Trastevere Calcio ASD – Real Monterotondo – 1:0

Guten Morgen und herzlich willkommen zur BILDERBUCHBUDE DER WOCHE. Die 34. Folge unserer Reihe ist heute eine besondere Ausgabe. Eigentlich sollten hier Bilder aus dem Serie-C-Stadion „Domenico Francioni“ in Latina hochgeladen werden. Alles war im Redaktionsplan beschlossen. Angekommen in Neapel, unterband ein Generalstreik der italienischen Eisenbahn dieses Vorhaben.

Ein neuer Plan musste her und da zumindest noch einige Schnellzüge durch das Land rumpelten, saß man kurzerhand in der Bahn nach Rom. Aus einigen Alternativen wurde die ASD Trastevere Calcio als Ersatz auserkoren.

Mit dem Fahrrad ging es Hals über Kopf durch das historische Zentrum der italienischen Hauptstadt, hoch nach Trastevere. Mit gut 10 Minuten Puffer im Gepäck, ließ sich sogar noch kurz der fantastische Panorama-Blick auf die Altstadt von Rom genießen.

Vor Ort dann ein wunderbarer Ground. Bei frühlingshaften Temperaturen wurde sogleich mal die Sonnenbrille ausgepackt, über den Ground flogen Alexandersittiche und aus den Lautsprechern ertönte feinster Italo-Pop. Eine fast schon kitschige Szenerie. Dabei folgt der Ground der italienischen Unsitte, dass eigentlich nur eine Seite ausgebaut ist. Macht aber nichts, denn die ausgebaute Seite ist wirklich „unique“ und der Blick auf die andere Seite wohlig-schön.

Auch sonst hat man sich sehr viel Mühe mit der Anlage gegeben. Überall schöne Details, ein kleiner Gästeblock und ein Vereinsheim, das was kann. Neben der Vereinsheimterrasse thront als Blickfang – warum auch immer – ein alter Fiat. Mühe gab sich auch das abstiegsbedrohte Heimteam und gewann dank einer Direktabnahme aus der Distanz in der Schlussphase mit 1:0 gegen den Fusionsverein Real Monterotondo.

Wenn ihr in Rom seid, behaltet das Ding mal im Auge. Der Aufstieg in den Stadtteil und der Panoramablick auf die Ewige Stadt, finden ohnehin in jedem Reiseführer Erwähnung.

Trastevere Stadium
Aufnahme: 26.01.2025
Trastevere Calcio ASD – Real Monterotondo – 1:0

SSC Bari – Brescia Calcio – 2:2

SSC Bari – Brescia Calcio – 2:2

„NASSE SOCKEN IM UFO“

18.01.2025
Serie B
Stadio San Nicola
Zuschauer: 11.980

BARI – Ein bisschen Chaos muss schon sein, in Süditalien. Von Flugverspätungen, Dauerregen, nassen Socken, ahnungslosen Taxifahrern und schlitzohrigen Kassierern war gleich mal die ganze Palette vertreten, so früh im neuen Jahr.

Bari begrüßte den Besucher an diesem Samstag mit Regen aus einem Guss. Kennt man schon zu dieser Jahreszeit in Italien, gibt Schlimmeres. Aber so weit draußen, wie die Schüssel in Bari liegt, macht es die Anreise per pedes dadurch nicht komfortabler. Seit Jahren favorisierte man daher mal wieder die elitäre Anfahrt mit dem Taxi. Half alles nichts: Trotz Chauffeur wurde man klitschnass, da der einzige Taxifahrer in Bari, der keine Ahnung vom Fußball hat, seine Gäste auf der komplett anderen Seite des Stadions aussteigen ließ. „Non un esperto di calcio“, tönte es immer wieder aus dem Cockpit. Wenig später perlten dicke Tropfen die Nasenspitze herunter und kleine Wasserfälle auf der Straße fluteten das Fußbett.

Egal, was nass ist, wird auch wieder trocken. Der Anblick des „Stadio San Nicola“ lässt jedenfalls gleich mal das Blut in den Adern gefrieren. Die Bude hat man schon so oft gesehen, doch wenn man selbst davor steht, ist das einfach ein Gefühl, das man nicht trainieren kann. Hier wurde 1990 WM gespielt und dieses „Italia-Novanta-Gefühl“ ist allgegenwärtig. Irgendwie total anmutig, dieses UFO am Stadtrand. Im Innern hat man vor einigen Jahren rund 60.000 neue Sitzschalen montiert, während auf der Tartanbahn der Giersch wächst. Italien muss man einfach mögen.

Von den vielen Plätzen waren vielleicht gerade mal 20% besetzt. Die schwächste Kulisse der Saison, was aber nur gilt, wenn man den Faktor „Wetter“ außer Acht lässt. Unabhängig von irgendwelchen Zahlen, machte die Curva auf der Heimseite aber einen unglaublich stabilen Eindruck, sang und fackelte volle 90min durch, erfüllte das weite Rund immer wieder mit harmonischen Melodien.

Den Startschuss für die Show gab die Elf auf dem völlig durchtränkten Rasen, die schon in der 1. Minute nach einem energischen Angriff in Führung ging. Lange Zeit sah es so aus, als ob Bari das Ding nach Haue fährt, doch die Gäste aus der Lombardei schlugen jeweils zurück und am Ende war die Luft raus. Genau 10 Fans aus Brescia versammelten sich hinter einer kleinen Fahne. Ob es auch für den Gästeanhang mit nassen Socken die gut 850 Kilometer zurück nach Norditalien ging, ist nicht überliefert. (mm)

Foggia Calcio 1920 – SSD Latina Calcio 1932 – 1:0

Foggia Calcio 1920 – SSD Latina Calcio 1932 – 1:0

„EINE VERDAMMTE MINUTE!“

19.01.2025
Serie B
Stadio Pino Zaccheria
Zuschauer: 4.784

FOGGIA – Dass es in Foggia schon seit Wochen wegen dem Verband grummelte, lag auf der Hand. Am 13. Oktober vergangenen Jahres waren vier Ultras auf dem Weg von einem Auswärtsspiel in Potenza im Auto verunglückt und gestorben. Eine italienweite Gedenkminute wurde Foggia verweigert und es gärte rund ums „Stadio Pino Zaccheria“. Als nun, am vergangenen Wochenende, in den Stadien im Stiefelland eine Schweigeminute zu Ehren der 89-jährig verstorbenen Torwartlegende Fabio Cudicini abgehalten wurde, erreichte die Stimmung ihren Siedepunkt. Viele Fanszenen in Italien „crashten“ aus Protest die ehrenvolle Minute.

Foggia hatte an diesem Wochenende ein Auswärtsspiel in Monopoli. Zum jetzigen Heimspiel gegen Latina konnte man gespannt sein, ob die Proteste und „Scharmützel“ weitergehen. Zumal die „Curva Nord“ erst in diesem Jahr nach einem Stimmungsboykott wieder das Megafon zur Hand genommen hatte. Und es passierte was, so viel sei vorausgesagt. Nebenbei stand für beide Teams ein enorm wichtiges Match ins Haus. Ganz wichtige Punkte wurden verteilt, entweder für Latina auf dem erstmöglichen Abstiegsplatz oder Foggia, einen Rang höher.

Beinharter Abstiegskampf in der Serie C war vorprogrammiert. Und so fühlte es sich 90 Minuten an, was nicht zuletzt vom bröckelnden Charme der Spielstätte beflügelt wurde. In den 90er-Jahren war Foggia fester Bestandteil der Serie A. Brian Roy oder Dan Petrescu liefen für den Verein in der damals besten Liga der Welt auf. Die internationalen Stars sind längst verflogen, spätestens als Foggia nur wenig später in der Viertklassigkeit landete, waren sie alle weg. Was geblieben ist: Ein Stadion aus einer anderen Welt. Das „Pino Zaccheria“ ist eindrucksvoller Zeuge der italienischen Blütezeit im europäischen Klubfußball. Die Tifosi verteilen sich auf vier Seiten, zweistöckig, eng und steil ohne Ende. Überall tropft und gammelt es. Mindestens genauso präsent im Stadion wie die Curva Nord: Der Zahn der Zeit.

Gute Überleitung: Kommen wir zum Kurvenspektakel! Tatsächlich war alles auf den „Trauerprotest“ für die vier Ultras getrimmt: Michele, Gaetano, Samuele und Samuel – die verstorbenen Foggia-Ultras. Mit Plakaten und einem Schweigeprotest ging die Curva Nord ins Spiel. Nach kurzer Zeit pulverisierte ein brutaler Support die Stille und an der „Frontline“ gingen rote Lichter an. Das wiederholte sich mehrmals im ersten Durchgang. Zudem wurden ohrenbetäubende Kanonenschläge gezündet und Fackeln auf’s Spielfeld geworfen. So viel Thetralik man den Italienern immer vorwirft: Die Fackeln landeten zügig hinter der Linie und weiter ging es, ohne Unterbrechungen oder sonstigen Zinnober.

Gegenüber, auf der Curva Sud, klaffte in den ersten 45 Minuten ein Loch, das auf Stoff mit der Forderung „Canonico Vattene“ geschmückt war. Die Curva forderte den Kopf von Vereinspräsident Nicola Canonico. Nach der Halbzeit füllte sich die Tribüne und der Support verlagerte sich etwas mehr auf die „Sud“. In Foggia gibt es zwei Ultra-Gruppen auf der Nord- und auf der Südseite des Stadions. Auch hier Widmungen an die verstorbenen Jungs und Dauersupport. Insgesamt wurde 90 Minuten Alarm gemacht, gezündet und gesungen. Auch wenn es ein trauriger Anlass war, so kann man diese Szenerie nur als beeindruckend beschreiben.

Das übrige Publikum klatschte hin und wieder Beifall, sonst gab es kaum Reaktionen. Mit einer Ausnahme: Der Gästeblock! Latina flaggte mit Verspätung an, eine Busladung Ultras supportete die komplette Spielzeit solide durch und entrollte in der zweiten Hälfte ein Plakat mit der Aufschrift: „Michele, Gaetano, Samuele en Samuel – Ultras per sempre!“. Ultras für immer. Dafür gab es – zu Recht – Applaus aus dem ganzen Zaccheria. Übrigens das einzige Mal, denn beim Siegtor, kurz nach der Pause, quittierten die Ultras in der Curva Nord die Führung mit Pfiffen.

Auch verschwand die Heimelf nach dem Abpfiff zügig in den Katakomben, ließ sich nicht – wie üblich – von den Fans abfeiern. In Foggia brodelt es und vermutlich geht dieser Umstand weit über diese 1 Minute des Schweigens hinaus. „Hässliche Szenen in Italien“, würde es wahrscheinlich hierzulande aus den beitragsfinanzierten Medien gellen – wenn sie denn Kenntnis von dem Drama in Apulien hätten. Der Schwechheimer Landbote hingegen war hin und weg von so viel Ultra-Folklore und Fankultur. Und wenn es der Verband nicht hinkriegt, dann schweigen wir jetzt einfach mal alle nach Beendigung dieser Zeilen – eine verdammte Minute! Das ist so wichtig. (mm)

U.S. Salernitana – U.S. Sassuolo – 1:2

Buongiorno aus Salerno!
Das Stadio Arechi ist für den leidenschaftlichen Groundhopper ein absoluter Traum und für die Redaktion eine verdiente BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (32).
Das Stadion steht direkt am Wasser und besitzt einen eigenen Bahnhof und sehr viele Parkplätze. Dazu zieht es hier wie Hechtsuppe, da der Wind hier schnell von der Waterfront aufzieht. Dies vergisst man ganz leicht, wenn auf einen der vier Tribünen Platz nimmt, den Blick auf die drei Ränge und den Berg im Hintergrund schweifen lässt.
Wer den Vesuv besteigen will, sollte unbedingt einen Abstecher in Salerno machen, um den Salernitana FC zu besuchen. Wer weiß wie lange dieses Prachtexemplar aus Italien noch bestand hat.

Stadio Arechi
Aufnahme: 12.01.2025
U.S. Salernitana – U.S. Sassuolo – 1:2

SSC Napoli – Hellas Verona FC – 2:0

SSC Napoli – Hellas Verona FC – 2:0

„CIAO DANIELE – MARADONA PASST AUF DICH AUF“

12.01.2025
Stadio Diego Armando Maradona
Serie A
Zuschauer: 54.726

NEAPEL – Nach 27 Monaten ging es endlich wieder nach Italien. Warum ich so lange nicht im Land der Pizza & Pasta war, weiß ich leider selbst nicht. EasyJet lieferte uns am Freitag Abend im windigen und verregneten Neapel ab und die Taximafia versuchte selbst über Uber uns abzuziehen. Auf dem Taximeter standen 14,20 Euro, bei Uber hat der Taxifahrer 25 Euro eingetragen und wir sollten abzüglich einer „Aktion“ 20,80 Euro zahlen. Dies meldete ich den Support und zahlte dann natürlich 14,20 Euro.
Am Samstag ging es nach Pompeii, Casterta und im strömenden Regen zum Drittliga Verein Castertana FC. Am Sonntag fuhren wir zuerst nach Salerno und bestaunten ein Bilderbuchbude. Danach gab es Aperol Spritz und Pizza für einen günstigen Kurs, den man in Deutschland nie mehr bekommen würde.

Am Abend war es dann endlich so weit. Das Stadio Diego Armando Maradona öffnete seine Tore für uns und wir kamen super schnell auf unsere Plätze. Rund 10 Minuten vor dem Anpfiff wurde es dann richtig Emotional. Daniele, ein 13 jähriger Napolitaner ist letzten Samstag viel zu früh an Leukämie verstorben. Seinen letzten Wunsch die Spieler vom SSC Napoli kennenzulernen erfüllte der Verein im Sommer. Fortan war Danielle ein Teil der großen Napoli Familie und reiste des öfteren mit der Mannschaft zu den Spielen. Seine Familie stand im Innenraum, es gab eine Schweigeminute und ein italienischer Klassiker wurde frenetisch von den 54.726 Zuschauern mitgesungen. Dazu kullerten nicht nur bei Antonio Conte und den Eltern ein paar Tränen, sondern auch bei vielen im Publikum. Der Fußball hält besonders in den schlimmsten Zeiten zusammen und verbindet. Ciao Daniele, Diego wird auf dich aufpassen!

Kurz danach wurde angepfiffen und ehe die Eltern von Daniele ihren Platz eingenommen haben, stand es auch schon 1:0 für die Hausherren. Der Tabellenführer erspielte sich in den ersten 15 Minuten noch weitere Großchancen heraus, verwaltete danach aber hauptsächlich die Partie. In der 61. Minute konnte Andre-Frank Zambo Anguissa mit einem Fernschusstor den Deckel drauf machen. Für Hellas gab es hier heute nichts zu jubeln.

Ein Tor hätten sie eh nur unter sich bejubeln dürfen, weil die örtlichen Behörden die Anreise nach Neapel für alle Fans aus Verona untersagten. Manch ein Deutscher kennt dies ja leider auch schon zu gut. Fanszenen gibt es trotzdem zwei. Die Curva Sud & Nord ziehen über 90 Minuten ihr eigenes Programm durch und sorgen in ihren Kurven für gute Stimmung. Ich mag sowas eigentlich nicht, aber das Stadion zieht sich durch die Laufbahn und die Struktur sehr in die Länge, wodurch man die andere Seite kaum hören kann. Dazu platzieren sich die Ultras und der Großteil der Zuschauer in den Oberrang, weil das Stadio Diego Armando Maradona wahrscheinlich das einzige Stadion in Europa ist, wo man im Unterrang absolut beschissen gucken kann. Dementsprechend werden die Karten im Unterrang auch für kleines Geld an den Mann gebracht.

Zusammengefasst kann man sagen, dass die Stadt Neapel Maradona und ihren SSC lebt. Eine Stadt die so sehr mit dem heimischen Verein verbunden ist, gibt es selten.“ Forza Napoli, Napoli per sempre“ ist der erste Satz nach der Geburt und auch das Codewort um in den Fußballhimmel zu Maradona und Daniele zu kommen. (mb)