymnen, wobei für den DFK „Oberschlesien, mein Heimatland“ erklingt. Man fühlt sich bei diesen Tönen einhundert Jahre in der Zeit zurückversetzt. Der Teambetreuer der Oberschlesier wird über 90 Minuten nicht müde, mit seinem leicht polnischen Akzent die Vorteile von Deutschland gegenüber Polen zu betonen. Doch bei näherer Betrachtung fällt auf, dass alle Spieler polnische Namen tragen und auf dem Spielfeld auf Polnisch kommuniziert wird. Die letzten 70 Jahre haben Spuren hinterlassen.
Auf dem Feld sprechen die Schlesier allerdings eine klare Sprache: 13:0 kanzelt der Favorit die Roma aus Rumänien ab. Das Team aus dem heutigen Polen ist eine gut gecastete Elf. Bei den Oberschlesiern geben Kreis- und Bezirksliga-Legenden den Ton an, während die Roma aus einem bunt zusammengewürfelten Haufen aus untrainierten Spielern und Ü40-Kickern bestehen. Nach den maximalen Spielerwechseln beim DFK hält sich das Ergebnis im zweiten Abschnitt sogar noch in Grenzen.
Das Endresultat sorgt für grenzenlose Euphorie im „Heimatland“ Oberschlesien, wie berichtet wird. Leider besiegelt das Viertelfinal-Aus gegen den späteren Titelträger Friûl wenig später das viel zu frühe Ende dieser guten Truppe. So ähnlich wie die deutsche Elf bei ihrer Heim-EM. (mm)
Südtirol – Nordschleswig – 7:0
01.07.2024 Bank Park Tønder Zuschauer: ca. 100
TØNDER – Was wäre die Europeada in Deutschland und Dänemark ohne einen grenzübergreifenden Doppler? Dafür nimmt man sogar einen Revisit in Kauf. Zumal Tønder auf dem Plan stand. Die vielleicht schönste Kleinstadt Dänemarks liegt gerade mal 5km hinter der Grenze und ist als romantische Hochzeitsstätte im ganzen Land bekannt. In Wahrheit ging eh kein weiteres Spiel an diesem Tag ohne Revisit. Der Erstbesuch in Tønder lag schon lange zurück und ging als Nullnummer in die Statistik ein.
Ein torloses Spiel war an diesem späten Nachmittag nicht zu erwarten. Südtirol reiste nicht nur als Titelverteidiger zu diesem Match an, die Norditaliener gewannen bisher alle vier Ausgaben des Turniers! Dementsprechend einseitig gestaltete sich das Spiel, wobei sich Nordschleswig – die Deutschen in Dänemark – noch wacker schlug. Südtirol hinterließ einen sehr fitten und eingespielten Eindruck. Angeblich handelt es sich bei der Auswahl um die zweite Mannschaft des Serie-B-Teams FC Südtirol. Landesliga-Niveau war das allemal. Angefeuert wurde das Team geschlossen von der Frauenvertretung, die ebenfalls bei dem Turnier an den Start ging und am Ende den Pokal holte. Der viermalige Europameister und Titelverteidiger bei den Herren musste hingegen überraschend gegen Occitània im Viertelfinale die Segel streichen.
Das immens geförderte Turnier verbindet Fußball und Kultur auf perfekte Weise. Spielerisch ist die ganze Bandbreite an Fähigkeiten vertreten und das zu einer Zeit, in der selbst der Beachvolleyball in der Sommerpause weilt. Kurzum: Die Europeada ist eine echte Alternative zum geldschweren UEFA-Fußball und demonstriert diese Haltung mit freiem Eintritt und sorgfältig ausgewählten Spielorten. (mm)
05.07.2024 Volksparkstadion EM Viertelfinale Zuschauer: 47.789
„FRANKREICH BEENDET DIE EM-KARRIERE VON CR7“
HAMBURG – Oft hat man davon geträumt Superstars wie Pepe, CR7, Mbappé oder Griezmann mal live im Volkspark sehen zu können. Dass die genannten Spieler wohl niemals die Raute auf der Brust tragen werden, ist selbsterklärend, und auch von einem Heimspiel in der Champions League ist der HSV meilenweit entfernt. Zumindest gaben sich in der vergangenen Saison Vereine wie der FC Barcelona, Royal Antwerpen und der FC Porto die Ehre, doch da die Champions-League-Heimspiele vom FC Shakhtar in der kommenden Saison nicht mehr in Hamburg, sondern in Gelsenkirchen stattfinden, werden bis auf Bobby Glatzel in naher Zukunft erst einmal keine „Top-Stars“ im Volkspark auflaufen.
Da der Turnierbaum ergab, dass es eine Neuauflage des EM-Finals von 2016 geben wird und das alles auch noch in Hamburg stattfindet, musste die Chance unbedingt genutzt werden. Am Abend vor dem Spiel konnte man sich mit einer Eintrittskarte eindecken.
Am Spieltag wurde sich an den Landungsbrücken auf das Spiel eingestimmt. Dort war ein beeindruckender Fanmarsch der Portugiesen zu sehen. Viele Fahnen wurden geschwungen und melodische Lieder gesungen. Im Stadion später setzten sie ihren stimmungsvollen Auftritt fort und zündeten zur Nationalhymne auch ein bisschen Rauch. Die meiste Pyro zündete aber die UEFA zu ihrer Zeremonie, als die Farben der Kontrahenten in den Himmel geschossen wurden.
Auf dem Rasen war es das Spiel zwischen dem 1,05 Milliarden teuren Kader der Portugiesen gegen die 1,23 Milliarden Euro teuren Franzosen. Dass es dennoch eines der schlechtesten Spiele werden würde, die ich je im Volkspark gesehen habe, hätte ich vor dem Anpfiff nicht für möglich gehalten – 120 Minuten torloser Gammelkick, hieß die Realität. Die Entscheidung musste durch das Elfmeterschießen fallen, und so war es Theo Hernandez, der die Franzosen nach einem vorangegangenen Fehlschuss von João Felix ins Halbfinale schoss.
Für Ronaldo war es damit das letzte Spiel bei einer Europameisterschaft. Für Frankreich geht es im Halbfinale gegen Spanien weiter. Man darf gespannt sein, wer den Titel holt. (fj)
GELSENKIRCHEN – Irgendein Achtelfinale sollte es bei dieser Heim-EM noch werden und nach kurzer Recherche entschied man sich für das K.O.-Spiel von England in Gelsenkirchen. Dieses Spiel am letzten Geltungstag des 49€-Tickets für den Juni, hatte den Vorteil, dass man theoretisch kostenneutral reisen konnte, so denn keine Verlängerung eintreten würde. Für den Fall der Fälle glühten also die Telefondrähte und irgendwie war schließlich jeder für diesen Spieltag versorgt. Denn dank ziemlich geringer Drittmarktpreise war nach und nach die halbe norddeutsche Groundhopping-Gilde in Gelsenkirchen unterwegs.
Aus mehreren Gründen ging die Zugfahrt allerdings erst in Kirchweyhe los, kurz hinter Bremen. Den Zug-Plan, mit lediglich einem Umstieg in Osnabrück, konnte diesmal nicht mal die DB crashen und so wurde man um kurz nach 4 am Hauptbahnhof GE ausgespuckt. Es stand der dritte Besuch in der Arena an. Mein letztes Spiel „auf Schalke“ fand im Herbst 2013 gegen den VfB Stuttgart statt. Jermaine Jones war damals der Mann des Tages mit zwei Treffern.
Wurde mal wieder Zeit. Das dachten sich auch die Engländer und waren schon Stunden vor dem Anpfiff zur Arena aufgebrochen. Mehrere Male musste ich checken, ob meine Uhr wirklich richtig geht, denn in der Gelsenkirchener Innenstadt war kein Mensch mehr unterwegs, knapp zwei Stunden vor dem Spiel. Mangels Stimmung machte man sich schließlich auch auf den Weg nach Buer.
Bis dahin verlief der Tag ohne Zwischenfälle. Nur die frechen Dönerkioskverkäufer sorgten mit ihren Getränkepreisen für Unmut. Die Tommys waren längst abgezogen und es bestand kein Grund mehr für UEFA-Preise vor Ort. Aber: Kein Bier um Vier. Und so ging es ohne obligatorische Blechbüchse in der Hand per Straßenbahn zum Stadion. Dort war – wie erwartet – der Großteil schon eingekehrt. Also blieb noch Zeit für Tagesordnungspunkt xy: Das Papierticket. Die Verlautbarung von der UEFA, dass es keine Hardtickets gibt, stimmt nämlich nicht. Es gibt sie sehr wohl. Aber nur für den Notfall. Und das meint die UEFA auch so. Ich war für den Notfall präpariert und hatte mir vor der Abfahrt noch schnell ein geschrottetes Alt-Handy in den Rucksack gepackt. Meine schauspielerischen Leistungen waren wohl reif für die „Goldene Himbeere“ und so verließ ich den Ticketschalter tatsächlich mit dem begehrten Papierticket.
Für diesen Ticket-Notfall musste ich diverse Fragen beantworten, sogar ein Foto von mir wurde angefertigt. Aber das kaputte Samsung S4 war der Trumpf und spätestens nach der völlig behämmerten Frage: „Bekomme ich jetzt ein Leihhandy von der UEFA?“ war das Ding in trockenen Tüchern. Was das ganze Ticket-Gedöns betrifft, so würde ich die „Goldene Himbeere“ selbstlos an die Selbstdarsteller von Nyon weiterreichen. Von der völlig überlasteten Ticket-Plattform ganz zu schweigen: Warum verkauft die UEFA nicht gegen Gebühr Papiertickets an Sammler? Für den Schaden, den man damit anrichtet und für den guten Ruf, darf man gerne einen Taler von den Erlösen spenden. Bei der letzten EM waren 14€ (!) für ein papierenes Ticket fällig. Da wären ein paar Cent für den Regenwald sicher drin gewesen. Alles macht man zu Geld, doch der Sammler wird im Regen stehen gelassen. Vielleicht könnte man den ökologischen Fußabdruck auch egalisieren, in dem man im Nachhinein die Ermäßigungen von den Eintrittspreisen für Minderjährige abzieht. Denn die gibt es gar nicht: Kinder müssen Vollpreise zahlen, das gilt selbst für Babys, die noch nicht sitzen können. Klarer Fall: Goldene Himbeere für „Die Selbstdarsteller von Nyon“.
Dennoch: Zufrieden und mit einem Stück Papier in der Hand ging es zum Stadion, das mir nach all den Jahren immer noch gefällt, auch wenn es als „Turnhalle“ verspottet wird. Die Arena war das erste „Hightech-Stadion“ in Deutschland. Irgendwie stimmen die Proportionen und der Blick auf das Spielfeld – mit dem Metall-Labyrinth an der Decke und dem Videowürfel in der Mitte. Und vor dem geistigen Auge fährt immer wieder Rudi Assauer auf dem Rasen ein. Auf diesen Moment wollte ich mir ein 10€-Bier gönnen. Aber ich kam nicht weit. Kein Alkohol auf den Rängen. Das war bei den Spielen zuvor in Hamburg und Berlin nicht der Fall. Komische Regie. Muss man nicht verstehen, aber vielleicht haben die Engländer ganze Arbeit geleistet.
Und trotz dieser Restriktionen traf man im Stadioninneren natürlich auf eine stark alkoholisierte britische Mehrheit. Herrlich unorganisiert und platzend vor Nationalstolz. Alles wie immer. Anziehend und abstoßend zugleich. Aber das macht die Faszination am englischen Fußball aus. Auf dem Rasen gab es schließlich auch das ganze Spektrum von anziehend bis abstoßend. Schranz-Fußball gegen Schrott-Fußball. Kurz nachdem man sich damit zufriedengegeben hatte, mit einem knappen slowakischen Sieg zumindest einer halbwegs betitelbaren „Sensation“ beizuwohnen, erzielte Jude Bellingham das vielleicht schönste Tor der EM per Fallrückzieher. So sind sie, die Engländer. Irgendwie können sie dann doch kicken, im Mutterland des Fußballs.
Tatsächlich ging es in die Verlängerung und prompt fiel der Siegtreffer von Harry Kane in der 91. Minute. Also eigentlich noch vor dem Ausgleich in der 90+5. Minute. Eine von vielen kuriosen Fußnoten bei dieser EM. Aber letztlich lief alles nach Plan. Die Engländer setzten sich knapp durch, obwohl sie sich eigentlich blamiert hatten, und wenig später saß man dann auch in der abgemachten Mitfahrgelegenheit Richtung Bremen. (mbh)
HAMBURG – Vor der Europameisterschaft im eigenen Land hätte ich persönlich nicht erwartet, dass mir dieses Event doch Spaß bringt. Eine richtige Euphorie im Land habe ich nicht mitbekommen, startete mein EM-Fieber doch erst beim Turnierstart. Im Volksparkstadion beim Spiel von Georgien gegen Tschechien fing alles an. Stimmung doch deutlich besser als zunächst erwartet. Somit hat mich die EM in den Bann gezogen und das nächste Spiel von dem sowieso geliebten Tschechien im Volksparkstadion wurde fest auf meine Agenda geschrieben.
Der pünktliche Feierabend wurde um 16:30 Uhr eingetütet und ab ging es zum Bahnhof. Es sollte meine erste Anreise zum Volksparkstadion sein, ohne vorab ein Ticket oder meine Dauerkarte nutzen zu können. Eine kuriose Angelegenheit, stellte aber letztendlich keine große Herausforderung dar. Weit vorm Spiel ergatterte ich ein Ticket für 30€ unter dem eigentlichen Originalpreis.
Auf beiden Seiten merkte man eine gewisse Anspannung, das Spiel war immens wichtig. Vor Anpfiff war für alle Seiten noch das Weiterkommen, sowie das Ausscheiden möglich. Mein vorheriges EM-Spiel der Tschechen ging 1:1 aus und die mitgereisten Klobasa- und Pivo-Fans konnten froh sein, das Unentschieden in den letzten Minuten nicht abgegeben zu haben.
Nach einigen unglücklichen Entscheidungen des Schiedsrichters Istvan Kovacs aus Rumänien, gewannen die Türken das Spiel mit 1:2. Die Tschechien agierten ab der 20’ Spielminute in Unterzahl, innerhalb von 9 Minuten bekam der Spieler Antonin Barak zwei gelbe Karten. Torschütze für die türkische Nationalmannschaft war unter anderem Hakan Calhanoglu, der Spieler sollte vielen Lesern durch seinen wenig wertschätzenden Abgang im Jahr 2014 in Hamburg bekannt sein. Der heutige erneute Auftritt in Hamburg war allerdings ziemlich leise im Vergleich zu seiner erstmaligen Rückkehr in das Volksparkstadion im Trikot des aktuellen deutschen Meister Bayer Leverkusen.
Durch den gleichzeitig überraschenden Sieg der Georgier gegen Portugal schieden die Tschechen mit der Niederlage im Volksparkstadion aus dem Turnier aus. Die Türkei zog mit dem Erreichen des zweiten Tabellenplatzes in das Achtelfinale ein. Dort wartet die starke Mannschaft aus Österreich, es bleibt spannend und wir verfolgen den weiteren Turnierverlauf. (tp)
Moin, es ist Freitag! Zeit für die vierte Ausgabe der „BILDERBUCHBUDE DER WOCHE“. Heute zeigen wir euch die „Sportanlage Waldstraße“ in Eisenhüttenstadt – das „Stadion der Hüttenwerker“.
Bis in die 90-Jahre spielte die BSG Stahl Eisenhüttenstadt in der DDR-Oberliga in diesem Stadion, das eine Kapazität von 10.000 Zuschauern hatte. Im Spielbetrieb sind heutzutage bis zu 4.999 Zuschauer zugelassen. Legendär ist das Europacup-Spiel von 1991 gegen Galatasaray Istanbul, in dem der EFC damals sogar in Führung ging.
Im April und Juni 2022 wurde das Stadion von unseren Redaktionsmitgliedern besucht, als der FC Eisenhüttenstadt ein Spiel in der Brandenburg-Liga austrug. Der Eintritt kostete faire 3 €.
Es steht immer wieder im Raum, diese Perle abzureißen. Es wurde sogar überlegt, das Stadion unter Denkmalschutz zu stellen. Wir hoffen, dass der Ball hier weiterhin rollt. Der Schwechheimer- Landbote wünscht ein schönes Wochenende!
Stadion der Hüttenwerker in den Sportanlagen Waldstraße
FC Eisenhüttenstadt – 1.FC Frankfurt/Oder – 0:1 (09.04.2022)
FC Eisenhüttenstadt – SC Eintracht Miersdorf/Zeuthen – 1:7 (11.06.2022)
DORTMUND – Die Europameisterschaft 2024 in Deutschland sollte die nachhaltigste EM allerzeiten werden. Es gibt keine Parkplätze und alle sollen mit der Deutschen Bahn und ihren Partnerunternehmen ankommen. Nach der Ticketbeschaffung buchte ich dann mal vorbildlich eine passende Bahnverbindung und wurde natürlich wie immer fatal enttäuscht. Kurz nach der Abfahrt fiel die Klimaanlage beim Lokführer aus, die Lok musste abgekoppelt werden und der Zug drehen.
Insgesamt kam ich dann mit 50 Minuten Verspätung in Dortmund an. Beim Einlass gab es wieder keine Probleme und ich war ratzfatz drin. Wundert mich aber auch nicht, da die UEFA Organisation einfach drauf hat. Im bekannten Block 55 (Gästeblock) nahm ich meinen sichtbehinderten Platz ein und hatte maximal 0,1 Prozent Sichteinschränkung. Die habe ich aber auch, wenn ich die Brille nicht aufhabe.
Zur polnischen Hymne brannten im „Gästesektor“ die ersten Fackeln und ähnlich heiß ging die polnische Nationalmannschaft ins Spiel um die Goldene Ananas. Frankreich wollte hier mit einem Sieg eigentlich den Gruppensieg klar machen, aber dafür spielten sie viel zu lethargisch und scheiterten in der ersten Hälfte des Öfteren an dem Spieler des Spiels, der polnischen Nummer 2.
In der zweiten Hälfte bekam Frankreich relativ schnell einen Elfmeter geschenkt, den die „Grande Nōz der Nation“ in Person von Superstar Mbappé auch sicher verwandelte. Trotzdem schafften die Franzosen das Ding nicht über die Zeit zu bringen. Ihrerseits bekamen die Polen in der 77. Minute einen Elfmeter, den Lewandowski im zweiten Anlauf verwandelte. Am Ende ergatterte Polen einen verdienten Punkt und Frankreich verspielte leichtfertig den Gruppensieg.
Das war wohl mein letztes Spiel bei der Europameisterschaft und ich war zuerst skeptisch, aber alles ums Stadionerlebnis hat super viel Spaß gemacht. Viele euphorische Fans, super Organisation seitens der UEFA und zwei faire Ticketpreise rundeten das Erlebnis ab.
Der Rückweg mit der Deutschen Bahn ging dann natürlich wieder völlig schief und ich kam mitten in der Nacht mit einer sehr hohen Verspätung in Hamburg an. (mb)
25.06.2024 Europameisterschaft Olympiastadion Berlin Zuschauer: 68.368
BERLIN – Das beste Spiel der EM, wie die Kollegen aus der Redaktion mit den großen Buchstaben den Kick betiteln, fing mit einer kleinen Ernüchterung an. Kroatien bekam am Vorabend in der Nachspielzeit das 1:1 von Italien eingeschenkt und damit hatte Österreich fast kampflos das Achtelfinale erreicht. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Bei der EM wollen wir die Fetzen fliegen sehen und keine Platzierungsspiele bejubeln. Nur mit einer hohen Niederlage würden unsere südlichen Nachbarn noch ausscheiden können, während Holland bereits in der K.O.-Runde stand.
Für das Spiel wurde ein enormer Aufwand in der Redaktion betrieben: Bei dem 60€-Ticket war diesmal ein wenig Glück im Spiel, aber Babysitter mussten organisiert und Arbeitszeiten zurechtgestutzt werden, Notfallpläne kamen nach einem Zugausfall auf den Tisch, für den nächsten Tag war nur mit wenigen Stunden Schlaf zu rechnen. Eine Fußverletzung tat ihr Übriges dazu bei. Unsere Nachbarn mussten unbedingt liefern, wo man mit so viel Einsatz vorangegangen war.
Naja, wenigstens ging es auf dem Papier noch um was. So zumindest die Ausgangslage. Denn Österreich schien sich für diese Spielchen nicht zu interessieren. Vom Reformvater der Viererkette – Ralf Rangnick – exzellent auf- und eingestellt, gab die Alpenrepublik von der ersten Minute an Gas und bewies trotz farbenfroher Kurve mal wieder: Grau ist alle Theorie. Begleitet von einem gut organisierten Block, der sich geteilt durch das Marathontor teilweise in Wechselgesängen übte, gelang nach schneller Kombination der frühe Führungstreffer. „Eigentor“ ploppte zum siebten Mal bei diesem Turnier auf der Anzeigetafel auf.
Während im holländischen Vereinsfußball Hooligans und Casuals den Ton angeben, scheint sich der Oranje-Mob bei Länderspielen aus höheren Gesellschaftsschichten zu rekrutieren. Orange trägt nur die Müllabfuhr, jaja, aber schon beeindruckend, so ein Block in Signalfarben. Im Zweifel können die Oranjes ganz schön laut werden. Doch der Support lahmte lange Zeit auf rätselhaftem Niveau, so wie auch das Spiel der „Elftal“. Trotzdem: Auf gute Momente kann man sich bei den Niederlanden auf dem Rasen und auf den Rängen immer verlassen. Und nachdem Gakpo und Depay im zweiten Abschnitt scorten, bebte die Kurve.
Als wenn nichts gewesen wäre, traf Marcel Sabitzer nach einem feinen Pass mit einem knallharten Schuss ein paar Minuten später zum Sieg. Da Frankreich nur ein Unentschieden gegen Polen holte, reichte das am Ende sogar zum Gruppensieg. Österreich spulte die letzten Minuten beängstigend souverän runter. Als wenn es das Normalste der Welt wäre, die Gruppe vor Holland und Frankreich zu gewinnen. Das beste Spiel der EM wird wohl erst noch stattfinden. Ein richtig guter Kick war das aber schon. (mm)
HAMBURG – Nach dem tollen Auftritt in Dortmund durfte ich die albanischen Fans am Mittwoch erneut erleben. Anders als am Wochenende diesmal quasi vor der Haustür in Hamburg und im Balkan-Duell gegen Kroatien. Wie es sich für einen umweltbewussten Redakteur gehört, radelte ich die überschaubare Strecke zum Stellinger S-Bahnhof. Bereits auf dem Weg kam ich an etlichen Fans im unverwechselbaren karierten Trikot vorbei und auch die typische Wasserball-Kappe durfte bei einigen nicht fehlen. In Stellingen angekommen dröhnte kroatischer Schlager aus den Boxen, stolz wurden die (Zaun)fahnen präsentiert und die ersten Fackeln gingen an. Hinter dem Tunnel zog eine albanische Gruppe mit traditionellen Trommeln und Flöten die Aufmerksamkeit auf sich. Arm in Arm tanzten Kroaten und Albaner zur Musik und eigentlich fehlte nur noch der Duft von Cevapi in der Luft. Herrlich!
Bedingt durch die offizielle Gästeplatzierung reisten die meisten Shqipëri Fans natürlich über Othmarschen an, sodass ich die Doppeladler erst im Stadion so richtig wahrnehmen konnte. Zum Einlaufen der Mannschaften wurde die Landesfahne mit der Botschaft „Origin, Destiny, Tradition“ über den Block gezogen. Auf der anderen Seite huldigten die Kroaten erneut ihrer Nr. 10 mit den Worten „Let The Magic Begin“.
Allerdings ließen Modric und seine Teamkollegen über weite Strecken die erhoffte Magie vermissen. Stattdessen gaben die Albaner den Ton an und spielten wie schon in Dortmund von Beginn an mutig nach vorne. Diesmal ohne Torrekord, aber das 1:0 nach elf Minuten sorgte auch so für eine Jubelexplosion bei den Rot-Schwarzen.
Den Kroaten fiel in der ersten Halbzeit wenig ein: kaum Torabschlüsse und wenig Zielstrebigkeit sorgten für frustrierte Gesichter bei meinen Sitznachbarn in Rot-Weiß. Erst mit einem Doppelwechsel zur Pause kam Schwung rein. Unabhängig vom Ergebnis trieb der Stimmungskern auf der Nordtribüne die Mannschaft an. Hier und da wurde eine Fackel angerissen und auch der unverkennbare orangene Rauch wehte durch das Volksparkstadion. Nervig waren da nur die ständigen Durchsagen des Stadionsprechers. Auf dem Feld drehten die Kroaten tatsächlich innerhalb von zwei Minuten dank Kramaric und einer unglücklichen Abwehr-Aktion das Spiel.
Den Schlusspunkt setzten allerdings die Albaner. Unglücksrabe Gjasula machte sein Eigentor vorne wett und traf in der 95. Minute zum insgesamt verdienten 2:2. Komplette Ekstase in Rot und Schwarz, totale Leere bei den kroatischen Fans in meiner Reihe. Das Ende einer goldenen Generation? Wir werden es sehen. (hr)
HAMBURG – 17 Tage vor dem Dritten Gruppenspiel in Hamburg konnte ich mir nicht erträumen für 30 Euro bei der Europameisterschaft dabei zu sein. In den ersten Phasen bin ich leer ausgegangen und dachte mir, dass der Zug komplett abgefahren sei, bis plötzlich eine Nachricht per WhatsApp in der Redaktionsgruppe erschien: „Es gibt wieder Tickets für die EM“. Keine zwei Minuten später war eine Fan First Karte für dieses Spiel im Warenkorb. Typischerweise hieß es mal wieder Tschechien. 2016 bei der EM in Frankreich sah ich Tschechien in Toulouse gegen Spanien, für die EM 2020 hatte ich Karten für ein Spiel der Tschechen in Glasgow, welche mir wegen Corona aberkannt wurden und nun Tschechien im heimischen Wohnzimmer.
Gegen 12.45 Uhr machte ich mich auf dem Weg Richtung Volksparkstadion und war verwundert, dass der HVV den S-Bahn Takt tatsächlich erhöhte. Parallel fuhren zwei Bahnen nach Stellingen. Von dort ging es diesmal nur zu Fuß zum Stadion, da der Shuttle nur für Personen mit einer eingeschränkten Mobilität zur Verfügung stand. Am Stadion dauerte es keine zwei Minuten, bis wir im Stadion waren. Rund eine Stunde vorher hörten wir schon die ersten Gesänge der Georgier.
Rund 15 Minuten vor Anstoß ging das ganze EM Prozedere los und die Mannschaften kamen sechs Minuten vor Anpfiff raus zu Hymne. Spätestens dort war die Stimmung besonders im Bereich der Georgier am kochen. Jede Aktion wurde in den ersten Minuten umgejubelt. Der Torwart parierte schon in der Anfangsphase einige Bälle und hielt Georgien im Rennen. Er war auch am Ende der Spieler des Spiels. Kurz vor der Halbzeit gab es dann einen Elfmeter für Georgien. Mikautadze trat an und traf. Extase pur! In der zweiten Hälfte spielte quasi nur Tschechien und jeder wusste, entweder die machen noch den Siegtreffer, oder Georgien bekommt ganz am Ende einen Konter und macht die Bude. Das Drehbuch war schon im Druck, nur Lobjanidze schaffte es nicht die Kugel aus acht Metern ins Tor zu schieben. Er hatte den ersten Sieg der Georgier bei einer EM auf dem Fuß, aber die lieben Nerven versagten dann doch und die Tausendprozentige ging nicht rein.
Nach dem Abpfiff wurden beide Teams von ihren Landsleuten gefeiert und wir gingen sehr zufrieden nach Hause. Es war ein schönes Erlebnis dabei gewesen zu sein, was vor allem an der Stimmung der beiden Ländern lag. Leider wird mindestens einer der beiden am Donnerstag wieder nach Hause fahren müssen. Zuvor spielen die Tschechen aber nochmal in der schönsten Stadt Deutschlands gegen die euphorischen Türken. Dort wird das Volksparkstadion nochmal ordentlich beben, bevor Taylor Swift die Bude für noch höhere Ticket- und wahrscheinlich auch höhere Bierpreise vollmacht. (mb)
Herzlich Willkommen zur BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (3). Heute mit einem besonderen Highlight eines Redakteurs aus dem Jahr 2021. An einem Flutlicht-Freitag bei angenehmen Temperaturen mit dem Spiel SC Westfalia Herne 04 gegen die SG Wattenscheid 09.
Das traditionell genannte Stadion “Stadion am Schloss Strünkede” ist etwas ganz besonderes. Leider wurde im Jahr 2018 ein Kunstrasen eingeweiht, was blieb ist das Drumherum, eine Haupttribüne mit Verkaufsbuden und eine Menge Stufen. Eine richtig geile BILDERBUCHBUDE DER WOCHE.
Leider teilte der Verein im Juni/24 über die sozialen Medien mit, dass die Haupttribüne ab Juli gesperrt werden würde. Ein Abriss des Daches ist in Planung. Uns kullern die Tränen, was bleibt, ist die Erinnerung an eines meiner schönsten Spiele in dem Bundesland Nordrhein-Westfalen. Hiermit möchte ich eine Anfeuerung mit rauchiger Stimme und einem Bier in der Hand hören: “HEEEEERNEEEE”
Stadion am Schloss Strünkede, Herne, Nordrhein-Westfalen
DORTMUND – Die Europameisterschaft im eigenen Land ist für mich bisher keine Heim-EM. Noch nie bin ich bei solchen Turnieren in der Ticket-Lotterie leer ausgegangen. Bei der EM 2024 schon. Auch der Spielplan meinte es nicht sehr gut mit mir. Kaum Termine in der Vorrunde, die man ohne großes Freischaufeln wahrnehmen könnte. Und wenn ich mal in der Woche Zeit hab, wird in Stuttgart oder München gespielt. Viele Grüße aus dem Hansetal! Am Samstag hatte ich Zeit und angesichts der Tatsache, dass Norddeutschland nur mit Hamburg als Spielort bedacht wurde, lag Dortmund quasi um die Ecke.
Doch die Pechsträhne ging weiter. Vorab ließ ich mich ausnahmsweise mal auf einen Tickethändler aus dem Internet ein. Die Anzahlung von 50€ für das Spiel war es mir wert, am Samstag vor dem Spiel möglicherweise eine „ruhige Kugel“ schieben zu können. Aber die Anti-Stress-Investition war nicht erfolgreich und ich saß einem niederländischen Betrüger auf. Naja. Die Zugfahrt mit dem Deutschland-Ticket war umsonst, für die Hotelnacht in einer der feinsten Absteigen der Eisenbahnerstadt Hamm mussten 25€ berappt werden. Doch als ich den Dortmunder Bahnhof betrat, wusste ich: Jetzt ist es vorbei mit der Sparsamkeit. Vier Stunden vor dem Anpfiff wuseln auf dem Vorplatz mehr Ticketsuchende als Italien-Fans herum. Ansonsten haben die Albaner die Kontrolle in der Stadt übernommen. Heim-EM für alle! Überall viel Bling-Bling und fette Autos. Die Albaner muss man einfach liebhaben. Doch die Leidenschaft in den Augen der Skipetaren ist keine Show. Leider suchen auch die meisten Albaner vor Ort noch Tickets.
Vor dem Stadion werde ich dann mit meinem Schildchen recht oft angesprochen und die wenigen Fans, die Tickets übrig haben, bieten Karten zum Nennwert an. Leider liegt der Nennwert bei dieser Heim-EM meistens zwischen 300 und 400€. Das ist natürlich keine Option. Zumal ich mich dieses Jahr schon ein paar Mal ins Stadion geschmuggelt habe und der Kollege H. ein Ticket hat, das ich für die Kontrolle zumindest abfotografieren kann. Der Plan sieht auch vor, dass ich hinter meinem Redaktionskollegen durch das Drehkreuz husche. Nur, ich war ewig nicht mehr in Dortmund und da alles großzügig abgesperrt ist, kann ich mir vorab kein Bild von den Drehkreuzen machen.
Der Kollege H. trudelt erst etwa eine Stunde vor dem Anpfiff ein. Da sind die meisten Ticketinhaber schon drin. Und direkt nach der ersten laschen Durchsuchungskontrolle werden wir von der dahinter platzierten manuellen QR-Aktivierung durch die nächste Ordner-Riege überrascht. Unter einem Vorwand muss ich wieder raus und die Redakteure trennen sich schon vor den Drehkreuzen. Nach 5 Minuten stelle ich mich dann bei einem anderen Eingang an und eine Trantüte von Ordner bemerkt nicht, dass ich mich an eine Gruppe hefte, mit der ich durchflutsche. Danach kommen die Drehkreuze auf dem Stadionvorplatz. Doch die sind in Dortmund nur halbhoch. Hinter jedem steht ein Ordner, mit dem man Sichtkontakt hat. Und das größte Manko: Es sind keine Fans mehr da. Alle sind drin, 45 Minuten vor dem Anpfiff. Ich stehe vor den Ordnern wie auf dem Silbertablett, kann mich nicht verstecken, keine Hektik ausnutzen und nicht untertauchen. Ein Himmelfahrtskommando.
Zweimal versuche ich trotzdem über oder unter dem Drehkreuz durchzuhoppsen und fliege natürlich auf. Ich beklage selbstmitleidig, dass mein QR-Code nicht funktioniert oder das Internet zusammengebrochen ist und werde treudoof zum „Clearing Point“ geschickt. Einem jungen Ordner jammer ich die Ohren voll. Er hätte mich fast durchgelassen. Es müssen andere Lösungen her. Also schau ich mal ins „Strobels“ rein. Das ist eine Gastwirtschaft genau zwischen dem Westfalenstadion und der „Roten Erde“. Unter dem Vorwand auf’s Klo gehen zu wollen öffne ich einfach mal zwei Nebentüren und stehe plötzlich unter der Haupttribüne. Mit dem Kniff umgeht man die QR-Kontrolle. Doch leider kommt man durch die letzte Tür zum Stadion nur mit Arbeitskarte. Die Dame ist entsetzt, wie ich es hier hingeschafft habe. Ich spiele wieder den Dummen. Trotzdem: Die Reise ist an der Stelle zu Ende, an der einst auch Sebastian Pufpaff von „TV Total“ bei seinem Schummelversuch umkehren musste.
Nicht so schlimm. Ich bin mit meinem Latein noch nicht am Ende. Denn wenig später kommt eine Rotte Ordner vorbeigetrabt, für die ein Tor geöffnet wird und so komme ich unbemerkt von dieser Ordnergruppe ins Innere. Ich habe die Treppe zum Block schon im Blick, da spüre ich eine Hand auf der Schulter. Tja, einer der Drehkreuz-Kontrolleure hatte mich im Visier, da ich vor seinem Einlass auf- und abtigerte. Warum sollte man das auch machen, wenn man ein gültiges Ticket hat? Das wichtigste Element für einen ticketlosen Einlass fehlt: Der Andrang. Und der wurde ein paar Minuten vor dem Anpfiff dann auch nicht besser. Also lieber weg, bevor da noch weitere Freunde und Helfer mit ins Spiel kommen.
Der Plan das Spiel im Strobels auf Leinwand zu verfolgen endet dann allerdings mit einem stilechten Rausschmiss. Das Tor der Albaner kann ich noch akustisch und visuell mitnehmen. Völlig irre: Die Bildschirm-Übertragung direkt neben der Albaner-Kurve hängt etwa 10 Sekunden nach und ich kann mir überhaupt keinen Reim machen, warum wenige Sekunden nach dem Anpfiff schon so krass im Stadion gejubelt wird. Auf dem Fernsehbild seh ich ja erst den Anpfiff und irgendwie bin ich ja doch mittendrin. Anschließend kommen irgendwelche Security-Babos und verlangen nach meinem Ticket, das ich nicht vorzeigen kann. Ich bin der einzige Gast in dem Laden, abgesehen vom Staff, das kommt den Jungs spanisch vor. Die nächste Stunde verbringe ich trotzdem hinter der Absperrung direkt am Stadion. Dort ist man nicht der einzige Neugierige. Ein paar Dutzend Leute schauen das Spiel auf dem Handy mit der Original-Atmosphäre im Hintergrund. Etwa eine Viertelstunde vor Schluss wird aber auch diese Atmosphäre jäh beendet. Denn in Vorbereitung auf den Abpfiff drehen die Ballerbuden ihre Ballermannmusik auf und vorbei ist es mit dem authentischen Geräuschpegel aus dem Stadion. Aber ist ja am Ende nichts passiert… (sl)
Volume 2
DORTMUND – Ähnlich wie Kollege M. hatte auch ich kein Glück bei den Ticket-Verlosungen der UEFA und stellte mich innerlich auf eine EM vor dem Fernseher ein. Ohnehin war bereits für Ende Juni ein dreiwöchiger Trip Richtung Asien gebucht, sodass sich die Enttäuschung in Grenzen hielt. Bis plötzlich Anfang des Monats noch ein bunter Strauß an Karten online ging. Eher zufällig sah ich die E-Mail auf meinem Handy und deckte mich kurzerhand für drei Spiele ein, davon zweimal Albanien in Dortmund respektive Hamburg.
Italien-Albanien war definitiv mein Zielspiel, denn ich spekulierte auf einen Doppler in Verbindung mit den Playoff-Spielen unserer Nachbarn in den Niederlanden. Wie erhofft setzte der KNVB die Relegation um die Tweede Divisie zwischen Genemuiden und Maasluis für 14.30 Uhr an. Grüner Rauch übers ganze Feld, zwei Batterien abgefeuert, 0:3 nach 90 Minuten, Maasluis hält die Klasse, Abfahrt. So weit, so gut. Nach dem Check-In bei unserer charmanten Unterkunft in Hamm traf ich aber dann doch erst gegen 20.00 Uhr in Dortmund ein. Letztendlich dürfte das die fehlende Zeit gewesen sein, denn da waren die meisten Fans bereits im Stadion und wie beschrieben herrschte an den Drehkreuzen gähnende Leere.
„Wo ein Wille, da ein Weg“ dürften sich auch die Kosovo-Albaner gedacht haben. Viele Redaktionen schrieben schon im Vorfeld von einer Invasion der Kuqezinjtë-Fans ins Westfalenstadion. Auf dem Schwarzmarkt wurden absurde Preise verlangt und wohl auch durchgesetzt. Nachzählen konnte ich nicht, aber alle Tribünen waren wirklich zu großen Teilen in rot getaucht und die kolportierten 50.000 dürften gestimmt haben. Lediglich auf einer Ecke der Südtribüne sammelten sich die Tifosi der Squadra Azzurra, die (wie gewohnt) kaum bzw. nur beim Torjubel zu hören waren. Stattdessen schallte immer wieder „Shqipëri“ durchs Stadion. Zum Einlaufen der Mannschaften präsentierten die albanischen Fans ein Spruchband, eingerahmt von schwarzen und roten Papiertafeln.
Als wäre die Atmosphäre vor dem Spiel nicht schon beeindruckend genug, erzielte Bajrami nach nur 23 Sekunden das 0:1 und sorgte für komplette Ekstase. Neben den Bierbechern flogen auch jede Menge Qeleshe durch die Gegend, die traditionelle Kopfbedeckung in Albanien. Kein Halten mehr bei den Doppeladlern!
Entsprechend steigerte sich die Stimmung noch weiter, aber die italienischen Spieler schienen nur kurz geschockt zu sein. Zehn Minuten nach dem Rückstand köpfte Bastoni unbedrängt zum 1:1 mitten in die Euphorie rein. Fünf Zeigerumdrehungen später drehte Barella die Partie und ließ die Albaner buchstäblich verstummen. Der schnelle Dreher hatte bei den albanischen Fans definitiv den Sticker gezogen und die Lautstärke kam –wen wundert’s- nicht mehr an die ersten Minuten ran. In der zweiten Halbzeit schaltete Italien in den typischen Verwaltungsmodus und brachte das 2:1 relativ ungefährdet über die Zeit.
Nach dem Spiel traf ich mich wieder mit Kollege M. am Auto. Schnell noch eine vorzügliche Pizza Sucuk reingeschoben und nach einer verdienten Mütze Schlaf in Hamm brachen wir am Sonntag Richtung Doetinchem auf. Dort folgte der zweite Teil der Holland-Playoffs und sollte ein bisschen für das entgangene EM-Spiel entschädigen. Bericht folgt! (hr)
16.06.2024 Militärstadion an der HTS Brandenburg – 1. Kreisklasse Staffel A – Dahme/Fläming Zuschauer: 95
ALTES LAGER – Der Schwechheimer Landbote wählte mal wieder die Zeitmaschine als Fortbewegungsmittel. Nachdem wir letzte Woche von unserer Reise nach Riesa berichtet haben, nehmen wir euch heute mit auf eine Reise in den Ort Altes Lager in Brandenburg. Neben zahlreichen Hoppern waren auch sogenannte Urbexer vor Ort, die verlassene Orte (lost places) besuchen und sie mit Fotos dokumentieren. Solche Orte sind oft vernachlässigt, von der Natur zurückerobert und aufgrund ihrer Geschichte und Ästhetik besonders faszinierend. Diese Faszination konnten auch die Zeitreisenden vom Schwechheimer Landboten erleben. Denn der Fußballplatz der SG Blau Weiß Altes Lager befindet sich mitten auf dem ehemaligen Militärgelände. Zur Zeit des Nationalsozialismus ließ Hermann Göring, der Reichsminister der Luftfahrt, diese und weitere Spezialschulen errichten. Dort wurden Ingenieure und Techniker ausgebildet, um Militärflugzeuge zu warten und zu reparieren. Die Anlage wurde 1945 von der Roten Armee übernommen und zur Schulung sowjetischer Offiziere genutzt. Bis in die 1990er Jahre hinein war das Gelände militärisches Sperrgebiet. Erst 1997 wurde die Anlage wieder betriebstauglich gemacht, so dass der Ball wieder rollen konnte. Im Jahr 2018 wurde ein neuer Rasenplatz verlegt.
Am vergangenen Sonntag spielte hier auf einem wunderbaren Grün die Mannschaft der SG Blau Weiß Altes Lager in der 1. Kreisklasse Staffel A – Dahme/Fläming gegen die SG Südstern Senzig. In einem torreichen Spiel mit insgesamt neun Treffern war es der Gastgeber, der nach 10 Minuten durch Haberzeth in Führung ging. Der Ausgleich gelang jedoch noch vor dem Seitenwechsel durch ein Traumvolley-Tor von Wesenberg.
Auch im zweiten Durchgang machte Blau Weiß weiter das Spiel und traf nach drei Aluminiumtreffern in der ersten Halbzeit weitere drei Male das Aluminium in der zweiten Halbzeit. Die Tore fielen jedoch mehr auf der anderen Seite. Das 1:2 bereits kurz nach dem Seitenwechsel in der 49. Spielminute. Der Gast nutzte die offenen Lücken, sodass Böckmann einen Doppelpack schnürte und es zwischenzeitlich 1:4 stand.
Jan-Lucas traf zwar in der 77. Minute zum 2:4 für die Blau Weißen. Die Hoffnung hielt jedoch nur zwei Minuten an, da Wesenberg in der 79. Minute das Spiel mit dem 2:5 entschied. Das Alte Lager zeigte jedoch Moral und kam in der Nachspielzeit mit zwei Elfmeter-Toren von Martin Lucas noch einmal zurück. Die Zeit reichte allerdings nicht mehr für den Ausgleich, sodass sich die Gastgeber mit 4:5 geschlagen geben mussten. Großen Respekt verdient das Team der Blau Weißen, das mit 10 Mann antrat, da die Gäste nur 10 Spieler zur Verfügung hatten.
Der Eintrittspreis von 2€ war definitiv gerechtfertigt und auch das Catering konnte sich sehen lassen. Leckeres Steak im Brötchen für 3€ oder eine köstliche Bratwurst im Brötchen für 2,50€ zeigen einmal mehr, dass es sich lohnt, den Amateurfußball zu unterstützen. Die Zeitmaschine wird uns vermutlich demnächst wieder zurück in die Zukunft führen. (fj)
15.06.2024 Paul-Greifzu Stadion Honda-Lauenroth-Pokal Zuschauer: 369
DESSAU – An diesem Wochenende fanden in Dessau drei Finalspiele im Kreispokal statt, ausgetragen wurden diese im Paul-Greifzu Stadion. Leider eine seltene Angelegenheit, sonst wird dieses schöne Stadion eher für Leichtathletik-Wettkämpfe genutzt. Im Jahr 1973 fanden sich 30.000 Zuschauer im Stadion ein, Grund dafür war das Pokalfinale zwischen dem 1. FC Magdeburg und dem 1. FC Lokomotive Leipzig im FDGB-Pokal. An diesem Samstagabend waren 369 zahlende Zuschauer zugegen, wovon mindestens 100 Leute eigens für ihr Kreuz nach Dessau gekommen waren. Bei Preisen von 5€ für einen halben Liter Bier und 4€ pro Bratwurst eine teure Angelegenheit.
Zu Ehren des verstorbenen Rennfahrers Paul Greifzu, welcher am 10.05.1952 auf der Dessauer Rennstrecke ums Leben gekommen war, wurde die Spielstätte im Baujahr 1952 Paul-Greifzu-Stadion genannt. Ein Gedenkstein, der vorher an der Autobahn A9 stand, wurde 2012 ins Stadion integriert und ehrt den viel zu früh verstorbenen Rennfahrer.
Das Spiel lief schnell in eine Richtung und der SV Germania 08 Roßlau ging mit einem 0:2 in die Halbzeitpause. Mit einem Doppelpack (63’ und 67’ Minute) erhöhten die Gäste auf 0:4. Der letzte Treffer in der 87’ Minute markierte gleichzeitig den Endstand. Wir gratulieren herzlich zum Sieg im Finale. Unsere Reisegruppe zog es noch in einen Dönerladen in der Innenstadt, die Suche nach einem schönen Fernseher und Essensgelegenheit dauerte ein wenig an. Somit schien der Dönerladen leider die letzte Alternative. In Dessau schien es so, als würden die Bürgersteige ab 20:00 Uhr hochgeklappt werden. (tp)
Das Stadion „Glück-Auf“ erlebte gerade erst letzten Sonntag eine Sternstunde. Im Jahre 2016 lösten sich die OhreKicker aus dem Mutterverein SV Kali Wolmirstedt, der nachwievor als Breitensportverein existiert. Viele Jahre dauerte es, bis man aus den vielen Jugendmannschaften wieder eine Herren-Elf formen konnte. Letztes Jahr war es dann so weit: Re-Start in der 12. Liga. Nun gelang bereits der Durchmarsch in die Börde-Kreisliga, der 10. Spielklasse des Bundeslands Sachsen-Anhalt.
Die Spielstätte abseits des Flüsschens Ohre fasst laut Europlan 7500 Zuschauer. Mit 512 Zuschauern, wie am vergangenen Sonntag, sieht es auch schon gut gefüllt aus. Prunkstück ist sicherlich die Gegengerade mit dem Sprecherturm in der Mitte. Vor einigen Jahren konnte man dort auch noch überdacht sitzen. Vielleicht kommt ja irgendwann wieder ein Dach, jetzt wo es mit dem Fußball in Wolmirstedt wieder aufwärts geht. (mm)
Stadion „Glück-Auf“, Wolmirstedt, Sachsen-Anhalt
OhreKicker Wolmirstedt – SG Hundisburg/Nordgermersleben/Bebertal II – 4:0
SV Motor Altenburg – SV Blau-Weiß Niederpöllnitz – 3:3
“DER MOTOR FUNKTIONIERT“
08.06.2024 Skatbank-Arena Kreisoberliga Ostthüringen Zuschauer: ca. 350
ALTENBURG – Nachdem das große Event am Samstagmorgen mit einem Besuch des altehrwürdigen Ernst-Grube-Stadions in Riesa anfing, ging es für uns nach Altenburg. Ein weiterer Ground, welcher schon länger auf meiner persönlichen To-do-Liste stand. Der SV Motor Altenburg spielt in der Skatbank-Arena, dieses schöne Stadion besitzt eine Kapazität von 25.000 Plätzen. Leider kommen zu den Spielen nicht mehr annähernd so viele Menschen, sondern laut Aussage des Grillmeisters eher um die 80 Leute, die hier ein Spiel besuchen wollen.
Am 01.05.1963 fand in Altenburg das Pokalfinale des FDGB-Pokals statt. Das Spiel zwischen der BSG Motor Zwickau gegen die BSG Chemie Zeitz (3:0) sahen 25.000 Zuschauer und damit war die Skatbank-Arena ausverkauft. An diesem sonnigen Samstag waren im Stadion wahrscheinlich mehr Ortsfremde aus vielen Teilen Deutschlands als Einheimische. Dieser Andrang vor dem Spiel überraschte einige Vereinsangehörige, umso schöner war es, dass es nicht unbedingt lange brauchte, bis der Nachschub von Wurst und Brötchen ankam. Am selben Tag fand in der Stadt Altenburg der 14. Skatstadt-Marathon statt, viele Einheimische freuten sich also auf einen entspannten Ausklang bei Bier und Grillwurst. Die Wurst im Brötchen können wir hiermit offiziell nur empfehlen.
Sportlich ging es für beide Teams nur noch um die so bekannte Goldene Ananas. Dennoch empfand ich dieses Spiel als äußerst spannend, besonders stach der Stürmer des SV Motor Altenburg heraus. Dem Stürmer gelang es, drei Tore für sein Team zu erzielen. Innerhalb von 4 Minuten (77’ und 81′) gelang ihm ein Doppelpack und kurz vor Schluss traf er zum 3:3-Endstand.
Das Heimteam beendet die Saison mit diesem Remis auf dem sechsten Tabellenplatz. Das Auswärtsteam, welches übrigens eine Anreise von 54 Kilometern zu absolvieren hatte, landete mit dem Endergebnis auf dem neunten Tabellenplatz. Wir wünschen beiden Teams viel Glück und eine erfolgreiche neue Saison.
Alles in allem wollen wir noch einmal Danke sagen für die tolle Spontan-Organisation des Vereins, es sind genau die Menschen, die Amateurfußball zu dem machen, was er eben ist. Herzlich, menschlich und liebevoll. Dieses Spiel und der Besuch heute war ein perfektes Beispiel dafür, jeden Kilometer sinnvoll gefahren zu sein. (tp)