Gamba Osaka – Tokyo FC – 2:0

Gamba Osaka – Tokyo FC – 2:0

„MIX UND MATCH DIR DEINE FANKULTUR“

22.06.2025
J1 League
Panasonic Suita Stadium
Zuschauer: 28.747

OSAKA – Die eigentliche Sommerpause in Europa ist für mich mit die schönste Zeit im Hopperjahr. In meinem Nebenjob reise ich meist Ende Juni ins Reich der Mitte und kombiniere diesen Trip mit weiteren Ländern.

Für dieses Jahr fiel die Wahl auf Japan und ein Land, das mehr als viermal so groß ist wie Deutschland. Der Bericht dazu folgt in etwa zwei Wochen, also immer schön den Landboten verfolgen. Hier soll es aber zunächst um Nippon gehen.

Von Schwechheim flog ich über Dubai nach Osaka. Mit Heimspielen von Cerezo, FC und zum Abschluss Gamba bekam ich die drei bekannten Vereine der Stadt zu Gesicht. Der ÖPNV war wie erwartet top organisiert und vor Ort gab es am Schalter jeweils ganz unkompliziert Hardtickets. So wie sich das gehört und dazu eine schöne Erinnerung.

Der Fanauftritt von Cerezo gefiel mir schon gut, aber Gamba setzte noch einen drauf. Bei immer noch 33 Grad um 18.30 Uhr fühlte sich das Stadion wie ein offener Backofen an. Aber das kenne ich ja bereits aus den letzten Jahren in China und die Szene „North Face“ hinter dem Tor schien das nicht zu stören.

Ganz im Gegenteil, denn der Mob sprang auf und ab. Schon vor Anpfiff waren die Fans heiß wie Tempura und das Einklatschen sorgte bei mir für etwas Gänsehaut. Während des Spiels blieben die „Gambinos“ in Bewegung, wobei ebenso die Instrumente wie Trommeln, Snares und Becken unglaublich laut waren. Die Mitmachquote flachte selten ab, wofür die vielen Klatscheinlagen mit polnischer Disziplin sorgten. Ich hätte bei dem Programm in der Hitze wahrscheinlich fünf Kilo abgenommen.

Interessant auch das Kurvenbild mit Anleihen aus Italien, die auf den Vereinsnamen zurück gehen: „Gamba“ kommt im Japanischen von „ganbaru“, was in etwa „sich anstrengen“ bedeutet und im Italienischen ist es das Bein. Was ja nun einmal im Fußball maßgeblich ist. Oder so ähnlich, bitte nagelt mich nicht drauf fest.

Jedenfalls war jeder Quadratmeter mit Zaunfahnen behangen (die wiederum fast alle italienische Mottos hatten) und dazu etliche Schwenker und Fahnen fast wie bei Sampdoria. Mit Ober- und Unterrang im Zusammenspiel ähnelte das tatsächlich ein wenig dem Luigi Ferraris.

Auf der anderen Seite waren die Fans vom Tokyo FC oben untergebracht. Die „El Ciclon“ Zaunfahne hätte eins zu eins aus San Lorenzo stammen können. Daneben war eine „Torcida“ drapiert, die ich schon am Vortag in grün bei Tokyo Verdy sah.

Beim Thema Rivalität ging es in Richtung USA. Anhänger beider Mannschaften saßen friedlich zusammen und vor dem Stadion wurde sogar Merchandise vom Gastverein verkauft. Anlässlich eines Sponsorentags verteilte Gamba grüne T-Shirts, die ich auch reichlich im Fanblock sah. Last but not least hüpften Cheerleader während des Spiels herum.

Dieses „Mix und Match“ aus allerlei Fankulturen kann man durchaus schräg finden. Angesichts des top Supports von allen Fanszenen (außer FC Osaka mit den unsäglichen Klatschpappen) ging das für mich als Gesamtpaket aber in Ordnung und ich will nicht ausschließen, in Zukunft eine weitere Tour nach Japan zu machen.

Der Ball rollte übrigens auch noch. Ex-Bundesligatalent und inzwischen Gamba-Urgestein Takashi Usami schlenzte einen Freistoß zum 1:0 in die Maschen. Zu Beginn der zweiten Halbzeit hielt Ichimori für die Gastgeber einen Elfmeter. In der Nachspielzeit entschied Kishimoto die Partie. (hr)

Vissel Kobe – Júbilo Iwata 2:0

Vissel Kobe – Júbilo Iwata 2:0

„LÄNDERPUNKT IN DER TURNHALLE“

01.11.2024
J1 League
Noevir Stadium Kobe
Zuschauer: 16.379

KOBE – Am Donnerstag flogen wir aus Seoul Incheon nach Japan, um das letzte Land unserer Tour zu besuchen. Die Entscheidung Japan als letztes auf die Agenda zu legen, war clever gewählt, da Sich das Wetter in den anderen Destinationen gewandelt hat.
Der Taifun rund um Taiwan machte auch vor uns nicht halt. Über den ganzen Tag hinweg bekamen wir in Osaka die Ausläufer zu spüren. Trotzdem zogen wir das Sightseeing Programm gekonnt durch und speisten ein ein einheimisches Lokal, wo es es nur Schweinefleischgerichte gibt. Mit vollen Magen ging es mit dem JR Railpass nach Kobe.
An der Hafenstadt Kobe prasselte es noch etwas doller auf die Massen herab. Somit hieß es mit den nassen Schuhen schnell rein in die Turnhalle. Ohne jegliche Kontrolle, außer dem Scannen des Qr-Codes, ging es ins Stadion. Hier ist von Regen nichts zu spüren, denn das Dach war zu.

Wir saßen rund 45 Minuten vor Anpfiff auf unseren Plätzen und direkt beim Warmmachen der Teams fingen beide Fanlager an zu singen und hörten bis zur Einlaufparade nicht mehr auf. Sowas habe ich bislang nur bei den Derbys in Skandinavien gesehen. Hut ab! Allgemein war der Support der beiden Fanlager richtig gut. Die Fans von Vissel Kobe sind gesanglich und von der Lautstärke deutlich besser, als manch etablierte Fanszene aus dem deutschen Profifußball. Das hat schon richtig Bock gebracht zu lauschen.

Auf’n Rasen gab es in der ersten Hälfte von der Truppe von Ex-HSVer Gotoku Sakai nicht so viel zu sehen. Es gab zwar einige Torschüsse aber nichts war wirklich zwingend. In der zweiten Hälfte spielten sie allerdings wie ein würdiger Meister und Tabellenführer und erzielten binnen sechs Minuten kurz nach der Hälfte die beiden Siegtreffer. Nachdem der direkte Konkurrent um die Meisterschaft aus Hiroshima gepatzt hat, steht Kobe nun drei Spieltage vor Schluss ganz oben.

Das NOEVIR Stadion liegt am Hafen von Kobe und ist ein kleines Schmuckstück. Ein wellenartiges Dach verziert das Stadion und innen drin, gibt es auf jeder Seite mehrere Ränge, wobei die Kurven deutlich niedriger sind, als die Längsseiten. Auf der Fanseite von Kobe haben sie unten drunter noch eine Stahlrohrtribüne eingebaut, damit die Ultras dichter am Spielfeldrand sind und mehr Supporters in deren Kurve passen. Erkennt man auf dem ersten Blick gar nicht. (mb)