10.11.2024 1.Česká Fotbalová Liga Fortuna Arena Zuschauer: 19.299
PRAG – Eine Stadt, die wahrscheinlich nie schläft. Eine Stadt, die sich so sehr in mein Herz katapultiert hat wie kaum eine andere. Das Land Tschechien ist sowieso eines der Lieblingsländer vom Schwechheimer Landbote. Mein erster Besuch bei Slavia ist mittlerweile auch schon zwei Jahre her. Die Bilder, die gefühlt jedes Wochenende durch die sozialen Medien kursieren, sind einfach nur stark. Slavia ist eine Macht. Der Revisit heute lag quasi auf dem Weg und musste somit mal gemacht werden. Natürlich ahnte ich nichts, was hier heute passieren sollte. Der MFK Karviná, aus dem Osten Tschechiens, auch sicherlich kein attraktiver Gegner in der Liga. Das schönste bei meinem Besuch im letzten Jahr in Karvina war die frisch gezapfte Kofola vorm Stadion. Der Rest dann doch eher absolut trostlos. Kurz vor dem Anpfiff war im Stadion schon eine knisternde Stimmung zu vermerken, im ganzen Stadion lag die Choreo bereit. Über alle vier Tribünen wurde eine Blockfahne gespannt. Wahnsinns Intro!
Es ist wie so oft, wenn man nichts erwartet, kann man nur überrascht werden. Heute war es mal wieder so weit, eine Choreo, die noch lange in meinem Gedächtnis bleiben wird. Das Stadion sang sich mit schönen Hüpfeinlagen ein. Die Stimmung meines Erachtens ist auch viel besser geworden als bei meinem Besuch zum Prager Derby im Jahr 2022. Wirklich schön zu sehen, wie sich das hier alles zum äußerst positiven entwickelt. Als aktueller Tabellenführer in der Liga gelang Slavia in der 20. Minute das Tor zum 1:0. Bis zur Halbzeit tat sich nicht viel und man konnte die Halbzeit-Klobasa genießen. Nach der Halbzeit kamen die Gäste besser ins Spiel und erzielten den Ausgleich. Das erste Mal überhaupt vernahm man die mitgereisten Fans, die für dieses Spiel auf der Haupttribüne im Oberrang Platz finden mussten. Der eigentliche Gästeblock war heute wohl nur für Heimfans geöffnet. Nach dem Ausgleich startete die Spielfreude von Slavia. Die Spieler kamen bei den Temperaturen um den Gefrierpunkt zu Höchsttemperaturen. Aus dem 1:1 in der 62. Minute wurde schnell ein 5:1 gemacht. Jubelszenen im ganzen Stadion, der aktuelle Tabellenführer mit acht Punkten Vorsprung auf den FC Viktoria Plzeň gewann das nächste Spiel.
Kurz vor Schluss das nächste Highlight, Bilder sprechen manchmal mehr als tausend Worte: Was für eine Wahnsinns-Pyroshow zur Feier des Tages. Einen riesigen Respekt aus Schwechheim dafür nach Prag. Ich denke, ich kann vor Jahresende verkünden, dass dieser Besuch heute der beste “REVISIT” des Jahres sein wird. (SL)
Ausgabe (18) der BILDERBUCHBUDE DER WOCHE. Die Bilder führen uns heute in das geliebte Nachbarland Tschechien. Der MFK Havířov spielt im Stadion Dukla Havířov. Der Ground ist schön weitläufig und komplett zu umrunden. Ideal für die ein oder andere Fotorunde. Im besten Fall doppelt man dieses schöne Stadion mit dem Besuch beim FC Baník Ostrava.
01.09.2024 1. Česká fotbalová liga Andrův stadion Zuschauer: 11.328
„4.000 KUMPEL IN OLOMOUC“
OLOMOUC – Lange hatte ich mir den Besuch des Andrův mit seiner fast schon ikonischen Hintertortribüne aufgespart. Meist ist sie aufgrund des geringen Aufkommens an Gästefans gesperrt und mit Werbebannern überzogen, weshalb für mich nur ein Spiel gegen Slavia, Sparta oder Banik in Frage kam. Wenn schon, denn schon.
Am Sonntag war es dann endlich soweit: Sigma gegen Banik um 14.30. Eine gute Anstoßzeit aus Hoppersicht, denn es standen anschließend schlappe 900 Kilometer Heimweg an. Eingeläutet wurde das Wochenende in Malchow und von dort ging es rüber ins Gelobte Land mit insgesamt fünf Spielen. Hervorheben möchte ich an dieser Stelle das Stadion vom FK Český Lev in Neštěmice. Was für ein Brett!
Zurück zum Highlight und Abschluss der Tour. Wie erwartet kamen circa 4.000 Anhänger aus Ostrava nach Olomouc und machten den steilen Bogen hinter dem Tor voll. Vor dem Anpfiff sorgten die weißen Shirts für ein einheitliches Bild im Gästeblock, wurden aber im späteren Verlauf zu Gunsten der wohlgenährten tschechischen Bierbäuche ausgezogen.
Zum Einlaufen der Mannschaften präsentierte Banik eine Choreo zur Erinnerung an die letzte Meisterschaft respektive den Pokalsieg vor 20 Jahren. Eingerahmt von Abbildungen des Zechenturms Důl Anselm zogen die Fans in der Mitte Bilder beider Trophäen hoch. Die Choreo wurde mit blauen Ballons und Fahnen abgerundet. Oben drauf gab es eine ordentliche Portion Rauch.
Danach zog der Mob 90 Minuten durch. Von wirklich sehr lauten Schlachtrufen über melodische Gesänge bis zu Hüpf- und Klatscheinlagen ein absolut sehens- und hörenswerter Auftritt. Der kleine Haufen auf der Heimseite kam natürlich nicht dagegen an, machte sich aber später mit dem Weitwurf von ein paar Rauchtöpfen bemerkbar.
Auch auf dem Rasen gab es einiges zu sehen inklusive Wembley Tor. Ostrava drehte zunächst das Spiel, kassierte aber durch einen klaren Foulelfmeter den Ausgleich. War unter dem Strich in Ordnung, aber irgendwie auch egal. Banik hatte auf den Rängen komplett abgeliefert und damit jeden einzelnen Kilometer der Wochenendtour gerechtfertigt. (hr)
Moin! Eine weitere Arbeitswoche ist fast geschafft und die Gedanken sind bestimmt schon bei der nächsten Tour. Für die sechste (6) Ausgabe der BILDERBUCHBUDE DER WOCHE geht es, wie bereits letzte Woche, in ein Nachbarland.
Dieses Mal führt uns der Weg jedoch in das wunderschöne Tschechien und dort zu einer absoluten Lieblings-Stadionperle. Willkommen zurück in der höchsten Spielklasse des Landes, denn in der kommenden Spielzeit wird Dukla Prag im „Stadion Juliska“ wieder Gegner wie Slavia, Sparta oder Baník Ostrava begrüßen dürfen!
Seit 1960 trägt der Traditionsverein Dukla hier seine Heimspiele aus. Das Highlight des Stadions ist natürlich die große, überdachte Sitzplatztribüne, auf der knapp 8.000 Zuschauer Platz nehmen können. Neben Fußballspielen finden hier auch Leichtathletikwettkämpfe statt. Nimm auch du mit einer leckeren Klobasa auf der schönen Tribüne Platz und genieße das Panorama von Prag!
Das erste Ligaheimspiel findet bereits am 20.07.2024 um 20:00 Uhr gegen Viktoria Pilsen statt.
LIBEREC – Ein paar Meter hinter der Grenze sollte das Quartier für die ersten Tage in der Tschechei aufgeschlagen werden – und dafür gibt es gute Gründe: Je nach Wetterlage kann man den ganzen Tag damit verbringen den Jeschken hochzukraxeln – Hausberg und Wahrzeichen der Stadt Liberec. Oder man bummelt ohne Zeitgefühl durch eine wunderbare Altstadt, die sich ohne große Allüren ihrer Struktur bewahrt hat und sehr authentisch wirkt. Für einen Norddeutschen ist eine Straßenbahn ohnehin schon was Abstraktes. Wenn es auch noch hoch und runter geht und dabei kleine Gassen zwischen den Häusern zum Vorschein kommen, kann man schon fast von etwas Romantik sprechen. Zumal überall in der Stadt bauliche Überbleibsel aus der glanzvollen Habsburger-Zeit aufblitzen. Stellt euch mal vor das „Kaiser-Franz-Joseph-Bad“, macht die Augen zu und überlegt in welchem Jahr wir uns gerade befinden. Sicher nicht im Seuchenjahr 2020.
Bei diesen Argumenten kann man gut auf Fußball verzichten. Also, eigentlich auch wieder nicht. Aber in Corona-Zeiten nervt der Profi-Fußball, der „richtige“ Profi-Fußball. Das wissen wir. Daher war für den Sonntag ein Ausflug ins beschauliche Varnsdorf geplant. Fahrtzeit von Liberec: Keine halbe Stunde. Nun wurde aber der komplette Spieltag in Tschechien kurzfristig neu ausgewürfelt und das Spiel in Varnsdorf auf den sehr hopperfreundlichen Montag verlegt. Was hat man da zu verlieren?
Richtig. Morgens – noch mit Schlaf in den Augen – mal auf die Homepage von Slovan geguckt und siehe da: Restkarten ab 13 Uhr – und zwar nur am Stadion. Glück gehabt. Um 10 vor 1 stehe ich in der Schlange vor der Kasse – pünktlicher waren nur ein gutes Dutzend Einheimische. Wenig später halte ich das begehrte Stück Papier in der Hand. So einfach läuft’s manchmal. Und das, obwohl Slovan vor dem Spiel darauf hinwies, keine Tickets für deutsche Fans zu hinterlegen. Ein Hopperauflauf bleibt mir heute also erspart.
Nach dem erfolgreichen Ticketkauf umrunde ich noch einmal ritualisiert das Stadion. Hinter der Gegentribüne fließt die Lausitzer Neiße entlang. Die Gegentribüne ist in ein Felsmassiv geschlagen, eingerahmt von blauen Flutlichtern und einem schlossähnlichen Gebäude. Vor dem Anpfiff kann ich ungeniert auf den Presseplätzen herumspazieren. Warum fallen mir hundert ungute Gründe ein, dass so etwas in dieser Kombination in Deutschland nicht möglich wäre? Dabei liegt Reichenberg bekanntlich nur einen Steinwurf hinter der Grenze.
Dreieinhalb Stunden später werde ich dann auf dem Stadionvorplatz ausgespuckt, der auf der gegenüberliegenden Seite von der Tribüne liegt, für die ich ein Ticket besitze. Kein Problem, denke ich, vorhin konnte man ja noch an der Lausitzer Neiße entlang der Gegentribüne das Stadion einmal ganz easy umrunden. Nun versperrt ein Eisentor diesen Weg und der Ordner schickt mich mit einer Handvoll halbstarker Tschechen einmal auf die Reise um das Stadion. Wir brauchen fast eine halbe Stunde, ehe wir die Neiße einmal umrunden. Durch meterhohes Gras, über Stock und Stein und diverse tschechische Vorgärten kommt irgendwann eine Brücke zum Vorschein, die uns zum Stadion geleitet.
Die letzten Meter lege ich im Galopp zurück. Und dann: Eine meterlange Schlange. Zum Glück nur die Gästefans. Mein Eingang befindet sich daneben und ist verwaist. Zwei, drei Minuten vor dem Spiel sitze ich auf meinem Plätzchen im Schatten, sogar ein Bier in der Hand, und bin trotzdem schweißgebadet. Fix und fertig. Aber jetzt kommt der Teil zum Zurücklehnen. Slavia füllt den Gästeblock neben mir ziemlich gut aus – sogar ziemlich coronagerecht, wenn man genau hinguckt. Der Mob ist gut gelaunt, denn der Hauptstadtklub steht bereits vor der Partie als Meister fest. Für Slovan geht es hingegen im Fernduell mit der Nachbarstadt Jablonec noch um das Play-off-Ticket um die Europa League. Auch die Gastgeber skandieren auf der gegenüberliegenden Seite ein paar Mal, der Support bleibt aber nicht weiter nennenswert.
Liberec zeigt sich sehr engagiert, aber es fehlt die Durchschlagskraft und irgendwie das Selbstverständnis, diesen Gegner zu dominieren. Slavia spielt den Stiefel ganz locker im Stile einer Spitzenmannschaft runter und irgendwann klingelt es auch im Kasten der Nordböhmen. Erst nach einem Freistoß aus dem Halbfeld, dann mit dem Pausenpfiff wieder per Freistoß. Diesmal direkt verwandelt, durch einen Spieler aus dem Bahrain: Abdulla Yusuf Helal. Unmittelbar nach Wiederanpfiff wird der Sieg durch eine feine Einzelleistung von Peter Musa langsam unverrückbar: Nach einer Kopfballverlängerung chippt der Stürmer den Ball direkt vor meiner Nase mit Effet am Keeper vorbei – 0:3 für die Champions. Es spricht für die Hausherren und den Unterhaltungswert des Spiels, dass Slovan sich nicht aufgibt und kurz vor dem Abpfiff nach einem Kuddelmuddel im Prager Strafraum schließlich der Ehrentreffer gelingt. Erwähnenswert noch: In dem Spiel finden 10 Spielerwechsel statt. Slavia wechselt dabei in der 60. Minute vier Spieler ein und aus. Ob ich so etwas jemals wieder sehen werde?
Zurück geht es nach dem Spielende einfach querfeldein über die Felsmassiv-Tribüne und das Spielfeld wieder auf den Vorplatz. Das dauert nur ein paar Minuten und auf dem Vorplatz kann man sogar noch Pivo und Klobasa abstauben. So einfach läuft’s manchmal.