SpVgg Greuther Fürth – 1. FC Nürnberg – 0:4

SpVgg Greuther Fürth – 1. FC Nürnberg – 0:4

20.10.2024
2. Bundesliga
Sportpark Ronhof
Zuschauer: 16.126

„273. FRANKENDERBY“

FÜRTH – Nach den internationalen Festspielen der letzten Wochen war es für mich an der Zeit, wieder etwas bodenständiger unterwegs zu sein. Also ging es am Freitagmittag von Schwechheim mit der Bahn ab nach Bayern zum Derbywochenende. Den Auftakt machte das Aufeinandertreffen von Würzburg und Schweinfurt im Mainfrankenderby, wobei sich die Kickers knapp mit 1:0 durchsetzten. Fast 7.000 Zuschauer sorgten für eine Rekordkulisse und den Auftritt beider Fanlager fand ich mit Blick auf die Spielklasse in Ordnung.

Ein vielversprechender Start, dem am Samstag mit Regensburg gegen Düsseldorf eine handelsübliche Zweitligapartie folgte. Mit Wehmut dachte ich dabei an den letzten Besuch vor 11 Jahren zurück, damals noch im alten Jahnstadion an der Prüfeninger Straße mit dem legendären Turm. Wie die Zeit doch rast…im Hier und Jetzt kickt der Jahn in einer modernen Arena direkt an der A3. Das Stadion dürfte sicherlich so manche Hochglanzbroschüre zieren, wenn in Amtsstuben zwischen Flensburg und Garmisch über einen Neubau sinniert wird. Auf dem Platz verloren die Oberpfälzer am Ende deutlich mit 0:3 und befinden sich mit nur einem Törchen am Tabellenende.

Getreu dem Motto „Erst die Pflicht, dann die Kür“ wackelte ich anschließend vom Süden der Stadt noch 40 Minuten zum Trainingszentrum am Kaulbachweg. Dort gewann immerhin die zweite Mannschaft in der Bayernliga Nord deutlich gegen Ammerthal. Übrigens boten beide Städte für mich als Dauerknipser genug Material und vielleicht schafft es bald ein Schnappschuss aufs Postkartenmotiv der Woche.

Nun aber genug des Vorgeplänkels. Der Sonntag stand ganz im Zeichen des Frankenderbys. Etwa zwei Stunden vor Anstoß traf ich bewaffnet mit zwei Flaschen Grüner in Fürth ein und gönnte mir am Rathaus noch mehr Gerstensaft. Aber nicht zu viel, schließlich sollte dieser Bericht vernünftig aussehen. Zum insgesamt 273. Mal standen sich die Spielvereinigung und der Glubb gegenüber: das meistausgespielte Derby Deutschlands, Greuther steht für Vestenbergsgreuth (und muss weg!), Legende Miro Klose beim FCN…man kennt die Plattitüden der Medienkollegen. Für den Landboten aber ist entscheidend aufm Platz und vor allem auf den Rängen!

Dort eröffneten die Färdder das Derby mit einer dreiteiligen Choreographie und zogen zunächst eine Blockfahne hoch. In schwarz-weiß gehalten und mit der Mahnung, die eigene Geschichte nicht verblassen zu lassen. Im zweiten Akt lösten die Fans den Stoff teilweise ab, sodass der Schriftzug SpVgg Fürth nun in Grün zu lesen war und forderten auf, die Historie als Auftrag für die Zukunft zu verstehen. Clever gemacht. Das Finale bildete der Vereinsname in großen Buchstaben, dahinter grüne und weiße Fähnchen. Das V blieb lange verdreht, konnte aber schließlich korrekt gezeigt werden. Leider kein Einsatz von Pyrotechnik.

Auf der anderen Seite starteten die Clubberer mit dem bekannten ANTI FÜ Schriftzug vorne auf einer großen Fahne, dahinter Schals sowie ein Schwenker mit der gleichen Botschaft. Dazu stieg schwarzer und weißer Rauch auf. Im Anschluss Schals gedreht, eine gute Portion roter Rauch und dem Ultrà Lebensstil gehuldigt.

Danach konnte es auch auf dem Rasen losgehen, wo beide zunächst auf Augenhöhe agierten. Erst nach circa 10 Minuten spielte Nürnberg mehr nach vorne und ging durch ein Traumtor aus 20 Metern in Führung. Die Gastgeber wirkten konsterniert, während der FCN einfach weitermachte und das zweite Tor nachlegte. Selbstverständlich Ekstase im Gästeblock und die Fackeln ploppten. Im Prinzip erstreckte sich der Gästeanhang bis zum Lohner und auch bei mir auf der Gegengerade konnten sich einige den Torjubel nicht verkneifen.

Das 0:2 zog stimmungsmäßig bereits den Stecker auf Heimseite. Die Mitmachquote schrumpfte auf einen Kern in der Mitte der Nordtribüne zusammen und nur bei den Sympathiebekundungen Richtung FCN kam mehr Lautstärke rüber. Die wiederum in bester Laune: im Minutentakt wurden Fackeln angerissen, manchmal begleitet von Rauchtöpfen und insgesamt gab der Gästeblock mit vielen Doppelhaltern und Fahnen ein farbenfrohes Bild ab.

Tzimas sorgte dann auch noch mit seinem zweiten Tor schon nach 35 Minuten für die Vorentscheidung. Denn zu fast keinem Zeitpunkt präsentierten sich die Fürther Spieler derbyreif und entwickelten wenig Druck nach vorn. Mit dem 0:4 kurz vor Schluss war die Demütigung perfekt und damit auch der erste Nürnberger Derbysieg in Fürth seit 2017. (hk)