Moin, moin und grüßt euch zur BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (26)! Am Montag sind wir mit einem Bild der Marienburg in die Woche gestartet, es folgte das Highlight-Spiel in Katowice, der Abschied vom polnischen Nationalheld Jan Furtok. Bereits zwei Wochen zuvor, nahm man im schlesischen Opole Abschied vom alten Odra-Stadion, dem „Stadion Miejski w Opolu“. 1930 in der damals noch deutschen Stadt Oppeln eröffnet, mit dem charakteristischen Wasserturm im Hintergrund, war das Stadion von Odra eine der letzten alten „Polen-Buden“ in unserem östlichen Nachbarland. Ab sofort spielt der Zweitligist in einer neuen Spielstätte, dem „Stadion Opolski“. Nicht nur den Blick auf den Wasserturm sucht man in der neuen Arena vergebens, dem gesichtlosen Betonklotz am äußersten Stadtrand von Opole fehlen so ziemlich alle Merkmale, die einem Stadion Profil geben. Mögen die fantastischen polnischen Fanszenen es dennoch mit Leben füllen! In diesem Sinne: Schönen Start ins Wochenende!
Stadion Miesjki w Opolu Odra Opole Aufnahme: 10.07.2020 (Odra Opole – Wigry Suwałky – 1:0)
KIELCE – Die Polen-Tour ging nach dem Spiel am Samstagabend zum Glück noch am Sonntag weiter. Nach dem emotionalen Spiel bei GKS war ein Doppler in Kielce und Mielec geplant. Die Terminierungen könnten besser kaum sein. Anpfiff in Kielce war um 12:15 Uhr und in Mielec bei der Partie gegen Legia Warszawa um 17:30 Uhr. Ich hatte definitiv schon schlechtere Doppler in meinem Leben. In Kielce angekommen, parkte ich in unmittelbarer Umgebung zum Stadion. Auf dem Weg dorthin gab mir Google Maps eine Info über erhöhte Polizeipräsenz auf der Route. Ist es neuerdings ein Zeichen, dass die besuchten Spiele in Polen gut werden, da Gäste vor Ort sind? Schön wäre es! Górnik Zabrze war in der Stadt und somit auch der in Deutschland überall bekannte Lukas Podolski. Am 10.10.2024 feierte der ehemalige Effzeh-Stürmer im Müngersdorfer Stadion seinen ehrwürdigen Abschied. Auch hier war der Gästeblock voll mit reisefreudigen Polen. Bei seinem Spiel heute saß Lukas Podolski nur auf der Bank und kam nicht ins Spiel.
Das Stadion wurde im Jahr 2006 eröffnet, besonders cool ist die Mischung von moderner Anzeigetafel in der linken Ecke des Stadions und in der rechten Ecke die alte Stadiontafel mit der Aufschrift “GOSPODARZE” und “GOŚCIE”. Herrlicher Kontrast! Für einen relativ neuen Bau finde ich dieses Stadion echt in Ordnung. Die Heimfans bereiteten ein Intro vor mit dem Motto: “W BLASKU RACY WSPOMINAMY STARE CZASY” wenn man hier dem vertrauten Übersetzter Glauben schenkt, wird hier im Schein der Fackeln an die alten Zeiten erinnert. Was folgte, war somit klar. Unter der “ULTRAS” Blockfahne wurde sich für die anstehende Pyroshow vermummt. In den oberen Reihen wurde dunkler Rauch gezündet und darunter rote Bengalen. Ein gelungenes Bild und dafür, dass ich ohne Erwartungen in dieses Spiel gegangen bin, eine überzeugende Aktion.
Kommen wir zu den Gästen, diese zeigten in der ersten Halbzeit eine sehenswerte “spontane Choreographie”. Einen (fast) komplett oberkörperfreien Gästeblock gibt es eben auch nicht alle Tage. Neben Lukas Podolski bietet Górnik auch für mich einen Verein mit einer schönen persönlichen Statistik. Bei jedem besuchten Spiel habe ich bis jetzt eine Pyroshow gesehen. Auch heute, in der zweiten Halbzeit, wurde sich vermummt und der obere Block leuchtete mit Bengalen auf.
Die beiden Fanseiten boten an, welche Bedingungen das Spiel verdient. Zur Halbzeit ging es mit einem torlosen Remis in die Kabinen, das heutige Torfestival startete erst in der zweiten Hälfte. Nach 58. Minuten stand es 0:2 für die Gäste. Witzige Anekdote nebenbei, ich bin ungefähr zu 77. Minute auf die Toilette verschwunden, um vor der Fahrt nach Mielec die Not zu erledigen. Als ich wieder kam, sind 2 Tore gefallen, da die Toiletten im Keller des Stadions liegen, hat man mal absolut gar nichts gehört. Lediglich der Blick auf die Anzeigetafel zeigte das neue Zwischenzeitliche Ergebnis. Mit einem Toilettengang zwei Tore zu verpassen, habe ich glaube ich bis jetzt nie vorher erlebt. Nach meinem persönlichen Comeback erzielte das Heimteam auch noch zwei Tore und der Endstand mit 2:4 stand fest. Kurioses Spiel.
Nach dem Spiel ging es in entspanntem Tempo die 90 Minuten nach Mielec, für einen kleinen Zwischenstopp im Restaurant war auch noch Zeit. So bringt das alles aber auch eine Menge Spaß! In Mielec angekommen sah man bis zur 39. Minute einen leeren Gästeblock. Die Fans von Legia verweilten auf dem Stadionparkplatz und warteten vermutlich, bis alle Gästefans eintrafen. Somit war der Auftritt nicht ganz so gut wie erhofft. Man kann ja auch nicht immer Glück haben. (tp)
30.11.2024 Ekstraklasa Stadion GKS Katowice Zuschauer: 6.699
KATOWICE – Springen wir zurück in die Mitte des Novembers. Geplant war eigentlich für dieses Wochenende eine Autotour nach Belgien mit dem Derby in Charleroi am Samstagabend. In den letzten Wochen schielte ich immer mal wieder auf die Ticketverkäufe bei GKS Katowice, weil das Stadion bald durch ein neues ersetzt wird. Laut Aussagen mehrerer Fans, war es am Samstag das letzte Spiel im ehrwürdigen Stadion. Hier sind wir gespannt, ob der Umzug wirklich schnell passiert. Im Mai und im Juli diesen Jahres war ich an Spieltagen vor Ort in Katowice und bin bei beiden Spielen ohne Ticket gescheitert. Vorm Stadion wollte ich es gar nicht erst probieren, die Gefahr, dann gar kein Spiel zu gucken, ist eben zu hoch. Entschädigt wurde ich mit Besuchen im Bytom oder Stalowa Wola. Vor zwei Wochen startete dann der öffentliche Verkauf gegen Lechia und endlich sollte es klappen. Ein Kumpel konnte Tickets bestellen und so fand sich schnell eine Reisegruppe. Für mich bot sich die Flugverbindung Samstag bis Montag aus Dortmund in Richtung Katowice an. Somit konnte man den Freitag ohne Überstundenabbau in Richtung NRW starten, auf dem Weg bot sich ein kleiner Umweg über Spelle an. Hier gastierte am Freitagabend der SV Atlas Delmenhorst, souverän siegten die Gäste mit 0:2 beim Tabellenführer. Nette Anlage und der „Sportplatzteller“ für unschlagbare 5€ machte sich außerordentlich beliebt.
Am Samstag in Katowice angekommen, fand zu unserem Glück noch ein Nachholer in Radzionków statt. Bevor es mit voller Vorfreude zum Stadion von GKS ging. In der Woche vor dem Spiel wurde leider der Tod einer polnischen Fußball-Legende publik: Im Alter von 62 Jahren starb viel zu früh Jan Furtok. Für GKS Katowice erzielte Furtok in 169 Spielen 77 Tore. In Deutschland spielte der klassische Mittelstürmer für den Hamburger SV und Eintracht Frankfurt. Beim HSV erzielte er in 135 Spielen 51 Tore. Vom Main wechselte Furtok 1995 zurück nach Katowice. In seiner zweiten Amtszeit erzielte er bei seinem Heimatverein in 40 Spielen 8 Tore. In Deutschland war der Angreifer lange Zeit ein polnischer Rekordhalter mit 20 Saisontoren in einer Spielzeit. Erst im Jahr 2012 gelang es Robert Lewandowski, diesen Rekord einzustellen. Im Stadion spürte man die getrübte Stimmung, es lief Trauermusik vor dem Anpfiff, in der Halbzeit und nach dem Spiel. Die Haupttribüne wurde von außen mit einem Trikot des Verstorbenen angestrahlt. Es gab eine Trauerminute im Mittelkreis, zeitgleich zu einer Trompeten-Einlage zündeten die Heimfans und es ergab sich ein spektakuläres Bild. Im Stadion wurden gelbe Pappen ausgeteilt mit der Rückennummer 9. Gänsehaut am ganzen Körper, wirklich ein sehr emotionaler Moment. Die ersten neun Minuten vom Spiel war das Stadion still, es wurde Jan Furtok der Respekt gezollt, den er verdient. Zur neunten Spielminute erstrahlte die Heimkurve in Bengalen und die ersten Jan-Furtok-Gesänge hallten durch den schlesischen Nachthimmel.
Auch wir möchten hier schreiben: Ruhe in Frieden.
Es ist schwer bei so einem Bericht den Übergang zu schaffen. Besonders schön war es, als man nach dem Einlass von jungen Fans ein Ticket in die Hand gedrückt bekam, welches wirklich perfekt in jede Sammlung passt. Zu Fußball und einem Stadionbesuch gehört nunmal ein richtiges “Papierticket” und kein print@home. Das Spiel entschied GKS relativ locker mit 2:0 für sich, Lechia Gdańsk reiste mit etwa 300 Gästen im Gepäck an. In der zweiten Halbzeit gab es eine kleine Pyroshow im Gästeblock. Zu der Schweigeminute zeigten die Gästefans ihre Fanschals und respektierten die Umstände voll und ganz. Auch das ist Fußball!
Nach dem Spiel wurden die gesamten emotionalen Eindrücke verarbeitet, ungefähr 15 Gehminuten entfernt befindet sich das “Restauracja Pub Olimp”. Wunderbar herrliche einheimische Küche, die Roulade serviert mit Knödel und Rotkohl gab es für umgerechnet 10€. Das gezapfte Tyskie mit der Vorweg-Suppe “Żurek” – ein optimales Bild und ein perfekter Abschluss. Hier wird eindeutig nochmal eine positive Bilanz gezogen. Jeder Kilometer, jeder Aufwand und jegliche Organisation hat sich mal wieder gelohnt. Am nächsten Tag ging es weiter, der Bericht von diesem Spiel folgt hier in Kürze. Das nächste Brett wurde besucht, so viel kann ich vorwegnehmen. (tp)
Dzień dobry aus der Grenzstadt Gubin! Die BILDERBUCHBUDE (21) der Woche kommt heute aus unserem Nachbarland Polen. Wer kostengünstig eine schöne alte Polenperle kreuzen will, der lässt es sich auf der Fahrt nach Guben im Regionalzug gut gehen, steigt aus und marschiert über die Landesgrenze. Auf der ca. vier Kilometerlangen Strecke von der Grenze zum Ground laden ein paar Zabka’s ein, um sich einen feinen Hotdog und ein paar Bierchen zu gönnen. Als Preis für den dann doch sehr eintönigen Fußweg bekommt man dann einen schönen Rasenwall mit Sitzplätzen serviert.
05.08.2023 Stadion Miejski w Gubinie MKP Carina Gubin – KS Górnik Polkowice – 0:1
20.09.2024 Ekstraklasa Stadion Miejski im. Floriana Krygiera Zuschauer: 20.415
STETTIN – Nur rund 250km Luftlinie von Schwechheim entfernt, liegt das Stadion „Floriana Krygiera“. Richtig bitter, dass niemand aus der Redaktion die alte Polenschüssel in Stettin damals kreuzen konnte. Nun war der Tag für den Neubau gekommen. Wenn Legia Warschau im neuen „Floriana Krygiera“ gastiert, drückt man am Freitag-Abend schon mal das Gaspedal durch. Vor Ort an diesem lauen Spätsommer-Tag dann sehr viel Fußballstimmung. Alle Segel für das Spitzenspiel in der Ekstraklasa waren gesetzt – und ganz Stettin heiß auf den Rekordmeister und das Meisterschaftsrennen! In Deutschland kennt man das aus Braunschweig oder Kaiserslautern: Neutrale Klamotten und dabei bad feeling. Wirklich alle Leute waren in Pogoń-Merch unterwegs. Für den Fanshop blieb allerdings keine Zeit, nach langem Schlangestehen ließ man sich erst ein paar Minuten vor dem Anpfiff im Stadion nieder.
Der Neubau ist ein klassisches Einrangstadion ohne Charakter. Die Polen feiern es ab und vollbesetzt mit zwei Fanszenen, fällt es auch nicht weiter negativ auf. Immerhin ist man sehr nah dran am Geschehen. Los ging das Topspiel der Ekstraklasa mit einer Pyro-Aktion aus dem Gästeblock. Das einzige Mal, dass Legia optisch auffiel, ansonsten supporteten die Hauptstädter gesanglich ganz klassisch durch. Zwischen beiden Teams gab es ewig eine Fanfreundschaft, die Zeiten scheinen aber vorbei zu sein, seit Szczecin mit Widzew angebandelt hat. Was die Pogoń-Choreo („Seit 11 Jahren halten wir die Segel in den Wind“) nach rund einer halben Stunde bedeutete, entzog sich der allgemeinen Kenntnis – sah aber gut aus!
Perfekt wäre der Auftritt mit der frühen Führung für die Pommern gewesen. Das Leder lief richtig gut. Immer wieder stach man über die außen durch – vergab aber dicke Chancen. Nach einer halben Stunde übernahm Legia mehr und mehr das Kommando, ohne auf das Tor zu drängen. Stettin merkte man die vergebenen Chancen an. Die gute Anfangsphase ohne Tor zu krönen, nistete sich im Hinterkopf der Protagonisten ein. Als das Stadion nach über einer Stunde gerade anfing Fingernägel zu kauen, drosch der eingewechselte Österreicher Alexander Gorgon aus gut 20 Metern einen mittelmäßigen Konter sehenswert in die Maschen. Pogoń springt mit diesem Tor auf Rang 2 der Tabelle. Am Ende ein runder Abend. (mm)