RHEINE – Nachdem ich am letzten Tag im Mai relativ spät aus Niedersachsen zurückgekehrt war, entschied ich mich am ersten Tag im Juni für eine risikoreichere Bahnverbindung: eine Stunde später als ursprünglich geplant. Die Bummelbahn lieferte allerdings einwandfrei und so war ich etwa 40 Minuten vor Anpfiff am Bahnhof Rheine und musste nicht auf den geplanten U19 Kick verzichten. Das war auch gut so, denn der Fußballplatz am Ohner Damm überzeugte mit bewachsenen Stufen.
Beim Blick auf das Handy entdeckte ich dann, dass mein Akku nur noch 7% Ladung hatte. Also Ladekabel raus holen und “charge”. Doch leider war keine Spur vom Ladekabel. Somit wurden mehrere Zuschauer, Betreuer und Spieler angesprochen. Doch niemand hatte zufällig eines dabei. Glücklicherweise befand sich aber eine Gaststätte direkt am Ground, wo mir dann geholfen wurde. Also Handy mit dem Kabel an die Powerbank anschließen, die obligatorische Foto Runde drehen, das Handy einfach laden lassen und schauen, wie die U19 von Rheine ihren Gast mit 4:2 besiegt.
Nach dem Spiel wurde dann das Ladekabel zurückgegeben und es ging 45 Minuten zu Fuß zur Obi Arena. Schnell noch eine Mantaplatte essen und wenig später befand ich mich schon im Ground. Und auch die Gästefans aus Lippstadt betraten das Stadion. Natürlich über den Gästeeingang. Offenbar war die Fanszene aus Lippstadt aber wenig begeistert von ihren Plätzen gewesen und spazierte einmal über das Spielfeld hinüber zur überdachten Tribüne hinter dem Tor.
Und was dort passierte, war die absolute Leidenschaft. Trotz sportlichen Defiziten der eigenen Mannschaft auf dem Rasen unterstützen die Fans ihr Team bedingungslos, laut und mit richtig gutem Liedgut. Zwischendurch wurden vereinzelte Fackeln angerissen und Rauch gezündet. Ein sehr gelungener Auftritt. Die 0:3 Niederlage ihrer Mannschaft schien den mitgereisten Fans fast genauso wenig zu interessieren wie mir selbst. Höchst zufrieden trat ich also die Heimreise nach Schwechheim an. (fj)
ÓLAFSFJÖRÐUR – Ein Bericht aus Island kommt nicht alle Tage. Einige Leser werden sich sicherlich fragen, wie sowas nur zustande kommt. Das letzte Wochenende im Mai wurde durch den Feiertag im deutschen Raum zusätzlich attraktiv gestaltet. Die Flugverbindungen ließen viel Spielraum für eine Tour. Das Land beziehungsweise die Insel bot sich mit einer Verbindung der Airline “Fly Play” an. Vom Flughafen Berlin-Brandenburg kann man direkt in die Hauptstadt Reykjavik fliegen. Eingerechnet mit dem “Feiertagszuschlag” meiner Meinung nach dauerhaft für einen fairen Kurs. So hieß es also fast 4 Tage Aufenthalt auf Island, 6 Spiele und viel Verpflegung aus dem Rucksack.
Da der Mietwagen nicht gerade billig war, reiste die dreiköpfige Gruppe ein paar Kilometer auf dieser wunderschönen Insel ab. Von Reykjavik sollte es in den hohen Norden gehen. Die Stadt Akureyri bot sich als Ziel an. Nachdem am Freitag bereits ein Spiel vom ortsansässigen Verein begutachtet wurde, ging es am Samstag weiter auf Tour. Wir starteten morgens mit einem phänomenalen Wasserfall, der Weg führte fast 40 Kilometer über eine astreine Schotterpiste. Der ausgeliehene Kia Picanto lieferte immense Arbeit ab. Der Ausblick ist unbezahlbar, frei von Touristen und anderen umherlaufenden Menschen. An dieser Stelle empfehle ich den Blick auf das Postkartenmotiv der Woche. Im besten Fall besucht ihr diesen schönen Fleck Erde einfach selbst: Aldeyjarfoss.
Nach dem üblichen Kulturprogramm wurde es für die Reisegruppe Zeit, den richtigen Weg einzuschlagen. Zurück vom Wasserfall über Akureyri, wo sich aktuell der einzige Tunnel auf Island befindet, der mautpflichtig ist. Spartipp: 10 Minuten Umweg, um sich diese Kosten zu sparen. Google Maps hilft euch dabei sehr vorbildlich. Grandiose Arbeit der ganzen Auto Besatzung. Neben den Kosten des Mietwagens liegt der aktuelle Benzinpreis auf Island bei umgerechnet 2,10€/Liter. Da kann man sich die Kosten für den Tunnel durchaus mal sparen.
In der Stadt des aktuellen Drittligisten war heute der Tag der Matrosen. In der kleinen Innenstadt wurde das Matrosen-Fest gefeiert. Die ersten Sympathiepunkte waren gesichert, die Kleinstadt überzeugte voll und ganz. Nach einem köstlichen Hot Dog und Kaffee rückte der Anstoß immer näher. Das Auto geparkt und nur noch schnell die Toilette des angrenzenden Campingplatzes aufgesucht. Auf dem Weg dorthin eine riesige Überraschung, die ich mir vorher nicht hätte ausmalen können. Erspähte ich wirklich auf dem Weg zur Toilette eine Infotafel mit Bild von der Choreo im Derby 2009 vom HSV gegen Werder? Die Notdurft war vergessen. Was war der Grund?
Im Jahr 1997 spielte tatsächlich der Herzensverein hier in Ólafsfjörður. Im UEFA Intertoto Cup durfte die Mannschaft damals nach Island reisen. Man kann einfach nicht alles wissen, diese Wissenslücke katapultierte mich wahrscheinlich zum glücklichsten Menschen auf Island. Ein weiterer bespielter Ground der Rothosen, der besucht wurde und dazu noch mega unerwartet. Die Infotafeln wurden weiter bestaunt und mit dieser guten Nachricht ging es zurück zur Reisegruppe.
Heutzutage ist es fast undenkbar, dass so ein Spiel gegen einen großen Verein auf dem heimischen Sportplatz ausgetragen wird. Zudem ist der Hamburger SV natürlich trotz Aufstieg weit entfernt vom europäischen Geschäft. Auf dem Fußballfeld wurde heute das erste Mal im laufenden Jahr gespielt. Bei den Spielen zuvor wich der Verein nach Dalvik aus. Dieser Platz besteht zwar aus Kunstrasen, aber bei diesen Wetterverhältnissen auf Island definitiv nachvollziehbar. Der grüne Rasen mit braunen Stellen zeigte viele Schwachstellen, das Spiel wurde Gott sei Dank trotzdem gespielt.
Die Auswärtsmannschaft reiste nur mit 11 Spielern an, in der zweiten Halbzeit wechselte sich der Trainer selbst ein. Das Spielniveau war insgesamt viel besser als erwartet, natürlich kann man es nicht vergleichen mit einem Oberliga-Spiel in heimischen Gefilden. Es hat mir und den Reisepartnern definitiv eine Menge Spaß gebracht. Die Blicke während des Kicks, umrundeten das Spielfeld oft zu der schönen Aussicht auf die Berge oder auf den See. Einfach herrlich, so muss Amateurfußball sein!
Nach dem Abpfiff fuhren wir noch die restlichen knapp 5 Stunden zurück in den Vorort von Reykjavik. Revisit in derselben Unterkunft wie zwei Tage zuvor. Durch die malerische Landschaft an der Küste fiel das Autofahren sehr leicht. Den Podcast mit der Teilnahme von Rudi Cerne empfehle ich jedem gerne erneut. Der zweite Tag nacheinander mit mindestens neun Stunden Autofahrt. Einfach geil und Urlaub! Der nächste persönliche Rekord wurde geknackt. In der gesamten Mietdauer von knapp 4 Tagen wurden 1.795 Kilometer zurückgelegt. Neuer Mietwagen Rekord für mich. Eins bleibt zu sagen, Island, ich komme irgendwann wieder! (tp)
28.05.25 Conference League, Finale Tarczyński Arena Zuschauer: 39.754
BRESLAU – Der Mai ist im Vereinsfußball der Monat der Wahrheit. Entscheidungen über Aufstieg, Abstieg, Meisterschaften und Pokalsiege von der Kreisklasse bis zur Champions League. Nach dem Pokalfinale in Berlin und der Relegation in Braunschweig bildete für mich das Endspiel in der Conference League den Abschluss.
In der UEFA-Lotterie hatte ich Glück und ergatterte ein Ticket. Schnell den Flixbus von Schwechheim nach Breslau und eine günstige Übernachtung gebucht. Es lief schon fast wieder zu gut…
Ein paar Tage später fiel der Unterkunft jedoch auf, dass ja Finale ist und stornierte die Buchung. Angeblicher Preisfehler und für 200 Euro Aufpreis könnte ich die Butze behalten. Absolute Frechheit und keine Option. Ich zog meine Rückfahrt ein paar Stunden vor und buchte das Hotel Flixbus.
Um wenigstens in der Nacht zuvor ein bisschen Schlaf zu bekommen, buchte ich für die Hinfahrt statt den Bus einen späten Zug. So verpasste ich auch, wie sich die Fans von Chelsea und Betis in der Innenstadt ein gutes Spiel wünschten.
Sei es drum. Wichtig war erst einmal, rechtzeitig in Schlesien anzukommen. Was auch gelang. Schnell noch was gegessen und mit ein paar Dosen Lech bewaffnet nahm ich die Bahn zum Stadion. Schon skurril, dass in dieser Hütte ab Sommer ein Zweitligist kickt.
Ich gebe zu, dass ich nicht der größte England-Fan bin. Bereits der Auflauf vorm Einlass zeigte, wer hier in der Überzahl war. Wegen der Action in der Innenstadt war natürlich in der Schwebe, ob bei Betis alle rein dürfen. Aber die Zaunfahnen von Gol Sur hingen, Schwenker waren drin und kurze Zeit später wurde auch die Blockfahne hereingetragen. Top!
Wie erwartet übernahmen die Andalusier akustisch das Kommando und sangen sich ein. Das „BETIS“ vor Anpfiff kam schon brachial rüber. Dazu gab es eine Blockfahne mit einem König, der neben dem Schwert das Vereinswappen als Insignien trug.
Auf der Gegenseite hatte der Verein Fähnchen verteilt (auch bei den Spaniern, so fair muss man sein) und es wurde eine kleine Blockfahne plus Spruchband gezeigt (mutmaßlich auch von Verein gesponsert).
Auch auf dem Platz ergriffen die Verdiblancos von Beginn an die Initiative und legten eine flotte Sohle aufs Parkett. Gleich mit der ersten Chance traf Ezzalzouli nach Vorarbeit von Isco zum 1:0. Kollektives Ausrasten bei den Béticos, die anschließend nochmal an der Lautstärke drehten. Die Blues dagegen verhalten und in vielen Aktionen ungenau.
Bis zur Pause machten die Spanier ein wirklich gutes Spiel. Komischerweise wechselte Pellegrini den Torschützen und Aktivposten kurz nach dem Seitenwechsel aus und danach ging offensiv fast nichts mehr.
Dafür erhöhte Chelsea das Tempo. In der 65. Minute flankte Palmer unbedrängt ins Zentrum, wo Fernandez sich nicht zweimal bitten ließ. Nur fünf Minuten später bereitete Palmer das 1:2 vor. Nach dem Motto „You only sing when you’re winning“ machten sich die Chelsea-Fans endlich mal lautstark bemerkbar.
Spätestens mit dem 1:3 durch den Ex-Dortmunder Sancho hatte es sich für Betis ausgetanzt. Schade. Chelsea krallte sich damit als erster Verein alle drei großen europäischen Titel. Ich zog mir noch die Siegerehrung rein und begab mich zur Bahnhofskneipe, wo ich bei gezapftem Żywiec die Zeit bis zur Abfahrt totschlug. (hr)
HAUGESUND — Am Sonntag ging es über die Landstraße und per Fähre nach Haugesund. Unser ständiger Begleiter war der Regen. Um 13 Uhr schauten wir beim ehemaligen Erstligisten Vard Haugesund vorbei und guckten uns das 4:4 im strömenden Regen an. Da es nicht aufhörte zu schütten, fiel das geplante Sightseeing Programm ins Wasser. Rechtzeitig ging es daher zur Sparebank Arena und siehe da, es hörte auf zu regnen, als wir das Stadion betraten. Ein Gruß von oben?
Während wir den Anpfiff herbei sehnten, füllte sich der Gästebereich immer weiter. Gegenüber im Fanblock von Haugesund passierte lange nichts. Zum Anpfiff überraschten uns die Heimfans tatsächlich mit ein paar bengalischen Lichter. Die Gäste hingegen präsentierten uns eine Choreographie aus Fahnen, Banner und ein nettes Lichtlein. Über den gesamten Verlauf waren die Gäste optisch und soundtechnisch überlegen. Das war schon ein starker Auftritt, wenn man bedenkt, dass das Derby am Sonntag um 19.15 Uhr angepfiffen wurde und sie noch drei Stunden nach Hause fahren müssen.
Auch auf dem Platz spielte fast nur der Gast. Haugesund, seinerseits Tabellenletzter, zeigte uns, warum sie in der Tabelle ganz unten stehen. Über 90 Minuten spielte das Team ohne wirklichen Plan nach vorne. 1-2 Chancen konnten sie generieren, aber das reichte gegen clevere Spieler vom SK Brann nicht aus. Die konnten nach 60 Minuten den verdienten Führungstreffer erzielen. Kurz vor Schluss machten sie dann nach einem Konter den Deckel drauf. Ein verdienter Derbysieg!
Gefeiert wurde der Sieg auf einer kleinen Tribüne hinterm Tor. Dahinter befindet sich ein Wohnhaus, wo die Balkone gut gefüllt waren. Einen besseren Platz kann man fürs Heimspiel nicht haben. Die Heimfans stehen gegenüber, nur leider war die Tribüne bei dem Derby nur halbvoll. Der Rest verteilt sich auf den beiden Längsseiten. Warum der Verein auf seiner Website von „Es sind schon viele Tickets verkauft” berichtet hat, ist mir schleierhaft. Denn hier war für ein Derby definitiv ein bisschen zu viel Platz.
Trotzdem können wir nicht meckern, wir haben ein schönes Derby mit einem gut aufgelegten Gästemob gesehen, hatten während des Spiels Glück mit dem Wetter und parkten ganz in der Nähe vom Ground. Nach dem Spiel wollte ich mir gerne noch was Warmes zu Essen holen, aber um 21.30 Uhr kriegt man am Sonntag im “Kaff” Haugesund nicht mal mehr an der Tanke eine Pølser. Gut, das wir vom Vortag noch ein paar Köstlichkeiten aus der Too Good to Go Tüte hatten. (mb & jb)
Guten Morgen zur Bilderbuchbude der Woche (51) Das schöne Hermann- Löns- Stadion in Paderborn, benannt nach der benachbarten Straße, war einst die Heimat des SC Paderborn. 2004 verpfiff hier Hoyzer den Hamburger SV im DFB Pokal. Heute wird der 12.000 Plätzr fassende Ground für Footballspiele genutzt und eben vom SC Aleviten Paderborn in der Fußball-Kreisliga. Das Highlight des Stadions ist sicherlich die überdachte Tribüne.
29.05.2025 Hermann- Löns- Stadion SC Aleviten Paderborn – BV Bad Lippspringe IV – 3:1
24.05.2025 Eliteserien Bryne stadion Zuschauer: 2.329
BRYNE — Im Jahre 2021 war ich ca. 10 Stunden in Oslo und habe da den Länderpunkt Norwegen gemacht. Die Statistik fand ich ein bisschen erbärmlich, daher musste es dringend nochmal nach Norwegen gehen, um Norge in seiner vollen Pracht zu erleben. Somit ging es am Freitag mit der Fähre von Hirtshals, Dänemark, nach Kristiansand. Von dort fuhren wir rund drei Stunden nach Stavanger und genossen dort am Abend eine preiswerte Mahlzeit. Am Vormittag bestiegen wir in Sneakers und Alltagskleidung den Dalsnuten und genossen den Blick von oben. Wanderkleidung ist für Amateure! Danach fotografierten wir in Stavanger noch ein paar Spots und fuhren Richtung Bryne.
Für faire 21 Euro kauften wir uns im Vorfeld ein Ticket für das Spiel des Tages. Wir stellten unser Auto kostenfrei in Stadionnähe ab und enterten die Baustelle “Bryne stadion”. Auf den relativ engen Sitzplätzen nahmen wir Platz und blickten rechts auf eine kleine heimische Fanszene, die mit ein paar Fahnen ihre Spieler begrüßte. Gegenüber zündete der Gast aus Fredrikstad ein paar Bengalos, die gegen den Wind ankämpften mussten. Während die Lads aus dem Süden ihre Lichter auf den Boden legten, klingelte es auch schon im Netz. Nach 22 Sekunden ging der Aufsteiger in Führung. Kurze Zeit später konnten die Nachfahren von Erling Haaland auch das 2:0 erzielen. Die Gäste schlugen aber noch in der ersten Hälfte per Doppelpack zu. In der Halbzeit gingen wir in den Fanshop und dort sahen wir ein Langarmshirt für 150 norwegische Kronen. Das macht etwas mehr als 13 Euro. Dies kam direkt in die Tasche und mit einer Cola im Gepäck für knapp drei Euro ging es zurück auf die Plätze. Wir hätten uns auch noch sämtliche Haaland Artikel kaufen können, denn der Sohn dieser Stadt ist der ganze Stolz. Erling ist hier geboren, traf für die erste Mannschaft aber nicht einmal. Man muss aber auch erwähnen, dass er damals 15 Jahre alt war. Nach rund 70 Minuten gab es dann auf der Heimseite Grund zur Freude. Durch einen Doppelpack entschieden sie das Spiel. Fredrikstad konnte zwar noch den Anschlusstreffer machen, aber am Ende blieben die Punkte auf der Baustelle.
Die Haupttribüne erinnert einen auch stark an sämtliche Stands aus Schottland oder aus der englischen League Two. Gegenüber nehmen die Gäste und weitere einheimische auf ein paar Stufen Platz. Mehr gibt es hier noch nicht zu sehen. Abwarten, was hier noch passiert. (mb)
24.05.2025 Landespokal Schleswig-Holstein, Finale Stadion an der Lohmühle Zuschauer: 5.893
LÜBECK – Mein erster Besuch an der Lohmühle ist fast 16 Jahre her. Damals kegelte der VfB den FSV Mainz 05 aus der ersten Runde des DFB-Pokals. Für meinen zehnten Abstecher in die Marzipanstadt entschied ich mich spontan, weil der Samstag noch vollkommen offen war und ich Lust auf etwas Entspanntes in der Nähe von Schwechheim hatte.
Somit machte ich mich mit der Bummelbahn auf den Weg in die schöne Hansestadt an der Trave. Die knapp 1000 Gästefans waren dagegen mit zahlreichen Bussen aus Kaltenkirchen angereist. Für sie stand das Spiel des Jahres an und das merkte man auch im Stadion. Zum Intro gab es eine kleine Choreo mit weißen und roten Fahnen.
Natürlich hatte auch die Pappelkurve etwas vorbereitet: “GEWEINT UND GELACHT, HAST UNS ZUM TRÄUMEN GEBRACHT” war als Spruch am Zaun zu lesen. Dazu wurden grüne Pappen hochgehalten. Außerdem wurde ein VfB-Fan mit seinen größten Träumen in Form von zwei Gedankenblasen abgebildet. Offensichtlich träumte er vom Endspiel im DFB-Pokal und der Teilnahme am Europapokal.
Doch um diese Träume zu realisieren musste man den Landespokal gegen den Underdog vom Kaltenkirchener TS gewinnen. Gesagt-getan! Lübeck war über weite Strecken die aktivere Mannschaft und führte bereits zur Halbzeit mit 2:0. Spannung kehrte zwar in der 75. Minute zurück, als Rerop den Anschlusstreffer erzielen konnte. Am Ende brachten die Gastgeber das Ergebnis von 2:1 aber über die Zeit und konnten zum 18. Mal den Pott erobern. Herzlichen Glückwunsch also an den VfB. Damit kann nun in der ersten DFB-Pokalrunde der nächste Schritt gemacht werden, um die Fanträume zu realisieren. (fj)
Guten Morgen zur Jubiläumsausgabe der BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (50) Das schöne Rosenaustadion ist die Heimat der FCA-Amateure und von Schwaben Augsburg. Lange stand die Perle auf unserer Liste und endlich konnte der ehemalige Ground der ersten Mannschaft des FC Augsburg gekreuzt werden. Glücklicherweise steht das Stadion seit 2014 unter Denkmalschutz, so dass uns dieser nostalgische Ground weiter erhalten bleibt.
17.05.2025 Rosenaustadion TSV Schwaben Augsburg – FC Bayern München II – 1:1
03.05.2025 III. Liga Západ Slowakei Stadion Sereď Zuschauer: 425
SEREĎ – Drittliga-Derby im Hinterland von Bratislava. Im verschlafenen Sereď, etwa eine Stunde von der Hauptstadt entfernt, war richtig was los. In der dritten Liga West empfing die Heimelf aus der 15.000-Einwohner-Stadt die Truppe aus dem Nachbarort Galanta.
Aufstiegshoffnung traf auf Abstiegsangst, in dem kleinen Stadion von Sereď, das durch eine verrostete Tribüne auffällt und in dem die alte Anzeigetafel irgendwie verrät, welchem Blockstaat das Land jahrelang die Treue hielt. Die Preisinfo am Essensstand verrät unweigerlich die neue Zugehörigkeit: 5€ für Cigánska im Brötchen. Nach dem Kauf ist man nicht nur um ein Scheinchen ärmer, es bahnt sich auch beißender Knoblauchgeruch den Weg durch die Hautporen. Gesalzene Preise in der West-Slowakei. Früher war das besser, die Preispolitik ist aber auch alles, was sich in diesem Landstrich groß weiterentwickelt hat. Zumindest beim Fußball ist die Zeit stehen geblieben.
Die meisten Zuschauer entschieden sich bei dem moderaten Frühlingswetter für Badelatschen als Schuhwerk, sollten diese Wahl aber noch bereuen. Während es im ersten Abschnitt bei sommerlichen Temperaturen auf dem Rasen dahinplätscherte, rollte in der zweiten Halbzeit ein Unwetter auf den kleinen Ort zu. Die Gäste aus Galanta zeigten sich dabei wenig sturmfest, denn Sereď fegte wie ein Orkan über den Platz und fertigte den Konkurrenten von nebenan nach einer 1:0-Pausenführung noch mit 5:0 ab.
Bei Blitz und Donner ließ keiner der Beteiligten auch nur die kleinste Spekulation zu, auf dem Rasen fehl am Platze zu sein. Der 1-Mann-Trommler auf Seiten der Heimelf klöppelte sich in Höchstform, während seine beiden „Ultra“-Zaunfahnen Wind und Wetter trotzten. Bei den restlichen Zuschauern beherrschte – wie üblich in diesen Breitengraden – die Sonnenblumenknabberei den Spielrhythmus.
Nur der einzige Gästefan verließ bedröppelt und frühzeitig die Tribüne und schlich im Regen davon. Immerhin hatte er sich für wasserfeste Schuhe entschieden. (mm)
17.05.2025 Regionalliga West Sportstadion Langau Zuschauer: 792
KITZBÜHEL – Die Reise begann für mich am Wochenende schon am Freitag. Rechtzeitig wurden auf der Arbeit die Segel gestrichen und bei der Mitfahrgelegenheit die Beifahrertür geöffnet. Das Ziel war Thüringen, genauer gesagt Arnstadt. Am schönsten Tag der Woche durfte man die “Manfred von Brauchitsch Kampfbahn” besuchen. Vielen Dank dafür und wir hoffen alle, dass das Wetter beim nächsten Lost-Ground besser mitspielt. Der perfekte Start in das Wochenende. Die durchnässten Klamotten wurden in der Regionalbahn auf dem Weg von Arnstadt nach Göttingen getrocknet. Geheult wird zuhause. Die zwei Stunden Aufenthalt nutzte ich, um durch die verwinkelte Altstadt von Göttingen zu irren. Coole Stadt, langt dann aber auch sonst verliere ich noch meinen Ruf als Kultur-Banause. Der Grund war mein ursprünglich gebuchter ICE nach München, in diesen ich später einstieg als geplant. Als der Zug einrollte, begrüßte ich in Wagen 9 einen weiteren SL-Schreiber, die Begrüßung fiel kühl aus: Moin, gute Nacht. So läuft es eben im fahrenden Hotel.
Angekommen in München, lief ich zum Hotel, in dem mein neuer Mitfahrer für den Tag eingebucht war. Ich wurde von ihm im Doppelzimmer der vergangenen Nacht eingetragen, Ziel war es, das Frühstück zu konsumieren. Selbstbewusst nannte ich wie vereinbart die Zimmernummer und wurde vom Personal am Frühstückstisch platziert. Später kam heraus, dass ich im falschen Hotel frühstückte. Hilton statt Hampton, ups! Ist ja auch alles irgendwie eine Kette, wunderbar, dass es trotzdem funktioniert hat. Die Verwirrung und das Gelächter waren groß, als ich meinen Mitfahrer vor dem richtigen Hotel wieder traf.
Eine spontane Reisebegleitung mehr an Bord, eine Person, die mit Hoppen bisher nicht viele Erfahrungen gesammelt hat. Die Frau sorgte aber für viel Unterhaltung und hinterher ein paar Schweißperlen mehr auf der Stirn. Von München bis Kitzbühel sind es ungefähr 90 Minuten Autofahrt. Dass wir in dieser Zeit vier (!) Pausen machen mussten aufgrund von ,,Reisekrankheit“ und ,,Würfelhusten” hatten wir nicht geplant. Der Begriff Würfelhusten war mir neu, scheint in der südlichen Republik aber durchaus öfter ein Thema zu sein. Wieder was gelernt. Somit wanderte die Uhr zwar weiter, aber das Sportstadion wurde zehn Minuten vor Anpfiff erfolgreich erreicht.
Die Gäste aus Salzburg bekamen am heutigen Tag die Haupttribüne als Gästeblock zugeordnet. Mit einem schönen Kurvenbild freute ich mich auf mein persönliches ,,Debüt” mit diesem Verein. Es gibt eben Clubs auf dieser Welt, die man irgendwann mal sehen möchte. Es liegt aber wohl eher an deren Fanszene statt am Verein selbst, zumindest in diesem Fall. Sportlich läuft es für den Salzburger Verein in diesem Jahr auch gut, mit sechs Punkten Vorsprung bei noch verbleibenden vier Spielen. In diesem Jahr bekam der Verein auch die nötige Zulassung für die zweite Liga in Österreich. Wir drücken die Daumen, dieser Traditionsverein darf gerne aufsteigen! Den Fans sei es gegönnt. Nach der Insolvenz im Jahr 2015 und einem Zwangsabstieg des Vereins wird es Zeit, dass wieder der richtige Verein aus Salzburg Erfolge feiert. Das Spiel in Kitzbühel wird wohl definitiv als Dämpfer im Aufstiegskampf betitelt, die Gäste kamen nicht so richtig in das Spiel. Die Stimmung aus dem Gästeblock war wie erwartet, schöne Melodien, die das Knie zum Wippen brachten. Da der direkte Konkurrent aus Imst ebenso nur Unentschieden spielte, änderte sich nichts an der Tabellensituation. Viele Augen auch aus Deutschland schauen in den nächsten Wochen nach Salzburg. Die Daumen sind gedrückt. (tp)
PLAU AM SEE – Wir melden uns vom Abgrund. Alle Jahre wieder geht es raus auf’s Land nach Mecklenburg. Und besonderen Respekt dort verdienen die Vereine, die in den geschröpften, kleinen Gemeinden in der Provinz das Fähnchen hochhalten. Der Altersschnitt in den Teams kratzt oftmals an der 40er-Grenze, weil es den Nachwuchs noch immer in die großen Städte zieht. Die Schattenseite des Fußballs. Das Gegenteil dessen, von dem wir hier oftmals berichten. Das Ende der Fahnenstange im organisierten Fußball – und vielleicht auch deswegen interessant.
Die Reise ging an diesem Sonntag nach Plau am See. Eine Kleinstadt mit viel Wasser, die sich auch „Tor zur Müritz“ nennt. Den 6000-Einwohner-Ort hat es nach der Wende eigentlich gut erwischt. Die schöne Altstadt und viele Bademöglichkeiten ziehen Touristen an. Die Einwohnerzahl ist fast dieselbe wie am 3. Oktober 1990. Trotzdem hält sich der örtliche Fußballverein gerade so, naja, über Wasser. Im Juniorenbereich ist der PFC solide aufgestellt, doch die einzige Seniorenmannschaft dümpelt in der letzten Liga dahin. Vor diesem Spiel stand man tabellarisch sogar als schlechtester Verein im ganzen Kreis da. Nur die Reserveteams aus Goldberg und Crivitz haben noch weniger Punkte. Der dünne Kader verspricht nichts Gutes, bei Auswärtsspielen sitzt manchmal nur ein einziger Spieler auf der Bank. Seit neuestem ergänzt eine 24-jährige Frau den ausgedünnten Kader.
Vor Ort wird kein Eintritt verlangt und auch die Küche bleibt kalt. Immerhin gibt es im gemütlichen Vereinsheim Getränke. Ganze 31 Personen sind gekommen um sich den Kick gegen den SV Möllenbeck zu geben. Hier geht es höchstens noch darum nicht den letzten Platz in der letzten Liga zu belegen. Von den 31 Zuschauern wird auch noch 1 Person nach Hause geschickt, weil sie ständig an der Seitenauslinie herumhampelt und Einfluss auf das Geschehen nehmen will. Das Spiel fängt zunächst so an, wie es sich anhört: Schrecklich. Unzureichende Trainingsleistung trifft auf überschaubares Talent. Irgendwann hört man auf die Fehlpässe zu zählen. Trotzdem kann hier grundsätzlich jeder mit der Kugel umgehen. Die Gründe für den Untergang liegen woanders. Plau hat ein paar lichte Momente und kann drei Eins-zu-eins-Situationen vor dem starken gegnerischen Keeper nicht für die Führung nutzen. Im Gegenteil: Kurz vor der Pause fällt das 0:1, weil der Heimkeeper eine Ecke ins eigene Tor faustet. Tragisch.
So übel hätte es weitergehen können. Aber im Fußball geht’s ums Gewinnen und Verlieren. Das ist in jeder Spielklasse dasselbe Motto und es bringt Würze in jeden noch so beliebigen Bimmelkick. Nachdem Möllenbeck überraschend zum 0:2 trifft, wird auf Seiten von Plau Cassandra eingewechselt, die junge Frau aus dem erweiterten Kader. Mit ihrer mehr als schmächtigen Figur bringt sie Souplesse ins Spiel und liefert ein anmutiges Bild ab, zwischen all den Mecklenburger Stiernacken. Aber – Fußball kann so grausam sein: Kurz nach ihrer Einwechslung wird es wild, Plau kassiert zwei Rote Karten. Davon eine für den Keeper, der dem strengen Schiri nach dem ersten Platzverweis höhnisch applaudiert. „Cassy“ muss wieder raus, es wird ein weiterer Stier gebraucht. Tatsächlich schießt Möllenbeck in der letzten halben Stunde nur noch einmal auf den Kasten und Plau berennt das gegnerische Tor mit 8 Mann. Nachdem man einen Elfmeter rausholt, drängen die Gastgeber in der Schlussphase auf den Ausgleich und vergessen ist all das Gelaber vom schlechtesten Verein der Welt.
Wenn der Torwart in der letzten Minute beim Eckball mit nach vorne läuft und das Publikum vor Spannung verstummt, spielt es doch eigentlich keine Rolle, in welchem Rahmen das Spiel stattfindet und welche Geschlechter sich auf dem Rasen gegenüberstehen. Am Ende gibt es 22 mehr oder weniger zufriedene Gesichter und darunter vielleicht 11 Gewinner und 11 Verlierer. Dann ist das Ziel erreicht. (mm)
17.05.2025 NOFV-Oberliga Nord Preussenstadion Malteserstraße Zuschauer: 100
BERLIN — Am Samstag ging es für mich ohne Probleme und auf die Minute pünktlich mit der Deutschen Bahn in die Hauptstadt. Dort besuchte ich um 10 Uhr ein Spiel und vorab und begab mich danach mit dem Bus Richtung Berlin-Lankwitz. Dort steht das heutige Objekt der Begierde. Für 10 Euro bekam ich eine Eintrittskarte und die Sonne begrüßte mich und die anderen Zuschauer zu diesem Spiel in meiner persönlichen Lieblingsoberliga. Denn hier gibt’s oft gute Amateurstadien, immer etwas Leckeres zu Essen und meistens auch Bier. Mit dem kühlen blonden setzte ich mich auf die Bank und wenig später ging es dann auch schon los.
Der BFC will unbedingt in die Regionalliga aufsteigen und benötigte dafür nicht nur einen Sieg, sondern auch viele Tore, um Eintracht Mahlsdorf zu überholen. Und genau dies war auch die Marschroute der Spieler. Ich will Dynamo nichts absprechen, aber die 11 Männer auf dem Platz hatten heute kein Oberliganiveau. Preussen zerstörte die Schweriner nach Strich und Faden. Gefühlt lief die Torhymne „Preußen“ von den Donots im Minutentakt und die Berliner motivierten sich bei jedem Tor immer weiter. Am Ende musste der Schweriner Torhüter das Leder zehn Mal aus dem Netz holen. Eine absolute Demontage. Ein Fan von Dynamo fasste das dargebotene gut zusammen: „Wir bringen Preussen heute in die Regionalliga.“
Ob der BFC im heimischen Stadion in der Regionalliga Nordost spielen kann, wage ich zu bezweifeln. Infrastrukturell fehlt hier schon ein bisschen. Ein Flutlicht, ein eingezäunter Gästeblock und Sitzschalen findet man hier nicht. Dafür ist das Stadion eine schöne Amateurperle mit verwachsenen Stufen auf drei Seiten, alten Relikten und einer Anzeigetafel aus vergangenen Zeiten. Alles das, was der Groundhopper sehen will. Sollte es am Ende mit dem Aufstieg funktionieren, drücke ich die Daumen, dass der Verein und die Stadt dieses schöne Stadion Regionalligatauglich machen. Die Stadioninfrastrukturellen Probleme in Berlin sind mittlerweile über die Stadtgrenzen bekannt. Dazu möchte der Fußballmanager Zocker von Delay Sports, welche zwei Saisons im Preussenstadion spielten, noch mitten in der Stadt für 20 Millionen Euro ein „Sportzentrum“ bauen lassen. Sollte dieses Projekt tatsächlich realisiert werden und Teams wie Altglienicke, BFC Dynamo und Hertha Zehlendorf stehen weiterhin ohne vollendeten Bauauftrag da, dann wäre das die offizielle Bankrotterklärung für den Berliner Fußball. (mb)
FC Sellier & Bellot Vlašim – FC Zbrojovka Brno – 1:2
„PAVEL KUKA AND ME“
02.05.2025
2. Česka Fotbalová Ligá Stadion Kollárova Ulice Zuschauer: 490
VLAŠIM – In einem Rutsch fuhr man am Freitag-Nachmittag in weniger als 5,5h von Schwechheim nach Vlašim durch, was südlich von Prag liegt. Nach über 1 Jahr Tschechien-Abstinenz war die Sehnsucht nach dem gelobten Groundhopper-Land groß. Und mit Vlašim sollten wir für das erste Spiel wirklich ein gutes Los ziehen.
Zwar hat man im Ground vor ein paar Jahren einige Dinge erneuert, aber das spielt in Tschechien ja eigentlich keine Rolle. Patina findet sich immer genug. Und auch ein Vereinsheim, das begeistert, sowie natürlich billiges Bier und ’ne knackige Klobasa. Gästefans waren auch am Start. Mindestens 80 Mann aus Brno supporteten 90 Minuten auf Stahlrohr hinter dem Tor durch. Top!
Der Moment des Spiels aber ein paar Minuten vor dem Anpfiff, als ein Mann mittleren Alters in die Sitzreihe drängt, es kurz Augenkontakt gibt und sofort der Groschen fällt: Pavel Kuka! Das kann ja nicht angehen! Diesen Mann muss man ansprechen und so verabredeten wir uns zur Halbzeitpause für Fotos und Plausch. Pünktlich nach 45 Minuten stand die Lautern-Legende dann auch zum Klönschnack zur Verfügung, verständigte sich in gutem Deutsch und war irgendwie auch erfreut, dass man ihn in Deutschland nicht vergessen hat. Wir sprachen ein paar Minuten über den Betzenberg und das EM-Finale 1996. Cooler Typ!
Danach trennten sich die Wege, wir suchten unser Glück auf der anderen Seite der Tribüne. Aber weit gefehlt – noch vor dem Wiederanpfiff landete ein Ball volle Kanne auf dem Bier, das man sich gerade zum Munde führen wollten. Zum Glück lag auf der Toilette Kernseife aus. Im zweiten Abschnitt schossen die Gäste ziemlich schnell den Siegtreffer. In einem sehr umkämpften Spiel reichte das für 3 Punkte, womit Brünn die Abstiegsplätze verließ. Der Tag endete schließlich mit ein paar Berliner Bekanntschaften im Biergarten des einzigen Hotels der Stadt, das übrigens sehr empfehlenswert ist! (mm)
Guten Morgen und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe der BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (49)!
Heute aus der Stadt, die jeder Ossi kennt, der auf 2 Rädern unterwegs war: Es handelt sich um die schöne Stadt Suhl im Freistaat Thüringen (bekannt durch Mopeds der Marke Simson und die Rüstungsindustrie).
Aber die Stadt Suhl hat noch mehr zu bieten, denn hier im Süden des Thüringer Walds steht der ehemalige Sportpark der Freundschaft (heute Auenstadion). Hier fanden damals zu DDR-Oberliga-Zeiten mehr als 10.000 Zuschauer Platz, lediglich 3 x war es jemals ausverkauft – gegen Erfurt, Jena und Chemie Leipzig.
Die glorreichen Zeiten sind verflogen und man findet den jetzigen 1. Suhler SV 06 in der Kreisoberliga wieder. Der Oldschool-Charme ist dennoch geblieben, und ein Muss für jeden Hopper der auf Patina steht.
11.05.2025 Bezirksliga Lüneburg 1 Spprtanlage Ehlbeck Zuschauer: ca. 250
REHLINGEN-EHLBECK – Der Sonntag den Amateuren! Jo, klar, aber am letzten Wochentag war erstmal Auspennen angesagt. Der HSV-Aufstieg hatte Energie gekostet. Also ganz klassisch morgens um… ähm… halb 11 mal einen Kaffee aufgesetzt und in den Matchkalender geschaut. Heidetal kann man mit der II. Herren doppeln? Hm, ja, da steht ’ne Holztribüne, da wollte man schon länger mal hin. Kurz die Tabellensituation gecheckt – mit einem Sieg gegen den Vorletzten steigt der FCH in die Landesliga auf. Fast die gleiche Ausgangslage wie am Vortag in Hamburg. Volksparkstadion reloaded. Keine Frage, hin da!
Zwei Stunden später fand man sich auf einer Dorfwiese ohne Ausbau wieder. Aber das war bei knapp 20 Grad und Sonne pur die richtige Medizin im Rückblick auf den ereignisreichen Vorabend. Das Rumpelspiel der zweiten Mannschaft in Betzendorf ging 1:0 aus. Das konnte ja nur besser werden auf der anderen Anlage des Vereins in Ehlbeck. Und es wurde besser! Allerdings zunächst mal nur kulinarisch. Während in Betzendorf die Verpflegung aus dem Rucksack kam, fuhr man in der Bezirksliga so richtig auf. Mit einem Hefe-Weizen im Glas und Schwarzwälder Kirschtorte auf Porzellan positionierte man sich auf der Holztribüne. Nahezu alle Zuschauer, die schon beim Vorspiel vertreten waren, sah man irgendwo am Rande des Platzes wieder. Gemeinsam bekam man sportlich zunächst allerdings nur ein torloses Unentschieden mit ähnlichen Darbietungen wie in Betzendorf serviert.
Schon 1 Pünktchen reichte Heidetal für den sicheren Aufstieg, drei Spieltage vor Schluss. Aber die Elf war nervös und auch etwas verletzungsgebeutelt. Da Bodenteich jeden Punkt für den Nicht-Abstieg brauchte, spielten die Gäste ihren Stiefel gekonnt runter, scheiterten zwei, drei Mal aussichtsreich vor dem Gehäuse. Aber auch das fahrige Gekicke von den Gastgebern fand einige Male einen Abschluss und so traf ein Schuss von der Strafraumkante zum Beispiel den Innenpfosten. Spannung pur, denn auf dem Sportplatz in Ehlbeck wollte jeder nach dem Spielende feiern. Nach 85 Minuten Nägel kauen dann endlich die Erlösung: Ein Mann namens Ziegenfuß hielt seinen Kopf in einen Eckball. Wieder klatschte die Kugel an den Pfosten, fand diesmal aber den Weg über die Linie.
Damit war es so weit! Der junge FC Heidetal – 2011 auf Initiative von vier Vereinen entstanden – schafft erstmals den Sprung in die Landesliga. Kurz darauf wurde das Endergebnis vom Aufstiegskonkurrenten durchgefunkt und auch mit einem 0:0 bzw. einer Niederlage hätte der FCH den Meistertitel errungen. Doch was wäre das für eine Pointe gewesen? Mit einem torlosen Unentschieden hält man höchstens die Klasse, aber aufsteigen? Nein, die Pointe hatte hier wahrhaft majestätische Züge. Pünktlich zur Meisterfeier schritt die „Heidekönigin“ über den grünen Teppich und gratulierte der Mannschaft zum Aufstieg. Gemeinsam mit den Fans und massig Pyrotechnik gab es unvergessliche Bilder vor der Holztribüne.
Die Lüneburger Heide ist schon ein ganz besonderes Fleckchen Erde. Der alte Löns wusste schon was er an der Heide hatte. In Amelinghausen, ein Ort weiter und mit dem MTV „Frisch Auf“ im FC Heidetal vertreten, findet jährlich im August das „Heideblütenfest“ statt, das größte Volksfest in der Region. Dort wird als krönender Abschluss die „Heidekönigin“ gewählt, die eben so repräsentative Aufgaben übernimmt, wie einer Fußballmannschaft zum Aufstieg zu gratulieren. Als berühmteste Heidekönigin kann man wohl bis heute Jenny Elvers bezeichnen, die sich 1990 die Krone aufsetzte. Ganz so viel Glamour war in Rehlingen-Ehlbeck am Sonntag nicht vertreten, aber gefeiert wurde definitiv wie sonst nur im August auf dem Heideblütenfest. (mm)
11.05.2025 Bezirksliga West Sportplatz Schulweg Zuschauer: 287
HÖRNERKIRCHEN – Schon einige Male haben wir über die Vorzüge des Amateurfußballs berichtet. Inzwischen schreiben wir den Mai und die Mannschaften von Flensburg bis Garmisch gehen langsam in den Saisonendspurt. Eine Ausnahme bildet allerdings der Hamburger Fußball-Verband. Im HFV war bereits an diesem Wochenende der letzte Ligaspieltag angesetzt. Ein Kuriosum. Dazu kommt die kurze Winterpause, die jedes Mal für eine Absagenflut sorgt.
Nichtsdestotrotz galt es, zwei ordentliche Spiele für den Sonntag rauszusuchen. Nachdem Kollege „tp“ aufgrund des HSV-Aufstiegs noch in Sauer lag, fuhr ich alleine zunächst nach Heist. Dort standen sich „Gut Heil“ und Moorrege in der Kreisliga 1 gegenüber. Luftlinie weniger als ein Kilometer, ein echtes Derby also. Bei bestem Wetter trommelten ein paar Kinder-Ultras munter vor sich hin. Allerdings hatte offenbar ein garstiger Nachbar die Polizei gerufen, die tatsächlich in der Halbzeitpause auf die Anlage wackelte und kurz „Dududu“ machte.
Von Heist fuhr ich weiter nach Brande-Hörnerkirchen. Dort ist mit dem SV Hörnerkirchen der nördlichste Verein im HFV beheimatet. Während es andernorts noch um Auf- oder Abstieg ging, stand der letzte Spieltag bei „Höki“ unter ganz anderen Vorzeichen. Trainer Jürgen Kohnagel hörte nach über 10 Jahren auf und die Fans hatten zum Abschied ein großes Transparent vorbereitet.
Aus „ich springe für ein paar Spiele ein“ wurde letztendlich mehr als eine Dekade. Richtig stark. Sportlich bewegte man sich in dieser Zeit meist in der Kreisliga, was aber für den Verein absolut in Ordnung geht. Dank einer starken A-Jugend stieg der SVH letzten Sommer überraschend in die Bezirksliga auf, geht aber direkt wieder runter. Der Abstieg stand schon vor dem Spiel fest, aber das war heute Nebensache.
Drumherum hatte der Verein eine Hüpfburg für die Kids aufgebaut und das Catering mit Wurst, Nackensteak im Brötchen und Loaded Fries war 1A. Von den Freunden des VfR Horst lieh man sich das Schwimmbecken und auch die alte Fahne vom Vorgängerverein SC Grün-Weiß Bokel wurde rausgeholt.
Auf dem Platz war in der ersten Halbzeit wenig los. Erst im zweiten Durchgang wurden beide Teams aktiver und das 2:2 ging als gerechte Punkteteilung in Ordnung. Nach dem Spiel bildete die Mannschaft mit Bengalos ein Spalier und am Mikro gab es noch einige emotionale Worte. Mit dem Satz „und jetzt gibt es Freibier, Abfahrt!“ war die Party eröffnet und auch die Gäste aus Lokstedt blieben noch eine Weile zum Feiern. Eben die pure Menschlichkeit in Hörnerkirchen! (hr)
01.05.2025 Reservepokal Halle HWG-Stadion am Zoo Zuschauer: 142
HALLE – Der Tag der Arbeit in Deutschland ist jedes Jahr wieder ein großer Luxus für Amateurfußball. Die Ansetzungen in diesem Jahr ergaben für den Tag einen möglichen Dreier mit Finalspielen in Amateurpokalen. Die Anreise erstreckte sich über zwei Tage. Am Vortag habe ich mich gegen Nachmittag bei der Arbeit ausgestempelt und begab mich schnellstmöglich zum Bahnhof. Der Weg führte über Bremen, da am Mittwochabend das Halbfinale des Landespokals zwischen der SG Aumund-Vegesack gegen den Bremer SV stattfand. Das Stadion Vegesack ist den Besuch definitiv wert. Allerdings sei Vorsicht sei geboten, denn die “Nebenplatzfalle” schnappt im Alltag gerne mal zu. Für faire 5 Euro bekam man hier die Eintrittskarte und dazu sah man einen harten Kampf des Gastgebers aus der Bremen-Liga. Der Regionalligist schoss erst in der 87. Minute das entscheidende und einzige Tor des Tages. Nach dem Kick ging es mit einem anderen Hopper weiter zur Übernachtungsmöglichkeit in Niedersachsen. Danke dafür an beide.
Am nächsten Morgen ging es vor allem ausnahmsweise mal ausgeschlafen in Richtung Halle. Der vierte Kollege wurde noch am Bahnhof abgeholt. Somit ging es mit einer vollen Besetzung Richtung Sachsen-Anhalt. Das Stadion am Zoo wird sonst vom VfL Halle 1896 genutzt und dient als Spielstätte für die Hallenser Finalspiele. Am Feiertag wurde das Finale des Reserve- sowie Stadtpokals ausgetragen. An der Tageskasse zahlte man 8 Euro für den Doppler. Leider gab es nicht die Möglichkeit, nur für ein Spiel zu zahlen.
Der erste Blick nach dem Einlass fiel auf den Verpflegungsstand. Die pure Menschlichkeit wurde hier heute serviert. Ein rauchender Holzkohlegrill mit Buletten, Steaks und Wurst. Dazu ein üppiges Kuchenbuffet sowie kaltes frisch gezapftes Bier. Was wünscht man sich mehr am Tag der Arbeit? Die Liebe zum Amateurfußball wurde hier definitiv belohnt.
Das Team von Turbine Halle spielt aktuell in der Stadtoberliga und wurde von zahlreichen Fans unterstützt. Besonders auffällig war der Doppelhalter der Fans: “Meister 1952 Turbine”. Es bezieht sich auf die Meisterschaft 1951/52 in der damaligen DDR-Oberliga. In diesem Jahr fand unter anderem ein Spiel gegen den Hamburger SV im ehemaligen Kurt-Wabbel-Stadion statt. Vor einer Rekordkulisse von 42.000 Zuschauern bis heute wohl eines der größten Spiele jemals im mittlerweile leider abgerissenen Stadion. Der Neubau an gleicher Stelle (allerdings ohne Laufbahn) wurde am 20.11.2011 eröffnet und ebenfalls waren die Rothosen zu Gast. Im Jahr 1954 wurde der Verein Turbine Halle dem heutigen “Hallescher FC” angeschlossen.
Die Spieler der ESG Halle kicken in der Kreisliga. Den Klassenunterschied konnte man während des Spiels gut beobachten. Bereits in der fünften Minute traf Turbine zum 1:0. Zur Halbzeit ging es mit diesem Spielstand in die Kabinen. Nach der Pause traf Philipp Büchner per sehenswertem Freistoß zum 2:0 und sorgte für eine Art Vorentscheidung. Zum Ende der Partie füllte sich das Stadion, denn der nächste Kick zwischen der SG Einheit Halle und dem Reideburger SV stand an. Den sahen immerhin 560 Zuschauer.
Nach dem ersten Finale des Tages wartete in Weimar das Nächste auf uns. Das Endspiel zwischen der SV Fortuna Großschwabhausen gegen die SV Germania Ilmenau sollte im Wimaria-Stadion ausgetragen werden. Die Stadt Weimar wird oft als sehr sehenswert beschrieben und hier muss ich definitiv irgendwann mal mehr Zeit einplanen. Angekommen am Stadion fiel uns allerdings erst einmal auf, dass dank des vorherigen Frauenspiels der Anstoß um 15:00 Uhr nicht ganz eingehalten werden konnte. Angepfiffen wurde am Ende ungefähr eine halbe Stunde später, sowas muss man natürlich einplanen. In der 88. Minute fiel der Siegtreffer für die Jungs aus Ilmenau. Dennoch wackelte somit unser restlicher Plan des Tages.
Ohne Plan war man allerdings nie. Schnelles Handeln war gefragt und wir riefen den Vereinspräsidenten einer der Klubs vom nächsten Kreispokalfinale an und fragten nach der genauen Anstoßzeit. Auch hier gab es noch ein Spiel vorher. Danke noch einmal für den genauen Liveticker nach Vellmar. Somit konnten wir den Weg nach Abpfiff in Weimar auf uns nehmen. Der Fahrer hatte heute einen guten Tag erwischt und brachte uns schnell und sicher in das “Nordhessenstadion”. Das dritte Finale des Tages fand zwischen dem OSC Vellmar und dem KSV Baunatal statt. Mit 0:4 siegten hier die Gäste. Das dritte schöne Stadion des Tages war ein perfekter Abschluss.
Die letzte Station des Tages war der Bahnhof in Langenhagen und der “Sozialschlauch” brachte uns pünktlich zurück nach Schwechheim. Der Brückentag musste diesmal unfreiwillig auf der Arbeit verbracht werden. Dennoch war die Autobesatzung völlig zufrieden mit dem Tag: der Aufwand war gering und drei weitere schöne Grounds in Deutschland wurden gekreuzt. (tp)
HAMBURG – Der HSV ist wieder da! Einen Spielbericht zu diesem 33. Spieltag könnte man sich beinahe sparen, dieser furiose HSV-Sieg ist sicher an niemandem spurlos vorbeigegangen. Nach 7 passiven Minuten und dem folgerichtigen Tor für Ulm, sollte sich der Spieß schnell umdrehen. Die „Spatzen“ reisten ja auch nicht grundlos als Tabellensiebzehnter in die Hansestadt. Knackpunkt jedoch erst der gehaltene Elfmeter nach rund 35 Minuten. Ein Aufschrei ging durch das Rund – und das ist noch fast untertrieben. Mit den beiden Toren kurz vor der Pause war der Aufstieg praktisch eingetütet.
Aber fangen wir von vorne an. Bereits 2023 hätte die Redaktion gerne von einem Aufstieg aus dem Volksparkstadion berichtet. Im Vorfeld eine Karte für das Spiel gegen die SpVgg Fürth zu organisieren, war vor 2 Jahren kein Problem. Dann stand bereits vor dem letzten Spiel fest, der HSV läuft auf dem Relegationsplatz ein. Die Stimmung damals? Na, lassen wir das. Diesmal war sowohl die Euphorie als auch die Karten-Nachfrage wesentlich größer. Als klar war wer auf HSV-Seite alles noch nach Tickets für das Spiel sucht, wurden die Ambitionen auf Heimwege an Karten für diesen 33. Spieltag zu kommen rasch verworfen. Auch wenn diese Zeilen freundschaftlich-grün-weiß gegenüber dem HSV gefärbt sind – bei der Ticketvergabe für so ein Spiel sollten soweit nur Schwarz-Weiß-Blaue an der virtuellen Kassenschlange stehen.
Da in diesem Land unverständlicherweise bei der Berichterstattung über solche Ereignisse Medien mit vier Buchstaben im Titel bevorzugt werden, gab es nur eine Möglichkeit regulär das Volksparkstadion zu betreten. Und die hieß: Ulm. Eine zaghafte Anfrage wurde über die sozialen Medien in die weite Welt des Internets verschickt und tatsächlich meldete sich ein Ulmer. Alles nicht so, naja, vertrauenswürdig. Aber selbst bei einem möglichen Scam kann man schon mal 39€ riskieren, wenn so ein Spiel ins Haus steht.
Und nach dem Spiel in Darmstadt war klar: Es steht so ein Spiel ins Haus! Da weiter jeder eingefleischte HSVer auch Tickets für seine Oma und seinen Opa suchte, schien der Weg über Ulm und um Ulm herum der beste gewesen zu sein. Und schließlich blätterte man das Kalenderblatt auf Samstag um. In der S-Bahn zwei Stunden vor dem Anpfiff erstaunlich wenig Menschen und auch der Weg in Eidelstedt an den Ballerbuden vorbei, glich fast einer Flaniermeile. Ganz klar, der Mob war schon lange im Stadion. Und als der Scanner am Gästeblock grün blinkte, wusste man: Das kann nur gut werden!
Aber Pustekuchen. Nach einer Choreo auf der Nordtribüne und überbordender Stimmung bereits weit vor dem Anpfiff, kommen die Ulmer ihrem Selbsterhaltungstrieb nach und schießen in einer kurzen Drangphase das frühe 0:1. Für Ulm zählt nur ein Sieg für den Klassenerhalt. Was für eine Konstellation! Zu dem Zeitpunkt war man schon längst aus dem Gästeblock ausgebüchst. Im Oberrang gibt es keine Zäune und die Ordnerkette war mit „porös“ noch schmeichelhaft umschrieben. Obwohl sich der HSV stabilisiert und postwendend zum Ausgleich trifft, bleiben auch die Gäste im Spiel und als nach 35 Minuten ein Pfiff zu einem Elfmeter für die Ulmer führt, stockt jedem im Stadion der Atem. Der anschließende Jubel im weiten Rund wird am Ende des Tages von allen Jubelarien am intensivsten im Gedächtnis bleiben. Der Elfer wurde bekanntlich gehalten und zur Pause steht es bereits 3:1.
Spätestens mit einem ganz bitteren Eigentor von Philipp Strompf ist der Ausgang der Partie besiegelt. Das große Ulmer Engagment war umsonst, der Unterschied zwischen den beiden Teams definitiv in vorderster Front auszumachen. Während Ulm den Elfmeter vergeigte, nutzte der HSV all seine Chancen. Zunächst aus der Spannung heraus und im zweiten Abschnitt den Triumph vor Augen, vibriert das Stadion 90 Minuten lang. Trotz Roland Kaiser nebenan in der „Color-Line-Arena“ und dem allseits beliebten Hafengeburtstag in der Stadt – das Herz der Millionenstadt schlägt im Volksparkstadion. Und es schlägt hoch: Über die Mitmachquote an diesem Abend müssen wir nicht sprechen, erwähnenswert aber auch eine „Stehquote“, die ebenfalls an die 100% herankommt und Grundlage eines jeden unvergesslichen Fußballspiels ist.
Mit dem Abpfiff weiß man dann zunächst gar nicht wie einem geschieht. Zu schnell geht alles und ein Platzsturm von ganz besonderer Güte erfasst die Arena. Dass später bis zu 20 Schwerverletzte beklagt werden, ist ein bisschen zu ahnen. Aber was willste machen, wenn 7 verfickt-lange Jahre in der Zweiten Liga für so einen großen Verein enden? Bevor es zu den weiteren Feierlichkeiten geht, möchte man auch die Ulmer nicht vergessen. Daher gibt es um Minute 80 herum eine Durchsage vom Stadionsprecher, der den „Spatzen“ Respekt und Anerkennung ausspricht, was zur Folge hat, dass das ganze Stadion applaudiert. Das haben sich die tapferen Gäste verdient. Einer von vielen Gänsehautmomenten an diesem Abend.
Wer sich über die doch relativ hohen Werbebanden auf den Rasen begibt, wird die Szenen, die sich dort abspielen, so schnell nicht vergessen. Sogar das Tor wird auseinandergebaut und als Aufstiegssouvenir mitgenommen. Es herrscht eine Art positive Anarchie vor Ort, weshalb sich der Freund und Helfer auch schnell aus dem Geschehen zurückzieht. Ein Abend voller Höhepunkte, der nicht zu Ende gehen will. Selbst als man das Stadion verlässt und den Weg über die VIP-Logen anpeilt, stehen die Türen offen und schließlich findet man sich in einem Spalier wieder, durch den die Aufstiegsspieler laufen. Von dort ist es nicht mehr weit zu Tim Mälzers Kreationen für die Erstliga-Menschen in unserer Gesellschaft.
Der Abend wurde wirklich immer besser, nicht nur der HSV legte einen sagenhaften Aufstieg auf’s Parkett, die persönliche Bilanz fiel mit dem Durchmarsch aus dem Gästeblock in die VIP-Zone ebenfalls mehr als satt und zufrieden aus. (mm)
Tórshavn — Vergangenes Wochenende war ein Schreiberling des Landboten auf den Färöer-Inseln unterwegs. Per Mietwagen konnten zwei neue Grounds gekreuzt werden und ein Großteil der Inseln besucht werden. Die Anreise lief etwas abenteuerlich, wobei es sich am Ende zum Vorteil entpuppte.
MIT SAS sollte es via København nach Vágar gehen. Um 06.20 Uhr plante die Airline, dass die Propeller Maschine Hamburger Boden verlässt, sodass eine Umstiegs Zeit von circa 4 Stunden in der dänischen Hauptstadt zu buche schlagen sollte. Es kam aber anders. Der Bus fuhr die Passagiere schon zur Maschine, zwanzig Minuten später aber auch direkt wieder zurück. Relativ schnell wurde klar, dass die Maschine mindestens drei Stunden verspätet abfliegen wird. Ein paar Routine Checks wurden nicht durchgeführt und ein Mitarbeiter der Fluggesellschaft musste extra aus København eingeflogen werden, um das Versäumnis auszumerzen. Wir wurden mit einem 10€ Gutschein fürs Frühstück ausgestattet und auf eine Maschine umgebucht, welche zwanzig Minuten vor der verspäteten abfliegen sollte. Ein Chemnitzer Hopper Kollege samt Freundin waren auch am Airport und es wurde gemeinsam gefrühstückt. Die hatten nämlich exakt das selbe Problem wie wir, nur dass es ab CPH für die beiden weiter nach Pisa gehen sollte.
Mit der „Ersatz Maschine“ ging es dann pünktlich los nach København. Auf dem Weg von der Landebahn zum Gate konnte man schon sehen, dass das Boarding der SK1777 bereits begonnen hat. Eigentlich war in dem Moment schon klar, dass das für uns nichts mehr wird. Und genau so kam es auch, vierzig Minuten später saßen wir in einem top Hotel in København inkl. Frühstücksbuffet, Lunch und Dinner. Zwei „neue“ Flugtickets für den SK1777 am Folgetag hielten wir ebenfalls in unseren Händen. Wir beschlossen, meiner Lieblingsstadt Skandinaviens einen Besuch abzustatten und starteten erst einmal in Amagerbro im Amager Pub! Im hippen Stadtteil lässt es sich bei 25° Außentemperatur mit einem eiskalten Kronenbourg Blanc 1664 vom Fass super aushalten. Mit umgerechnet 6,80 EUR sehr fair für København. Im Anschluss gings ins Cafe Nemoland in den Freistadt Christiania. Dieser Ort macht süchtig und das schon seit Jahren. Ich kann mich an keinen Stadtbesuch erinnern, wo ich nicht einmal ins super entspannte, alternative Hippie Leben eingetaucht bin. Selbst als ich mit jungen zwölf Jahren mit meinen Eltern in der Hovedstaden Region war, durfte ein Besuch nicht fehlen. Damals erklärten mir meine Eltern, dass es sich um eine staatlich geduldete Autonomie handelt. Was mich damals schon faszinierte, begeistert mich auch heute noch ziemlich. Drei Tuborg Classic später gings zum Abschluss nochmal zu fuß rüber nach Nyhavn. Ein Hotdog auf die Hand, ein eiskaltes Royal Export aus der Dose und so langsam war das Daydrinking im vollen Gange. Nach einem leckeren Abendessen konnte der Tag bei einem intensiven Tischtennis Match in der Hotellobby erfolgreich beendet werden.
Am nächsten Morgen gings dann schlussendlich „pünktlich“ los in Richtung Vágar. Nach einer wackeligen Angelegenheit in Form der Landung war ich froh wieder festen Boden unter meinen Füßen zu spüren. Die Mietwagen Übergabe einen Tag später funktionierte problemlos und auch beim Guesthouse Check-In passte alles. Dank „EU-Regulation 261/2004“ sollten in den nächsten Wochen pro Person noch 400€ an uns überwiesen werden, sodass sich der kleine Ausflug nach København im Nachhinein sichtlich gelohnt hat. Nun aber zu dem eigentlichen Reiseziel Färöer. Die Inseln gelten als autonomer Bestandteil des Königreich Dänemarks und sind vor allem für ihre Schafe, die Natur und die oft kritisch beäugte Grindwal-jagd bekannt. In der Fußballwelt zählt man sie allerdings als vollwertigen Länderpunkt. Sie haben einen eigenen Fußballverband, der sowohl durch FIFA als auch durch die UEFA akzeptiert wird. Klar ist also, hier muss man einmal hin! Zwischen atemberaubenden Küsten, gigantischen Bergen und malerischen Dörfern sind ungefähr zwanzig Fußballvereine beherbergt, welche in vier Ligen jeweils eine Meisterschaft ausspielen. Einen Pokalwettbewerb gibt es auch. Knapp dreißig Stadien werden auf den Inseln aktiv bespielt. Wir haben ein Zweitliga Spiel und ein Erstliga Spiel besucht. Beide Spielen waren vom Niveau richtig gut. Ich hatte die Befürchtung, dass wir uns neunzig Minuten Kreisliga gebolze anschauen müssen, im Endeffekt war es echt ansehnlich. Wundern tut es mich nicht mehr, außer Fischen gehen und Fußball spielen können die einheimischen den ganzen Tag eh nicht viel mehr machen. Gerade beim Spiel zwischen Tórshavn und Streymur fielen drei richtig großartige Tore und die Atmosphäre war richtig nett. Wir haben auf der Hintertorseite auf den improvisierten Holzbänken Platz genommen. Bei wenig Wind und viel Sonne schmeckte das mitgebrachte Dosenbier gleich doppelt so gut. Föroya Bjór kauft man am besten gleich nach der Landung am Airport, da ist es noch etwas günstiger als in den lizensierten Alkohol Shops. Auf der schwarzen Dose ist ein Schaf abgebildet, was durchaus Sinn macht, heißen die Färöer-Inseln übersetzt „Schafsinseln“. Die Preise auf den Färöer-Inseln sind mittlerweile nicht mehr als überproportional anzusehen, da die Inflation in vielen Euro Ländern die letzten Jahre deutlich höher war und sich das Preisgefüge so angepasst hat. Den Liter Benzin gibt es zurzeit für zirka 1,40 Euro, einen Burger mit Pommes und Cola kriegt man im Restaurant für unter 25 Euro. Eine mittlere Pizza (dreißig Zentimeter) gibt’s für ungefähr 13 Euro. Nur die Unterkünfte und Mietwagen Preise sind weiterhin echt hoch. (hd)
Manchmal liegt die wahre Magie des Fußballs nicht in ausverkauften Arenen, sondern dort, wo der Sport noch Herz und Seele hat. Abseits der großen Bühne, in den regionalen Ligen des Oman, spielen die Kicker nicht für Geld, sondern für Ruhm, Ehre – und den Applaus derer, die wirklich zählen. Unsere BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (48) entführt uns ins Al Samdi Team Stadion, wo der Ball rollt, das Netz zappelt und die Sonne langsam hinter den Bergen versinkt. Es ist dieser Moment, in dem Fußball mehr ist als ein Spiel – es ist pure Hopperromantik.
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26.04.2025 Al Samdi Team Stadion Team Sejah vs. Al-Husn 3:0
02.05.2025 Vysshaya Liha Stadyen Haradski Zuschauer: 750 (offiziell)
MOLODECHNO – Für mich und Kollege „cvs“ stand das Land der Tellermützen seit Einführung der visafreien Einreise auf dem Landweg auf dem Zettel und für die Komplettierung der UEFA führt eben kein Weg an der letzten Diktatur Europas vorbei. Als pragmatischste Lösung für die Anreise stellten sich Flüge von Schwechheim nach Vilnius und von dort ein Bus nach Minsk heraus.
Pünktlich um 01:45 Uhr in der Nacht auf Freitag fuhren wir los und standen nach einer halben Stunde am ersten Schlagbaum. Ausreise Litauen, Einreise Belarus. Im Vorfeld hatten wir allerlei Horrorgeschichten von Einzelverhören bis hin zur Preisgabe von Smartphone-Inhalten gelesen. Letztendlich stellte die Grenzbeamtin nur ein paar Fragen zum Aufenthalt und wir waren durch. Das gesamte Prozedere dauerte etwa zwei Stunden und morgens um 6.00 Uhr erreichten wir den Busbahnhof in Minsk. Gleiches galt übrigens auch ein paar Tage später für die Rückreise.
Ziemlich gerädert kippten wir zwei große Kaffee im Schnellrestaurant „Mak.by“ runter. Das Konstrukt ist natürlich ein Resultat der allgegenwärtigen politischen Lage und Ähnlichkeiten mit dem vorherigen goldenen „M“ sind natürlich reiner Zufall. Schnell noch eine SIM-Karte besorgt und Geld getauscht, dann liefen wir in die Bahnhofshalle rüber. Dort orderten wir trotz Anlaufschwierigkeiten zwei Bahntickets nach Molodechno, was etwa eine Stunde nördlich der Hauptstadt liegt.
Wie auch in Minsk fielen uns auf dem Weg zum Ground die außerordentlich sauberen Straßen und Parks auf. Ferner waren die Gebäude für die anstehenden Feierlichkeiten zu 80 Jahren Weltkriegsende aufpoliert worden und die Hauptstraßen mit Fahnen geschmückt. Das Stadyen Haradski liegt gute 20 Minuten Fußweg vom Bahnhof entfernt.
Vor Ort war doch einiges los und die Zuschauerzahl sahen wir eher um die Tausend, wobei auch ein paar Gäste aus Novopolotsk kamen. Die zahlreich vertretenen Sicherheitskräfte tasteten beim Einlass alle Zuschauer gründlich ab, blieben im Stadion aber entspannt. Eine Fotorunde direkt hinter der Bande entlang war kein Problem.
Besonders stachen natürlich die klassischen Flutlichter auf den Stahlskeletten heraus. Die Tribüne auf der Gegengerade hat ihre besten Tage hinter sich und besteht auch aus einer simplen Stahlkonstruktion. Auf der Haupttribüne inklusive Funktionsgebäude durften ein paar Offizielle Platz nehmen. Links davon waren die Gäste untergebracht.
Bei bestem Fußballwetter um die 24 Grad sahen die bis dahin punktlosen Gastgeber erneut kein Land und mussten sich am Ende mit 0:2 geschlagen geben. Spielerisch war das alles überwiegend schwere Kost. Dafür lässt sich kaum einer fallen und Theatralik sucht man in der „Vysshaya Liha“ vergebens. Ein kurzes „Dawei“ vom Schiedsrichter und weiter geht es. Die Nachspielzeit beträgt oft höchstens vier Minuten und Doppler lassen sich gut planen.
Nach dem Spiel gönnten wir uns noch eine Schmierpizza und bestiegen anschließend einen uralten Zug zurück nach Minsk. Die Fahrgäste auf den klappbaren Pritschen wurden auf der Fahrt ordentlich durchgerüttelt.
Ziemlich müde nach dem langen Tag wollten wir nur noch ins Bett und orderten mit Yandex ein Taxi. Allerdings musste der Fahrer nach ein paar Kilometern stoppen: „all Roads closed“. Na gut, dann halt den Rest zu Fuß. Dabei stolperten wir kurz vorm Hotel in die vermeintliche Generalprobe für die Parade am 9. Mai. Hunderte bewaffnete Soldaten säumten die Straße, darunter auch eine Abordnung aus China. Deren Landsleute schwirrten mit ihren Handys umher und machten fleißig Fotos. Irre und für uns der Abschluss vieler Eindrücke gleich am ersten Tag in diesem speziellen Land. (hr)
03.05.2025 Prva Liga Stadion Stožice Zuschauer: 9.000
LJUBLJANA — In meiner Groundliste stand vor diesem Wochenende eine “1” unter Slowenien. Im Jahre 2021 sah ich ein Conference League Qualifikationsspiel von Olimpija im Stadion von NK Bravo. Diese Statistik musste sich dringend verbessern und was passt dort nicht besser rein, als das große Derby zwischen Ljubljana und Maribor? Dazu konnte Ljubljana mit einem Sieg noch vorzeitig Meister werden!
Im Vorfeld holte ich mir für faire 15 Euro ein Ticket und fuhr Samstag aus Graz rüber nach Slowenien. Da der Groundhopper immer das Optimum herausholen will, gönnte ich mir um 17.30 Uhr noch das Heimspiel von Radomlje in Domzale. Dass dies zeitlich alles eng wird, war mir bewusst. Nach dem Abpfiff ging es ratzfatz ins Auto und als ich 13 Minuten später am Stadion war, entschied ich, in ein Parkhaus zu fahren. Dies war definitiv die richtige Entscheidung und für 4.50 Euro stand das Auto ganz sicher und trocken. Um 19.53 Uhr stand ich dann vorm richtigen Eingang und wunderte mich, warum der Polizist dauernd ein Auge auf mich warf. Bei näherer Betrachtung sah ich, dass er einen Bogen mit slowenischen Stadionverbotlern hatte. Ich muss wohl irgendeinen sehr ähnlich sehen. Rund acht Minuten vor Anpfiff, pünktlich zur Hymne, war ich auf meinem Platz und spürte die große Vorfreude aller Zuschauer. “Heute steigen wir alle gemeinsam auf”.
Der Funke sprang auch auf die Mannschaft über und sie legte los wie die Feuerwehr. Nach acht Minuten erzielten sie das 1:0, ich bekam eine Bierdusche ab und die ersten Fackeln wurden angezündet. Der Jubel war leider nur kurz, denn Ljubljana legte sich sieben Minuten später die Murmel selbst ins Tor. Die Fans munterten die Spieler auf und peitschten sie nach vorne. Nur leider fanden die Spieler von Olimpija nicht so richtig ins Spiel zurück, Maribor übernahm für den Rest der ersten Hälfte das Kommando. Dies schmälerte aber nicht die Stimmung, denn diese war grandios. 12 Minuten vor der Halbzeit wurde das Spiel kurz unterbrochen, da die Rauchschwaden aus der heimischen Choreographie herausziehen mussten. In der zweiten Hälfte agierte der Tabellenführer etwas unglücklich und kassierte das 1:2. Der Traum von der Meisterschaft im Derby zerbrach. Sie versuchten zwar alles, das Spiel zu drehen, aber Maribor war heute einfach zu abgeklärt und konnte am Ende das Stadion als Sieger verlassen.
Das Stadion Stožice liegt direkt an der Autobahn und besitzt einen durchgezogenen Rang mit einem architektonisch sehenswerten Dach. Kein riesiger Schinken, aber ausverkauft ist das Stadion, wenn dann nur zu wichtigen Spielen der Nationalmannschaft.
Ich war aber nicht bei der Nationalmannschaft zu Gast, sondern beim Derby und da kommen meistens 9.000 Zuschauer, wenn sie in der Hauptstadt spielen. Dies war diesmal auch der Fall und diese 9.000 Leute sorgten für eine super Stimmung. Beide Fanlager überzeugten mit viel Pyro und mehreren Choreographien. Dazu wurden noch Materialien von den Gegnern verbrannt und es flog der ein oder andere Gegenstand. Dazu waren hier wirklich alle “on fire” und der Großteil der Zuschauer stand während des gesamten Spiels. Mir hat es sehr gefallen und ich glaube ich komme in Zukunft nochmal nach Slowenien und schaue mir dieses Derby in Maribor an. (mb)
26.04.2025 Armenian Premier League Abovyan City Stadium Zuschauer: 1.000
ABOVYAN — Beim georgischen Fußballverband gibt es eine Person, die nicht möchte, dass am Samstag und Sonntag in den ersten beiden Ligen gespielt wird. Somit entschieden wir uns am Samstagmorgen mit dem Bus nach Yerevan zu fahren. Die Überfahrt glich zwar einer Achterbahnfahrt mit Hindernissen, da unser Fahrer wie eine besenkte Sau fuhr, aber wir kamen heil und ohne Probleme bei der Einreise in Armenien an. Vor unserem Besuch beim Conference League Teilnehmer gönnten wir uns einen leckeren Fleischteller und ein weiteres Spiel in der ersten Liga. Mit der Taxi App “GG” ging es kostengünstig nach Abovyan. Dort trägt der Klassenprimus momentan seine Heimspiele aus. Eintritt wird hier nicht verlangt, ein Ticket oder einen Merchandise Stand gibt es hier auch nicht.
Der FC Noah gewann seine letzten 18 Ligaspiele und wollte seine fast makellose Bilanz verbessern. In der ersten Hälfte hatten sie zwar zahlreiche Chancen, aber die Stürmer wollten einfach nicht treffen. In der Halbzeit gönnten wir uns mehrere Blicke zum Himmel, da es ordentlich anfing zu blitzen. Der Wetterbericht sagte erst ein Unwetter ab 22 Uhr an. Bleib bitte bis zum Abpfiff weg! Kurz nach der Hälfte bestimmte dann Noah wieder unsere Augen, denn sie erzielten direkt zwei Tore. Nach 65 Spielminuten gegen 20.25 Uhr kam dann der Starkregen und das Gewitter auf uns zu. Alle flüchteten nach oben unters Dach, nur die Spieler und das Schiedsrichtergespann nicht. Sie spielten das Spiel souverän zu Ende, obwohl es direkt über dem Feld gewitterte. Gibt es diese Regel nur in Deutschland, dass man beim Gewitter das Spiel unterbricht, oder juckt das die Armenier einfach nicht? Im Kampf gegen die Fützen schaffte es der Gastgeber noch das 3:0 zu erzielen. Der 19. Sieg in Folge war eingetütet. Mittlerweile schwamm das halbe Stadion. Gut, dass die Arche Noah laut der Bibel ganz in der Nähe auf Grund lief. Zum Abpfiff hörte das Unwetter dann auch auf und wir konnten zufrieden aus dem Stadion gehen.
Das Stadion besitzt zwei Tribünen, eine überdachte und eine ohne Dach. Gut, dass alle Zuschauer heute nur auf der überdachten Tribüne Platz nehmen konnten. Dazu muss ich hier noch einmal erwähnen, dass die Leute hier alle sehr gastfreundlich sind. Es kam sogar zum “Shakehands” zwischen mir und einem Ordner vom Militär. Ich fragte ganz nett, ob ich ein Foto von der überdachten Tribüne machen darf, wofür ich in den abgesperrten Bereich musste. Er hat es mir erlaubt und sich sehr gefreut, dass ein “Ausländer” hier zu Besuch ist. Ich kann die Freude nur zurückgeben, denn der Aufenthalt in Armenien war sehr herzlich.
Im Freundes- und Familienkreis außerhalb des Globus Fußball wurde ich ketzerisch gefragt, was ich denn in Armenien will? Ich kanns euch sagen: Sehr nette Leute, eine interessante Hauptstadt mit günstigen Bierpreisen und coolen Kneipen und eine unglaublich schöne Landschaft. Das armenische Hochland zeigt sich von seiner schönsten Seite! (mb)
Passend zu den Berichten aus dem Kaukasus haben sich die Redakteure tief in der Galerie bedient. Heute präsentieren wir mit feinstem armenischen Amateurfußball die BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (47). Bei den damaligen herrlichen 25 Grad in der Sonne gönnte man sich diesen Kick mit purer Freude. Vor den Toren Yerevans trägt der Byurakan FC seine Heimspiele in diesem abgerockten Stadion aus. Fahrt raus aus der lauten Stadt und geht zum Amateurfußball. Euer Herz wird sich bedanken!
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31.03.2024 Kasaghi Marzik Stadium Byurakan FC – FC Teghenis-Tsaghkadzor – 1:3
25.04.2025 Erovnuli Liga Boris Paitschadse Dinamo Arena Zuschauer: 1.500
TBILISI — Am 03.10.1979 strömten 110.000 Zuschauer gegen den Liverpool FC in das Nationalstadion von Tiflis. Eine Saison später gewann Dinamo gegen Carl Zeiss Jena in Düsseldorf den Europapokal der Pokalsieger. Dinamo war zweifelsohne auf dem Höhepunkt ihrer Daseinsberechtigung. Heutzutage wurde man zwar vor drei Jahren noch Meister, aber interessieren tut es keinen. Im letzten Heimspiel gegen Dila Gori verirrten sich 300 Leute ins Rund. Ich wollte mir das Szenario etwas genauer angucken und reiste mit einem Kollegen in der Nacht von Donnerstag auf Freitag nach Tiflis.
Tagsüber besuchten wir die wichtigsten Spots und gönnten uns um 16 Uhr noch ein Drittliga Kick. Das wir für 43 Kilometer dann knapp 100 Minuten benötigten, hätten wir niemals gedacht, da Google für die Strecke zum Abfahrtszeitpunkt 53 Minuten ausspuckte. Kurz vor knapp kamen wir dann am Stadion an, liefen zum Fanshop und bezahlten umgerechnet knapp drei Euro Eintritt. Ein Ticket bekamen wir allerdings nicht, da die vor uns alle gegangen sind. Also gingen wir mit der Rechnung zu den Ordnern und der QR-Code darauf wurde gescannt. Wer jetzt das Argument bringt “mit dem Andrang haben sie nicht gerechnet”, den muss ich enttäuschen. Auch heute kamen nicht die Massen.
Als wir Platznahmen war es realtiv still. Hinter dem einem Tor standen ca. 70 Anhänger von Tbilisi und auf der anderen Seite etwa 25 aus Batumi. Nach rund 25 Minuten konnte man dann die ersten “Dinamo” Gesänge hören. Das war’s dann auch. Spielerisch gab es in Hälfte 1 auch nichts zu bejubeln, denn beide Teams brachten nichts auf die Kette. Kurz nach der Halbzeit überraschten uns die Gästefans mit einer Pyroaktion aus dem sprichwörtlichen “nichts”. Im Heimblock blieb es bis zur 65. Minute ruhig. Dann wurde das Banner der Ultras eingerollt und gegen ein “100 Jahre Dinamo” Banner getauscht. Mittlerweile schenkte der Schiedsrichter uns ein Tor für die Gäste per Videobeweis. Drei Minuten bevor er dies auch auf der anderen Seite tat wachte der Tbilisi Mob auf und fing an zu supporten und zu zünden. Das klang dann auch in diesem riesen Stadion relativ gut. Wir stellten uns die Frage, warum supportet man 80 Minuten fast gar nicht und fängt dann für 10 Minuten an zu singen und zünden?
Alles muss man auch nicht verstehen. Genauso wenig, warum man am Grillstand einen E-Grill benutzt und die Würstchen erst bei Bedarf aus’m Kühlschrank geholt werden. Die Biere wurden auch nach Bedarf gezapft und die Leute nach uns durften erstmal warten, weil das Fass alle war. Wirklich viel los war aber auch nicht am Verkaufsstand, denn ganze 1.500 Leute verirrten sich zum “Dinamo Derby” ins Nationalstadion. Das Zuschauerinteresse ist aber kein Ligaproblem, sondern eins von Tbilisi. Die anderen Vereine haben für ihre Größe und für das Niveau Recht ordentliche Zahlen. Wer dieses schöne Stadion also Mal mit einer guten Zuschauerzahl machen will, der sollte ein Länderspiel gucken.
Ein wirklich trauriges Szenario hier. 1.2 Millionen Einwohner und mit 1.500 Zuschauern hat man in dieser Saison schon eine Recht gute Zahl bekommen. Ob sich das Blatt irgendwann wendet und zu Dinamo wieder 20.000 Zuschauer kommen, wie es 1989 noch war ? Ich weiß es nicht. Irgendwas muss sich dringend ändern, denn sonst geht ein Schwergewicht des Osteuropäischen Fußballs bald unter, oder endet wie FC Dinamo City aus Tirana. (mb)
27.04.2025 Superligaen Vejlby Stadion Zuschauer: 8.124
AARHUS – Während Kollege (mm) beim Spiel von Holstein (aus meiner Sicht) das Haar in der Suppe suchte, war ich natürlich voller Glückseligkeit über das 4:3 gegen Mönchengladbach. Passenderweise gab es am Abend noch das Zehnjährige vom Fanclub zu feiern und neben Bratwurst und Steaks wurde reichlich Freibier spendiert. Wenn es nur immer so laufen würde…
Gefühlt nur wenige Stunden später trafen (mm) und ich uns schon wieder in Kiel. Noch angeschossen vom Vorabend fuhren wir mit voller Autobesatzung Richtung Dänemark für einen Doppler. An Bord Fans von drei verschiedenen Vereinen, die überhaupt nichts miteinander gemein haben. Aber Fußball und Hoppen verbindet eben.
Zuerst machten wir in Skanderborg Halt. Das Naturstadion am Waldrand liegt direkt am See und ist im Sommer sicherlich ein beliebtes Ausflugsziel. Auf dem Platz gab es die gewohnte dänische Amateurkost: körperlich fit, aber spielerisch und in den Abschlüssen schwach. Dennoch fielen zwei Tore und so konnte es zum eigentlichen Zielspiel nach Aarhus weitergehen.
Im Dezember sah ich noch das letzte Spiel von AGF im alten Ceres Park. Dessen Umbau soll im Sommer 2026 abgeschlossen sein und bis dahin kickt man im eigentlichen Zuhause von VSK Aarhus, dem Vejlby Stadion. Dazu wurde der Sportplatz mit mobilen Stahlrohrtribünen und Flutlichtmasten ausgestattet. Von draußen etwas schnöde, aber im ausverkauften Zustand ganz ordentlich anzuschauen.
Die in der Meisterrunde abgeschlagenen Gastgeber trafen auf den Tabellenführer aus der Hauptstadt. Als Intro zeigten die Ultras von Aarhus unter dem Motto „Zusammen für Aarhus“ eine Doppelhalter-Choreo. Auf der anderen Seite ploppten synchron die Fackeln und ich konnte mein Kreuz in der Pyro-Statistik machen.
Auf dem Platz gab es lange Zeit eher dänische Gelassenheit zu bestaunen. Lag vielleicht auch an der Frühjahrssonne, die direkt in den Behelfsbau reinknallte. Darunter litt auch der Support beider Seiten und ohne Dach hinter den Toren geht kaum was in Sachen Akustik.
Die Trägheit steckte dann auch die Spieler an und so ließ der Torwart von AGF vor dem 0:1 den Ball klatschen, so dass Lerager nur noch abstauben musste. Auf der anderen Seite waren sich in der 65. Minute Torwart und Abwehrspieler nicht einig und Beijmo stocherte den Ball über die Linie. Skurrile Szene.
Der Ausgleich war aber auch ein Weckruf und der FCK schaltete von gemütlich „hyggelig“ einen Gang höher. Fünf Minuten vor dem Ende drosch dann Larsson den Ball nach einer schönen Kombination in die Maschen. In der Nachspielzeit machte der Ex-Bundesligaprofi Delaney alles klar.
Man muss solche temporären Bauten nicht mögen, aber bei top Frühlingswetter, ausverkauftem Haus und einer guter Gastszene machte das Ganze Spaß. Ein runder Tag und die Rückfahrt nach Schwechheim verlief störungsfrei. (hr)
KIEL – Reden wir nicht großartig drumherum. Der Autor dieser Zeilen ist Anhänger eines großen Vereins aus Schleswig-Holstein. Und dieser Verein kommt nicht aus Kiel und heißt auch nicht TuRa Harksheide oder SV Hörnerkirchen. Aber der Autor ist auch Groundhopper und um irgendwelchen Komplettierungen im Heimat-Bundesland zuvorzukommen, brauchte es in dieser Saison unbedingt noch ein Bundesliga-Spiel bei Holstein Kiel. Abgesehen davon klafft zwischen Regionalliga und Bundesliga auch eine große Lücke und mit Hörnern auf der Stirn durch die Landeshauptstadt zu laufen, wäre aktuell schon großer Quatsch. Leben und leben lassen.
Das Spiel wurde einzig und allein nach der freien Lücke im Terminkalender ausgesucht. Und da kamen in der Rückrunde nur Gladbach und Freiburg in Frage. Reden wir nicht drumherum. Gegen Freiburg ist man eh schon abgestiegen (zwinkernder Smiley) und Gladbach hat dann doch die bessere Truppe auf den Rängen. Morgens noch in Italien aufgewacht, gab es also nachmittags den größtmöglichsten Kontrast: Kiel! (Lachender Smiley)
Die Stadt hat auch so ihre Vorteile: Viel Wasser, Backstein, wenig Touristen. Während man in Hamburg und Lübeck totgetrampelt wird, hat man in Kiel seine Ruhe. Und das gilt auch in etwa für das Holstein-Stadion. Auf dem Weg zum Stadion in Gästenähe zwar unglaublich viel Bullenpräsenz, ansonsten hat man fast das Gefühl, in einer dreiviertel Stunde wird in der Oberliga angepfiffen. Das ist definitiv angenehmer, als kurz vor der nächsten „Love-Parade-Katastrophe“ zu stehen. Auch die 17€ für den Steher im ehemaligen Gästeblock kann man nur als human empfinden, an Komfortpuffer im Block mangelt es eine halbe Stunde vor dem Anpfiff ebenso wenig. Das kann nun jeder bewerten wie er oder sie will.
Natürlich ist das nicht der erste Besuch in dem Stadion. Aber der erste mit neuem Gästeblock und ausverkaufter Hütte. Und hier muss man sagen, verwandelt sich das Stadion in einen anderen Zustand. Während so ein Spielort in der zweiten Liga vor halbleeren Rängen gegen einen 08/15-Gegner mehr als trist ist, greift nun in der Bundesliga das „Prinzip Drnovice“. Das 2000-Einwohner-Dorf, das jahrelang Tschechiens erste Liga aufgemischt hat, ist einigen Lesern ja vielleicht noch bekannt. Die Szenerie, die gar nicht darauf ausgelegt ist, bekommt nun eine Art Volksfestcharakter. Das Holstein-Stadion ist eine Blechbüchse, irgendwie zusammengezimmert um in der zweiten Liga die Lizenz unter Auflagen zu kriegen. Nun spielt man Bundesliga. Das gefällt der DFL bestimmt nicht, aber dann wird es ja immer erst interessant.
Was hat sich in Kiel so getan? Die Szene ist nicht die größte, aber es ist ein Pfropf hinter dem Tor vorhanden. Die restlichen Zuschauer gehen bestimmt auch mal zum Handball, aber der norddeutsche Slang ist entscheidend. Langeweile kommt jedenfalls nicht auf. Borussia Mönchengladbach, die nach lückenhaften Recherchen zum ersten Mal ein Pflichtspiel in Kiel austragen, ist mit voller Kapelle gekommen. Zum Intro gibt es zwei Banner und eine Schalparade. Zur zweiten Halbzeit wird wild gezündet, das Spiel für 5 Minuten unterbrochen. Ansonsten supportet man ziemlich massiv und konzentriert. Beim Groundhopper stellt sich Zufriedenheit ein und das gilt auch für das Spiel, in dem Kiel – der Außenseiter – richtig guten Fußball spielt und 2:0 in Führung geht. Gladbach lässt sich von dem überraschend formstarken Aufsteiger total überrumpeln. Der Fußballgott versucht offenbar alles, einen Richtungswechsel einzuleiten. (Smiley mit rollenden Augen)
Im zweiten Abschnitt kommt alles wie erwartet. Gladbach schafft den Anschluss und danach den Ausgleich, Kiel zittert. Und dann? Der Fußballgott, wie gesagt. Kiel geht in Führung. Gladbach gleicht aus. Als dann 9 Minuten Nachspielzeit angezeigt werden, weiß jeder: Da kommt noch was! Und es dauert gerade mal etwa eine Zeigerumdrehung, bis ein beherzter Schuss von Shuto Machino im Netz zappelt. Was für’n Spiel! Drnovice hat an insgesamt 10 Spielzeiten in der höchsten tschechischen Liga teilgenommen. Ab 2007 begann der Niedergang. Mittlerweile findet man sich in der 7. Liga wieder. Das sind doch stabile Aussichten. Da kann sich jetzt jede Fasson ein Szenario aussuchen. (Smiley mit teuflischem Gesicht). (mm)
20.04.2025 Süper Lig Şükrü Saracoğlu Stadyumu Zuschauer: 42.000
ISTANBUL – Nachdem der Karfreitag in England verbracht wurde, ging es mit Wizz Air für schlappe 35 Pfund von London-Gatwick nach Istanbul. Das Osterwochenende kam mir bei der Tourplanung gelegen, um Galatasaray, Fenerbahçe und/oder Başakşehir zu kreuzen.
Circa eine Woche vor dem Spieltag wurde die Terminierung bekannt gegeben und damit stand fest, dass Galatasaray nicht realisiert werden konnte. Zumindest Sonntag gab es die Möglichkeit, den kontinentalen Doppler mit Başakşehir und Fenerbahçe anzugehen. Für Samstag fand ich einen Amateurkick auf „www.amatorfutbol.org“. Außerdem stand ein Zweitligaspiel bei Pendikspor und etwas Sightseeing an.
Das Programm stand fest, doch die eine Frage war noch unbeantwortet. Welche Passolig hole ich mir? Entschieden habe ich mich zunächst für eine Passolig ohne Logo. Mit dieser Karte war es ungefähr drei Tage vor dem Spiel problemlos möglich, Karten für Pendikspor und Başakşehir für jeweils umgerechnet 2,50 Euro zu erwerben.
Schwieriger war es dann, ein Ticket für das Spiel Fenerbahçe gegen Kayserispor zu kaufen. Leider war die Partie warum auch immer als Risikospiel eingestuft worden und dadurch unmöglich mit der Passolig ohne Logo eine Karte zu kaufen.
Auch gab es einen Member-Sale. Der freie Verkauf startete erst einen Tag vor dem Spiel gegen 11:00 Uhr. Die Tickets gingen trotz Preisen von über 100 Euro weg wie warme Semmeln. Schließlich gab es nur noch Karten im Gästeblock. Also brauchte ich nun eine Passolig mit dem Logo von Kayserispor.
Zwar gelang es mir, über den Reisepass diese zweite Passolig Karte zu erwerben. Tickets kaufen konnte ich dennoch nicht, da die Accounts von Passo und Passolig verknüpft werden mussten. Dazu fehlte mir aber eine Handynummer, mit der ich gebührenfrei SMS empfangen konnte. Meine erste Idee war, eine SIM-Karte mit türkischer Nummer in den Straßen von Istanbul zu kaufen. Die Verkäufer wollten allerdings umgerechnet 45 Euro haben, was mir eindeutig zu viel war. Somit schilderte ich dem Gastgeber vom Hotel mein Problem und er war bereit, mir zu helfen. Er stellte mir eine türkische Nummer zu Verfügung und nach langem hin und her konnte am Morgen des Spieltags tatsächlich ein Ticket im Gästeblock erworben werden.
Bevor es aber in das Stadion gehen sollte, wo u. a. 2009 das UEFA-Cup Finale zwischen Shakhtar Donezk und Werder Bremen stattfand, stand zunächst das Spiel auf der europäischen Seite bei Başakşehir an. Nach einem nicht länger erwähnenswerten Spiel kam die nächste Aufgabe: innerhalb von 3,5 Stunden von Ground A zu B zu gelangen. Was sich einfach anhört, ist in einer Weltstadt wie Istanbul eine echte Herausforderung.
Der Linienbus kam einfach nicht und statt einer riskanten Verbindung mit mehrfachen Umsteigen, bestellte ich ein UBER. Das traf dann auch zwei Minuten nach Bestellung ein. Leider stand das Auto gefühlt die ganze Fahrt im Stau, doch schließlich kamen wir 45 Minuten vor Anpfiff am Stadion an.
Doch einfach reingehen und Fußball schauen war nicht. Denn leider mangelte es an Beschilderungen und Ordnern, die sich am Stadion auskennen. Somit wurde ich von einem Ordner zu einem falschen Eingang gelotst und hatte wertvolle Zeit durch das Warten am Stadioneingang vergoldet. Ein anderer Ordner schickte mich einmal um das Stadion rum, wo ich wie ein Bekloppter hin sprintete und schweißgebadet ankam.
Doch dann das nächste Problem. Der an der Passolig Box abgeholte Tagespass wurde abgelehnt und der Ordner schickte mich zu einer anderen Passbox. “Double Entry“ und „Cancellation“ waren die Sätze, die der Mann am Schalter mir über eine Übersetzungsapp anzeigte. Nach der Frage, wo ich das Ticket gekauft habe, antwortete ich Passo App und er buchte mir eine neue Eintrittskarte.
Etwa zehn Minuten vor dem Anpfiff sollte es nun in das Stadioninnere gehen. Doch dann die nächste Einlasskontrolle, die hier von der Polizei durchgeführt wurde. Der Beamte bat mich darum, die Schuhe auszuziehen und alles aus den Jackentaschen zu nehmen. Insgesamt überprüfte der Polizist fünf mal, ob sich denn wirklich keine verbotenen Gegenstände wie Powerbank, Geldmünzen etc. in der Jacke befinden. Ein anderer Hopper aus Deutschland und ich schüttelten nur noch den Kopf und philosophierten darüber, wenn selbiges in Deutschland passieren würde. Vermutlich wäre schon bei der Passolig keine Fanszene mehr im Stadion zu sehen.
Pünktlich zur Nationalhymne betrat ich dann aber den überschaubaren Gästeblock und sah eine riesige Türkei-Fahne auf der benachbarten Tribüne. Das Stadion ist ähnlich laut wie bei meinem Besuch von Besiktas vor zwei Jahren. Besonders laut waren die Pfeifkonzerte. Doch auch die Schlachtrufe kamen zum Teil brachial rüber.
Auf dem Rasen kam die Elf von Jose Mourinho nicht über ein 3:3 hinaus. Der Ausgleich fiel zur Freude der mitgereisten Fans aus Kayseri erst in der 90. Minute und auch in den sechs Minuten Nachspielzeit waren Dzeko, Kostic und Co. nicht dazu in der Lage, das Spiel doch noch für sich zu entscheiden.
Nach dem Abpfiff mussten alle Personen im Gästeblock noch etwa 45 Minuten warten (unabhängig von Touri oder Fan), ehe das Stadion verlassen werden konnte. Ist das nicht schon Freiheitsberaubung? Interessant war die Dreiviertelstunde dennoch. Die vom Ergebnis enttäuschten Fenerbahçe-Anhänger suchten die Konfrontation mit allem, was sie finden konnten. Dennoch war ich glücklich, als ich wieder in Freiheit war.
Als Dank kaufte ich dem Hotel-Host noch eine Packung Baklava, die am Abend nach dem Spiel gemeinsam mit einem türkischen Tee verzehrt wurde. Vielen Dank für die Gastfreundlichkeit. (fj)
23.04.2025 Coppa Italia Stadio Guiseppe Meazza Zuschauer: 75.552
MAILAND – Montag blickte man ratlos auf die Landkarte, was man wohl mit den freien Tagen unter der Woche anfangen würde. Wenig später war ein Flug von Hamburg nach Mailand für den nächsten Tag gebucht. Gute Flugzeiten bei einem Last-Minute-Preis von 80€ gaben den Ausschlag. Dasselbe galt auch für den Rückflug. Das „Derby della Madonnina“ stand da noch gar nicht wirklich auf dem Zettel. Zu abschreckend waren die Ticketpreise, die man die Jahre zuvor bei anderen Groundhoppern mitbekommen hatte. Schließlich klickte man sich durch das Ticketing von Inter und war doch sehr erstaunt, dass es neben vielen hochpreisigen Tickets noch freie Plätze für 39€ zu erwerben gab. Da war das Derby nur noch Formsache.
Mit massig Zeit radelte man auf Leihrädern durch Mailand, anderthalb Stunden vor dem Anpfiff ging es dann Richtung San Siro. Dort sollten die Leihräder abgestellt und die Fahrt beendet werden. Zu dem Zeitpunkt war das Handynetz aber schon völlig überlastet, so dass nicht mehr auf die Fahrrad-App zurückgegriffen werden konnte. Also ging es wieder in die andere Richtung zu einem weiter entfernten Parkplatz um die Räder loszuwerden, was letztlich erfolgreich war. Doch der große Zeitpuffer schmolz auf 30 Minuten und bei der Riesenschlange vor Gate 11 und bei dem Wissen um die peniblen Passkontrollen vor dem Eingang, rutschte das Herz schon in die Hose. Nur mit ein bisschen Dreistigkeit und einem Halbmarathon die berühmten Säulen hoch in den Oberrang, kam man 3 Minuten vor dem Anpfiff auf den Zuschauerrängen an. Zufällig und ohne jede Kontrolle auf der Gegengerade und nicht wie gekauft im Oberrang über den Gästefans.
Nur Sekunden nach der Ankunft startete Inter das Pokal-Halbfinale mit einer Ganz-Stadion-Choreo. „Müllsackplanen“ in den Inter-Farben wurden großformatig hochgehalten. Sah ganz gut aus. Es folgte eine Schweigeminute für Papst Franziskus, die 180 Sekunden dauerte. Andere Aktionen gab es nicht. Coppa Italia halt? Oder ist da mehr im Busch? Zuletzt protestierte die Szene gegen die hohen Ticketpreise. Für das Pokalspiel konnte man allerdings schon ab 25€ Karten erwerben. Bei Milan bekam davor auch die Vereinsführung ihr Fett weg und das letzte Spiel im Februar in der Serie A war von einem Stimmungsboykott betroffen. Das wurde auf Inter-Seite zunächst auch fortgesetzt. Jedenfalls 20 Minuten. Dann starteten die „Nerazzurri“ mit euphorischem Support. Kein Wunder, zu diesem Zeitpunkt wartete noch das Triple auf Inter. In der Serie A liegt man auf Rang 1, in der Champions League schaltete der Spitzenreiter die Bayern aus.
Anders bei Milan. Rang 9 in der Meisterschaft drückt auf die Laune. Die Coppa ist die letzte Chance auf einen Titel und womöglich auf das internationale Geschäft. Die Curva Sud verzichtete auf jede Optik. Im Gegenteil, fast die Hälfte der Kurve verzichtete sogar auf Kleidung und trat oberkörperfrei auf. Passend dazu die einzige Zaunfahne – sinngemäß etwa: „Wir geben unser letztes Hemd“. Der Support passte sich diesem Auftritt an. Schnörkellos und mit Wucht. Das hat richtig Bock gemacht! Und für Milan lief es wirklich nach Plan. Gerade als Inter sich eingesungen hatte, traf Luka Jovic zum 0:1. Dazu muss man sagen, dass das Hinspiel 1:1 ausging und Inter bis zu dem Rückstand als viel bessere Mannschaft auftrat.
Mit Wut kamen die „Interisti“ aus der Pause zurück auf’s Spielfeld. Und wieder dasselbe Spiel. Milan macht aus dem Nichts das 0:2. Jetzt lief wirklich alles für die „Gäste“ nach Plan. Der Favorit brachte keinen Ball mehr vor das Tor, die Curva Nord wurde immer leiser. Milan konterte und die Begeisterung der Curva Sud schwappte auf die Elf über. Der Niederländer Reijnders sorgte ein paar Minuten vor Schluss für den feierlichen Schlusspunkt. Die Inter-Fans verließen das San Siro fluchtartig nach dem letzten Tor. Mit so einem Ausgang hatten die wenigsten Tifosi gerechnet. Die „Rossoneri“ feierten noch Stunden später im Stadion und in der Stadt.
Groundhopping-Fazit: Gutes Preis-/Leistungsverhältnis und auch wenn bestimmt schon krassere Derbys im San Siro ausgetragen wurden, gab es wenig zu knurren. Aus dem Schwechheimer Land gibt es keinerlei Kritik an den Mailänder Vereinen – und dieses Fazit teilen sicherlich auch die Scharen von Besuchern aus Deutschland. Von dem wunderbaren Stadion ganz zu schweigen. (mm)
21.04.2025 Ligue 2 Parc des Sports d’Annecy Zuschauer: 8.990
ANNECY – Mit diesem Bericht melde ich mich als dritte Person der diesjährigen Ostertour in Tunesien. Als Option, so billig wie möglich aus Tunesien zurück ins Büro zu reisen, bot es sich an, den “Umweg” über Malpensa zu wagen. Aus Tunis nach Malpensa für schlappe 51€ mit “Nouvelair”. Am nächsten Tag mit “Easyjet” für 32€ in die Heimatstadt. Ideal, zwei Flüge nacheinander um kurz nach 06:00 Uhr. Aufwand, der belohnt wird. Somit schafft man es, einen neuen Länderpunkt in Afrika einzutüten und das alles ohne einen einzigen Urlaubstag zu opfern. Der Grund, Italien als Umsteigeknoten anzusteuern, lag zudem an der Ansetzungen des kompletten Spieltags der Serie B am Ostermontag.
Ich denke mal die Gründe wieso es heute keinen Bericht aus Italien gibt sind mittlerweile jedem bekannt. Als wir in Malpensa landeten, holten wir eilig den gebuchten Mietwagen ab. “Sicily by Car” sorgte nicht zum ersten Mal für volle Zufriedenheit. Schnell was zum Frühstück geholt und an der Kasse ploppte die Meldung auf dem Handy auf: Der Papst Franziskus ist verstorben. Auch wir möchten unser aufrichtiges Beileid aussprechen!
In dem Moment der Meldung ahnten wir noch nicht ansatzweise, was das heute für uns bedeuten sollte. Wir fuhren weiter zum ursprünglichen Ziel La Spezia. Südlich von Mailand dann für uns die Horrormeldung: der komplette Spielbetrieb in Italien wurde abgesagt. Die Uhr zeigte ungefähr 11:00 an, in Bozen sollte um 12:30 das erste Spiel des Tages stattfinden. Die Gäste aus Bari reisten fast 1000 Kilometer quer durch Italien an. So erging es vielen Tifosi an dem Tag, viele Kilometer wurden abgespult, um am Ende kein Spiel zu sehen. Das hier soll definitiv keine Bewertung der Ereignisse darstellen, lediglich die Dokumentation des finanziellen und zeitlichen Aufwands einiger Auswärtsfans.
Wir hielten sofort auf einem Rastplatz an und checkten erstmal alle Alternativen. An diesem Tag zahlte sich der Mietwagen umso mehr aus. Ein Anruf bei der Firma, um förmlich abzuklären, ob denn heute Auslandsfahrten erlaubt seien. Die Antwort war einfach: JA. Keine Zusatzkosten, einfach machen! Ob im Schadensfall der Anruf genügt hätte, weiß man natürlich nicht. Die Kaution gab es mittlerweile zurück, so kann ich diese Zeilen gelassen verfassen. Die Alternativen waren dann doch eher mau, da an diesem Tag sowieso ein Revisit bei mir eingeplant war, mit dem Abendspiel in Parma gegen Juventus Turin entschieden wir uns für den Revisit in Genf. Die Partie Servette FC gegen den FC Luzern schaute die gleiche Reisekombination schon im Oktober 2024. Die Fanszenen beider Vereine sind eine Bank und so machte man sich auf den Weg nach Genf. Weitere 4h Autofahrt warteten auf uns – Die Überschrift fiel in den ersten Minuten der Fahrt. Geheult wird zuhause, diesen Satz hörte ich in meiner Ausbildung bei jeder “anspruchsvollen” Situation der Erlebnispädagogik! Danke dafür!
Den Mont-Blanc-Tunnel durchquerten wir für schlappe 69€ return. Die 45 Minuten Stau vor der Durchfahrt brachte uns so langsam ins Schwitzen. Die Parksituation vor dem Stadion war uns durch den erstmaligen Besuch bekannt und ist weiterhin als schwierig einzuschätzen. Die Brücke, unter der wir damals geparkt hatten, war heute gesperrt und so kam vieles zusammen. Am Ende des Liedes standen wir mit unserem italienischen Mietwagen auf einem Werkstattgelände mit einer absoluten “Halteverbot-Zone”. Aber wer arbeitet beziehungsweise überprüft sowas schon an einem Ostermontag? Somit trudelten wir 10 Minuten vor Anpfiff der Partie auf der Gegengerade des Stadions ein. Punktlandung! Für das Studententicket sollten heute 21 CHF fällig sein, faire Preise für die erste Liga in der Schweiz. Die Gäste aus Luzern schafften es nicht wie wir pünktlich in das Stadion. Kurz vor der Halbzeit wurden die Fackeln angerissen und der Zaun geschmückt. Die Fanszenen beider Vereine lieferten eine gute Show ab und höchst zufrieden ging es nach dem Abpfiff zurück zum Auto. Natürlich mit ein wenig Nervenkitzel, ich kann euch alle beruhigen: Das Abschleppen des Autos fehlt weiterhin auf meiner persönlichen To-Do Liste. Der Parkplatz lieferte die volle Zufriedenheit!
Über die mautfreien Straßen des schönen Landes ging es nach Frankreich. Die Stadt Annecy liegt nur 40 Fahrminuten (ohne Maut). von Genf entfernt. Das Abendspiel der zweiten Liga war das “Hauptspiel” der neuen spontanen Tour. Das Stadion des Vereins hat ein schönes Bergpanorama, welches man im April bei der Uhrzeit immerhin circa 40 Minuten bestaunen kann. An den Ostertagen gab es eine fanfreundliche Aktion, der Verein rabattierte die Eintrittskarten des Tages. Somit gab es den Stehplatz für ungeschlagene drei Euro! Viel besser: Dazu gibt es ein echtes Ticket an der vorhandenen Tageskasse. So bringt Fußball Spaß! Wahrscheinlich ist das auch der Grund, wieso bei dem Spiel verhältnismäßig viele Zuschauer waren. Die Gäste vom FC Lorient, die Stadt liegt in der Bretagne. Somit hatten die heutigen ungefähr 75 Auswärtsfans eine neun Stunden Anreise. Brachial gut, an einem Montagabend quer durch Frankreich zu reisen, um ein Spiel seines Vereins zu gucken. Zudem gilt der Verein als Spitzenreiter der Liga als Aufstiegsaspirant.
Das Spiel passte sich nicht unbedingt dem fantastischen Panorama und dem Stadion an. Die anwesenden Zuschauer knallten sich massenweise Pitcher rein, der halbe Liter kostete 7€. Für die 1,5 Liter zahlten die Fans vergleichsweise “nur” 18 Euro. Somit wurde die Wahl wesentlich erleichtert. Zahlreiche Biere wanderten durch die Reihen. Die Gäste aus Lorient zündeten kurz vor dem Ende des Spiels noch ein paar Fackeln. Schönes Bild und die Mundwinkel zogen sich bei der Reisegruppe definitiv nach oben!
Nach dem Kick ging es noch mit dem bekannten Podcast “Aktenzeichen XY” und eines der Lieblingslieder und den dauernden Ohrwurm des Fahrers durch die Nacht. Ankunft am Flughafen war dann gegen 04:00 Uhr, der Flug am Terminal 2 des Mailand-Malpensa Airports startete um 06:15. Geheult wird Zuhause! Eine kleine Randinformation gibt es noch, das Terminal 2 gilt durchaus als komplettes Easyjet Terminal. Das hat die Folge, dass man hier kaum mit übergroßem Gepäck reisen kann, vor der Sicherheitskontrolle gibt es die ersten Kontrollen. Beim Gate des Fluges folgt die nächste genaue Kontrolle, hier gilt also immer Vorsicht.
Abschließend bleibt noch festzuhalten, mit der Umplanung des Tages waren wir am Ende des Tages definitiv absolut zufrieden. Der Mehraufwand wurde belohnt, der fehlende Schlaf gilt mittlerweile als nachgeholt. Der Kilometerstand des Autos zeigte 783 neue Kilometer an, also quasi ein ganz normaler Montag. Geheult wird eben zuhause, einfach machen bleibt weiterhin das Motto! (tp)