GS Ilioupolis – Aigaleo FC 2:0

Kaliméra (Guten Morgen) und herzlich willkommen zur neuen Ausgabe der BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (33) – heute präsentieren wir euch das Dimotiko Stadio Ilioupolis!

Das Stadion der Heimmannschaft von GS Ilioupolis, die in der Super League Greece 2 Group 2 spielen, liegt im südöstlichen Teil der Stadt Athen inmitten des Stadtteils Ilioupoli.

Geiler Oldschool-Ground mit dem gewissen Charme, schon gut ranzig und viele Graffitis der heimischen Ultras. Mit den Bergen im Hintergrund und den angrenzenden Häusern, hat es seinen Reiz und weiß zu gefallen.


Dimotiko Stadio Ilioupolis.
Aufnahme: 03.12.2023
GS Ilioupolis – Aigaleo FC 2:0

Atromitos FC – Olympiacos FC – 1:2

Atromitos FC – Olympiacos FC – 1:2

„SOMMER, SONNE, GÄSTEFANS“

19.01.2025
Stadio Peristeriou
Stoiximan Super League
Zuschauer: 1.792

PERISTERI – Der sonnige super Sonntag in Athen begann bei zwei leckeren Getränken auf der Lykavittos Aussichtsplattform. Von dort hat man den besten Blick auf Athen. Mit der Seilbahn ging es wieder runter und wir machten uns auf’n Weg nach Peristeri, den bevölkerungsreichsten Vorort Athens. Gemütlich gingen wir die Gassen zum Stadion entlang und sahen schon einige Leute mit roten Schals. Sind hier heute tatsächlich Gäste erlaubt? Die Antwort lautet: Ja! Olympiacos durfte fahren.
Mit kleiner Vorfreude und ohne jegliche Einlassprobleme gingen wir ins Stadion und gönnten uns im Vereinsheim einen Snack und zwei leckere Kaltgetränke. Ein Vereinshein mit direkten Zugang von der Tribüne in einer Top 20 Profiliga in Europa habe ich auch noch nicht oft gesehen. Die Vereinsheime in Hollands erster Liga sind ja nicht wirklich so ausgerichtet, dass man von dort das Spiel verfolgen kann

Rund 20 Minuten vor Anpfiff setzten wir uns auf unsere Plätze und genossen die Sonne und die ersten Gesänge aus dem Gästeblock.
Zum Anpfiff waren dann auch die Heimfans sichtbar, nur leider für uns so schlecht einsehbar, dass man den Mob nicht fotografieren konnte. Auf’n Rasen habe ich in den ersten 40 Minuten noch nie eine so dominante Mannschaft wie Olympiacos gesehen. Die Gäste hatten gefühlt 97 Prozent Ballbesitz und gingen auch mit 2:0 in Führung. Nach der ersten Ecke und allgemein der ersten Aktion von Atromitos in der 37. Minute konnten die Hausherren tatsächlich das 1:2 erzielen. In der zweiten Hälfte passierte bis zur letzten Minute gar nichts. Atromitos kam noch einmal in den Strafraum und holte einen Elfmeter raus. Unglaublich! Der Schütze trat an, verschoss und das Spiel war vorbei. Extase im Gästeblock und leere Gesichter auf der Heimseite.

Die heimischen Fans sitzen auf der überdachten Tribüne oder auf der offenen Gegenüber. Die Hintertorseite ist wahrscheinlich nur noch Deko. Die Gäste haben einen eigenen Block schräg hinter der Laufbahn. Leider verlaufen sich hier bei so einem großen Spiel auch keine 2.000 Leute. Ob das mit den personalisierten Tickets zu tun hat? (mb)

Foggia Calcio 1920 – SSD Latina Calcio 1932 – 1:0

Foggia Calcio 1920 – SSD Latina Calcio 1932 – 1:0

„EINE VERDAMMTE MINUTE!“

19.01.2025
Serie B
Stadio Pino Zaccheria
Zuschauer: 4.784

FOGGIA – Dass es in Foggia schon seit Wochen wegen dem Verband grummelte, lag auf der Hand. Am 13. Oktober vergangenen Jahres waren vier Ultras auf dem Weg von einem Auswärtsspiel in Potenza im Auto verunglückt und gestorben. Eine italienweite Gedenkminute wurde Foggia verweigert und es gärte rund ums „Stadio Pino Zaccheria“. Als nun, am vergangenen Wochenende, in den Stadien im Stiefelland eine Schweigeminute zu Ehren der 89-jährig verstorbenen Torwartlegende Fabio Cudicini abgehalten wurde, erreichte die Stimmung ihren Siedepunkt. Viele Fanszenen in Italien „crashten“ aus Protest die ehrenvolle Minute.

Foggia hatte an diesem Wochenende ein Auswärtsspiel in Monopoli. Zum jetzigen Heimspiel gegen Latina konnte man gespannt sein, ob die Proteste und „Scharmützel“ weitergehen. Zumal die „Curva Nord“ erst in diesem Jahr nach einem Stimmungsboykott wieder das Megafon zur Hand genommen hatte. Und es passierte was, so viel sei vorausgesagt. Nebenbei stand für beide Teams ein enorm wichtiges Match ins Haus. Ganz wichtige Punkte wurden verteilt, entweder für Latina auf dem erstmöglichen Abstiegsplatz oder Foggia, einen Rang höher.

Beinharter Abstiegskampf in der Serie C war vorprogrammiert. Und so fühlte es sich 90 Minuten an, was nicht zuletzt vom bröckelnden Charme der Spielstätte beflügelt wurde. In den 90er-Jahren war Foggia fester Bestandteil der Serie A. Brian Roy oder Dan Petrescu liefen für den Verein in der damals besten Liga der Welt auf. Die internationalen Stars sind längst verflogen, spätestens als Foggia nur wenig später in der Viertklassigkeit landete, waren sie alle weg. Was geblieben ist: Ein Stadion aus einer anderen Welt. Das „Pino Zaccheria“ ist eindrucksvoller Zeuge der italienischen Blütezeit im europäischen Klubfußball. Die Tifosi verteilen sich auf vier Seiten, zweistöckig, eng und steil ohne Ende. Überall tropft und gammelt es. Mindestens genauso präsent im Stadion wie die Curva Nord: Der Zahn der Zeit.

Gute Überleitung: Kommen wir zum Kurvenspektakel! Tatsächlich war alles auf den „Trauerprotest“ für die vier Ultras getrimmt: Michele, Gaetano, Samuele und Samuel – die verstorbenen Foggia-Ultras. Mit Plakaten und einem Schweigeprotest ging die Curva Nord ins Spiel. Nach kurzer Zeit pulverisierte ein brutaler Support die Stille und an der „Frontline“ gingen rote Lichter an. Das wiederholte sich mehrmals im ersten Durchgang. Zudem wurden ohrenbetäubende Kanonenschläge gezündet und Fackeln auf’s Spielfeld geworfen. So viel Thetralik man den Italienern immer vorwirft: Die Fackeln landeten zügig hinter der Linie und weiter ging es, ohne Unterbrechungen oder sonstigen Zinnober.

Gegenüber, auf der Curva Sud, klaffte in den ersten 45 Minuten ein Loch, das auf Stoff mit der Forderung „Canonico Vattene“ geschmückt war. Die Curva forderte den Kopf von Vereinspräsident Nicola Canonico. Nach der Halbzeit füllte sich die Tribüne und der Support verlagerte sich etwas mehr auf die „Sud“. In Foggia gibt es zwei Ultra-Gruppen auf der Nord- und auf der Südseite des Stadions. Auch hier Widmungen an die verstorbenen Jungs und Dauersupport. Insgesamt wurde 90 Minuten Alarm gemacht, gezündet und gesungen. Auch wenn es ein trauriger Anlass war, so kann man diese Szenerie nur als beeindruckend beschreiben.

Das übrige Publikum klatschte hin und wieder Beifall, sonst gab es kaum Reaktionen. Mit einer Ausnahme: Der Gästeblock! Latina flaggte mit Verspätung an, eine Busladung Ultras supportete die komplette Spielzeit solide durch und entrollte in der zweiten Hälfte ein Plakat mit der Aufschrift: „Michele, Gaetano, Samuele en Samuel – Ultras per sempre!“. Ultras für immer. Dafür gab es – zu Recht – Applaus aus dem ganzen Zaccheria. Übrigens das einzige Mal, denn beim Siegtor, kurz nach der Pause, quittierten die Ultras in der Curva Nord die Führung mit Pfiffen.

Auch verschwand die Heimelf nach dem Abpfiff zügig in den Katakomben, ließ sich nicht – wie üblich – von den Fans abfeiern. In Foggia brodelt es und vermutlich geht dieser Umstand weit über diese 1 Minute des Schweigens hinaus. „Hässliche Szenen in Italien“, würde es wahrscheinlich hierzulande aus den beitragsfinanzierten Medien gellen – wenn sie denn Kenntnis von dem Drama in Apulien hätten. Der Schwechheimer Landbote hingegen war hin und weg von so viel Ultra-Folklore und Fankultur. Und wenn es der Verband nicht hinkriegt, dann schweigen wir jetzt einfach mal alle nach Beendigung dieser Zeilen – eine verdammte Minute! Das ist so wichtig. (mm)

NAC Breda – FC Twente – 2:1

NAC Breda – FC Twente – 2:1

“NACHTFAHRT, ÜBERRASCHUNG UND EIN HIGHLIGHT”

19.01.2025
Rat Verlegh Stadion
Eredivisie
Zuschauer: 18.597

BREDA – Am Vorabend stand ein Highlight im Hamburger Volksparkstadion an: Der 1. FC Köln gastierte als Spitzenreiter in der Hansestadt. Die Planung für das Wochenende beinhaltete den Zweitligakick und am Sonntag einen Doppler in zwei Nachbarländern. Das Topspiel in Hamburg bei eisigen Temperaturen war aus sportlicher Sicht von vielen Fehlpässen und vermeintlicher Angst im Spielaufbau auf beiden Seiten geprägt. Der HSV erzielte schließlich nach einem Elfmeter im Nachschuss das Tor des Tages und übernahm gleichzeitig die Tabellenführung.

Nach dem Spiel ging es für mich nach Altona, wobei ich das entstandene Chaos um die An- und Abreise souverän meisterte. Im beliebten Hamburger Stadtteil steuerte ich zur Stärkung zunächst „Köz Urfa“ an. Ein bekanntes Restaurant direkt am Altonaer Bahnhof, welches an dieser Stelle gerne als Imbiss-Tipp unsererseits verstanden werden darf. Für alle, die mal Zeit zum Überbrücken an diesem Fernbahnhof haben.

Zumindest ist es aktuell noch ein Fernbahnhof, denn die Planungen für den neuen Bahnhof Diebsteich und diverse Bauarbeiten laufen schon. Von dort sollen dann die Fernzüge in alle Himmelsrichtungen rollen und in Altona nur noch die S-Bahn halten. Das dauert aber sicher noch viele Jahre. Die Anreise nach Breda erfolgte mit dem ersten Eurocity aus Hamburg über Osnabrück und Deventer, Abfahrt um 04:21 Uhr. Von daher noch einmal danke an den verspäteten Anpfiff im Stadion, was ein bisschen Zeit von der Uhr nahm. Nach dem Essen ging es in die Kneipe “Laundrette”. Die Lokalität überzeugt mit Musik, selbstgebrautem Bier und guter Stimmung. Ideal, um die Zeit bis zur Abfahrt rumzukriegen. Hamburg ist einfach eine geile Stadt. Als gebürtiger Hamburger und Vielreisender vergesse ich den Umstand manchmal, was für ein Glück ich eigentlich vor der eigenen Haustür habe! Am Ende war ich fast traurig, dass der Zug fährt.

Beim Umstieg in Osnabrück noch einen weiteren verrückten Hopper eingepackt und ab ging es ins Nachbarland. Der Umstieg in Deventer wurde knapp verpasst, Ankunft in Breda war dann doch erst um 11:30 Uhr statt wie geplant 50 Minuten früher. Alles war aber durchorganisiert und auch kein Problem, denn ein Redakteur des Landboten wartete auf uns am Bahnhof. Wir parkten 30 Minuten vorm Anpfiff ohne Probleme in einer Seitenstraße am Stadion. Den fünfminütigen Fußweg zum Fanshop leicht abgespult und die Tickets abgeholt. 23,50 Euro für die erste Liga ist in Ordnung und die Beschaffung der Tickets leicht, weil Breda ein sogenanntes “Groundhopper-Formular” via Internet anbietet. So soll es sein! Danke an den NAC Breda, beim nächsten Mal noch gerne mit echten Tickets statt print@home. Na ja irgend etwas gibt es immer zu meckern.

Die Gäste aus Enschede waren über unserem Block und die Stimmung im Stadion war für niederländische Verhältnisse echt in Ordnung. Die Hüpfeinlagen der Fans von Breda erreichten eine gute Lautstärke. Der Spielverlauf und besonders der unerwartete Heimsieg für NAC hatten daran natürlich einen Anteil. Kampfstarke Gastgeber und schwache Akteure bei Twente (besonders in der ersten Halbzeit) sorgten für ein spannendes Spiel.

Nach dem Anschlusstreffer von Twente war es soweit. Ein absolutes Highlight in meiner Hopperkarriere: ein Schuss vom Rand des Strafraums rutschte ab und landete perfekt in meinen Händen. Zum Glück hatte ich dank der Kälte sowieso meine Torwarthandschuhe eingepackt! Nachdem es mit der eigenen Karriere den Bach runterging, zeigte ich hier beste fußballerische Fähigkeiten. Davon musste natürlich ein Foto geschossen werden!

Im Anschluss an die Partie ging es beim Kollegen im Auto weiter nach Belgien, wo das Hochsicherheitsspiel in Sint-Truiden auf die Reisebesatzung wartete. Eintrittskarten gab es vorab online und der Verkauf wurde 24 Stunden vor Anpfiff eingestellt. Keine Tageskasse vor Ort, was für ein Quatsch! Den vierten Mitfahrer der Tour begrüßte man auch noch im Stadion, der extra aus England anreiste. Verrückt was viele Menschen sich auf die Fahne schreiben, um die Ligen der Welt zu komplettieren. Irre, geil und vor allem eins: Weitermachen!

Nach einem erneut spannenden Kick mit gutem Gastauftritt von Standard standen knappe 5 ½ Stunden Rückfahrt nach Hamburg an. Danke an den Fahrer, denn an diesem Sonntagabend hätte ich das Steuer nicht mehr bewegen können. Irgendwann gleicht sich alles wieder aus und auch ich setze mich für neue Grounds bald wieder hinter das Lenkrad! (tp)

Newcastle United – AFC Bournemouth – 1:4

Newcastle United – AFC Bournemouth – 1:4

„VOM LADENSCHLUSS ZUR LADENÖFFNUNG”

18.01.2025
St. James Park
Premier League
Zuschauer: 52.227

NEWCASTLE – Nachdem der EasyJet Flug vergangene Woche gestrichen wurde, hob derselbe Flug nur eine Woche später pünktlich vom Hamburger Flughafen nach Manchester ab. Da in dem Flugzeug zufällig auch ein guter Kollege an Board war, wurde sich dazu entschieden, die Abendstunden bis zum ladenschluss im Wetherspoon zu verbringen. Kurze Zeit später trennten sich unsere Wege, da ich den Nachtbus nach Newcastle antrat.

National Express als Busunternehmen kann ich definitiv weiterempfehlen. Pünktliche Abfahrt und Ankunftszeit, bequeme Sitze, genügend Beinfreiheit und W-Lan. Was will man mehr? Ein Hotel ist zumindest in dieser nacht nicht notwendig gewesen.
Einziges Manko: Der Bus erreichte Newcastle bereits um 04:00 Uhr früh, als die letzten Party People auf sich aufmerksam machten. Für mich begann die Suche nach einem warmen Ort und schnell wurde ich am Newcastle Bahnhof fündig.
Erst war es eine beheizte und saubere Toilette, zwischendurch wanderte ich zu McDonald’s mit der Feststellung, dass der Sitzbereich noch geschlossen war und zurück am Bahnhof entdeckte ich einen halbwegs beheizten Wertebereich am Gleis vier.

Die Zeit verging schließlich schneller als erwartet und zum Sonnenaufgang machte ich einen kleinen Abstecher zum Castle und zur Tynbridge, ehe es zu dem am Ufer gelegenen Wetherspoon ging. Pünktlich zur Ladenöffnung wurde der Pub betreten und ein kleines Frühstück bestellt.

Nach der Stärkung und diversen Heißgetränken besuchte ich noch das Geschäft: “The Back Page”. Hierbei handelt es sich um einen Shop, welcher Fanartikel unterschiedlicher Vereine, Spieltagsheft, Bücher und anderen sehenswerten Stoff verkauft. Wer in der Stadt ist, sollte unbedingt vorbeischauen. Der Besuch lohnt sich und der Shop ist praktisch direkt am St.James Park.

In dieses Stadion ging es dann eine Weile später auch. Die Karte konnte über den AFC Bournemouth im Away End organisiert werden. Eine Erfahrung, die bis zu diesem Zeitpunkt noch gefehlt hat. Nützlich ist die AFC Bournemouth Away Option aber definitiv. Karten sind in dem meisten Fällen sonst nur mit einer Mitgliedschaft, einem VIP Angebot oder über den überteuerten Zweitmarkt zu bekommen.

Eine neue Erfahrung war es außerdem, bei einem Premier League Spiel 90 Minuten zu stehen. Zwar hätte ich erwartet, dass die Mannschaft hier abgeschossen wird und sich relativ zügig wieder hingesetzt .
Es kam allerdings alles anders. Abgeschossen wurde nämlich der Gastgeber. Nach einem druckvollen Start führten die Gäste bereits nach wenigen Minuten mit 0:1. Newcastle entwickelte im Spiel zu wenig Gefahr und konnte lediglich den 1:1 Ausgleich nach einer Ecke erzielen. Im zweiten Durchgang erarbeiteten sich die Gäste mit einem tollen Einsatz drei weitere Tore und feierten den überraschenden und deutlichen Auswärtssieg. Eigentlich sollte es nun noch zum zweiten Spiel gehen. Da dieses und weitere Ansetzungen wegen Frost aber abgesetzt wurden, ging es statt zum zweiten Game zurück zum Wetherspoon. (fj)

Brentford FC – Manchester City – 2:2

Brentford FC – Manchester City – 2:2

“ABGERECHNET WIRD ZUM SCHLUSS“

14.01.2025
Gtech Community Stadium
Premier League
Zuschauer: 17.048

LONDON – Abgerechnet wird bekanntlich erst zum Schluss und so war es auch am vergangenen Dienstag in der Premier League zwischen Brentford und den Himmelblauen aus Manchester. Eine packende Partie, bei der sowohl spielerisch als auch emotional alles geboten wurde, endete mit einem Unentschieden. Letzteres gilt allerdings nur für die Supporters der Bees, welche im Gegensatz zu den Skyblues durchgehend für eine super Stimmung sorgten. Von englischen Heimfans so noch nie erlebt, eine 10 von 10! City im Away End dagegen enttäuschend.

In der ersten Halbzeit -immer ein Auge auf Haaland gerichtet- versuchten beide Mannschaften auf Biegen und Brechen ein Tor zu erzielen, gelingen sollte es aber erst einmal nicht. Haaland war meist von zwei bis drei Verteidigern umgeben, verlor schnell die Lust und latschte meist nur gelangweilt über den Rasen. De Bruyne fiel da mit ein paar guten Hereingaben schon wesentlich positiver auf. Bei Brentford gefiel mir besonders Bryan Mbeumo. Über rechts außen ging über ihn oft richtig die Post ab und die Gäste gerieten mehrmals in Straucheln. Für ein Tor reichte es aber zunächst nicht. Nach einem schnellen Bier in der Halbzeitpause kamen beide Teams wieder mit Tempo aus der Kabine.

In der 66. sowie 78. Minute netzte dann aber Foden doppelt für die Citizens. Die Gastgeber ließen sich trotzdem nicht entmutigen und gaben weiter Vollgas, was belohnt werden sollte. Acht Minuten vor dem Ende erzielte Yoane Wissa den Anschlusstreffer und trug sich damit in die Geschichtsbücher von Brentford ein: Mit 37 Toren hat er so oft für die Bees getroffen wie kein anderer bisher. Nun war wieder alles drin und die Jungs aus West London drückten mächtig auf den Ausgleich.

Zur 90. Minute zeigte der vierte Offizielle mindestens fünf Minuten Nachspielzeit an. Zwei Zeigerumdrehungen später war es so weit und der Ex-HSVer Christian Nørgaard köpfte in der 92. Minute das 2:2! Auf den Rängen jetzt totale Ekstase, „Spettacolo“ wie Hilko sagen würde. Für noch mehr langte es nicht, aber glücklich lief ich zum nächstbesten Co-op. Dort versorgte ich mich mit einem Sandwich sowie einem eiskalten Punk IPA und wackelte zurück zum Hotel.

Bezieht sich „Abgerechnet wird zum Schluss“ wirklich nur auf das späte Tor für Brentford? Wird man je einen Bericht von mir finden, in dem es wirklich nur um die 90 Minuten im Stadion geht? Höchstwahrscheinlich nein. Auch ich kann sagen: „Abgerechnet wird zum Schluss“ und konnte meine kleine Exkursion nach England positiv beenden. Seit Jahren gehören ein bis zwei Trips auf die Insel zum festen Bestandteil der Winterzeit. Meist einmal zum Boxing Day oder Jahreswechsel und meist ein zweites Wochenende im Januar zum FA Cup. Ich fiebere schon gewissermaßen auf die Touren hin. Allerdings bin ich im Endeffekt vor Ort auch wieder froh, wenn sie sich dem Ende zuneigen. Diesmal verspürte ich das mehr als je zuvor und ich sollte endlich lernen es bei kurzen Wochenendausflügen belassen.

Warum? Schon zum zweiten Mal machte ich den Fehler und verbrachte fast eine gesamte Woche in UK. Die vorherige Tour war keine zwei Wochen her und so freute ich mich nur bedingt auf das Full English Breakfast. Auch der restliche Schmierfraß konnte schnell nicht mehr überzeugen. Ob Masala Curry, Fish & Chips, Bangers & Mash, Pizza, Burger oder Chicken Kickers: die Speisekarte im Wetherspoon wurde restlos durchgespielt und so langsam konnte ich das alles nicht mehr sehen.

Unabhängig von der gleichbleibenden Kulinarik hielt der Montag immerhin noch ein kleines neues Erlebnis für mich bereit. Bei Carshalton in der siebthöchsten Spielklasse sah ich zum ersten Mal ein Spiel im Non League Bereich. Am Dienstag war ich allerdings dann doch recht froh, dass der letzte Tag meiner kleinen Reise anbrach. Hohe Erwartungen hatte ich nicht und doch kam alles anders: Eins der besten Spiele, die ich je gesehen habe und dazu für englische Verhältnisse eine atemberaubende Atmosphäre. Was für ein geiles Ende der Tour und: abgerechnet wird zum Schluss. (hd)

U.S. Salernitana – U.S. Sassuolo – 1:2

Buongiorno aus Salerno!
Das Stadio Arechi ist für den leidenschaftlichen Groundhopper ein absoluter Traum und für die Redaktion eine verdiente BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (32).
Das Stadion steht direkt am Wasser und besitzt einen eigenen Bahnhof und sehr viele Parkplätze. Dazu zieht es hier wie Hechtsuppe, da der Wind hier schnell von der Waterfront aufzieht. Dies vergisst man ganz leicht, wenn auf einen der vier Tribünen Platz nimmt, den Blick auf die drei Ränge und den Berg im Hintergrund schweifen lässt.
Wer den Vesuv besteigen will, sollte unbedingt einen Abstecher in Salerno machen, um den Salernitana FC zu besuchen. Wer weiß wie lange dieses Prachtexemplar aus Italien noch bestand hat.

Stadio Arechi
Aufnahme: 12.01.2025
U.S. Salernitana – U.S. Sassuolo – 1:2

SSC Napoli – Hellas Verona FC – 2:0

SSC Napoli – Hellas Verona FC – 2:0

„CIAO DANIELE – MARADONA PASST AUF DICH AUF“

12.01.2025
Stadio Diego Armando Maradona
Serie A
Zuschauer: 54.726

NEAPEL – Nach 27 Monaten ging es endlich wieder nach Italien. Warum ich so lange nicht im Land der Pizza & Pasta war, weiß ich leider selbst nicht. EasyJet lieferte uns am Freitag Abend im windigen und verregneten Neapel ab und die Taximafia versuchte selbst über Uber uns abzuziehen. Auf dem Taximeter standen 14,20 Euro, bei Uber hat der Taxifahrer 25 Euro eingetragen und wir sollten abzüglich einer „Aktion“ 20,80 Euro zahlen. Dies meldete ich den Support und zahlte dann natürlich 14,20 Euro.
Am Samstag ging es nach Pompeii, Casterta und im strömenden Regen zum Drittliga Verein Castertana FC. Am Sonntag fuhren wir zuerst nach Salerno und bestaunten ein Bilderbuchbude. Danach gab es Aperol Spritz und Pizza für einen günstigen Kurs, den man in Deutschland nie mehr bekommen würde.

Am Abend war es dann endlich so weit. Das Stadio Diego Armando Maradona öffnete seine Tore für uns und wir kamen super schnell auf unsere Plätze. Rund 10 Minuten vor dem Anpfiff wurde es dann richtig Emotional. Daniele, ein 13 jähriger Napolitaner ist letzten Samstag viel zu früh an Leukämie verstorben. Seinen letzten Wunsch die Spieler vom SSC Napoli kennenzulernen erfüllte der Verein im Sommer. Fortan war Danielle ein Teil der großen Napoli Familie und reiste des öfteren mit der Mannschaft zu den Spielen. Seine Familie stand im Innenraum, es gab eine Schweigeminute und ein italienischer Klassiker wurde frenetisch von den 54.726 Zuschauern mitgesungen. Dazu kullerten nicht nur bei Antonio Conte und den Eltern ein paar Tränen, sondern auch bei vielen im Publikum. Der Fußball hält besonders in den schlimmsten Zeiten zusammen und verbindet. Ciao Daniele, Diego wird auf dich aufpassen!

Kurz danach wurde angepfiffen und ehe die Eltern von Daniele ihren Platz eingenommen haben, stand es auch schon 1:0 für die Hausherren. Der Tabellenführer erspielte sich in den ersten 15 Minuten noch weitere Großchancen heraus, verwaltete danach aber hauptsächlich die Partie. In der 61. Minute konnte Andre-Frank Zambo Anguissa mit einem Fernschusstor den Deckel drauf machen. Für Hellas gab es hier heute nichts zu jubeln.

Ein Tor hätten sie eh nur unter sich bejubeln dürfen, weil die örtlichen Behörden die Anreise nach Neapel für alle Fans aus Verona untersagten. Manch ein Deutscher kennt dies ja leider auch schon zu gut. Fanszenen gibt es trotzdem zwei. Die Curva Sud & Nord ziehen über 90 Minuten ihr eigenes Programm durch und sorgen in ihren Kurven für gute Stimmung. Ich mag sowas eigentlich nicht, aber das Stadion zieht sich durch die Laufbahn und die Struktur sehr in die Länge, wodurch man die andere Seite kaum hören kann. Dazu platzieren sich die Ultras und der Großteil der Zuschauer in den Oberrang, weil das Stadio Diego Armando Maradona wahrscheinlich das einzige Stadion in Europa ist, wo man im Unterrang absolut beschissen gucken kann. Dementsprechend werden die Karten im Unterrang auch für kleines Geld an den Mann gebracht.

Zusammengefasst kann man sagen, dass die Stadt Neapel Maradona und ihren SSC lebt. Eine Stadt die so sehr mit dem heimischen Verein verbunden ist, gibt es selten.“ Forza Napoli, Napoli per sempre“ ist der erste Satz nach der Geburt und auch das Codewort um in den Fußballhimmel zu Maradona und Daniele zu kommen. (mb)

Leeds United – Harrogate Town – 1:0

Leeds United – Harrogate Town – 1:0

“EV RENTAL CAR TREIBT REPORTER AN SEINE GRENZEN“

11.01.2025
Elland Road
FA CUP
Zuschauer: 35.584

LEEDS – Nachdem ich bereits zum Jahreswechsel in Birmingham verweilte, zog es mich am FA CUP Wochenende wieder nach UK. Mit Fullham, High Wycombe, Rotherham, Mansfield und Ipswich war schnell ein gutes Programm gefunden. Das Spiel in Mansfield wurde durch „Frozen Pitch“ abgesagt. Glücklicherweise war nach dem Kick in Rotherham auch Leeds mit unserem Mietwagen erreichbar. Meine Kollegen vom Schwechheimer hatten glücklicherweise zwei Zutrittsberechtigungen über, da deren Flugverbindung aus Hamburg ausgefallen ist. Das Spiel war bereits weit im Vorraus Sold Out. Der Weg nach Leeds sollte uns erneut auf eine Geduldsprobe stellen. In Heathrow haben wir ein Elektroauto bekommen, da alle Verbrenner vergriffen waren. Das Modell des US-Autoherstellers verfügt gerade mal über eine Reichweite von 200 Meilen. (320 Kilometer)
Ständig mussten wir die Karre wieder von 15% auf 80% laden. Der Vorgang dauert je nach Charger immer zwischen 40-50 Minuten, da das Auto nur maximal 70kW einspeist. Soweit so gut, wäre da nicht das Problem des Bezahlvorgangs: Egal ob Shell Recharge, Tesla Super Charger, Inoty oder, oder, oder: Es funktionierte einfach selten! Mal lief die App nicht, mal wurden vier (!) verschiedene Kreditkarten nicht akzeptiert, mal waren die vorhandenen Charger im Arsch. Irgendwas war immer. Einzig und allein das Porsche Destination Centrum Towcester lieferte solide ab. Auto an Charger angeklemmt, und ohne My Porsche App oder Bezahlung von 10% auf über 80 vollgeballert. Währenddessen konnte ein Toilettengang inkl. Verkostung von Kaltgetränken bei Porsche verzeichnet werden. Cheers Mates! Im Nachhinein stellte sich heraus, dass Porsche UK ab und an die Charger zur freien Verfügung stellt, um potenzielle Neukunden zu werben.

Zurück nach Leeds: Mit einem Puffer von 14 Minuten stiegen wir in direkter Stadionnähe aus dem Auto und waren gerade so zum Anpfiff im inneren der Elland Road. Top Ground, richtig schön eng und vier verschiedene Tribünen, typisch britisch eben. Der Schlag Mensch vor Ort gefiel mir richtig gut und man merkte schnell, dass die Leute hier wegen dem Fußball ins Stadion gehen und nicht wegen einem „Event“, wie beispielsweise bei West Ham United, Tottenham oder Manchester City. Auf dem Platz wurde ein schnelles und attraktives Spiel geboten, wobei Leeds klar die Kontrolle gewährleisten konnte. Mit 66% Ballbesitz langte es für die Hausherren, ein einziges Tor zu erzielen. Harrogate, im Awayend ähnlich ungefährlich wie auf dem Rasen. Der Gästeblock war zwar restlos ausverkauft, los war allerdings nichts. Das hätte Leeds besser gemacht, denn:

  • Leeds bringt mehr mit ! –

Ähnlich schwach präsentiere sich auch der Auftritt der Bistrol Rovers, welche wir am nächsten Tag in Ipswich begleiten durften. Alleine gings für mich noch zwei Tage weiter in London. Mit einem 7. Liga Spiel und dem Premier League Spiel zwischen Brentford und Manchester City wurde die Zeit gut verbracht. Ansonsten gab es einige Besuche im Wetherspoon und ein wenig Sightseeing. England im Januar, alle Jahre wieder schön, jetzt langt es aber auch wieder für eine gewisse Zeit! (hd)

Holstein Kiel – Borussia Dortmund – 4:2

Holstein Kiel – Borussia Dortmund – 4:2

“DIENSTAGABEND, FLUTLICHT & ÜBERRASCHUNGEN”

14.01.2025
Bundesliga
Holstein-Stadion
Zuschauer: 15.034

KIEL – Die Kieler Störche in ihrem ersten Jahr in der Bundesliga. Als erster Verein aus Schleswig-Holstein überhaupt. Schnell war für mich klar, diesen Kracher unter der Woche wollte ich mir nicht entgehen lassen. Borussia Dortmund an der Förde, ein Anblick, den sich viele Fans gewünscht haben. Als neutraler Beobachter ein Leckerbissen! Im letzten Jahr durfte die Anhängerschaft aus Nordrhein-Westfalen zum Champions-League-Finale nach London reisen. Was für ein Kontrastprogramm, am Dienstagabend steht man nun im neuen Gästeblock auf der Stahlrohrtribüne hinter dem Tor.

Zu meinem Jahresanfang brauch ich nicht viele Worte verlieren, frozen pitch, Flugverspätungen und Flugausfall. Die Motivation erreichte ihren Tiefpunkt, nachdem der Flug HH-MAN am Freitagabend flöten ging. Die Stadien in Liverpool und Leeds stehen weiterhin auf meiner To-do-Liste. Ich war der einzige aus der Reisegruppe, der sich gegen jeden Alternativplan wehrte. Am Sonntag motivierte ich mich für einen Besuch in Groningen. Es sollten Kräfte gesammelt werden, denn das Jahr startet von vorne. Reichlich Chaos erlebt, geheult wird zuhause und einfach mal machen. Ab jetzt geht es steil bergauf!

Positiv hervorzuheben für meinen ersten neutralen Besuch in Kiel: Das Ticket für den alten Gästeblock, welcher jetzt in den Heimbereich integriert wurde, kostet 17€. Fußball muss bezahlbar bleiben und für alle Schichten der Gesellschaft erreichbar sein! Das ist hier definitiv erreicht, Zuschauer bekommen immerhin auch die Bundesliga zu sehen. Zudem habe ich selten ein Stadion erlebt, welches einen sehr guten Shuttle-Verkehr anbietet wie in Kiel. Der Abpfiff war um 20:33 Uhr und um spätestens 21:00 Uhr waren wir am Kieler Hauptbahnhof. Dazwischen liegen noch ungefähr 15 Minuten Busfahrt. Richtig gut!

Was erwartet man eigentlich von einem solchen Spiel? Wieso zur Hölle besucht der Redakteur zum sechsten Mal das Stadion, ohne Fan von irgendeiner teilnehmenden Mannschaft zu sein? In erster Linie geht es um Fußball, in der Hoffnung ein gutes Spiel zu sehen. Oftmals wichtiger ist mir ein guter Auftritt der Fanszene und/oder der Gäste-Szene. Ich hätte es nicht erwartet, dennoch waren beide Seiten heute sehr gut aufgelegt. Die Ohrwürmer der Woche kamen definitiv aus dem Gästeblock. Ob zur Melodie von “Last Christmas” oder dem überall bekannten “Und wenn du das Spiel gewinnst”. Balsam für das angeschlagene Jahr 2025 war es definitiv. Danke dafür!

Die Störche führten zur Halbzeit mit 3:0, mir fehlten die Worte. Von dem Heimteam war es eine verdammt gute Arbeit auf dem Platz. Ob gegen den Ball, nach vorne oder im taktischen Verhalten. Hätte mir eine Person vor dem Spiel gesagt, zur Halbzeit steht es 3:0, ich hätte mit dem Kopf geschüttelt. Wahnsinn! Die Dortmunder kamen gar nicht in das Spiel, kaum Offensivaktionen, eventuelle Angst und ein schwieriges Geläuf.

In der zweiten Halbzeit kam es, wie es kommen musste. In der 71’ Minute trafen die Ruhrpottler in das Tor von Holstein. Die Anfeuerungen im Gästeblock wurden lauter. In meinen Augen der einzig hoffnungsvolle Spieler am Abend: Jamie Gittens traf durch einen abgefälschten Schuss ins Tor. 3:2 in der 77’ Spielminute. Das ist Fußball, so bringt mir Fußball am meisten Spaß! Für solche Spiele betreibe ich den Aufwand. Jeden Kilometer, ob Auto, Bahn oder Flugzeug. Einfach nur geil!

Mittlerweile standen Lewis Holtby und Jann-Fiete Arp auf dem Platz. Wieso erzähle ich es? Eben jener Lewis Holtby, früher beim HSV, Tottenham oder Schalke. Was für eine Karriere! Dennoch grätschte er in der 86’ Minute Emre Can so unnötig um und bewies seiner Mannschaft einen Bärendienst. Glatt Rot! Mit so viel Erfahrung, doppelt bitter und unnötig. Für die Kieler hieß es jetzt verteidigen, es klappte gut. Kaum eine Großchance für die Borussen. Zur letzten Ecke kam Kobel nochmal nach vorne aus seinem Kasten. Die Flanke fand keinen Dortmunder, der Ball wurde nach vorne getragen und Arp lief alleine mit dem Ball in Richtung Tor. Aus circa 40 Metern schoss er und traf zum 4:2-Endstand.

Wahnsinn! Ekstase im Holstein-Stadion! (tp)

Crystal Palace F.C. – Stockport County F.C. – 1:0

Crystal Palace F.C. – Stockport County F.C. – 1:0

“…UND WIEDER STREICHHÖLZER ZWISCHEN DEN AUGEN“

12.01.2025
FA Cup
Selhurst Park Stadium
Zuschauer: 21.104

LONDON – Im Bericht vom Kollegen (fj) konntet ihr über die doch noch geglückte Anreise nach Liverpool lesen. In meinem Fall lief es komplett anders, denn ich hatte leider keinen Flug in Reserve. Stattdessen war eine der wichtigsten Eigenschaften des Hopperlebens gefragt: improvisieren!

Ursprünglich hatte ich für dieses Wochenende geplant, dem eigenen Verein nach Freiburg hinterher zu fahren. Allerdings spukte schon lange vorher die dritte Runde des FA Cup im Kopf herum und mit der Terminierung des Dopplers Liverpool-Leeds plus Crystal Palace am Sonntag fiel die Wahl auf England. Nach der Flugannullierung hieß es allerdings „zurück auf Los“ und noch am Airport wälzte ich Skyscanner und Co. auf der Suche nach Alternativen.

Tatsächlich konnte ich mir relativ schnell einen neuen Plan zusammenschustern. Mit der Bahn ging es am Samstagmorgen von Schwechheim nach Freiburg und erstaunlicherweise lieferte des Hoppers liebstes Sorgenkind pünktlich ab. Karte an der Gästekasse gekauft und rein ins Mooswaldstadion, welches mir sowieso noch fehlte. Am Bierstand traf ich ein paar bekannte Gesichter und erntete verdutzte Blicke: „Du hier? Solltest du nicht in England sein?“ – „Doch, fliege morgen früh noch rüber“ – „Du bist doch verrückt!?“ Den letzten Satz dürfte jeder Groundhopper schon einmal gehört haben.

Zur erneuten Niederlage der KSV spare ich mir einen Kommentar. Nach dem Spiel eierte ich mit dem Deutschlandticket nach Frankfurt und kam gegen Mitternacht an. Dort musste ich die Zeit totzuschlagen, denn zwei Stunden später fuhr der Bus zum berüchtigten Flughafen Frankfurt-Hahn. Immerhin bot die zweistündige Fahrt etwas Gelegenheit zum Schlafen. Vor Ort haute ich mich bis zum Boarding am Morgen nochmal aufs Ohr. Für faire 24 Euro (wohlgemerkt keine 24 Stunden vorher gebucht) hob Ryanair ab und ich kam letztlich etwa drei Stunden vorm Anstoß im Süden Londons an.

Im örtlichen Wetherspoon traf ich mich mit (fj), der die Nacht im Bus von Leeds nach London verbrachte und ebenso Streichhölzer zwischen den Augen gebrauchen konnte. Schnell noch die Kulinarik im Spoon genossen und ab zum Selhurst Park. Im Vorfeld verkaufte Crystal Palace die Pokaltickets sehr günstig und meldete morgens „sold out“. Tatsächlich passierten nur etwa 21.000 Zuschauer die Drehkreuze, davon allerdings fast 5.000 Gäste des Drittligisten aus Stockport. Und die hatten Bock: für britische Verhältnisse war der Support echt OK und auch mit etwas Abwechslung versehen.

Auf der Heimseite kämpften die Holmesdale Fanatics vor Anpfiff mit ihrer Gruppenfahne, die sich immer wieder aus der Befestigung löste. Ein Intro gab es nicht und auch sonst blieb mir der Auftritt nicht groß in Erinnerung, welcher mir im Januar bei Arsenal deutlich besser gefiel.

Sportlich lief zunächst alles nach Plan für die „Eagles“. Bereits nach vier Minuten erzielte Eze das 1:0 und Palace schien Ball und Gegner laufen zu lassen. Allerdings versiebte man im weiteren Spielverlauf mehrere Großchancen und verpasste leichtfertig die Entscheidung. Oliver Glasner wirkte an der Seitenlinie minütlich genervter und musste mit ansehen, wie Olaofe nach einem katastrophalen Fehlpass beinahe den Gästeblock ausrasten ließ. Es blieb aber dabei und die Gastgeber gurkten sich in die vierte Runde.

Nach dem Spiel brachte uns die Tube zuverlässig nach Heathrow. Auch der Rückflug glückte. Unterm Strich zufrieden mit dem Wochenende, aber totmüde fiel ich ins Bett. Hoppen muss eben manchmal wehtun. (hr)

Liverpool FC– Accrington Stanley FC – 4:0

Liverpool FC – Accrington Stanley FC – 4:0

„ÜBER LONDON NACH LIVERPOOL”

11.01.2025
Anfield
F.A Cup, third round
Zuschauer: 60.261

LIVERPOOL- Am Vortag gegen 19:30 Uhr traf sich die Reisegruppe am Hamburger Flughafen. Ziel war es, die Nacht in Manchester zu verbringen und sich dann am nächsten Tag entspannt auf dem Weg zum FC Liverpool zu machen. Doch es kam alles anders. Die erste Verspätung von 30 Minuten hat man noch weggeschmunzelt, das Grinsen wurde mit zunehmender Zeit und der größer werdenden Verspätung aber immer kleiner. Gar nichts mehr von einem Lächeln zu sehen war, als gegen 22:00 Uhr festgestellt werden musste, dass der Flieger aus Manchester nicht mal nach Hamburg losgeflogen war. Als Grund wurde das Schneechaos, das den Manchester Airport durcheinanderbrachte, genannt.

Komischerweise waren besonders EasyJet-Flieger anfällig. Bereits in den letzten Tagen hatte es Ausfälle dieser Airline von und nach Manchester gegeben. Das Flugzeug kam nie an, der Flug wurde dementsprechend annulliert. Also trennten sich die Wege der Reisenden. Jeder brauchte erst einmal Zeit zum Überlegen, wie nun das Wochenende gestaltet werden soll. Bis in die Nachtstunden warteten wir auf ein Update von EasyJet, wann der Flug von Hamburg nach Manchester abheben wird. Die neue Abflugzeit um 17:55 Uhr am Folgetag war für niemanden aus der Gruppe eine Option.

Stattdessen entschied ich mich relativ früh dafür, einen Flug von Hamburg nach London-Heathrow wahrzunehmen, den ich bereits vor der Bekanntgabe der dritten Spielrunde gebucht hatte. Denn die Landung um 07:15 Uhr sorgte für etwas Resthoffnung. Mit der Ankunft um 11:54 Uhr in Liverpool Lime Street, würde eine 10-Minuten-Taxifahrt theoretisch just in time zum Anstoß um 12:15 Uhr klappen.

Somit klingelte der Wecker um 03:30 Uhr und wenig später saß ich schon im Airbus nach London. Zum Glück landete der Flieger sogar früher als geplant. Somit war ich bereits um 07:25 Uhr im Heathrow-Express Richtung Innenstadt und fuhr von Euston dann Richtung Liverpool. In Crewe gab es dann einen längeren Halt, sodass ich Liverpool 30 Minuten verspätet erreichte.

Vor sieben Jahren ist hier im Goodison Park der Länderpunkt gefallen. Heute sollte dann also auch die ehemalige Spielstätte des FC Everton, die Anfield Road, fallen.

Da die Zeit knapp war, buchte ich mir ein UBER, welches mich direkt vor die Tore der Anfield Road fuhr. Einmal an der Schlange anstellen und rein. Leider hatte der Ordner aber etwas gegen meinen A4-Beutel, welcher nicht im Stadion zugelassen war. Nach kurzer Diskussion erklärte er mir, dass ich den Beutel zum Backdrop geben soll und mich dann nicht erneut anstellen muss. Statt beim gebührenpflichtigen Backdrop, landete der Beutel bei einem hilfsbereiten Schal-Verkäufer, der den Beutel netterweise annahm. Also zurück zum Eingang und rein. Pünktlich zum Lied „You’ll Never Walk Alone“ wurde die Tribüne betreten: kurzer Gänsehaut-Moment, auch deswegen ist man hierher gekommen, ein Traum geht in Erfüllung.

Was haben hier für große Schlachten stattgefunden? Mein Sitznachbar, der seit 1996 nahezu alle Heimspiele der Reds besucht, sprach vom Spiel gegen den Hamburger SV, welches er 1997 besucht hat (6:0) oder von der magischen Nacht, als Liverpool den großen FC Barcelona mit 4:0 nach Hause geschickt hat. Hier auf der Tribüne „The Kop“ wurde nach einem Nebel der allererste Fan-Gesang angestimmt. Was muss das damals für eine Atmosphäre gewesen sein, als noch Stehplätze erlaubt waren?

Auf dem Rasen war es das Duell zwischen dem Weltverein Liverpool und dem Viertligisten Accrington Stanley. Und auch wenn sich die Gäste wacker schlugen und der Reds-Trainer Arne Slot bis auf Ausnahmen wie Trend Alexander Arnold/Diogo Jota etc. nur die B- Elf einsetzte, war die Qualität von Liverpool einfach zu hoch. Am Ende wurde der League-Two-Vertreter mit 4:0 nach Hause geschickt. Nicht vorzustellen, dass die Karten selbst bei diesem Spiel nicht in den freien Verkauf gingen. Lediglich die Mitglieder hatten die Möglichkeit, Tickets zu bestellen.
Die einzige Option wären VIP-Angebote mit Preisen von 400-600 Pfund gewesen. Auch die Plattform „StubHub“ soll für den ein oder anderen Fan eine Option gewesen sein.
Dank der Hilfe eines Kollegen, der Mitglieder kannte, konnten aber tatsächlich bezahlbare Tickets für 30 Pfund organisiert werden. Nun muss in Liverpool nur noch das neue Stadion des FC Everton gekreuzt werden, welches ab dem kommenden Sommer bespielt wird.

Nach dem Spiel ging es dann zur Elland Road nach Leeds, wo stadiontechnisch vermutlich der beste England-Doppler überhaupt gesichert wurde. (fj)

Everton FC – Brighton & Hove Albion – 1:4

Aktuell gibt es viele Berichte von der Insel, damit soll auch die BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (31) glänzen. Der Goodison Park ist definitiv eine Augenweide. Ich hoffe viele Leser haben ihr eigenes Kreuz schon gesetzt, denn der Neubau und Umzug in ein neues Stadion naht. Mit einem circa 10 Minuten Fußmarsch geht ihr durch den Stanley Park und kommt an der Anfield heraus. Die geringe Distanz zum Erzfeind ist besonders. Hiermit kommt der Teaser für die kommende Woche beim Schwechheimer Landbote!

Goodison Park
Aufnahme: 03.01.2023
Everton FC – Brighton & Hove Albion – 1:4

RC Lens – Toulouse FC – 0:1

RC Lens – Toulouse FC – 0:1

„WILLKOMMEN BEI DEN SCH’TIS“

05.01.2025
Stade Bollaert-Delelis
Ligue 1
Zuschauer: 37.461

LENS – Zum Jahresauftakt ging es für zwei Landboten und einen Gastbeitragsschreiber nach Belgien und Frankreich. Während wir uns zwei Tage nur von Schmierfraß ernährten, wurden zwei Grounds in Belgien und der Lille OSC gekreuzt. Zum Abschluss der Tour fuhren wir in die Region der Sch’tis. Halbwegs unkompliziert stellten wir das Auto in Stadionnähe ab und wollten unseren Zettel gegen ein richtiges Ticket umtauschen. Hardtickets gibt’s hier aber leider nicht mehr. Die Jungs vor uns an der Kasse haben auch nur ein Print-at-Home Ticket an der Tageskasse bekommen. Schöne neue Welt im Norden von Frankreich. Vorm betreten des Stadions haben wir uns für acht Euro natürlich noch eine absolute Schmierplatte in die Figur gejagt, die den Magen bis zur Ankunft im gelobten Schwechheimer Land voll ausfüllte.

Im und am Stadion haben wir dann gleich das erste Mal gemerkt, warum die Südfranzosen behaupten, dass die Nordfranzosen nicht die hellsten sind. Überall um das Stadion herum wurden Tafeln aufgehängt, was mit ins Stadion genommen werden darf. Unser Fotograf hatte schon Angst, dass er seine Objektive nicht mit ins Stadion kriegt, aber die Angst war für die Katz, denn der gute Sch’ti kontrollierte uns gar nicht wirklich. Er fand nur unsere Jacken sehr nett. Unbemerkt konnte sich auch noch ein Relikt aus der Silvesternacht ins Stadion schummeln. Der Böller machte somit am Wochenende zwei Länderpunkte und fuhr wieder mit nach Hause. Auf der Tribüne wollte ein Familienvater mit uns über unsere Plätze verhandeln und eine Frau hat nicht kapiert, dass sie aufstehen muss, wenn Leute durch die Reihe zur Treppe gehen müssen. Es sind nur drei kleine nette Anekdoten, die bitte nicht zu ernst genommen werden sollen.

Kurze Zeit später gab es keine komischen Begegnungen mehr mit Franzosen und wir konnten uns voll auf das Spiel konzentrieren. In der ersten Hälfte hatte Lens das Spiel unter Kontrolle, aber ein Tor wollten sie mit ihrer Spielweise nicht erzielen. Jede Flanke musste mit dem Außenrist geschlagen werden und kam natürlich nie an. Das Spiel gaben sie in der zweiten Hälfte völlig aus der Hand. Nach rund 60 Minuten flog der in der Halbzeit eingewechselte Portugiese nach einem Foul im Mittelfeld vom Platz, kurz darauf hätte eigentlich noch ein Spieler duschen gehen müssen und zum Überfluss gab es dann auch noch einen Elfmeter für Toulouse. Diesen verwandelten die Gäste souverän und jubelten Provokant. Das brachte das Fass auf den Rängen zum Überlaufen. Es flogen Gegenstände und es wurde ohne Ende gepfiffen. Zum Abpfiff gab es dann auch noch einen einzigen Rauchtopf bei den Ultras zu bestaunen.

Die Besonderheit hier in Lens ist, dass die Ultras auf der Längsseite Höhe Mittellinie stehen. Allgemein hat das Stadion auf drei Seiten im Unterrang Stehplätze. Sowas habe ich bislang im Profifußball kaum gesehen. Dazu ist jede Tribüne eigenständig und hat keine Verbindung zu den anderen. Dadurch wirkt es ein bisschen British. Im Großen und Ganzen ein cooles Teil in Nord-Pas-de-Calais. (mb/sm)

Fulham FC – Ipswich Town – 2:2

Fulham FC – Ipswich Town – 2:2

“DREISTIGKEIT GEWINNT BEIM REMIS”

05.01.2025
Craven Cottage
Premier League
Zuschauer: 27.042

LONDON – Nach der Ankunft an der Victoria Coach Station spazierte ich knapp 1,5 h zur Craven Cottage. Eine sehr empfehlenswerte Route, vorbei an der Themse und der Stamford Bridge.
Schließlich erreichte ich den Ground und musste am Eingang feststellen, dass der Rucksack zu groß für das Stadion ist.
Eine Erfahrung die ich vorher sehr selten in englischen Fußballstadien erlebt hatte, darf man doch sonst fast immer einen Rucksack mitnehmen. Somit wurde ich auf eine Abgabestelle wenige Meter vom Stadion entfernt verwiesen. Diese suchte ich auf und zahlte 5£ für die Abgabe. Sparen tat ich dafür bei der Eintrittskarte, da mir mein Kollege für knappe 10 pfund eine Under 18 Eintrittskarte organisierte. Ein Vorhaben, das normalerweise immer klappt. NORMALERWEISE! Da ich davon ausgegangen war, eine Eintrittskarte für die neue Tribüne erhalten zu haben, suchte ich den Eingang der “ riverside” auf und musste feststellen, dass ich nicht hineinkam.
Die Ordner baten darum, zum Ticket Office zu gehen. Die Mitarbeiterin glaubte mir nicht so recht, dass ich unter 18 bin und schickte mich zum service center, um das Ticket aufzuwerten. Da schnell aber klar wurde, dass es der falsche Eingang war, suchte ich den richtigen auf und betrat ohne Ticket-Aufwertung den Johnny Haynes Stand. Den Sektor, wo damals auch die HSV Fans standen, als Damien Duff die Träume vom Finale im Volkspark platzen ließ.

Zwar war ich damals nicht vor Ort aber dennoch war es für mich der zweite Besuch dort. Und da ich beim ersten Mal den Blick auf die alte Tribüne hatte, störten mich die heutigen Plätze nicht. Vor allem war ich nun ganz nah an der Cottage, die früher eine Jagdhütte war und nun als VIP Bereich dient. Vor etwa 200 Jahren bestand die Gegend komplett aus einem Wald.

Die von Archibald Leitch errichtete Tribüne zählt zu den schönsten und ältesten Tribünen des Landes und ist zum Glück denkmalgeschützt. Besonderes Highlight neben den alten Sitzen die schwarz-weißen Bilder des 2005 verstorbenen Spieler: Johnny Haynes, nach dem wie beschrieben die Tribüne benannt wurde.

Der einzige Spieler, den ich vom aktuellen Fulham Aufgebot kannte, war der Torwart Bernd Leno, der beim Spiel eine sichere Figur machte und trotzdem zwei Mal hinter sich greifen musste. Das erste Mal nach 38 Minuten, als Szmodics zum 0:1 traf.
In der zweiten Hälfte gab es dann das große Elfmeterschießen. Drei an der Zahl und zwei davon gab es für Ipswich.
Nachdem Jimenez den ersten Elfer für Fulham verwandelte, traf Delap drei Minuten später für Ipswich aus Elf Metern zur erneuten Gästeführung. Nach einem Foul an Jimenez trat der Gefoulte selbst an und erzielte in der 90. Minute seinen zweiten Treffer zum 2:2 Endstand. Das der VAR mehrfach Eingriff soll nicht zu viel Aufmerksamkeit bekommen. Immerhin wird in England die Situation erklärt und im Nachhinein noch eine Videofrequenz eingeblendet.

Im Vergleich zu meinem ersten Spiel an der Craven Cottage merkt man den Unterschied zum damaligen Zweitliga-Kick. Alleine die Feuerfontänen vor dem Spiel verzaubern das Spiel zu einem Event. Die Klatschpappen gab es damals auch schon und sind kein bisschen besser als vor sechs Jahren.

Die Gästefans sind mit voller Kapelle angereist und sangen zwischendurch Schmähgesänge Richtung FFC Fans: “ your support is shit.” Recht haben sie, denn bis auf das Come on Fulham, welches über die Werbebande zum Support aufrief, war es wieder mal wie in einer Bücherei.
Mal sehen, ob das Stadion ein weiteres Mal besucht wird. (fj)

Newport County AFC – AFC Wimbledon – 1:2

Newport County AFC – AFC Wimbledon – 1:2

02.01.2025
League Two
Rodney Parade
Zuschauer: 4.485

„HARDDWCH CYMRU“

NEWPORT – Bisher stand auf meiner Groundliste für Wales nur das City Stadium in Cardiff, wo ich vor eineinhalb Jahren beim Derby gegen Swansea vorbeischaute. Danach hatte ich mir fest vorgenommen, Cymru nochmal „richtig“ mit Spielen im Ligasystem der FAW zu machen und auch ein bisschen von der Landschaft zu sehen.

Mit der Ansetzung eines Silvesterdopplers und Neujahrsspielen war die Tourplanung dann auch fix. Zwischen den Jahren machte sich ein Großteil der Redaktion auf den Weg von Schwechheim Richtung Insel. Durchaus mit unterschiedlichen Zielen, aber meistens lief man sich doch abends in einer britischen Pub-Kette über den Weg und hielt ausgedehnte Redaktionssitzungen ab. Herrlich!

Für mich ging in der Nacht auf Silvester per Hotel National Express (inklusive Umstieg) von Birmingham nach Cardiff. Völlig gerädert schloss ich den örtlichen Wetherspoon quasi mit auf und pfiff mir getreu dem Stadtmotto „Deffro mae’n ddydd/Awake, it is day!“ ein paar Kaffee und Pancakes aus der berühmten Mikrowelle rein. Mehr ging nicht.

Immer noch völlig übermüdet und mit Streichhölzern zwischen den Augen meisterte ich aber den walisischen Doppler Briton Ferry/Penybont und der Jahreswechsel in Bristol wurde buchstäblich verpennt. Das Leben, was wir wählten! An dieser Stelle nochmal ein Dankeschön nach Fulda fürs Mitnehmen.

Ausgeschlafen und erholt fuhr ich an Neujahr per Mietwagen nach Haverfordwest für den dritten Kick in der Cymru Premier. Übrigens gab es auch dort mit knapp 1.500 Zuschauern durchaus Interesse am fußballerisch überschaubarem Niveau.

Der Folgetag war der letzte in Wales und dafür hatte ich mir ein strammes Programm vorgenommen. Diesmal sollte die Natur im Vordergrund stehen und so brach ich morgens auf an die Küste von Pembrokeshire. Die Klippen am St. Govan’s Head inklusive der Kapelle aus dem 6. Jahrhundert, die Green Bridge of Wales und der Huntsman’s Leap sind wirklich beeindruckend und laden zu ausgedehnten Wanderungen ein. Landboten-Tipp: das Areal ist zugleich ein Schießplatz der Royal Army und an bestimmten Tagen gesperrt, unbedingt vorher informieren.

Gegen Mittag eierte ich etwa zwei Stunden rüber zum Brecon Beacons Nationalpark. Der Aufstieg zum Pen y Fan war nicht ohne und wegen der Temperaturen um Null herum eine kleine Rutschpartie auf den vereisten Wegen. Oben angekommen bot sich allerdings ein spektakulärer Ausblick auf die Bergkette und die Umgebung. Mit dem einsetzenden Sonnenuntergang kam das Ganze noch besser rüber und die Handykamera glühte. Wieder unten angekommen rief König Fußball und ich fuhr runter nach Newport.

„The Exiles“ kicken im Football League System mit und spielen seit 2012 im Stadion Rodney Parade. Sicherlich gibt es bessere Grounds in der League Two, aber der West Stand mit seinen Stehplätzen konnte bei mir punkten. Auf dem angefrorenen Platz versiebten die Gastgeber reihenweise Chancen, was die Dons in der zweiten Halbzeit bestraften. Etwa 800 Gästefans durften zweimal jubeln und der Anschlusstreffer in der Nachspielzeit war nur noch Ergebniskosmetik. Den pickepacke vollen Tag ließ ich zufrieden im Wetherspoon ausklingen. Gweld chi cyn bo hir cymru! (hr)

Stoke City FC – Plymouth Argyle FC – 0:0

Stoke City FC – Plymouth Argyle FC – 0:0

“DAS LEBEN, WELCHES ICH WÄHLTE ”

04.01.2025
Stoke City Stadium
Championship
Zuschauer: 26.168

STOKE-ON-TRENT – Der vierte Tag im Jahr stand an und nachdem es am Vorabend eine Spielabsage wegen Frost in Schottland gegeben hatte, war der Hunger auf Fussball wieder groß.

Somit flogen wir am frühen Samstagmorgen von Edinburgh nach Birmingham und erreichten Stoke-on-Trent mit dem Zug. Circa 40 Minuten später standen wir vor dem Stadion.

Wie so oft stand auch ein Besuch im Fanshop an. Bei Socken zum Preis von 2 Pfund musste zugeschlagen werden. Außerdem wurde die mobile Handykarte gegen ein Papierticket am Ticketschalter getauscht. Wer Fan dieser traditionellen Karte ist: In England klappt es so gut wie immer.

Schließlich wurden die Plätze eingenommen und es musste festgestellt werden, dass das Stadion trotz Kellerduell gut gefüllt war. Grund dafür waren vor allem die vergünstigten Eintrittskarten.

So richtig gelohnt hatte sich die Investition dennoch nicht. Das Spiel, welches wenig Höhepunkte zu bieten hatte, endete torlos. Bis auf ein paar Gassenhauer war die Stimmung im Stadion wie meistens auf der Insel eher zurückhaltend.

Mein langfristiges Ziel, die 92er zu komplettieren, ist eben manchmal ein steiniger Weg, aber dennoch das Leben, welches ich wählte. (fj)

Briton Ferry Llansawel AFC – Barry Town United

Happy New Year! Die Aufnahmen für die BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (30) sind ganz aktuell und doch aus dem alten Jahr. An Silvester wurde ein Doppler in Wales absolviert. Vor dem Zapfenstreich abends in Penybont schaute ich in Briton Ferry an der Old Road vorbei.
Das starke Gefälle des Platzes fällt einem sofort ins Auge. Daneben wusste der typisch rustikale Unterstand aus Wellblech und die Hanglage zu gefallen. Abgerundet wurde der Besuch durch die gemütliche Bar hinter dem Tor. Lediglich die Nullnummer störte.

Old Road
Aufnahme: 31.12.2024
Briton Ferry Llansawel AFC – Barry Town United FC – 0:0

Partick Thistle FC – Queen’s Park FC – 2:1

Partick Thistle FC – Queen’s Park FC – 2:1

„WETTER GRAU, SUPPORT RAU“

28.12.2024
Scottish Championship
Firhill Stadium
Zuschauer: 4.335

GLASGOW – Den großen deutschen Hoppermob zog es an diesem Tag zwischen den Jahren eher zu den Raith Rovers. Wegen alter Hüte und einer Nachtbusfahrt nach Manchester am Abend, entschied sich die Reisegruppe für Partick Thistle – der Verein mit der Distel im Wappen. Spätestens beim Anblick des urbanen Grounds, wusste man: Das kann ziemlich gut werden! Zudem stand mit dem Duell gegen den legendären Queen’s Park FC ein echtes Glasgow-Derby ins Haus. Auf der hauseigenen Website von Thistle als „Glasgow Derby Part IV“ bezeichnet.

Nun denn: Bei schottischem Sprühregen fanden weit über 4000 Zuschauer den Weg ins „Firhill Stadion“, das mit drei verschiedenen Tribünen mitten im Wohnviertel glänzt und an dem der Zahn der Zeit unaufhörlich nagt. Im Duell Vierter gegen Fünfter ging es direkt zur Sache. Nachdem ein „Roberto-Carlos-Gedächtnis-Freistoß“ nach wenigen Minuten am Innenpfosten landete, staubte PTFC-Kapitän Brian Graham zur Führung ab. Der Gegner war nicht aus Pappe, wurde immer besser und traf mit einem satten Schuss nach einer halben Stunde zum Ausgleich.

Nun machten sich auch die rund 300 Auswärtsfahrer bemerkbar, die am Ende der neuen Haupttribüne platziert wurden. Die Gastgeber hinter dem Tor mit den „Ultras Thistle“, die heute offenbar ihr einjähriges Jubiläum feierten. Keine Effekte, aber guter Support. Irgendwie passt das auch gut nach Schottland, für Choreos und andere Aktionen ist man nicht filigran genug. Wetter grau, Support rau.

Direkt nach der Pause traf Thistle wieder durch die Nummer 9 zum Sieg und beide Teams traten in einen beinharten Abnutzungskampf. Die Mentalität stimmt hier an der Westküste. Dieses Duell auf Augenhöhe hätte auch gut und gerne mit einem Remis enden können, die hemmungslose Offensive vom QPFC kam etwas zu spät. Mit dem Heimsieg und 7 Punkten Vorsprung auf die Gäste, liegen die Jungs von Partick Thistle nun wieder aussichtsreich auf Aufstiegskurs. Wir drücken beiden Teams nach diesem sympathischen Auftritt die Daumen für eine erfolgreiche Saison! (mm)

FC Middlesbrough – Burnley FC – 0:0

FC Middlesbrough – Burnley FC – 0:0

“ULTRAS BEI MIDDLESBROUGH ”

29.12.2024
Riverside Stadium
Championsship
Zuschauer: 27.686

MIDDLESBROUGH – Nach einem tristen 15:00-Uhr-Kick in Huddersfield führte uns der Weg in den Norden von England – nach Middlesbrough.

Da das Spiel um 20:00 Uhr angesetzt war, konnte der Doppler mit Hilfe der britischen Bahn und einem „Uber“ problemlos umgesetzt werden. Circa 15 Minuten vor Anpfiff nahmen wir unsere Plätze ein und wurden mit einer Lasershow empfangen. Dass es diese mittlerweile auch in der zweiten englischen Liga gibt, sorgte für etwas Unverständnis bei der Reisegruppe.

Etwas Neues gab es auch beim Blick auf die Tribüne: Es hat sich tatsächlich eine Ultragruppe hinter dem Tor versammelt. Mit einer Trommel und Fahnen wurde Middlesbrough über 90 Minuten so unterstützt, wie man es sonst nur aus anderen Ländern kennt. Burnleys Support hingegen, war nicht von organisatorischer Natur, die Gäste sorgten aber mit spontanen Gesängen für eine gute Lautstärke.

Spielerisch war es wesentlich attraktiver als der erste Kick. Dennoch gab es trotz „Weltstar“ Michael Carrick an der Seitenlinie von Middlesbrough am Ende keine Tore auf beiden Seiten zu sehen. Somit ging’s noch kurz in den Wetherspoon, ehe uns ein nationales Bus-Unternehmen Richtung Manchester Airport beförderte. (fj)

Dunfermline Athletic FC – FC Falkirk – 3:3

Dunfermline Athletic FC – FC Falkirk – 3:3

„DRITTER WEIHNACHTSFEIERTAG IN SCHOTTLAND“

27.12.2024
Scottish Championship
East End Park
Zuschauer: 8.558

DUNFERMLINE – Tagsüber turnte man noch irgendwo in Ostdeutschland herum und erst um 17:30 Uhr ging es von Hamburg nach Schottland, wo um 19:45 Uhr Ortszeit in der zweiten Liga der Ball rollen sollte. Pünktlich in Edinburgh angekommen, betrat man den Bus nach Dunfermline und schlug 15 Minuten vor dem Anpfiff am „East End Park“ auf, wo schon eine Schwechheimer Delegation mit der Eintrittskarte wartete. Also nochmal eine echte Punktlandung am Ende des Jahres!

Das war auch nötig, denn gegen Falkirk strömten über 8000 Zuschauer in das schöne britische Stadion. Beide Städte werden nur vom Wasser getrennt. Falkirk als Aufsteiger aktuell auf Rang 1 und mit viel Euphorie unterwegs. Die ganze Hintertorseite füllte sich mit FFC-Fans. Rund 3000 Auswärtsfahrer zündeten Blinker und Bengalen zum Einlauf. Auch die Heimseite verfügt über einen kleinen, kompakten Mob und fackelte immer mal wieder. In Schottland hat sich wirklich was getan!

In einer stimmungsvollen Partie zeichnete sich schnell ab, dass Falkirk vermutlich irgendwann was zu jubeln hat und nach etwa einer halben Stunde ging man mit einem satten Schuss in Führung. Dunfermline mit einem spielerisch eher limitierten Auftritt, ließ sich aber nie abkochen. Direkt nach dem Ausgleich bekam DAFC einen Elfmeter zugesprochen, mit 1:1 ging es in die Pause. Dieses Muster wiederholte sich noch zwei Mal: Falkirk ging in Führung, Dunfermline glich aus. Erneut bekam man einen Strafstoß und als die Gäste kurz vor Schluss das dritte Mal am Sieg schnupperten, schöpften die Hausherren in der 7 Minuten langen Nachspielzeit nochmal Mut. Tatsächlich: Nach einer Ecke traf man klassisch per Kopf zum Ausgleich!

Die Fanszene aus dem Häuschen, Jubelarien auf dem Platz und die Spieler mitten in der Menschentraube. Hier stimmt die Mentalität noch! Schon beim dritten Treffer von Falkirk gab es einen Platzsturm und epische Jubelbilder: Dutzende Sitzschalen landeten auf dem Platz und das Spiel wurde dank Feuerwerkswurf kurz unterbrochen. Doch zu früh gefreut, in diesem Spiel war immer was los. Beide Teams mit offenem Visier und den Kopf oben. Vielleicht lag es ja an der Atmosphäre rund um die Weihnachtszeit im United Kingdom – da tischt selbst die zweite Liga in Schottland auf. Dieser 27. Dezember war wie ein dritter Weihnachtsfeiertag! (mm)

US Lecce – Lazio Rom – 1:2

US Lecce – Lazio Rom – 1:2

“DER PERFEKTE DOPPLER IN ITALIEN”

21.12.2024
Serie A
Stadio Via del Mare
Zuschauer: 26.749

LECCE – Zwischen dem Spiel in Bari und dem in Lecce passte noch das Einchecken in die Unterkunft und die zweite Pizza des Tages. Die beiden Städte trennen eine Autofahrt von 90 Minuten. Also bei einem 15:00-Uhr-Spiel und einem 20:45-Uhr-Anpfiff alles locker machbar und ohne Stress. Das sind doch die perfekten Bedingungen für einen guten Doppler. Zudem ein weiteres Stadion in der Serie A, welches mir fehlte. Das Stadion in Lecce liegt ähnlich wie das „Stadio San Nicola“ nah zur Autobahn. Die Straßen vorm Spiel waren voll, somit parkten wir einfach auf einem kleinen Parkplatz in der Nähe der Ausfahrt. Einen 15-Minuten-Fußmarsch zum Stadion nimmt man gerne in Kauf.

Bei US Lecce ist aktuell ein ehemaliger DFB-Pokalsieger unter Vertrag: Ante Rebic gewann mit Eintracht Frankfurt 2018 den Titel. Lauf, Bruder, lauf! Ein legendäres Spiel gegen den großen FC Bayern. Über Zwischenstationen in Mailand und Istanbul spielt er nun beim heutigen Heimteam.

Die Gäste aus Rom reisten zahlreich an, es ist mein persönlich meistgesehener Verein in Italien. Die Fans legten einen guten Auftritt hin, wenn nicht sogar den besten, den ich bisher von Lazio gesehen habe. Gespickt mit guten Fußballern, gelang es dem Team aus der Hauptstadt, eine 0:1-Führung zur Halbzeit zu sichern. Kurioserweise wehrte ein Spieler von Lecce den Schuss zum 0:1 gerade so vor der Linie ab. Dem Schiedsrichter reichte es aus, es gab eine Rote Karte für den Akteur und einen Elfmeter für Lazio. Dieser wurde verwandelt und es ging direkt in die Kabinen.

Nach dem Wiederanpfiff wurde die Heimmannschaft stärker, es gelang ihnen ein sehenswerter Treffer aus ungefähr 25 Metern. Die Stimmung im Stadion war wirklich gut, es sind die Momente, wofür man diesen Aufwand betreibt. In der 87. Minute trafen die Römer zum Sieg. Spektakuläre Bilder, die ganze Mannschaft lief einmal über den gesamten Platz zum Gästeblock. Es macht den Eindruck, dass die Mannschaft und Fans ein geschlossenes Bild abgeben.

Nach dem Jubel mit den Fans wurde Mattéo Guendouzi von einem Gegenstand getroffen, er nahm das unerkennbare kleine Teil in die Hand und rannte zum vierten Offiziellen. Die Spieler aus seinem Team wollten ihn davon abhalten, es kam zu Tumulten zwischen den beiden Reservebänke. Die Lage beruhigte sich schnell und die Spieler legten den Fokus wieder auf den Auswärtssieg in Überzahl. So schnell kann so eine Kleinigkeit auch erledigt werden und muss nicht in einer Spielunterbrechung enden.
Grüße nach Bochum!

Der Parkplatz war nach dem Spiel dann Gold wert, alle Autos fuhren in Richtung Lecce und wir mussten Richtung Norden nach Brindisi. Innerhalb von 3 Minuten war man erneut auf der Autobahn. So kann es gerne immer laufen. (tp)

Dundee FC – Ross County – 0:3

Die Weihnachtszeit ist vorbei und dennoch haben wir noch ein Geschenk für euch.
Die BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (29) kommt ganz frisch vom Boxing Day aus Schottland. Denn gestern, am 26.12, hat einer unserer Redakteure die Perle von Dundee FC gekreuzt. Der Ground, der nur wenige Meter vom Stadion des Stadtivalen: Dundee United entfernt ist, überzeugt mit schönen alten Tribünen und epischen Flutlichtmasten. Seit 1899 wird hier Fußball gespielt und somit zählt der Ground zu einem der ältesten des Landes.

Dens Park Stadium
Aufnahme: 26.12.2024
Dundee FC – Ross County – 0:3

SSC Bari – FC Südtirol – 0:1

SSC Bari – FC Südtirol – 0:1

“EIGENES WEIHNACHTSGESCHENK”

21.12.2024
Stadio San Nicola
Serie B
Zuschauer: 14.121

BARI – Am frühen Morgen bin ich bei strahlendem Sonnenschein aufgewacht und so begann der perfekte Tag. Auf dem Programm stand nichts Geringeres als das Stadion in Bari. Als Groundhopper wahrscheinlich einer der Grounds, welcher bei vielen ganz weit oben auf der persönlichen To-do-Liste steht. Das Stadion wurde für die Weltmeisterschaft 1990 in Italien gebaut, liegt direkt an der Autobahn und ist weit aus dem Zentrum Baris heraus.

Als Spielort der Weltmeisterschaft im Jahre 1990 war das „Stadio San Nicola“ unter anderem Austragungsort des Spiels um den 3. Platz. Italien traf auf England und gewann das Spiel mit 2:1. In der Aufstellung damals Paolo Maldini, später wurde er zum italienischen Weltstar. 51.426 Zuschauer sahen sich das Duell an. Eine Zuschauerzahl, die heute für das Stadion utopisch scheint.

Der SSC Bari spielt aktuell in der Serie B, der zweithöchsten Spielklasse in Italien. Als Siebter in der Tabelle empfingen die Süditaliener heute den 17. aus Südtirol. Die Anreise mit dem Auto aus Bozen dauert um die 9 Stunden. Man kann nur hoffen, dass das Auswärtsteam die Strecke geflogen ist. Eine Insolvenz im Jahr 2018 zwang den Heimverein zum Abstieg in die Serie D. Sportlich konnte man schnell wieder ins erfolgreiche Fahrwasser zurückkehren, es dauerte drei Jahre und man war zurück in der Serie B.

Der Nachteil an Stadien im absoluten Niemandsland ist oft die Parksituation. Natürlich wollte ich nichts riskieren und so blieb mir nichts anderes übrig, als auf dem offiziellen Parkplatz zu parken. Drei Euro waren hier fällig, sollte man verkraften können, umgeht man doch nur ganz gerne die Parkplatz-Falle eines Stadions. Da ich aber nach dem Spiel noch relativ zügig weg wollte, war es am Ende wohl die beste Lösung für alle Beteiligten.

So voll wie es im Stadion 1990 war, ist es heute bei weitem nicht. Gerade einmal 14.121 Zuschauer, das ist die offizielle Zahl vom Verein und ich würde eher noch weniger schätzen. Insgesamt ein trauriges Bild für dieses große Stadion. Ganz im Gegenteil: Die Heimkurve! Die Ultras des Vereins gaben einen kompakten, melodischen und einwandfreien Auftritt zur Show. Die Gesänge, die man schon so oft auf YouTube-Videos gehört hat, sind ein Bonbon für die Ohren. Jeder Kilometer wurde hier mal wieder belohnt. Das gerufene “BARI!” schallt heute noch durch das weite Rund und bringt die Augen zum Strahlen.

Auf dem Feld bot sich ein Spiel, geprägt von Mutlosigkeit und Angst. Die Gäste konnten nicht und das Heimteam wollte nicht. Über dem Stadion ein schönes Wolkenspektakel und mit Einzug der Dunkelheit wurde es immer spektakulärer. Der Speicher des Handys wurde gut gefüllt und zahlreich schossen die Fotomotive wie Pilze aus dem Boden. In der Nachspielzeit der zweiten Halbzeit fiel für Freunde der Statistik “endlich” ein Tor. Die Gäste stolperten den Ball förmlich über die Linie. Frustrierte Heimfans auf der Haupttribüne verließen das Stadion und der Auswärtssieg war perfekt.

Für mich war nach dem Abpfiff die Zeit gekommen, mich auf dem Weg zum Auto zu begeben. Ein weiteres Highlight des Tages sollte folgen, mit den Eindrücken vom Tag standen die nächsten 2 Stunden Autofahrt an. Zur NDR-2-Bundesligashow aus dem Radio fuhr das Auto quasi alleine bis Lecce. Ein Hochgenuss für Liebhaber des Fußballs! Der perfekte Doppler in Italien und der Bericht davon folgt am nächsten Tag. Seid gespannt! (tp)

Cavese 1919 – Benevento Calcio – 1:2

Cavese 1919 – Benevento Calcio – 1:2

“DER PERFEKTE AUFTRITT”

20.12.2024
Serie C Girone C
Stadio Simonetta Lamberti
Zuschauer: ca. 3.000

CAVESE – Das letzte Wochenende im Dezember ist wahrscheinlich für die meisten purer Stress. Dem Ganzen wollte ich mich entziehen und Wizzair bot mir mit der Flugverbindung Hamburg-Rom eine gute Alternative in Süditalien an. Mit den letzten Urlaubstagen des Jahres stieg man zu einer entspannten Zeit und quasi ausgeschlafen am Freitag ins Flugzeug.

Angekommen in Rom drehte sich der Eindruck und alles wurde hektischer. Zuerst konnte oder wollte kein Bus zum Flugzeug fahren, der uns zum Terminal bringen sollte. Ungefähr eine halbe Stunde saß ich tatenlos herum, aber mit Vorfreude auf dieses fabelhafte Land. Die Route, die heute noch bewältigt werden sollte, beträgt eigentlich ca. 3 Stunden. Google Maps wurde aber nervös, änderte die Route und führte mich durch Rom statt über die staulastige Autobahn. Ich hätte gern gewusst, ob die Autostrada nicht doch schneller gewesen wäre. Das Ende vom Lied war, dass wir knapp fünf Stunden statt drei bis Cavese brauchten.

Die Stadt liegt in Kampanien zwischen Neapel und Salerno und damit in einer Gegend, die man bei seinen vergangenen Besuchen schon lieben gelernt hat.
Zwar abgeranzt, aber landschaftlich und menschlich einfach nur geil!

An dieser Stelle ein Verweis zum Bericht aus Montpellier. Die Maut betrug etwa 19 Euro für eine Strecke von ungefähr 271 Kilometer. Da kann sich Frankreich mal mindestens eine Scheibe abschneiden!

Zum Ticketverkauf kommunizierte der Verein über seine Homepage unterschiedliche Läden in der Stadt. Entsprechend klapperten wir die Tabacchis ab, gingen aber leer aus. Tatsächlich gab es dann aber doch die gute alte Tageskasse, von der vorher keine Rede war. Für 16 Euro bekamen wir unsere Tickets für die Gegengerade in die Hand gedrückt.

Zum Glück blieb noch Zeit, um sich eine ordentliche Pizza zu gönnen. Die Empfehlung geht hier ganz klar an „La Taverna Del Pozzo 2“. Direkt hinter der Haupttribüne liegt das kleine, urige Restaurant mit sehr leckeren Speisen. Pro Pizza waren schmale 6-9 Euro fällig und danach ist man für einen Moment der glücklichste Mensch auf Erden. Jeglicher Anreisestress war verflogen und das eigentliche Highlight folgte ja noch.

Cavese 1919 trat in der Serie C gegen Benevento an, deren Fans leider nicht anreisen durften. Dafür zauberten mir die Heimfans ein so breites Grinsen ins Gesicht. Was für ein brachial geiler Auftritt! Freitagabend, Flutlicht, ein geiles Stadion und eine gut aufgelegte Heimkurve. Fußballherz, was willst du mehr? Zum Intro gingen auf der Haupttribüne einige Blinker an, schön verstreut ergab sich trotz nervigem Zaun und Fangnetz (!) von der Gegengerade aus ein solides Bild.

Auf dem Platz kamen die Gäste in der ersten Halbzeit Halbzeit deutlich besser ins Spiel. Nach 17 Minuten Spielzeit stand es schon 0:2. Die Schockstarre erwischte zum Glück nicht den Heimblock, dieser sang fröhlich weiter und war für mich trotz der guten Pizza ganz klar der Star des Abends. In der zweiten Halbzeit kam Cavese deutlich besser ins Spiel. Doch sie vergaben etliche Chancen, was die Tifosi teilweise zum Verzweifeln brachte. In der 66. Minute zappelte der Ball aber doch zum Anschlusstreffer im Netz und die Stimmung erreichte einen weiteren Höhepunkt. Danach wurde die Partie merklich hitziger. Nicht auszudenken, was hier heute mit einem gefüllten Settore Ospiti los gewesen wäre. Allerdings meckern auf ganz hohem Niveau, aber das hätte diesen Tag perfekt abgerundet. Der Ausgleich fiel nicht mehr, dafür gab es nach der Partie Tumulte zwischen Spielern und Verantwortlichen beider Teams. Ein Reservist jubelte nach dem Abpfiff für einige Zuschauer zu sehr in Richtung Haupttribüne. Absolut geile Bilder!

Um die 75. Minute herum noch ein weiteres Highlight an diesem Abend: Auf unserer Gegengerade wurden über die komplette erste Reihe Blinker am Zaun platziert und Wunderkerzen an die Fans verteilt. Ein solides Bild, nach der Aktion ging im Heimblock das Feuerwerk los. Weltklasse Abstimmung! Bengalos auf dem Boden und der Rest in den Himmel. Perfekt, was für ein Abend in Cavese!

Nach dem Spiel fuhren wir noch an Salerno vorbei, wo der Zweitligist zeitgleich gegen Brescia kickte. Hatte wohl eine Ausfahrt verpasst. Oder war es ein Fehler von Google Maps? Nach kurzer Aufregung und Verwirrtheit erreichten wir die Unterkunft, denn am nächsten Tag sollten zwei absolute Highlight-Spiele anstehen. Quasi mein eigenes Weihnachtsgeschenk! (tp)

Kuwait – Oman 1:1

Kuwait – Oman 1:1

„DER GULF BITTET ZUM TANZ“

21.12.2024
Khaleeji Zain (Arabian Gulf Cup)
Jaber Al-Ahmad International Stadium
Zuschauer: 42.445

KUWAIT CITY – Donnerstag ging es ganz entspannt mit Pegasus über Istanbul nach Kuwait. Am Flughafen haben wir eine relativ schnelle Abwicklung erwartet. 10 Euro fürs Visa bezahlen, Stempel erhalten und durchgehen. War leider nicht so. Wir mussten unseren Reisepass selbstständig kopieren, einen Zettel ausfüllen und eine Nummer ziehen. Dann hieß es warten. Nach mehr als zwei Stunden und mehrerer Kuriositäten wurde unsere Nummer dann aufgerufen. Gegen 03.30 Uhr in der Nacht konnten wir dann den Flughafen verlassen und realisierten, dass unser Aufenthalt hier klimatisch nicht so geil wird. Nachts 11 Grad, tagsüber maximal 18 und viel Wind. Das ist nicht meine Gulf-Region. Dazu hatten wir im Hotel keine Heizung, wodurch die Bude arschkalt war.

Am Freitag & Samstag wurden die Sehenswürdigkeiten besucht, viel Fleisch verspeist und ein paar Pfeifen angezündet. Samstag-Abend war es dann endlich soweit, der „König Fußball“ rief uns zum Eröffnungsspiel des Arbian Gulf Cups, oder auch neuerdings „Khaleeji Zain“ genannt. Super zeitig ging es zum Nationalstadion, um vielleicht noch ein paar Merchandise-Artikel abzugreifen. Leider gab es nicht viel zu holen, denn die ganzen Stände vom Asien-Cup existierten nicht. Also ging es zum Eingang, um pünktlich zur Eröffnungsfeier im Stadion zu sein. Nach rund 40 Minuten ohne große Bewegung und absolutem Chaos sahen wir, wie Gäste aus dem Oman durchgewunken wurden. Geistesgegenwärtig zückte ich meinen Reisepass und aufeinmal ging es ganz schnell beim Einlass. Wir konnten durchgehen und waren pünktlich zur Eröffnung durch Emir Mischal al-Ahmad al-Dschabir as-Sabah am Platz.

Die Eröffnungsfeier war nett anzuschauen und bot uns diverse Feuerwerke. 35 Minuten später liefen dann die Spieler unter frenetischem Jubel der Zuschauer ein. Bei Ligaspielen kommen hier teilweise keine 300 Leute, der Gulf Cup im eigenen Land zieht aber die Massen an. Davon auch sehr viele Damen in Kuwait-Trikots und nicht in ihren Abayas.

Zur Hymne bebte das Stadion und mit rund sechs Minuten Verspätung rollte dann auch Endlich das runde Leder. Kuwait ging in der 34. Minute mit der ersten Chance in Führung. Der Jubel hielt aber nur acht Minuten, da die Gäste kurze Zeit später ausgleichen konnten. In der Nachspielzeit traf der Oman dann noch zweimal die Latte. In der zweiten Hälfte passierte beim Aufeinandertreffen der 134 und 80 der Welt auf’m Platz gar nichts mehr. Es entwickelte sich ein absoluter Grottenkick. Die meisten Zuschauer hat dies wohl eh nicht mehr interessiert, da die Massenbewegung ab der Halbzeit einsetzte. Zum Abpfiff waren keine 10.000 Leute mehr im Stadion.

Das „Jaber Al-Ahmad International Stadium“ steht mitten im Nichts und ist ein klassisches Nationalstadion. Zwei Ränge und sehr viel Platz im Innenbereich. Ideal für Fußball, Leichtathletik und Konzerte. Drumherum gibt es mehrere Riesen-Parkplätze für bestimmt 25.000 Autos. Den brauchste hier auch, weil wirklich jeder per Auto anreist. Alkohol ist hier strengstenst Verboten und Züge gibt es hier auch nicht.

Am nächsten Tag gab es für uns noch zwei weitere Spiele des Cups. Nachts ging es dann problemlos mit Pegasus zurück zur Redaktion, denn die Weihnachtsfeier stand auf der Tagesordnung. (mb)

Hannover 96 – Hertha BSC – 0:0

Hannover 96 – Hertha BSC – 0:0

“PAPIERTICKETS ERHALTEN – TRADITION BEWAHREN”

22.12.2024
Niedersachsenstadion
2.Bundesliga
Zuschauer: 49.000

HANNOVER – „Frohe Weihnachten allen 96 Fans“ lautete die Botschaft der Heimfans im Unterrang und auch wir wünschen allen Lesern des Schwechheimer Landboten schöne Feiertage.

Allerdings sorgten die Akteure auf dem Rasen dafür, dass der Heiligabend sowohl bei den Hannoveranern als auch den Herthanern nicht mit bester Laune genossen werden kann. Zwar war das Spiel durchaus von Spannung geprägt, aber Tore gab es weder auf der einen noch auf der anderen Seite. Dafür aber je eine gelb-rote Karte: eine für Kunze in der 57. Minute und eine für Dardai kurz vor Schluss.

Aber der Reihe nach: natürlich wurde auch in Hannover den Opfern des Anschlags von Magdeburg gedacht. Die Gästefans zeigten dazu auch ein Spruchband.

Kurze Zeit später präsentierten die Herthaner eine kleine, aber nette Poncho-Choreo. Über 12.000 Berliner sind an diesem Tag in die niedersächsische Landeshauptstadt gereist. Zwar musste aufgrund der ungünstigen Platzwahl zunächst über das Motiv der Choreographie gerätselt werden. Nach etwas Recherche war aber zu erkennen, dass es sich um die Hertha-Fahne handelte.

Stimmungstechnisch lieferten die Jungs von der Spree ordentlich ab und unterstützten ihr Team lautstark. Mein Lieblingsfangesang aus der Gästekurve war: „ich bin wieder hier, in meinem Revier“, das aus Solidarität mit den Stadionverbotlern erklang.

Vermisst wurden von beiden Fanlagern nicht nur die Stadionverbotler, sondern auch echte Eintrittskarten aus Papier. Ein: “TRADITIONELLE EINTRITTSKARTEN ERHALTEN” zeigten die Hertha Fans und in der Nordkurve war:
“SCHEISS PRINT@HOME” zu lesen.

Für mich persönlich ein berechtigtes Anliegen. Eintrittskarten sind doch immer schöne Erinnerungsstücke, die eine Geschichte erzählen. Ich zum Beispiel besitze noch Hardtickets aus der Zeit, als der Hamburger SV in der Bundesliga bei Hannover zu Gast war. Wenn ich die Karten sehe und in der Hand halte, kommen sofort die Erinnerungen der jeweiligen Spiele hoch. Aus diesem Grund fordert auch der Landbote: Traditionelle Eintrittskarten erhalten. (fj)

Cöthener FC Germania 03 – VfB 1906 Sangerhausen – 3:2

Cöthener FC Germania 03 – VfB 1906 Sangerhausen – 3:2

„NIKOLAUS IN KÖTHEN“

06.12.2024
Verbandsliga Sachsen-Anhalt
Stadion Rüsternbreite
Zuschauer: 56

KÖTHEN – Keine Geschenke gab es im Vorfeld zu diesem Nikolausabend. Nachdem am Tag zuvor schon fast gänzlich alle Spiele im Schwehheimer Land abgesagt wurden und man mit Plan B Vorlieb nahm, klingelte nun im SEV nach Wittenberge das Handy: Spielabsage in Frankfurt/Oder! Okay. 10 Minuten später wäre der Zug Richtung Berlin abgefahren. So wurde einfach Plan C aufgeschlagen, die Bahn nach Magdeburg bestiegen und auf dem Weg nach Sachsen-Anhalt kümmerte man sich um Spielbestätigung und Unterkunft in Köthen. Für 34€ bezog man ein EZ in einem vietnamesischen Restaurant. Top!

Vorher nahm man neben der schönen Altstadt noch die Augustenstraße in Bahnhofsnähe in Beschlag und fertigte ein paar Fotos vom ehemaligen Haus der Stern-TV-Familie Ritter an. Mit den alten Fernsehbildern im Kopf war einem doch mulmig zu Mute und Parallelen zu gewissen Fußballgruppen, die man irgendwie vor die Linse bekommt, drängten sich auf. Naja, Haus Nummer 63 scheint mittlerweile unbewohnt zu sein – aber in den Hauseingängen daneben wohnt wahrscheinlich eine ähnlich ehrenwerte Gesellschaft. Und wer weiß, kurz hinter dem Anwesen huschte eine Alkoholleiche mit Kapuze auf dem Kopf durch die Büsche.

Nach der Norman-Ritter-Fata-Morgana ging’s dann auch lieber schnell ins „Stadion Rüsternbreite“. Und die Ansetzung in der Verbandsliga auf Rasen bei diesem Wetter war zum Glück keine Einbildung. Bei Sprühregen und ein paar Grad über Null machte hier niemand Anstalten lieber zu Hause im Warmen zu hocken. Die Damen im Verkaufswagen hatten zum letzten Heimspiel des Jahres Grünkohl mit Kasseler und Knackwurst im Suppentopf vorbereitet – wer hätte gedacht, dass das Wochenende noch so gut endet?

Dank Gästebus im Stau, ging es mit einer Viertelstunde Verspätung los. Und wie! Der Außenseiter traf recht früh zur Führung und in einem sehr umkämpften Spiel hieß es bereits zur Pause: 3:1. Das sollte reichen, der CFC fuhr am Ende zwar knapp, aber verdient die drei Punkte ein. CFC bzw. Cöthen übrigens, weil sich die Stadt, in der abgesehen von besagter TV-Familie auch Johann Sebastian Bach berühmt wurde, erst 1927 für die heutige Schreibweise Köthen entschied. Das kleine Stadion fällt vor allen durch den Sprecherturm auf. Daneben erhöhen massive Stufen die Sicht auf’s Spielfeld und außerdem gibt es eine lässige Vereinsheimterrasse. In diesem Landstrich muss man immer zu seinem Glück gezwungen werden, aber unter uns gesagt, hat man den Tag in Sachsen-Anhalt wieder mal gut rumgekriegt. (mm)

CF Benfica – GS Loures – 2:3

Moin und herzlich willkommen – es ist wieder Freitag und euch erwartet eine neue Ausgabe der BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (28)!
Das „Estadio Francisco Lázaro“ im westlichen Teil von Lissabon ist die Heimspielstätte des CF Benfica. Benannt wurde dieser Ground nach dem portugiesischen Marathonläufer Francisco Lázaro. Dieser Verein ist älter als sein berühmter Nachbar Sport Lisboa e Benfica, denn die Wurzeln des CFB reichen bis ins Jahr 1895 zurück.

Wer diesen Oldschool-Ground kreuzen will, muss dafür in der fünftklassigen Divisão AF Lisboa 1ª vorbeischauen.


Estadio Francisco Lázaro
Clube Futebol Benfica
Aufnahme: 24.11.2024
CF Benfica – GS Loures – 2:3

Montpellier HSC – OGC Nice – 2:2

Montpellier HSC – OGC Nice – 2:2

“SÜDFRANKREICH, FRÜHLINGSWETTER UND STATISTIK”

15.12.2024
Stade de la Mosson
Ligue 1
Zuschauer: 11.612

MONTPELLIER – Der Süden Frankreichs war das Ziel am vergangenen Sonntag. Die Anreise aus Ulm erfolgte über Basel, Genf und an Lyon vorbei. Ein paar Kilometer wurden also wieder abgespult. Das Stade de la Mosson in Montpellier ist einen Besuch wert, insbesondere die Gegengerade mit dem steilen C-Rang sticht heraus. Leider ist diese nur bei großem Andrang geöffnet und stattdessen mit Werbeplakaten bedeckt. Trotzdem ein enorm beeindruckendes Stadion und an einigen Ecken und Enden nagt bereits der Zahn der Zeit. Genau so etwas gefällt dem Landboten!

Die Fans aus Nizza durften leider nicht anreisen und somit blieb der Gästeblock leer. Wann sind solche Momente besonders kurios? Richtig, wenn die Gastmannschaft ein Tor erzielt und die Zuschauer es nicht bemerken, weil sie gar nicht hinschauen. In Frankreich ist es ein Spiel ohne Gästefans leider keine Seltenheit. Vielleicht ist das auch der Grund, wieso ich persönlich mit dem Land nicht ganz grün werde. Die hohen Mautkosten auf der Autobahn sind ein weiterer Faktor. Als Beispiel: Die Strecke von Genf nach Montpellier kostet um die 100 Euro hin und zurück. Und nun stelle man sich den Preis von Lille nach Marseille vor. Im Vergleich zur Schweizer Jahresvignette für 40 Franken eindeutig zu viel. Da sage nochmal jemand, die Schweiz sei teuer.

Ein in Deutschland prominenter Spieler ist aktuell in Frankreich unter Vertrag: Youssoufa Moukoko kickt beim OGC Nice. Ich persönlich habe ihn schon zu Drittligazeiten gesehen. Damals im Trikot der Dortmunder Zweitvertretung, heute in der Ligue 1. Ähnlich wie bei Sonny Kittel in Basel platzte aber auch hier das Wiedersehen, denn Moukoko saß 90 Minuten auf der Bank. Zudem steht der beliebte Brasilianer Dante in Nizza unter Vertrag. Einst unter Pep Guardiola beim FC Bayern in höchsten Worten gelobt, ist er aktuell verletzt und stand somit ebenfalls nicht auf dem Platz. Peps Worte “Ich hätte gerne 1000 Dantes im Team” bleiben für immer in meinen Ohren.

Die Reise nach Frankreich hatte für mich auch einen statistischen Hintergrund, weil ich mit der Partie in Montpellier in diesem Jahr Fußball im 32. unterschiedlichsten Land sah. Der Auftritt der Heimkurve von Montpellier erstaunte mich sehr. Melodisch gut und bei angenehmen 13 Grad in der Sonne klingelte es förmlich in den Ohren. Komplett ohne Erwartungen in ein Spiel zu gehen ist einfach oft das Beste. So kann man auch nicht enttäuscht werden. Nach Abpfiff organisierte ich mir relativ einfach ein Papierticket am Schalter, so nett darf es doch immer ablaufen. Pluspunkt für den Verein!

Nach der Partie bot sich noch die Möglichkeit für einen Doppler. Morgens fanden wir die Ansetzung des benachbarten Vereins AS Atlas Paillade, die auf dem Nebenplatz kicken. Klingt nach absoluter Tristesse, war es aber gar nicht. Die Anstoßzeit um 17:30 Uhr im Anschluss an Montpellier passte perfekt und starke 500 Zuschauer fanden sich zum Anpfiff ein. Verrückt! Am Zaun sang zudem eine Gruppe Jugendlicher und zündete vereinzelt Bengalos. Herrlich! (tp)