1.FC Phönix Lübeck – SC Weiche Flensburg 08 – 1:2 n.V.
„BILDER FÜR DIE EWIGKEIT“
28.06.2021
SHFV-Sportschule Malente
Zuschauer: 250
MALENTE – Während in Kopenhagen, Amsterdam oder München vor zehntausenden Zuschauern gerade EM gespielt wird, regiert selbst im fortschrittlichen Corona-Land Schleswig-Holstein noch die eiserne Hand. Zweihundert Einlassberechtigungen sprach der SHFV für das Landespokalfinale aus, das auch in diesem Jahr mit Verspätung über die Bühne ging. Jeweils 100 Tickets pro Team. Mit welcher Berechtigung zum Beispiel den (Ex-) Bundesligaspielern Ahmet Arslan oder Stefan Schnoor Einlass gewährt wurde, blieb im Dunkeln. Vielleicht sind auch sie für die Lokalpresse unterwegs. Vielleicht aber auch Mitglieder von Phönix Lübeck. Zutrauen würde man es beiden.
Bei dem Spielort handelt es sich um die Sportschule des Landesverbands. „Der Geist von Malente“ errang im vergangenen Jahrhundert deutschlandweite Bekanntheit. Abgesehen von je drei Stufen pro Längsseite, geizt der Ground mit weiterem Ausbau. An dem schönen, alten Eingangstor kann man sich aber gut vorstellen, wie dort in den 80er-Jahren Jugendliche im Lacoste-Polo mit Leder-Mokassins und Fönfrisur auf ihre Bravo-Idole gewartet haben. Daher ist die – seit 2013 wiedereröffnete – Sportschule auch das Highlight der Anlage. Durch sie weht der gute Geist der Weltmeisterschaften 1974 und 1990, was an unzähligen Bildern an den Wänden aus diesen Jahren sichtbar wird.
Hatte man zunächst erwartet, dass die 100 Tickets nur an hochbetagte Ehrenpräsidenten und so weiter verteilt werden würden, so sah man sich getäuscht. Schon auf dem Weg zum Einlass wird ein Flensburger Mob gesichtet und auch Phönix hat die besten „Kern-Assis“ für das erste Pokalfinale seit 45 Jahren nach Malente geordert – jeweils etwa 25 Mann heizen ihren Lieblingen ein und freuen sich nach der langen Abstinenz auf diesen Tag. Dass die Kapazität arg gedrosselt ist, fällt daher gar nicht wirklich auf. Letztlich beziffert der Verband die Zuschauerzahl auf 250. Die Pferde auf der Gegenseite hat man wohl nicht mitgezählt und ein strenges Alkoholverbot herrscht natürlich obendrein. Immerhin bietet man Rhabarberkuchen für einen schmalen Taler an. Der Sieg auf den Rängen geht genauso wie das Gebolze auf dem Platz an Flensburg. Wenn auch jeweils knapp. Die Fördestädter kommen besser ins Spiel, erzielen recht schnell den Führungstreffer. Lübeck beißt sich aber in die Begegnung zurück, wehrt kurz vor Schluss noch zwei Großchancen des Gegners ab und schießt aus kurzer Distanz in der 89. Minute den Ausgleich.
Den Spielern stehen weitere Qualen bei hochsommerlichen Temperaturen in der Verlängerung bevor. Die fehlende Spielpraxis aus dem letzten halben Jahr sieht man beiden Regionalligisten deutlich an. Der Flensburger Torschütze Kramer schleppt zum Beispiel unübersehbar ein paar Extrakilos mit sich herum. Phönix scheint die Gunst der Stunde zu nutzen und bleibt in der Verlängerung am Ball. Doch Weiche erzielt fünf Minuten vor dem Ende per Kopf den glücklichen Siegtreffer. Das Zustandekommen des Flensburger Erfolgs interessiert morgen niemanden mehr, aber die Bilder von der Mannschaft mit dem Pokal bleiben für die Ewigkeit. Genauso wie die Schnappschüsse an den Wänden in der Sportschule Malente.
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