Brescia Calcio – Cesena FC – 1:1
“EIN UNTERSCHIED WIE TAG UND NACHT”
08.03.2025
Stadio Mario Rigamonti
Serie B
Zuschauer: 4.818
BRESCIA – Ich war gerade auf dem Weg nach Berlin, als mich die Nachricht vom Generalstreik in Italien erreichte. Obendrein erfuhr ich, dass die Fanszene von Cesena wegen behördlichen Maßnahmen nicht nach Brescia fahren durfte. Die Gefühlslage war entsprechend ziemlich im Keller. Wie kann es sein, dass die Gästeszene mit freundschaftlichen Kontakten zur Heimseite nicht fahren darf? Die Frage, ob mein Flug überhaupt stattfindet, ob verkehrstechnisch was in Italien geht oder ich jetzt umplanen muss bestimmten meine Gedanken. Zunächst aber plante ich kein neues Wochenendprogramm und stellte meinen Wecker zur planmäßigen Zeit.
Am nächsten Morgen gab es für den Flug grünes Licht und der Easyjet Airbus kam sogar 25 Minuten früher als geplant am Airport in Linate an. Eine Veränderung der Tour musste ich dennoch vornehmen. Eigentlich war mein Plan mit dem Zug nach Cremona zu fahren und deren Auftritt gegen Catanzaro zu begutachten. Von dort sollte es wiederum per Bahn nach Brescia gehen.
Da aber das Hotel schon gebucht war und Trenitalia aufgrund des Streiks versagte, buchte ich mir ein Busticket nach Brescia. Dort angekommen schmiss ich die Umkreissuche von „tuttocampo“ an und fand immerhin die Ansetzung der U19 von Brescia auf dem Centro Sportivo San Filippo 1. Der Ground überzeugte mich, denn in der Tribüne war ein Restaurant integriert. Dort testete ich zunächst den Cappuccino, aber leider wurde noch keine Pizza verkauft. Fündig wurde ich aber später in der Nähe vom Stadio Mario Rigamonti. Für 7 Euro eine Pizza Salami: lecker und fair!
Auf dem Weg zum Ground sah ich schon vom Weiten die Flutlichter, die vor dem Bergpanorama leuchteten. Für mich immer einer der schönsten Momente beim Hoppen! Am Stadion angekommen, sah ich tolle Graffiti der Curva Nord. Etwas weiter befand sich der Verkaufsstand der Fanszene, wo gegenüber gerade ein Spruchband aufgehängt wurde. Voller Respekt näherte ich mich und schließlich sprach mich einer der Ultras an. Mit enormer Gastfreundlichkeit und Offenheit erklärte er mir, dass die Curva Nord heute aus Solidarität mit den Freunden aus der Emilia-Romagna nicht ins Stadion gehen würde. Die Behörden hatten die Partie als Risikobegegnung eingestuft und den Ticketkauf für Einwohner aus Cesena untersagt. Eine Entscheidung, die in ganz Italien für Kopfschütteln sorgte.
Vor etwa einem halben Jahr habe ich das Hinspiel bei Cesena gesehen.
Damals ein richtig guter Auftritt von beiden Seiten mit melodischen Liedern und ansehnlichem Kurvenbild. Heute dann entsprechend ein Unterschied wie Tag und Nacht. Nahezu 90 Minuten Stille. Hin und wieder hörte man Böller vor dem Stadion. Absolute Tristesse. Im Gästeblock befanden sich etwa 200 Fans, die aus anderen Regionen als Cesena zum Spiel kamen. Das Hinspiel hätte ich noch Stunden weiter schauen können, aber diesmal war ich beim Abpfiff in der 94. Minute einfach nur froh endlich ins Hotel gehen zu können. Der Fußball lebt durch seine Fans! (fj)











