Como 1907 – US Cremonese – 1:1

Como 1907 – US Cremonese – 1:1

„UNWETTER, ÜBERSCHWEMMUNGEN, UNENTSCHIEDEN“

27.09.2025
Serie A
Stadio Giuseppe Sinigaglia
Zuschauer: 10.534

COMO – Zu Weihnachten schenkten meine Schwiegereltern meiner Frau und mir einen Wochenendtrip nach Italien. Rund sieben Monate später fanden wir ein passendes Wochenende und buchten Flüge für den Zeitraum vom 26. bis 28. September. Abflug war vom Flughafen Schwechheim nach Mailand und zurück. Als die italienische Fußballliga Anfang September das Spiel von Como auf Samstag um 15 Uhr terminierte, war die Vorfreude groß. Como fehlt mir nämlich noch in meinem digitalen Informer. Der Ticketkauf wirkte zunächst kompliziert, da man für den Vorverkauf angeblich eine Revolut-Karte besitzen muss. Ich wollte mich damit aber nicht weiter aufhalten und gab einfach meine Visa-Karte ein. Dreißig Sekunden später lagen vier Tickets im Posteingang. Also, keine Sorge beim Ticketkauf für Como. Revolut ist kein Muss, sondern nur Fassade.

Ein paar Tage vor unserer Abreise erreichte uns eine schlechte Nachricht. Die gesamte Region rund um Como wurde von einem schweren Unwetter getroffen, manche Dörfer waren kaum wiederzuerkennen. Auch der Comer See war betroffen. An manchen Stellen war das Wasser nicht mehr türkisblau, sondern braun gefärbt, übersät mit Ästen und Baumstämmen.Trotz dieser schwierigen Bedingungen wurde das Spiel im Stadion Giuseppe Sinigaglia nicht abgesagt. Am Samstagmorgen fuhren wir mit dem Zug der Linie Trenord für fünf Euro und zwanzig Cent von Mailand nach Como. Es regnete nicht, das Regenradar sagte nur leichten Nieselregen voraus. Die Stimmung war gut.

Etwa 45 Minuten später änderte sich das Wetter schlagartig. Wir fuhren mit der Bergbahn nach oben und plötzlich begann es in Strömen zu regnen. Drei Stunden lang kämpften wir uns durch enorme Wassermassen. Die Straßen standen unter Wasser, auf den Gehwegen konnte man beinahe schwimmen. Herzlichen Glückwunsch, das konnte ja heiter werden auf den unüberdachten Plätzen. Mit Regenschirm und Poncho kamen wir am Stadion an und versuchten, den riesigen Pfützen auszuweichen, um nicht noch nasser zu werden. Unsere Schuhe waren durchnässt, und das selbst ausgedruckte Ticket hatte auch schon bessere Zeiten gesehen.

Zwanzig Minuten vor dem Anpfiff gingen wir zu unseren Plätzen. Und dann geschah das Unerwartete: Der Regen hörte auf. Pünktlich zum Beginn des Spiels hatte Petrus ein Einsehen mit den Fans, und die Sonne blinzelte hinter dem Berg hervor. Auf den Rängen blieb es allerdings ziemlich ruhig. Die Curva Como war nicht im Stadion, denn viele Fans halfen stattdessen den Menschen in der Region beim Wiederaufbau. Das Leben der Nachbarn ist manchmal eben wichtiger als Fußball. Die Fans aus Cremona hatten bis Donnerstagmittag noch geglaubt, dass sie zum Spiel nach Como reisen dürfen. Doch plötzlich wurden alle Eintrittskarten für Menschen aus Cremona storniert. Nur noch Anhänger des Vereins aus Cremona, die nicht direkt aus der Stadt stammen, durften zum Spiel. Davon gibt es kaum welche. Deshalb standen am Ende etwa dreizehn Personen im Gästeblock. Zu dieser absurden Situation passt das Zitat eines Redaktionskollegen: „Italia“. Mehr muss man dazu nicht sagen.

Auf dem Rasen, der wohl die beste Entwässerung in ganz Italien besitzt, spielte die Mannschaft von Cesc Fàbregas in der ersten Halbzeit sehr dominant. Sie zeigten einen schönen Kurzpassfußball. Die Handschrift des Trainers, der einst unter Arsène Wenger und Pep Guardiola aktiv war, ist deutlich zu erkennen. Dieser Stil unterscheidet sich spürbar vom traditionellen italienischen Fußball. In der zweiten Halbzeit lief dann nichts mehr zusammen. Cremonese glich aus und war am Ende sogar in Überzahl. Insgesamt muss Como mit dem einen Punkt zufrieden sein, denn Cremonese hatte in der Schlussphase mehrere klare Chancen auf den Siegtreffer.

Trotzdem verließen die Zuschauerinnen und Zuschauer das Stadion bei Sonnenschein und waren zumindest einigermaßen zufrieden mit dem Spiel. Wer dieses traditionsreiche Stadion mit seinen alten Tribünen und Metallkonstruktionen in wunderschöner Lage am See noch besuchen möchte, sollte sich beeilen. An diesem Ort soll bald ein neues, modernes Stadion gebaut werden.

Ab Oktober des Jahres 2027 beginnen die Bauarbeiten, und im Jahr 2029 sollen dann während der Spiele sogar VIPs auf dem Dach im Pool liegen können. Die schöne neue Welt wird also bald auch in Como ankommen. (mb)

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