TuS Schwarz-Weiß Elmschenhagen – TSV Stein – 2:2

TuS Schwarz-Weiß Elmschenhagen – TSV Stein – 2:2

„GEIL ABGELIEFERT!“

16.04.2025
Kreisklasse A Ost-2
Sportplatz Rüsterstraße
Zuschauer: ca. 65

KIEL – Ein oder zwei kalte Winter-Wochenenden haben im Februar für einige Spielausfälle in Norddeutschland gesorgt, so dass es nun zum Ende des Frühjahrs Nachholspiele noch und nöcher gibt.

An diesem Dienstag war Kiel dran. Im Stadtteil Elmschenhagen hält die Regionalbahn und die wenigen Fotos von diesem kleinen, unscheinbaren Platz ließen auf einen urigen Ground schließen, wie es sie in der Landeshauptstadt noch oft gibt. Ein Blick in die Europlan-Datenbank offenbart gar, dass in der ganzen Stadt gerade mal 3 (!) Kunstrasenplätze existieren. Im NLZ bei Holstein Kiel in Projensdorf, der Hans-Mohr-Platz in Gaarden und seit einigen Jahren (leider) bei Kilia Kiel am Hasseldieksdammer Weg. Wem es die zwar unspektakulären, aber uralten Plätze angetan haben, dem empfehlen wir den Bildband „Kieler Winkel“, in dem fast alle dieser Plätze mit schönen Fotos portraitiert sind.

Ein Prototyp dieser Sportplätze aus dem Buch, findet man in der Rüsterstraße in Elmschenhagen. Viel Backstein, Holsten Export und ein bisschen Fördeschnack erwartet den Besucher hier in der Kreisklasse A. Natürlich darf auch die Vereinslegende „Totzer“ in der Aufzählung nicht fehlen. Der „Edelfan“ und Musiker Klaus Totz begleitet Holstein Kiel in der ersten Bundesliga-Saison jeden Spieltag mit einem eigens dafür komponierten Song. So ein bisschen wie „Blumentopf“ mit den „Raportagen“ während der WM 2014. Aber natürlich viel cooler. Zum 30. Spieltag wurde „Totzer“ vom NDR begleitet und seine musikalischen Darbietungen im „Schleswig-Holstein-Magazin“ dokumentiert. Eben jenes TV-Format flackert in der Halbzeit des Spiels über die Mattscheibe im Vereinsheim, während sich die Elmschenhagener Prominenz am Holztresen versammelt und ihre Vereinslegende abfeiert. Solche herzerwärmenden Szenen gibt es nur im Amateurfußball!

Da gerät das Kreisklasse-Spiel fast auf’s Abstellgleis. Bei bestem Frühlingswetter geht es für die Gastgeber nicht mehr um besonders viel. Theoretisch bräuchte man noch Punkte gegen den Abstieg, aber das wird sich schon ausgehen. Bei den Gästen aus Stein, ein kleiner Ort in der Probstei, sieht es schon bedrohlicher aus. 10 Punkte aus 15 Spielen sprechen eine eindeutige Sprache. Der Rückstand zum Nicht-Abstiegsplatz beträgt 5 Punkte. Jeder Zähler ist wichtig. In der 1. Halbzeit ist aber nur das Drumherum ein Highlight – wie eingangs erwähnt: Norddeutscher Schnack trifft auf Vorkriegs-Relikte. Zwar werden hier und da ein paar Chancen vergeben. Aber wenn es in der Kreisklasse torlos in die Pause geht, ist meistens etwas schiefgelaufen. Die spieltagsbezogene Kritik vom „Totzer“ auf dem Sportplatz ist allgegenwärtig, mit seiner Reibeisenstimme kommentiert er lautstark jede vergebene Chance.

Nach der Pause bekommt man für die 2€ Eintritt dann endlich etwas Action und 4 Tore innerhalb von 10 Minuten. Die Gäste drehen einen 2:0-Rückstand ziemlich fix in ein 2:2-Remis und am Ende sind alle zufrieden. Der „Totzer“ hat geil abgeliefert und erntet nach dem Abpfiff noch einige Schulterklopfer. Die Bratwurst hat auch geschmeckt. Und als Verlierer geht hier heute niemand vom Platz. (mm)

Club Africain – Espérance de Tunis – 1:3

Club Africain – Espérance de Tunis – 1:3

“DIAGNOSE FUSSBALLVERRÜCKT“

20.04.2025
Tunisian Ligue Professionnelle 1
Stade Olympique Hammadi Agrebi
Zuschauer: 28.000 (offiziell)

RADÈS – Gestern berichtete Kollege cvs von unserem Einlassdrama mit Happy End in Sfax. Heute folgt mit dem Derby de Tunis das Highlight unseres Wochenendes in Tunesien, bei dem das Thema Tickets auch eine Rolle spielte. Wie in der Hinrunde verhängte der Verband auch diesmal ein Gästeverbot. Offiziell durfte Club Africain 28.000 Karten verkaufen.

Wir gingen davon aus, dass der Vorverkauf mit Blick auf den unklaren Spielplan kurz vorher erfolgen würde. Weit gefehlt. Bereits vier Wochen vor dem Derby gingen die Tickets online, was wir gar nicht mitbekamen und das Spiel war innerhalb weniger Tage ausverkauft. Dank unserer Kontakte über die Grenzen von Schwechheim hinaus bekamen wir aber einen Kontakt vor Ort vermittelt, der uns kurzfristig noch drei Karten besorgte. Merci!

Dann aber war es soweit und wir fuhren raus nach Radès, wo sich die zwei größten Clubs des Landes das Olympiastadion teilen. Schnell noch eine „Grillade mixte“ beim Coco Grill reingehauen (sehr zu empfehlen!) und ab zum Stadion. Die Atmosphäre draußen war komplett entspannt und auch der Einlass unproblematisch. Drinnen füllte sich das weite Rund langsam und auch der Lautstärkepegel stieg an. In der Zwischenzeit herrschte Hochbetrieb bei der Curva Nord, die Stoffbahn um Stoffbahn reintrugen und die Vorfreude auf eine große Choreo wuchs bei uns.

Etwa 15 Minuten vorm Anpfiff kamen die Fans so richtig in Wallung. Quasi 100% Prozent Mitmachquote bei den Klatscheinlagen und die Tribüne begann durch die Hüpfeinlagen zu schwingen. Gänsehaut! Kurz vorm Anstoß zogen die Clubistes den ersten Teil einer riesigen Choreo hoch. Zentrale Botschaft war die Diagnose Schizophrenie beim Erzrivalen Espérance. Dazu war in der Mitte eine Karikatur des Präsidenten in Zwangsjacke mit Narrenkappe zu sehen, der auf den Wangen die ersten Vereinsfarben grün und weiß trug.

Eingerahmt wurde das Ganze von vier Paaren, die offensichtlich nicht zusammenpassten. Ein Palästinenser mit einem Menschen im Danone T-Shirt, was von einem Juden gegründet wurde. Daneben ein Soldat der Südstaatenarmee mit einem Indianerhäuptling. Auf der rechten Seite ein Kämpfer der tunesischen Unabhängigkeitsbewegung mit einem Vertreter der französischen Kolonialmacht sowie Julius Cäsar und Spartacus.

Alle Elemente hingen etwa fünf Minuten. Danach blieb die Mitte stehen und die vier großen Bilder wurden gegen zwei weitere Botschaften getauscht. Links diagnostizierte man dem Gegner eine Persönlichkeitsstörung und rechts lautete das Motto „Null Identität“. Nebenbei bekamen auch noch die AS Roma und ein Stadtteilverein aus Schwechheim ihr Fett weg. Ich möchte an dieser Stelle klarstellen, dass ich lediglich die Choreo schildere und will nicht weiter auf bestimmte Elemente eingehen.

Das alles war aber noch nicht das Ende der Sticheleien. Die Curva Sud wurde mit Makaken und Bananen an den Tisch gesetzt und auch die alten/neuen Vereinsfarben verächtlich gemacht. Von der Brüstung des Oberrangs hingen weitere Banner, auf denen sich die Curva Nord pro Fankultur und für Vereinswerte positionierte. Das ansehnliche Kurvenbild gliederte sich in große Schwenker links, kleine Fahnen in der Mitte und Doppelhalter rechts. Zwischendurch änderte sich auch der Standort. Die Lautstärke konnte mit der Euphorie vor dem Spiel leider nicht mehr mithalten und das frühe 0:1 in der 11. Minute war schon eine Art Stimmungskiller für die anderen Tribünen.

Doch nach einem Schubser bekam Club Africain kurz vor der Pause einen Elfmeter zugesprochen. Labidi verwandelte und die Menge tobte. Bengalos und Rauchtöpfe gingen auf den Geraden an und erneut wackelte die Tribüne. Geil! Übrigens bestanden die Gastgeber im Vorfeld auf einen europäischen Schiedsrichter sowie VAR. Luis Godinho leitete die Partie souverän, hatte aber mit vielen Unterbrechungen wegen Nicklichkeiten zu kämpfen.

Nach dem Seitenwechsel dezimierte CA sich selbst. Torwart Yeferni kam nach einem langen Pass aus seinem Strafraum und wehrte den Ball mit der Hand zur Seite ab. Klarer Platzverweis und Rot, was auch auf den Rängen eingesehen wurde. Wenig Pfiffe. Im Anschluss übernahm “Taraji” immer mehr die Kontrolle und in der 84. Minute zeigte der Schiedsrichter auf den Punkt. Auch wegen Handspiels und Rodrigues traf sicher. Beim anschließenden Jubel vor den handverlesenen Gästen flogen nur so die Wasserflaschen von der Gegengerade. Ein Déjà-Vu.

In der Nachspielzeit machte Jabri nach einem super Anspiel aus der eigenen Hälfte mit einer Mischung aus Lupfer und Schuss alles klar. Absolut sehenswert. Danach flogen noch mehr Flaschen und auch Bengalos. Dabei nahm sich unser Vordermann auch beherzt das mitgebrachte Wasser von cvs und schleuderte es in den Innenraum. Die Stimmung war natürlich im Keller. Mit Polizeischutz und unter Pfiffen liefen die Mannschaften in die Kabine. Kein schöner Abschluss, aber dennoch stelle ich als Fazit für Tunesien die Diagnose fußballverrückt aus und wir kommen gerne wieder! (hr)

CS Sfaxien – ES Métlaoui – 1:1

CS Sfaxien – ES Métlaoui – 1:1

„MACHT MAL KEINE SFAXIEN HIER“

19.04.2025
Tunisian Ligue Professionnelle 1
Stade Taïeb Mhiri
Zuschauer: 5.137

SFAX – Schon vor ca. zwei Monaten buchten drei Redakteure des Landboten ihre Flüge nach Tunis. Der Kalender bot zu diesem Zeitpunkt zwei Möglichkeiten: Halbfinale der afrikanischen Champions League oder das Derby de Tunis standen im Spielplan. Da Espérance letztendlich gegen Mamelodi Sundowns aus Südafrika ausschied, stand dem angesetztem Spieltag nichts mehr im Wege. Neben dem bereits erwähntem Derby (über das der Kollege HR an anderer Stelle berichten wird) fiel unsere Wahl auf Sfax. Die Stadt liegt ca. drei Autostunden von Tunis entfernt, wenn man nicht aufgrund des fesselnden Podcasts von „Aktenzeichen XY-ungelöst-“ zwei Ausfahrten verpasst. Gut, dass die Maut hier überschaubar ist.

Der Club Sportif Sfaxien kündigte das Spiel zwar auf seinen Social-Media-Kanälen an, aber zur Kartensituation gab es leider keinerlei Informationen. Auf Nachrichten wurde wie erwartet ebenfalls nicht geantwortet. Vor Ort stellten wir das Auto ab und wurden von einem Ordner an der ersten Kreuzung zu einem „Büro“ geschickt, welches wir aber vergeblich suchten. Am eigentlichen Eingang dann die Ernüchterung: zu allen Spielen werden grundsätzlich keine Tickets verkauft und nur Dauerkarteninhaber dürfen ins Stadion.

Nachdem der erste Schock verdaut war, versuchten wir über andere Wege ans weitläufig abgesperrte Stadion zu kommen. Vielleicht könnte man einen Vereinsoffiziellen sprechen. Leider zunächst vergebens, jedoch nahm man unser Problem an einer Straßensperre jetzt etwas ernster. Nach einem längerem Gespräch bat man uns, fünf Minuten zu warten. Der Anstoß war zu diesem Zeitpunkt noch ungefähr 1:15 Stunden entfernt.

Fünf afrikanische Minuten später kam dann tatsächlich ein wichtig aussehender Mensch auf uns zu. Er hatte bei den Sicherheitsorganen vermutlich etwas zu melden und ihm wurde das Problem erneut erläutert.Erst checkte er unsere Pässe inklusive der Visastempel mit kritischem Blick. Dann mussten wir quasi bis auf die Größe unserer Unterhosen alles beantworten und er fragte nochmals ungläubig, ob wir wirklich nur für dieses Spiel den weiten Weg aus Tunis angetreten sind. Nach kurzem Überlegen seinerseits begann ein wildes Telefonieren. Doch leider verschwand der vermeintliche Retter wieder und die Ordner vertrösteten uns weiter.

Die Minuten verstrichen und etwa zehn Minuten vor Anpfiff schwand langsam die Hoffnung. Als wir schon nicht mehr damit rechneten, kam der nun deutlich freundlichere Herr im Sakko zurück und begrüßte uns mit den Worten „Bienvenue à Sfax“ und erwähnte, dass der Vereinspräsident persönlich uns ins Stadion einlädt. Ich reise ja nun schon zwei Jahrzehnte zum Fußball in fremde Länder, aber das was sich jetzt abspielte hab ich auch noch nicht erlebt.

Wir wurden durch den Eingang der Polizei ins Stadion gebracht, vorbei an einer gut ausgerüsteten Hundertschaft und schon standen wir mit Anpfiff im Innenraum. Anschließend ging es vor der Auswechselbank(!) der Heimmannschaft auf die VIP-Tribüne. Merci Herr Präsident.

Von unseren Plätzen an der Mittellinie hatten wir einen sensationellen Blick auf das Geschehen auf und neben dem Platz. Wir waren sofort von Letzterem begeistert. Die Kurve bot einen top Auftritt. Standen die Jungs anfänglich noch in verschiedenen Gruppen getrennt, gelang es in Halbzeit zwei dank vieler holländischer Hüpfeinlagen den Mob zu vereinen. Selbst das Führungstor für die Gäste sorgte für keinen Stimmungseinbruch. Anders auf der VIP-Tribüne, die den zugegebenermaßen sehr provokantem Jubel mit einem Hagel an Wasserflaschen beantworteten. Wie wir auch später noch beobachten konnten gehört es in diesem Land aber zum gutem Ton, den Gästen einfach mal seine halbvolle Wasserflasche entgegen zu feuern.

Der Ausgleich in den Schlussminuten wurde frenetisch gefeiert, sodass wir nach Spielschluss absolut zufrieden die Heimreise in unsere Redakteurbase in Tunis antreten konnten. Für mich als Verfasser war die Partie der Kontinentalpunkt Afrika und verrückter konnte es kaum laufen. Einfach nur ein top Tag! (CvS)

Norwich City – Portsmouth FC – 3:5

Norwich City – Portsmouth FC – 3:5

“ACHT TORE AN DER CARROW ROAD”

18.04.2025
Championship
Carrow Road
Zuschauer: 26.838

NORWICH – Erstmals flog ich vom Flughafen Lübeck ab. Da dieser über einen eigenen Bahnhof verfügt, war er einfach zu erreichen. Insgesamt zwei „Rainer“ Flieger sollten um diese Zeit die schöne Hansestadt verlassen. Der eine Richtung Málaga und der andere nach London-Stansted. Da für die Komplettierung der 92 noch einiges auf der Liste steht, entschied ich mich für die Maschine Richtung Insel. Wieder einmal machte Ryanair ihrem Jingle alle Ehre, denn auch dieser Flug landete “on time”.

Mit dem Stansted Express ging es erst zur Liverpool Street und anschließend mit einem anderen Zug nach Norwich. Praktischerweise liegt die Heimstätte der Canaries nicht einmal zehn Minuten Fußweg vom Bahnhof entfernt.

Im Stadion erblickte ich dann sogar ein paar Fahnen auf der Hintertortribüne, die auf ein Intro hindeuteten. Beim Einlaufen der Mannschaften wurden diese dann auch geschwenkt. Die Gäste aus Portsmouth füllten den Gästeblock bis auf den letzten Platz und sorgten für gute Stimmung. Das lag aber auch wie eigentlich immer in England am Erfolg ihres Teams. Bereits nach 15 Minuten brachte Bishop die Gäste in Führung. Zwar konnte der ehemalige Bremer Sargent für den zwischenzeitlichen Ausgleich sorgen, aber Pompey antwortete noch vor dem Seitenwechsel doppelt. Zunächst traf Ritchie in der 39. Minute und in der Nachspielzeit gab es einen Foulelfmeter, den Bishop sicher im Tor unterbringen konnte. Mit Pfiffen wurden die Spieler von Norwich in die Kabine begleitet.

Sechs Minuten nach Wiederanpfiff entschied Bishop mit seinem dritten Treffer zum 1:4 die Partie. Doch lobenswert zu erwähnen ist die Moral der Kanarienvögel, die noch zweimal verkürzten. Am Ende stand aber ein hoch verdientes 3:5 auf der Anzeigetafel, dass die Fans im Gästeblock noch ordentlich zelebrierten.

Für mich ging es mit Ground 55/92 wieder in den Zug zum Flughafen. Dieses Mal allerdings nach Gatwick, wo der Airbus von Wizzair mich nach Istanbul befördern sollte.(fj)

AIK Solna – Malmö FF – 0:0

AIK Solna – Malmö FF – 0:0

„SCHROTTSPIEL STATT TOPSPIEL“

14.04.2025
Allsvenskan
Strawberry Arena
Zuschauer: 28.472

SOLNA – Die Fallhöhe war enorm an diesem Montag-Abend, an dem die wohl erfolgreichsten Vereine Schwedens am 3. Spieltag der Allsvenskan aufeinandertrafen. Das Wochenende in Schweden wurde ganz früh fixiert, als feststand, dass AIK an einem Montag auf Malmö trifft. Nach dem Motto: „Das kann ja nur gut werden“. Mit dieser Erwartungshaltung ging es nach Solna, einer eigenständigen Gemeinde im Norden Stockholms, die faktisch einen Teil der Hauptstadtregion bildet. Dort steht die „Strawberry Arena“, benannt nach einer Hotelkette. Mit 54.329 Plätzen die größte Arena des Landes und auch so etwas wie das Nationalstadion Schwedens. Jeder erinnert sich an das Fallrückziehertor von Zlatan Ibrahimović im Eröffnungsspiel gegen England.

Das Stadionviertel verzückt moderne Städtebauplaner und treibt traditionellen Fußballfans Sorgenfalten auf die Stirn. Direkt neben dem Stadion steht das vermutlich größte Hotel Nordeuropas, zwischen ganz viel Beton und Bahnschienen schließt sich das größte Einkaufszentrum des Landes an. Hier darf man ganz viel Geld ausgeben, auf Begrünung wurde verzichtet. Wenn man sich vor Augen hält, dass bis zur Fertigstellung des neuen Stadions vor 12 Jahren im alten „Råsunda“ gekickt wurde, kriegt man schon feuchte Augen. Die neue Multifunktionsarena ist aber an und für sich in Ordnung. Futuristisches Ambiente trifft auf engen Saalplan. Das passt schon, auch wenn bei den meisten AIK-Spielen der Oberrang gesperrt bleibt.

Vor dem Gästeblock bildeten sich bereits lange Schlangen und per Rolltreppe ging es in den Oberrang. Nicht zuletzt weil eine Popcorntüte nach der nächsten am Verkaufsstand über den Tresen ging, kam echtes Kino-Feeling auf. Immerhin wird Bier verkauft, wenn auch nur mit einem Alkoholgehalt von 3,5%. Da die Krone akutell günstig steht, fällt der Preis im Vergleich zu Deutschland mit 5,85€ für den halben Liter ziemlich moderat aus, zumindest für skandinavische Verhältnisse. Kurz vor dem Anpfiff konnte man dann viele vermummte MFF-Ultras entdecken und auf der Heimseite wurde eine Choreo vorbereitet. Läuft doch.

Tatsächlich begann man auf Seiten von AIK schon rund 10 Minuten vor dem Anpfiff mit der Choreo. Hier wurde der Vereinshymne gehuldigt, weswegen das beeindruckende Kurvenbild schon frühzeitig zum Abspielen der Musik präsentiert wurde. Auch sonst freute sich das Auge über eine massive Crowd auf der Heimseite, die in der Hochphase des Spiels ordentlich am Rad drehte. Malmö konnte den Block füllen, zündete immer mal wieder eine Fackel – blieb sonst nicht großartig in Erinnerung.

Vielleicht lag es auch an dem Spiel vom amtierenden Meister. Von dem hochgelobten „Relationismus“, den Trainer Henryk Rydström praktiziert, war gar nichts zu sehen. Wenn das dabei herauskommt, wenn man seinen Spielern keinen Plan mit auf den Weg gibt und den Offensiv-Akteuren freien Lauf lässt, ist das – Pardon: ein großer Haufen Scheiße. Zumindest in diesem Spiel. Lustlos und ohne Siegeswillen nahm Malmö frühzeitig das torlose Spiel und den gewonnenen Punkt an.

Bei AIK wurden da schon andere Saiten aufgezogen. Immer wieder investierte der Vorjahresdritte in die Zweikämpfe, übernahm das Kommando. Aber die Mittel waren begrenzt. Nach einer Stunde sah es so aus, als ob man das Spiel gewinnen könnte. Die Mannschaft und die Ultras zogen an einem Strang. Doch der ganze Aufwand war umsonst. Eine einzige Torchance spielte sich die Heimelf in den zweiten 45 Minuten heraus. Publikumsliebling John Guidetti zielte Zentimeter neben das Tor. Danach schalteten die Teams in den Verwaltungsmodus, auf den Rängen ließ man sich auch nichts mehr einfallen. Kurzum: Das Topspiel, das zum Schrottspiel wurde. (mm)