Como 1907 – US Cremonese – 1:1

Como 1907 – US Cremonese – 1:1

„UNWETTER, ÜBERSCHWEMMUNGEN, UNENTSCHIEDEN“

27.09.2025
Serie A
Stadio Giuseppe Sinigaglia
Zuschauer: 10.534

COMO – Zu Weihnachten schenkten meine Schwiegereltern meiner Frau und mir einen Wochenendtrip nach Italien. Rund sieben Monate später fanden wir ein passendes Wochenende und buchten Flüge für den Zeitraum vom 26. bis 28. September. Abflug war vom Flughafen Schwechheim nach Mailand und zurück. Als die italienische Fußballliga Anfang September das Spiel von Como auf Samstag um 15 Uhr terminierte, war die Vorfreude groß. Como fehlt mir nämlich noch in meinem digitalen Informer. Der Ticketkauf wirkte zunächst kompliziert, da man für den Vorverkauf angeblich eine Revolut-Karte besitzen muss. Ich wollte mich damit aber nicht weiter aufhalten und gab einfach meine Visa-Karte ein. Dreißig Sekunden später lagen vier Tickets im Posteingang. Also, keine Sorge beim Ticketkauf für Como. Revolut ist kein Muss, sondern nur Fassade.

Ein paar Tage vor unserer Abreise erreichte uns eine schlechte Nachricht. Die gesamte Region rund um Como wurde von einem schweren Unwetter getroffen, manche Dörfer waren kaum wiederzuerkennen. Auch der Comer See war betroffen. An manchen Stellen war das Wasser nicht mehr türkisblau, sondern braun gefärbt, übersät mit Ästen und Baumstämmen.Trotz dieser schwierigen Bedingungen wurde das Spiel im Stadion Giuseppe Sinigaglia nicht abgesagt. Am Samstagmorgen fuhren wir mit dem Zug der Linie Trenord für fünf Euro und zwanzig Cent von Mailand nach Como. Es regnete nicht, das Regenradar sagte nur leichten Nieselregen voraus. Die Stimmung war gut.

Etwa 45 Minuten später änderte sich das Wetter schlagartig. Wir fuhren mit der Bergbahn nach oben und plötzlich begann es in Strömen zu regnen. Drei Stunden lang kämpften wir uns durch enorme Wassermassen. Die Straßen standen unter Wasser, auf den Gehwegen konnte man beinahe schwimmen. Herzlichen Glückwunsch, das konnte ja heiter werden auf den unüberdachten Plätzen. Mit Regenschirm und Poncho kamen wir am Stadion an und versuchten, den riesigen Pfützen auszuweichen, um nicht noch nasser zu werden. Unsere Schuhe waren durchnässt, und das selbst ausgedruckte Ticket hatte auch schon bessere Zeiten gesehen.

Zwanzig Minuten vor dem Anpfiff gingen wir zu unseren Plätzen. Und dann geschah das Unerwartete: Der Regen hörte auf. Pünktlich zum Beginn des Spiels hatte Petrus ein Einsehen mit den Fans, und die Sonne blinzelte hinter dem Berg hervor. Auf den Rängen blieb es allerdings ziemlich ruhig. Die Curva Como war nicht im Stadion, denn viele Fans halfen stattdessen den Menschen in der Region beim Wiederaufbau. Das Leben der Nachbarn ist manchmal eben wichtiger als Fußball. Die Fans aus Cremona hatten bis Donnerstagmittag noch geglaubt, dass sie zum Spiel nach Como reisen dürfen. Doch plötzlich wurden alle Eintrittskarten für Menschen aus Cremona storniert. Nur noch Anhänger des Vereins aus Cremona, die nicht direkt aus der Stadt stammen, durften zum Spiel. Davon gibt es kaum welche. Deshalb standen am Ende etwa dreizehn Personen im Gästeblock. Zu dieser absurden Situation passt das Zitat eines Redaktionskollegen: „Italia“. Mehr muss man dazu nicht sagen.

Auf dem Rasen, der wohl die beste Entwässerung in ganz Italien besitzt, spielte die Mannschaft von Cesc Fàbregas in der ersten Halbzeit sehr dominant. Sie zeigten einen schönen Kurzpassfußball. Die Handschrift des Trainers, der einst unter Arsène Wenger und Pep Guardiola aktiv war, ist deutlich zu erkennen. Dieser Stil unterscheidet sich spürbar vom traditionellen italienischen Fußball. In der zweiten Halbzeit lief dann nichts mehr zusammen. Cremonese glich aus und war am Ende sogar in Überzahl. Insgesamt muss Como mit dem einen Punkt zufrieden sein, denn Cremonese hatte in der Schlussphase mehrere klare Chancen auf den Siegtreffer.

Trotzdem verließen die Zuschauerinnen und Zuschauer das Stadion bei Sonnenschein und waren zumindest einigermaßen zufrieden mit dem Spiel. Wer dieses traditionsreiche Stadion mit seinen alten Tribünen und Metallkonstruktionen in wunderschöner Lage am See noch besuchen möchte, sollte sich beeilen. An diesem Ort soll bald ein neues, modernes Stadion gebaut werden.

Ab Oktober des Jahres 2027 beginnen die Bauarbeiten, und im Jahr 2029 sollen dann während der Spiele sogar VIPs auf dem Dach im Pool liegen können. Die schöne neue Welt wird also bald auch in Como ankommen. (mb)

Ipswich Town – Portsmouth FC – 2:1

Ipswich Town – Portsmouth FC – 2:1

“BEI DEN TRACTOR BOYS FÄLLT NUMMER 57/92”

27.09.2025
Championship
Portman Road Stadium
Zuschauer: 29.141

IPSWICH – Nach einer circa einstündigen Fahrt vom Stansted Airport kam ich schließlich in Ipswich an, und der Weg führte mich durch das Stadtzentrum, wo tatsächlich nahezu jeder ein Ipswich-Trikot trug, weiter zum Wetherspoon. In dieser geliebten Kette ist vor drei Wochen die Idee entstanden, gleich die nächste Tour nach England zu buchen. Irgendwie muss die 92 ja voll werden.


Und da ich vor drei Wochen noch über die Portman Road geflogen war, war das ein eindeutiges Zeichen, die Nummer 57/92 einzufangen.


Nach einem Cider ging es auch schon zum altehrwürdigen Stadion, und natürlich musste ein Besuch im Fanshop folgen. Nachdem mir das Meiste zu teuer war, fielen mir auf einmal die Socken ins Auge. Gut sahen diese aus, und noch besser: drei Paare zum Preis von 10 Pfund – Deal!


Schon wenig später war ich dann auf der Tribüne dieses wunderbaren Stadions. Zufällig landete ich im „Safety-Standing“-Bereich. Wenig später kamen ein paar junge Personen hinzu, die sich selbst als Ultras definierten und ein paar Fahnen dabei hatten. Vorher habe ich die „Tractor Boys“ nur auswärts gesehen. Damals waren mir die Fans noch nicht in dieser Form aufgefallen.
Die Gästefans aus Portsmouth waren mir schon vertrauter. Zwar werde ich den Fratton Park erst in Kürze kreuzen, allerdings habe ich Portsmouth bereits dieses Jahr in Norwich gesehen und bin mit dem trinkfesten Auswärtsmob damals im selben Zug nach London gewesen. Im Gegensatz zum Spiel in Norwich glich der Gästeblock heute eher einer Bücherei. Vielleicht lag es auch daran, dass Portsmouth nach neun Minuten 1:0 hinten lag. Zur Halbzeit stand es dann bereits 2:0. Im Gästeblock war Totenstille.
Die zweite Halbzeit war noch langweiliger als die erste. Das Tor von Portsmouth fiel in der Nachspielzeit – zu spät, um noch mal Spannung zu erzeugen. Am Ende konnte Ipswich das Spiel mit 2:1 gewinnen.
Für mich ging es anschließend weiter: in den Straßen von Ipswich und in den Pubs. (fj)

KTSV Preußen U19 – SC Niederkrüchten U19 (1:4)

Hereinspaziert in die BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (66). Unser Weg führt diesmal tief in den Westen: In Krefeld steht die „Hubert-Houben-Kampfbahn“, Heimat des KTSV Preußen und in diesem Jahr genau 100 Jahre alt geworden, was man vor allem an dem Backsteingebäude und der Tribüne sehen kann.

Die Kampfbahn fliegt etwas unter dem Radar, dabei ist sie baulich ein historisches Zeugnis aus der Zeit der ersten Republik in Deutschland. Weitgehend unbekannt ist auch die Person, nach der die Kampfbahn benannt ist.

Über Hubert Houben gibt es nicht mal eine Debatte darüber, dass er ab 1931 NS-Mitglied war. Dabei ist seine Geschichte durchaus tragisch. 1924 war der Kurzstreckensprinter über „100 Yards“ der schnellste Mann der Welt – durfte aufgrund der Repressionen gegenüber Deutschland, die es nach dem Ersten Weltkrieg gab, aber nicht bei Olympia 1924 in Paris starten. Im sanierten Vereinsheim hat man die Geschichte von Hubert Houben visuell aufgearbeitet, dort hängen viele Schnappschüsse aus den 1920er-Jahren, auf denen er als KTSV-Mitglied das Trikot der Preußen trug.

Weitere Sanierungen sollen folgen und den Platz so wie die Tribüne betreffen. Wenn die Neugestaltung der Anlage aber so liebevoll erfolgt, wie sie im Vereinsheim geschehen ist, muss man sich über die HHK keine Sorgen machen.


Hubert-Houben-Kampfbahn, Krefeld
KTSV Preußen U19 – SC Niederkrüchten U19 (1:4)
14.09.2025

GFK Sloboda – FK Metalac – 1:1

GFK Sloboda – FK Metalac – 1:1

“WIR SIND DAS GELBE VOM EI!”

21.09.2025
Srpska Liga Zapad
Stadion Radomir Antić
Zuschauer: 500

UŽICE – Die Eindrücke vom Ewigen Derby waren noch gar nicht so richtig verarbeitet, da rief am Sonntagmorgen schon wieder König Fußball. Um 11.00 Uhr kickte der FK Hajduk Beograd, doch vorher deckten wir uns in einer Pekara ein. Der Burek dürfte der Fettigste sein, den ich je gegessen habe. Dazu ein riesiger Krofne (Berliner bzw. Pfannkuchen bzw. Krapfen bzw. Kreppel, sucht es euch aus) und mein Frühstück war perfekt.

Das Stadion Hajduka na Lionu betraten wir durch eine Gittertür an der Seite. Eingeengt im Wohngebiet fallen neben der kleinen Tribüne Marke Gerüstbau vor allem die rot-weiß bemalten Betonstufen und die Rückwand gegenüber auf. Die “weißen Tauben” gewannen 3:2 gegen den FK Železnik, die wiederum auch in einem top Hobel spielen. In und um Belgrad gibt es einige Groundperlen und das Durchforsten der Spielpläne auf Seiten wie “Srbijasport” lohnt sich allemal.

Nach dem Spiel machten wir noch einen Abstecher auf die Belgrader Festung. Von dort hat man einen schönen Blick auf die Donau, die Save und das Zentrum. Auch die Festung selbst ist das Knipsen wert. Von dort fuhren wir mit dem Mietwagen Richtung Süden nach Užice, wo GFK Sloboda am Abend FK Metalac empfing.

Selbstverständlich durfte auch hier die Fleischplatte nicht fehlen. Ich suche eigentlich immer nach einer “Mesara” (Fleischerei) mit “Roštilj”, sprich Grill und wir wurden mit der “Mesara Vulović” auch schnell fündig. Zielsicher orderten wir Ćevapi, Pljeskavica und Kobasice (hier mit Käse gefüllt) zu sehr zivilen Preisen. Dazu noch frisches Brot. Was will man mehr! Ach ja, Fußball.

Wir rollten anschließend kugelrund zum Stadion rüber und uns sprang direkt der knallgelbe Mannschaftsbus der Gäste ins Auge. Dieser wurde in Deutschland ausgemustert, wo er für ein Busunternehmen in der “Königsklasse” mit dem Serviceversprechen “Wir sind das Gelbe vom Ei” fuhr.

Sportlich geht es allerdings inzwischen sowohl beim FK Metalac als auch bei den Gastgebern nicht so euphorisch zu. Beide ehemaligen Erstligisten kicken in der 3. Liga und die Partie unter Flutlicht lockte nur etwa 500 Zuschauer an. Schade, denn der 10.000er mit seinen ausladenden Stehkurven in Vereinsfarben und der Lage am Hang kann richtig was und ist in der Tat das Gelbe vom Ei in der Srpska Liga Zapad.

Doch auch in der Super Liga würden hier wahrscheinlich nicht viel mehr kommen, denn der serbische Fußball hat bis auf wenige Ausnahmen seit Jahren eine Zuschauerkrise. Dennoch flog die Reisegruppe am nächsten Morgen hochzufrieden zurück nach Schwechheim und peilt schon die nächsten Serbien-Tour an. (hr)

FK Partizan – FK Crvena Zvezda – 1:2

FK Partizan – FK Crvena Zvezda – 1:2

“PYRO, PYRO, PYRO – D(ES)ANKE BEOGRAD”

20.09.2025
Super liga Srbije
Stadion Partizana
Zuschauer: 26.254

BEOGRAD – Das ewige Derby in Belgrad lockte im Juli zwei Redakteure und einen Praktikanten an die mobilen Endgeräte. Nach kurzer Beratung buchten wir die Verbindung in die serbische Hauptstadt in der Hoffnung, dass das 177. Aufeinandertreffen auf einen Samstag oder Samstag gelegt wird.

Am 13. September kam dann die frohe Kunde: Samstag, 19 Uhr! Besser geht es nicht. Somit fuhren wir am Freitagabend zum Schwechheim International Airport und hoben mit 90-minütiger Verspätung Richtung Aerodrom Nikola Tesla ab. Kurz vor Mitternacht kamen wir an, rannten zu Sixt und fuhren mit dem Mietwagen zum AirBnB mit dem sensationellen Namen „Charlie & Blueberries“ in der Straße Desanke Maksimović.

Gut erholt starteten wir in den Derby-Tag, doch leider gab es in den ersten zwei Stunden schon zwei Hiobsbotschaften: Unser erstes Spiel wurde kurzfristig ans andere Ende der Stadt verlegt und der Mietwagen kassierte nach wenigen Minuten Fahrt einen Steinschlag. Das Leben in Belgrad ist wohl doch kein Zuckerschlecken. Es fand sich aber mit einem Kick im Sportski Centar Rakovica eine Alternative und das Stadion u Gornjoj Varoši in Zemun als Vorspiel zum Večiti Derbi schon eine top Bude. Der Magen wurde natürlich auch mit zwei 740-Gramm-Fleischplatten ordentlich gefüllt.

Aus Zemun fuhren wir schnurstracks zum Stadion Partizana und stellten das Auto sensationell in unmittelbarer Nähe ab. Die Polizisten ließen uns jedoch nicht den direkten Weg von wenigen Metern gehen, sondern schickten uns einmal außen herum. Der Weg war nicht nur steinig und schwer, sondern führte auch vorbei am Gästeeingang. Unversehrt kamen wir aber an unserem Eingang an und mussten alle Münzen abgeben. Wer sich die AGB nicht durchliest, verliert hier mal locker flockig 10 Euro. Weitere Kontrollen gab es nicht. Wenn wir hier mit einem Sprengstoffgürtel reingegangen wären, wäre es egal gewesen.

Reichlich entzündbares Material hatten beide Fanlager mitgebracht. Die “Grobari” sorgten bei ihrem ersten Derby-Heimauftritt seit 2023 durch schwarze und goldene Rauchtöpfe für eine Spielunterbrechung kurz nach Anpfiff. Im Gästeblock brauchte “Delije” etwas Anlaufzeit, fing dann aber an völlig zu eskalieren. Beide Seiten zündeten, was das Zeug hielt. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn die Totengräber sengten zwischendurch ihre große Zaunfahne an. Es blieb aber bei ein wenig Stoffverlust. Traditionell flogen auch viele Rauchtöpfe und Fackeln in den Innenraum, garniert von Böllern.

Neben den ganzen schönen Lichtern gab es natürlich auch mehrere Spruchbänder und Botschaften. Die Grobari untermalten ihr Intro aus schwarz-weißen Fahnen mit der Aufforderung an die Mannschaft, das Herz für diese Farben auf dem Platz zu lassen. Gegenüber konzentrierte sich Delije auf das Veräppeln des Erzrivalen, wobei das entrollte Riesenbanner am Plattenbau hinter der Südkurve sicherlich am eindrucksvollsten war.

Wir waren absolut begeistert von beiden Kurven, müssen aber auf Heimseite eine kleine Kritik anmerken: Die beiden Längsseiten machten eher wenig mit und pushten die “Crno-beli” nicht so stark nach vorne. Insbesondere nach dem Anschlusstreffer in der 74. Minute hätte da mehr kommen müssen. Vor allem, weil der Gegner über die gesamte Spielzeit besser war. Vielleicht waren aber auch nur Groundhopper auf der Haupt- und Gegentribüne, man weiß es nicht. Am Ende siegte der leichte Favorit Zvezda und ist (mal wieder) Tabellenführer in der Superliga Srbije.

Unterm Strich ein absolut gelungenes “Ewiges Derby” und für den Serbien-Fan im Redaktionskreis mit bisher drei gesehenen Derbys war es das Beste. Es kommen sicherlich noch einige hinzu! Nach dem Spiel gönnten wir uns noch eine fettige Pizza und ein paar Pivo für den trockenen Hals. Am Sonntag fuhren wir Richtung Süden nach Užice. Über diesen Besuch werdet ihr morgen mehr erfahren. (mb/hr)

FSV Fortuna Pankow – SC Borsigwalde – 3:3

FSV Fortuna Pankow – SC Borsigwalde – 3:3

“ZWISCHEN TRADITIONSSPIELSTÄTTE, ABRISSBIRNE UND BAHN CHAOS“

21.09.2025
Kreisliga A Berlin
Kissingenstadion
Zuschauer: ca. 50

BERLIN – Wer mit der Deutschen Bahn unterwegs ist, weiß, dass Geduld gefragt ist. Immer wieder sorgen Zugausfälle und Verspätungen für Kopfschütteln, und auch bei mir gab es auf der Hinfahrt wieder einmal eine Verspätung – diesmal knapp 75 Minuten. Das U19-Spiel in einem 5.000er-Ground war somit nicht mehr zu erreichen.

Als Alternative entschied ich mich für einen Kunstrasenplatz am Gesundbrunnen, der zumindest mit ein paar Stufen ausgestattet war. Die Spieler trudelten langsam auf das Feld, doch vom Schiedsrichter fehlte jede Spur. Nach einigen Minuten gingen die Spieler wieder vom Platz, und ich machte mich mit dem E-Bike auf zum nächsten Ground.

Geplant war nun der Nebenplatz des Kissingenstadions, da das Hauptspiel im Stadion selbst stattfinden sollte. Ursprünglich wollte ich den Nebenplatz erst nach dem Hauptspiel „kreuzen“, nun wurde er bereits vorher besucht. Zwar wurde der Anpfiff um 15 Minuten verzögert, doch auch das Spiel im Stadion begann später, sodass beide Partien über die vollen 90 Minuten verfolgt werden konnten. Das Kissingenstadion tauchte bereits 1932 auf alten Stadtplänen als Spielwiese auf und fasst laut Europlan aktuell rund 8.000 Plätze. Es dürfte zu den 15 größten Stadien in Berlin zählen, in denen heute noch Fußball gespielt wird. Besonderes Highlight: die paar Stufen, die mit Wellenbrechern ausgestattet sind und hinter die alten Hausfasarden. Grund genug, diese Spielstätte zu besuchen. Aber auch so war es ein schönes Erlebnis: Bratwurst oder Grillkäse vom Grill, belegte Brötchen und Getränke aus dem Vereinsbecher – für das leibliche Wohl ist definitiv gesorgt.

Nachdem ich über 200 Minuten auf der Anlage verbracht hatte – erst ein 4:0 auf dem Kunstrasen, dann ein 3:3 auf dem Rasen – meldete sich der Hunger zurück. Wie so oft in Berlin wurde daher ein Döner verkostet. Diesmal führte mich die Seite „Döner-Guide Berlin“ zu K’Ups Gemüsekebap am Prenzlauer Berg. Die 4 von 5 Sternen im Geschmack definitiv gerechtfertigt.
Aus Interesse schaute ich anschließend noch kurz am Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark vorbei, der nicht weit vom Dönerladen entfernt liegt. Ein absolut trauriger Anblick, wenn man sieht, wie weit die Abrissarbeiten schon fortgeschritten sind. In meinen Augen ist es einfach schmerzhaft, dieses Stadion abzureißen und man kann dankbar sein für jede Traditionsspielstätte, die uns noch erhalten bleibt.

Und auf der Rückfahrt verlief mit der DB alles nach Plan? Von wegen! Wegen einer defekten Oberleitung wurde einfach mal die komplette Strecke zwischen Uelzen und Lüneburg gesperrt. Nachdem der Schaffner dringend die Empfehlung ausgesprochen hatte auszusteigen und in den Schienenersatzverkehr zu steigen, da das ja viel schneller gehen würde als mit dem ICE zurück nach Hannover zu fahren und über Nienburg- Weser nach Hamburg zu gelangen. Die Wahrheit war am Ende, dass der SEV über eine Stunde benötigte, um überhaupt nach Uelzen zu gelangen. Für nahezu den kompletten Zug wurde ein einziger Bus eingesetzt, sodass Reisende noch Stunden in Uelzen auf die Rückkehr vom SEV warten mussten. Ich bin glücklicherweise in den ersten Bus gekommen. Der Fahrer dürfte schon längst in Rente gewesen sein, braucht für einen Kilometer eine gefühlte Ewigkeit und so richtig ortskundig war er auch nicht, sodass Reisende ihm helfen mussten, den ZOB in Lüneburg zu erreichen. In Lüneburg angekommen, ging es dann natürlich nicht mehr mit einem Zug nach Hamburg, da der nächste erst gegen 04-30 Uhr abfahren würde und die Uhr erst 01:50 anzeigte. Stattdessen wurde das erste Taxi das gesichtet wurde genutzt.
Gemeinsam mit zwei anderen, die sonst in Lüneburg gestrandet wären wurde sich der Taxipreis geteilt und gegen 03:00 Uhr nachts war man dann endlich zuhause.

Mir ist völlig bewusst, dass die DB nicht wirklich viel für den Defekt einer Oberleitung was kann. Die Kommunikation und Organisation ist aber stark ausbaufähig. Nach immerhin zwei Stunden Schlaf riss mich der Wecker wieder aus dem Schlaf und es ging zur Arbeit. Danke für nichts! (fj)

FC Türk Sport Bielefeld – SuK Canlar Bielefeld – 5:0

FC Türk Sport Bielefeld – SuK Canlar Bielefeld – 5:0

“ERST KNUTSCHEN, DANN KLOPPE”

21.09.2025
Bezirksliga Westfalen
Sportplatz am Kupferhammer
Zuschauer: ca. 250

BIELEFELD – Ein echtes Highlight stand heute auf dem Programm. Ein weiterer Herbsttag zog durch das Land, am vorherigen Tag fuhr ich noch bei bestem Hamburger Sommerwetter mit dem Fahrrad zum Volksparkstadion. Am heiligen Sonntag klingelte mich der Wecker um 04:30 Uhr aus den Federn. Kollege (CvS) wartete in Münster, um den Tag gemeinsam den Amateuren dieses Landes zu widmen. Über Münster, Theesen und Bielefeld führte der Weg zum einen der wohl kuriosesten Fußballplätze der Bundesrepublik.

Der Untergrund des Spielorts ist eine Mischung aus Ascheplatz und Rasenplatz. Verrückt allemal und dementsprechend lange stand es auf meiner To-Do Liste. Die Verlegung des Spiels auf Sonntag 17:30 Uhr gefiel der heutigen Reisegruppe umso mehr. Die Begründung ergibt Sinn, der Verein hofft auf viele Zuschauer und Einnahmen durch das gute Catering mit Adana Dürüm und anderen Mahlzeiten. Zudem sorgt das Spiel zwischen den Teams für zusätzliche Brisanz, dies ist dem Gastgeber durchaus bewusst. Der Verantwortliche betont hierbei wie verrückt es ist, vor dem Spiel knutschen sich alle ab und kennen sich untereinander. Nach dem Anpfiff steht das Sportliche im Vordergrund und das Temperament könnte für ein paar Aufregungen sorgen.

Jetzt kommt der interessante Teil: Unser Ansprechpartner erzählte uns, dass ab der Rückrunde auf einen neuen Platz gekickt wird. Der “Sportplatz im Gleisdreieck” in Bielefeld wird aktuell zu einem Kunstrasen umgebaut, sobald dieser fertig ist zieht der Klub um. Wer also sein eigenes Kreuz hier noch setzen will, sollte sich beeilen. Im Oktober empfängt der Verein den Westfalenligist SC Peckeloh zum Pokalspiel. Spannung pur und für jede Gastmannschaft definitiv ein Nachteil, auf diesem in meinen Augen absolut geilen Platz Fußball spielen zu müssen. Zumindest aus Zuschauersicht.

Der Schiedsrichter, der heute übrigens ohne Gespann auflief, leitete das Spiel souverän. Das Temperament hielt sich in Grenzen und der Heimsieg hatte keinen Zeitpunkt zum Zweifeln. Den ein oder anderen Stockfehler beim Übergang vom Grand zum Rasen war inklusive. Zwei Platzverweise beinhaltete das kleine Bielefelder Derby und nach dem Abpfiff ging es zurück nach Schwechheim. Wir bedanken uns für die Herzlichkeit der Personen vom Verein und legen unseren Lesern einen Besuch definitiv ans Herz. (tp)

F.C. Hansa Rostock – TSV 1860 München – 2:1

F.C. Hansa Rostock – TSV 1860 München – 2:1

„SAG ZUM ABSCHIED LEISE SERVUS“

17.09.2025

3. Liga
Ostseestadion
Zuschauer: 24.303

    ROSTOCK – Englische Woche in der 3. Liga. Rostock trifft auf München. Knapp 1600 Kilometer Fahrtstrecke hin und zurück. Wer sich so etwas ausgedacht hat, besetzt vermutlich einen hohen Posten beim Verband oder der Polizei. So läuft das. Diese Ansetzung muss man nicht verstehen, zumal gerade am Sonntag eine ähnliche Problematik beim Löwen-Heimspiel gegen Havelse zu verzeichnen war (wir berichteten).

    Egal, so kurzfristig lässt sich das Problem nicht beheben und der Gegner in Rostock spielte an diesem Mittwoch-Abend auch keine so große Rolle. Im Mittelpunkt standen 4 Objekte aus Stahl, Glas und Wolfram, die seit 55 Jahren nicht mehr aus dem Stadtbild der Hansestadt wegzudenken sind. Wie stramme Soldaten wachen die vier Flutlichtmasten über das Ostseestadion – und in dieser Saison haben sie Verstärkung bekommen. Acht von den charakteristischen Flutlichtern sind aktuell über Rostock zu sehen und dieser nicht gerade alltägliche Anblick sorgt für ein bizarres Bild.

    Jahrelang hat man bei Hansa Geld gesammelt und die Flutlichter dank diverser Spenden und großer Unterstützung aus der Fanszene nun rekonstruieren können. Die alten Masten waren marode geworden. Auch aus der Redaktionskasse wanderten natürlich ein paar Euro vor dem Spiel in die Sammelbox. Aufgestellt sind die neuen Lichtspender schon, gegen die „Löwen“ erstrahlte aber zum letzten Mal die alte Technik. Ein Heimspiel von Hansa ist ohnehin immer ein Spektakel, doch vor dieser einmaligen Kulisse schraubten sich auch die restlichen Erwartungen in die Höhe.

    Das Spiel der zwei hochgewetteten Drittligisten sollte die Ansprüche durchaus erfüllen. Gerade Hansa suchte die Zweikämpfe, kam immer wieder gefährlich in den gegnerischen Strafraum und konnte per Doppelschlag vor der Halbzeit in Führung gehen. Spieler des Spiels sicher Maximilian Krauß, der dank ständiger Unruhe im Angriffsspiel das Ruder auf die Seite seiner Mannschaft riss und mit seinem Spielstil im Alleingang für das entscheidende zweite Tor sorgte. Auf den Rängen passierte so weit nicht sehr viel Besonderes. Während die „Süd“ ihr Programm runterspulte, wie gehabt eine beeindruckende Mitmachquote erreichte und am Ende der Partie einen Dank an alle Flutlichtspender verkündete, wurde im Block 9A allerdings die ganze Partie über gezündelt. Respekt zollen konnte man unter diesen Umständen natürlich auch dem kompakten Auswärtsblock.

    Hansa hatte angekündigt, dass alle Zuschauer nach dem Abpfiff auf ihren Sitzen bleiben sollten. Und mit dem Heimsieg im Rücken entwickelte sich eine gewisse Vorfreude. Nach einem kurzen Einspieler von der ehemaligen Hansa-Legende Dieter Schneider, der beim ersten Spiel im Ostseestadion unter Flutlicht 1970 das Tor hütete, wurde das Licht ausgeschaltet und eine Pyroshow sorgte für große Augen. Die neuen Masten erstrahlten nicht mehr. Vermutlich wird es beim nächsten Heimspiel dann erneut etwas „Bling-Bling“ geben. Oder auch nicht. Denn herabfallende Teile der Pyroshow sorgten dafür, dass sich Dachbefestigungen lösten und einen 9-jährigen Jungen krankenhausreif verletzten. Das war’s jedenfalls mit den alten Masten. „Sag zum Abschied leise Servus“, möchte man da passend zu dem Spiel und Gegner hinterherrufen.

    Wir wünschen dem Buben gute Besserung und vermuten, dass über den Köpfen der Zuschauer in Rostock zukünftig nur noch die neuen LED-Strahler brennen werden. (mm)

    FC Ingolstadt U19 – FC Nürnberg U19 – 3:1

    Die 66. BILDERBUCHBUDE der Woche kommt aus dem bayerischen Ingolstadt. Bis zur Saison 2009/10 haben „die Schanzer“ hier ihre Heimspiele ausgetragen, ehe es zur Saison 2010/11 in den Neubau ging.
    Heute spielt in der alten Heimat „nur noch“ die zweite Mannschaft des FC Ingolstadt und dessen U19.
    Ein Besuch lohnt sich aber auch trotz der übersichtlichen Kulisse. Schönes Wochenende!


    13.09.2025
    Bezirkssportanlage Süd-Ost Ingolstadt
    FC Ingolstadt U19 – FC Nürnberg U19 – 3:1

    TSV 1860 München – TSV Havelse – 3:2

    TSV 1860 München – TSV Havelse – 3:2

    „FLUTLICHTSPEKTAKEL BEI MÜNCHENS GROẞER LIEBE“

    14.09.2025

    3. Liga
    Städtisches Stadion an der Grünwalder Straße
    Zuschauer: 15.000

      MÜNCHEN — Am 03.08.2019 besuchte ich das städtische Stadion an der Grünwalder Straße und sah dort ein 2:5 zwischen der zweiten Mannschaft vom FC Bayern und Viktoria Köln. Dieses torreiche Spiel lief vor 2.141 Zuschauern und fühlte sich irgendwie falsch an. Diese geile Bude muss man eigentlich mit 1860 kreuzen. Sechs Jahre lang trug ich das ungute Gefühl mit mir herum und freute mich, als die 3. Liga dieses Spiel auf Sonntag 19.30 Uhr terminierte, da ich am Wochenende sowieso in der bayerischen Landeshauptstadt übernachtete. Wenn wir ehrlich sind, ist diese Anstoßzeit für alle Auswärtsfahrer ein Schlag ins Gesicht. Die tapferen Jungs und Mädels aus Garbsen nahmen die 671 Kilometer auf sich und mussten ihren kleinen Gästeblock noch mit anderen neutralen Besuchern teilen, weil die Gästetickets in den freien Verkauf gingen. Auch ich musste diese bescheidene Alternative wählen, da der Heimbereich für alle Fans einfach zu klein ist. Die Diskussion über eine Erweiterung des Stadions gibt es nun aber schon jahrelang, doch der Oberbürgermeister möchte lieber einen weiteren Versuch riskieren, Olympia nach München zu holen, als 1860 zu helfen, das Stadion auszubauen. Diese Ungerechtigkeit drückten die Fans der Löwen im Laufe des Spiels auf mehreren Bannern aus.

      Pünktlich ging das Spiel los, und währenddessen wir den schönen Gesängen auf der Tribüne lauschten, vergaben die Löwen gute Gelegenheiten, um in Führung zu gehen. Kurz vor der Pause konnten sie dann per Doppelpack verdient in Führung gehen. In der zweiten Hälfte stellten die Gastgeber das Fußballspielen ein und Havelse kam zurück ins Spiel. Als Volland in der 85. Minute vorzeitig duschen gehen musste und Havelse drei Minuten später sensationell den Ausgleich erzielte, war die Laune bei den meisten Fans eher mittelmäßig. Der Schiedsrichter gab sieben Minuten Nachspielzeit, und wie aus dem Nichts kamen die Giesinger Jungs zurück ins Spiel und konnten mit der letzten Aktion den Siegtreffer erzielen.

      Ekstase pur im Heimbereich und ein Eklat im Gästeblock. Zwei dumme Menschen fingen an zu jubeln und holten eine Lok-Leipzig-Fahne heraus. Folgerichtig wurden diese Vollhonks vom Sicherheitspersonal freundlich aus dem Stadion begleitet.

      Meine Mitstreiter und ich gingen völlig zufrieden aus diesem Prachtexemplar von Stadion heraus und schworen uns, hier noch einmal hinzukommen. Mich hat diese super Stimmung der Kurve ohne Dach einfach fasziniert und Lust auf mehr gemacht. Dazu steht diese alte Hütte mitten in der Stadt, nicht an der Autobahn oder an einer Kuhwiese. Die Busse müssen auf der Straße parken, und alle Kneipen sind vor und nach dem Spiel voll mit Fußballfans. Das ist einfach geil! Oder um es anders zu beschreiben. „DAS IST FUSSBALL, DAS IST MÜNCHENS GROẞE LIEBE!“ (mb)

      FC Bayern München – Hamburger SV – 5:0

      FC Bayern München – Hamburger SV – 5:0

      „DER GRILL BLEIBT KALT“

      13.09.2025
      Bundesliga
      Allianz Arena
      Zuschauer: 75.000

      MÜNCHEN — Nach sieben Jahren gab es am Samstag wieder den Nord-Süd-Klassiker zwischen dem Rekordmeister und dem Aufsteiger aus Hamburg. Unterschiedlicher konnten die Verhältnisse beim 120. Aufeinandertreffen nicht sein. Die einen haben einen Kaderwert von über einer Milliarde Euro, die anderen vergeigten sechs Jahre in Folge den Aufstieg ins Oberhaus. Umso größer war die Vorfreude aller auf das Duell. Unsere Redakteure aus Schwechheim reisten mit den unterschiedlichsten Verbindungen nach München. Die einen kreuzten vorab noch eine schöne Bilderbuchbude in Ingolstadt, die anderen setzten ihr Kreuz in Heimstetten, und der Schreiberling buchte die volle Experience beim FC Bayern und hörte siebenmal Freed from Desire im Bayern-Campus.

      Danach brachte uns ein Redakteursvater in sieben Minuten zur Allianz Arena. Beide Fanlager wurden am Einlass getrennt, um sich dann direkt im Umlauf wiederzutreffen. Den Sinn habe ich noch nicht ganz kapiert. Aber es wurde noch verwirrender. Wer sich als Gästefan ein Bier mit Alkohol kaufen möchte, muss dies im Unterrang holen; oben im Gästebereich wird nur alkoholfreies Bier ausgeschenkt – und dazu ist der Pfand oben noch teurer. Zwar nur zehn Cent, aber wer bekanntlich den Cent nicht ehrt, ist des Euro nicht wert. Egal, ob man ein Bier mit Alkohol oder ein Wasser in der Hand hat. Mit diesem Getränk oder auch mit jeglicher anderer Nahrung bleibt es den Gästen verwehrt, dies auf ihrem gebuchten Platz zu konsumieren. Das i-Tüpfelchen passierte dann rund 15 Minuten vor Spielbeginn. Ein kleiner Junge bekam von seinem Papa eine Tüte Popcorn und wollte diese mit auf seinen Platz nehmen. Dies war natürlich nicht erlaubt, und der Ordner drückte auch kein Auge zu. Also sollte dieser ca. fünfjährige Junge, der wahrscheinlich zum allerersten Mal ein Auswärtsspiel besuchte, die große Tüte Popcorn in wenigen Minuten vor dem Einlass verspeisen – zehn Meter weiter gingen jedoch zwei ältere Herren im Heimbereich mit ihrem Bier ungehindert zu ihrem Platz und tranken dort in der ersten Hälfte genüsslich. Genau das ist Diskriminierung, FC Bayern! Die DFL wirbt mit „Gib Rassismus keine Chance“ und positioniert sich klar gegen Diskriminierung, aber zehn Prozent der Zuschauer im Stadion wird verboten, Wasser zu trinken, während sie das Spiel verfolgen.

      In der Zwischenzeit schlang der kleine Junge traurig sein Popcorn in den Magen, während beide Kurven ihre Choreografien aufbauten. Die Südkurve feierte sich und ihr Gründungsjahr, zugleich präsentierte der HSV stolz seine drei Buchstaben, untermalt von ein paar Rauchtöpfen und jeder Menge Fahnen.

      Als beide Seiten ihre Materialien noch abbauten, durften die 75.000 Zuschauer in der restlos ausverkauften Allianz Arena schon zweimal das berühmte „Yabba Dabba Doo“ hören. Der Gast aus Hamburg wurde, wie in den Jahren vor dem Abstieg, hergespielt und teilweise lächerlich gemacht. Die Bayern verzauberten 29 Minuten lang das elitäre Publikum auf den Längsseiten und gingen mit 4:0 in Führung. Danach muss der ehemalige HSVer Vincent Kompany seinen Spielern wohl gesagt haben, dass sie aufhören sollen, Fußball zu spielen, weil sonst der Grill am Volksparkstadion wieder glühen würde. Trotz des einseitigen Ergebnisses wurde besonders im Gästebereich weiter lautstark supportet. Man kann allen Fans des HSV nur für diese Leistung gratulieren, denn der Support war trotz der miserablen Leistung auf’m Platz einfach nur bärenstark. Auch die Schickeria war optisch gut aufgelegt und zündete mehrmals im Verlauf des Spiels. Über die Lautstärke kann man sich in München immer streiten.

      Nach dem Spiel kam ich in ein nettes Gespräch mit einem Bayern-Fan, der mir offen und ehrlich die Situation erklärte. „Wir haben 5–10.000 Fans, die die Mannschaft supporten wollen, und dann ist man im eigenen Stadion natürlich gegen die Gästefans nicht in Überzahl und sieht somit immer schlecht aus. Die restlichen 57.000 Zuschauer kommen wegen der Stars und der guten Ergebnisse.“ Um es noch einmal mit den Worten von Uli Hoeneß zu sagen. „Wollt ihr Ribéry und Robben?“ Der Großteil der Besucher will die Stars, und daher gibt es in der Allianz Arena eine viel zu große Anzahl an Hochbetagten und zu wenig echte Fans! (mb)

      BV De Graafschap Doetinchem – Willem II Tilburg – 1:1

      BV De Graafschap Doetinchem – Willem II Tilburg – 1:1

      „GROUNDHOPPERS WELCOME“

      12.09.2025
      Eerste Divisie
      Stadion de Vijberberg
      Zuschauer: 10.549

      DOETINCHEM – Das Wochenende stand ins Haus und gemütlich sollte die Komplettierung der Regionalliga West vorangetrieben werden. Die Sportfreunde Siegen gastierten am Freitag-Abend beim 1.FC Bocholt, eine gelungene Abwechslung in Sachen Auswärtsfans und gut erreichbar von Schwechheim. Kurz vor der Abfahrt dann der Schock: Heimbereich ausverkauft! Alternativen mussten her, die Fahrt nach Bocholt war aber unausweichlich: Ein Hotel in der Nähe bereits gebucht und das Auto voller Blablacar-Mitfahrer.

      Nachdem auch eine kurzfristige Akkreditierung am Hünting scheiterte, ruhten die Hoffnungen auf dem niederländischen Zweitligisten aus dem Gelderland. Zwar gab es auch bei De Graafschap Tickets nur gegen Vorlage der Mitgliedschaft. Doch die Holländer haben einen Service eingerichtet, der mir an diesem Abend des Arsch rettete: „Groundhopper-Tickets“. Dafür gibt es extra eine E-Mail-Adresse, um mit dem Verein in Kontakt zu treten. In der zweiten Mail muss man einige Fragen beantworten, seinen Perso abfotografieren und sogar einen Nachweis über seine Groundhopper-Existenz erbringen. Dem Vorschlag des Vereins, das Futbology-Profil zu screenshoten, ging ich nach. Und die elektronische Kommunikation, die im Stau zwischen Hamburg und Bremen stattfand, wurde schließlich mit einer positiven Antwort von De Graafschap gekrönt. Groundhoppers welcome. Seht ihr Bocholt: So wird das gemacht!

      Wer hat sich auch schon mal gefragt, weshalb dieser Verein „De Graafschap“ heißt? Hier die Antwort: Doetinchem liegt mitten in der ehemaligen Grafschaft Zutphen und bildete die größte Stadt in diesem historischen Gebiet. Stellvertretend für diese ganze Region hat man sich nach einer Fusion im Jahre 1954 den Namen „De Graafschap“ verpasst. Um das Jahr 2000 herum hatten die Gelderländer ihre beste Zeit, spielten 8 Jahre am Stück Eredivisie. Irgendwann in diesen Jahren entstand auch der Beiname „Superboeren“, nachdem der Verein von den niederländischen Großstadtfans immer wieder als „Bauern“ verspottet wurde, verpasste sich der Klub aus der 60.000-Einwohner-Stadt diesen selbstironischen Spitznamen. Vielleicht etwas vergleichbar mit Meppen auf der anderen Seite der Grenze.

      Tatsächlich lag dann eine Eintrittskarte mit dem Vermerk „Groundhoppers“ an der „Rezeption“ für mich bereit und der Abend konnte starten. Das Stadion „Vijverberg“ ist eine typisch-holländische Blechkiste mit Flutlichtern. Da kann schon Stimmung drin aufbranden, aber auch der traditionelle Standort mitten im Wohnviertel spielt immer eine Rolle bei der DNA der meisten NL-Vereine. Im Stadion gab es jedenfalls aus dem „Hopperblock“ sogleich zwei Fanszenen zu bestaunen. Die Gäste stehen direkt neben den Heimfans und der kleine, eingezäunte Bereich sah proppevoll aus.

      Zu Beginn dann sogar eine kleine Choreo von Tilburg, bei der die Sticker-Kultur des Vereins eine Rolle spielte und die Elemente der Choreo zunächst für Zaunfahnen gehalten wurden. Ansonsten solider Support auf beiden Seiten, ohne dass man sich nennenswerte Notizen machen musste. Mit einer Ausnahme: Nach rund 10 Minuten hüllte sich der Gäste- und Heimblock zeitgleich in eine große, schwarze Blockfahne mit der Botschaft: „Stop collectieve Straffen“. Übersetzung überflüssig. Da man zuvor in der Stadt schon entsprechende Plakate und Aufkleber entdecken konnte, kündigte sich hier wohl ein Motto-Spieltag in den Niederlanden an. Bei diesem Protest wird auch für mehr Freiheit auf den Auswärtstouren plädiert, was in unserem Nachbarland u.a. an eine verpflichtende Busfahrt gekoppelt ist. Wer hier mehr Informationen möchte, dem sei die gleichnamige Internetseite der Bewegung ans Herz gelegt.

      Das erste Ausrufezeichen dieser Partie setzten die Gäste jedoch auf dem Rasen: Nach etwa 50 Sekunden ging Tilburg mit der ersten Chance in Führung. Und dem Absteiger sah man die reife Spielanlage an: Immer wieder scheiterte Willem II gefährlich vor dem Tor. Doch De Graafschap – mit zuletzt drei Niederlagen in Folge gehörig unter Druck – überstand die schwierige Anfangsphase und bekam zunehmend Sicherheit ins Spiel. Mitte der ersten Halbzeit erspielten sich die Hausherren immer bessere Torchancen und vergaben jeweils knapp. Kurz vor der Pause nach einer schönen Kombination dann endlich der verdiente Ausgleich! Nach dem Wiederanpfiff ein ähnliches Bild: Doetinchem war dem Sieg näher, am Ende waren die „Superboeren“ aber sichtlich erleichtert die Negativ-Serie gestoppt zu haben.

      Mehr als zufrieden ging es mit dem Abpfiff schließlich wieder über die Grenze nach Deutschland zum wohlverdienten Schlafplatz in Krefeld. Dank der Kulanz des Zweitligisten konnte der Start einer persönlichen Negativ-Serie an diesem Freitag verhindert werden. Eine kleine Geste für den Verein, eine große Erleichterung für den Groundhopper. (mm)

      Demminer SV II – SV Traktor Dargun II – 3:0

      Freitag in der Früh ist es Zeit: Die BILDERBUCHBUDE DER WOCHE wartet. Ausgabe 65 heute aus dem schönen Mecklenburg-Vorpommern. Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nah liegt? Hier in Demmin kommt der verwöhnte Hopper auf seine Kosten. Alle Besucher können mit einer Runde um die begehrte Rasenfläche der Leidenschaft voll und ganz nachkommen. Fotomotive gibt es zahlreich. MV tut gut!


      26.04.2025
      Stadion der Jugend (Demmin)
      Demminer SV II – SV Traktor Dargun II – 3:0

      FC Schönberg 95 – SG Dynamo Schwerin – 0:3

      FC Schönberg 95 – SG Dynamo Schwerin – 0:3

      „ZWISCHENRUFE ALLER ART“

      07.09.2025
      Landespokal MV
      Palmberg-Stadion
      Zuschauer: 433

      SCHÖNBERG – Jahrelang stand der FC Schönberg im Fokus der Öffentlichkeit. Bevor die Nordwestmecklenburger vor 10 Jahren den Sprung in die Regionalliga Nordost packten, qualifizierten sich die „Maurine-Kicker“ stolze 7 Mal für den DFB-Pokal. Im Jahre 2000 gab sich der FC Bayern München vor 16.000 Zuschauern im äußersten Nordwesten Ostdeutschlands die Ehre. Zwei Jahre später schaute auch der HSV im Palmberg-Stadion vorbei. Doch nicht zuletzt eine 0:15-Niederlage gegen Kaiserslautern sorgte dafür, dass die Schönberger in der Ewigen DFB-Pokal-Tabelle bis heute den letzten Platz belegen.

      Um den DFB-Pokal ging es auch am vergangenen Sonntag, wenn man denn so will. Denn für die Teilnahme an dem prestigeträchtigen Wettbewerb ist der Gewinn des Landespokals schließlich Voraussetzung. Die Zeit der großen Spiele in der kleinen Stadt nahe der Ostseeküste sind eigentlich vorbei. Die Highlights in den vergangenen Jahren kann man an einer Hand abzählen. Doch wenn es denkwürdige Spiele gab, hieß der Gegner oft: Dynamo Schwerin. In der vergangenen Saison trafen beide Teams zuletzt im Pokal aufeinander und die klassentieferen Schönberger zogen durch einen 1:0-Erfolg in die nächste Runde ein.

      Nachdem ein Verbandswechsel und eine Umgruppierung in die Regionalliga Nord vom NOFV abgelehnt wurde, zogen sich die Mecklenburger 2017 aus der Regionalliga zurück. Auch die hohen Reisekosten in der Nordost-Staffel führten dazu, dass der Etat schmolz. Nach einigen Jahren in der Landesliga, gelang den 95ern im Corona-Jahr 2020 die vorzeitige Rückkehr in die MV-Liga. In der Verbandsliga hat man sich mittlerweile wieder in der oberen Hälfte etabliert, was auch einhergeht mit dem einen oder anderen (regional) bekannten Namen im Kader. Vor allem einige Kicker aus dem nahen Lübeck werden immer wieder in Schönberg kompostiert, das gilt aktuell sogar für den Trainer. Bei bestem Wetter fanden sich an diesem Spätsommer-Nachmittag rund 500 Personen auf der großen Tribüne des kleinen Stadions ein, das seine Rekord-Kapazitäten aus dem DFB-Pokal mit Zusatztribünen erreichte. Letztes Jahr im Landespokal gegen Hansa Rostock wurde nach Jahren mal wieder so eine mobile Stahlrohrtribüne aus der Mottenkiste geholt.

      Solche Maßnahmen mussten gegen Dynamo nicht getroffen werden, auch wenn es den Eindruck hinterließ, dass sich die jeweiligen Fanlager fast gleichmäßig auf die Kulisse verteilten. Als Dynamo noch nicht überregional in der Oberliga auftrat, waren sie in der Redaktion ein gern genommener Gegner bei den Spielen auf dem Lande in den Verbandsklassen. Und an dem Auftritt hat sich nicht viel geändert. Neben einer dreistelligen Auswärtsfahrerzahl und vielen Zaunfahnen, ist vor allem das ein oder andere Erscheinungsbild der weinroten Schlachtenbummler interessant. Sagen wir mal so: Vor über 35 Jahren ist die Mauer gefallen – und einige Personen waren vermutlich bis heute nicht einmal „drüben“.

      Aber was will man sich „da drüben“ auch abgucken? Das Bällchen bei Dynamo rollt gut und der Kader ist mit Spielern aus aller Welt bestückt. In dem Zweitrundenspiel stellte sich schnell heraus wer die bessere Mannschaft ist. Die Gäste gingen irgendwann auch in Führung und hätten diese ausbauen können, bis es ein Elfmetergeschenk für die „Maurine-Kicker“ gab, das der heimische Angreifer kläglich vergab. Und auch wenn die Schönberger von diesem Schiedsrichter-Pfiff profitierten, war ein Schuldiger an diesem Tag schnell gefunden: Der Spielleiter.

      Dass man kaum mal Passstafetten über zwei Stationen auf den Rasen bekam und jeden Konter verdaddelte, spielte bei der Live-Analyse der sportlichen Führung auf der Tribüne keine Rolle. Dieses Verhalten gipfelte schließlich in einem Platzverweis für den Trainer. Nach den späten Treffern zum 0:2 und 0:3 verstummten dann irgendwann die energischen Zwischenrufe aller Art. Das war fast ein bisschen schade, denn welches Publikum erlaubt sich schon lautstarke Provokationen gegen einen Verein, der für eine Attitüde bekannt ist, die vielen das Fürchten lehrt? Immer wieder schallte es im Chor Richtung Gäste: „Scheiß Dynamo!“. Und das, wo vor Ort keine Fantrennung mehr herrscht und Anhänger beider Vereine auf der Tribüne sitzen.

      Hat am Ende auch geklappt und das war alternativlos, denn: Der Gästekäfig wurde in der siebtklassigen Landesliga zu einem VIP-Parkplatz umgebaut. (mm)

      Bonner SC – Fortuna Köln 0:3

      Bonner SC – Fortuna Köln 0:3

      “FLUTLICHT-DERBY“

      05.09.2025
      Regionalliga West
      Sportpark Nord
      Zuschauer: 3.763

      BONN – Da ich an diesem Freitag spontan frei bekam und mein Flug am nächsten Tag von Düsseldorf nach Italien gehen sollte, entschloss ich mich, einen weiteren Regionalliga-West-Ground zu kreuzen.
      Die Reise führte mich in die ehemalige deutsche Hauptstadt Bonn, die mit einer direkten Bahnverbindung an den Düsseldorfer Flughafen angebunden ist.

      Nach einer „Deutschlandticket-Tour“ aus Schwechheim kam ich etwa zweieinhalb Stunden vor Spielbeginn in Bonn an. Die Zeit nutzte ich, um mir die schöne Stadt am Rhein anzusehen. Sie wusste durchaus zu überzeugen. Besonders gefallen haben mir der Marktplatz und eine kleine Festung, an der sich schon Kollege (MM) vor 20 Jahren hatte ablichten lassen.

      Es folgte ein Spaziergang zum Ground und ein Abstecher in den Supermarkt, wo ich kurzzeitig für einen Ladendieb gehalten wurde. Der Sicherheitschef lief mir hinterher und wollte ganz sicherstellen, dass ich nicht mehr dabei hatte als die gekaufte Cola.

      Nach diesem kleinen Nervenkitzel fielen mir die hohen Flutlichtmasten des Sportparks Nord ins Auge. Neben einem von ihnen zeigte sich sogar ein kleiner Regenbogen.

      Alles war angerichtet: Flutlichtspiel um 19:30 Uhr, dazu mit Fortuna Köln ein Gegner aus der Nähe. Beworben wurde die Partie als „Flutlicht-Derby“. Etwa eine halbe Stunde vor Anpfiff traf dann auch der schwarz gekleidete Gäste-Mob ein und machte mit „Hurra, hurra, die Fortuna ist da“-Sprechchören auf sich aufmerksam.

      Unglücklicherweise waren alle Zuschauer auf einer Tribüne untergebracht, da die Gegengerade für dieses Spiel gesperrt war. Lediglich vor dem Anpfiff konnte man ein paar Fotos von der schönen Haupttribüne machen. Dennoch ist es erfreulich, dass beide Vereine eine aktive Fanszene vorweisen können. Bei den Gästen handelt es sich mit der Ultra-Gruppe „Fortuna Eagles“ sogar um die älteste Ultrà-Gruppierung des Landes. Insgesamt ein kompakter Haufen, der ein geschlossenes Bild abgab. Der Funke sprang dabei auf den Rasen über, sodass es bereits nach einer knappen halben Stunde 0:3 für Fortuna stand. Weitere Tore fielen nicht.

      Die mitgereisten Anhänger provozierten noch mit „Absteiger“-Rufen in Richtung des Aufsteigers, was die Bonner jedoch gekonnt ignorierten und stattdessen weiter ihre eigenen Lieder sangen.

      Insgesamt ein schöner Ausflug in den Sportpark Nord. Ein Ground bei Flutlicht hat immer etwas Besonderes – klare Empfehlung.
      Den Abschluss bildete eine Übernachtung am Düsseldorfer Flughafen. (fj)

      VfB Fichte Bielefeld – SC Hicret Bielefeld 1:3

      Guten Morgen! Willkommen zur 64. Ausgabe der BILDERBUCHBUDE DER WOCHE- diesmal melden wir uns wieder aus Nordrhein-Westfalen. In Ostwestfalen befindet sich das traditionsreiche Stadion Rußheide.
      Die Arena fasst rund 12.000 Zuschauer, wurde 1970 eröffnet und ist die Heimspielstätte des VfB Fichte Bielefeld, wo regelmäßig Amateurfußball geboten wird. Das Stadion überzeugt mit vier markanten Flutlichtmasten, mehreren Stehplatztribünen und einer überdachten Sitzplatztribüne – ein echtes Schmuckstück und einfach wunderschön.


      31.08.2025
      Stadion Rußheide
      VfB Fichte Bielefeld – SC Hicret Bielefeld 1:3

      Cambridge United – Newport County AFC – 2:0

      Cambridge United – Newport County AFC – 2:0

      “MIT KOPFSCHMERZEN NACH CAMBRIDGE – GROUND NUMMER 56″

      30.08.2025
      League Two
      Cledara Abbey Stadium
      Zuschauer: 5.887

      CAMBRIDGE – Auf dem Weg zur 92 werde ich immer wieder von Krankheiten ausgebremst. Einmal hatte es mich auf einer Silvester-Tour so stark erwischt, dass der Besuch im Fratton Park in Portsmouth ins Wasser fiel. Ein Jahr später war ich vor der traditionellen Tour krank geworden, konnte mich aber in England wieder erholen.

      Ein weiteres Mal erwischte es mich im vergangenen Jahr vor einer geplanten Cambridge-Tour, die ich gar nicht erst antreten konnte. Und nun – kurz bevor der Ground von Cambridge endlich nachgeholt werden sollte – kam es, wie es kommen musste: Kopfschmerzen und Halsschmerzen.

      Dieses Mal trat ich die Reise dennoch an. Mit Schmerztabletten und Wasser ging es für nur 30 Pfund return vom Flughafen Münster/Osnabrück auf die Insel und mit der Bahn noch eine knappe halbe Stunde weiter nach Cambridge.

      Im Wetherspoon verzichtete ich dieses Mal auf Alkohol und stärkte mich lediglich mit Bohnen und Wurst. Wenig später machte ich mich auf den gut 35-minütigen Fußweg, ehe ich von mehreren Kühen und den schönen Flutlichtmasten empfangen wurde. Mit dem Abbey Stadium sollte heute der 56. Ground der ersten vier Profiligen fallen – und so kam es auch.

      In einem eher langweiligen Spiel musste ich aufpassen, nicht einzuschlafen. Ganz ohne Ablenkung war es aber nicht, da mein Platz direkt hinter einer großen Trommel lag, die immer wieder zum Einsatz kam.

      Richtig laut wurde es zur Halbzeit, als ein neues Maskottchen vorgestellt wurde. Mit lautstarken Rufen stimmten die Fans über den Namen ab. Zur Wahl standen „Amber“ und „Milly – the Moose“. Am Ende setzte sich jedoch Abbey – the Moose durch. Sowohl die Namensideen als auch das Design stammten von jungen Cambridge-Fans.

      Für Klein und Groß war es ein gelungener Fußballnachmittag. Denn neben dem neuen Maskottchen gab es am Ende auch einen 2:0-Heimsieg zu feiern.

      Ich war letztlich froh, dass der Schiedsrichter nach sieben Minuten Nachspielzeit die Partie abpfiff und ein weiterer Ground eingetütet war. Es folgte noch ein Stadtbummel, ein alkoholfreier Besuch im Wetherspoon, wo direkt der nächste England Ausflug gebucht wurde. Um diese und weitere Reisen zu finanzieren, folgte die klassische Airportnacht. (fj)

      Sporting CP – FC Porto – 1:2

      Sporting CP – FC Porto – 1:2

      „75 JAHRE DURCHFALL“

      30.08.2025
      Primiera Liga
      Estádio José de Alvalade XXI
      Zuschauer: 50.946

      LISBOA – An meinem Geburtstag muss ich nicht unbedingt Fußball gucken. Kaffee und Kuchen mit den Liebsten ist auch okay. Aber wenn die Spieltagsplaner in Portugal das Top-Spiel der Liga auf den Ehrentag, den Samstag-Abend legen, kann man das auch schon mal als Einladung verstehen.

      Damit fing das Dilemma an. Denn natürlich benötigte ich für den Geburtstagskick ein Ticket. Während in einschlägigen Facebook-Gruppen immer wieder von freiem Verkauf und keinerlei Schwierigkeiten berichtet wurde, trat nach und nach das Gegenteil ein. Am Mittwoch gab es überhaupt erst Ticket-Infos. Am Folgetag sollte es losgehen: Vorkaufsrecht zunächst nur für Mitglieder, die seit 75 Jahren (!) im Verein sind. Danach wurde die Hürde auf 50 Jahre gelegt. Irgendwann am Freitag waren dann auch jüngere Mitglieder an der Reihe und ich wähnte mich auf der sicheren Seite, da ich einen „Socio“ aufgetrieben hatte, der mir ein Ticket besorgen wollte.

      Dann aber der nächste Rückschlag. Das Mitglied ist noch nicht lange genug Mitglied. Die Hoffnung darauf, dass auch diese Hürde am Spleltag im VVK noch fällt, erfüllte sich nicht. Nicht mal ein ordentliches Mitglied konnte für den Kick am Ende ein Ticket bekommen, dabei blieben natürlich noch einige Plätze frei. Vier Stunden vor Kick-Off musste „Stubhub“ als Geburtshelfer herhalten. Nach fast 1400 Spielen erst das zweite Mal, dass auf eine dieser zweifelhaften Börsen zurückgegriffen werden musste. Aber sonst hätte man dumm aus der Wäsche geguckt und das an diesem besonderen Tag. Der „Socio“ João Miguel Silva sollte mit seinem Ticket am Ende 20€ Plus auf der Wiederverkaufsbörse machen und inklusive Gebühren blieb man am Ende doch noch relativ stabil im zweistelligen Bereich. Da hab ich im regulären Vorverkauf auch schon mehr bezahlt.

      Zuvor wurde der Geburtstag mit der Familie noch zünftig in dem Stadtteil Belém zelebriert. Dabei durfte natürlich auch eine Portion „Francesinha“ nicht fehlen. Ein Sandwich mit Schinken, Salsiccia, Käse und einem Spiegelei, das in einer Portwein-Soße schwimmt. Der erste Gedanke bei dem Anblick lautet definitiv: „Durchfall“. Aber vielleicht war die Mahlzeit in dem unscheinbaren Laden, in dem nur Portugiesisch gesprochen wurde, auch gut zubereitet. Geschmacklich gab es nichts an dem Toast auszusetzen, die aufgenommenen Kalorien sollten bis zum nächsten Tag reichen und in der Porzellanabteilung wurde auch kein Alarm geschlagen…

      Hinein ging es schließlich in das „José Alvalade“. Wie auch schon das Stadion vom großen Konkurrenten Benfica schwungvoll gestaltet und in den Vereinsfarben insgesamt ein willkommenes Motiv für den Sehnerv. Die Anhänger vom FC Porto fanden sich auf dem Oberrang hinter dem Tor ein und boten gesanglich und überhaupt gut organisierten Support. Sporting wieder mit verschiedenen Gruppen hinter den Toren. Diesmal auch mit einigen wenigen Zaunfahnen, Doppelhaltern und Pyro. Die Stimmung im ganzen Rund auf hohem Niveau. Nachdem es sogar eine vereinsseitige Papptafel-Choreo mit jeder Menge Feuerwerk zu bestaunen gab, wurde festgestellt, dass jeder in dem Stadion Bock auf dieses Spiel hatte. Beide Teams bis dahin mit „Weißen Westen“ und 3 Siegen aus 3 Spielen.

      Sporting als aktueller Meister gab die Pace vor und kam immer wieder schnell in die Box. Allerdings haperte es am Torabschluss, vielleicht macht sich der Abgang von Viktor Gyökeres bemerkbar. Nach den bissigen, aber erfolglosen Angriffen kam auch Porto besser ins Spiel. Den Gästen sah man die berühmte „reife Spielanlage“ an. Immer wieder drosselte man das Tempo und der Keeper der „Dragãos“ ließ sich von Beginn an eine Menge Zeit bei seinen Abschlägen. Ab der 3. Spielminute kassierte Nationaltorwart Diogo Costa Pfiffe für seine Darbietungen. Torlos ging es in die Pause, nach dem Wiederanpfiff startete Sporting die zweite Angriffswelle, die wirklich vielversprechend aussah. Aber auch diese Phase endete ohne Tor.

      Es musste langsam mal ein Geburtstagsgeschenk her und dieses kam aus Porto. Nach einem klassischen Konter traf der hüftsteife Luuk de Jong zur Führung. Den kennt man noch als Flop aus der Bundesliga und vermutlich ist der Holländer mindestens so alt wie ich. Kurz darauf folgte ein echtes Highlight: Denn Porto traf per Fernschuss und Traumtor zum 0:2. Fast genauso gut waren die Jubel-Provokationen direkt neben dem harten Kern der Heimfans. Beide Male bekamen „Dragãos“ Gegenstände an den Kopf, wurden behandelt und das Spiel ging weiter. Während man im Schwechheimer Land sicher Angst vor einem Spielabbruch hätte haben müssen, bekam hier ein Porto-Spieler wegen Unsportlichkeit sogar noch die Gelbe Karte.

      Sporting markierte aus dem Gewusel heraus in der Endphase den Anschluss und als 8 Minuten Nachspielzeit angezeigt wurde, keimte nochmal Hoffnung auf. Doch der Meister war völlig platt in den letzten Minuten und Porto zeigte nach der Führung eine Spielweise, an der Trainerstar José Mourinho vermutlich immer noch Anteile hält, auch wenn er am Mittwoch zuvor bei Benfica einen Tiefpunkt seiner Trainerkarriere erreichte.

      Das sollte es dann auch gewesen sein mit diesem Spiel und 10 Tagen Urlaub in Portugal. Für das Ticketing möchte man Sporting 75 Jahre Durchfall wünschen. Ansonsten gab es viele Highlights in und neben den Stadien. Auf in einen neuen Lebensabschnitt! (mm)

      Inuit Timersoqatigiiffiat‑79 Nuuk – Boldklubben 67 Nuuk – 1:2

      Inuit Timersoqatigiiffiat‑79 Nuuk – Boldklubben 67 Nuuk – 1:2

      „WIR KRIEGEN NIE GENUUK“

      03.08.2025
      Grönländische Meisterschaft
      Stadion Nuuk
      Zuschauer: 700

      NUUK – Die atemberaubenden Bilder von einigen Groundhoppinglegenden aus der Discobucht vom letzjährigem Finaltunier waren noch frisch im Kopf, als der grönländische Fußballverband Kalaallit Arsaattartut Kattuffiat, kurz KAK, im November 2024 den Termin für den Bankivik NP angutit 2025 auf Facebook postete. War man letztes Jahr im Sommer noch mit anderen Projekten beschäftigt, sollte dieser inoffizielle Länderpunkt in diesem Jahr endlich fallen. Mit Spannung wartete man auf die Festlegung des Spielortes der jedes Jahr variiert und im April war es dann soweit, es sollte die Hauptstadt Nuuk werden. Somit war klar, man wird zwar kein Eisbergpanorama erwarten können, aber zumindest blieb ein Weiterflug erspart was die Redaktionskasse doch enorm entspannte und den Flugpreis halbierte, dazu versprach Europlan doch ein schönes Bergpanorama.

      Das Finalturnier um die grönländische Fußballmeisterschaft findet jedes Jahr im Juli/August statt und wird innerhalb einer Woche durchgespielt. Das Ergebnis der fast ganzjährig harschen Klimabedingungen und langen Distanzen verlangt den Spielern so einiges ab, jedes Team bestreitet innerhalb von sechs Tagen fünf Spiele über 90 Minuten. Gespielt wird in zwei Gruppen zu je vier Teams , Jeder gegen Jeden, im Anschluss gibt’s mit einem Tag Turnierpause dann das Halbfinale und das Finale.

      So startete die insgesamt vierköpfige Reisegruppe Anfang August aus Schwechheim mit dem Auto nach Kopenhagen, von dort sollte es via Direktflug mit SAS zum Spielort gehen. Angekommen auf der überwiegend von Eis überzogenem Insel im Nordantlantik bezogen wir unser Airbnb, starteten die ersten Erkundungen durch die sehenswerte Stadt und buchten auch bereits eine Whalewatching Tour für den spielfreien Tag. Ich nehme es vorweg, Wal leider mit No Show, was laut Einheimischen eher selten vorkommt. Am frühen Nachmittag sollte dann auch bereits das erste Turnierspiel für uns stattfinden, IT-79 und BK-67, beides Lokalmatadoren, standen sich gegenüber. Ein Offizieller verriet uns, das man hier wohl bereits die beiden Finalgegner bestaunen könnte. Insgesamt würde ich dem Turnier sportlich ein ziemlich gutes Niveau attestieren und der Kollege sollte recht behalten: Unsere Auftaktpartie sollte nach sechs weiteren gesehenen Spielen auch das große Finale werden.

      Schätzungsweise 700 Menschen fanden sich am Endspieltag ein und säumten die steile Naturtribüne. Den einen oder anderen Weggefährten stellte der Anstieg doch vor Probleme, nicht zuletzt, weil der Vorabend im legendären Pub „Daddy`s“ verbracht wurde, der Karaokeabend wird uns und dem Boxautomat wohl lange in Erinnerung bleiben!

      Wie bereits im Gruppenspiel, welches 0:1 verloren wurde, geriet der haushohe Favorit in Rückstand und biss sich lange die Zähne am starken Torwart des Kontrahenten aus. Mit einem Doppelschlag drehte man jedoch in den letzten 20 Minuten die Partie und konnte somit den 16. Meistertitel der Vereinsgeschichte feiern. Mit diesem Triumph unterstreicht B-67 seine Stellung als unangefochtenes Schwergewicht im grönländischen Fußball. Nicht umsonst gilt der Klub als Vorzeigeprojekt für Talentförderung und kann seit längerem auch von einer Kooperation mit dem dänischem Spitzenverein FC Kopenhagen profitieren. Auch aufgrund dieses Talentpools strebt der Verband weiterhin eine Aufnahme in den CONCACAF an, hier war vor Kurzem zwar ein Rückschlag zu verkraften, weitere Anläufe bleiben aber wahrscheinlich. Man darf über die Entwicklung weiter gespannt sein.

      Auch abseits des Fußballs hinterließ die Reise bleibende Eindrücke: Wanderungen durch die Berge rund um Nuuk, eine unvergessliche Fjordtour incl. Sonnenuntergangs-Whiskey on the Rocks mit echtem Gletschereis machten den Aufenthalt perfekt – auch wenn die erhofften Wale sich erneut nicht blicken ließen.

      Der Austragungsort für das nächste Endturnier steht ebenfalls bereits fest – 2026 zieht der grönländische Fußballtross nach Ilulissat. Dann vielleicht wieder mit Eisbergen im Hintergrund, denn der Illusiat-Fjord gilt als mit der Eisreichste der Welt. Einer dieser Eisberge versenkte sogar seinerzeit die Titanic. (CvS)

      Hamburger SV – FC St. Pauli – 0:2

      Hamburger SV – FC St. Pauli – 0:2

      „GEMEINSAM GEGEN SICH SELBST?“

      29.08.2025
      Bundesliga
      Volksparkstadion
      Zuschauer: 57.000

      HAMBURG – Nach dem Derby ist vor dem Derby. Nur fünf Tage nach dem Spektakel in Danzig stieg das 112. Stadtduell quasi vor der Haustür. Bei der Arbeit fiel der Stift bzw. diesmal der Karton pünktlich. Als neutraler Zuschauer reiste ich tiefenentspannt per Fahrrad an und traf in Stellingen die ersten Redaktionskollegen.

      Entspannt wirkten dort auch die HSVer. So ein richtiges Derbyflimmern konnte ich noch nicht wahrnehmen und zwei Gästefans in Trikot/Shirt gingen sogar unbehelligt ihren Weg durch den Tunnel. Auch der Fanmarsch verlief ohne besondere Vorkommnisse. Gab es hier etwa Abnutzungserscheinungen? Immerhin war es das 13. Aufeinandertreffen seit 2018.

      Über eine Stunde vor Anpfiff und somit vor dem Warmmachen wackelte ich in den Volkspark. Der nächste Stimmungstest. Die Nordtribüne zündete die ersten Fackeln und Rauchtöpfe, aber ganz so euphorisch wie in den Jahren zuvor kam es mir nicht vor. Allerdings fuhr es einem beim Einklatschen und der Vereinshymne durch Mark und Bein.

      Der Gästeblock erwiderte mit durchaus krachenden Schlachtrufen und war früh mit der Ausrichtung der Choreoelemente beschäftigt. So richtig konnte ich das letztendlich nicht entschlüsseln. Die Figuren waren im Comic-Stil gehalten und das trojanische Pferd wahrscheinlich eine Anspielung auf die “Festung Volkspark” vom letzten Derby. Vielleicht können unsere Leser Licht ins Dunkeln bringen. Riss mich nicht vom Hocker, aber immerhin besser als das Zwei-Worte-Intro vom letzten Auftritt in Bahrenfeld.

      Auf der Nordtribüne entschied man sich für die Losung “Gemeinsam gegen alle” und diesmal sprangen mir quasi zwei Löwen entgegen. Fahnen in blau bzw. den Vereinsfarben rundeten die Choreo ab. Gut, aber aus meiner Sicht nicht außergewöhnlich für das Stadtderby.

      Damit konnte es auch auf dem Platz losgehen. Die Rothosen begannen schwungvoll und zogen das Publikum mit, was aber nur von kurzer Dauer war. St. Pauli kam nach und nach besser rein und überrumpelte die Abwehr durch eine einstudierte Eckballvariante Marke Bauerntrick. 0:1 und im Eckbereich ploppte die erste Serie an Fackeln.

      Das Tor entpuppte sich schon ein bisschen als Stimmungskiller bei den Sitzern. Während die Kiezkicker konzentriert ihren Plan verfolgten und zu weiteren Chancen kamen, blieb der HSV erschreckend harmlos. Erste Parallelen zum Grottenauftritt in Pirmasens taten sich auf.

      Im Gegensatz zur mageren Darbietung der eigenen Mannschaft haute die Nordtribüne mit Wiederanpfiff einen raus und nebelte den Volkspark mit blauem Rauch komplett ein. Für den Schiedsrichter übrigens kein Grund, zu unterbrechen. Gut so! Auf der Gegenseite gab es Blinker über Blinker, auch gelungen. Drei Zeigerumdrehungen später vollendete Königsdörffer einen langen Pass und sorgte für eine Komplettekstase. Dieser Moment zeigte, was an Stimmung hätte gehen können. Aber hätte, hätte, Fahrradkette. Wegen Abseits annullierte der VAR den Ausgleich.

      Von all dem ließen sich die Gäste nicht beeindrucken. Mit einem langen Ball war die HSV-Abwehr erneut düpiert und Hountondji traf nach einer Stunde aus sehr spitzem Winkel. Den machen nicht viele Bundesliga-Spieler rein. Während die Nordtribüne weiter volle Pulle supportete, zog der Rest immer weniger mit.

      Dafür drangen die Gesänge der Braun-Weißen besser und besser durch. Kein Wunder bei dem Spielstand und der Leistung, denn Sankt Pauli spielte sich noch weitere Chancen heraus und zog einfach seinen Stiefel durch.

      Der HSV blieb kopflos und dezimierte sich obendrein in der 77. Minute nach einer gelb-roten Karte gegen Gocholeishvili. Offenbar der Startschuss für einige, den Heimweg anzutreten. Es hätte gut und gerne 0:3 oder 0:4 stehen können und mit jeder Minute verließen mehr Zuschauer das Stadion. Fand ich schockierend, wenn ich nach sieben Jahren zum Bundesliga-Heimauftakt das Stadtderby habe. Spielstand hin oder her.

      Nach zehn Minuten Nachspielzeit wurden auch die HSV-Spieler durch den Abpfiff erlöst. Ein wirklich katastrophaler Auftritt mit einigen Totalausfällen auf dem Rasen. Der Fanszene will ich keinen Vorwurf machen. Beim Rest des Publikums und auch der Mannschaft muss sich aber in den nächsten Wochen zeigen, ob man gemeinsam gegen alle oder sich selbst agiert. (hr)

      S.L. Benfica – Fenerbahçe SK – 1:0

      S.L. Benfica – Fenerbahçe SK – 1:0

      „AUS VIELEN EINS“

      27.08.2025
      Champions League (Play-Off)
      Estádio da Luz
      Zuschauer: 64.323

      LISBOA – Wenn man mal im Urlaub ist und nicht viel Wert auf Fußball legt, meint es der Spielplan gut. Jeden Tag Fußball in der Nähe und fast nur Top-Spiele. Auch die Europapokal-Auslosung meinte es gut. Fast schon zu gut, denn nicht nur das Rückspiel um die Teilnahme an der Champions League fiel genau in die Woche, in der man sich südlich von Lissabon aufhielt – mit Fenerbahçe stieg auch noch ein knackiger Gegner im „Estádio da Luz“ ab. Das Trainerduell mit José Mourinho auf Seiten der Türken versprach Brisanz.

      Also ging es vom „Ferienort“ Sesimbra die rund 40km nach Lissabon, wo vor dem Spiel ein ausgiebiger Altstadtbummel stattfand. Über den Charme der Stadt muss man nicht viele Worte verlieren. Auch gegessen wurde absolut köstlich. Zu kleinen Preisen gab es Gaumenschmeichlereien von Lamm und Rebhuhn. Dass Lissabon auch als Touri-Hotspot in der höchsten Liga mitspielt, war allerdings nicht zu verkennen. Sagen wir mal so: Wenn man die deutsche Sprache beherrscht, ist man in Lissabon nicht verloren. Umso beachtlicher, dass in Sesimbra bis dahin keine Alemannen gesichtet wurden.

      Da das Hinspiel torlos ausging, musste im Rückspiel irgendwas passieren. Was der Befürchtung, dass Mourinho „Mourinho-Fußball“ spielen lässt, etwas den Zahn zog. Mit viel Vorfreude ging es eine Dreiviertelstunde vor dem Anpfiff von der Ballermeile unter der Brücke zum Stadion – immer dem Licht entgegen, denn hinter dem charakteristischen Dach des „Estádio da Luz“ setzte gerade die Sonne zum Sinkflug an. Passender kann man das Stadion nicht betreten. Dass rund 65.000 Zuschauer diesem CL-Spiel beiwohnen wollten, blieb nicht verborgen. Bis man sich zum entsprechenden Gate vorarbeitete, dauerte es ein Weilchen. In dem wunderbaren Stadion fielen dann zuerst die Fener-Ultras ins Auge, die kompakt unter dem Dach standen.

      Doch wie auch ihre Mannschaft, sollten sie komplett im Schatten der Gastgeber stehen. Für Benfica galt mehr denn je der Wappenspruch: „E pluribus unum“ – Aus Vielem Eins. Die Türken wurden kaum mal vernommen im großen Rund, obwohl man optisch an den rhythmischen Handbewegungen immer wieder viel Aktion im Block vermutete. Benfica sorgte dafür, dass der Rasen brannte und das Stadion zog mit. Fenerbahçe kam über 90 Minuten nicht zur Entfaltung. Weder in der Offensive, noch in der gefürchteten Defensive. Zwei Tage später stand fest: Es sollte das letzte Spiel unter der Leitung von Mourinho werden.

      Schon nach wenigen Minuten vergab der ehemalige Mainzer Leandro Barreiro eine hundertprozentige Chance. Der Luxemburger hatte einige unglückliche Aktionen in diesem Match. Er erzielte den zweiten Treffer in dieser Partie, der aberkannt wurde und spielte bei der ersten VAR-Entscheidung die Hauptrolle. Nach einer Situation im Gewühl blieb ein Türke liegen und weil er so hartnäckig eine Verletzung markierte, bekam man das Gefühl, der slowenische Schiedsrichter wurde zum Videobeweis gezwungen, woraufhin er das Tor wegen passiven Abseits oder Foulspiel annullierte. Irgendwas wird sich da schon gefunden haben. Dementsprechend agierte das Publikum und der Herzschlag der Portugiesen verzeichnete außergewöhnliche Ausschläge. Wenig später dann der dritte Treffer des Tages: Ausgerechnet der ehemalige Galatasaray-Spieler Kerem Aktürkoğlu schloss einen Sturmlauf nach 35 Minuten mit einem beherzten Schuss in die Maschen ab. Die Stimmung auf dem Siedepunkt.

      Fenerbahçe, Galatasaray, Mourinho, Portugal. Von all diesen Konflikten bekam man in dem vierten Rang (!) des Stadions aber nicht sehr viel mit. Von Seiten der Fanszenen blieb es ruhig. Benfica scheint da sowieso eher dezentral und recht unorganisiert aufzutreten. Auf beiden Hintertorseiten stehen Gruppen. Aber das Faustpfand bei dem Verein mit der größten Mitgliederzahl weltweit ist eher die Gesamtstimmung im „da Luz“, die die Mannschaft auf eine Woge des Erfolgs hieven kann.

      Fenerbahçe war nicht in der Lage zurückzuschlagen, obwohl Benfica aktuell sicher nicht über eine besonders namhafte Mannschaft verfügt und sich nach dem Siegtreffer von Aktürkoğlu auch nicht mehr sonderlich verausgabte. Seit 6 Jahren konnte der portugiesische Rekordmeister nicht mehr den Titel gewinnen, aber dieses Jahr mischt man erneut in der Champions League mit. (mm)

      FC 96 Recklinghausen – DJK Adler Feldmark

      Glück auf zu einer neuen Ausgabe DER BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (63).

      Da wir bei der letzten Ausgabe schon im Ruhrgebiet waren, kommt die neueste Ausgabe ebenfalls aus dem Ruhrgebiet genauer gesagt aus Recklinghausen.
      Hier im kombinierten Fußball -und Leichtathletikstadion Hohenhorst trägt der FC 96 Recklinghausen seine Heimspiele aus, was vorher die Heimspielstätte von Viktoria Recklinghausen und später des SC Recklinghausen war.
      Das Stadion wurde 1970 für 30.000 Leute geplant, wurde aber nie fertig gestellt.
      Heute hat es eine Kapazität von 7000, wovon knapp 3000 Sitzplätze und 4000 Stehplätze sind.
      Am 10.09.2006 fand hier sogar ein Viertelfinalspiel der 4.Weltmeisterschaft der Menschen mit Behinderung statt zwischen (dem Späteren Weltmeister Saudi-Arabien) Saudi-Arabien und England.


      17.08.2025
      Stadion Hohenhorst
      FC 96 Recklinghausen – DJK Adler Feldmark

      BKS Lechia Gdańsk – Arka Gdynia – 1:0

      BKS Lechia Gdańsk – Arka Gdynia – 1:0

      „SAY YES TO PYRO AND CHOREOS“

      23.08.2025
      Ekstraklasa
      Polsat Plus Arena
      Zuschauer: 37.500

      DANZIG – Abgesehen vom Tagesaufenthalt zum Conference-League-Finale in Breslau ist meine letzte Polentour ein Dreivierteljahr her. Damals sahen wir das vermeintlich letzte Spiel im Bukowa in Kattowitz inklusive bewegendem Abschied von Jan Furtok und einer zusätzlichen Eintrittskarte zum Andenken. Gegner war übrigens Lechia. Bekanntlich verschob sich der Umzug noch einige Male.

      Höchste Zeit also, dem östlichen Nachbarn mal wieder einen Besuch abzustatten. Fast neun Monate später nahm ich statt Hotel-Nachtbus am Freitag die angenehmere Flugverbindung von Schwechheim nach Danzig am Samstagmorgen wahr. Schnell in den Mietwagen und drei Spiele in Richtung Łódź gekreuzt. Eigentlich lief es schon wieder zu gut.

      Sonntag fuhr ich zurück nach Danzig und meine Erwartungen für das “Derby Trójmiasta” waren hoch. Die Ultras Lechia hatten im Vorfeld eine große Show angekündigt und baten die Anhänger, frühzeitig die Plätze im Stadion einzunehmen. Schnell hieß es mit über 37.000 erlaubten Zuschauern sold out. Ferner feierten die Weiß-Grünen ihren 80. Vereinsgeburtstag. Zu guter Letzt durften aus Gdynia wie in der Vorsaison Gäste anreisen, diesmal 1.800 Fans. Es war also alles angerichtet.

      Im EM-Stadion von 2012 angekommen sah ich dann auch schon den Auswärtsmob, der sich geschlossen in gelben T-Shirts zeigte. Erste Erleichterung, denn in Polen ist das ja teilweise bis Anpfiff ungewiss. Unter dem Motto “80 Jahre Stolz, Kampf, Glaube” zogen die Heimfans zum Einlauf der Mannschaften einen gestählten Stadtlöwen mit riesiger Lechia-Fahne empor. Böse Zungen hätten von Goleo auf Steroiden (aber mit Hose) gesprochen. Begleitet wurde das Ganze von grünen und weißen Folien. Was bereits hier auffiel: die Elemente wurden sehr lange gezeigt und boten ausführlich Gelegenheit zum Knipsen.

      Etwa zur 30. Minute folgte bereits Teil 2. Eingerahmt von einem Kreuz aus Fähnchen in Vereinsfarben hielt der Sensemann die aufgehängten “Gästeschweine” und den Freund und Helfer in der Hand. Ein bisschen Rauch stieg auch noch auf. Geile Präsentation. Beim verdrehten Spruchband hakte es kurz, aber das ist Meckern auf hohem Niveau.

      Auf der Gegenseite versuchten die Gäste alles, irgendwie dagegen zu halten. Mit Hüpf- und Klatscheinlagen blieb der Block ständig in Bewegung und gab akustisch sein Bestes. In der zweiten Halbzeit folgte dann auch dort eine Choreo in Form einer Blockfahne, die erst von Blinkern und dann von roten Fackeln untermalt wurde.

      Unterdessen bot das Spiel wie so oft in der Ekstraklasa schwere polnische Kost und die Action auf den Rängen musste es erneut rausreißen. Es folgte der dritte und letzte Teil bei den Gastgebern: ein riesiges Trikot mit der unmissverständlichen Botschaft “Say yes to pyro”. Unter dem Stoff wurde sich fleißig umgezogen und anschließend ploppten auf der gesamten Tribüne die grünen Fackeln. Fantastyczny!

      Wie erwähnt war die Partie sportlich mau und über ein 0:0 hätte sich keiner beschweren dürfen. Allerdings hatten die “Budowlani” noch eine gute Aktion im Köcher. Während die Rauchschwaden noch durchs Stadion zogen, traf Kurminowski in der 85. Minute per Kopf nach Flanke von Vojtko. Jubelexplosion! Lechia brachte die Führung über die Zeit und sicherte sich den Derbysieg. Jeder Złoty Eintritt hatte sich gelohnt und ich muss definitiv wieder häufiger nach Polen, das steht fest. (hr)

      CF Estrela Amadora – FC Alverca – 2:2

      CF Estrela Amadora – FC Alverca – 2:2

      „DERBY UNDERCOVER“

      25.08.2025
      Primeira Liga
      Estadio José Gomes
      Zuschauer: 3.411

      AMADORA – Ohne große Erwartungen unterbrach man am ersten Tag der Woche das tägliche Bad im Atlantik und fuhr Richtung Lissabon, in die Großstadt Amadora. Der Grund dafür war der exklusive Montagstermin. Auch ein Redakteur muss mal Urlaub machen, zumal wenn er Familie hat. Eigentlich war nicht viel Fußball geplant, doch dann kam der Spielplan raus und der Bleistift wurde gespitzt. Mehr dazu in den nächsten Tagen

      Nun erstmal zurück nach Amadora. Mit 0 Plan in die Stadt gekurvt, wurde bei der Parkplatzsituation das erste Mal gestutzt, aber schließlich in Zentimeterarbeit neben einem LKW eingeparkt und mit dem Nachwuchs auf der Schulter ging es zum „Estadio José Gomes“. Zuvor stand man noch für den kleinen Auswärtsmob aus Alverca Spalier und spätestens da war klar: Das wird ein guter Abend!

      Zuschauermassen strömten zum Stadion. Eine halbe Stunde vor dem Anpfiff sorgten die Schlangen an der Kasse bereits für Kopfzerbrechen. Da in Portugal aber – kurz gesagt – überall mit „Socios“ und „Nicht-Socios“, also Mitgliedern, gearbeitet wird, entpuppte sich die lange Schlange als Geduldsprobe für die Socios. Am zweiten Fenster war nichts los. Dennoch zog sich die Situation hin wie ein Kaugummi. Der einzige Kunde am Fenster war blind und hatte kein Bargeld dabei, weswegen die Tickerverkäuferin ihm mit Engelszungen den Weg zum Geldautomaten erklärte.

      Das sollte an diesem Abend nicht die einzige Kuriosität bleiben. Zunächst aber die Überraschung im zugigen Stadion, das mitten im Wohnviertel steht: Der kleine Auswärtsblock war pickepackevoll und auf der Heimseite bereitete man den Einsatz von Pyrotechnik vor. Was war hier los? Beide Städte sind Vororte von Lissabon. Amadora liegt im Westen, Alverca im Osten. Dass hier ein Spiel mit Fanszenen auf der Agenda steht, war in der überschaubaren Recherche untergegangen. Estrela verkündete nur etwas von „…endlich ist es so weit: Das erste Spiel gegeneinander seit 20 Jahren!“. Derby undercover.

      Tja, kein Wunder dass beide Vereine unter dem Radar fliegen. Die Stammvereine, sowohl von Amadora als auch von Alverca, wurden in diesem Jahrtausend aus Mangel an Masse aufgelöst. Beide Klubs starteten in den untersten Klassen neu. Estrela fusionierte 2020 mit dem Drittligisten aus Sintra und schaffte vor 2 Jahren den Sprung in die höchste Liga, während Alverca nach Neustart in der untersten Klasse in diesem Sommer den Sprung zurück in die Elitelklasse packte. Ende der 1990er kickten die „Maior di Ribatejo“ einige Jahre in der „Primiera“ und hinterließen mit Spielern wie Deco oder Ricardo Carvalho ihre Spuren in der Fußballlandschaft. Nach dem Abstieg 2004 überlebte der Verein kein Jahr mehr.

      Beide Teams warten aktuell noch auf einen Sieg in der neuen Saison und neutralisierten sich in den ersten 30 Minuten fast weitestgehend. Als man gerade überlegte welche Mannschaft überhaupt in der Lage ist mal auf’s Tor zu schießen, ging es los: Alverca traf nach schöner Direktabnahme zur Führung und legte kurz vor dem Pausenpfiff via Konter nach. Die Gäste waren besser und was sollte da jetzt noch passieren? In den 4 Minuten Nachspielzeit traf Estrela aber in den letzten Sekunden per Hacke zum Anschluss und es sollte ganze 10 Minuten (!) dauern, ehe der VAR den Treffer gutschrieb.

      Die zweite Hälfte knüpfte nahtlos an die letzten Minuten der Nachspielzeit an. Estrela kam mit dem Messer zwischen den Zähnen aus der Kabine und kassierte nach 2 Minuten einen Platzverweis. Trotzdem ließ man nicht locker, war klar am Drücker und holte kurz darauf einen Elfmeter heraus. Den Strafstoß brezelte Estrela an die Latte und als die überschwängliche Stimmung grad anfing zu bröckeln, mussten die Gäste eine Gelb-Rote Karte einstecken. Zehn gegen Zehn – also alles wieder auf 0. Der anschließende Freistoß aus der Halbposition zappelte im Netz. Die Freude kannte keine Grenzen und erinnerte an die Spielberichte aus Südamerika, die wir in den letzten Woche hier publizierten. Auch die Zuschauer auf der Haupttribüne tanzten nun im Dreieck. Die beiden Fanszenen bestanden aus vielleicht 250 Leuten, waren aber ständig auf Zinne und konnten melodisch voll überzeugen.

      Die armen Spieler, möchte man da fast sagen. Vermutlich waren die Jungs auf dem Rasen für so einen Thriller am Montagabend gar nicht geschaffen. Denn es rollte zwar ein Angriff oder Konter nach dem nächsten Richtung Tor, in der Schlussphase fehlte dann jedoch deutlich die Präzision. Kein Wunder, denn der Kick dauerte insgesamt 118 Minuten und dürfte auch mental so seine Spuren hinterlassen haben. Letzte Fußnote: Kurz vor Schluss wurde auch noch der Schiedsrichter umgerannt und musste sich von den Teamärzten behandeln lassen. Dieses Spiel wollte einfach nicht zu Ende gehen und das war gut so. Auch wenn wieder kein Team gewonnen hat. (mm)

      Alemannia Aachen – TSV 1860 München – 0:2

      Alemannia Aachen – TSV 1860 München – 0:2

      “BACK IN BUSINESS”

      23.08.2025

      3. Liga
      Neuer Tivoli
      Zuschauer: 24.920

        AACHEN – Als grauer Fleck tarnt sich bisher Aachen auf der Deutschlandkarte für mich und ich musste ich diese Stadt und diesen Verein endlich mal besuchen. Bisher war ich nur vor Ort, um im billigen A&O Hostel am Aachener Hauptbahnhof zu nächtigen. Nach meiner Reise in Südamerika genau der richtige Ort, um endlich wieder deutsche Ultras zu erleben. Die eigene Heimat ist dann doch sehr schön und facettenreich. Mit den Löwen aus München war es definitiv auch ein attraktiver Gast. In diesem Sommer verstärkte sich das Team durchaus vielversprechend, unter anderem mit Kevin Volland und Florian Niederlechner. Definitiv gute Transfers für die 3. Liga.

        Als ich am Stadion angekommen bin, begrüßte mich ein Bekannter quasi mit den Worten „Heute gibt’s eine Choreo: 15 Jahre Karlsbande“. Geil, zufällig das perfekte Spiel ausgesucht. Schnell auf die Plätze und die Vorfreude stieg. Zum Einlaufen gab es dann eine sehr ansehnliche Choreographie zu sehen, erstreckt über zwei Tribünen und mit schwarz-gelben Zetteln ergänzt. Ein sehr solides Bild! Der Spruch: “Should that ever be the last thing I see I want you to know that you are everything to me! Zweiter Teil: Cause all that you are is all that i’ll ever need“ rundete das Ganze ab.

        Die Jungs vom Tivoli hauten sich mächtig in das Spiel rein und der Wille war groß, den Favoriten aus der bayerischen Landeshauptstadt zu ärgern. Das Team zog durch Kampf und Willen die Tribünen mit und hatte somit schnell das Publikum auf seiner Seite. Guter Auftritt der Gastgeber! Definitiv besser als erwartet in meinen Augen. Die Sechziger hatten neben einem schönen Kurvenbild auch eine Menge Fans im Gepäck. Es dürften 2.500 gewesen sein und das in der dritten Liga in Deutschland. Das ist einfach nur phänomenal!

        Leider ist Fußball ein Ergebnissport. In der 89. und 91. Minute schossen die Gäste das 0:1 und das 0:2. Für einen starken Kampf gab es am Ende keine weiteren Punkte auf dem Konto des Heimteams. 1860 hingegen steht mit 7 Punkten aus 3 Spielen weit oben in der Tabelle. Für die Aachener geht am nächsten Wochenende zum Topspiel zur Primetime an die Hafenstraße und für die Sechzger zu Hause gegen die Zweitvertretung aus Stuttgart.

        Nach dem Abpfiff ging es für mich noch in die beschauliche Stadt Kelmis in Belgien. Nur 20 Minuten entfernt, sorgte die “Fritüre Central” aber für ein breites Lachen. Endlich wieder gesundes Essen! Abends sollte der Ball rollen, viele Anwesende aus München sahen einen spannenden Kick mit vielen roten Karten. Endlich wieder Belgien, dieses Land kann man nur mögen. (tp)

        Ahlhorner SV – TV Dötlingen – 1:6

        Ahlhorner SV – TV Dötlingen – 1:6

        „GROẞE GASTFREUNDSCHAFT AN DER A1“

        15.08.2025

        1. Kreisklasse Oldenburg-Land/Delmenhorst
        Hans-Jürgen-Beil-Stadion
        Zuschauer: 100

          AHLHORN – Es ist Mitte August und das heißt für mich seit Jahren in der Regel DFB-Pokal. Früher gondelte ich gemütlich von Hamburg nach Kiel, wo man als Außenseiter ein ums andere Mal den “Großen” ein Bein stellte. Inzwischen findet sich Holstein aber im Profitopf wieder und in diesem Jahr ergab die Auslosung eine schöne Tour in den Südwesten der Republik. Denn neben dem Los Homburg trat der HSV im nicht weit entfernten Pirmasens an. Zwei Mitfahrer schlossen sich daraufhin an und wieder einmal konnte das Spesenkonto vom Landboten entlastet werden.

          Aufgrund von Verpflichtungen im Nebenjob konnten wir am Freitag erst spät starten. Es musste also ein Spiel her, das möglichst nahe an der A1 liegt. Schnell fiel die Wahl auf den Ahlhorner SV mit seiner kleinen Tribüne. Mit Blick auf die überschaubaren sportlichen Erfolge der letzten Jahrzenhnte fand ich die schon außergewöhnlich.

          Bei der üblichen Fotorunde entdeckte uns allerdings schnell der Abteilungsleiter und klärte uns auf. Der Hamburger Insolvenzverwalter Hans-Jürgen Beil hatte in der Nähe seine Sommerresidenz und engagierte sich ab der Jahrtausendwende beim Ahlhorner SV. Mit seiner Unterstützung entstand neben der Tribüne auch das Vereinsheim.

          Wir schnackten noch eine ganze Weile über das Vereinsleben in heutigen Zeiten und wurden freundlicherweise auf ein Bier und eine Wurst eingeladen. Es wird immer schwieriger Menschen zu finden, die sich dauerhaft im Verein über das reine Kicken hinaus beteiligen wollen. Zudem hatten die Ahlhorner in der Vergangenheit mit Disziplinlosigkeiten zu kämpfen, sodass vor der Saison ein klarer Verhaltenskodex erarbeitet wurde und einige Spieler den Verein verlassen mussten.

          In der Saison 25/26 findet sich der ASV in der 1. Kreisklasse wieder und ging gegen den favorisierten TV Dötlingen in Führung. Die Gäste drehten aber noch vor der Pause die Partie und siegten am Ende deutlich mit 6:1. Wie so häufig im Amateurfußball ist das aber eher nebensächlich gewesen. Wichtiger ist den Leuten hier eine intakte Vereinsstruktur und ein faires Miteinander. Wir bedanken uns an dieser Stelle noch einmal für den netten Abend an der A1! (hr)

          SC Corinthians – EC Bahia – 1:2

          SC Corinthians – EC Bahia – 1:2

          “DAS ENDE VON SÜDAMERIKA”

          16.08.2025
          Serie A
          Neo Quimica Arena
          Zuschauer: 38.344

          SĀO PAULO – Da ist die letzte Station für mich vorerst in Südamerika. Eine Reise, voll mit vielen unterschiedlichen Eindrücken und einer Menge Spiele. Zum Abschluss sollte es in die brasilianische Metropole gehen, hier hatten zwei große Vereine des Landes am auserwählten Wochenende ein Heimspiel. Zudem ging mein Flieger zurück nach Europa vom Flughafen “GRU”. Viele Leser werden es schon wissen, viel Zeit benötigt man nicht, um sich diese Stadt anzuschauen. Zäher Verkehr, der in meinen Augen noch schlimmer als in Rio de Janeiro ist und viele Hochhäuser bestimmen das Stadtbild. Meine Vermieterin des Airbnbs erzählte mir, dass viele Einheimische Sāo Paulo als brasilianisches New York ansehen. Für Leute, die Großstädte lieben, ist es hier genau richtig.

          Die Reise startete und endete somit in Brasilien. Ein Land, welches ich außerhalb von Fußball lieb gewonnen habe. Zum Thema Fußball kommen wir später. Überall nette Menschen, die sich Zeit nehmen, auch für Leute wie mich ohne portugiesisch Kenntnisse. Viele herzensgute Menschen und Rio ist definitiv die beste Stadt, in der ich bisher außerhalb von Europa war. Einfach der pure Wahnsinn, da kommt Sāo Paulo definitiv nicht ran. Unter den Punkten würde ich sagen, ich komme definitiv irgendwann nochmal wieder.

          Thema bei meinen Reisen ist aber nunmal der Fußball und da erntet das Land Brasilien weder gute Kritik noch ein lobendes Fazit. Der seit ungefähr einem Jahr eingeführte Gesichts-Scan bei den Spielen der großen Vereine nervt einfach. Die Situation um Tickets ist eine riesige Katastrophe. Unter anderem für ein Spiel der U20 im Pokal-Halbfinale benötigte ich eine Registrierung meiner Daten und natürlich mein Foto, um ins Stadion zu gelangen. Dies klappte aber nur mit persönlicher Vorstellung, da die deutschen Dokumente nicht einfach so freigeschaltet werden. Beim SC Corinthians war es dagegen relativ entspannt, die Registrierung erfolgte online und ich konnte mein Ticket kaufen. Einzige Hürde: Kreditkarten wurden nicht akzeptiert, somit benötigt man Hilfe eines Einheimischen, der über das Zahlungsmittel “PIX” verfügt. Ich erwähnte ja bereits den zweiten Verein aus dem Raum Sāo Paulo, der ein Heimspiel haben sollte. Gemeint ist der FC Santos. Mein Puls und die Wut auf diesen Verein schlagen wieder höher. Hier ist nämlich nicht nur die Registrierung online nicht möglich, sondern auch im Fanshop des Vereins geht nichts. Grund dafür ist, dass deutsche Reisepässe nicht angenommen werden. Englische Reisepässe übrigens auch nicht, der Kollege von Millwall ging auch leer aus. Somit wurde mir nach 2 Stunden Wartezeit gesagt, leider können wir nichts tun. Der Ticketverkauf ist für Ausländer nicht möglich. Nicht mal für Brasilianer ist es möglich für mich ein Ticket zu erwerben, jedes Mitglied erhält nur ein Ticket, dieses ist mit der CPF-Nummer des jeweiligen Menschen verknüpft und mit seinem Foto. Keine Chance und somit scheiterte ich am Kauf eines Tickets. Diese bittere Pille musste ich schlucken, gehört wohl definitiv zu meinen “größten” Tiefpunkten auf Reisen. Der Verband will den Schwarzmarkt im Land komplett stilllegen, gelingt ihnen in meinen Augen auch echt gut. Ist nur totaler Mist als Ausländer. Schwarzmarkthändler gab es vor den Spielen zwar zu Genüge, aber ins Stadion kommt man mit diesen angeblichen Tickets definitiv nicht. In solchen Ländern merke ich erst wieder, wie gut wir es in Deutschland eigentlich haben. Spiele ohne Gäste sind zum Glück eher eine Ausnahme und Tickets zu bekommen dagegen echt einfach. Falls es ein Leser in Zukunft schafft, hier ein Ticket zu erwerben, gebt uns gerne ne Info.

          Der Tag fing also bescheiden an, das Ticket Prozedere hatte zum Glück rechtzeitig angefangen, da am Nachmittag meine erste Partie auf dem Programm stand. “Amateurfußball” ist in solchen Momenten wohl die perfekte Lösung. Der EC Santo André spielte im heimischen Stadion “Estádio Bruno José Daniel”. Was eine Bude, der Vorteil für 30 brasilianische Real, gibt’s das Ticket direkt auf die Hand. Ohne nervigen Gesichts-Scan und vorab Registrierung. Herrlich! Nach dem Kick schnell ins Hotel, am Tag waren es herrliche 24 Grad und die Sonne schien, abends wurde es dann doch wieder kälter. Also Jacke holen und ab zum Fußball. Gesicht in die Kamera halten und zack leuchtete es grün. Das Ticket für die Gegengerade kostete rund 17€, die ungefähr 500 Gäste machten des Öfteren auf sich aufmerksam.

          Das Spiel startete furios, nach zwei Minuten stand es 0:1. Der Ausgleich fiel nur wenige Momente später wurde allerdings vom VAR einkassiert. Die Entscheidung dauerte circa 10 (!) Minuten. Absolut irre, auch hier zu Lande gefällt es dem Zuschauer weniger. Überall einfach nur nervig, vor allem wenn der Schiedsrichter den Hinweis bekommt, dass dort etwas passiert sein könnte, er aber 5 Minuten lang mit dem “Keller” funkt und dann erst raus geht, um sich die Szene anzuschauen. Nervtötend. Das 1:1 fiel kurz darauf nochmal und dieses Mal zählte es. Vor der Halbzeit bekam Bahia einen Strafstoß zugesprochen, dieser wurde souverän verwandelt und mit der 1:2 Führung ging es nach 13 (!) Minuten Nachspielzeit in die Kabinen. In der zweiten Halbzeit kamen die Mannen des Heimteams nicht wirklich zum Torabschluss, auch Luiz Gustavo brachte keine Einwände mehr. Erste Halbzeit, dementsprechend hui, zweite absolut pfui. Das vorbestellte Uber lieferte Zufriedenheit und ab ins Apartment. Genug vom Tag, somit der ungewollte zu frühe höherklassige Abschluss in Brasilien.

          Am nächsten Tag gab es für mich immerhin eine Alternative. In der Serie C spielt Sāo Bernardo FC, der Verein verfügt über eine kleine aber definitiv feine Fanszene. Diese splittet sich in zwei Gruppen, somit gab es unterschiedliche Gesänge, aber dennoch zufriedene Gesichter auf der Tribüne. Insgesamt natürlich eine trostlose Alternative zum Spiel vom Santos FC, welche übrigens im Stadion von Sāo Paulo FC ausgetragen wurde. Für meinen inneren Frieden verlor Santos immerhin 0:6. Danke dafür, das war’s aus Südamerika! (tp)

          US Cremonese – FC Palermo – 4:5 n.E

          US Cremonese – FC Palermo – 4:5 n.E

          „DER LETZTE KICK DER TOUR“

          16.08.2025
          Coppa Italia
          Stadio Giovanni Zini
          Zuschauer: 9.837

          CREMONA – In vielen Ländern standen an diesem Wochenende Pokalspiele auf dem Programm. Während in Deutschland attraktive Duelle wie Lok Leipzig – FC Schalke, Energie Cottbus – Hannover 96 oder Saarbrücken – FC Magdeburg angesetzt wurden, entschied ich mich dafür, das Pokal Wochenende in Italien zu verbringen – zumal mein Flieger aus Südamerika ohnehin über Rom ging. Den Weiterflug nach Amsterdam ließ ich kurzerhand sausen, schaute noch kurz beim Kolosseum vorbei, und schon saß ich im Zug Richtung Norditalien.

          Nachdem ich am Samstag das Spiel Sassuolo – Catanzaro besucht hatte, ging es für mich am Sonntag weiter nach Cremona. Die Stadt überzeugte sofort mit ihrer herrlichen Altstadt. Etwas schwieriger gestaltete sich die Suche nach einer Pizzeria, da viele Lokale erst am Abend ihren Betrieb aufnehmen. Letztlich wurde ich aber fündig – auch wenn es nicht die beste Pizza war, war ich froh, überhaupt etwas im Magen zu haben.

          Anschließend checkte ich in ein Hotel ein, das praktisch direkt am Stadion von Cremonese liegt. Zufälligerweise waren dort auch die Spieler der Heimmannschaft untergebracht.

          Etwa eine Stunde vor Anpfiff machte ich mich auf den Weg zum Stadio Giovanni Zini, einem der letzten beiden fehlenden Grounds der Serie A auf meiner Liste. Das Ticket hatte ich zuvor problemlos online über TicketOne gekauft – die Karten sind im Pokal übrigens in der Regel günstiger als in der Liga.

          Trotzdem kamen am Ende nur 9.837 Zuschauer ins Stadion. Das Interesse an den frühen Runden der Coppa Italia hält sich – im Gegensatz zu Deutschland – stark in Grenzen. Der Wettbewerb wird von vielen als zweitrangig angesehen, und die großen Teams steigen oft erst später ins Turnier ein. (Der AC Mailand nimmt in diesem Jahr z. B. teil, weil man die letzte Saison nur auf Platz 8 abgeschlossen hatte.)

          Immerhin machten sich 1.114 Palermo-Fans aus Süditalien auf den Weg nach Cremona und boten einen sehr soliden Auftritt. Zum Einlaufen der Mannschaften wurde eine Pappen-Choreografie gezeigt. Während des Spiels kamen immer wieder Pyrotechnik und melodische Gesänge zum Einsatz. Auch der Heimbereich meldete sich gelegentlich akustisch und visuell zu Wort – ebenfalls mit Pyro.

          Das Spiel endete nach 90 Minuten torlos. Statt einer Verlängerung ging es direkt ins Elfmeterschießen. Die ersten neun Schützen – unter anderem Ex-HSV-Spieler Pohjanpalo (Palermo) – verwandelten sicher. Der zehnte Schuss von Dennis Johnsen (Cremonese) wurde jedoch vergeben, sodass Palermo mit 5:4 gewann und in die nächste Runde einzog.

          Für mich war es das letzte Spiel einer knapp dreiwöchigen Reise. Den letzten Tag verbrachte ich noch in Mailand – allerdings ohne Stadionbesuch, da die Coppa-Italia-Spiele unter anderem wegen der hohen Temperaturen ausschließlich am Abend angesetzt werden. Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich bereits am Flughafen Malpensa. (fj)

          Club Libertad – CA River Plate – 0:0

          Club Libertad – CA River Plate – 0:0

          “COPA LIBERTADORES FÜR 1,24€”

          14.08.2025
          Copa Libertadores
          Estadio Tigo La Huerta
          Zuschauer: 10.100

          ASUNCIÓN – Der zweite Tag in der Stadt und das zweite Highlight stand vor der Tür. Zwei Tage zuvor habe ich in Buenos Aires einen Uber-Fahrer gehabt, der den gleichen Termin in seinem Kalender geschrieben hat. Als Fan von River nehmen er und viele andere den Weg auf sich, um die Mannschaft zu unterstützen. Ich würde sagen, ungefähr 2.500 Gästefans haben sich hier heute eingefunden. Wahnsinn, die besten Spiele auf diesem Kontinent sind nun mal die Spiele der Copa Libertadores. Die Leute waren heiß, der kleine Verein aus der Hauptstadt Paraguays mobilisierte immerhin auch genug, damit der Verein das Spiel als Sold-out vermelden konnte. Alle Zeichen waren gesetzt, dass es ein weiteres Highlight auf der Tour geben sollte.

          Der Tag startete mit einem Spaziergang durch die Stadt, viele Fußballfans tummelten sich hier rum. Die Vorbereitungen auf den Feiertag am 15.08.2025 in Paraguay laufen auf Hochtouren. Zu viele Menschen, so beendete ich schnell mein Sightseeing-Programm. So viel hatte das hier alles sowieso nicht zu bieten. Zum Mittagessen ging es heute mit dem Süddeutschen ins Restaurant: “Lo De Osvaldo”. Verdammt geiler Laden mit gewissem Faible zum Fußball, im Lokal hingen Trikots von vielen Vereinen. Das Essen war phänomenal! Speichert euch den Tipp gerne ab. Lohnt sich.

          Kommen wir erstmal zu einer witzigen Story, die mir und meinen neu kennengelernten Reisepartner aus Süddeutschland einige Tropfen Schweiß auf die Stirn brachten. Der Verkauf von Club Libertad startete drei Tage vor dem wichtigen Spiel. Wir beide standen im Kontakt und waren zeitgleich in der Warteschlange des Onlineshops. Nach einigen Minuten kam ich endlich durch und konnte zwei Karten bestellen. Ausgecheckt, gefreut und die Tickets weitergeleitet. Zwei Tage später seh ich auf der Abrechnung der Kreditkarte 2,48€ für beide Tickets. Erst dann fiel auf, das sind ja Kindertickets. In der Hektik des Verkaufs hatte ich es übersehen oder wie auch immer einfach nicht drauf geachtet. Dann hoffen wir mal auf Zustände wie in England. Beim Abscannen inklusive dem Check der Passnummer kam die rote Fehlermeldung, diese wurde Gott sei Dank einfach weggeklickt und wir beide durchgewunken. Damit hat es dieses Spiel geschafft, das billigste Ticket der Tour zu werden.

          Im Gästeblock machten sich die Fahnen breit, komisch war es nur, dass ungefähr 45 Minuten vor dem Spiel allesamt wieder eingepackt worden waren. Angst machte sich bei uns breit. Der Support wurde zum Glück vorm Spiel wieder aufgenommen, phänomenale Emotionen aus dem Gästeblock. Von den Heimfans kam nicht viel, mir war bewusst, dass es ein kleinerer Verein neben Cerro Porteño und Club Olimpia de Asunción ist. Ich dachte lediglich, dass in so einem wichtigen Spiel die Stimmung dennoch mal besser sein sollte. Pustekuchen, dafür lieferten die Gäste einfach mal zu 120% ab. Man, war das geil!

          Aus dem Gästeblock kam für uns die Antwort, zur zweiten Halbzeit wurden die Fahnen wieder gezeigt. Grund dafür waren Probleme mit der Polizei, die heute vor dem Spiel die Fans von River Alkoholkontrollen unterzogen haben. Wer also zu viel getrunken hatte, kam nicht ins Stadion. Aus Protest dagegen, entschied man sich, auf optische Aktionen bis auf Banderolen zu verzichten. Somit wandelte sich das Bild der Kurve in Halbzeit 2 zur absoluten Weltklasse! Die feinen Fetzen wurden hervorgeholt und wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus.

          Auf Seiten des Heimteams übrigens noch eine kleine (ältere) Überraschung. Mit der Trikotnummer 24 steht der alt bekannte Roque Santa Cruz auf dem Spielfeld. Mit mittlerweile 43 Jahren kickt er immer noch in seinem Heimatland. Bekannt ist er durch seine Stationen in München, Manchester oder Malaga. Was für eine Karriere und was für ein Glück, den Spieler nochmal auf dem Platz zu sehen.

          Das Spiel kann ich Anhand des Ergebnisses erklären, 0:0. Viel passiert ist nichts, umso besser, um den Gesängen aus dem Gästeblock zu horchen. Der letzte Tag in Paraguay war geschafft, die Reise ging einen Tag später weiter nach Sāo Paulo. Die letzte Station, bevor es zurück nach Deutschland geht. Der nächste Bericht folgt bestimmt aus dem Land Brasilien. Adios Paraguay! (tp)

          Cerro Porteño – Estudiantes de La Plata – 0:1

          Cerro Porteño – Estudiantes de La Plata – 0:1

          “ENTSCHEIDUNG IN DER NACHSPIELZEIT”

          13.08.2025
          Copa Libertadores
          Estadio La Nueva Olla
          Zuschauer: 40.000

          ASUNCIÓN – Es ging für mich ab dem heutigen Tag alleine in den weiteren Teil der Reise. Mein Mitreisender (fj) verabschiedete sich am Morgen und ich flog zu meinem nächsten Ziel – Paraguay. Nach einem fußballfreien Tag am Dienstag in Buenos Aires fieberte ich dem Flug nach Asunción den ganzen Vormittag entgegen. Abflug 13:30 und die Landung angepeilt auf 15:20. Es darf also nichts schief gehen beim Anpfiff um 19:00 Uhr. Zum Glück hat alles gepasst, das Spiel in der Copa Libertadores wollte ich mir nicht entgehen lassen. So passierte ich die Passkontrolle innerhalb von 10 Minuten und mein bestelltes Uber sammelte mich direkt vorm Flughafen ein, Sachen in die Unterkunft bringen und ab zum Fußball.

          Das Kümmern um die Zugangsberechtigung ins Stadion ist auch wieder eine Geschichte für sich. Über das offizielle Instagram Profil des Vereins werden Infos zum Ticketverkauf gepostet. Die Seite: https://eventos.tuti.com.py/ verwaltet den Verkauf beim Gastgeber. Die Registrierung war unkompliziert, der Bezahlvorgang mit meiner Mastercard oder Visa allerdings nicht möglich. Das Bezahlsystem “PIX” ist eventuell einigen von euch noch vom Maracanã-Bericht ein Begriff. Dies war erforderlich. Dank freundlicher Hilfe und Kontakten von Kontakten, fand sich schnell eine helfende Person. Danke dafür, ohne wäre ich echt aufgeschmissen. Der Retter in der Not konnte auf meinem Namen und Passnummer über meinen Account bei Eventos ein Ticket kaufen und dieses dann bezahlen. Das Ticket für die Haupttribüne kostete umgerechnet 22€. Fair! Das gekaufte E-Ticket gibt es dann aber nur in der App: “Quentro”. Eine Tageskasse bei so einem wichtigen Spiel gab es nicht, der Verein vermeldete zwei Tage vor Anpfiff „sold-out“. Lediglich der Unterrang neben dem Gästeblock blieb gesperrt aufgrund von Vorfällen beim letzten Heimspiel. Ansonsten war das Stadion voll!

          Zudem kamen circa 2.000 Gäste aus Argentinien, die weite Anreise wurde souverän gemeistert. Teile davon auch in meinem Flieger, zeitgleich mit Fans von River, der Verein spielt einen Tag später im selben Wettbewerb und in der gleichen Stadt wie Estudiantes. Der Anblick von der Haupttribüne in dem Gästeblock war phänomenal, so viele geile Zaunfahnen. Herrlich. Die Leidenschaft von den Rängen für beide Vereine war überall zu spüren. Der viermalige Sieger der Copa Libertadores war zu Gast und ging definitiv als Favorit in dieses Spiel.

          Ich enterte das Stadion schon knapp 2 Stunden vorm Anpfiff, die Ränge waren gut gefüllt, im Stadion gab es jegliche Sachen an Snacks, Getränken, Hot-Dogs und Pizzen. Die italienische Hauptmahlzeit kostete rund 3€, ein wahrer Schnapper für den Groundhopper. Geschmacklich kam es allerdings nicht ganz an Italien ran. Ungefähr so weit entfernt, wie die Entfernung nach Neapel. Dennoch erfüllte sie ihren Zweck, was will man auch erwarten im Stadion?

          Das Spiel dominierte zu Anfang ganz klar die Gäste, in den ersten 20 Minuten ging es nur auf ein Tor. Die großen Chancen blieben allerdings aus. Das Heimteam kam langsam besser ins Spiel, getragen vom Publikum gelangen diverse Aktionen und Balleroberungen. Durch Kampf und gewisse Härte kam Spannung ins Spiel. Die Stimmung auf der Heimseite war gut, leider gelang es nicht oft, das ganze Stadion mitzunehmen. Ich kann mir nicht ausmalen, was hier los gewesen wäre, wenn das 1:0 für das Heimteam gefallen wäre. Nach der Halbzeit ließen beide Teams Chancen liegen, besonders bitter war es, als kurz vor der Nachspielzeit der frei stehende Spieler per Kopf direkt in die Arme des Keepers köpfte. Das war die große Chance für Cerro. Quasi direkt im Gegenzug gab es einen Konter und ein eindeutiges Foul, welches in meinen Augen Elfmeter würdig war. So sah es der Schiedsrichter auch. Zwischen Ausführung und Pfiff lagen nochmal gute 5 Minuten, es lag nicht am VAR. Sondern an Meinungsverschiedenheiten und kaputten Elfmeterpunkten. Starke Szenen! Der Schütze lief an und versenkte das Leder in den Maschen. Ein jubelndes Auswärtsteam rennend auf dem Weg in den Gästeblock, was für schöne Szenen. Da merkt man erstmal, wie schön wir es in Deutschland eigentlich haben. Gästefans sind hier weiterhin die Ausnahme. Kurz darauf beendete der Schiedsrichter das Spiel, ich lauschte noch ein wenig dem singenden Gästeblock und genoss den gefallenen Länderpunkt. Der fünfte neue auf der Tour und generell ein weiteres Highlight im Sack. Alles, was jetzt noch kommt, bezeichne ich mal als Bonus. Seid gespannt auf das nächste Spiel! (tp)