SC Corinthians – EC Bahia – 1:2

SC Corinthians – EC Bahia – 1:2

“DAS ENDE VON SÜDAMERIKA”

16.08.2025
Serie A
Neo Quimica Arena
Zuschauer: 38.344

SĀO PAULO – Da ist die letzte Station für mich vorerst in Südamerika. Eine Reise, voll mit vielen unterschiedlichen Eindrücken und einer Menge Spiele. Zum Abschluss sollte es in die brasilianische Metropole gehen, hier hatten zwei große Vereine des Landes am auserwählten Wochenende ein Heimspiel. Zudem ging mein Flieger zurück nach Europa vom Flughafen “GRU”. Viele Leser werden es schon wissen, viel Zeit benötigt man nicht, um sich diese Stadt anzuschauen. Zäher Verkehr, der in meinen Augen noch schlimmer als in Rio de Janeiro ist und viele Hochhäuser bestimmen das Stadtbild. Meine Vermieterin des Airbnbs erzählte mir, dass viele Einheimische Sāo Paulo als brasilianisches New York ansehen. Für Leute, die Großstädte lieben, ist es hier genau richtig.

Die Reise startete und endete somit in Brasilien. Ein Land, welches ich außerhalb von Fußball lieb gewonnen habe. Zum Thema Fußball kommen wir später. Überall nette Menschen, die sich Zeit nehmen, auch für Leute wie mich ohne portugiesisch Kenntnisse. Viele herzensgute Menschen und Rio ist definitiv die beste Stadt, in der ich bisher außerhalb von Europa war. Einfach der pure Wahnsinn, da kommt Sāo Paulo definitiv nicht ran. Unter den Punkten würde ich sagen, ich komme definitiv irgendwann nochmal wieder.

Thema bei meinen Reisen ist aber nunmal der Fußball und da erntet das Land Brasilien weder gute Kritik noch ein lobendes Fazit. Der seit ungefähr einem Jahr eingeführte Gesichts-Scan bei den Spielen der großen Vereine nervt einfach. Die Situation um Tickets ist eine riesige Katastrophe. Unter anderem für ein Spiel der U20 im Pokal-Halbfinale benötigte ich eine Registrierung meiner Daten und natürlich mein Foto, um ins Stadion zu gelangen. Dies klappte aber nur mit persönlicher Vorstellung, da die deutschen Dokumente nicht einfach so freigeschaltet werden. Beim SC Corinthians war es dagegen relativ entspannt, die Registrierung erfolgte online und ich konnte mein Ticket kaufen. Einzige Hürde: Kreditkarten wurden nicht akzeptiert, somit benötigt man Hilfe eines Einheimischen, der über das Zahlungsmittel “PIX” verfügt. Ich erwähnte ja bereits den zweiten Verein aus dem Raum Sāo Paulo, der ein Heimspiel haben sollte. Gemeint ist der FC Santos. Mein Puls und die Wut auf diesen Verein schlagen wieder höher. Hier ist nämlich nicht nur die Registrierung online nicht möglich, sondern auch im Fanshop des Vereins geht nichts. Grund dafür ist, dass deutsche Reisepässe nicht angenommen werden. Englische Reisepässe übrigens auch nicht, der Kollege von Millwall ging auch leer aus. Somit wurde mir nach 2 Stunden Wartezeit gesagt, leider können wir nichts tun. Der Ticketverkauf ist für Ausländer nicht möglich. Nicht mal für Brasilianer ist es möglich für mich ein Ticket zu erwerben, jedes Mitglied erhält nur ein Ticket, dieses ist mit der CPF-Nummer des jeweiligen Menschen verknüpft und mit seinem Foto. Keine Chance und somit scheiterte ich am Kauf eines Tickets. Diese bittere Pille musste ich schlucken, gehört wohl definitiv zu meinen “größten” Tiefpunkten auf Reisen. Der Verband will den Schwarzmarkt im Land komplett stilllegen, gelingt ihnen in meinen Augen auch echt gut. Ist nur totaler Mist als Ausländer. Schwarzmarkthändler gab es vor den Spielen zwar zu Genüge, aber ins Stadion kommt man mit diesen angeblichen Tickets definitiv nicht. In solchen Ländern merke ich erst wieder, wie gut wir es in Deutschland eigentlich haben. Spiele ohne Gäste sind zum Glück eher eine Ausnahme und Tickets zu bekommen dagegen echt einfach. Falls es ein Leser in Zukunft schafft, hier ein Ticket zu erwerben, gebt uns gerne ne Info.

Der Tag fing also bescheiden an, das Ticket Prozedere hatte zum Glück rechtzeitig angefangen, da am Nachmittag meine erste Partie auf dem Programm stand. “Amateurfußball” ist in solchen Momenten wohl die perfekte Lösung. Der EC Santo André spielte im heimischen Stadion “Estádio Bruno José Daniel”. Was eine Bude, der Vorteil für 30 brasilianische Real, gibt’s das Ticket direkt auf die Hand. Ohne nervigen Gesichts-Scan und vorab Registrierung. Herrlich! Nach dem Kick schnell ins Hotel, am Tag waren es herrliche 24 Grad und die Sonne schien, abends wurde es dann doch wieder kälter. Also Jacke holen und ab zum Fußball. Gesicht in die Kamera halten und zack leuchtete es grün. Das Ticket für die Gegengerade kostete rund 17€, die ungefähr 500 Gäste machten des Öfteren auf sich aufmerksam.

Das Spiel startete furios, nach zwei Minuten stand es 0:1. Der Ausgleich fiel nur wenige Momente später wurde allerdings vom VAR einkassiert. Die Entscheidung dauerte circa 10 (!) Minuten. Absolut irre, auch hier zu Lande gefällt es dem Zuschauer weniger. Überall einfach nur nervig, vor allem wenn der Schiedsrichter den Hinweis bekommt, dass dort etwas passiert sein könnte, er aber 5 Minuten lang mit dem “Keller” funkt und dann erst raus geht, um sich die Szene anzuschauen. Nervtötend. Das 1:1 fiel kurz darauf nochmal und dieses Mal zählte es. Vor der Halbzeit bekam Bahia einen Strafstoß zugesprochen, dieser wurde souverän verwandelt und mit der 1:2 Führung ging es nach 13 (!) Minuten Nachspielzeit in die Kabinen. In der zweiten Halbzeit kamen die Mannen des Heimteams nicht wirklich zum Torabschluss, auch Luiz Gustavo brachte keine Einwände mehr. Erste Halbzeit, dementsprechend hui, zweite absolut pfui. Das vorbestellte Uber lieferte Zufriedenheit und ab ins Apartment. Genug vom Tag, somit der ungewollte zu frühe höherklassige Abschluss in Brasilien.

Am nächsten Tag gab es für mich immerhin eine Alternative. In der Serie C spielt Sāo Bernardo FC, der Verein verfügt über eine kleine aber definitiv feine Fanszene. Diese splittet sich in zwei Gruppen, somit gab es unterschiedliche Gesänge, aber dennoch zufriedene Gesichter auf der Tribüne. Insgesamt natürlich eine trostlose Alternative zum Spiel vom Santos FC, welche übrigens im Stadion von Sāo Paulo FC ausgetragen wurde. Für meinen inneren Frieden verlor Santos immerhin 0:6. Danke dafür, das war’s aus Südamerika! (tp)

US Cremonese – FC Palermo – 4:5 n.E

US Cremonese – FC Palermo – 4:5 n.E

„DER LETZTE KICK DER TOUR“

16.08.2025
Coppa Italia
Stadio Giovanni Zini
Zuschauer: 9.837

CREMONA – In vielen Ländern standen an diesem Wochenende Pokalspiele auf dem Programm. Während in Deutschland attraktive Duelle wie Lok Leipzig – FC Schalke, Energie Cottbus – Hannover 96 oder Saarbrücken – FC Magdeburg angesetzt wurden, entschied ich mich dafür, das Pokal Wochenende in Italien zu verbringen – zumal mein Flieger aus Südamerika ohnehin über Rom ging. Den Weiterflug nach Amsterdam ließ ich kurzerhand sausen, schaute noch kurz beim Kolosseum vorbei, und schon saß ich im Zug Richtung Norditalien.

Nachdem ich am Samstag das Spiel Sassuolo – Catanzaro besucht hatte, ging es für mich am Sonntag weiter nach Cremona. Die Stadt überzeugte sofort mit ihrer herrlichen Altstadt. Etwas schwieriger gestaltete sich die Suche nach einer Pizzeria, da viele Lokale erst am Abend ihren Betrieb aufnehmen. Letztlich wurde ich aber fündig – auch wenn es nicht die beste Pizza war, war ich froh, überhaupt etwas im Magen zu haben.

Anschließend checkte ich in ein Hotel ein, das praktisch direkt am Stadion von Cremonese liegt. Zufälligerweise waren dort auch die Spieler der Heimmannschaft untergebracht.

Etwa eine Stunde vor Anpfiff machte ich mich auf den Weg zum Stadio Giovanni Zini, einem der letzten beiden fehlenden Grounds der Serie A auf meiner Liste. Das Ticket hatte ich zuvor problemlos online über TicketOne gekauft – die Karten sind im Pokal übrigens in der Regel günstiger als in der Liga.

Trotzdem kamen am Ende nur 9.837 Zuschauer ins Stadion. Das Interesse an den frühen Runden der Coppa Italia hält sich – im Gegensatz zu Deutschland – stark in Grenzen. Der Wettbewerb wird von vielen als zweitrangig angesehen, und die großen Teams steigen oft erst später ins Turnier ein. (Der AC Mailand nimmt in diesem Jahr z. B. teil, weil man die letzte Saison nur auf Platz 8 abgeschlossen hatte.)

Immerhin machten sich 1.114 Palermo-Fans aus Süditalien auf den Weg nach Cremona und boten einen sehr soliden Auftritt. Zum Einlaufen der Mannschaften wurde eine Pappen-Choreografie gezeigt. Während des Spiels kamen immer wieder Pyrotechnik und melodische Gesänge zum Einsatz. Auch der Heimbereich meldete sich gelegentlich akustisch und visuell zu Wort – ebenfalls mit Pyro.

Das Spiel endete nach 90 Minuten torlos. Statt einer Verlängerung ging es direkt ins Elfmeterschießen. Die ersten neun Schützen – unter anderem Ex-HSV-Spieler Pohjanpalo (Palermo) – verwandelten sicher. Der zehnte Schuss von Dennis Johnsen (Cremonese) wurde jedoch vergeben, sodass Palermo mit 5:4 gewann und in die nächste Runde einzog.

Für mich war es das letzte Spiel einer knapp dreiwöchigen Reise. Den letzten Tag verbrachte ich noch in Mailand – allerdings ohne Stadionbesuch, da die Coppa-Italia-Spiele unter anderem wegen der hohen Temperaturen ausschließlich am Abend angesetzt werden. Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich bereits am Flughafen Malpensa. (fj)

Club Libertad – CA River Plate – 0:0

Club Libertad – CA River Plate – 0:0

“COPA LIBERTADORES FÜR 1,24€”

14.08.2025
Copa Libertadores
Estadio Tigo La Huerta
Zuschauer: 10.100

ASUNCIÓN – Der zweite Tag in der Stadt und das zweite Highlight stand vor der Tür. Zwei Tage zuvor habe ich in Buenos Aires einen Uber-Fahrer gehabt, der den gleichen Termin in seinem Kalender geschrieben hat. Als Fan von River nehmen er und viele andere den Weg auf sich, um die Mannschaft zu unterstützen. Ich würde sagen, ungefähr 2.500 Gästefans haben sich hier heute eingefunden. Wahnsinn, die besten Spiele auf diesem Kontinent sind nun mal die Spiele der Copa Libertadores. Die Leute waren heiß, der kleine Verein aus der Hauptstadt Paraguays mobilisierte immerhin auch genug, damit der Verein das Spiel als Sold-out vermelden konnte. Alle Zeichen waren gesetzt, dass es ein weiteres Highlight auf der Tour geben sollte.

Der Tag startete mit einem Spaziergang durch die Stadt, viele Fußballfans tummelten sich hier rum. Die Vorbereitungen auf den Feiertag am 15.08.2025 in Paraguay laufen auf Hochtouren. Zu viele Menschen, so beendete ich schnell mein Sightseeing-Programm. So viel hatte das hier alles sowieso nicht zu bieten. Zum Mittagessen ging es heute mit dem Süddeutschen ins Restaurant: “Lo De Osvaldo”. Verdammt geiler Laden mit gewissem Faible zum Fußball, im Lokal hingen Trikots von vielen Vereinen. Das Essen war phänomenal! Speichert euch den Tipp gerne ab. Lohnt sich.

Kommen wir erstmal zu einer witzigen Story, die mir und meinen neu kennengelernten Reisepartner aus Süddeutschland einige Tropfen Schweiß auf die Stirn brachten. Der Verkauf von Club Libertad startete drei Tage vor dem wichtigen Spiel. Wir beide standen im Kontakt und waren zeitgleich in der Warteschlange des Onlineshops. Nach einigen Minuten kam ich endlich durch und konnte zwei Karten bestellen. Ausgecheckt, gefreut und die Tickets weitergeleitet. Zwei Tage später seh ich auf der Abrechnung der Kreditkarte 2,48€ für beide Tickets. Erst dann fiel auf, das sind ja Kindertickets. In der Hektik des Verkaufs hatte ich es übersehen oder wie auch immer einfach nicht drauf geachtet. Dann hoffen wir mal auf Zustände wie in England. Beim Abscannen inklusive dem Check der Passnummer kam die rote Fehlermeldung, diese wurde Gott sei Dank einfach weggeklickt und wir beide durchgewunken. Damit hat es dieses Spiel geschafft, das billigste Ticket der Tour zu werden.

Im Gästeblock machten sich die Fahnen breit, komisch war es nur, dass ungefähr 45 Minuten vor dem Spiel allesamt wieder eingepackt worden waren. Angst machte sich bei uns breit. Der Support wurde zum Glück vorm Spiel wieder aufgenommen, phänomenale Emotionen aus dem Gästeblock. Von den Heimfans kam nicht viel, mir war bewusst, dass es ein kleinerer Verein neben Cerro Porteño und Club Olimpia de Asunción ist. Ich dachte lediglich, dass in so einem wichtigen Spiel die Stimmung dennoch mal besser sein sollte. Pustekuchen, dafür lieferten die Gäste einfach mal zu 120% ab. Man, war das geil!

Aus dem Gästeblock kam für uns die Antwort, zur zweiten Halbzeit wurden die Fahnen wieder gezeigt. Grund dafür waren Probleme mit der Polizei, die heute vor dem Spiel die Fans von River Alkoholkontrollen unterzogen haben. Wer also zu viel getrunken hatte, kam nicht ins Stadion. Aus Protest dagegen, entschied man sich, auf optische Aktionen bis auf Banderolen zu verzichten. Somit wandelte sich das Bild der Kurve in Halbzeit 2 zur absoluten Weltklasse! Die feinen Fetzen wurden hervorgeholt und wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Auf Seiten des Heimteams übrigens noch eine kleine (ältere) Überraschung. Mit der Trikotnummer 24 steht der alt bekannte Roque Santa Cruz auf dem Spielfeld. Mit mittlerweile 43 Jahren kickt er immer noch in seinem Heimatland. Bekannt ist er durch seine Stationen in München, Manchester oder Malaga. Was für eine Karriere und was für ein Glück, den Spieler nochmal auf dem Platz zu sehen.

Das Spiel kann ich Anhand des Ergebnisses erklären, 0:0. Viel passiert ist nichts, umso besser, um den Gesängen aus dem Gästeblock zu horchen. Der letzte Tag in Paraguay war geschafft, die Reise ging einen Tag später weiter nach Sāo Paulo. Die letzte Station, bevor es zurück nach Deutschland geht. Der nächste Bericht folgt bestimmt aus dem Land Brasilien. Adios Paraguay! (tp)

Cerro Porteño – Estudiantes de La Plata – 0:1

Cerro Porteño – Estudiantes de La Plata – 0:1

“ENTSCHEIDUNG IN DER NACHSPIELZEIT”

13.08.2025
Copa Libertadores
Estadio La Nueva Olla
Zuschauer: 40.000

ASUNCIÓN – Es ging für mich ab dem heutigen Tag alleine in den weiteren Teil der Reise. Mein Mitreisender (fj) verabschiedete sich am Morgen und ich flog zu meinem nächsten Ziel – Paraguay. Nach einem fußballfreien Tag am Dienstag in Buenos Aires fieberte ich dem Flug nach Asunción den ganzen Vormittag entgegen. Abflug 13:30 und die Landung angepeilt auf 15:20. Es darf also nichts schief gehen beim Anpfiff um 19:00 Uhr. Zum Glück hat alles gepasst, das Spiel in der Copa Libertadores wollte ich mir nicht entgehen lassen. So passierte ich die Passkontrolle innerhalb von 10 Minuten und mein bestelltes Uber sammelte mich direkt vorm Flughafen ein, Sachen in die Unterkunft bringen und ab zum Fußball.

Das Kümmern um die Zugangsberechtigung ins Stadion ist auch wieder eine Geschichte für sich. Über das offizielle Instagram Profil des Vereins werden Infos zum Ticketverkauf gepostet. Die Seite: https://eventos.tuti.com.py/ verwaltet den Verkauf beim Gastgeber. Die Registrierung war unkompliziert, der Bezahlvorgang mit meiner Mastercard oder Visa allerdings nicht möglich. Das Bezahlsystem “PIX” ist eventuell einigen von euch noch vom Maracanã-Bericht ein Begriff. Dies war erforderlich. Dank freundlicher Hilfe und Kontakten von Kontakten, fand sich schnell eine helfende Person. Danke dafür, ohne wäre ich echt aufgeschmissen. Der Retter in der Not konnte auf meinem Namen und Passnummer über meinen Account bei Eventos ein Ticket kaufen und dieses dann bezahlen. Das Ticket für die Haupttribüne kostete umgerechnet 22€. Fair! Das gekaufte E-Ticket gibt es dann aber nur in der App: “Quentro”. Eine Tageskasse bei so einem wichtigen Spiel gab es nicht, der Verein vermeldete zwei Tage vor Anpfiff „sold-out“. Lediglich der Unterrang neben dem Gästeblock blieb gesperrt aufgrund von Vorfällen beim letzten Heimspiel. Ansonsten war das Stadion voll!

Zudem kamen circa 2.000 Gäste aus Argentinien, die weite Anreise wurde souverän gemeistert. Teile davon auch in meinem Flieger, zeitgleich mit Fans von River, der Verein spielt einen Tag später im selben Wettbewerb und in der gleichen Stadt wie Estudiantes. Der Anblick von der Haupttribüne in dem Gästeblock war phänomenal, so viele geile Zaunfahnen. Herrlich. Die Leidenschaft von den Rängen für beide Vereine war überall zu spüren. Der viermalige Sieger der Copa Libertadores war zu Gast und ging definitiv als Favorit in dieses Spiel.

Ich enterte das Stadion schon knapp 2 Stunden vorm Anpfiff, die Ränge waren gut gefüllt, im Stadion gab es jegliche Sachen an Snacks, Getränken, Hot-Dogs und Pizzen. Die italienische Hauptmahlzeit kostete rund 3€, ein wahrer Schnapper für den Groundhopper. Geschmacklich kam es allerdings nicht ganz an Italien ran. Ungefähr so weit entfernt, wie die Entfernung nach Neapel. Dennoch erfüllte sie ihren Zweck, was will man auch erwarten im Stadion?

Das Spiel dominierte zu Anfang ganz klar die Gäste, in den ersten 20 Minuten ging es nur auf ein Tor. Die großen Chancen blieben allerdings aus. Das Heimteam kam langsam besser ins Spiel, getragen vom Publikum gelangen diverse Aktionen und Balleroberungen. Durch Kampf und gewisse Härte kam Spannung ins Spiel. Die Stimmung auf der Heimseite war gut, leider gelang es nicht oft, das ganze Stadion mitzunehmen. Ich kann mir nicht ausmalen, was hier los gewesen wäre, wenn das 1:0 für das Heimteam gefallen wäre. Nach der Halbzeit ließen beide Teams Chancen liegen, besonders bitter war es, als kurz vor der Nachspielzeit der frei stehende Spieler per Kopf direkt in die Arme des Keepers köpfte. Das war die große Chance für Cerro. Quasi direkt im Gegenzug gab es einen Konter und ein eindeutiges Foul, welches in meinen Augen Elfmeter würdig war. So sah es der Schiedsrichter auch. Zwischen Ausführung und Pfiff lagen nochmal gute 5 Minuten, es lag nicht am VAR. Sondern an Meinungsverschiedenheiten und kaputten Elfmeterpunkten. Starke Szenen! Der Schütze lief an und versenkte das Leder in den Maschen. Ein jubelndes Auswärtsteam rennend auf dem Weg in den Gästeblock, was für schöne Szenen. Da merkt man erstmal, wie schön wir es in Deutschland eigentlich haben. Gästefans sind hier weiterhin die Ausnahme. Kurz darauf beendete der Schiedsrichter das Spiel, ich lauschte noch ein wenig dem singenden Gästeblock und genoss den gefallenen Länderpunkt. Der fünfte neue auf der Tour und generell ein weiteres Highlight im Sack. Alles, was jetzt noch kommt, bezeichne ich mal als Bonus. Seid gespannt auf das nächste Spiel! (tp)

Defensor Sporting – River Plate de Montevideo – 1:0

Defensor Sporting – River Plate de Montevideo – 1:0

“ENTSPANNUNGS-REISE NACH URUGUAY”

11.08.2025
Campeonato Uruguayo Primera División
Estadio Luis Franzini
Zuschauer: 1.300

MONTEVIDEO – Solche Tage in Buenos Aires voll gepackt mit Fußball schlauchen einen dann doch manchmal mehr als gedacht. Zwischen Ansetzungen, Fahrten mit Uber, Steak essen und Menschlichkeit braucht man auch mal ein paar Tage Ruhe. Was bietet sich da mehr an, als einen weiteren Länderpunkt in Südamerika einzutüten? Warum fragt ihr euch? Eine so entspannte Anreise hatte ich selten zum Fußball, von Buenos Aires mit der Fähre ging es rüber nach Colonia in Uruguay, von dort fuhr man mit dem Bus zwei Stunden in die Hauptstadt. Den Zusatz gab es in der Woche vor dem Aufenthalt, montags um 14:00 Uhr wurde die zweite Liga angesetzt. Der Klub Central Español im “Parque Palermo”, einem sehr würdigen Länderpunkt-Stadion, sollte der Anfang sein. Stark, Tickets wurden vor Ort organisiert und gingen sehr einfach zu besorgen.

Nach dem Abpfiff die Ernüchterung, viele Lokale schließen ihre Küchen bis circa 18:00 Uhr. Das ist nichts für Groundhopper, die sowieso immer einen Zeitplan haben. Ein Laden wurde ausfindig gemacht und bei diesem für 12€ (!) inklusive Hauptgericht und Salat für zwei Nasen wirklich gut gegessen. Von hohen Preisen in Uruguay haben wir jetzt nicht so viel bemerkt. Vollkommen okay in meinen Augen. Danach sollte es noch an den Strand gehen, das Stadion des Erstligisten liegt eben genau an der „Playa Ramirez“. Einen wunderbaren Sonnenuntergang später ging es zum Fußball. Geile Stadt und ein absolutes Kontrastprogramm zu Buenos Aires. Entspannung pur für die Redaktion.

Die Tickets für das Hauptspiel besorgten wir uns vorab über die Plattform „RedTickets“. Es kostete umgerechnet zehn Euro und unser Spiel war gesichert. Nach einigen Ticket Problemen in den Tagen zuvor ein wahrer Segen. Über den Heimverein wurden anscheinend sowohl Karten für den Heimbereich und Auswärtsblock verkauft, somit landeten wir natürlich im Gästeblock. Wir sind ja zum Glück nicht in Deutschland, es hat keinen interessiert und alles war gut.

Das Stadion umgeben von alten Bänken hatte einiges zu bieten. Gefiel mir wirklich sehr gut, die Lage kam dann noch dazu. Einfach mega und auf den Bildern vorher habe ich es gar nicht so wahrgenommen. Die Empfehlung werde ich weitergeben. Der anwesende Gäste-Mob bestand bestimmt aus gut 200 Leuten. Ein anständiger Auftritt von angefangenen Support bis dauerhaftes Gepöbel gegen den Linienrichter. Diese Einlage hatte die Polizei auf den Trichter gebracht und somit gab es eine 4:1 Betreuung für den Assistenten. Witzige Bilder, Stacheldraht hielten den River-Fan nicht auf und so wurde weiter in Richtung allem gespuckt und gemeckert.

Für die Nacht wurde eine extra Unterkunft gebucht, auch hier fanden wir einen „Schnapper“, für 13€ pro Kopf gab es das Doppelzimmer mit eigenem Bad. An viel Schlaf war nicht zu denken, um 07:00 Uhr sollte der Bus zurück nach Colonia starten. Kurze Aufruhr am Morgen, die Abfahrtsadresse stimmte nicht, statt des 20-Minütigen Fußmarsch mussten wir doch auf Uber zurückgreifen. Hat aber alles gepasst, der Bus fuhr einfach mal so 20 Minuten eher los. Vorsicht ist geboten für diejenigen, die das ähnlich vorhaben.

Am Fährterminal angekommen, kamen uns viele Fans von Racing entgegen. Diese haben am unseren Abreisetag ihr großes Spiel in Montevideo. Da es für mich nicht mit den weiteren Reiseplänen passt, verzichte ich auf das Spiel. Schmerzt natürlich trotzdem, wenn man der geilen Assi-Haufen am Terminal trifft. Abgesehen davon, ist das Spiel schon Wochen zuvor als sold-out vermeldet worden. Man kann nicht immer alles haben, auch meine Reise geht weiter und beinhaltet hoffentlich sehr gute Spiele. Das war’s mit Uruguay, völlig zufrieden ging es erstmal zurück nach Buenos Aires. (tp)

FK Sloga Doboj – FK Sarajevo – 2:1

FK Sloga Doboj – FK Sarajevo – 2:1

„ALLES EASY & ENTSPANNT IN DER REPUBLIK SRPSKA“

09.08.2025
Premijer Liga Bosne i Hercegowine
Stadion Luke
Zuschauer: 1.500

DOBOJ – Wochenlang fieberten wir auf die genauen Terminierungen der bosnischen „Premijer Liga“ hin, mit dem Ziel Banja Luka. Wenige Tage vor dem ausgeguckten Wochenende war es dann so weit: Am Dienstag wurden die Anstoßzeiten bekannt gegeben und der bosnische Fußballverband verlegte den Kick von Borac gegen Zrinjski in den Oktober. Na, super! Als Trospflaster blieb noch der Auftritt vom FK Sarajevo bei Sloga Doboj.

Immerhin konnte man das Spiel in Doboj mit dem Abendspiel in Osijek doppeln und laut Buschfunk stellte sich schnell heraus, dass die „Horde Zla“ aus Sarajevo ihre Mannschaft in die Republik Srpska begleiten würde. Für die eine Hälfte der Redaktion stand der Länderpunkt Bosnien & Herzegowina ins Haus. Doch der LP fühlte sich eher nach Serbien an. Überall wehen in dem Landesteil die Flaggen des Nachbarstaats an den Masten, hängen sogar aus vielen Autofenstern heraus.

Trotzdem: In Doboj war alles easy und entspannt. Zwei Stunden vor dem Kick-off wanderten zwei Eintrittskarten aus einer Metallkassette für 5€ über den Tresen. Das funktionierte so problemlos, dass es anschließend noch einen kleinen Abstecher in die Stadt gab, wo die Festung bestiegen und ein paar Erinnerungsfotos geknipst wurden. Die Restzeit vertrödelten die zwei Landboten schließlich in einem Čevapi-Grill, der seinen Gästen für unschlagbare 5,50€ sieben leckere Hackfleischröllchen mit Getränk offerierte. Bezahlt wurde übrigens immer unkompliziert mit Euros.

Als wir kurz darauf am kleinen Stadion von Doboj ankamen, füllte sich der Spielort beträchtlich. Wie in Bosnien üblich, nahmen die Gäste erst kurz nach dem Anpfiff ihren Platz ein. Die „Horde Zla“ besetzte die kleine Tribüne hinter dem Tor nahezu komplett und supporte fast 90 Minuten durch. Dank Auflagen müssen die Gästefans den Spielort kurz vor dem Abpfiff wieder verlassen, doch der Anhang reizte die Spielzeit fast bis zum Schluss aus. Das mag am Spiel gelegen haben, das bis zur letzten Minuten Spannung versprach.

Sloga ging nach einen schönen Spielzug schon nach wenigen Minuten in Führung, Sarajevo drückte auf den Ausgleich, ohne viele Chancen herauszuspielen. In der 1-minütigen Nachspielzeit war es dann so weit und wir wurden Zeuge davon, dass es auch in dieser Liga, in diesem Provinzstadion, zu einem Videobeweis kommen kann, welcher sich eine Ewigkeit hinauszögerte. Die Antwort lautete: Strafstoß für Doboj und mit einem Zwei-Tore-Vorsprung ging es in die Kabine. Nach der Pause generierte der aktuelle bosnische Pokalsieger eine Menge Ballbesitz. Doch das Spiel zeigte, weshalb der bosnische Fußballverband Platzierungen im hinteren Drittel der UEFA-Fünfjahresewertung einnimmt.

Irgendwann traf Sarajevo zum Anschlusstreffer per Kopf. Der Ausgleich lag zwar nicht unbedingt in der Luft, zu ungefährlich waren die Gäste, doch bei Doboj war der Faden komplett gerissen. Kein Konter wurde über mehr als zwei Stationen vorgetragen. Fehlpässe und Stockfehler wie in der Kreisliga. Die Spieler hatten der „Demse“ von knapp 40 Grad Celsius ordentlich Tribut gezollt.

Dass der Vorsprung am Ende für Doboj reichen sollte, sagt viel aus über den aktuellen Zustand des zweimaligen, gesamtjugoslawischen Meisters aus Sarajevo. Auch wenn rundherum eigentlich nicht so viel passierte, war an Unterhaltung doch einiges geboten. Denn neben der supportfreudigen „Horde Zla“ platzierte sich auf der Gegengerade auch ein kleiner Haufen an Heimfans, die den überraschenden Sieg am Ende sogar mit ein paar Fackeln zu feiern wussten. (mm)

FK Radnički Niš – FK Novi Pazar – 2:3

Dober Dan aus Niš. Die 61. Ausgabe der BILDERBUCHBUDE der Woche führte uns zum vierterfolgreichsten Verein Serbiens: FK Radnički Niš. Wir waren in der Wunschheimat von Redakteur (hd) unterwegs – dem Balkan. Nachdem wir bereits einen Bericht über Dinamo Zagreb veröffentlicht haben, dürft ihr gespannt sein auf einen weiteren Bericht aus Bosnien & Herzegowina. Nun aber erstmal unsere Fotoserie aus Serbien.


15.08.2025
Stadion Čair
FK Radnički Niš – FK Novi Pazar – 2:3

Argentinos Juniors – Unión de Santa Fe – 1:0

Argentinos Juniors – Unión de Santa Fe – 1:0

“AUF DEN SPUREN MARADONAS”

10.08.2025
Liga Profesional Argentina
Estadio Diego Armando Maradona
Zuschauer: 23.000

BUENOS AIRES – Als letzten höherklassigen Kick in der Hauptstadt des Fußballs sollte es auf die Spuren einer Legende gehen. Über den Standort haben wir schon in einer vergangenen PKM berichtet. Diego Armando Maradona spielt hier bei diesem Verein eine besondere Rolle. Es ist sein Jugendverein, 6 Jahre kickte er für den Klub im Herrenbereich. Im Jahr 1981 leihte Boca den Star für fast 4 Millionen Euro aus. Wahnsinnig, wenn man den Vergleich mit der heutigen Zeit sucht. Wie viel Geld wäre so ein Spieler im Jahr 2025 “wert”? Im näheren Umfeld des Stadions befinden sich viele Wandbilder und ein Museum unterhalb des Stadions. Dieses besuchten wir schon Tage zuvor, wahnsinnig beeindruckend. Für Argentinos erzielte Maradona 115 Tore in 167 Spielen. Nach der Rückkehr zu den Juniors wechselte der Star nach Barcelona. In Europa sollte seine Karriere weiter gekrönt werden. Nach dem Abgang gewann Argentinos Juniors die Copa Libertadores im Jahr 1985.

Ein magischer Verein, doch fangen wir von vorne an. Nach dem erfolgreichen Abend im “kenis bar karaoke International” waren die beiden Redakteure erstmal ausgeknockt. Ob es am Fernet Branca lag oder am letzten Getränk, überlassen wir der Barkeeperin. Geiler Abend, den man relativ schnell wieder vergaß. Am Sonntag gab es Termine, um 13:30 Uhr sollte das Zweitligaspiel vom Club Atlético Atlanta über die Bühne gehen. Nach dem Katerfrühstück beim “goldenen M” ging es sehr entspannt an die Tageskasse des Vereins. Einfacher geht es nun mal nicht und die in meinen Augen bisher schönste Eintrittskarte der Tour wurde eingetütet. Mit Händen und Füßen dem Ordner erklärt, diese doch bitte nicht durch zu reißen. Erfolgreich erledigt, ein Moment der für Außenstehende nicht-Sammler kaum zu verstehen ist. Mit einem sehr guten Auftritt standen wir bei fast 20 Grad bei strahlendem Sonnenschein auf der Platea. Wahnsinn, wenn man den Tag zuvor im Bombonera stand, schätze man so einen guten Kurven-Auftritt schon fast zu wenig wert.

Nach der Enttäuschung beim Lieblingsladen, da dieser Sonntag anscheinend geschlossen ist, gingen wir ein paar Meter weiter zum nächsten Laden. Gestärkt und kurze Zeit zur Luft holen, bevor es zum nächsten Anpfiff ging. Zuvor klären wir ab, wie die Situation um den Ticketkauf bei Argentinos ist. Der Mitarbeiter versprach und vor zwei Wochen, ohne Probleme, kauft einfach an der Kasse vorm Spiel. Pustekuchen, nach dem Ankommen, empfing uns direkt ein erfahrener Mann vom Verein mit perfektem Englisch. Aussage: Heute keine Touristen-Tickets, Sold-out. Zum Glück schaltete mein Kollege (fj) fix und rief laut meinen Namen, drei Fenster weiter gab es ohne Knurren oder Meckern unsere Einlassgenehmigung. Eine komische Situation, 45.000 Pesos war bisher auch die billigste Karte in der ersten Liga. Sehr fair, saßen wir einige Momente später im Stadion. Nett, muss man sein: Anderen Hoppern aus Deutschland gaben wir den heißen Tipp noch weiter, da sie beim ersten Versuch ebenso abgewürgt wurden. Am Ende saßen alle auf der Haupttribüne.

Und erneut: Ein verdammt guter Auftritt der Barra, ich wiederhole mich wahrscheinlich, aber dieses Land ist einfach ein Paradies. Ein weiteres Highlight in der ersten argentinischen Liga für mich. Unerwartet, aber so ist es sowieso am besten. Ein weiteres bekanntes Gesicht, das bei den Argentinos in seinen jungen Jahren kickte, ist Juan Pablo Sorin. Allen Lesern aus dem Raum Hamburg ist der Mensch wahrscheinlich ein Begriff. Die Reise geht natürlich weiter, am nächsten Morgen um 08:30 Uhr ging die Fähre nach Uruguay. (tp)

GNK Dinamo Zagreb – HNK Vukovar 1991 – 3:0

GNK Dinamo Zagreb – HNK Vukovar 1991 – 3:0

„DER TAG DER DANKBARKEIT“

08.08.2025

1. HNL
Stadion Maksimir
Zuschauer: 12.721

    ZAGREB – Mit dem Flieger ging es von Schwechheim in aller Herrgottsfrüh nach Wien und von dort mit dem Flixbus weiter nach Zagreb. 6 Stunden später war man gut durchgeschüttelt aber pünktlich in der kroatischen Hauptstadt eingetroffen. Hier sollte nächsten Tag mit dem Redakteur (hd) eine kleine Balkan-Tour beginnen, am Freitag war man aber noch alleine unterwegs und der Zufall wollte es, dass Dinamo an diesem Abend sein erstes Heimspiel in der aktuellen Saison austragen sollte.

    Aktuell wird an dem Stadion von Lokomotiva Zagreb gewerkelt, wenn die neue Bude von Loko Ende 2026 fertig sein soll, zieht Dinamo temporär in die umgebaute Arena um und das Maksimir bekommt einen Totalabriss verordnet. Darüber wurde schon oft gesprochen, aber die Bauarbeiten im ersten Falle laufen bereits. Von daher war man doch froh, endlich das Kreuz in dem legendären Stadion zu setzen, auch wenn mit Vukovar ein Aufsteiger und Leichtgewicht aus der Liga im Maksimir gastierte.

    In dem Stadion waren schon viele „Kollegen“ zu Gast und um die Ticketbeschaffung machte man sich daher keine großen Sorgen. Vukovar bringt keine Fans mit. Trotzdem war unübersehbar, dass sich diese Partie im Vorfeld einer recht großen Beliebtheit freute und von Vereinsseite sogar aufgerufen wurde, dass abstinente Dauerkarteninhaber bitte ihre Plätze freischalten sollten. Eine Stunde vorm Anpfiff fand man sich dann in der überschaubaren Ticketschlange wieder und die begehrte Karte wollte gerade über den Tresen wandern, bis die Frage nach einem Mitgliedsausweis dieses Vorhaben zerstörte. Tickets nur für Mitglieder und das Betteln in der Schlange half auch nicht weiter – 1 Ticket pro Nase.

    Das war die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht: Eine „Blitz-Mitgliedschaft“ konnte am Stadioncenter für 20€ abgeschlossen werden. Die Mitgliedschaft verhalf dann wirklich zum Ticket. Doch es gab wieder eine schlechte Nachricht: Westtribüne ausverkauft, Karten nur noch für die Nord erhältlich – und dort stehen die „Bad Blue Boys“. Na, herzlichen Dank! Für 7€ war das Kärtchen dennoch eingetütet, aber es war klar, dass man sich an diesem Abend den Platz nicht mit den BBB teilen würde, zumal in den Sozialen Medien auch was von einer „Koreografija“ zu lesen war. Die Gegentribüne ist nachwievor gesperrt und der Gästeblock wurde nicht geöffnet. Doch mit dem Stück Papier würde man schon irgendwie auf der richtigen Seite landen. Nach ein, zwei misslungenen Mogelversuchen, siegte die Vernunft. Ein Ordner mit massiven Oberarmen war das Ziel, der stand an der Haupttribüne und durfte sich diese gestammelte Ausrede anhören: „… I bought the wrong ticket. I’m a tourist, and BBB is not my area“. Ehrlich währt am längsten und nach einem Kopfnicken ging es ohne großes Bohei auf die Haupttribüne.

    Dort angekommen stachen tatsächlich Vorbereitungen zu einer Choreografie ins Auge. Doch zunächst mäanderte der Blick durch das Stadion, das spätestens mit seinem Flutlichtmast auf der Tartanbahn die Bezeichnung „unique“ wirklich verdient hat. Kurz darauf betraten die Spieler den Rasen und die BBB zogen eine Blockfahne mit martialischem Motiv auf der Tribüne hoch. Ein Panzer war zu sehen und darüber der Schriftzug – etwa sinngemäß: „Dieselben Träume, die wir zusammen geträumt haben, bis wir eines Morgens erwachten“. Das Panzer-Motiv wurde akustisch flankiert von zahlreichen Knalleffekten und Polenböllern. Da war man erstmal baff. Doch der Hintergrund ließ sich schnell aufklären: Die Kroaten feiern am 5. August den „Tag des Sieges und der heimatlichen Dankbarkeit“. Die Serben wurden 30 Jahre zuvor zurückgeschlagen und Vukovar war zudem ein ganz prägnanter Ort des Jugoslawien-Krieges.

    Die Hintergründe wurden erst nach dem Kick recherchiert, daher widmete man sich unverblümt dem Spielgeschehen und genoss auch die weiteren Pyroshows nach der Choreo. Ständiger Support und viel Feuer auf der Hintertorseite – die „Bad Blue Boys“ mit einem Auftritt, wie man sich das vorgestellt hatte. Das restliche Publikum im Maksimir fällt dagegen deutlich ab. Man merkt den Zuschauern vom Rekordmeister an, wie erfolgsverwöhnt sie sind. Gegen Vukovar tat Dinamo sich zunächst sehr schwer. Der Gast hätte mit einem Lattentreffer auch in Führung gehen können. Versprenkelt liefen übrigens auch ein paar Gästefans auf der großen Tribüne rum. Mit dem Halbzeitpfiff klingelte es nach einer Ecke dann doch im Kasten der Gäste und der Rekordmeister legte nach der Pause noch zwei Treffer nach.

    BBB in Höchstform und am Ende sogar Wechselgesänge mit dem Rest des Stadions. Wie schön, diesen Auftritt der „Bad Blue Boys“ frontal von der Haupttribüne verfolgt zu haben. Der Kampf um ein Ticket und den Einlass auf der richtigen Seite, hatte sich gelohnt. Oder anders gesagt: Der „Tag der Dankbarkeit“ hat seinem Namen alle Ehre gemacht. (mm)

    San Lorenzo de Almagro – CA Vélez Sársfield – 1:0

    San Lorenzo de Almagro – CA Vélez Sársfield – 1:0

    “ES GEHT LOS – DIE GROẞEN WARTEN“

    07.08.2025
    Liga Profesional Argentina
    Nuevo Gasómetro Pedro Bidegain
    Zuschauer: 35.000

    BUENOS AIRES – Die Zeit ist gekommen, die großen bekannten Fische aus Argentinien warten auf uns. Zuerst wichtige Fragen: Die Ticketbeschaffung ist in Argentinien des Öfteren mal ein leidiges Thema. Ob am Vereinsheim Tage vor dem Spiel, online erhältlich oder ab und an auch mal an der Tageskasse. Bei San Lorenzo ist es einfach, wir wählten zwar die Methode am Vereinsheim am Tag zuvor und deckten uns für 70.000 Pesos auf der Gegengerade ein. Am Spieltag gibt es auf dem Parkplatz vor dem Stadion auch eine Möglichkeit, sein Ticket zu erwerben. Das ist der Vorteil, wenn die Clubs den Andrang des Tourismus erkennen. Der Preis beträgt etwa 45€ für ein Spiel in der ersten Liga, kann man sich darüber streiten, zahlen muss man es am Ende sowieso.

    Das Stadion ist definitiv ein Schmuckkästchen, die komplette Tribünen in den Farben Rot und Blau angemalt. In Zukunft soll der Verein “irgendwann” sein neues Stadion gebaut haben, dies würde im eigenen Viertel direkt neben dem Vereinsheim liegen. Wann genau, das weiß keiner so wirklich. Zwischen Plänen und Realität liegen oft ja auch noch Jahre dazwischen.

    Das Spiel wie so oft in Argentinien war nicht besonders ansehnlich. Angsthasen-Fußball würde mein Trainer aus der B-Jugend sagen. Geprägt von Fehlern, aber dafür reist man ja nicht nach Argentinien. Die Fankurve ist nun mal das Highlight. Die schönen Gesänge waren vor allem in der zweiten Halbzeit einfach ein Hit. Das bekannte Knie wippte mit oder der Körper sprang wie so viele andere auch auf unserer Tribüne einfach mal mit. Ekstase!

    Ein kleiner Fauxpas unserer Seite: Wir haben im Land noch kein Spiel gesehen, das unbedingt mega lange ging. Die Spieler heulen nicht viel rum, liegen selten mega lang auf dem Boden. Disziplin ist das Stichwort, die Schiedsrichter gefallen mir, somit sind die Spiele oft (zumindest unsere) nach 90 Minuten vorbei. Unser vorbestelltes Uber kam allerdings erst 40 Minuten nach Abpfiff und wir nutzten die Zeit das Stadion nochmal leer zu genießen. Brutal, wie schnell die Massen nach dem Abpfiff aus der Schüssel kommen.

    Ab zum besten Laden der Stadt. Das Steak-Sandwich bei “Parilla El Litoral” ist der Wahnsinn. Es war definitiv nicht das erste und nicht das letzte. Für die Schleckermäulchen ist das ein heißer Tipp. (tp)

    CA Boca Juniors – Racing Club – 1:1

    CA Boca Juniors – Racing Club – 1:1

    „LEBENSTRAUM: CHECK“

    09.08.2025
    Liga Profesional Argentina
    La Bombonera Alberto J. Armando
    Zuschauer: 57.200

    BUENOS AIRES – Es gibt so Tage, die vergisst man nicht. Einer davon war der vergangene Samstag. Das Stadion La Bombonera steht vermutlich bei jedem Groundhopper auf der Bucketlist, und mit dem Besuch beim Spiel gegen Racing ging nun auch für uns ein Lebenstraum in Erfüllung. Aber der Reihe nach: Zunächst benötigten wir Tickets für das Spiel.
    Circa zwei Wochen vorher haben wir unseren Kontaktmann aus der Schweiz angeschrieben und ihn gebeten, uns Karten für die Partie zwischen Boca Juniors und Racing zu organisieren. Die Zusage folgte prompt, und die Tage bis zum Spiel wurden heruntergezählt. Am Spieltag erhielten wir dann nähere Details zum Treffpunkt für die Übergabe: 13:30 Uhr. Die tatsächliche Übergabe fand jedoch erst gegen 15:30 Uhr statt. Doch das Warten hat sich gelohnt. Schnell die sechs Kontrollen passiert – und schon standen wir im Block der La Doce (Block 12: zwölfter Mann).

    Die Tribüne war bereits sehr gut gefüllt, doch fanden wir einen Platz am Rand, wo wir genügend Raum und einen guten Blick aufs Spielfeld hatten. Zum Einlaufen der Teams ließ der Verein blau-gelbe Pyrotechnik in den Himmel steigen. Die Fans tobten und sangen ihre bekannten Lieder. Die Melodien sind in Argentinien quasi immer die gleichen – nur an den jeweiligen Verein angepasst. Bei Boca wirkte jedoch alles stimmungstechnisch noch einmal ein paar Nummern größer als bei anderen Vereinen. Absolute Leidenschaft, sogar auf den Rängen der VIP-Tribüne. Wenn sich selbst Säuglinge im Fanblock aufhalten, bekommt der Ausdruck „im Stadion aufgewachsen“ eine ganz neue Bedeutung. Einfach FANtastisch, dieses Land.

    Überwältigt von der Atmosphäre verließen wir nach dem Spiel den Ground und statteten noch dem Fanshop einen kurzen Besuch ab, um ein T-Shirt von Boca als Andenken mitzunehmen. Danach folgte ein Besuch im Romar Parrilla, einem Lokal nicht weit von der Bombonera, das mit traditioneller argentinischer Küche überzeugt. Den würdigen Abschluss des Abends zelebrierten (tp) und ich in einer Karaokebar, um „Mein Hamburg lieb ich sehr“ zum Besten zu geben. Ich bin mir sicher, dass das Lied bald in den argentinischen Charts landen wird.

    Vielen Dank an alle, die diesen Besuch möglich gemacht haben. (fj)

    Quilmes Atlético Club – Club Atlético Atlanta – 2:1

    Quilmes Atlético Club – Club Atlético Atlanta – 2:1

    “1887 MAL QUILMES”

    05.08.2025
    Primera Nacional
    Estadio Centenario Ciudad de Quilmes
    Zuschauer: 15.000

    QUILMES – Endlich wieder Buenos Aires. Nach 4 Tagen in der Hauptstadt von Chile ging es zurück in die Metropole Argentiniens. Genug Zeit für Chile “geopfert”. Mit der Ausbeute der vier von fünf Erstligisten aus der Hauptstadt muss man zufrieden sein. Nach Landung am zentralen Flughafen sollte es fix in die neue Unterkunft gehen. Grund hierfür war die Ansetzung in Claypole. Ein kleiner Verein mit einem wunderschönen Stadion und einer einheimischen Barra. Angesetzt auf Dienstags um 15:30 Uhr der perfekte Start in den Tag. Tickets hierfür gab es am Vereinsgelände unweit vom Spielort entfernt. Für knappe 3€ bekamen wir hier das Objekt der Begierde. Im Stadion werden Getränke und Essen serviert, dies ergibt einen wunderbaren Mix aus sympathischen Amateurfußball.

    Schnell sollte es nach dem Abpfiff in den Ort Quilmes gehen, um dort die Situation um die Tickets zu klären. Nach ein paar Fragen wurden wir dem richtigen Menschen vorgestellt. Dieser hatte für uns a) perfektes Englisch obwohl wirklich alles mittlerweile mit dem Google Übersetzer seinen Weg findet und b) die Tickets für das heutige Spiel in seinem Kassenhäuschen liegen. Für 25000 Pesos erhielten wir unsere Zugangsberechtigungen für die Haupttribüne. Zudem gab es eine kleine Stadionführung im Inneren des Stadions drei Stunden vor Anpfiff, eine herrliche Aktion des Mitarbeiter. Er war so sehr erfreut, dass wir seinen Verein in Argentinien sehen und fragte vehement nach, wie wir darauf nur kommen. Einfach nur mega schön, wie sehr man Menschen glücklich machen kann, die sich das gar nicht vorstellen können, was man für einen Aufwand betreibt, um so ein Spiel zu sehen.

    Wir berichteten zudem, dass wir keine Infos zum Ticket-Verkauf des Vereins fanden und deshalb durchaus Sorgen hatten, hier nicht ins Stadion zu gelangen. Der Mitarbeiter entschuldigte sich, die Infos gehen aktuell wohl nur an Socios heraus und am Internetauftritt für jedermann wird wohl gearbeitet. Am Ende des Tages hatten wir unsere Tickets und alles ist wieder mal gut gegangen. Zwischen Stadionführung und Ticketkauf war noch eine Menge Zeit, nur 15 Minuten Fußmarsch ist es zur Brauerei dieser Stadt. “Parque de la Cerveceria Quilmes” – Ein Ort, um zu verweilen. Für “teure” 3,90€ gibt es den gezapften halben Liter. Der perfekte Ort, um sich vor dem Spiel aufzuwärmen und die Zeit tot zu schlagen. Entweder man torkelt die paar Meter zum Stadion oder läuft dann im Anschluss ganz entspannt. Die Empfehlung geht hier definitiv raus.

    Auf den zahlreichen Wandbildern ums Stadion herum gab es das Gründungsjahr des Vereins zu sehen: 1887. Wem dabei nicht das Herz aufgeht, mir gefällt es definitiv. Auf der Tribüne angekommen, fiel mir erstmal ein Mensch auf. Er trug ein DDR T-Shirt und einen Schal vom FC BAYERN (muss man laut schreien). Seine Aussage: Ich habe Freunde in Deutschland, die haben mir das geschenkt. Kuriose Kombination. Die Heimkurve füllte sich währenddessen, die blau-weißen Regenschirme wirbelten durch die Luft.

    Der Heimverein galt definitiv als Außenseiter. Der Tabellen-13. empfing den Tabellenzweiten. Nicht die besten Voraussetzungen, um hier heute an Wunder zu glauben. Die Fans glaubten an ihr Team, wer die Dokumentation aus Quilmes noch nicht kennt: https://youtu.be/Vug_pX6kOrQ?si=poOEiJAeb89MP2iX. Herrlich! In der 24’ Minute passierte es, als ich mit meinem Handy versuchte, eine energische Spielszene aufzunehmen, schoss der Spieler Carabajal einfach mal in Richtung Tor. Das Foto ist leider nichts geworden, es ist zu verwackelt, um es ins Internet zu stellen. Der Grund: Der Ball landete im oberen rechten Eck, Traumtor! Pure Eskalation im Stadion, die Außenseiter führten. Beim Gastspieler Fara brannten die Sicherungen durch und so wurde er in der 27’ Minute mit Rot vom Platz gestellt. Typisch Argentinien. Das Spiel beruhigte sich danach wieder und bis in die 70. Spielminute konnten wir entspannt den Fans bei den melodischen Liedern horchen.

    Den Ausgleich für die Gäste schoss Bisanz, Achtung Wortwitz: Er brachte auch die Brisanz zurück, er feierte so ausführlich vor der Heimkurve, dass die Feuerzeuge und andere Dinge auf ihn einprasselten. Halb so wild, mein Gesprächspartner, den ich allerdings kurz zuvor hatte, sah mich jetzt als deutlich unspektakulärer an. Das Stadion war zurück, die Fans aufgebracht und das Heimteam startete erneut in die Offensive. Bis zur 94’ Minute wurden die Chancen beider Teams auf die Führung vergeben. Das Tor von Capano zum 2:1 brachte die Meute zum Ausrasten. Der Außenseiter holte den Sieg und für mich war es das beste Spiel in Argentinien bisher. Wer sich die Zusammenfassung angucken möchte, bitte. Diese ist auf YouTube zu finden, ein geiles Fußballspiel war es definitiv. In der 97’ Minute gab es zudem noch zwei weitere Platzverweise. Nach dem Schlusspfiff zudem eine kleinere Auseinandersetzung zwischen beiden Teams, völlig entspannt und ein würziger Abschluss des Kicks! Argentinien, du kannst einem nur gefallen. (tp)

    FK AS Trenčín – FC Spartak Trnava – 0:1

    FK AS Trenčín – FC Spartak Trnava – 0:1

    „DER FIRST CASUAL LAD OF TRENCIN HAT DIE PYROSHOW VERPASST „

    03.08.2025
    Štadión Sihoť
    I. Liga Slowakei
    Zuschauer: 4.489

    TRENCIN – Bereits in den frühen Mittagsstunden war die kleine Altstadt und die Burg in Trnava Hand. Das machte Appetit auf mehr.

    Trencin liegt ungefähr eineinhalb Autostunden von der Hauptstadt Bratislava entfernt in der hügeligen Westslowakei. Die Stadt gilt als Zentrum des mittleren Waagtals und ist mit 55.000 Einwohnern die größte des Trenčiansky kraj. Die wichtigste Sehenswürdigkeit ist die Trenčiansky Hrad (Burg Trencin). Die Burg wurde im 11. Jahrhundert auf einem steilen Felsen erbaut. Sie spielte eine wichtige Rolle in der Geschichte des Königreichs Ungarn, vor allem während der Türkeneinfälle. Ich habe die Burg bereits im Jahr 2020 besichtigt. Damals taufte mein Kumpel Mark eine Stoffpuppe, welche die Kleidung der damaligen Burgbewohner veranschaulichen sollte, auf den Namen ‚First Casual Lad of Trencin‘. Die Puppe trug einen Art Burberry Mantel und dazu ein kariertes Hemd. Heute, im Jahr 2025, glänzt der First Casual Lad mit Abwesenheit und ist somit auch nicht Zeuge der Pyroaktion von Trnava. Sei es drum, der Schwechheimer Landbote ist vor Ort und liefert ein paar Schnappschüsse.

    Nachdem auf der Burg die ersten Trnava Fans gesichtet wurden, ging es zu Fuß runter in die kleine beschauliche Altstadt. Hier staunten Heinz und Ingelore nicht schlecht, als sich der 400-600 Mann starke Trnava Mob formierte. Wenige Minuten später wurde losmarschiert. Akustisch wurden ein paar Schlachtrufe zum besten gegeben. In den Moment erkennt der aufmerksame Groundhopper direkt, dass eine Freundschaft zu Banik Ostrava besteht. Diese wiederrum pflegen eine Freundschaft zu den Fans von GKS Katowice. Woran nun erkennen? BINGO, der gesamte optische als auch akustische Auftritt ist sehr sehr polnisch angehaucht. Banik hat sich in den letzten Jahren sicherlich sehr viel bei GKS abgeschaut und Trnava wiederrum bei Ostrava. So soll es sein, so wird es überall auf der Welt gemacht.

    Im Stadion angekommen gab es zwei konkrete Aufgaben: Die Beschaffung einer Klobasa und Stadionfotos mit der Burg im Hintergrund. Beides ist sehr gut geglückt. Meine Freundin war noch nie in Tschechien beim Fussball und bei den zwei anderen Spielen, welche wir in der Slowakei besucht haben, gab es die fettige Wurstspezialität nicht. Um so größer war die Freude in Trencin. Eine schöne Paprikaklobasa mit tagfrischem Brot wurde uns mit einem freundlichen Lächeln entgegengereicht. Dazu gab es zwei Sorten Senf, Ketchup, Meerrettich sowie scharfe und milde Peperoni. Mega Wurst, 8/10! Die Bilder von der ‚Trencin Kurve‘ mit der Burg im Hintergrund waren auch schnell geschossen. Die Fankurve von Trencin fiel ansonsten aber nur mit einem „Anti Trnava“ Transparent auf. Dieses wurde natürlich um 90° verdreht präsentiert – Amateure !

    Das Spiel war schnell und grundsätzlich attraktiv. Nach 90 Minuten hat Trnava aber doch zurecht 1-0 gewonnen und sicherte sich somit vorerst den Platz an der Tabellenspitze. Die gut 1200 mitgereisten Gästefans drehten durchgehend am Rad und supporten ihre Mannschaft lautstark und leidenschaftlich. Das Highlight ließ bis zur 70. Minute auf sich warten: Runtergezählt von 10 auf 0 (auch das kennen wir aus Polen) wurde eine ordentliche Pyroshow zelebriert an der sich auch der Nachwuchs beteiligte. (10/10!) Es wurden 20-40 Rauchtöpfe gezündet. Der First Casual Lad of Trencin würde sich im Trenchcoat umdrehen, hätte er das noch miterlebt. (hd)

    Unión Española – Deportes La Serena – 1:0

    Buenos Dias aus Santiago de Chile. Die 61. Ausgabe der BILDERBUCHBUDE der Woche führt uns zum spanischen Verein: Unión Española. Vor dem Spiel noch kurz im Vereinslokal stärken, erwartet einen danach im Estadio Santa Laura-Universidad SEK ein wunderbares Erstliga Stadion mit tollen Bergpanorama. Auf der Heimseite immerhin eine kleine „fanszene“, die ihren Verein würdig unterstützen und einen Besuch abrunden.


    02.08.2025
    Estadio Santa-Laura-Universidad SEK
    Unión Española – Deportes La Serena – 1:0

    Universidad de Chile – CD Cobresal – 0:1

    Universidad de Chile – CD Cobresal – 0:1

    „DÍAZ NO SHOW“

    04.08.2025
    Primera División de Chile
    Estadio Nacional Julio Martínez Prádanos
    Zuschauer: 26.521

    SANTIAGO DE CHILE – Es ist der 01.06.2015. Ich bin 19 Jahre alt und stehe im Gästeblock des alten Wildparkstadions. Es ist die 89. Spielminute – im Block herrscht Totenstille. Der Hamburger SV steht kurz vor dem ersten Abstieg seiner Vereinsgeschichte.
    Wenig später: Freistoß für den HSV. Ob berechtigt oder nicht, sei dahingestellt – es ist die letzte Chance, die Katastrophe abzuwenden. Van der Vaart legt sich den Ball zurecht, doch sein Mitspieler Marcelo Díaz kommt, nimmt ihm den Ball ab und sagt zu ihm: „Tomorrow, my friend.“

    Was dann passiert, ist unfassbar: Díaz schlenzt den Ball wie selbstverständlich ins Netz – der HSV rettet sich in die Verlängerung. Im Gästeblock bricht grenzenloser Jubel aus. Pure Ekstase. Und tatsächlich: Der HSV schafft es an diesem Abend erneut, die Klasse zu halten.

    Etwas mehr als zehn Jahre später sitze ich gemeinsam mit (tp) im Estadio Nacional Julio Martínez Prádanos. Hier ist der aktuelle Verein von Marcelo Díaz beheimatet: Universidad de Chile. Doch als die Aufstellung bekannt gegeben wird, folgt die Enttäuschung:
    Die HSV-Legende, inzwischen 38 Jahre alt, steht heute nicht im Kader.

    Der Grund: eine Drei-Spiele-Sperre. Díaz war im Derby gegen Colo Colo mit Gelb-Rot vom Platz geflogen und hatte anschließend dem Colo-Colo-Spieler Esteban Pavez mit der Hand ins Gesicht geschlagen.

    Lediglich auf einem Mannschaftsfoto vor dem Stadion bekommen wir den chilenischen Star an diesem Tag zu Gesicht. Vielleicht war das ein Grund dafür, dass sich Universidad de Chile mit 0:1 gegen Cobresal geschlagen geben musste – und das, obwohl die Gastgeber über eine halbe Stunde in Überzahl spielten und in der Nachspielzeit sogar einen Elfmeter verschossen.

    Trotzdem war es ein großartiges Erlebnis.
    Das Nationalstadion mit knapp 46.000 Plätzen wurde bereits 1938 eröffnet – ein Ort voller Geschichte, über den man Bücher schreiben könnte. Heute allerdings fanden nur 26.521 Zuschauer den Weg ins Stadion, das gleichzeitig auch die Heimspielstätte der chilenischen Nationalmannschaft ist.

    Besonders ins Auge fiel eine beeindruckende Pyroshow der Heimkurve: Neben Strobos wurden unter anderem Fackeln und Batterien gezündet.
    Die Stimmung war durchweg gut – selbst nach dem Rückstand wurde es noch einmal richtig laut, und fast das gesamte Stadion unterstützte leidenschaftlich das Team.

    Ein würdiger Abschluss für unsere Zeit in Chile – denn am nächsten Tag ging es zurück nach Buenos Aires.

    Tipp für alle, die ebenfalls ein Spiel in Santiago de Chile besuchen möchten:
    Wir haben zunächst versucht, die Tickets online über Puntoticket zu kaufen. Leider wurden dort keine ausländischen Zahlungsmittel akzeptiert. Deshalb sind wir in den Puntoshop in der Mall Parque gefahren. Eine hilfsbereite Mitarbeiterin hat den Bezahlvorgang freundlicherweise über ihre eigenen Bankdaten abgewickelt. (fj)

    Colo-Colo – CD Huachipato – 2:2

    Colo-Colo – CD Huachipato – 2:2

    “SO WIRD MIR WARM UMS HERZ”

    03.08.2025
    Primera División de Chile
    Estadio Monumental David Arellano
    Zuschauer: 25.000

    SANTIAGO DE CHILE – Der Anfang im Land war schwer, die Freudensprünge wurden nicht direkt gemacht. Ein verpasstes Spiel, ein kurioses Hereinkommen beim italienischen Einwander-Verein und nervige Kaufbestimmungen bei Universidad de Chile. Das Hauptspiel des Wochenendes in Chile war aber der Besuch des wohl bekanntesten Vereins der Nation. Der Ticketkauf war auch der einfachste von allen Vereinen und war somit sehr simpel gestaltet. Über die Plattform: https://www.puntoticket.com/ gibt es Tage vor dem Spiel die heiß begehrte Zugangsberechtigung. Zahlbar mit Kreditkarte oder Google Pay. Voraussetzung ist nur die vorherige Registrierung.

    Wer in der Stadt etwas Tolles erleben will, kann mit der Seilbahn zum “Cerro San Cristóbal” fahren und den Ausblick über die Stadt genießen. Wieso schreibe ich das, weil es die in meinen Augen beste Touristenattraktion ist und nur (4,22€!) Return kostet. Mega fair und absolut spottbillig.

    Am Spieltag sollte es per Metro zum Spiel gehen, die Fahrkarte hierfür gibt es an jedem Bahnhof zu erwerben. Die “bip!” Karte muss man sich einmalig anschaffen. Das System ist durchdacht, zur normalen Tageszeit fährt man für 740 chilenische Pesos durch die Metropole. Falls das Guthaben leer ist, kann man dies einfach am Automaten wieder auffüllen. Obacht, denn an Spieltagen sind diese oft sehr voll und man muss lange anstehen, um seine Karte wieder aufzufüllen.

    Der Klub ist übrigens die Anfangsstation des sehr bekannten Spielers Arturo Vidal. Im Jahr 2007 wechselte er von Colo-Colo nach Leverkusen und begann seine große Karriere in Europa. Über Stationen wie Juventus Turin, Bayern München oder Inter Mailand spielt er seit 2024 wieder für seinen Herzensverein in Santiago de Chile.

    Der chilenische Rekordmeister überzeugte mich auf allen Ebenen. Geile Fanartikel auf dem Weg zum Stadion, das Panorama von der Haupttribüne mit Blick auf die Berge im Hintergrund, des Weiteren ist in meinen Augen das Vereinswappen sehr gelungen oder das diesjährige Vereinsjubiläum zum 100. Geburtstag. Ein weiterer Verein Südamerikas, der bei mir einige Sympathien gewonnen hat.

    Zum Start der Partie wurde aber erst einmal geschwiegen. Mein Sitznachbar berichtete, dass es vor einigen Monaten Ausschreitungen gegeben hat und zwei junge Fans dabei ums Leben kamen. Genauer gesagt war es beim Spiel der Copa Libertadores im April/25. Das Spiel wurde in der 70. Minute abgebrochen, weil Fans vom Heimteam den Platz stürmten, nachdem sie von den Todesfällen hörten. Nachdem der Protest heute nach drei Minuten endete, entfaltete sich die Kraft des Supports. Die Mitmach-Quote war auf allen Tribünen teilweise fantastisch. Wenn dieses Stadion ein Dach hätte, wäre es wahrscheinlich eines der lautesten gewesen, in denen ich bisher war. Wunschdenken, aber so wie es war, ist es auch mega!

    Das Spiel begeisterte von Anfang an, es ging hin und her. Die Gäste erzielten in der ersten Halbzeit das 0:1 und verwalteten die Führung bis in die Kabinen. Den Ausgleich konnte Javier Correa in der 52’ Minute erzielen, danach flog der erste Spieler des Heimteams vom Platz. Folgen durften im Spiel noch zwei weitere rote Karten für Betreuer. Das Temperament kochte so langsam aber sicher hoch. Correa schnürte seinen Doppelpack und traf erneut zum Ausgleich in der 79’ Spielminute. Bei diesem Spielstand blieb es leider, so sehr ich mir hier einen Siegtreffer des Heimteams auch gewünscht habe.

    In diesem Jahr steckt der Verein weit hinter den Erwartungen, mit dem Unentschieden festigte man sich den siebten Tabellenplatz. Mit 15 Punkten Rückstand auf den aktuellen Tabellenführer Coquimbo Union. Die Fans quittierten den Unmut über die Leistung mit Pfiffen. Für uns ging es zurück in die Metro, am morgigen Tag stand ein weiteres Highlight in Chile an. Freut euch auf den nächsten Bericht. (tp)

    Audax Italiano – CD Palestino – 1:1

    Audax Italiano – CD Palestino – 1:1

    “AUDAX, AUDAX, VAFFANCULO”

    01.08.2025
    Primera División de Chile
    Estadio Bicentenario de La Florida
    Zuschauer: 2.400

    SANTIAGO DE CHILE – Die Reise ging weiter in ein neues Land. Nach dem Spielbesuch am Donnerstag am Rande der Stadt blieb uns nicht viel Schlaf übrig. Um 6:00 Uhr sollte uns der Wecker wecken, das tat er natürlich auch und ab ging es per Uber zum für uns neuen Airport “AEP”. Mitten in der Stadt, einfach grandios. Fabelhaft hingegen war allerdings nicht die vorhergesagte Verspätung von der Airline, die wir natürlich erst vor Ort erfuhren. Bis zur Landung in Chile bauten wir knapp 4 Stunden Verspätung auf, die lange Passkontrolle am heutigen Tag von fast 45 Minuten kostete uns schon mal das erste Zweitligaspiel am Tag. Perfekter kann man nicht rein starten.

    Wichtig für Chile ist es aktuell über diese Seite: https://registrodelhincha.cl/ sich zu registrieren, damit der Ticketkauf funktioniert. Trotz einem Kontaktmann nach Chile, funktionierte dies bei dem Verein Audax Italiano einfach nicht. Unser Amigo kontaktierte den Support der Ticketplattform: https://ticketplus.cl/c/audax, nur helfen konnte uns keiner so richtig. Unsere Reisepässe stimmten “angeblich” nicht überein.

    Der einzige Vorteil, den wir aufgrund des verpassten Spiel hatten, war mehr Zeit vor dem Spiel des Erstligisten. Somit ging es ab zum Stadion und es einfach mal probieren. Zuerst versuchten wir es auf einfache Art und Weise, sprachen den anwesenden Zuständigen für dieses Ticketsystem an, er probierte es über unser Handy und scheiterte am selben Problem. Sehr unfreundlich und nicht wirklich lösungsorientiert (Sorry Pädagoge) ließ der Mensch uns im Regen stehen. Nebenbei fanden wir einen perfekt Englisch sprechenden Amigo von der Sicherheitsfirma, der fand es einfach fantastisch, dass hier zwei Leute aus Deutschland stehen und diesen Aufwand betreiben, um ein Spiel des schlechtesten Vereins in Santiago sehen zu wollen. “Audax is boring” waren seine Worte. Kein Wunder, eben dieser Mensch war Fan von Universidad, als wir erzählten, dass wir aus Hamburg kommen und Marcelo Diaz eine Legende in unserer Heimat ist, strahlte er über beide Ohren. Marcelo Diaz kickt mittlerweile mit seinen 38 Jahren bei Universidad de Chile. Aller Anfang war hiermit gemacht. Der heutige Top-Lad schickte uns in die Bar, wir sollten einfach kurz vor dem Anpfiff wieder hier an seinem Tor sein.

    Alles klar, wird gemacht! So war es dann auch, 10 Minuten vor Anpfiff nahm er uns mit ins Stadion. Muchas gracias, Amigo! Ein kleines Erinnerungsfoto wurde geschossen, unglaublich am Ende sind in dieser Bude so wenig Zuschauer wie bei einem Topspiel in der Bezirksliga Lüneburg 2. Der Verein erntet definitiv keine Menschlichkeit von uns. Dieser Klub wurde übrigens von ehemals italienischen Einwanderern gegründet, dies hat wohl auch den Grund, dass in der Halbzeitpause Lieder wie Un’Estate Italiana und Felicità liefen. Absolut schöne Musik, nur wirklich sehr kurios, diese in Südamerika zu hören. Beim Blick in die Heimkurve fielen auch zwei “Ultras” Fahnen auf.

    Für die wenige Masse an Zuschauern war der Auftritt beider Seiten besser als erwartet. Im chilenischen Regen bei Temperaturen um die 7 Grad, machte das Spiel wirklich Spaß beim Zuschauen. Die Einheimischen frierten sich den Arsch ab und wir befanden das Wetter als typisch “deutschen Sommer”. Grüße in die verregnete Heimat. Chile – Es kann doch nur noch besser werden. (tp)

    VfL Bleckede – TuS Barskamp – 3:2

    VfL Bleckede – TuS Barskamp – 3:2

    „SPRITZPUTZ IM WESTEN“

    03.08.2025
    Sportplatz Bleckede
    Kreispokal Heide-Wendland
    Zuschauer: ca. 250

    BLECKEDE – Ein Teil der Redaktion weilt nach wie vor in Südamerika. Daher startet unsere Woche mit einem richtigen Kracher: Der VfL Bleckede im Stadtderby gegen den TuS Barskamp! Nichts Geringeres als der Einzug in die zweite Kreispokal-Runde stand an diesem Sonntag zur Prime Time um 15 Uhr auf dem Programm. Barskamp ist eigentlich ein normales, kleines Dörfchen irgendwo bei Lüneburg, wurde aber vor 50 Jahren in die Kleinstadt Bleckede eingemeindet. Und so kam es im Kreispokal Heide-Wendland zu der klassischen Konstellation „Stadt gegen Dorf“, obwohl beide Lager dieselbe Postleitzahl im Ausweis stehen haben.

    Barskamp mit jüngerer Bezirksliga-Vergangenheit ging sicher als Favorit in diese Partie gegen den VfL, der sein Dasein in der 1. Kreisklasse fristet. Der Sportplatz war gut gefüllt und schnell wurde klar, dass sich die vielen Zuschauer ausgeglichen auf die zwei Längsseiten des Grounds verteilten. Spätestens als irgendwann der Schlachtruf „…damit es alle wissen – Bleckede ist beschissen!“ ertönte, wusste man, dass die Gäste am Trainerhäuschen zu Hause waren. Während sich die Heimfraktion um den „VfL-Treff“ gruppierte – die Futterluke auf dem Sportplatz, an der man anständige Fleisch- und Kartoffelprodukte bestellen konnte und das „Frischgezapfte“ für 2€ zu bekommen war.

    Das intensive Duell startete mit zwei Treffern für den Außenseiter. Jeweils nach Standards traf der VfL in die Maschen und das obwohl Barskamp offensichtlich mit der besseren Spielanlage unterwegs war. Ungläubiger Jubel auf der Heimseite! Nach der Pause mischte man sich unter die Gästefans, weil man hier zumindest den Anschlusstreffer und eine gewisse Eskalation erwartete. Barskamp berannte das VfL-Tor, doch der Treffer wollte einfach nicht fallen. Im Gegenteil: Nach einem abgefäslchten Freistoß stand plötzlich ein 3:0 auf der Anzeigetafel! Es musste was passieren und Barskamp holte nun die berühmte Brechstange heraus. Während die Stimmung und der Cola-Korn-Pegel im „Gästeblock“ wie erhofft anstieg, verlagerte sich das Geschehen mehr und mehr in den VfL-Strafraum. Nach einem Elfmeter war der Korken dann raus und es folgte Minuten später der Anschlusstreffer.

    Ein Pokalspiel, wie man es sich wünscht: Der Außenseiter muss die Führung über die Runden bringen, der Favorit rennt an. Eine Partie, so rau wie die Spritzputzhäuser am Ost-Ufer der Elbe gegenüber der Stadt. Doch für das 3:3, das in der Luft lag, lief den Gästen die Zeit davon. Bleckede bekam den Vorsprung mit dem letzten Tropfen Heidegeist im Tank über die Zeit und lag sich nach dem Schlusspfiff in den Armen, während die Cola-Korn-Fraktion mit dem Fazit des Spiels zunächst etwas unter die Gürtellinie zielte. Doch nach ein paar Minuten hatte sich das Geschehen beruhigt und man war froh, für diese kleine Ochsentour ins Heide-Wendland mit so einem Pokal-Krimi belohnt worden zu sein.

    Zurück ging es über die Elbe mit der Autofähre, nachdem man noch einen kleinen Abstecher in die bezaubernde Altstadt Bleckedes unternommen hatte. Mit der Fähre legt man zwar am anderen Elbufer an, nicht wirklich jedoch im Osten der Republik. „Neu Bleckede“ und das „Amt Neuhaus“, rechts der Elbe gelegen, wurden 1993 – nach fast 50 Jahren Zugehörigkeit zur DDR und Mecklenburg-Vorpommern – wieder nach Niedersachsen eingegliedert. Zu dem „alten Bundesland“ hatte das Fleckchen vor dem Krieg gehört und nach Wissen des Redakteurs, fand mit diesem Wechsel der einzige Gebietstausch innerhalb Deutschlands nach der Wende statt. Vorbei an den vielleicht einzigen Spritzputzhäusern in Niedersachsen ging es also durch das „Grüne Band“ heim Richtung Schwechheim.

    Die Gegend östlich von Lüneburg mag zunächst etwas „lame“ wirken, doch einen Exkurs in die deutsche Geschichte gibt es an jeder Ecke. Und manchmal kommt noch ein richtig schönes Fußballspiel dazu. (mm)

    CA Aldosivi – Argentinos Juniors – 1:2

    CA Aldosivi – Argentinos Juniors – 1:2

    „ZWISCHEN HIMMEL UND HÖLLE“

    31.07.2025
    Copa Argentina
    Estadio Norberto Tito Tomaghello
    Zuschauer: 5.000

    SANTA ROSA – Ein neuer Tag begann in Buenos Aires. Da ich die Stadt nicht nur im Vorbeigehen erleben wollte, machte ich mich auf ins Zentrum, wo einige der bekanntesten Wahrzeichen warteten – darunter der Obelisk und der Präsidentenpalast, die ich bei einem kurzen Spaziergang abklapperte.

    Kurz darauf ging es gemeinsam mit (tp) zum empfohlenen Restaurant El Nuevo Castel’s, wo argentinische Klassiker wie Asado auf uns warteten. Das Lokal beeindruckt nicht nur kulinarisch: Die Wände sind überall mit Fußballtrikots, Wimpeln und anderen Fan-Accessoires geschmückt – ein Paradies für Fußballromantiker.

    Anschließend stand eigentlich ein Reservespiel im Stadion von Deportivo Riestra auf dem Plan. Doch kaum hatten wir das Uber betreten, riet uns der Fahrer eindringlich davon ab, in das Viertel zu fahren. Das Stadion liegt in unmittelbarer Nähe zur berüchtigten Villa 1-11-14, einem der größten und gefährlichsten Slums von Buenos Aires. Da Reservespiele manchmal unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden oder kurzfristig verlegt werden, erschien uns das Risiko zu hoch – wir entschieden uns gegen den Stadionbesuch und gönnten uns stattdessen einen kurzen Powernap.

    Wenig später folgte dann doch noch Fußball: Mit dem Uber ging es nach Santa Rosa, einem weiteren Viertel, das nicht gerade für seine Sicherheit bekannt ist. Ziel war das Stadion von Defensa y Justicia. In der Copa Argentina finden die Spiele auf neutralem Boden statt, weshalb CA Aldosivi heute nominell das Heimrecht hatte – und dafür rund 400 Kilometer Anreise in Kauf nahm. Der Vorteil: Anders als im Ligabetrieb, wo Gästefans seit über zehn Jahren verboten sind, sind bei Pokalspielen Auswärtsfans zugelassen. Hoffnung macht zudem, dass kürzlich erste Modellversuche stattfanden, bei denen auch bei Ligaspielen wieder Gästefans erlaubt waren. Vielleicht kehrt die Fanvielfalt bald dauerhaft in die Stadien zurück.

    Beim heutigen Spiel im Estadio Norberto „Tito“ Tomaghello waren Gästefans – wie erwähnt – erlaubt. Und wir mittendrin. Die Tickets mussten wir allerdings schon am Vortag im Estadio Diego Armando Maradona kaufen – der Heimstätte der Argentinos Juniors. Eigentlich betritt man nur ungern die Fankurve eines anderen Vereins. Doch auf das Spiel zu verzichten oder 400 KM für Sitzplätze zu fahren, war keine echte Option.

    Die Erfahrung, die sogenannten Barras aus nächster Nähe zu erleben, war einzigartig. Auf der steilen Tribüne dröhnten Posaunen, Trommeln und Gesänge, während vor uns Kinder mit einer Flasche entweder Fußball oder „Himmel und Hölle“ spielten – pure Stadionatmosphäre.

    Mit der Zeit füllte sich auch die Heimtribüne – allerdings ohne Instrumente oder Fahnen. Aufgrund früherer Vorfälle war deren Mitnahme verboten. Dennoch sorgten die Aldosivi-Fans für eine leidenschaftliche Stimmung. Ein echtes Highlight: das Tor zum 1:0 – der Block explodierte förmlich.

    Doch die Freude währte nicht lange. Argentinos Juniors drehte das Spiel in der Schlussphase und zog mit einem 2:1-Sieg ins Viertelfinale ein.

    Nach dem Abpfiff ging es mit dem vorbestellten Uber zurück zur Unterkunft – rund 60 Kilometer für etwa 25 €. Unser Fahrer erzählte unterwegs, dass er uns aus einem der gefährlichsten Viertel abgeholt habe. Schnell entwickelte sich ein Gespräch – und auch hier zeigte sich wieder: Fußball verbindet. Besonders beeindruckend war, dass er die gesamte Karriere von Juan Pablo Sorín, einem ehemaligen HSV-Spieler, auswendig kannte. Eine spontane Stadtrundfahrt vorbei an den umliegenden Arenen lehnte wir dankend ab – am nächsten Tag stand schließlich die Weiterreise nach Santiago de Chile auf dem Programm. (fj)

    Defensores de Belgrano – CA San Telmo – 1:2

    Defensores de Belgrano – CA San Telmo – 1:2

    “DER ERSTE BARRA AUFTRITT”

    30.07.2025
    Primera Nacional
    Estadio Juan Pasquale
    Zuschauer: 2.000

    BUENOS AIRES – Endlich ist es soweit: Das erste Spiel einer Profimannschaft in Argentinien für mich und meinen Mitreisenden. Aus Rio de Janeiro ging es per Großraumflugzeug nach Buenos Aires. Nach den ersten Spielen der “Reserva” lockte uns dann heute die Wucht des argentinischen Fußballs. Jede einzelne Fahrt mit dem Uber, egal wohin und wann führte uns an Stadien, Wandgemälden und beeindruckenden Vierteln vorbei. Diese Stadt ist einfach nur faszinierend!

    Zu Mittag saßen wir auf Empfehlung im Restaurant “Las Cabras”. Ich habe noch nie so ein gutes Steak mit perfekten Beilagen gegessen, einfach nur wunderbar. Das Restaurant ist jedem zu empfehlen und liegt im Stadtteil Palermo, in dem sich auch unsere Unterkunft befindet.

    Über die Internetseite: https://www.promiedos.com.ar/ gibt es unter anderem die Ansetzungen der Liga Profesional – Reserva zu entdecken. Ein absoluter Traum, um möglichst viele Spiele in diesem Land zu sehen. Oft werden ganz freundlich Spiele an einem Dienstag um 15:00 Uhr ausgetragen. So auch heute, der Kick der Reserva von CA Huracán gegen CA Boca Juniors. Nach ein wenig Recherche ergab sich der Spielort auf dem Vereinsgelände des Vereins.

    Durch den doch oft zähen Verkehr in der Großstadt sollte man extra viel Zeit einplanen, um pünktlich zum Spiel zu kommen. So kamen wir circa 40 Minuten vor dem Spiel am Ground an, am Eingangstor wurde uns gesagt, dieses Spiel wurde heute “leider” ins “Estádio Tomás Adolfo Ducó” verlegt. Wie bitte? Das kann doch nicht sein, aber ich weiß mit einem Herrenspiel im normalen Ligabetrieb ist der Besuch definitiv geiler. Da das Team während unseres Aufenthaltes kein Heimspiel im Stadion hatte, bestellten wir unsere Fahrt und ab ging’s. Am Stadion angekommen, wurde das offene Tor gefunden und wir waren im Estádio. Unglaublich, dieser Ground ist einfach phänomenal! Wie viel Glück kann man haben?

    Nach dem ersten Spiel des Tages war der Hunger auf Fans und Stimmung noch höher als je zuvor. Ab nach Belgrano, viel zu früh angekommen, enterten wir erstmal eine Bar im Umfeld des Spiels. Mit freundlichem Personal und leckeren Getränken vergeht die Zeit einfach schneller. Die positive Info: Tickets kann man einfach an der Tageskasse kaufen, das ließ die Mundwinkel nach oben wandern. So einfach kann es sein, keine nervige Beschaffung der Tickets und zack sitzen wir auf den harten Plastikschalen der Platea.

    Kurz vor Anpfiff war es dann soweit: Die Kurve füllte sich, das Einsingen war wunderschön. Das bekannte Knie war dauerhaft am Auf und Ab wippen. Die Einheimischen auf unserer Seite der Tribüne waren durchaus interessiert daran, was wir hier wohl treiben. So vernetzte man sich in der Lieblingsapp vieler Groundhopper und sprach über Erlebnisse und den Verein.

    Während des Spiels lauschten die Ohren eher der Barra. Der Kick war dennoch ansehnlich, viele gelbe Karten und ein sehr nervöser Schiedsrichter, der vieles direkt abpfiff und so den Unmut der Tribüne spürte. 10 gelbe Karten sprechen für sich, gilt in dem Land aber wohl eher als “normal”. Kurze Zündschnur der Spieler oder der Schiedsrichter eben.

    CA San Telmo sicherte sich den Auswärtssieg in der 74’ Minute. Die Gäste kamen mit den 3 Punkten näher an den Gegner heran, beide Teams erspielten sich 30 Punkte und belegen nach dem Abpfiff den Tabellenplatz 13 und 12. Für uns ging es in die Unterkunft, die Augen wurden geschlossen und ein weiterer Tag in Buenos Aires abgehakt. Verdammt geile Stadt und ein geiler Urlaub! (tp)

    FC Iserlohn – FC Schalke 04 II

    Moin und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe der BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (60).

    Heute aus dem Beschaulichen Iserlohn, hier spielt der FC Iserlohn in der Westfalenliga im Hemberg-Stadion.
    Das Stadion wurde am 11.08.1975 eröffnet, und hat die letzte Modernisierung 2019 erlebt wo die Stehstufen erneuert wurden.
    Der einstiege Oberligist spielt seit jahren nur noch in der Westfalenliga, und sich in der letzten Saison im Mittelfeld landete.
    Die Tribüne ist schon ein Brett, und ein muss für jeden.
    Gegen ein paar schmale Taler gibt es sogar eine richtige Eintrittskarte.

    06.07.2025
    Hemberg-Stadion
    FC Iserlohn – FC Schalke 04 II

    RKS Radomiak Radom – Pogoń Szczecin – 5:1

    RKS Radomiak Radom – Pogoń Szczecin – 5:1

    “RABIMMEL, RABAMMEL, RADOM”

    20.07.2025
    Ekstraklasa
    Stadion im. Braci Czachorów
    Zuschauer: 8.524

    RADOM — Die Reisegruppe trennte sich am Sonntagmorgen, da ich die Möglichkeit bekam mit einem Kollegen zu Stal Mielec zu fahren. Während ich vor Ort ein paar Probleme lösen musste, gönnte sich der Rest der Reisegruppe das Spiel von Gornik Zabrze. Den Bericht konntet ihr euch am Freitag zu Gemüte führen.
    Um 19.45 Uhr, 30 Minuten vor Anpfiff und rund zehn Minuten vor den anderen, kam ich am Eingang an und wunderte mich zuerst, warum bei meinem Eingang kein Mensch in der Schlange steht. 30 Sekunden später bekam ich die Antwort. Dies ist der Eingang der Ultras von Radom. Fuck! Warum haben wir uns nicht rechtzeitig Tickets für die andere Seite besorgt? Als wir uns mit vier Karten eindeckten, gab es nur noch Tickets auf der Seite der Ultras. Und dann kaufe ich die Karten mitten im Block. Bescheidener kann es nicht laufen. Ich hatte nur eine Option: Irgendwie ganz schnell nach rechts in die Ecke zu kommen, denn bei den Arnold Schwarzeneggers aus Polen will und kann ich nicht das Spiel verbringen. Ich sprang über Absperrungen und mogelte mich durch die komplette Seite bis zur Ecke in den „Familienblock“. Da war alles entspannt. Meine Kollegen hatten weniger Glück, die kamen nicht mehr durch und platzierten sich unter der Anzeigetafel, um halbwegs „sicher“ zu stehen.

    Ich machte bei der Choreografie mit, schwenkte die Fahne und freute mich, als der Schiedsrichter anpfiff. Dies erfolgte kurz nachdem Radom ihre „VAMOS“ Choreo mit Licht versehrte. Danke an den Kollegen von Gegenüber für die Bilder!
    Aufn Rasen fingen die Gäste aus Stettin sehr gut an, aber wie es immer so ist „einmal nicht aufgepasst und man liegt hinten“. Radom ging glücklich in die Pause zum Tee. In der Halbzeit schafften es meine Mitstreiter von der anderen Ecke rüber zu mir zu kommen. Die Prognose vom Zarbze Redakteur trat dann nicht ein. Er meinte „Pogon wird das hier gleich drehen und mit drei Punkten nach Hause fahren“. In der zweiten Hälfte spielte sich Radomiak in einen Rausch und schoss ihren Kontrahenten mit 5:1 ab. Er lag leicht falsch! Während er den Kopf schüttelte, gab es Freudensprünge bei den sehr sportlichen Zuschauern.

    Leichte Glücksgefühle kamen bei uns leider nicht auf, da sich das Stadion noch im Umbau befindet. Wir nahmen an, dass das Stadion nur aus zwei Seiten bestehen bleibt, aber aktuell wird das Stadion um die Hintertortribünen erweitert. Ende des Jahres soll das Stadion fertig und komplett geschlossen sein. Dann sieht dies genauso aus, wie das Stadion von Pogon oder GKS. Also lasst euch ein bisschen Zeit mit der Komplettierung der Ekstraklasa.

    Nach dem Abpfiff fuhren wir die 900 Kilometer nach Hause und kamen um 05.20 Uhr in Schwechheim an. Der Schreiber gönnte sich einen wohlverdienten Urlaubstag und machte einen Revisit beim Recyclinghof, während unser Autofahrer um 09.30 Uhr der deutschen Wirtschaft diente. Top Lad, top Tour, top Land! (mb).

    KS Górnik Zabrze – KS Lechia Gdańsk – 2:1

    KS Górnik Zabrze – KS Lechia Gdańsk – 2:1

    „POLDI, DER ACKERGAUL“

    20.07.2025
    Ekstraklasa
    Stadion Ernesta Pohla
    Zuschauer: 24.890

    ZABRZE – Der Tag startete mit einer Überraschung. Auf dem Weg von Kattowitz nach Zabrze fuhr die Reisegruppe einen kleinen Umweg über das alte Stadion „Bukowa“ von GKS um dort mal die „Lage zu checken“. Bei Ankunft wurde ein geschniegelter Rasen entdeckt, auf dem sich Spieler dehnten und warmliefen. Auf Nachfrage wurde bestätigt, dass um 12 Uhr ein Kick stattfinden würde. Katowice traf in einem Testspielchen auf Polonia Bytom. Eine Fraktion sagte: Unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die andere Fraktion sagte: Das Gegenteil. Groundhopper finden immer einen Weg. Und wie aus dem Nichts hatten sich auch schon eine Handvoll deutsche Hopper eingefunden, die von dem Kick Wind bekommen hatten.

    Mit dieser Ansetzung wurden unsere fußballfreien Vormittagspläne durchkreuzt. Allerdings sah der Plan vor, dass wir gut eine Stunde vor dem Anpfiff in Zabrze am „Ernesta Pohla“ aufschlagen würden, um in aller Ruhe Tickets für das Spiel gegen Lechia zu kaufen. Eine Stunde blieb noch bis zu dem Kick im Bukowa und es wurde einen Gang höher geschaltet. Die Zeit bis zum Anpfiff verkürzte man, in dem man kurzerhand die 20km nach Zabrze fuhr und sich dort weit vor der Stadionöffnung mit Karten eindeckte. Zurück am Bukowa betrat man das Stadion einfach durch den Spielertunnel und pflanzte sich auf die große Haupttribüne. GKS spielte wirklich mit Teilen der ersten Mannschaft gegen Bytom. Einige Akteure waren am Vorabend gegen Raków eingewechselt worden. Bytom gewann den Kick mit 2:1. Die Hardcore-Hopper unter uns erlitten aber schon vorher eine Niederlage. Es wurde nach 30 Minuten abgepfiffen, der Bumskick dauerte nur 2×30 Minuten und ist von daher natürlich keine weitere Silbe wert erwähnt zu werden.

    Mit einer halben Stunde mehr Puffer im Gepäck als zunächst erwartet, ging es dann zu Górnik, die mit GKS ja ein starkes Bündnis bilden. Hier wurde als erstes der Fanshop geplündert. Irgendwie waren sich alle einig, dass es sich bei Zabrze um einen coolen Verein handelt. Sei es die Bergbau-Tradition, Lukas Podolski oder die „Torcida“-Szene. Irgendwas davon traf immer ins Schwarze und ausnahmsweise ließ man in einem Fanshop mal wieder mehr als ein paar Euros für einen Pin oder sonstige Kleinstartikel. Hinein ging es ins „Ernesta Pohla“ – und wieder eine kleine Überraschung. Auch wenn das Stadion von außen fertig ist: Von innen fehlen noch einige Plätze auf der neuen Tribüne, die das Stadion zu einer „Arena“ verwandelt hat. Der komplette VIP-Bereich ist noch nicht fertig und unbestuhlt. Nicht weiter wild, aber irgendwie auch nicht so schön.

    Abgesehen davon, dass Allzeitheld Lukas Podolski zunächst auf der Bank Platz nehmen musste, sollte es das aber gewesen sein mit negativen Nachrichten. Die „Torcida“ von Górnik, die wenig überraschend eine Freundschaft zu Hajduk Split pflegt, startete mit einer Choreo ins Spiel. Auf dem Kurvenbild war ein Wolf zu sehen und darunter die (sinngemäß übersetzten Worte): „Achtung, wir kratzen!“. Das Spieltagserlebnis in Polen unterscheidet sich doch deutlich von dem in Tschechien, wo man am Vortag weilte. In Polen ist der Verein die Religion und die Quote an Trikotträgern im ganzen Stadion wirklich exorbitant hoch. Dasselbe Spiel wie am Vorabend in Kattowitz. Auch die Gesänge schwappen gerne mal auf das ganze Rund über. Die Szenerie in ganz Polen erinnert an die Bundesliga Ende der 90er. Aufbruchstimmung und überall wird gebaut. In Polen boomt die Volkswirtschaft, das Land befindet sich in einem Transformartionsprozess. Der Fußball macht da keine Ausnahme.

    Aber zurück zum Spiel. Auch Lechia war mit einigen Bussen angereist. Bis auf die Choreo auf der Heimseite passierte aber nicht viel Bemerkenswertes auf den Rängen. Den durchgängig-lauten polnischen Support ist man ja schon fast gewohnt. Er ist das Faustpfand gegenüber dem eher zweitklassigen Gekicke und den Einheitsarenen. Mit der Zeit entwickelte sich allerdings eine ansehnliche Partie, mit Vorteilen für Górnik, die auch noch vor der Pause sehenswert zur Führung trafen. Im zweiten Abschnitt ein ähnliches Bild und mit dem 2:0 nach einem Abpraller die vermeintliche Entscheidung. Mit einem Elfmeter für Danzig fünf Minuten vor Schluss wurde es aber nochmal spannend.

    Da war auch LP10 schon im Spiel. Dass er nicht von Beginn an auflief verwunderte etwas, markierte er doch beim letzten Test vor diesem 1. Spieltag den Siegtreffer. Ab der 75. Minute wusste man aber warum. Nach der Einwechslung trabte „Poldi“ durch das Mittelfeld wie ein Ackergaul. Bei einer möglichen Kontersituation verdaddelte er den Ball und ließ sich jämmerlich fallen. Poldi ist ein großer Ehrenmann, hält mit 40 immer noch die Fahne hoch. Respekt! Aktuell scheint er dem Verein aber nur durch die Folklore zu helfen, die er verbreitet. Vermutlich wird der Weltmeister nach dieser Spielzeit seine Schuhe an den Nagel hängen. Es scheint so zu sein, dass außer Poldis Leistungen bei Górnik nichts auf dem absteigenden Ast ist. Am Ende sollte es für Zabrze zum Auftaktsieg reichen und insgeheim träumt man sicherlich von dem ersten Meistertitel seit 1988 – das wäre der perfekte Abgang für Prinz Poldi. (mm)

    Nottingham Forrest – Huddersfield Town – 2:1

    Good Morining! Auf den Spuren von Robin Hood begrüßen wir euch zur 59. Ausgabe der BILDERBUCHBUDE DER WOCHE! Für Ebby Kleinrensing aus der DSF Reportage- „Die Groundhopper“ gibt es keinen schöneren Ort als Nottingham. Und wer bereits ein Spiel im „City Ground“ gesehen hat, der kann den Edelfan zu 100% verstehen.
    Ein wunderschönes Stadion direkt am „River Trend“. In unmittelbarer Nachbarschaft der Ground vom ältesten Profiverein der Welt: „Notts County“ und ein Cricket Ground.
    Doch wenn im City Ground das Flutlicht angeht und das Lied: „City Ground“ nach der Melodie von Mull of Kintyre gespielt wird, pocht das Herz gleich etwas schneller. Für mich eines der schönsten Stadien auf der Insel.

    07.03.2022
    City Ground
    Nottingham Forrest – Huddersfield Town – 2:1

    Altona 93 – Eintracht Norderstedt – 5:0

    Altona 93 – Eintracht Norderstedt – 5:0

    „SUPERCUPS MÜSSEN NICHT SCHLECHT SEIN“

    19.07.2025
    Hamburger Supercup
    Rudi-Barth-Stadion
    Zuschauer: 586

    HAMBURG – Seit vier Jahren trägt der Hamburger Fußball-Verband vor dem Saisonstart den Supercup zwischen dem Verbandspokalsieger und dem Meister der Hamburger Oberliga aus. Am Samstag standen sich Meister und Regionalliga-Aufsteiger Altona 93 sowie Eintracht Norderstedt gegenüber.

    Wie auch im Vorjahr blieb die Fanszene von Altona in großen Teilen dem Spiel fern und die Zuschauerzahl war insgesamt doch mager. Auch über den sportlichen Wert dieses Formats Marke Sommerkick lässt sich trefflich streiten, egal ob auf UEFA-Ebene oder in Hamburg. All das rückte aber durch den Star des Tages in den Hintergrund: das Rudi-Barth-Stadion in Altona.

    Alle vier Seiten bieten Stehtraversen und das Spielfeld liegt wie in einem Kessel. Für eine deutsche Großstadt nichts Besonderes könnte manch einer unken. Wer aber schon häufiger Hamburg besucht hat, kennt den Umbau- und Modernisierungswahn der Hansestadt. Dem sind schon einige Amateurperlen zum Opfer gefallen.

    Eigentlich ist hier der SC Union 03 beheimatet, wie auch gut am Schriftzug erkennbar ist. Dessen Mannschaften kicken aber fast ausschließlich auf dem Kunstrasenplatz in der Nähe. Zwischendurch nutzte der HFC Falke die Anlage vier Jahre lang für seine Heimspiele und das Stadion diente zudem als Kulisse für den Film „Spielmacher“.

    Inzwischen ist der Spielbetrieb aber rar geworden und so zog die Ansetzung bei bestem Wetter doch einige Hopper aus nah und fern an. Natürlich traf man auf bekannte Gesichter und so wurde fast zwangsläufig das ganze Spiel verquatscht, welches der AFC deutlich für sich entschied. Supercups müssen eben nicht schlecht sein. (hr)

    FK Viagem Ústí nad Labem – FC Vysočina Jihlava – 2:1

    FK Viagem Ústí nad Labem – FC Vysočina Jihlava – 2:1

    „PORNO NAD LABEM“

    18.07.2025
    Městský Stadion Ústí nad Labem

    2.Česká Fotbalová Liga
    Zuschauer: 2.370

      ÚSTÍ NAD LABEM – Zu viert ging es Freitag-Früh ins gelobte Land. Für die Reisegruppe stand das Eröffnungsspiel der höchsten tschechischen Liga auf dem Programm: Pardubice gegen Pilsen. Aber was tun, wenn man schon mal in Pardubice war und es dort kacke fand? Genau, Spielpläne wälzen und als einziger Ground ohne Kreuzchen an diesem Tag spuckte das Internet tatsächlich Ústí nad Labem aus, ein paar Kilometer hinter der deutschen Grenze und glücklicherweise genau auf der Route nach Pardubice.

      Also ließ sich der Autor dieser Zeilen in Ústí rausschmeißen, nächtigte alleine in Prag und fuhr nächsten Tag mit „České Dráhy“ weiter nach Olmütz, wo ihn die Reisegruppe wieder einsammelte. Bis dahin galt es allerdings mächtig Zeit zu vertrödeln. Dank der 2 Stunden Entfernung, die zwischen UnL und Pardubice liegen, trudelte man bereits drei Stunden vor dem Anpfiff in der Stadt ein. Die Zeit wurde mit einer Wanderung zur Burg Schreckenstein überbrückt, die hoch über der Elbe thront und alleine schon rund zwei Stunden Strecke auf die Uhr spulte. Das war die richtige Entscheidung. Danach war man im Wochenende angekommen.

      Gut gelaunt ging es anschließend querfeldein durch die Stadt zum Ground. Alles war angerichtet bei herrlichem Wetter. Doch dann das: Riesige Schlangen 20 Minuten vor dem Anpfiff. Mit so einer Zuspitzung der Lage hätte man im gemütlichen Tschechien wirklich nicht gerechnet. Das erste Heimspiel nach dem Aufstieg in die 2. ČFL lockte viele fußballbegeisterte Honzas aus ihren Nestern. Den pünktlichen Anpfiff konnte man gerade noch so meistern, bei den Schlangen für Wurst und Bier ließ man den lieben Gott zunächst mal außen vor und widmete sich dem Spielgeschehen. Wobei die Menschenschlangen nur für das Bier galten. Softdrinks bekam man ohne anstehen. Willkommen in Tschechien!

      Dass die Uhren dort etwas anders ticken kann man am ehesten am Social-Media-Account von Ústí erkennen. Dort stechen neben jede Menge Content vor allem vier leicht bekleidete Damen ins Auge, die durch das Programm führen und, nun ja, Schwerpunkte setzen. Gerüchten zu Folge soll es sich bei dem Quartett um Pornodarstellerinnen handeln. An einer ausgiebigen Recherche zu dem Thema arbeiten wir natürlich, aber das kann noch dauern… Von den Mädels jedenfalls zunächst keine Spur. Stattdessen ruhten die Augen auf anderen Synthetik-Bällen, mit denen der Gastgeber an diesem Tag etwas besser umgehen konnte – wen wundert’s. Das Vorspiel dauerte allerdings bis zur Nachspielzeit der ersten Hälfte. Dann traf Ústí zum 1:0 und im Gegenzug glich Jihlava aus. Beides Kopfbälle nach Standards. Aber in Sachen Ballbehandlung und Rumgefummel hatte man da auch nicht viel erwartet, die Akzente werden in diesem schicken Stadion wohl nur selten auf dem Rasen gesetzt.

      In der Pause gab’s zumindest ein Bierchen, für das man genau 15 Minuten Stehvermögen beweisen musste. Anschließend erhöhten die Akteure die Schlagzahl. Ústí traf erneut nach einem Kopfball zum Sieg und beide Seiten hatten weitere Chancen einzulochen. Insgesamt wirklich ein schöner Abend, der von dem Publikum auch entsprechend goutiert wurde. Nach dem Abpfiff tauchten dann zumindest zwei Damen auf, die in ihrem Dress sofort als Medienmitarbeiterinnen des Vereins ausgemacht werden konnten. So schnell wie sie gekommen waren, waren sie auch wieder weg, nicht ohne noch ein paar Selfies mit Fans und sogar Kindern anfertigen zu lassen. Mit einer Kulisse von 2370 Zuschauern war der Andrang an diesem Tag wirklich groß. Was auch immer letztlich der Grund dafür war. Aber, wie gesagt, es passte alles.

      Fehlt noch eine Sache: Die Klobasá. Und die besorgte man sich nach dem Schlusspfiff in der hellen Variante. Die große, lange, kräftige Wurst passt gut ins Gesamtbild. Oder anders gesagt: Echt porno! (mm)

      GKS Katowice – Raków Częstochowa – 0:1

      GKS Katowice – Raków Częstochowa – 0:1

      „STOP IMIGRACJI – POLEN DEN POLEN“

      19.07.2025
      Ekstraklasa
      Arena Katowice
      Zuschauer: 11.925

      KATOWICE — Am Montag, den 15.07.2025 begann der Ticketverkauf für das erste Spiel in der Saison und die Karten auf den Längsseiten gingen weg wie warme Semmel. Dies lag nicht an dem Gegner, denn am ersten Spieltag sind die Fans in Polen alle heiß wie Frittenfett, da es meistens auch eine Choreografie gibt und aufn Feld die neuen Stars herumrumlungern. Unsere Reisegruppe lungerte den Großteil des Tages in Tschechien rum, trank Bier und kreuzte zwei neue Grounds. Da das letzte Spiel erst um 17 Uhr in Karvina los ging und durch den Videobeweis ein bisschen in die Länge gezögert wurde, mussten wir ein bisschen Gas geben. Rund 30 Minuten vor Anpfiff kamen wir in einer Baustelle an, folgten den Einheimischen und wollten das Auto parken, aber wir hatten keinen Parkschein. Der Ordner meinte daraufhin platt: „Ok, dann parkt hier rechts auf den Flächen von Porsche“. Wir stellten das Auto ab und waren gefühlt zwei Minuten später am Stadion und kamen ohne Wartezeit um 20:02 Uhr auf unsere Plätze. Dort staunten wir nicht schlecht, denn der Auswärtsblock war rappelvoll und die Gäste aus Częstochowa kamen alle in schwarz. Auf der Heimseite wurde währenddessen die Choreografie aufgebaut.

      Zum Anpfiff versteckten sich einige Ultras unter einem überdimensionierten Trikot und zogen sich um. Ein paar Minuten später kamen einige vermummte stabile Polen heraus und wir freuten uns schon auf das Ereignis. Zuvor wurde aber alles eingefahren, denn in der neunten Minute wurde die GKS Legende Jan Furtork geehrt. Selbst die Gästefans klatschten für den ehemaligen HSV-Spieler. Hut ab! Danach wurden die Fackeln angemacht und eine große 1964 für das Gründungsdatum stand auf der Choreo. Wir konnten leider keinen perfekten Schnappschuss machen, da wir zu dicht dran saßen. Im weiteren Spielverlauf wurde GKS sehr laut von den Rängen unterstützt. Das krachte schon ordentlich in den Ohren. Lauten support können sie. In der Halbzeit hängten die das Banner „Stop Imigracji“ auf, welches an diesem Wochenende in mehreren Stadien zu sehen war. Diese Aktion wurde tatsächlich vom polnischen Innenministerium organisiert. Laut dem Innenministerium ist dies ein Ausdruck des Widerstands gegen die „Schleusung“ von Migranten nach Polen über die deutsche und litauische Grenze, wo seit dem 7. Juli vorübergehende Grenzkontrollen stattfinden.

      Auf dem Rasen hätte GKS vielleicht 1-2 „Migranten“ mehr auf dem Platz haben sollen, denn die zehn Polen und der eine Spanier kreierten kaum Chancen und hatten nicht einen einzigen Torschuss. So kann man kein Spiel gewinnen. Auf der anderen Seite hatte Rakow das Spiel die ganze Zeit unter Kontrolle, vergaben aber diverse Chancen, um den Deckel drauf zu machen.

      Kurz nach Abpfiff leerte sich das Stadion schneller, als in England. Wir sind entspannt herausgegangen und waren gefühlt die letzten im Stadion und hatten am Ende auch kein Problem beim Ausparken, da um uns herum kaum mehr Autos standen. Wir fuhren zum Hotel, checkten ein und gingen dann noch auf zwei leckere Biere in die Innenstadt. Und dort galt wohl auch das Motto „Polen den Polen“, denn wir waren gefühlt die einzigen Ausländer in der Stadt. Sowas habe ich auch schon lange nicht mehr in Europa gesehen. In Polen ticken die Uhren halt ein bisschen anders. (mb)

      GAIS ‐ Hammarby IF – 3:2

      GAIS ‐ Hammarby IF – 3:2

      „GÖTEBORGS ATLET- & IDROTTSSÄLLSKAP – MEHR ALS NUR DIE NUMMER 2 DER STADT“

      13.07.2025
      Allsvenskan
      Gammla Ullevi
      Zuschauer: 17.800

      GÖTEBORG – Nach zweiwöchiger Abstinenz und den ersten Entzugserscheinungen ging es endlich wieder los ins geliebte Skandinavien. Ziel sollte dieses Mal Göteborg werden, so bot sich ein perfektes Wochenende an dem alle drei Erstligisten zu Hause spielen sollten. Zur Schonung der Redaktionsreisekasse wurde mal wieder der grüne Bus gewählt, zweimal über Nacht, was zusätzlich auch noch Hotelkosten spart. Bei der Buchung ca. einen Monat vor der Fahrt gefeiert und für eine super Idee befunden, kam man mal wieder völlig fertig und sich selbst verfluchend am Zielort an und stellte sich die Frage, warum man sich das Ganze jenseits der 40 noch antut, nur um ein paar Tage später wieder eine Tour mit Flughafennacht zu buchen. Es ist das Leben was wir wählten.

      Nachdem man in Schwechheim erst mit einer Stunde Verspätung startete, gab der Fahrer ordentlich Gas und spuckte mich 5:30 Uhr in der zweigrößten Stadt Schwedens (600.000 EW) aus um selbst noch weiter noch Oslo zu düsen (auch diesen Trip werd ich wohl irgendwann mal leichtsinnig buchen). Die ersten 5 Stunden verbrachte ich mit Sightseeing im Morgengrauen und einem top Frühstück in der „Brogyllen Hamnagatan“ für nen 10er. Die Stadt ist durchaus sehenswert und der Schrittzähler wurde mal wieder auf Rekordniveau getrieben. Glücklicherweise konnte ich dann bereits um 12 Uhr im gebuchten Einzelzimmer/Redaktionsschlafsaal einchecken und für zwei Stunden pennen.

      Um 15 Uhr sollte bereits der erste Kick stattfinden: IFK Göteborg traf im „Västderbyt“ auf Elfsborg, viel zu Berichten gab es aber in einem eher langweiligem Spiel nicht und so ging’s direkt wieder in die Unterkunft, um nochmal Augenpflege zu betreiben und um sich im Anschluss noch ein bisschen auf die Kneipenmeile zu stürzen. Spätestens hier wurde dem Schreiberling jedoch aufgezeigt, dass lange Busnächte ihren Tribut zollen und ich wurde erst um 2 Uhr nachts wieder wach, um dem Kollegen (mm) aus Norwegen kommend Asyl zu gewähren. Zusammen ging es dann am nächsten Morgen nach ausgiebigem Frühstück und kurzem Pub-Besuch erneut ins wiederholt ausverkaufte Gamla Ullevi, zum Hauptspiel und wahrscheinlich schnellstem Revisit der jemals von mir gemacht wurde.

      Dieses Mal hieß der Gastgeber GAIS und man erwartete erstmal fantechnisch nichts, umso mehr von den Gästen aus Stockholm. Hammarby, mein persönlicher Favorit in Schweden, konnte auch dieses Mal auf den Rängen überzeugen, reiste mit ca. 5000 Leuten an und hatte auch einiges an Tifomaterial dabei. Völlig unbekannt waren mir bis Dato die Anhänger von GAIS. Umso überraschender erlebten wir dann eine gut aufgelegte Heimkurve mit Choreo zum Intro untermalt mit grünem Rauch und einer durchweg hohen Mitmachqoute.

      Sicher auch dem Spielverlauf geschuldet, konnte dieser Heimauftritt völlig überzeugen. Sportlich verpasste Hammarby erneut den Anschluss zu Mjällby, vielleicht bahnt sich diese Saison ja eine Sensationsmeisterschaft an? Nach dem Spiel ging es per Pedes die 4km zum nächsten Kick, über den wir aus organisatorischen Gründen schon am Donnerstag berichteten. Pünktlich um 22 Uhr war man dann auch wieder am Busbahnhof, nur leider war kein Bus in Sicht. Erst mit zwei Stunden Verspätung ging es dann zurück nach Schwechheim, um nach erneut kurzer Nacht den Dienst im Nebenjob leicht verspätet anzutreten. (CvS)

      SV Langendreer 04 – Dorstfelder SC

      Moin und herzlich willkommen zur einer neuen Ausgabe der BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (58) aus’m Pott.

      Genauer gesagt aus Bochum Langendreer, denn hier steht das Stadion in der Bezirkssportanlage am Hessenteich.
      Es ist die Heimspielstätte des einstigen Oberligisten SV Langendreer 04, der heute nur noch in der Kreisliga Bochum spielt.

      Das Stadion hat eine Kapazität von 7000 Plätzen, und war Austragungsort der
      4. Fussball Weltmeisterschaft der Menschen mit Behinderung.
      Am 10.09.2006 fand hier das Spiel der 1 Hauptrunde zwischen Mexiko und Australien statt.
      Es wird aber auch für die Bundesjugendspiele genutzt.

      06.07.2025
      Stadion am Hessenteich.
      SV Langendreer 04 – Dorstfelder SC.

      Fredrikstad FK – Molde FK – 4:2

      Fredrikstad FK – Molde FK – 4:2

      „WIE GOTT DEN GROUNDHOPPER SCHUF“

      12.07.2025
      Eliteserien
      Fredrikstad Stadion
      Zuschauer: 8.384

      FREDRIKSTAD – Im mitteleuropäischen Sommer darf natürlich eine Schlaflos-Tour nach Skandinavien nicht fehlen und so wurde frühzeitig eine Hin- und Rückfahrt von Rostock nach Schweden gebucht. Für jeweils 30€ pro Tour eskortierte „Stena Line“ den ausgehungerten Groundhopper rund 7 Stunden über das Wasser nach Trelleborg. Alle Göteborger Erstligisten wurden an dem Wochenende Mitte Juli zu Hause angesetzt und das sollte als grober Plan reichen. Eine Woche vorher entschied man sich aber gegen einen Doppelbesuch im „Gamla Ullevi“ und sicherte sich eine Flixbusfahrt nach Sarpsborg. An der Fernbus-Haltestelle „E6 Lekevollkrysset“ mitten im Nirgendwo zwischen Sarpsborg und Fredrikstad auszusteigen, ist eigentlich so ein „Once-in-a-Lifetime“-Ding, doch da man letztes Jahr auf gleichen Pfaden schon nach Sarpsborg wandelte, kannte man sich in der norwegischen Provinz bestens aus.

      Der Tag in Norwegen startete mit einem Problem. Den Bus kann man nur mit Bargeld bezahlen. Huch, wo war man denn hier gelandet? Im Süden von Oslo ist das irgendwie ein anderes Norwegen, das man sonst von der Westküste oder dem Norden im Kopf hat. Mit „gut zureden“ ging es also kostenneutral in die Stadt, die aus viel Beton und Asphalt besteht, aber eine schöne Wasserstraße durch den Ort bietet und eine unspektakuläre Altstadt, die wie auch das Stadion, vorrangig per kostenloser Fähre erreichbar ist. Das Stadion kann sich sehen lassen und bietet gute norwegische Hausmannskost mit vier engen Tribünen und einer fünfstelligen Kapazität, auch wenn in diesen Breitengraden fast immer Kunstrasen verlegt wird.

      Die Kapazität braucht der FFK aktuell, denn der Zuschauerschnitt liegt bei über 10.000 Zahlenden pro Spiel. Über 10 Jahre war der 9-malige norwegische Meister in der Versenkung verschwunden. Letztes Jahr glückte der Wiederaufstieg und prompt belegte man Platz 6 in der Eliteserien. Dass man im Europapokal startet verdankt FFK jedoch dem Triumph im Pokalwettbewerb. Der Aufsteiger konnte die 118. Auflage des „NM“-Cup auf Anhieb gewinnen – und das gegen Molde. Ein halbes Jahr später nun also die Wiederauflage des Endspiels. Allerdings nicht ganz so glorreich, denn beide Teams stecken im unteren Mittelfeld der Eliteserien fest.

      Bei Fredrikstad wird der Einsatz von Pyrotechnik schon beim Aufgang zur Tribüne angekündigt und zum Einlauf wurde dann auch etwas gezündelt. Molde brachte blaue Rauchtöpfe mit und somit zeigte sich der Fußballreisende mit dem Intro in diesem norwegischen Mittelfeld-Duell durchaus zufrieden, auch wenn von den rund 400 MFK-Fans der Großteil im Sitzblock Platz nahm. Es ging Schlag auf Schlag weiter, die Gäste trafen nach zwei schönen Loop-Bällen zur frühen Führung. In der Folge blieb etwas Zeit, den verlorenen Schlaf von der nächtlichen Schifffahrt auszugleichen: In den Strafräumen passierte nicht mehr allzu viel. Das Spiel plätscherte so dahin, ehe Molde im zweiten Abschnitt mit einem Eigentor die vermeintliche Entscheidung glückte. Ein Eigentor, das minutenlang vom VAR gecheckt wird, hat man auch nicht alle Tage. Aber es sah zuvor tatsächlich nach Abseits aus. Generell ließen die Reaktionen aus dem Publikum vermuten, dass in Norwegen gegenüber den Unparteiischen weiterhin eine kurze Zündschnur besteht, auch wenn das Publikum den Kampf gegen den VAR verloren hat, so scheint es.

      Dieses typische Profi-Spiel zweier mäßig begabter Mannschaften hätte nun vielleicht noch mit einem Ehrentor oder der endgültigen Entscheidung weitergehen können. Doch mit dem Anschlusstreffer von Fredrikstad entstand ein Sog des Sieges, dem sich niemand an diesem Abend entziehen konnte. Die Hausherren trafen in den letzten 10 Minuten vier Mal (!) und bei jedem Tor war Glück dabei. Immer wieder wurden Bälle abgefälscht, kamen zurückgeprallt oder landeten – wie in der letzten Aktion – von einem gegnerischen Fuß im Netz. So etwas sieht man wirklich nicht jeden Tag. Aber – heisann! – solche Spielverläufe passieren alle paar Jahre mal und diese Schlussphase war schließlich die beste Bestätigung dafür, 20 Stunden durch Nordeuropa gerumpelt zu sein.

      Abgesehen von diesem tollen Spiel, sollte die Ochsentour jedoch nicht zu Ende sein. Zurück an der Bushaltestelle „E6 Lekevollkrysset“ verpasste man den Bus nach Göteborg um Haaresbreite und die nächste Verbindung hatte über eine Stunde Verspätung. Wenn dir jemand einen Regenwurm gibt: Mach Heringsfilet draus! Also verbummelte man die Zeit im nahen Vestvannet-See, einem Nebenarm der Glomma – dem längsten Fluss Norwegens. Die Bade-Qualität wurde mangels Ausrüstung getestet, wie Gott den Groundhopper schuf und für gut befunden. Irgendwann kam dann auch der abgeranzte Flixbus Richtung Göteborg. Da man die schwedische Stadt erst um 2 Uhr erreichen sollte, keine Unterkunft gebucht hatte, aber Teile der Redaktion dieselbe Idee vom Wochenende in Göteborg verfolgten, wurde beim Kollegen (CvS) im Einzelzimmer auf der Luftmatratze genächtigt. Der würdige Abschluss eines unvergesslichen Tages. (mm)