FC Internazionale Milano – AC Milan – 0:3

FC Internazionale Milano – AC Milan – 0:3

„DAS LETZTE HEMD FÜRS DERBY DELLA MADONNINA“

23.04.2025
Coppa Italia
Stadio Guiseppe Meazza
Zuschauer: 75.552

MAILAND – Montag blickte man ratlos auf die Landkarte, was man wohl mit den freien Tagen unter der Woche anfangen würde. Wenig später war ein Flug von Hamburg nach Mailand für den nächsten Tag gebucht. Gute Flugzeiten bei einem Last-Minute-Preis von 80€ gaben den Ausschlag. Dasselbe galt auch für den Rückflug. Das „Derby della Madonnina“ stand da noch gar nicht wirklich auf dem Zettel. Zu abschreckend waren die Ticketpreise, die man die Jahre zuvor bei anderen Groundhoppern mitbekommen hatte. Schließlich klickte man sich durch das Ticketing von Inter und war doch sehr erstaunt, dass es neben vielen hochpreisigen Tickets noch freie Plätze für 39€ zu erwerben gab. Da war das Derby nur noch Formsache.

Mit massig Zeit radelte man auf Leihrädern durch Mailand, anderthalb Stunden vor dem Anpfiff ging es dann Richtung San Siro. Dort sollten die Leihräder abgestellt und die Fahrt beendet werden. Zu dem Zeitpunkt war das Handynetz aber schon völlig überlastet, so dass nicht mehr auf die Fahrrad-App zurückgegriffen werden konnte. Also ging es wieder in die andere Richtung zu einem weiter entfernten Parkplatz um die Räder loszuwerden, was letztlich erfolgreich war. Doch der große Zeitpuffer schmolz auf 30 Minuten und bei der Riesenschlange vor Gate 11 und bei dem Wissen um die peniblen Passkontrollen vor dem Eingang, rutschte das Herz schon in die Hose. Nur mit ein bisschen Dreistigkeit und einem Halbmarathon die berühmten Säulen hoch in den Oberrang, kam man 3 Minuten vor dem Anpfiff auf den Zuschauerrängen an. Zufällig und ohne jede Kontrolle auf der Gegengerade und nicht wie gekauft im Oberrang über den Gästefans.

Nur Sekunden nach der Ankunft startete Inter das Pokal-Halbfinale mit einer Ganz-Stadion-Choreo. „Müllsackplanen“ in den Inter-Farben wurden großformatig hochgehalten. Sah ganz gut aus. Es folgte eine Schweigeminute für Papst Franziskus, die 180 Sekunden dauerte. Andere Aktionen gab es nicht. Coppa Italia halt? Oder ist da mehr im Busch? Zuletzt protestierte die Szene gegen die hohen Ticketpreise. Für das Pokalspiel konnte man allerdings schon ab 25€ Karten erwerben. Bei Milan bekam davor auch die Vereinsführung ihr Fett weg und das letzte Spiel im Februar in der Serie A war von einem Stimmungsboykott betroffen. Das wurde auf Inter-Seite zunächst auch fortgesetzt. Jedenfalls 20 Minuten. Dann starteten die „Nerazzurri“ mit euphorischem Support. Kein Wunder, zu diesem Zeitpunkt wartete noch das Triple auf Inter. In der Serie A liegt man auf Rang 1, in der Champions League schaltete der Spitzenreiter die Bayern aus.

Anders bei Milan. Rang 9 in der Meisterschaft drückt auf die Laune. Die Coppa ist die letzte Chance auf einen Titel und womöglich auf das internationale Geschäft. Die Curva Sud verzichtete auf jede Optik. Im Gegenteil, fast die Hälfte der Kurve verzichtete sogar auf Kleidung und trat oberkörperfrei auf. Passend dazu die einzige Zaunfahne – sinngemäß etwa: „Wir geben unser letztes Hemd“. Der Support passte sich diesem Auftritt an. Schnörkellos und mit Wucht. Das hat richtig Bock gemacht! Und für Milan lief es wirklich nach Plan. Gerade als Inter sich eingesungen hatte, traf Luka Jovic zum 0:1. Dazu muss man sagen, dass das Hinspiel 1:1 ausging und Inter bis zu dem Rückstand als viel bessere Mannschaft auftrat.

Mit Wut kamen die „Interisti“ aus der Pause zurück auf’s Spielfeld. Und wieder dasselbe Spiel. Milan macht aus dem Nichts das 0:2. Jetzt lief wirklich alles für die „Gäste“ nach Plan. Der Favorit brachte keinen Ball mehr vor das Tor, die Curva Nord wurde immer leiser. Milan konterte und die Begeisterung der Curva Sud schwappte auf die Elf über. Der Niederländer Reijnders sorgte ein paar Minuten vor Schluss für den feierlichen Schlusspunkt. Die Inter-Fans verließen das San Siro fluchtartig nach dem letzten Tor. Mit so einem Ausgang hatten die wenigsten Tifosi gerechnet. Die „Rossoneri“ feierten noch Stunden später im Stadion und in der Stadt.

Groundhopping-Fazit: Gutes Preis-/Leistungsverhältnis und auch wenn bestimmt schon krassere Derbys im San Siro ausgetragen wurden, gab es wenig zu knurren. Aus dem Schwechheimer Land gibt es keinerlei Kritik an den Mailänder Vereinen – und dieses Fazit teilen sicherlich auch die Scharen von Besuchern aus Deutschland. Von dem wunderbaren Stadion ganz zu schweigen. (mm)

Empoli FC – Cagliari Calcio – 0:0

Empoli FC – Cagliari Calcio – 0:0

“EINDEUTIGE NULLNUMMER IN DER TOSKANA”

06.04.2025
Serie A
Stadio Carlo Castellani
Zuschauer: 9.054

EMPOLI – Nach dem vorabendlichen Revisit im San Siro wurde ich morgens um 06:30 an der Flixbus-Haltestelle “Florenz-Villa Costanza” ausgespuckt. Das Zwischenziel klang gut, denn es lag dem geplanten Besuch in Empoli sehr nah. Fernbushaltestellen in Italien sind nun einmal sehr gerne weit entfernt vom eigentlichen Stadtzentrum. Zeit hatte ich an diesem Sonntag aber sowieso zu viel, da die App “tuttocampo” mir leider kein passendes Spiel servierte. Somit ging es zu Fuß in das Centro von Florenz. Wofür die rund sechs Kilometer Fußmarsch am Ende sein sollten, ahnte ich da noch nicht. Dazu später mehr.

Die Innenstadt von Florenz gefiel mir auch bei meinem zweiten Besuch sehr gut. Morgens vor den alltäglichen Massen an Touristen ist es sowieso in jeder Stadt am schönsten. Gegen Mittag machte ich mich auf den Weg in die kleine Stadt Empoli. Die Bahn lieferte auch dieses Mal höchste Verlässlichkeit und brachte mich für fünf Euro zum nächsten Ground der Serie A.

Es hieß zuerst, dass die Gäste aus Cagliari nicht anreisen dürfen. Dieses Verbot wurde aber kurzfristig gekippt und Auswärtsfans doch zugelassen. Eine spontane Horrorsituation und mein Beileid für diese unfassbar schlechte Planungssicherheit geht an die Tifosi von der Insel Sardinien. Umso schöner, dass der Gästeblock sich doch zahlreich füllte.

Empoli liegt aktuell auf dem 18. Tabellenplatz. Sportlich sieht es also mau aus und auch Cagliari steht nur knapp über dem Strich auf Rang 15. Das Spiel spiegelte den Tabellenstand der beiden Teams eindeutig wider. Es gab kaum Offensivaktionen und Torraumszenen waren so gut wie keine vorhanden. Fußball zum Abgewöhnen und im Vergleich zum Vortag eine ganz andere Welt. Mit Abpfiff endete meine eigene Serie von über 85 Spielen ohne Tor.

Nach dem Spiel ging es zurück nach Florenz. Mein Bus, der mich am Abend zum Malpensa Airport bringen sollte, kam um 22:20. Fun Fact: Die andere Station für Fernbusse in Florenz liegt am Flughafen. Natürlich nahm ich den Weg vom Hauptbahnhof dorthin erneut zu Fuß: die ganze Zeit flussabwärts bei Sonnenuntergang und irgendwann rechts abbiegen. Zur Belohnung und zum Abschluss des Tages gönnte ich mir eine Pizza. 7,50 Euro in einer netten Lokalität und ab in den Bus. Der Schrittzähler meines Handys glühte und zeigte letztendlich 41.093 Schritte an. Den eigenen Rekord ausgebaut! (tp)

Brescia Calcio – Mantova SSD – 1:2

Brescia Calcio – Mantova SSD – 1:2

“BRACHIALER TAG IN ITALIEN – EIN UNTERSCHIED WIE TAG UND NACHT”

05.04.2025
Serie B
Stadio Mario Rigamonti
Zuschauer: 10.208

BRESCIA – Als ich im Januar den neuen Flugplan der Billigairline „EasyJet“ sah, musste ich zuschlagen. Direkt das erste Wochenende wurde genutzt und in der Früh am Sonnabend flog ich von Hamburg nach Mailand. Italien ist jede Reise wert, egal, wie die Ansetzungen sind und so buchte ich auf blauen Dunst. Endlich gibt es diese Verbindung von meinem Heimatort. Zielspiel war von Anfang an das auserwählte Spiel für den Bericht. Mein Besuch trennte Welten von dem Spiel, das mein Kollege (FJ) vor ein paar Wochen in Brescia hatte. Auch von dem Spiel gab es einen Bericht, scrollt doch gerne mal bis zum 11.03.2025 herunter. Heute war alles angerichtet, die Sonne strahlte bei herrlichen 21 Grad über Norditalien.

Aufgewacht vom Wecker um 06:30, bekam ich zwei Nachrichten von der Fluggesellschaft. Angeblich sei mein Flug verspätet, eine neue Abflugzeit konnte ich aber nirgendwo entdecken. Zum Glück! Am Ende flog der Vogel pünktlich auf die Minute vom Flughafen ab, meine kurzzeitige Verwirrung wurde aber definitiv erreicht. Es sei der Airline verziehen. Getreu dem Motto: „You get what you pay!“

Am Flughafen Mailand-Malpensa angekommen, schlüpfte ich erst einmal direkt in die kurze Hose. Ein Gefühl von Freiheit und mit voller Vorfreude auf den anstehenden Sommer! Trenitalia lieferte 100% Pünktlichkeit wie bei mir sonst nur die Deutsche Bahn und so kam ich um 13:30 in Brescia an. Ab zum Stadion und voller Begeisterung für das Spiel und den Ground. Ein weiteres Stadion der Serie B für mich und zudem eine Fanszene von Brescia, die gerade so für gute Stimmung bekannt ist. Das Stadion ist schon sehr nett, das Bergpanorama, welches man von der Haupttribüne begutachten kann, sticht heraus. Hinter den neu erbauten Stahlrohrtribünen erkennt man noch die alten, mittlerweile leicht vergammelten Stehplätze. Ein Unterschied wie Tag und Nacht.

Das Spiel machte von Anfang an Spaß beim Zuschauen. Die Gäste aus Mantova starteten mit einer Sprechchöre zu Ehren von Brescia Calcio und wurden mit Beifall vom ganzen Stadion belohnt. Die Heimkurve zeigte eine sehenswerte Zettel-Choreo und begeisterte mich mit ihren Melodien. Das Knie wippte mit, Ziel erreicht. Was möchte das Hopper-Herz mehr? Ein packender Spielverlauf und der Siegtreffer in der 95. Minute für die Gäste. Die kompletten Spieler laufen über den Platz zu ihren Fans. Phänomenales Ausrasten im Gästeblock. Ein perfekter Abschluss des Spiels!

Nach dem Spiel geht es mit der Bahn zurück nach Mailand, für 8€ gibt’s die Strecke mit dem etwas langsameren Regionalzug. Genügend Zeit aber, um noch eine Pizza zu verschlingen und das San Siro anzufahren für den zweiten Revisit. Am Abend spielte der AC Mailand gegen den Erstligisten aus Florenz.

Auch dieses Spiel sorgte für vollste Zufriedenheit, nach dem Spiel sollte es mit dem Flixbus nach Florenz gehen, um die baldige Komplettierung der Serie A weiter voranzutreiben. Zwar wenig Komfort, aber es gibt definitiv Schlimmeres als mal eine Nacht im Flixbus zu verbringen! Die oben erwähnte Flugverbindung fliegt nämlich arbeitnehmerfreundlich Montagmorgens zurück in die Heimatstadt. (tp)

Calcio Lecco – Feralpisalò – 0:0

Buongiorno (Guten Morgen) und herzlich
willkommen zur neuen Ausgabe der
BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (40)

Heute grüßt der Landbote aus Norditalien.
In Lecco wartet nicht nur der tolle See: Lago di Lecco mit einem schönen Bergpanorama. Mit dem Stadio Comunale Rigamonti-Ceppi steht auch eine richtig schöne Groundperle in der Stadt. Vergangene Saison wurde hier noch Zweitliga-Fußball gespielt.
Nun bestreitet Calcio Lecco hier ihre Heimspiele in der Serie C.

Komm auch du in dieses wunderbare Stadion und beobachte die fanatischen Fans von Lecco mit ihren melodischen Liedern in ihrer Kurve.

09.03.2025

Stadio Comunale Rigamonti-Ceppi

Calcio Lecco – Feralpisalò – 0:0

Brescia Calcio – Cesena FC – 1:1

Brescia Calcio – Cesena FC – 1:1

“EIN UNTERSCHIED WIE TAG UND NACHT”

08.03.2025
Stadio Mario Rigamonti
Serie B
Zuschauer: 4.818

BRESCIA – Ich war gerade auf dem Weg nach Berlin, als mich die Nachricht vom Generalstreik in Italien erreichte. Obendrein erfuhr ich, dass die Fanszene von Cesena wegen behördlichen Maßnahmen nicht nach Brescia fahren durfte. Die Gefühlslage war entsprechend ziemlich im Keller. Wie kann es sein, dass die Gästeszene mit freundschaftlichen Kontakten zur Heimseite nicht fahren darf? Die Frage, ob mein Flug überhaupt stattfindet, ob verkehrstechnisch was in Italien geht oder ich jetzt umplanen muss bestimmten meine Gedanken. Zunächst aber plante ich kein neues Wochenendprogramm und stellte meinen Wecker zur planmäßigen Zeit.

Am nächsten Morgen gab es für den Flug grünes Licht und der Easyjet Airbus kam sogar 25 Minuten früher als geplant am Airport in Linate an. Eine Veränderung der Tour musste ich dennoch vornehmen. Eigentlich war mein Plan mit dem Zug nach Cremona zu fahren und deren Auftritt gegen Catanzaro zu begutachten. Von dort sollte es wiederum per Bahn nach Brescia gehen.

Da aber das Hotel schon gebucht war und Trenitalia aufgrund des Streiks versagte, buchte ich mir ein Busticket nach Brescia. Dort angekommen schmiss ich die Umkreissuche von „tuttocampo“ an und fand immerhin die Ansetzung der U19 von Brescia auf dem Centro Sportivo San Filippo 1. Der Ground überzeugte mich, denn in der Tribüne war ein Restaurant integriert. Dort testete ich zunächst den Cappuccino, aber leider wurde noch keine Pizza verkauft. Fündig wurde ich aber später in der Nähe vom Stadio Mario Rigamonti. Für 7 Euro eine Pizza Salami: lecker und fair!

Auf dem Weg zum Ground sah ich schon vom Weiten die Flutlichter, die vor dem Bergpanorama leuchteten. Für mich immer einer der schönsten Momente beim Hoppen! Am Stadion angekommen, sah ich tolle Graffiti der Curva Nord. Etwas weiter befand sich der Verkaufsstand der Fanszene, wo gegenüber gerade ein Spruchband aufgehängt wurde. Voller Respekt näherte ich mich und schließlich sprach mich einer der Ultras an. Mit enormer Gastfreundlichkeit und Offenheit erklärte er mir, dass die Curva Nord heute aus Solidarität mit den Freunden aus der Emilia-Romagna nicht ins Stadion gehen würde. Die Behörden hatten die Partie als Risikobegegnung eingestuft und den Ticketkauf für Einwohner aus Cesena untersagt. Eine Entscheidung, die in ganz Italien für Kopfschütteln sorgte.

Vor etwa einem halben Jahr habe ich das Hinspiel bei Cesena gesehen.
Damals ein richtig guter Auftritt von beiden Seiten mit melodischen Liedern und ansehnlichem Kurvenbild. Heute dann entsprechend ein Unterschied wie Tag und Nacht. Nahezu 90 Minuten Stille. Hin und wieder hörte man Böller vor dem Stadion. Absolute Tristesse. Im Gästeblock befanden sich etwa 200 Fans, die aus anderen Regionen als Cesena zum Spiel kamen. Das Hinspiel hätte ich noch Stunden weiter schauen können, aber diesmal war ich beim Abpfiff in der 94. Minute einfach nur froh endlich ins Hotel gehen zu können. Der Fußball lebt durch seine Fans! (fj)

Trastevere Calcio ASD – Real Monterotondo – 1:0

Guten Morgen und herzlich willkommen zur BILDERBUCHBUDE DER WOCHE. Die 34. Folge unserer Reihe ist heute eine besondere Ausgabe. Eigentlich sollten hier Bilder aus dem Serie-C-Stadion „Domenico Francioni“ in Latina hochgeladen werden. Alles war im Redaktionsplan beschlossen. Angekommen in Neapel, unterband ein Generalstreik der italienischen Eisenbahn dieses Vorhaben.

Ein neuer Plan musste her und da zumindest noch einige Schnellzüge durch das Land rumpelten, saß man kurzerhand in der Bahn nach Rom. Aus einigen Alternativen wurde die ASD Trastevere Calcio als Ersatz auserkoren.

Mit dem Fahrrad ging es Hals über Kopf durch das historische Zentrum der italienischen Hauptstadt, hoch nach Trastevere. Mit gut 10 Minuten Puffer im Gepäck, ließ sich sogar noch kurz der fantastische Panorama-Blick auf die Altstadt von Rom genießen.

Vor Ort dann ein wunderbarer Ground. Bei frühlingshaften Temperaturen wurde sogleich mal die Sonnenbrille ausgepackt, über den Ground flogen Alexandersittiche und aus den Lautsprechern ertönte feinster Italo-Pop. Eine fast schon kitschige Szenerie. Dabei folgt der Ground der italienischen Unsitte, dass eigentlich nur eine Seite ausgebaut ist. Macht aber nichts, denn die ausgebaute Seite ist wirklich „unique“ und der Blick auf die andere Seite wohlig-schön.

Auch sonst hat man sich sehr viel Mühe mit der Anlage gegeben. Überall schöne Details, ein kleiner Gästeblock und ein Vereinsheim, das was kann. Neben der Vereinsheimterrasse thront als Blickfang – warum auch immer – ein alter Fiat. Mühe gab sich auch das abstiegsbedrohte Heimteam und gewann dank einer Direktabnahme aus der Distanz in der Schlussphase mit 1:0 gegen den Fusionsverein Real Monterotondo.

Wenn ihr in Rom seid, behaltet das Ding mal im Auge. Der Aufstieg in den Stadtteil und der Panoramablick auf die Ewige Stadt, finden ohnehin in jedem Reiseführer Erwähnung.

Trastevere Stadium
Aufnahme: 26.01.2025
Trastevere Calcio ASD – Real Monterotondo – 1:0

SSC Bari – Brescia Calcio – 2:2

SSC Bari – Brescia Calcio – 2:2

„NASSE SOCKEN IM UFO“

18.01.2025
Serie B
Stadio San Nicola
Zuschauer: 11.980

BARI – Ein bisschen Chaos muss schon sein, in Süditalien. Von Flugverspätungen, Dauerregen, nassen Socken, ahnungslosen Taxifahrern und schlitzohrigen Kassierern war gleich mal die ganze Palette vertreten, so früh im neuen Jahr.

Bari begrüßte den Besucher an diesem Samstag mit Regen aus einem Guss. Kennt man schon zu dieser Jahreszeit in Italien, gibt Schlimmeres. Aber so weit draußen, wie die Schüssel in Bari liegt, macht es die Anreise per pedes dadurch nicht komfortabler. Seit Jahren favorisierte man daher mal wieder die elitäre Anfahrt mit dem Taxi. Half alles nichts: Trotz Chauffeur wurde man klitschnass, da der einzige Taxifahrer in Bari, der keine Ahnung vom Fußball hat, seine Gäste auf der komplett anderen Seite des Stadions aussteigen ließ. „Non un esperto di calcio“, tönte es immer wieder aus dem Cockpit. Wenig später perlten dicke Tropfen die Nasenspitze herunter und kleine Wasserfälle auf der Straße fluteten das Fußbett.

Egal, was nass ist, wird auch wieder trocken. Der Anblick des „Stadio San Nicola“ lässt jedenfalls gleich mal das Blut in den Adern gefrieren. Die Bude hat man schon so oft gesehen, doch wenn man selbst davor steht, ist das einfach ein Gefühl, das man nicht trainieren kann. Hier wurde 1990 WM gespielt und dieses „Italia-Novanta-Gefühl“ ist allgegenwärtig. Irgendwie total anmutig, dieses UFO am Stadtrand. Im Innern hat man vor einigen Jahren rund 60.000 neue Sitzschalen montiert, während auf der Tartanbahn der Giersch wächst. Italien muss man einfach mögen.

Von den vielen Plätzen waren vielleicht gerade mal 20% besetzt. Die schwächste Kulisse der Saison, was aber nur gilt, wenn man den Faktor „Wetter“ außer Acht lässt. Unabhängig von irgendwelchen Zahlen, machte die Curva auf der Heimseite aber einen unglaublich stabilen Eindruck, sang und fackelte volle 90min durch, erfüllte das weite Rund immer wieder mit harmonischen Melodien.

Den Startschuss für die Show gab die Elf auf dem völlig durchtränkten Rasen, die schon in der 1. Minute nach einem energischen Angriff in Führung ging. Lange Zeit sah es so aus, als ob Bari das Ding nach Haue fährt, doch die Gäste aus der Lombardei schlugen jeweils zurück und am Ende war die Luft raus. Genau 10 Fans aus Brescia versammelten sich hinter einer kleinen Fahne. Ob es auch für den Gästeanhang mit nassen Socken die gut 850 Kilometer zurück nach Norditalien ging, ist nicht überliefert. (mm)

Foggia Calcio 1920 – SSD Latina Calcio 1932 – 1:0

Foggia Calcio 1920 – SSD Latina Calcio 1932 – 1:0

„EINE VERDAMMTE MINUTE!“

19.01.2025
Serie B
Stadio Pino Zaccheria
Zuschauer: 4.784

FOGGIA – Dass es in Foggia schon seit Wochen wegen dem Verband grummelte, lag auf der Hand. Am 13. Oktober vergangenen Jahres waren vier Ultras auf dem Weg von einem Auswärtsspiel in Potenza im Auto verunglückt und gestorben. Eine italienweite Gedenkminute wurde Foggia verweigert und es gärte rund ums „Stadio Pino Zaccheria“. Als nun, am vergangenen Wochenende, in den Stadien im Stiefelland eine Schweigeminute zu Ehren der 89-jährig verstorbenen Torwartlegende Fabio Cudicini abgehalten wurde, erreichte die Stimmung ihren Siedepunkt. Viele Fanszenen in Italien „crashten“ aus Protest die ehrenvolle Minute.

Foggia hatte an diesem Wochenende ein Auswärtsspiel in Monopoli. Zum jetzigen Heimspiel gegen Latina konnte man gespannt sein, ob die Proteste und „Scharmützel“ weitergehen. Zumal die „Curva Nord“ erst in diesem Jahr nach einem Stimmungsboykott wieder das Megafon zur Hand genommen hatte. Und es passierte was, so viel sei vorausgesagt. Nebenbei stand für beide Teams ein enorm wichtiges Match ins Haus. Ganz wichtige Punkte wurden verteilt, entweder für Latina auf dem erstmöglichen Abstiegsplatz oder Foggia, einen Rang höher.

Beinharter Abstiegskampf in der Serie C war vorprogrammiert. Und so fühlte es sich 90 Minuten an, was nicht zuletzt vom bröckelnden Charme der Spielstätte beflügelt wurde. In den 90er-Jahren war Foggia fester Bestandteil der Serie A. Brian Roy oder Dan Petrescu liefen für den Verein in der damals besten Liga der Welt auf. Die internationalen Stars sind längst verflogen, spätestens als Foggia nur wenig später in der Viertklassigkeit landete, waren sie alle weg. Was geblieben ist: Ein Stadion aus einer anderen Welt. Das „Pino Zaccheria“ ist eindrucksvoller Zeuge der italienischen Blütezeit im europäischen Klubfußball. Die Tifosi verteilen sich auf vier Seiten, zweistöckig, eng und steil ohne Ende. Überall tropft und gammelt es. Mindestens genauso präsent im Stadion wie die Curva Nord: Der Zahn der Zeit.

Gute Überleitung: Kommen wir zum Kurvenspektakel! Tatsächlich war alles auf den „Trauerprotest“ für die vier Ultras getrimmt: Michele, Gaetano, Samuele und Samuel – die verstorbenen Foggia-Ultras. Mit Plakaten und einem Schweigeprotest ging die Curva Nord ins Spiel. Nach kurzer Zeit pulverisierte ein brutaler Support die Stille und an der „Frontline“ gingen rote Lichter an. Das wiederholte sich mehrmals im ersten Durchgang. Zudem wurden ohrenbetäubende Kanonenschläge gezündet und Fackeln auf’s Spielfeld geworfen. So viel Thetralik man den Italienern immer vorwirft: Die Fackeln landeten zügig hinter der Linie und weiter ging es, ohne Unterbrechungen oder sonstigen Zinnober.

Gegenüber, auf der Curva Sud, klaffte in den ersten 45 Minuten ein Loch, das auf Stoff mit der Forderung „Canonico Vattene“ geschmückt war. Die Curva forderte den Kopf von Vereinspräsident Nicola Canonico. Nach der Halbzeit füllte sich die Tribüne und der Support verlagerte sich etwas mehr auf die „Sud“. In Foggia gibt es zwei Ultra-Gruppen auf der Nord- und auf der Südseite des Stadions. Auch hier Widmungen an die verstorbenen Jungs und Dauersupport. Insgesamt wurde 90 Minuten Alarm gemacht, gezündet und gesungen. Auch wenn es ein trauriger Anlass war, so kann man diese Szenerie nur als beeindruckend beschreiben.

Das übrige Publikum klatschte hin und wieder Beifall, sonst gab es kaum Reaktionen. Mit einer Ausnahme: Der Gästeblock! Latina flaggte mit Verspätung an, eine Busladung Ultras supportete die komplette Spielzeit solide durch und entrollte in der zweiten Hälfte ein Plakat mit der Aufschrift: „Michele, Gaetano, Samuele en Samuel – Ultras per sempre!“. Ultras für immer. Dafür gab es – zu Recht – Applaus aus dem ganzen Zaccheria. Übrigens das einzige Mal, denn beim Siegtor, kurz nach der Pause, quittierten die Ultras in der Curva Nord die Führung mit Pfiffen.

Auch verschwand die Heimelf nach dem Abpfiff zügig in den Katakomben, ließ sich nicht – wie üblich – von den Fans abfeiern. In Foggia brodelt es und vermutlich geht dieser Umstand weit über diese 1 Minute des Schweigens hinaus. „Hässliche Szenen in Italien“, würde es wahrscheinlich hierzulande aus den beitragsfinanzierten Medien gellen – wenn sie denn Kenntnis von dem Drama in Apulien hätten. Der Schwechheimer Landbote hingegen war hin und weg von so viel Ultra-Folklore und Fankultur. Und wenn es der Verband nicht hinkriegt, dann schweigen wir jetzt einfach mal alle nach Beendigung dieser Zeilen – eine verdammte Minute! Das ist so wichtig. (mm)

U.S. Salernitana – U.S. Sassuolo – 1:2

Buongiorno aus Salerno!
Das Stadio Arechi ist für den leidenschaftlichen Groundhopper ein absoluter Traum und für die Redaktion eine verdiente BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (32).
Das Stadion steht direkt am Wasser und besitzt einen eigenen Bahnhof und sehr viele Parkplätze. Dazu zieht es hier wie Hechtsuppe, da der Wind hier schnell von der Waterfront aufzieht. Dies vergisst man ganz leicht, wenn auf einen der vier Tribünen Platz nimmt, den Blick auf die drei Ränge und den Berg im Hintergrund schweifen lässt.
Wer den Vesuv besteigen will, sollte unbedingt einen Abstecher in Salerno machen, um den Salernitana FC zu besuchen. Wer weiß wie lange dieses Prachtexemplar aus Italien noch bestand hat.

Stadio Arechi
Aufnahme: 12.01.2025
U.S. Salernitana – U.S. Sassuolo – 1:2

SSC Napoli – Hellas Verona FC – 2:0

SSC Napoli – Hellas Verona FC – 2:0

„CIAO DANIELE – MARADONA PASST AUF DICH AUF“

12.01.2025
Stadio Diego Armando Maradona
Serie A
Zuschauer: 54.726

NEAPEL – Nach 27 Monaten ging es endlich wieder nach Italien. Warum ich so lange nicht im Land der Pizza & Pasta war, weiß ich leider selbst nicht. EasyJet lieferte uns am Freitag Abend im windigen und verregneten Neapel ab und die Taximafia versuchte selbst über Uber uns abzuziehen. Auf dem Taximeter standen 14,20 Euro, bei Uber hat der Taxifahrer 25 Euro eingetragen und wir sollten abzüglich einer „Aktion“ 20,80 Euro zahlen. Dies meldete ich den Support und zahlte dann natürlich 14,20 Euro.
Am Samstag ging es nach Pompeii, Casterta und im strömenden Regen zum Drittliga Verein Castertana FC. Am Sonntag fuhren wir zuerst nach Salerno und bestaunten ein Bilderbuchbude. Danach gab es Aperol Spritz und Pizza für einen günstigen Kurs, den man in Deutschland nie mehr bekommen würde.

Am Abend war es dann endlich so weit. Das Stadio Diego Armando Maradona öffnete seine Tore für uns und wir kamen super schnell auf unsere Plätze. Rund 10 Minuten vor dem Anpfiff wurde es dann richtig Emotional. Daniele, ein 13 jähriger Napolitaner ist letzten Samstag viel zu früh an Leukämie verstorben. Seinen letzten Wunsch die Spieler vom SSC Napoli kennenzulernen erfüllte der Verein im Sommer. Fortan war Danielle ein Teil der großen Napoli Familie und reiste des öfteren mit der Mannschaft zu den Spielen. Seine Familie stand im Innenraum, es gab eine Schweigeminute und ein italienischer Klassiker wurde frenetisch von den 54.726 Zuschauern mitgesungen. Dazu kullerten nicht nur bei Antonio Conte und den Eltern ein paar Tränen, sondern auch bei vielen im Publikum. Der Fußball hält besonders in den schlimmsten Zeiten zusammen und verbindet. Ciao Daniele, Diego wird auf dich aufpassen!

Kurz danach wurde angepfiffen und ehe die Eltern von Daniele ihren Platz eingenommen haben, stand es auch schon 1:0 für die Hausherren. Der Tabellenführer erspielte sich in den ersten 15 Minuten noch weitere Großchancen heraus, verwaltete danach aber hauptsächlich die Partie. In der 61. Minute konnte Andre-Frank Zambo Anguissa mit einem Fernschusstor den Deckel drauf machen. Für Hellas gab es hier heute nichts zu jubeln.

Ein Tor hätten sie eh nur unter sich bejubeln dürfen, weil die örtlichen Behörden die Anreise nach Neapel für alle Fans aus Verona untersagten. Manch ein Deutscher kennt dies ja leider auch schon zu gut. Fanszenen gibt es trotzdem zwei. Die Curva Sud & Nord ziehen über 90 Minuten ihr eigenes Programm durch und sorgen in ihren Kurven für gute Stimmung. Ich mag sowas eigentlich nicht, aber das Stadion zieht sich durch die Laufbahn und die Struktur sehr in die Länge, wodurch man die andere Seite kaum hören kann. Dazu platzieren sich die Ultras und der Großteil der Zuschauer in den Oberrang, weil das Stadio Diego Armando Maradona wahrscheinlich das einzige Stadion in Europa ist, wo man im Unterrang absolut beschissen gucken kann. Dementsprechend werden die Karten im Unterrang auch für kleines Geld an den Mann gebracht.

Zusammengefasst kann man sagen, dass die Stadt Neapel Maradona und ihren SSC lebt. Eine Stadt die so sehr mit dem heimischen Verein verbunden ist, gibt es selten.“ Forza Napoli, Napoli per sempre“ ist der erste Satz nach der Geburt und auch das Codewort um in den Fußballhimmel zu Maradona und Daniele zu kommen. (mb)

US Lecce – Lazio Rom – 1:2

US Lecce – Lazio Rom – 1:2

“DER PERFEKTE DOPPLER IN ITALIEN”

21.12.2024
Serie A
Stadio Via del Mare
Zuschauer: 26.749

LECCE – Zwischen dem Spiel in Bari und dem in Lecce passte noch das Einchecken in die Unterkunft und die zweite Pizza des Tages. Die beiden Städte trennen eine Autofahrt von 90 Minuten. Also bei einem 15:00-Uhr-Spiel und einem 20:45-Uhr-Anpfiff alles locker machbar und ohne Stress. Das sind doch die perfekten Bedingungen für einen guten Doppler. Zudem ein weiteres Stadion in der Serie A, welches mir fehlte. Das Stadion in Lecce liegt ähnlich wie das „Stadio San Nicola“ nah zur Autobahn. Die Straßen vorm Spiel waren voll, somit parkten wir einfach auf einem kleinen Parkplatz in der Nähe der Ausfahrt. Einen 15-Minuten-Fußmarsch zum Stadion nimmt man gerne in Kauf.

Bei US Lecce ist aktuell ein ehemaliger DFB-Pokalsieger unter Vertrag: Ante Rebic gewann mit Eintracht Frankfurt 2018 den Titel. Lauf, Bruder, lauf! Ein legendäres Spiel gegen den großen FC Bayern. Über Zwischenstationen in Mailand und Istanbul spielt er nun beim heutigen Heimteam.

Die Gäste aus Rom reisten zahlreich an, es ist mein persönlich meistgesehener Verein in Italien. Die Fans legten einen guten Auftritt hin, wenn nicht sogar den besten, den ich bisher von Lazio gesehen habe. Gespickt mit guten Fußballern, gelang es dem Team aus der Hauptstadt, eine 0:1-Führung zur Halbzeit zu sichern. Kurioserweise wehrte ein Spieler von Lecce den Schuss zum 0:1 gerade so vor der Linie ab. Dem Schiedsrichter reichte es aus, es gab eine Rote Karte für den Akteur und einen Elfmeter für Lazio. Dieser wurde verwandelt und es ging direkt in die Kabinen.

Nach dem Wiederanpfiff wurde die Heimmannschaft stärker, es gelang ihnen ein sehenswerter Treffer aus ungefähr 25 Metern. Die Stimmung im Stadion war wirklich gut, es sind die Momente, wofür man diesen Aufwand betreibt. In der 87. Minute trafen die Römer zum Sieg. Spektakuläre Bilder, die ganze Mannschaft lief einmal über den gesamten Platz zum Gästeblock. Es macht den Eindruck, dass die Mannschaft und Fans ein geschlossenes Bild abgeben.

Nach dem Jubel mit den Fans wurde Mattéo Guendouzi von einem Gegenstand getroffen, er nahm das unerkennbare kleine Teil in die Hand und rannte zum vierten Offiziellen. Die Spieler aus seinem Team wollten ihn davon abhalten, es kam zu Tumulten zwischen den beiden Reservebänke. Die Lage beruhigte sich schnell und die Spieler legten den Fokus wieder auf den Auswärtssieg in Überzahl. So schnell kann so eine Kleinigkeit auch erledigt werden und muss nicht in einer Spielunterbrechung enden.
Grüße nach Bochum!

Der Parkplatz war nach dem Spiel dann Gold wert, alle Autos fuhren in Richtung Lecce und wir mussten Richtung Norden nach Brindisi. Innerhalb von 3 Minuten war man erneut auf der Autobahn. So kann es gerne immer laufen. (tp)

SSC Bari – FC Südtirol – 0:1

SSC Bari – FC Südtirol – 0:1

“EIGENES WEIHNACHTSGESCHENK”

21.12.2024
Stadio San Nicola
Serie B
Zuschauer: 14.121

BARI – Am frühen Morgen bin ich bei strahlendem Sonnenschein aufgewacht und so begann der perfekte Tag. Auf dem Programm stand nichts Geringeres als das Stadion in Bari. Als Groundhopper wahrscheinlich einer der Grounds, welcher bei vielen ganz weit oben auf der persönlichen To-do-Liste steht. Das Stadion wurde für die Weltmeisterschaft 1990 in Italien gebaut, liegt direkt an der Autobahn und ist weit aus dem Zentrum Baris heraus.

Als Spielort der Weltmeisterschaft im Jahre 1990 war das „Stadio San Nicola“ unter anderem Austragungsort des Spiels um den 3. Platz. Italien traf auf England und gewann das Spiel mit 2:1. In der Aufstellung damals Paolo Maldini, später wurde er zum italienischen Weltstar. 51.426 Zuschauer sahen sich das Duell an. Eine Zuschauerzahl, die heute für das Stadion utopisch scheint.

Der SSC Bari spielt aktuell in der Serie B, der zweithöchsten Spielklasse in Italien. Als Siebter in der Tabelle empfingen die Süditaliener heute den 17. aus Südtirol. Die Anreise mit dem Auto aus Bozen dauert um die 9 Stunden. Man kann nur hoffen, dass das Auswärtsteam die Strecke geflogen ist. Eine Insolvenz im Jahr 2018 zwang den Heimverein zum Abstieg in die Serie D. Sportlich konnte man schnell wieder ins erfolgreiche Fahrwasser zurückkehren, es dauerte drei Jahre und man war zurück in der Serie B.

Der Nachteil an Stadien im absoluten Niemandsland ist oft die Parksituation. Natürlich wollte ich nichts riskieren und so blieb mir nichts anderes übrig, als auf dem offiziellen Parkplatz zu parken. Drei Euro waren hier fällig, sollte man verkraften können, umgeht man doch nur ganz gerne die Parkplatz-Falle eines Stadions. Da ich aber nach dem Spiel noch relativ zügig weg wollte, war es am Ende wohl die beste Lösung für alle Beteiligten.

So voll wie es im Stadion 1990 war, ist es heute bei weitem nicht. Gerade einmal 14.121 Zuschauer, das ist die offizielle Zahl vom Verein und ich würde eher noch weniger schätzen. Insgesamt ein trauriges Bild für dieses große Stadion. Ganz im Gegenteil: Die Heimkurve! Die Ultras des Vereins gaben einen kompakten, melodischen und einwandfreien Auftritt zur Show. Die Gesänge, die man schon so oft auf YouTube-Videos gehört hat, sind ein Bonbon für die Ohren. Jeder Kilometer wurde hier mal wieder belohnt. Das gerufene “BARI!” schallt heute noch durch das weite Rund und bringt die Augen zum Strahlen.

Auf dem Feld bot sich ein Spiel, geprägt von Mutlosigkeit und Angst. Die Gäste konnten nicht und das Heimteam wollte nicht. Über dem Stadion ein schönes Wolkenspektakel und mit Einzug der Dunkelheit wurde es immer spektakulärer. Der Speicher des Handys wurde gut gefüllt und zahlreich schossen die Fotomotive wie Pilze aus dem Boden. In der Nachspielzeit der zweiten Halbzeit fiel für Freunde der Statistik “endlich” ein Tor. Die Gäste stolperten den Ball förmlich über die Linie. Frustrierte Heimfans auf der Haupttribüne verließen das Stadion und der Auswärtssieg war perfekt.

Für mich war nach dem Abpfiff die Zeit gekommen, mich auf dem Weg zum Auto zu begeben. Ein weiteres Highlight des Tages sollte folgen, mit den Eindrücken vom Tag standen die nächsten 2 Stunden Autofahrt an. Zur NDR-2-Bundesligashow aus dem Radio fuhr das Auto quasi alleine bis Lecce. Ein Hochgenuss für Liebhaber des Fußballs! Der perfekte Doppler in Italien und der Bericht davon folgt am nächsten Tag. Seid gespannt! (tp)

Cavese 1919 – Benevento Calcio – 1:2

Cavese 1919 – Benevento Calcio – 1:2

“DER PERFEKTE AUFTRITT”

20.12.2024
Serie C Girone C
Stadio Simonetta Lamberti
Zuschauer: ca. 3.000

CAVESE – Das letzte Wochenende im Dezember ist wahrscheinlich für die meisten purer Stress. Dem Ganzen wollte ich mich entziehen und Wizzair bot mir mit der Flugverbindung Hamburg-Rom eine gute Alternative in Süditalien an. Mit den letzten Urlaubstagen des Jahres stieg man zu einer entspannten Zeit und quasi ausgeschlafen am Freitag ins Flugzeug.

Angekommen in Rom drehte sich der Eindruck und alles wurde hektischer. Zuerst konnte oder wollte kein Bus zum Flugzeug fahren, der uns zum Terminal bringen sollte. Ungefähr eine halbe Stunde saß ich tatenlos herum, aber mit Vorfreude auf dieses fabelhafte Land. Die Route, die heute noch bewältigt werden sollte, beträgt eigentlich ca. 3 Stunden. Google Maps wurde aber nervös, änderte die Route und führte mich durch Rom statt über die staulastige Autobahn. Ich hätte gern gewusst, ob die Autostrada nicht doch schneller gewesen wäre. Das Ende vom Lied war, dass wir knapp fünf Stunden statt drei bis Cavese brauchten.

Die Stadt liegt in Kampanien zwischen Neapel und Salerno und damit in einer Gegend, die man bei seinen vergangenen Besuchen schon lieben gelernt hat.
Zwar abgeranzt, aber landschaftlich und menschlich einfach nur geil!

An dieser Stelle ein Verweis zum Bericht aus Montpellier. Die Maut betrug etwa 19 Euro für eine Strecke von ungefähr 271 Kilometer. Da kann sich Frankreich mal mindestens eine Scheibe abschneiden!

Zum Ticketverkauf kommunizierte der Verein über seine Homepage unterschiedliche Läden in der Stadt. Entsprechend klapperten wir die Tabacchis ab, gingen aber leer aus. Tatsächlich gab es dann aber doch die gute alte Tageskasse, von der vorher keine Rede war. Für 16 Euro bekamen wir unsere Tickets für die Gegengerade in die Hand gedrückt.

Zum Glück blieb noch Zeit, um sich eine ordentliche Pizza zu gönnen. Die Empfehlung geht hier ganz klar an „La Taverna Del Pozzo 2“. Direkt hinter der Haupttribüne liegt das kleine, urige Restaurant mit sehr leckeren Speisen. Pro Pizza waren schmale 6-9 Euro fällig und danach ist man für einen Moment der glücklichste Mensch auf Erden. Jeglicher Anreisestress war verflogen und das eigentliche Highlight folgte ja noch.

Cavese 1919 trat in der Serie C gegen Benevento an, deren Fans leider nicht anreisen durften. Dafür zauberten mir die Heimfans ein so breites Grinsen ins Gesicht. Was für ein brachial geiler Auftritt! Freitagabend, Flutlicht, ein geiles Stadion und eine gut aufgelegte Heimkurve. Fußballherz, was willst du mehr? Zum Intro gingen auf der Haupttribüne einige Blinker an, schön verstreut ergab sich trotz nervigem Zaun und Fangnetz (!) von der Gegengerade aus ein solides Bild.

Auf dem Platz kamen die Gäste in der ersten Halbzeit Halbzeit deutlich besser ins Spiel. Nach 17 Minuten Spielzeit stand es schon 0:2. Die Schockstarre erwischte zum Glück nicht den Heimblock, dieser sang fröhlich weiter und war für mich trotz der guten Pizza ganz klar der Star des Abends. In der zweiten Halbzeit kam Cavese deutlich besser ins Spiel. Doch sie vergaben etliche Chancen, was die Tifosi teilweise zum Verzweifeln brachte. In der 66. Minute zappelte der Ball aber doch zum Anschlusstreffer im Netz und die Stimmung erreichte einen weiteren Höhepunkt. Danach wurde die Partie merklich hitziger. Nicht auszudenken, was hier heute mit einem gefüllten Settore Ospiti los gewesen wäre. Allerdings meckern auf ganz hohem Niveau, aber das hätte diesen Tag perfekt abgerundet. Der Ausgleich fiel nicht mehr, dafür gab es nach der Partie Tumulte zwischen Spielern und Verantwortlichen beider Teams. Ein Reservist jubelte nach dem Abpfiff für einige Zuschauer zu sehr in Richtung Haupttribüne. Absolut geile Bilder!

Um die 75. Minute herum noch ein weiteres Highlight an diesem Abend: Auf unserer Gegengerade wurden über die komplette erste Reihe Blinker am Zaun platziert und Wunderkerzen an die Fans verteilt. Ein solides Bild, nach der Aktion ging im Heimblock das Feuerwerk los. Weltklasse Abstimmung! Bengalos auf dem Boden und der Rest in den Himmel. Perfekt, was für ein Abend in Cavese!

Nach dem Spiel fuhren wir noch an Salerno vorbei, wo der Zweitligist zeitgleich gegen Brescia kickte. Hatte wohl eine Ausfahrt verpasst. Oder war es ein Fehler von Google Maps? Nach kurzer Aufregung und Verwirrtheit erreichten wir die Unterkunft, denn am nächsten Tag sollten zwei absolute Highlight-Spiele anstehen. Quasi mein eigenes Weihnachtsgeschenk! (tp)

ACR Messina – Guidonia Montecelio – 2:1

Süditalienisches Flair zieht heute auf und hiermit stellen wir die BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (27) vor. Das Stadio Franco Scoglio in Messina überzeugte auf allen Ebenen. ACR Messina spielt aktuell in der Serie C. Als früherer Erstligist und ein Verein, der in Italien schon einen Zwangsabstieg verhinderte, ist dieses Stadion natürlich immer noch eine absolute Wucht. Genießt das Leben, schenkt den wunderschönen Melodien von der Kurve eure Ohren und genießt das Panorama. Die nächste Italien Tour kommt bestimmt!

Stadio Franco Scoglio
ACR Messina
Aufnahme: 07.04.2024
(ACR Messina – Guidonia Montecelio – 2:1)

Cesena FC – Brescia Calcio – 2:0

Cesena FC – Brescia Calcio – 2:0

26.10.2024
Serie B
Stadio Dino Manuzzi
Zuschauer: ca. 12.000

„ITALIEN AMORE“

CESENA – Nach einer Woche in England reiste ich von Manchester mit einem JET2-Flug nach Venedig und anschließend mit der Bahn nach Udine. Dort fand innerhalb von sechs Tagen das zweite Spiel von Cagliari Calcio statt. In der modernen Arena endete die Partie mit 2:0 für den Gastgeber. Das gleiche Ergebnis gabs dann auch einen Tag später beim großen Wochenendhighlight in Cesena. Bevor das Spiel angepfiffen wurde, nutzte ich erneut die Trenitalia und erreichte Cesena knapp zweieinhalb Stunden vor Spielbeginn.

Nach einem kurzen Fußweg wurde ich nicht nur von der strahlenden Sonne, sondern auch vom wunderschönen „Stadio Dino Manuzzi“ verzaubert. Was für ein einzigartiges Juwel! Die Tribünen, das Dach: pure Liebe!

Diese Liebe zeigte sich auch in der Beziehung zwischen den beiden Fanlagern. Da Cesena und Brescia eine Fanfreundschaft pflegen, verbrachten die beiden Gruppen die Zeit vor dem Spiel gemeinsam. Sie zündeten Rauchfackeln, umarmten sich, genossen das ein oder andere Bier und plauderten entspannt miteinander.

Die Atmosphäre beeindruckte mich sehr. Besonders auffällig waren die vielen Schals, die bereits zu Spielen getragen wurden, die lange vor meiner Zeit stattfanden, und die Kinder, die stolz in Ultra-Shirts durch die Straßen zogen. Italien fasziniert mich immer wieder in vielerlei Hinsicht. Besonders beim Thema Essen. In der Pizzeria „Il Bianco e il Nero“, die direkt am Stadion liegt, gönnte ich mir eine schmackhafte Diavolo-Pizza für unter 10 €.

Aber auch die italienische Fußballkultur, auf die ich hungrig war, wurde im stimmungsvollen Rund sättigend befriedigt. Mit einer berührenden Choreo ehrte die Fanszene von Cesena den viel zu früh verstorbenen Brescia-Fan Michele Luzzardi, der nur 21 Jahre alt wurde. Im Oberrang wurden kleine schwarze, weiße und blaue Fahnen geschwenkt, während im Unterrang vor allem Gruppenmaterial zum Einsatz kam. In der Mitte des Blocks entrollte man ein Banner, auf dem das Abbild des verstorbenen Brescia-Fans zu sehen war. Mit dem Spruch: „IL TUO SORRISO, LA NOSTRA FRATELLANZA… PER L’ETERNITÀ!“, wurde die Botschaft übermittelt, dass sein Lächeln und die Bruderschaft für immer weiterleben werden.

Aber auch der Auftritt der Heimfans hinterließ einen starken Eindruck. Viele Doppelhalter, Fahnen und Rauch: „Sará perché ti amo“. Statt des italienischen Klassikers erklingen jedoch andere Melodien aus der italienischen Musikszene, die den Fans von der Zunge kamen. Das Lied „Bella Ciao“ hallt mir noch heute im Ohr.

Auch der Auftritt der Gäste konnte sich sehen lassen. Der Block färbte sich in leuchtendem Azur. Hinter dem Banner der „Curva Nord Brescia“ wurden ebenfalls zahlreiche große Fahnen geschwenkt und Doppelhalter präsentiert. Auch dort hatten die Lieder Ohrwurm-Potenzial.

Wie bereits erwähnt, endete das Spiel mit 2:0 für Cesena. In einem ansonsten ausgeglichenen Spiel wurden beide Tore durch einen Elfmeter erzielt. Den ersten Treffer landete Shpendi in der 15. Minute und den zweiten in der 53. Minute. Trotz des 2:0-Erfolgs bleiben die beiden Vereine Tabellen-Nachbarn: Cesena auf Platz acht und Brescia auf Platz neun.

Die warme Jahreszeit neigt sich langsam dem Ende zu, und in der nicht weit entfernten Stadt Rimini wird bereits die erste Weihnachtsdekoration angebracht. Dennoch war es schön, in diesem Jahr noch einmal ein Spiel im Sonnenwetter zu erleben. Besonders kreativ zeigten sich die Fans auf der Tribüne bei ihren Kopfbedeckungen – von Zeitungen bis hin zu Bierbecher-Trägern war alles dabei. Doch auch im Winter wird Fußball gespielt, und es bleibt abzuwarten, wohin die Reise der beiden Teams führen wird. (fj)

Cagliari Calcio – FC Turin – 3:2

Cagliari Calcio – FC Turin – 3:2

20.10.2024
Sardegna Arena
Serie A
Zuschauer: 11.992

„3 TAGE SARDINIEN – TEIL 2“

CAGLIARI – Der dritte und somit letzte Tag unserer Sardinienreise endete in der größten Stadt der Insel: Cagliari.

Zunächst konnten wir auf der App „Tuttocampo“ eine Partie um 11:00 Uhr auf einem Kunstrasenplatz, etwa 18 Kilometer von Cagliari entfernt, ausfindig machen. Das Spektakel bot uns neben einem Blick auf eine beeindruckende Berglandschaft vier Tore und zwei orangefarbene Rauchtöpfe, sodass sich das frühe Aufstehen definitiv gelohnt hat.

Schwieriger als die Suche nach den Spielen gestaltete sich unsere Suche nach einem Restaurant, das uns zur Mittagszeit Pizza servieren wollte. Nach zwei erfolglosen Versuchen gelang es schließlich im dritten Lokal.

Nach dem Essen blieb uns noch genügend Zeit bis zum Anpfiff des Zielspiels in der Serie A. Diese Zeit nutzten wir für etwas Sightseeing, und die Stadt wusste durchaus zu gefallen. Cagliari ist eine herrliche Stadt, malerisch auf einem Hügel gelegen und dazu noch am Meer – was könnte man sich mehr wünschen? Besonders die historische Sehenswürdigkeit „Bastione di Saint Remy“ und der Ausblick auf den „Torre dell’Elefante“ sorgten für einige schöne Fotos.

Den schönsten Schnappschuss des Tages machten wir jedoch auf dem Weg zur Sardegna Arena. Das „Stadio Sant’Elia“ liegt direkt neben dem aktuellen Stadion des Erstligisten und war lange Zeit die Heimstätte von Cagliari Calcio. Momentan ist das Stadion stark verfallen, die Tribünen weisen große Lücken auf und die Natur hat sich das Spielfeld zurückgeholt. Nach unseren Recherchen sollen dort 2025 jedoch die Bauarbeiten beginnen, sodass in einigen Jahren wieder Fußball gespielt werden kann.

Heute wurde jedoch auch Fußball gespielt. Die „Sardegna Arena“, die provisorische Heimat des sardischen Clubs, erinnert stark an die nach Fußballfans benannte „Lena Arena“ in Düsseldorf, die während des ESC von Fortuna genutzt wurde. Nichts Spektakuläres, aber immerhin ein Serie-A-Spiel zwischen dem Tabellen-16. Cagliari und dem Tabellen-7. Turin. Von der tabellarischen Konstellation war allerdings wenig zu sehen; die Gastgeber gingen nach 38 Minuten durch einen Freistoßtreffer von Viola mit 1:0 in Führung. Doch die Gäste ließen sich nicht beeindrucken und glichen nur drei Minuten später durch ein Kopfballtor von Sanabria, der nach einer Ecke frei zum Abschluss kam, zum 1:1 Halbzeitstand aus.

Zehn Minuten nach dem Wiederanpfiff war es Linetti, der aus 20 Metern einfach mal abzog und den Ball präzise ins Netz von Keeper Scuffet beförderte – das Spiel war gedreht. Cagliari zeigte jedoch Moral, gab nicht auf und zeigte, dass ihnen die Schlussphase gehörte. Innerhalb von nur vier Minuten wendeten die Hausherren das Spiel. Zunächst traf Palomino nach einer verlängerten Ecke zum 2:2 Ausgleich. Nur vier Minuten später sorgte Torino-Spieler Coco mit einem Eigentor für das 3:2 zugunsten von Cagliari, was gleichzeitig den Endstand markierte. Damit hat der FC Turin nun bereits zum dritten Mal in Folge mit 3:2 verloren und ist auf Tabellenplatz 9 abgerutscht; nächste Woche stehen sie dem Aufsteiger aus Como gegenüber. Cagliari hingegen trifft im nächsten Spiel auf Udinese Calcio, einen Verein aus der oberen Tabellenhälfte, und kann mit breiter Brust zum Auswärtsspiel reisen. Ob der Ausflug erfolgreich war, erfahrt ihr bald im Schwechheimer Landboten.

Einen traurigen Nachruf gab es vor dem Spiel von der Curva Nord in Form eines Spruchbanners:
„13.10.24 NEL NOSTRO ESSERE ULTRAS… ETERNA LA VOSTRA PRESENZA.“
Mit dieser Widmung wurde den drei Foggia-Fans gedacht, die am 13.10.24 Opfer eines tragischen Verkehrsunfalls wurden. Zahlreiche Fangruppen aus dem ganzen Land und über die Grenzen hinaus haben ihre Anteilnahme bekundet.
(fj)

Olbia Calcio – Paganese Calcio – 0:2

Olbia Calcio – Paganese Calcio – 0:2

19.10.2024
Stadion Bruno Nespoli
Serie D Girone G
Zuschauer: 500

“3 TAGE SARDINIEN – TEIL 1”

OLBIA – Als wir vor 2 Monaten die beliebte App “Skyscanner” durchforsten und im Oktober nochmal ins warme reisen wollten, bot sich dieses Reiseziel optimal an. Der Eurowings-Flug wurde für schlappe 28€ geschossen und so wurden wir ins italienische Olbia verfrachtet. Perfekte Bedingungen für ein gutes Wochenende, die Ansetzungen in der Serie A waren vielversprechend, der Rest des Wochenende ergab sich erst beim Tag der Anreise. So ist es nunmal in Italien, das beste Beispiel hier unser besuchtes Spiel. Olbia Calcio spielt aktuell in der vierthöchsten Spielklasse Italiens, der Ground direkt am Meer gelegen und die Stadt kann sich blicken lassen. Die ursprüngliche Ansetzung war am Sonntag, um 15:00 Uhr. Passt uns einfach nicht ins Programm. Am Anreisetag sahen wir die Verlegung des Spiels auf Samstag, dies wiederum passt uns perfekt ins Programm. Wieso interessierte uns nicht wirklich. Glück muss man eben auch mal haben! Wie eben erwähnt, wollten wir ins Warme, vom Regen, der uns aufsuchte, war keine Rede. Es gibt eben Ziele auf dieser Welt, da rechnet man mit gutem Wetter. Pustekuchen, genug gemeckert, der kleine Stadtbummel wird dann eben mit Regenjacke absolviert.

Am Stadion angekommen, besorgten wir uns Karten für 20€. Unseres Erachtens ziemlich teuer, aber wichtiger war es, ein Dach über dem Kopf zu haben. Ein seltener aber schöner Anblick ist doch eine geöffnete Tageskasse. Personalausweis und Geld rein, Ticket und Personalausweis raus. Eine schöne und runde Sache. Dem großen Schauer mal wieder entkommen und ab auf die Tribüne. Im Gästeblock zeichneten sich wunderschöne Szenarien ab, die Gäste aus der Stadt Pagani überzeugten mit einem schönen Kurvenbild und tolle Melodien. Wir hoffen, dass die Leser dieses Gefühl kennen, das wackelige Bein wippt 90 Minuten mit und die Gesichter strahlen. Ein Herz für italienische Ultras. Die Stadt Pagani liegt zwischen Neapel und Salerno, die Anreise nach Sardinien bestimmt ein kulturelles Highlight für jeden Auswärtsfahrer. Somit fanden sich auch relativ viele Zuschauer im Gästeblock ein.

Olbia Calcio ist aktuell Vorletzter in der Tabelle, die Heimfans waren dementsprechend unzufrieden mit der Leistung des Teams. Zum Halbzeitpfiff ertönte ein Pfeifkonzert und die melodischen Anfeuerungen wurden leiser. Es ging auch mit dem Endstand von 0:2 in die Kabinen zur Halbzeit, es läuft manchmal eben einfach nicht. Die Gäste aus Pagani, auf einem sportlichen Höhenflug, beheimatet nach dem Sieg in Olbia auf dem dritten Tabellenplatz geht es ja eventuell nochmal höher hinaus im italienischen Ligasystem. Wünschenswert wäre es, die Melodien und die Einsatzbereitschaft der Fans würden einen erneuten Besuch sicherlich lohnend gestalten.

Nach dem Spiel ging es noch zu einem weiteren Amateurspiel auf Sardinien, die Stadt Pozzomaggiore sollte besucht werden. Die Ansetzungen des örtlichen Fußballvereins auf Samstag um 18:00 Uhr konnte ja nur gut sein. So war es auch, es fanden sich viele Zuschauer ein und das Warsteiner (!) floss nur so aus der Dose in die italienische Münder. Ungewohntes Bild, aber irgendwie ja auch ganz witzig. Wir empfehlen den Teil 2! (tp)

Calcio Lecco 1912 vs. UC Sampdoria 0:1

Calcio Lecco 1912 vs. UC Sampdoria 0:1
-FANANSTURM IN LECCO-

01.05.24
Stadio Mario Rigamonti-Mario Ceppi
Serie B
Zuschauer: 5.431

LECCO – Beim zweiten Spiel das Tages wurde ebenfalls das Panorama vom Wetter eingeschränkt und es mussten die Fans rausreißen.

In einigen Medien wurde über 3.000 Gästefans fabuliert. Offiziell gingen 850 Auswärtstickets in den Verkauf, tatsächlich dürften es dann in etwa doppelt so viele gewesen sein.

Wie immer ein starker Auftritt von Doria, wobei aber Lecco trotz des bevorstehenden Abstiegs ordentlich dagegen hielt.

Auf dem arg ramponierten (Kunst!)rasen lieferten beide Teams ein zähes Spiel ab, aber in der 81. Minute fiel doch noch das 0:1. Damit sprang Sampdoria auf einen Playoff-Rang und Andrea Pirlo darf weiter auf die Rückkehr in die Serie A hoffen. (hr)

Como 1907 – AS Cittadella – 2:1

Como 1907 – AS Cittadella – 2:1

„SCHLECHTE AUSSICHTEN – GUTE AUSSICHTEN“

01.05.2024
Stadio Giuseppe Sinigaglia
Serie B
Zuschauer: 7.153

COMO – Nach dem verlängerten Wochenende in Spanien wollte der Redakteur den Tag der Arbeit in Bella Italia genießen.

Auf dem Zettel standen mit Como und Lecco zwei fantastische Panorama-Grounds. Leider war das Wetter nicht so bella und der Regen trübte die Sicht auf die malerische Umgebung doch arg ein.

Entschädigt wurde ich allerdings durch eine nette Choreo der Como Tifosi und einen quasi Last Minute Siegtreffer, der das Stadion komplett freidrehen ließ.

Mit den drei Punkten konnte Como den zweiten Platz festigen – am Ende reichte es für den Aufstieg in die Serie A. (hr)

Trapani Calcio – US Siracusa – 1:0

Trapani Calcio – US Siracusa – 1:0

“Ausverkauftes Stadion, Spitzenspiel und 8.000 Zuschauer in der Serie D Girone I”

07.04.2024

Polisportivo Provinciale

Serie D Girone I

Zuschauer: 8.000 (ausverkauft)

TRAPANI – Es war irgendein Wochentag in der letzten Woche, da wurde spaßeshalber in meiner Lieblingsapp nach Spielen auf Sizilien geguckt. Beinahe wäre es mir entgangen, dass Trapani Calcio zu einer so schönen Uhrzeit am Sonntag spielt. 20:30 Uhr. Das lieben wir. Somit musste ich zwar meine Tour ein wenig umplanen und so ging es dann Sonntagmorgen recht früh nach Catania zum Flughafen, um dort meinen Mietwagen abzuholen. Was man nicht eben alles macht, der Besuch vorher in Messina sollte dadurch ja nicht auf der Strecke bleiben. Wer bis hier gelesen hat und sich mal mit Sizilien beschäftigt hat, wird wissen, was das hier für Entfernungen sind. Reisestrecke also heute war:

Palermo-Catania-Airport-Messina-Trapani-Catania-Airport.

Da kann ich mal sagen, der Mietwagen im kleinen zweistelligen Bereich hat sich gelohnt, um die 750. Autobahn-Kilometer waren es am Ende.

Über die sozialen Medien erfuhr ich schon am Freitag, dass dieses Topspiel vom Tabellenersten gegen den Tabellenzweiten offiziell ausverkauft ist. Die Tickets konnte man nur vor Ort in Trapani besorgen, dies konnte ich natürlich nicht auch noch einrichten.

Eine alte Floskel sagt, irgendwie klappt’s ja immer. Dieses Sprichwort traf dann Gott sei Dank auch heute zu. Zwei Minuten vor Anpfiff saß man auf der Haupttribüne. Zum Intro wurden für das gesamte Stadion kleine Rot-Weiße Fähnchen verteilt. Schlicht, aber sieht auch einfach gut aus. Zudem gab es noch eine kleine Choreo der Curva Nord Trapani, nett anzusehen mit ein bisschen Rauch. Der Anfang war also gemacht und das Spiel konnte starten. In der ersten Halbzeit passierte nicht viel und das Spiel war eher durch die Nervosität beider Vereine geprägt. Direkt zum Anfang der zweiten Halbzeit war es dann soweit. Kollektives Ausrasten des gesamten Stadions, denn die Heimmannschaft ging in Führung. Diese Führung spielten sie auch über die Zeit, dadurch sind es jetzt 13 Punkte Vorsprung in der Tabelle Auf den direkten Verfolger US Siracusa. Die Gäste heute haben übrigens den identischen Rückreiseweg, denn die Stadt Siracusa liegt südlich von Catania. (tp)

Palermo FC – UC Sampdoria – 2:2

“SIZILIEN, ANDREA PIRLO UND EIN SCHÖNES STADION IN PALERMO“

06.04.2024

Stadio Renza Barbera

Serie B

Zuschauer: 22.000

PALERMO – Der Schwechheimer Landbote Schreiberling verbrachte seinen Rest des Urlaubs in Italien. Nachdem ich im Februar diesen Jahres Palermo schon geplant hatte und mir die Reise leider aufgrund eines Streiks in Deutschland durch die Lappen ging, konnte ich es einfach nicht lassen. Dieses Stadion begeistert mich einfach zu sehr. Mitte März kamen dann auch endlich mal alle Termine für die Ligen in Italien und die Flüge wurden schnell gebucht.

Angekommen in Palermo am Airport ging es relativ fix in die Innenstadt, hier erkannte man schnell, dass hier heute ein Fußballspiel stattfindet. Am Hauptbahnhof standen die Shuttle-Busse bereit und es liefen einige in einem wunderbaren Palermo Trikot herum. Die Recherche vorher ergab noch eine wunderbare Story, Trainer bei UC Sampdoria ist aktuell Andrea Pirlo. Dieser spielte selbst nie für den Verein aus Genua, doch hat hier seine mittlerweile dritte eigene Trainerstation. Da man ihn leider nur von weitem erkannte, sieht er aus meiner Sicht immer noch so aus, wie im WM-Halbfinale 2006 gegen Deutschland. Zeit für die danach anknüpfende Pressekonferenz blieb dem Schwechheimer Landboten auch nicht, da noch der Berg mit dem besten Panorama über Palermo erklungen werden musste. Bei Sonnenuntergang hatte man hier einen wirklich schönen Blick über die Stadt Palermo und über dieses wunderschöne Stadion.

Die Stimmung im Stadion war von der Heimmannschaft rund um die Curva Nord richtig gut, immer wieder stiegen mehrere Leute auf den Tribünen herum in die Gesänge ein. Ein wirkliches Spektakel für die Ohren. Die Gäste mit einer sehr weiten Anreise aus Genua, laut den bekannten Navigationssystemen immerhin eine 14-Stunden Autofahrt und circa 1408 Kilometern. Sollte also ein entspannter Tagesausflug werden. Dennoch fanden sich ungefähr 150 Gäste im Gästeblock ein, auch hier war die Stimmung einfach herrlich. “Palermo Palermo Vaffanculo” hallte durch diesen wunderbaren Ground. Meine persönliche Sympathie galt aber eindeutig der schönen Farbkombination von UC Sampdoria, bei diesem Anblick kann jedem Reporter nur das Herz aufgehen.

Tabellarisch finden sich beide Vereine absolut im Mittelfeld der Tabelle wieder, so war das Unentschieden auch einfach fair. Besonders hervorzuheben ist hier das Tor zum 2:2, E. Darboe zog einfach mal auf ungefähr 30 Metern ab und der Ball landete perfekt im oberen linken Eck.

Nach dem Spiel ging es also fix mit anderen Reisefreudigen aus der Hansestadt Hamburg auf den Berg, um die Aussicht über die Stadt zu genießen. Danach wurde die zweite Pizza des Tages verschlungen, Italien ist einfach jede Reise wert. (tp)

Atalanta B.C. – FC Internazionale Milano – 2:3

13.11.2022: Atalanta B.C. – FC Internazionale Milano – 2:3

„DAS KONZEPT BERGAMO“

Gewiss Stadium

Serie A

Zuschauer: 19.353

BERGAMO – Nach zwei Spielen in Parma und Piacenza folgte am Sonntag in Bergamo der Höhepunkt des Wochenendes. Bei jeder Begegnung sollte es einen Tick besser werden und beim dritten und letzten Spiel dieser Italien-Tour kulminierte diese Gesamtlage in einem vollen Stadion bei allerbestem norditalienischen November-Wetter. Der Besuch in der Lombardei fing mit der Ruhe vor dem Sturm an. Strategisch günstig das Auto am Bahnhof von Bergamo abgestellt, wunderte man sich über gespenstische Ruhe, die plötzlich von einer lauten Polizeisirene und rotierenden Hubschraubern durchbrochen wurde – die Inter-Fans waren gekommen und rauschten in einer Eskorte mit unzähligen Bussen an uns vorbei.

Das Spitzenspiel der Serie A konnte also beginnen. Trotz Personalien-Kontrolle am Eingang des „Gewiss Stadiums“, das für diesen Sponsorennamen die wunderbare Bezeichnung „Stadio Atleti Azzurri d’Italia“ abgelegt hat – von Aufregung keine Spur. Okay, in die Bude passen weniger Zuschauer rein als bei Waldhof Mannheim, trotzdem erstaunlich, sagt man den Italienern in Sachen Organisation doch manchmal die ein oder andere Schwäche nach. Das Spiel war für 12.30 Uhr angesetzt, unsere Maschine Richtung Heimatflughafen hob um 18.50 Uhr von BGY ab, die Ansetzung war also einmalig passend. Wir konnten nicht anders und mussten einfach eine fast dreistellige Summe für das Ticket auf den Tisch blättern. Billige Tickets für die Kurve gibt es bei solchen Spielen nur mit „DEA“-Fan-Karte, welche einem nach der Beantragung postalisch zugeschickt wird – aber ehe der Speichel von der Briefmarke getrocknet gewesen wäre, waren die billigen Plätze auch schon weg.

Bei dem Stadion weiß man im Vorwege nicht so ganz, was man von halten soll. Vor Ort zeigt sich aber eine kompakte Hütte mit Bauteilen aus allen Epochen. Auf den Längsseiten finden sich Spuren aus der fast hundertjährigen Vergangenheit des Stadions. Die „Curva Nord“ der Atalanta-Fans ist neu, weiß aber durch die verschachtelte Dachkonstruktion durchaus zu gefallen. Gegenüber der „Curva Nord“ sieht man noch die ursprüngliche Kurvenform der Arena, auf der vor allem die Gästefans untergebracht sind. Diese alte Stadionsubstanz soll nach der Saison simultan zur „Curva Nord“ umgebaut werden.

Mit viel Bohei auf beiden Seiten, aber ohne besondere Aktionen, ging es ins Spiel. Hin und wieder brannten auf den Ecken von Bergamo ein paar Fackeln oder Rauchtöpfe. Auch neben den Gästefans war eine Stimmungsgruppe platziert, die mit Provokationen Richtung Inter-Anhang nicht geizte. Statt zum Boykott der Katar-WM aufzurufen, wie es in Deutschland an diesem Wochenende geschah, zierte die „Curva Nord“ ein Banner, der gegen den „modernen Fußball“ und die Pay-TV-Strukturen stänkerte. Ok, Italien ist ja auch gar nicht bei der WM dabei… Atalanta gehörte nach zuletzt zwei Niederlagen die Anfangsphase. Nach zwei, drei guten Chancen wurde der Kolumbianer Duván Zapata im Strafraum gelegt, den Strafstoß verwandelte Ademola Lookman. Die Führung im Rücken bekam Bergamo nicht gut, fortan hagelte es Fehlpässe im Aufbauspiel. Inter antwortete mit einem artistischen Hackentor nach Standard-Situation in Person von Alt-Star Edin Dzeko.

So richtig in Tritt kamen die Gäste dann mit dem Wiederanpfiff. Federico Dimarco und Denzel Dumfries schlugen Brandfackeln bei ihren Flankenläufen in den gegnerischen Strafraum, Lautaro Martínez klebte die Kugel am Fuß. Der Auftrieb war derart sichtbar, dass wir noch schnell einen Zehner auf einen Auswärtssieg bei einem Wettanbieter platzierten – Minuten später stand es durch erneut Dzeko und per Eigentor 1:3. Damit war das Spiel gegessen, dennoch kam Bergamo durch den Eigentorschützen nochmal auf ein Tor ran und es wurde in den Schlussminuten spannend, auch wenn man dem Heimteam die Qualität für den Ausgleich nicht mehr so ganz zusprechen wollte. Schließlich blieb es bei dem Ergebnis, die „Interisti“ feierten den Auswärtssieg mit einem lauten Kanonenschlag im Block und bekamen als Dank das ein oder andere Matchworn-Trikot ihrer Idole über die Glaswand geworfen.

Nach dem Spiel reichte es sogar noch für „sizilianisches Streetfood“ in der Innenstadt und einen Ausflug per Standseilbahn auf die Città Alta zu dem UNESCO-Weltkulturerbe der venezianischen Stadtmauern. Bevor die Zeit im Nacken saß trudelte man auch schon am Flughafen ein, der gerade mal 10 Minuten vom Stadtzentrum entfernt liegt. Und um halb 10, nachdem der beliebte Low-Coster aus Irland uns überpünktlich in Deutschlands nördlichster Millionenstadt ausgespuckt hatte, schlug man zu Hause schon die Bettdecke auf, um sich von diesem letzten internationalen Trip des Jahres zu erholen. In Bergamo stimmt das „Konzept Fußball“ noch – im Gegensatz zu dem, was jetzt in den nächsten Wochen folgen wird. (mm)

US Pio IX Speranza – GSD Ambrosiano Dugnano

US Pio IX Speranza – GSD Ambrosiano Dugnano – 0:2

AMATEURFUẞBALL IN ITALIEN – „CALCIO?“

02.02.2020

Terza Categoria – Milano – Girone C

Campo Sportivo Oratorio Pio IX

Zuschauer: ca. 60

CINISELLO BALSAMO – Schon früh morgens geht es per auto mobile durch beträchtlichen Nebel auf einer mautpflichtigen, fast menschenleeren Autobahn der italienischen Metropole Mailand entgegen. Fußball im Jahre 2020: Das ist der Videobeweis, Lars Windhorst in Berlin oder eine Fußballmannschaft aus Leipzig in der Spitzengruppe der, nun ja, Regionalliga Nordost. Fußball in den 20er-Jahren, das heißt aber auch: Immer am Ball mit mobilem Internet. Dank der Handy-App „Tuttocampo“ ist es kein Problem, unterwegs mit ein paar Handgriffen ein Vormittagsspiel im Raum Mailand herauszusuchen. Dass es mit dem Verein US Pio IX Speranza aus dem Vorort Cinisello Balsamo den Tabellenletzten der letzten italienischen Liga trifft – who cares? Alles halb so wild: Als die Stadtgrenze von Mailand passiert wird, schält sich die Sonne aus dem Nebelnest und hellt den Norden Mailands mit schönstem Vor-Frühlingswetter auf.

In Cinisello Balsamo ist die Welt sonntags um 10 Uhr morgens noch in Ordnung. Der Sportplatz befindet sich direkt im Zentrum der kleinen Stadt – nebenan schlägt der Kirchturm zur vollen Stunde und auf dem Marktplatz herrscht reges Treiben. Dort gastiert um diese Zeit ein Flohmarkt, auf dem auch Merchandise aus der Blütezeit des italienischen Fußballs feil geboten wird. Eine Fan-Zeitschrift vom AC Mailand aus dem Jahre 1989, mit Marco van Basten auf dem Titelbild, wird den Verkäufern abgeluchst. In der Zeitschrift „Forza Milan!“ sind auch Fotos von Carlo Ancelottis (inszeniertem) dreißigsten Geburtstag zu finden. Die 3 Euro haben sich gelohnt. Kurz einen alten Mann auf dem Marktplatz nach „Calcio?“ gefragt und einen Fingerzeig später steht man auf dem Gelände des Neuntligisten. Eintritt wird nicht erhoben und die Verpflegung müssen die Kioske auf dem nahen Marktplatz übernehmen. Es gibt eine kleine Stehplatztribüne aus Beton und der Platz ist eingezäunt.

EINBEINIGE SCHIEDSRICHTER AUF „ITALIENISCHEM GRAND“

Es dauert bis die Mannschaften auf den Rasen gekrochen kommen und ein kahl geschorener Schiedsrichter die Partie schließlich mit rund zehn Minuten Verspätung anpfeifen kann. Der Platz verfügt nur über ein paar Grashalme – hier wächst gar nichts mehr, so trocken und abgetreten ist der Untergrund. Klarer Fall von: „Italienischem Grand“. Der Schiri hinterlässt einen sehr engagierten Eindruck. Mit Verve zückt er jede Gelbe Karte und gestikuliert im Laufe des Spiels das ein oder andere Mal herum wie ein Dirigent. Was die Linienrichter betrifft, so hat man allerdings das letzte Aufgebot in die Terza Categoria geschickt. Der Assistent auf der anderen Seite fällt mit einer Gehbehinderung auf und bewegt sich nicht von der Stelle. Trotzdem wedelt er – wenn’s Not tut – munter mit seinem Fähnchen herum. Während Speranza das Tabellenende ziert, spielen die Gäste in ihren grünen Trikots oben mit. Das wird in der Praxis auch schnell sichtbar: Die erste Halbzeit entwickelt sich zu einem munteren Spielchen mit zwei wunderbaren Toren für den Favoriten. Ein Lupfer über den Torwart und ein artistischer Flugkopfball kurz vor dem Pausenpfiff, finden den Weg über die Torlinie. Grande Calcio.

Im zweiten Abschnitt passiert allerdings nicht mehr allzu viel. Der Heimmannschaft fehlt die rechte Idee, doch noch zum Anschlusstreffer zu kommen und Dugnano hat seine Schuldigkeit mit den beiden Toren schon getan. Die Spielerfrauen auf der Tribüne haben wichtigere Themen zu bequatschen, Bambini pinseln mit Straßenmalkreide ihr eigenes Spielfeld auf den Vorplatz-Asphalt. Zwei Platzverweise für die Gäste täuschen nicht über die technischen Mängel im Spiel von Speranza hinweg. Die Theatralik und Hingabe wie gegen die Schiedsrichter-Entscheidungen protestiert wird, erweckt nicht zuletzt dank prominenter Vorbilder aus dem Stiefelland den Eindruck, es handele sich beim Lamentieren um eine Volkssportart. In der üppigen Nachspielzeit stolpern sich die Stürmer beider Teams durch die gegnerischen Spielhälften – und dann ist irgendwann Schluss. Es bleibt beim 0:2 – wie hätte das Spiel an so einem Datum auch sonst ausgehen sollen?