Sarpsborg 08 FF – SK Brann Bergen – 1:1
„EINE STADT SIEHT GELB“
20.07.2024
Stadion Marienlyst
Eliteserien
Zuschauer: 5.962
SARPSBORG – Knapp 10 Stunden ging es mit dem miefigen Flixbus von Kopenhagen nach Norwegen. In Sarpsborg angekommen, wartete nach mehreren Kilometern Fußmarsch bei amtlichen Sommertemperaturen die nächste Tristesse auf den schlafgebeutelten Groundhopper. Sparsam wie man ist, baute man sich im Norden von Kopenhagen nämlich ein Zelt auf und wurde nach einem blitzsauberen Sommertag von einer Nacht mit einstelligen Temperaturen sprichwörtlich kalt erwischt. Spätestens nach der Wanderung zum größten Wasserfall Europas kam man wieder auf Touren. Der Wasserfall ist allerdings ein Reinfall und wird mittels Turbinenkraft leider industriell genutzt.
Die Stadt könnte auch in NRW erbaut worden sein. Doch wie im Ruhrgebiet, lieben sie ihren Verein in ihrer Stadt. Überall hängen blau-weiße Fahnen und fast jeder Passant trägt ein Sarpsborg-Trikot. Spieltagsstimmung, auch weil viele rote Punkte auf den Bürgersteigen auftauchten – Brann Bergen war gekommen! Bergen reiste als Tabellenzweiter in den Süden Norwegens. Die gute Spielanlage der Gäste blieb nicht verborgen. Das aktuelle Formhoch von Sarpsborg aber auch nicht – zuletzt fuhr der Aufsteiger zwei Siege ein und gewann dabei prestigeträchtig 4:1 gegen Rosenborg Trondheim. Das Kellerkind zog dem dreimaligen Meister aus Bergen mit richtig kecken Rebounds den Zahn. Ein halbes Dutzend Großchancen sprangen dabei heraus. Wie durch ein Wunder ging es zunächst allerdings torlos in die Pause.
In der zweiten Halbzeit beruhigten sich die Gemüter zunächst, die Hektik war dem Spiel entwichen. Bis zu einer letzten Aktion in der Extra-Time. Da schlug ein hart erkämpfter Freistoß nach einem wuchtigen Kopfball endlich für Sarpsborg im Netz ein. Wie so oft antwortete der Favorit direkt im Gegenzug – 1:1. Jetzt wurde es wieder hitzig. Mehrere Betreuer erhielten Platzverweise. Das Heimpublikum nach dem Schlusspfiff nun völlig auf Zinne, buhte den Unparteiischen gnadenlos aus. Die Kritik am Schiedsrichter zeigte Wirkung und kurz vor dem Kabinentunnel zückte er stellvertretend für die ganze Haupttribüne die Gelbe Karte. Eine Stadt sieht Gelb.
Das Wochenende in Norwegen stand im Zeichen des Protests gegen den „Video Assistant Referee“. Am Folgetag sollte die Partie in Trondheim gegen Lillestrøm nach massiven Störungen abgebrochen werden. Auch in Sarpsborg gab es es Transparente und Doppelhalter. Die Gäste aus Bergen hielten sich im pickepackevollen Gästeblock mit Kritik allerdings zurück. Und dem Sarpsborger Anhang mag es niemand übel nehmen, dass sie das Spiel nicht störten. Nach äußerst mäßigem Saisonstart steht man mit den aktuellen Ergebnissen nämlich souverän über dem Strich. (mm)









