TSV 1860 München – MSV Duisburg – 3:1

TSV 1860 München – MSV Duisburg – 3:1

„MEIN FRIEDEN MIT MÜNCHENS GROSSER LIEBE“

19.10.25

3. Liga
Städtisches Stadion an der Grünwalder Straße
Zuschauer: 15.000

    MÜNCHEN – Nach der Rückkehr aus Asien legte ich erst einmal die Füße hoch und genoss für ein paar Tage die herbstliche Ruhe in Schwechheim… natürlich nicht! Am Samstagmorgen rollte pünktlich um 05.47 Uhr die Bahn in den Süden der Republik los und brachte mich zunächst nach Augsburg.

    Dort schaute ich mir die zweite Mannschaft vom FCA im wunderbar historischen Rosenaustadion an und nahm nur 2,5 Stunden später im Münchner Schlauchboot Platz. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an (nz) für das Organisieren der Eintrittskarte und den Schlafplatz!

    In diesem Bericht soll es aber um die Löwen gehen, die am Sonntag gegen den Tabellenführer aus Duisburg antraten. Bei 1860 kommen in mir immer ungute Erinnerungen hoch.

    Vor zehn Jahren verloren wir mit Holstein die Relegation, ebenfalls in der Arena. Der Pfostentreffer mit Abstauber und das „Sag ich doch, zusammen geht das!“ von Stadionsprecher-Legende Stefan Schneider ist mir heute noch präsent. Das Pokalspiel im Grünwalder Stadion 2018 verpasste ich, konnte nun aber endlich das Kreuz setzen.

    Im Hier und jetzt kriselt es (mal wieder) bei den Sechzgern und mit Markus Kauczinski stand ein neuer Übungsleiter an der Seitenlinie. Das Stadion war selbstverständlich ausverkauft und die Westkurve hatte ein große Choreographie im Wert von fast 20.000 Euro angekündigt.

    Die Kurve war in blaue und weiße Ponchos geteilt. Unter dem Motto „Diese Liebe wird uns für immer leiten. Wir halten fest, was noch zu retten ist!“ zogen die Fans eine 1860 aus mehreren Blockfahnen hoch. Im Anschluss nebelten blaue und weiße Rauchtöpfe die Tribüne ein, wobei sich der Rauch schön unter dem Banner hielt und langsam hochstieg. 1A Präsentation, da kann man nicht knurren.

    Auf der anderen Seite gab es kein Intro der Anhänger vom Meidericher Spielverein. Dort dürfte die Konzentration auf dem Derby gegen RWE liegen, von dem wir wahrscheinlich auch berichten werden.

    Im Spiel waren die noch ungeschlagenen Duisburger besser, jedoch nicht zwingend genug. Bei den Löwen war das „Heute geht was“-Gefühl aber zu spüren und tatsächlich verlängerte Haugen einen Schuss von Deniz in der 40. Minute zum 1:0. Auch wenn der MSV in Person von Bitter direkt antwortete, hielten die Giesinger auf den Rängen die Stimmung hoch.

    Ausgerechnet der Ex-Kieler Dähne bewahrte den TSV im zweiten Durchgang mehrmals vorm 1:2. Dafür traf Haugen erneut und machte das Grünwalder zum Tollhaus. In der Schlussphase mussten die Sechzger zittern und Dähne rettete mit weiteren Paraden die Führung über die Ziellinie.

    Erst Kapitän Jacobsen entschied in der 94. Minute endgültig die Partie. Ein geiles Spiel, ein geiler Fanauftritt und vielleicht sehe ich das Stadion irgendwann noch einmal aus dem Gästeblock heraus. Auf jeden Fall habe ich an diesem Tag meinen Frieden mit Münchens großer Liebe gemacht. (hr)

    Gresley Rovers FC – Northampton Sileby Rangers – 3:2

    Gresley Rovers FC – Northampton Sileby Rangers – 3:2

    “WENN DIE TRIBÜNE WACKELT- EINE LIEBESERKLÄRUNG AN DEN NON LEAGUE FOOTBALL.”

    18.10.2025
    FA Vase
    The Moat Ground
    Zuschauer:424

    CHURCH GRESLEY – Das erste Spiel des Tages war vorbei, und ich entschied mich spontan dazu, statt eines Doppler einen Dreier zu realisieren. Dazu buchte ich mir ein UBER, und etwa zehn Minuten vor Anpfiff erreichte ich das Stadion.
    Sofort erkannte ich, dass es die richtige Entscheidung war, denn hier stimmte wirklich alles. Der englische Amateurfußball begeistert immer wieder aufs Neue und ist in meinen Augen lohnenswerter als jedes Premier- League Spiel.
    Auch bei den Grasley Rovers war ich begeistert. Ein super authentischer Verein mit einer echten Stadion Perle! Wirklich überall im Stadion gab es etwas zu entdecken: Kinder, die mit einer Trommel supporteten, oder ein Hund, der einen Vereinsschal trug – es passte einfach alles zusammen.
    Auch kulinarisch mangelte es an nichts. Ich bestellte mir ein Steak Pie und war absolut zufrieden.
    Zu trinken gab es im Social Club einen Cider. Theoretisch kann man – ähnlich wie in belgischen Stadien – das Spiel aus einem Fenster verfolgen. Ich sicherte mir jedoch einen Platz auf der Tribüne. Zwischendurch wackelte immer mal wieder die gesamte Tribüne, da ein Ordner über eine Leiter aufs Dach kletterte, um den Ball wieder herunterzuholen.
    Auch das Spiel war eine 10/10.
    Der Gast führte zwar mit 0:2, doch beeindruckt war der Gastgeber davon nicht. Mit ganz viel Kampf und Herz konnte man nicht nur ausgleichen, sondern erzielte in der Nachspielzeit sogar noch den 3:2-Siegtreffer. Fast das ganze Stadion jubelte und feierte am Ende einen verdienten Erfolg.
    Im Anschluss ging es für mich weiter nach Leicester, um Ground 60/92 abzuhaken.(fj)

    Burton Albion – Peterborough – 0:1

    Burton Albion – Peterborough – 0:1

    “BURTON STATT WEST BROM”

    18.10.2025
    League One
    Pirelli Stadium
    Zuschauer: 3.876

    BURTON – Nach einer Reise durch die Nacht mit mehreren Busfahrten kam ich am frühen Samstagmorgen in Burton-on-Trent an. Der Grund, warum ich überhaupt hier war, war ein ganztägiger Streik des Busunternehmens CrossCountry. Ursprünglich wollte ich das Spiel West Brom gegen P.N.E. sehen und anschließend noch das Spiel in Leicester besuchen – doch zumindest West-Brom muss an einem anderen Tag fallen.

    Stattdessen fand ich mich in der Stadt der Bierbrauer wieder: Burton. Unter anderem wird hier das Bier: Carling gebraut. An der Brauerei vorbei gelangte ich schließlich in den Wetherspoon, um mir ein klassisches Frühstück zu gönnen. Im Anschluss daran spazierte ich zum Stadion, wo ich bereits vom Maskottchen Billi begrüßt wurde.

    Schnell noch die Eintrittskarte abgeholt – und schon war ich auf meinem Platz. Für mich ging es in den Sitzbereich des Gästeblocks, da der Online-Ticketkauf über Burton erfolglos geblieben war. Die Sicht war allerdings hervorragend. Zum Intro zogen die Burton-Fans zwei Blockfahnen hoch; außerdem wurde ein großer Doppelhalter der Brewers Union präsentiert.

    Das Spiel war über 90 Minuten hinweg ziemlich unspektakulär und phasenweise recht langweilig. Zumindest die Gästefans hatten ihren Spaß und feierten sogar ihren Ballbesitz. Doch es gab noch mehr zu feiern: “We scored a goal!” durfte angestimmt werden, nachdem Collins in der 65. Minute einfach mal abzog und den Ball ins Netz beförderte. Die Spannung blieb bis zum Schluss. Bei der letzten Aktion des Spiels – einem Freistoß – konnten einige Gästefans vor Nervosität kaum noch hinsehen. Und auch wenn es in der 81. Minute noch Rot für T. Lees gab, brachte der Gast das Ergebnis über die Zeit. Die Fans von Peterborough freuten sich über den Auswärtssieg – da war ich bereits auf dem Weg zum nächsten Spiel. (fj)

    Holter SV – TuS Norderney – 5:2

    Holter SV – TuS Norderney – 5:2

    „GUTEN MORGEN OSTFRIESLAND!“

    12.10.2025
    Ostfrieslandliga
    Sportplatz am Franzosenweg
    Zuschauer: ca. 50

    RHAUDERFEHN – Guten Morgen Norddeutschland, guten Morgen Ostfriesland! Morgens um halb 11 im Kreis Leer: Keine Hektik, keine Termine, keine Kompromisse. Das traf auf alle Anwesenden zu – nur nicht auf die Gäste von der Nordseeinsel Norderney. Denn der frühe Anstoßtermin galt den Insulanern, deren Fähre im Morgengrauen auf’s Festland rübersetzte. Von Norddeich ging es anschließend noch gut 75 Minuten mit einem Charterbus weiter nach Holte, einem Ortsteil von Rhauderfehn. Und wo wir gerade bei 90er-Jahre-Werbung sind: Früher gab es mal die „längste Praline der Welt“ – bei den Auswärtsfahrten vom TuS Norderney handelt es sich vermutlich um die längsten Kreisliga-Reisen der Welt. Und wenn nicht, zumindest um sehr anspruchsvolle Touren.

    Bei der exklusiven Anstoßzeit an diesem Sonntag verloren sich auch ein paar Groundhopper auf dem idyllischen Platz vom Holter SV. So wirklich putzmunter und hellwach wirkte das Publikum am Franzosenweg noch nicht, obwohl die Kaffeemaschine hinter der Tribünen-Klappe auf Hochtouren lief und die Bockwürste im Tauchsieder ihre Runden drehten. Das 500-Einwohnerdorf befand sich noch im Schlummermodus, etwa 50 Zuschauer waren gekommen um das Mittelfeld-Duell in der Ostfriesland-Liga zu verfolgen. Die „Mitmachquote“ am Stankett bewegte sich demnach gegen null, während eine andere Eigenart auffiel: Die Plattdeutschquote in Rhauderfehn lag bei nahezu 100%.

    Pure Gelassenheit im Publikum und plattdeutscher Plausch, selbst als nach 10 Minuten ein lauter Alarm den Sportplatz zum Vibrieren brachte. Die Feuerwehrsirene am Dorfplatz heulte auf und sorgte bei den Groundhoppern für leichte Aufregung, denn wer wenn nicht die jungen Burschen auf dem Platz wären für den Dienst am Schlauch besser geeignet und die ermittelte Einwohnerzahl von 510 Personen im Ort ließ vermutlich keine üppige Auswahl zu. Die Spielermütter und Senioren auf der Tribüne beruhigten aber so gleich die Szenerie und hatten ihren Laden im Griff: Zimmerbrand im Nachbarort Collinghorst, Brandgeschehen unter Kontrolle. In Holte sei jeder zweite Bewohner Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr und die Spieler müsse man da nicht „vom Platz scheuchen“. Dat löppt sich alln’s torecht, in Ostfriesland!

    In Ruhe konnte man sich anschließend dem sportlichen Aspekt der Partie widmen und sah ein munteres Spielchen auf dem achten Level. Auch hier hatte der Holter SV lange Zeit alles im Griff, flüssiges Angriffsspiel und sehenswerte Tore sorgten insgesamt für 5 Treffer auf der Heimseite. Mitte der zweiten Halbzeit stand das Spiel nochmal kurz auf der Kippe. Die Gäste gaben sich nicht geschlagen und grätschten im einsetzenden Nieselregen verbissen um jeden Ball, aber irgendwie war es nur eine Frage der Zeit, bis die offensivstarken Holter zu Kontermöglichkeiten kamen, so dass ein flottes und spannendes Kreisligaspiel registriert wurde.

    Anschließend haderten die Gäste mit dem Schiedsrichter, der in der kurzen Phase, in der die Partie spitz auf Knopf stand, ein Abseits übersehen haben soll. Na klar, so eine Packung zu bekommen nach intensiver Anreise und aufopferungsvollem Spiel ist immer ärgerlich. Aber wie der einzige Edelfan in roten Klamotten und Fanschal treffend zusammenfasste: Es war trotzdem ein schöner Ausflug von der Insel auf das Festland und dass das alles klappt, war in der Vergangenheit auch nicht immer eine Selbstverständlichkeit. Die Kosten und der Aufwand für Spiele gegen die Teams von den Friesischen Inseln lassen den Vereinen manchmal keine andere Wahl, die Partien nicht anzutreten und die Wertung über den Grünen Tisch zu regeln. Wie das Land, so der Fußball. (mm)

    NAPA Rovers FC – Wings FC 5:4

    NAPA Rovers FC – Wings FC 5:4

    „FREIBIER AUF GUAM“

    12.10.25
    G-League, Finale
    GFA Center Field UA2
    Zuschauer: 180

    DEDEDO – Das Postkartenmotiv der Woche warf schon seine Schatten bzw. in diesem Fall die Sonnenuntergangsstrahlen voraus. Von Sri Lanka reisten wir mit Stopover in Kuala Lumpur über Manila weiter nach Guam.

    Offiziell handelt es sich bei dem kleinen Eiland um ein nicht inkorporiertes Territorium der Vereinigten Staaten, was aufgrund seiner strategischen Lage den Amerikanern als Vorposten im westpazifischen Ozean dient.

    Im Pazifikkrieg besetzten die Japaner die Insel, verloren sie aber nach zwei Schlachten 1944 endgültig an die USA. Allerdings kam die spätere Kapitulation bei einigen Soldaten des Kaiserreichs nicht an bzw. fand keine Akzeptanz und diese versteckten sich im Dschungel vom Guam. Einer von ihnen sogar bis ins Jahr 1972, also fast 30 Jahre.

    So lange wollten wir nicht bleiben, denn unser Ziel war das Meisterschaftsfinale der heimischen G-League am Sonntag. Natürlich bietet Guam genug Spots, um hier ein paar Tage die Seele baumeln zu lassen.

    Auf der Anlage der Guam Football Association standen sich nach dem Spiel um Platz 3 die bisher ungeschlagenen NAPA Rovers und der Titelverteidiger Wings FC gegenüber.

    Bei einer Affenhitze von gefühlt 40 Grad mit einer Luftfeuchtigkeit von 100% stöhnten selbst die Einheimischen über das Wetter. Leider wurden die Flutlichtmasten bei einem Taifun zerstört, sonst hätte man sicherlich abends gespielt.

    Glücklicherweise spendierte der Ligasponsor zum Ligafinale ausreichend Softdrinks, Wasser, das berüchtigte amerikanische Hard Seltzer und Bier.

    Letzteres genossen wir allerdings erst in der zweiten Halbzeit aufgrund der Temperaturen. Dabei entwickelte sich auch ein Gespräch mit dem österreichischen U21-Trainer von Guam, der in der Jugend bei Sturm Graz ausgebildet wurde. Wie klein die Fußballwelt doch immer wieder ist.

    Auf dem Platz spielten beide Teams vom Anpfiff weg nach vorne und es fielen reichlich Tore. Mehrfach wechselte die Führung, doch George Martinez schoss in der Nachspielzeit das goldene Tor zum 5:4 und markierte gleichzeitig einen Hattrick. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt neun Tore in einem Finale nach 90 Minuten gesehen habe.

    Am nächsten Tag drehten wir im Mietwagen noch eine große Inselrunde. Ein absolutes Muss, denn öffentliche Verkehrsmittel sucht man auf Guam vergebens. Tags darauf saßen wir schon wieder im Flieger nach Manila für die AFC Cup Qualifiers. Es geht eben immer weiter. (hr)

    SV Spakenburg – VV Ijsselmeervogels – 1:0

    SV Spakenburg – VV Ijsselmeervogels – 1:0

    „SCHIFFE VERSENKEN IN SPAKENBURG“

    11.10.2025
    Tweede Divisie
    Sportpark Westmaat – Spakenburg
    Zuschauer: 8.500

    BUNSCHOTEN-SPAKENBURG – Gibt es etwas Schöneres als Amateurfußball, wenn der Profi-Zirkus in der Länderspielpause aussetzt? Vielleicht dachte man an diese Konstellation ja auch beim KNVB und terminierte das legendäre Spakenburg-Derby auf das Länderspiel-Wochenende. Für uns jedenfalls ein Grund in die Tiefen des niederländischen Amateurfußballs einzutauchen: Drittligafußball im kleinen „Fischerdorf“ am Eemmeer.

    Die Liga nach oben verlassen kann hier keiner. Der Verband hat die „Nicht-Aufstiegsregel“ in die zweite Liga bis mindestens 2027 bestätigt. Die Niederländer trennen den Profi- und Amateurfußball weiterhin strikt. Vielleicht ist dieses Spiel auch deswegen so aufgeladen, das Ende Fahnenstange ist erreicht. Die Kleinstadt teilt sich in „Spakenburg“ und „Ijsselmeervogels“ auf. In Blau und Rot. In Bauern und Fischer. In Land- und Wasserratten. Die „Vogels“ sind die erfolgreichere Elf: Mit sieben Titeln bei den Amateuren der Rekordmeister im Land und auch im KNVB-Beker schon zu einigen Ehren gekommen. Dennoch pendelten die „Roten“ jetzt einige Jahre zwischen den Ligen und konnten den Aufstieg in die höchste Amateurklasse nach zwei Jahren Abwesenheit erst wieder im Sommer finalisieren. Der Aufstieg bringt das Spakenburg-Derby zurück auf die Fußball-Landkarte!

    Während sich eine gute Stunde vor dem Anpfiff schon nahezu alle Fans im Stadion befanden, ging es zu Fuß durch die Altstadt Richtung Spielort. Was wohl die „normalen“ Touristen am schicken Hafen denken, wenn sie die Horden an Fußballfans in der Kleinstadt erblicken? Vor den Stadiontoren wartete das übliche Chaos, das aber schneller als gedacht überwunden werden konnte. Mit einigen Mühen gelang es in den Besitz eines Sitzplatztickets zu kommen, was formell den besten Blick auf das Geschehen ermöglicht. Denn links von der mobilen Hintertortribüne stehen die Gäste und rechts die Heimfans.

    Als kurz vor dem Anpfiff Bewegung auf den Rängen einsetzte, stellte sich jedoch heraus, dass die Gästefans eine Choreo auf dem Spielfeld zentral vor dem Tor aufbauen. Dafür hatten sich die Vogels sogar eine Genehmigung eingeholt. Die Choreo war eigentlich nichts Besonderes: „Mit dem Messer zwischen den Zähnen für den Verein kämpfen“ stand dort drauf. Kurze Zeit später konnte man eh nichts mehr erkennen, da die Seite mit rotem Nebel eingeräuchert wurde. Spakenburg entrollte eine große „Tribünenfahne“ vom Dach, die mit maritimen Motiven davon kündete, dass das Meer den „Blauen“ gehört. Eine Provokation gegenüber den „Fischern“ und ihrem natürlichen Habitat. Last but not least: Zu der Filmmusik von „Pirates of the Caribbean“ liefen die Akteure unter dem martialischen Gejole der Fans ins restlos ausverkaufte Stadion ein.

    An so viel Tifo hat man sich bei diesem Spiel schon fast gewöhnt. Dennoch großen Respekt, was beide Fanszenen jedesmal wieder auf die Beine stellen und wie die ganze Stadt mitzieht. Das Pyro-Verbot scheint an diesem Tag nicht zu gelten und von dem Ausnahmezustand im Ort absorbiert zu werden. Polizei und Sicherheitskräfte agieren betont defensiv.

    Auf beiden Seiten gibt es jeweils einen kleinen „harten Kern“, der von ganz vielen „normalen Dorfbewohnern“ flankiert wird. Das merkt man auch irgendwann im Laufe des Spiels, wenn den Gruppierungen etwas die Luft ausgeht. Aber auch hier keine Kritik, nur ein Resümee. Lange Zeit war das Geschehen neben dem Platz nämlich ein Spektaktel sondergleichen. Vor dem Anpfiff brach bereits der erste Fahnenmast beim Raufkrabbeln der Fans und laute, authentische Gesänge röhrten durch das Stadion, das viel Ähnlichkeit mit dem Spielort der Vogels nebenan besitzt.

    Knackpunkt in diesem Derby ist meistens das Spiel, das – trotz erstklassigem Rahmen – halt in der dritten niederländischen Liga stattfindet. So ähnlich war es auch diesmal. Wobei der erste Abschnitt durchaus Hoffnung schürte, Chancen auf beiden Seiten parat hatte und schließlich kurz vor der Pause in der Führung für Spakenburg gipfelte. Ecke, Kopfball, 1:0 für die „Bauern“. Im grenzenlosen Jubel flogen unzählige blaue Piraten-Hüte auf das Spielfeld, die vor dem Spiel an nahezu alle SVS-Fans verteilt wurden und die Angriffslust auf den Gegner vom Meer unterstrichen.

    Der zweite Abschnitt war von dem bemühten Auftreten der Ijsselmeervogels geprägt, sich an Land zurückzukämpfen. Es wurde schnell sichtbar, dass es wohl nicht für den Ausgleich reichen wird und auch die Fans brauchten etwas Anlaufzeit, um wieder auf Touren zu kommen. Spakenburg hätte sich mit dem Resultat am Ende vom Konkurrenten deutlich absetzen können. Es blieb bei dem 1:0 und die Blauen ließen beste Kontermöglichkeiten aus. Doch nach dem Schlusspfiff war das Derby noch nicht vorbei. Vom Dach der Haupttribüne wurde ein Plakat mit weiteren Provokationen Richtung Ijsselmeervogels entrollt, blaue Fackeln angezündet und Luftschlangen auf die Vogels geschossen. Die revanchierten sich wiederum mit roten Fackeln, die den Weg auf das Dach fanden. Nicht zuletzt das Motiv auf dem Plakat erinnerte an Schiffe versenken.

    Am Ende gab es noch eine große Keilerei hinter der Haupttribüne, Fahrräder flogen durch die Luft und die Gäste verzogen sich in ihr Stadion nach nebenan. Spakenburg hatte den Treffer gelandet und die Ijsselmeervogels Schiffbruch erlitten. Das Meer gehört den Blauen – wie vor der Partie angekündigt. Alles nur Symbolik, klar, aber so gut umgesetzt, dass wir den Dreispitz ziehen und mit den naheliegenden Worten schließen: Großes Kino! (mm)

    Ungarn – Armenien – 2:0

    Ungarn – Armenien – 2:0

    “ZWISCHEN FAN- PROTEST UND FUßBALLFEST“

    11.10.2025
    WM Qualifikation
    Puskaś Arena
    Zuschauer: 57.856

    BUDAPEST – 40 € mit dem Zug von Hamburg nach Budapest waren ausnahmsweise mal günstiger als der Flieger. Zwar wurde mir bereits vor der Fahrt angezeigt, dass die ursprüngliche Verbindung nicht mehr verfügbar war, am Ende bin ich aber trotzdem in der ungarischen Hauptstadt angekommen.

    Eigentlich wollte ich die Puskás Aréna schon 2020 während der Pandemie-EM besuchen und hatte damals sogar schon ein Ticket. Da die EM jedoch um ein Jahr verschoben wurde, konnte der Besuch letztlich nicht stattfinden.

    Diesmal war ich aber vor Ort – und diese riesige Schüssel ist einfach nur beeindruckend. Benannt ist das Stadion nach Ferenc Puskás, einem der größten Fußballspieler Ungarns aller Zeiten. Mit einer Kapazität von rund 67.000 Zuschauern ist es das größte Stadion des Landes.

    Zumindest der Heimbereich war schon nach wenigen Augenblicken ausverkauft. Die Nationalmannschaft zieht die Fans einfach an. Eindruck hinterlassen hatten sie schon bei den letzten Europameisterschaften, wo sie für ihren brachialen Support bekannt waren. Doch diesmal herrschte in den ersten fünf Minuten Stille – die ersten zehn Reihen blieben leer.

    „MLSZ #CSAKEGYÜTT, VAGY MEGSEM?“ war auf einem Spruchband zu lesen. Übersetzt: „MLSZ – nur zusammen, oder vielleicht doch nicht?“ Mit dieser Aktion wollten die Fans rund um die Carpathian Brigade deutlich machen, dass bei Entscheidungen des Verbandes die Interessen der Anhänger zu wenig berücksichtigt werden.

    Nach fünf Minuten legten die Ultras dann los und zeigten das, wofür sie bekannt sind: brachiale Schlachtrufe. Ansonsten gab es viele nervige Vuvuzelas.

    Im Spiel war der Gastgeber überlegen und hätte schon in der ersten Halbzeit Chancen nutzen können – oder sogar müssen. Da es aber mit 0:0 in die Kabinen ging, fielen die Treffer erst in der zweiten Halbzeit. In der 56. Minute traf Lukács Dániel zum verdienten 1:0, den Schlusspunkt zum 2:0 setzte Gruber in der Nachspielzeit.

    Das Team ließ sich nach dem Spiel von den Fans feiern und steht nun auf dem zweiten Tabellenplatz. Mal sehen, ob sie sich am Ende für die WM qualifizieren können.
    (fj)

    Sri Lanka – Turkmenistan – 1:0

    Sri Lanka – Turkmenistan – 1:0

    “ZWISCHEN LÜNEBURG UND COLOMBO: PERERA TRIFFT FÜR DIE LÖWEN”

    09.10.2025
    AFC Asian Cup Qualifiers
    Colombo Racecourse International Stadium
    Zuschauer: 2.440

    COLOMBO – Der Ausgangspunkt für diesen Bericht ist eigentlich Armenien. Dort verbrachte ich das Feiertagswochenende und war hellauf begeistert von Land und Leuten. Die jahrtausende alten Klöster in spektakulären Lagen wie z. B. Tatew sind beeindruckend und definitiv eine Reise wert. Natürlich wurde auch Fußball geschaut und unter anderem das (neue) Nationalstadion gekreuzt.

    Warum fange ich damit an? Am Montag flog ich nach Schwechheim zurück und packte direkt den größeren Rucksack für die Asientour am nächsten Tag. Zu viert fuhren wir nach Amsterdam und wenige Stunden später saß man im Flieger Richtung Südasien. Bei dieser Taktung dürften “normale” Menschen sich wohl fragen, ob man noch alle Tassen im Schrank habe. Es ist eben das Leben, was wir wählten. Und auf der Langstrecke blieb genug Zeit zum Nachzählen der Tassen, alle da.

    Erste Etappe der Reise war Colombo, wo Sri Lanka im Rahmen der Qualifikation für den AFC Cup die Gäste aus Turkmenistan empfing. Fußball ist nach wie vor eine Randsportart im ehemaligen Ceylon. Es gab keinen ernsthaften Ligabetrieb und die Nationalmannschaft dümpelte am Ende der FIFA-Weltrangliste vor sich hin. Doch es hat sich etwas getan.

    Der Verband hat sich neu aufgestellt, zwei neue Ligen gegründet und diese wurden auch ordnungsgemäß gespielt. Ebenso ist der Auftritt in den Sozialen Medien auf Vordermann gebracht worden in Bezug auf Ansetzungen und Spielorte. Allerdings gestaltete sich die Ticketbeschaffung etwas kompliziert.

    Statt Onlineverkauf oder Tageskasse mussten wir uns online unter dem Motto “first come, first serve” für Freikarten registrieren, die morgens am Spieltag im Verbandshaus abgeholt werden sollten. Für die Einheimischen nicht ideal. Bei Facebook hagelte es zahlreiche Beschwerden, dass sie sich für die Abholung schlicht keinen Urlaub nehmen konnten. Wirklich unglücklich gemacht.

    Das Spiel fand im Colombo Racecourse International Stadium statt, das eine wechselvolle Geschichte vorweist. Die einstige Pferderennbahn diente u.a. im Zweiten Weltkrieg als Flugplatz der Royal Air Force. Nach einer Renovierung im Jahr 2012 finden hier neben Rugby auch die Länderspiele der Fußballnationalmannschaft statt.

    Offiziell kamen etwa 2.500 Zuschauer ins Stadion und sahen eine gut eingestellte “Golden Army”, die sich gleich Chancen erarbeitete. Nach 12 Minuten traf Razeek Waseem den rechten Pfosten und nur sechs Minuten später retteten die Gäste aus Zentralasien auf der Linie. Danach wachten die “Karakum Warriors” etwas auf und gestalteten das Spiel ausgeglichener.

    Nach über einer Stunde Spielzeit brach dann aber ein gewisser Leon Perera in seinem 16. Länderspiel den Bann und traf mit einem satten Schuss von der Sechzehnerkante. Der Torwart sah dabei schlecht aus und hätte den Ball parieren können. Sei es drum, Tor ist Tor. Riesenjubel auf der Tribüne, wo sich auch etwa 30 deutsche Hopper befanden.
    Der Trainer von Sri Lanka animierte danach immer wieder das Publikum und die Löwen brachten das Ergebnis letztlich über die Zeit.

    Warum schreibe ich ein “gewisser” Leon Perera? Nun als guter Journalist hätte ich vorher recherchieren sollen. Im Nachgang zum Spiel schrieb mir nämlich (mm), dass der Kollege normalerweise beim Lüneburger SK vor den Toren Schwechheims kickt. Am Samstag zuvor stand er noch auswärts bei Hildesheim auf dem Platz (siehe unser Bericht). Was für eine Geschichte!

    Durch den zweiten Sieg hat Sri Lanka in der Gruppe nun sechs Punkte auf dem Konto und darf sich Hoffnung auf die Qualifikation zum AFC Cup in Saudi-Arabien 2027 machen. Wir wünschen Leon Perera und seinem Team alles Gute auf dem weiteren Weg. Während ich diese Zeilen eintippe, warte ich bereits auf das Boarding ins nächste Exotenland. Bericht folgt! (hr)

    Penang FC – Negeri Sembilan FC – 2:1

    Penang FC – Negeri Sembilan FC – 2:1

    „NICHT VIEL LOS IN MALAYSIA, ZUMINDEST FÜRS ERSTE“

    04.10.2025
    Malaysia Super League
    City Stadium Penang
    Zuschauer: 1.143

    GEORGETOWN – Am 04.10 hat Penang FC im städtischen Stadion die Gäste aus Seremban empfangen. Karten gab’s vorab online oder am Stadion zum fairen Kurs von 5 Euro. In der Kurve hat das Ticket zwei Euro gekostet. Die Hintertorseite als Fankurve zu bezeichnen, erscheint der Redaktion allerdings doch etwas übertrieben.

    Hinter dem ‚Ultras Panthers‘ Banner versammelten sich gerade einmal drei Jugendliche. Die Gäste hingegen stellten gute dreihundert Mann. Der ultraorientierte Haufen erschien, wohl bemerkt, erst kurz vor der Halbzeitpause und umfasste 40 Leute. Supportet wurde nicht wirklich, nur alle paar Minuten wurde gelangweilt auf einer mitgebrachten Trommel rumgeschlagen und dazu lustlos gesungen.

    Auf dem Platz hingegen lief es dann schon etwas besser. Die Heimelf, klar im Vorteil, konnte das Spiel mit 2-1 gewinnen und es hätte durchaus auch deutlicher ausgehen können. Verstecken müssen sich die Profis von beiden Teams allerdings nicht, kicken können sie in Malaysia. Im AFC Club Ranking schaffen es die Malaien immerhin auf Platz 10 von 47. Davor stehen Hochkaräter wie Japan, Saudi Arabien oder Katar.

    Ansonsten war nicht viel los in Malaysia, zumindest fürs Erste. Weder auf dem Platz noch abseits des Stadions hat uns das Land überzeugt, das sollte sich aber schnell ändern. Wie es für uns in Malaysia weiter ging und warum das Land uns sowohl im Stadion als auch abseits des Fußballs doch noch überzeugen konnte, lest ihr morgen Abend beim Schwechheimer Landboten. Samstags um 15:30. Premiere quasi, nur ohne PayTV Abo (hd)

    VfL Osnabrück U19 – SC Preußen Münster U19 (1:2)

    Unsere BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (68) kommt heute aus Osnabrück. Das Stadion „Illoshöhe“ hat eine bewegte Vergangenheit und wurde 1936 von dem Architekten des Berliner Olympiastadions – Professor Werner March – entworfen.

    Fertiggestellt hat man die Anlage erst nach dem WW2 und seitdem dient das Stadion als Bezirkssportanlage dem Breitensport sowie dem VfL Osnabrück als Wettkampf- und Trainingsstätte.

    Auch Papst Johannes Paul II. hat seinen Teil zu den vielen Umgestaltungen der Illoshöhe beigetragen. 1980 und 1981 trat der polnische Papst vor bis zu 140.000 Menschen in dem Stadion auf. Nach dem Gottesdienst war die Aschebahn derart unbrauchbar, dass die katholische Kirche der Anlage eine neue Leichtathletikbahn spendierte. Jene Tartanbahn wurde 2023 saniert und seitdem rollt der Ball wieder regelmäßig auf der Illoshöhe.

    Das Tribünendach bekam das Stadion erst im Jahre 2006 verpasst. Wir hoffen, dass man an der Bremer Brücke nicht genauso lange auf die neue Überdachung warten muss und wünschen allen Lesern ein schönes Wochenende!


    02.08.2025
    Osnabrück,
    Sportstadion Illoshöhe
    VfL Osnabrück U19 – SC Preußen Münster U19 (1:2)

    VfV Borussia 06 Hildesheim – Lüneburger SK Hansa – 0:2

    VfV Borussia 06 Hildesheim – Lüneburger SK Hansa – 0:2

    „FLUTLICHT-PREMIERE ALS PLAN B“

    04.10.2025
    Landespokal Niedersachsen
    Friedrich-Ebert-Stadion
    Zuschauer: 825

    HILDESHEIM – Alte Hopper-Regel: Plan B muss immer besser sein als Plan A. Eigentlich verfolgte ich an diesem trüben Herbsttag keine großen Ziele. Mehr oder weniger nebenberuflich ging es in den Landstrich zwischen Stade und Rotenburg/Wümme. Nach Beendigung der Aufgaben bot sich ein Doppler in der hiesigen Bezirksliga an. Zunächst rollte der Ball auf der schönen Anlage des TV Sottrum und um 18 Uhr sollte das nächste Spiel in Soltau folgen – schon halb auf dem Weg Richtung Schwechheim gelegen, alles easy und entspannt.

    So schön, so gut. 15 Minuten vor dem Anpfiff trudelte ich beim TV Sottrum ein – und bis auf ein paar Hütchen auf dem Rasen konnte vor Ort wirklich nichts erblickt werden. Die großen Fragezeichen wurden gleich bei der nächstbesten Begegnung beiseite geräumt, als es hieß, der Anpfiff verzögere sich um 30 Minuten, weil die Gäste im Stau standen. Na gut, kann passieren bei 36km Anreise und das über die A1. Aber damit war der Doppler dahin. Immerhin gab es beim TVS ein nettes Trostpflaster: Weil ein Spieler geheiratet hatte, wurde Freibier ausgeschenkt.

    Auf der alten Holztribüne in Sottrum blieb nun genug Zeit sich einen Plan B für den Tag auszudenken – der Anpfiff war ja in weite Ferne gerückt. Viel blieb nicht übrig: Letzte Liga in Bremen oder Flutlicht-Premiere in Hildesheim. Der Haken: Im Friedrich-Ebert-Stadion war ich mit dem Lieblingsverein vor vielen Jahren schon mal aufgekreuzt und das Vorhaben versprach happige 200 Extra-Kilometer auf der Uhr. Sottrum verlor nach einem grottenschlechten Spiel gegen den sieglosen Tabellenletzten kurz vor Schluss 0:1, das machte die Entscheidung leichter. So unspektakulär durfte dieser sowieso schon graue Tag nicht zu Ende gehen. Im strömenden Regen bog das beliebte Kombi-Modell von Volkswagen also Richtung Hannover ab.

    In Hildesheim kann man trotz Andrangs direkt an der Stadion-Straße parken, das war schon beim ersten Besuch 2017/18 so. Die Flutlicht-Premiere lockte den einen oder anderen Gelegenheits-Stadiongänger aus den beheizten Wohnzimmern der Stadt ins FES. Die offizielle Zuschauerzahl von 825 hätte ich viel höher eingeschätzt, trotzdem kommt in dem alten Pott irgendwie richtig Stadionfeeling auf. Eine große Gegengerade, Gästeblock und die schöne Holztribüne – mehr braucht’s gar nicht. Das Friedrich-Ebert-Stadion in Hildesheim ist neben dem FES in der Hauptstadt, das von Croatia und Viktoria Berlin genutzt wird, übrigens der einzige Ground in Deutschland, der nach dem ersten Präsidenten der Weimarer Republik benannt wurde.

    Das Highlight des Landespokal-Viertelfinals ging bereits vor dem Anpfiff über die Bühne. Denn beim Einlauf der Teams wurde das neue Flutlicht gedimmt und es folgte eine Pyro-Raketenshow vor dem Spielertunnel und hinter der Gegengerade. Wie an Silvester zockelten die Raketen durch die Luft und sorgten für stimmungsvolle Atmosphäre. Hildesheim feierte das erste Spiel im FES unter Flutlicht – genau einen Tag vor dem 95. Geburtstag des charmanten Grounds! Auch der LSK ließ sich nicht bitten und zündete zum Anpfiff ein paar Fackeln. Lüneburg war mit einer ganzen Busladung an Zuschauern angereist. Die „Fanszene“ beim LSK ist gerade im Entstehungsprozess, seit dem Wiederaufstieg in die Oberliga. Das merkt man auch ein wenig, trotzdem hat es Spaß gemacht dem Haufen zuzugucken.

    In Hildesheim ist die einstige Fanszene hingegen nicht mehr aktiv. Es waren zwar Zaunfahnen sichtbar, die sahen aber so aus, als wenn sie vom Verein kamen. Bis auf einige Anfeuerungsrufe von der Geraden konnte kein Support ausgemacht werden, überhaupt hinterließ das Publikum einen eher kritischen Eindruck. Den Support hätte der VfV jedoch gut gebrauchen können. Die Gastgeber dominierten die Partie – kassierten nach einem Standard aber den frühen Rückstand. Trotz gefälligem Offensiv-Fußball kam der Favorit einfach nicht zu zwingenden Chancen und verlor sich nach dem Wiederanpfiff in totaler Hilflosigkeit. Lüneburg spielte die Partie gekonnt runter, traf Minuten vor dem Ende per Konter zum entscheidenden 2:0 und steht damit etwas überraschend im Halbfinale des Landespokals, was Mannschaft und Fans gebührend feierten.

    Vor der Partie konnte übrigens nicht ein einziger Beamter vor Ort gesichtet werden und das, obwohl Lüneburg mit „organisierter Fanszene“ angereist war. Auch standen die Tore zum Gästeblock auf, um das leibliche Wohl der LSK-Fans zu sichern. Das sorgte nach „Scheiß Lüneburg“-Rufen gegen Ende der Partie für Ärger und es rückten tatsächlich auch Streifenwagen aus. Das muss man nicht verstehen. Übrigens genauso wenig wie die „Käse-Schinkengriller“ vom Grill, welche einst zur besten Stadionwurst Deutschlands gekürt wurden, mittlerweile aber – trotz der Bezeichnung – überhaupt gar kein Käse mehr enthalten. Geschmeckt hat sie trotzdem, wie auch der ganze Plan B, mit dem ich am Ende überaus zufrieden war. (mm)

    Everton F.C. – Crystal Palace F.C. – 2:1

    Everton F.C. – Crystal Palace F.C. – 2:1

    „GROUND 58/92 – EIN NEUER HAFEN FÜR DIE TOFFEES“

    05.10.2025
    Premier League
    Hill Dickinson Stadium
    Zuschauer: 51.770

    LIVERPOOL- Hier in Liverpool fiel 2017 mit dem Goodison Park mein allererster Ground auf der Insel. Dass ich für die Komplettierung der 92 erneut zum FC Everton musste, finde ich allerdings eher ausbaufähig.

    Denn seit dieser Spielzeit spielen die „Toffees“ in ihrer neu gebauten Hill Dickinson Arena.
    Früher trennten die Anfield Road und den Goodison Park nur wenige Meter. Heute kann man aus bestimmten Blickwinkeln vor dem Neubau sogar noch die Tribüne der Anfield sehen. Doch auch wenn die neue Arena direkt am Wasser liegt – so richtig angesprochen hat mich das Stadion nicht.

    Aber der Reihe nach: Nach einem echten Horrortrip ging es mit dem bereits berichteten Derby in Portadown langsam bergauf. Beim 30-minütigen Flug aus Dublin klappte zum Glück alles, und so war ich bereits in den Morgenstunden in Liverpool.
    Diese verbrachte ich im Wetherspoon mit einem klassischen English Breakfast und der Coffee-Refill-Option, ehe es zu Fuß zum Stadion ging. Dieses liegt rund 45 Minuten vom Stadtzentrum entfernt und wurde etwa eine Stunde vor Anpfiff erreicht.

    Im Stadion angekommen, sah ich etwas, das es Gerüchten zufolge bald auch beim HSV geben soll: Biere, die man sich selbst per Maschine zapfen kann. Ich entschied mich aber für einen frisch gezapften Cider von der Theke – und dementsprechend heiter ging es auf meinen gebuchten Sitzplatz.

    Im Ground Nr. 58/92 empfing der FC Everton heute Crystal Palace, dessen Fans den Gästeblock gut füllten und stimmungsvoll auftraten. Ganz klassisch gab es auch den Song „This is a Library“, was ich bis zur 75. Minute – als der Gast führte – unterschreiben würde.

    Doch in der 76. Minute gab es einen gerechtfertigten Elfmeter, den Ndiaye sicher verwandelte. Das Stadion war nun voll da, und der Gastgeber drückte weiter. J. Grealish war es schließlich, der angeschossen wurde und dadurch in der dritten Minute der Nachspielzeit den 2:1-Siegtreffer erzielte. Die Toffees blieben somit im eigenen Stadion weiter ungeschlagen.

    Für mich endete der nun wirklich letzte Tourabend damit, dass ich meinen Verein noch im Pub verfolgte und die dritte Nacht in Folge an einem Flughafen verbrachte.(fj)

    Portadown FC – Glenavon FC – 3:1

    Portadown FC – Glenavon FC – 3:1

    “UND BELFAST WAR VOLL SCHMERZLICHKEIT, DER ABSCHIED TAT NICHT WEH”

    04.10.2025
    NIFL Premiership
    Shamrock Park
    Zuschauer: 2.322

    PORTADOWN – Am Tag der Deutschen Einheit machte ich mich von Lübeck über Stansted auf den Weg nach Dublin. Nachdem der erste Flug pünktlich war, verzögerte sich der Abflug nach Dublin. Auf der Insel tobte ein starker Wind, sodass die Landung zunächst nicht durchgeführt werden konnte. Nachdem die Maschine ein paar Runden gedreht hatte, setzte Rainer bekanntlich hart auf der Landebahn auf.

    Der erste Bus von Dublin nach Belfast wurde verpasst, sodass ich ein neues Ticket buchen musste. Auf dem Weg nach Belfast checkte ich noch einmal den Social-Media-Account von Cliftonville – und wenig später lief es mir eiskalt den Rücken hinunter: GAME OFF.
    Absage wegen gesundheitlichen Risikos durch den Sturm. Bereits letztes Jahr wurde versucht, diesen Ground zu kreuzen. Jedoch verstarb am Spieltag ein Spieler der Mannschaft, wodurch das Spiel logischerweise abgesagt wurde.

    Also musste eine Alternative her.
    Im Windsor Park sollte Linfield spielen, und zunächst wurde bekannt gegeben, dass das Spiel stattfindet. Wenig später war auch diese Nachricht wieder hinfällig – sowohl dieses als auch alle anderen Spiele wurden abgesagt. Somit führte mich der Weg in den Wetherspoon, wo Freunde an mich gedacht hatten, sich solidarisch zeigten und mir Cider spendierten.

    Nach dem Frustsaufen ging es weiter zum Belfast International Airport. Am nächsten Morgen sollte es zurück nach Stansted gehen, um dann Portsmouth zu kreuzen.

    Am Gate wurde der Boardingpass kontrolliert – doch wenige Sekunden später wurde der Prozess abgebrochen: Das Flugzeug stand nicht bereit. Verspätung um 1,5 Stunden. Es hätte einen neuen Zug gebraucht, um das Spiel noch zu erreichen, doch die Verspätung zog sich immer weiter. Erst stand auf der Anzeigetafel 13:00 Uhr statt 06:55 Uhr, später 16:30 Uhr und schließlich 17:30 Uhr.
    Somit ging auch bei Portsmouth der zweite Anlauf in die Hose, nachdem ich 2023 bereits durch Krankheit gescheitert war.

    Da hatte ich genug.
    Schnell in die Futbology-App geschaut – und siehe da: Mit dem Kick Portadown FC – Glenavon FC wurde sogar ein Derby gefunden. Ich rief jemanden vom Verein an, um sicherzugehen, dass das Spiel wirklich zu 100 % stattfindet. Als dies bestätigt wurde, startete ich eine neue Tour. Boardingpass zerrissen – und im Bus nach Belfast fragte ich einen Kollegen spontan nach einem Ticket für den Sonntag-Kick Everton – Crystal Palace. Wenig später konnte ich eine Karte erwerben und buchte anschließend einen Flug nach Liverpool sowie einen neuen Rückflug nach Hamburg.

    Das neue Tourprogramm stand, und pünktlich kam ich mit dem Bus aus Belfast in Portadown an. Nach 16 Stunden am Airport wurde es höchste Zeit, etwas zu essen – denn Snacks oder Essensgutscheine hatte Ryanair natürlich nicht angeboten. So besuchte ich ein indisches Restaurant und war mit dem Chicken mehr als zufrieden.

    Nach all dem Stress spazierte ich weiter zum Stadion – und es war ein Gefühl von Glück, endlich die Flutlichtmasten zu sehen und wenig später den Ground zu betreten.
    In diesem Moment war es für mich der schönste Ground der Welt – und auch wenn das übertrieben klingen mag, konnte der Shamrock Park nüchtern betrachtet absolut überzeugen. Besonders die alte Tribüne, die leider nicht mehr geöffnet ist, lässt die Herzen jedes Fußball-Nostalgikers höherschlagen.

    Es folgte ein Besuch im Fanshop. Die Artikel gefielen mir gut, besonders das Gründungsjahr 1887, das mir sofort ins Auge fiel. Diese schöne Zahl entdeckte ich auch auf einer Mütze – und als ich nach dem Preis fragte, wurde mir die Mütze kostenlos angeboten, da der Bommel fehlte: DEAL!

    Das Stadion war zwar nicht ausverkauft, aber gut besucht. Im Gästeblock fiel mir eine Erzgebirge Aue-Fahne auf. Die Fans von Glenavon und Aue pflegen ein freundschaftliches Verhältnis – Grund dafür ist ein nie ausgetragenes Europapokalspiel der beiden Vereine, das wegen des Kalten Krieges abgesagt wurde. Nachgeholt wurde die Partie schließlich im Juli 2025 im Mourneview Park – über 1000 Fans aus dem Erzgebirge reisten damals an.

    Heute aber war Derbyzeit, und im Gästeblock wurde blauer Rauch gezündet, der durch den Wind allerdings stark verwehte und kein besonders schönes Bild ergab. Im Heimblock wurde immer wieder eine Fahnen geschwenkt und Gesänge angestimmt. Dank der Fans konnte überhaupt angepfiffen werden – sie hatten zuvor mehrere Sturmschäden am Stadion beseitigt.

    Zur Pause stand es 0:1 für die Gäste, und ich stattete dem Club 91 (Social Club) einen Besuch ab. Dort bestellte ich mir einen frisch gezapften Apple Cider. Schade, dass man alkoholische Getränke nach wie vor nicht auf der Tribüne trinken darf.

    In der zweiten Halbzeit machte ich noch ein paar Fotos und setzte mich dann auf einen freien Platz. Plötzlich hörte ich hinter mir Deutsch. Ein kurzer Blick – und schon wurde sich klassisch norddeutsch mit einem „Moin“ begrüßt. Es entstand ein nettes Gespräch, und gemeinsam sahen wir, wie Portadown das Spiel zu einem 3:1-Derbysieg drehte.

    Der Ground war damit eingetütet. Zu meinem Glück wurde ich von den beiden deutschen Groundhoppern nach dem Spiel mit ihrem bestellten Taxi mitgenommen.

    Der Tag endete am Flughafen von Dublin – mit einer weiteren Airport-Nacht und der Hoffnung, dass der Rest der Tour nun endlich glatt laufen würde. (fj)

    FK Partizani Tirana – KF Tirana – 0:3

    FK Partizani Tirana – KF Tirana – 0:3

    “KF – DIE NUMMER EINS DER STADT”

    03.10.2025
    Kategoria Superiore
    Air Albania Stadium
    Zuschauer: 4.500

    TIRANA – Feiertag in Deutschland heißt, eine Tour zu fahren/fliegen, wie sonst eigentlich auch fast jedes Wochenende. Problem: Flugpreise sind oft einfach zu hoch, da viele Leute diese Tage nutzen, um endlich auch mal aus den eigenen vier Wänden zu kommen. Zu meinem Geburtstag im Juli hat meine Lieblings-Airline mir einen 20€ Gutschein geschenkt. Gerne wieder, war hoffentlich nicht das letzte Mal. Einziges Manko, innerhalb von zwei Wochen musste man das Präsent nutzen. Aber welcher Groundhopper kann sowas nicht besonders gut. Skyscanner half mir also eine Tour zu finden, die unter dem Aspekt “kein Urlaub” und möglichst gutes Programm passte. Skopje als Ziel kann man eigentlich immer nehmen und natürlich fehlt das Land noch in der Statistik des laufenden Jahres. Das Tirana Derby kam erst später in meine Verlosung, die Mietwagenfirma bot den Grenzübertritt für 35€ an und das Ding war somit in festen Händen. Die Terminierung am Freitagabend schmeckte mir natürlich besonders gut.

    Somit ging es am Freitagmorgen mit etwas Verspätung los in die Mazedonische Hauptstadt. Schnell noch einen anderen Hopper aus Mazedonien am Flughafen eingesammelt und ab dafür. Von Skopje nach Tirana sind es ungefähr 4:15h über ein kleines Stück Autobahn und viele wunderschöne Landstraßen. Die Berge, die unseren Weg heute kreuzten, glänzten mit weißem Schnee und das Auto zeigte plötzlich nur noch 2 Grad Celsius an. Spätsommer erwartet und den Winter bekommen. Ganze 15 Minuten Wartezeit an der mazedonischen-albanischen Grenze. Die letzten Meter abgespult, um nach Tirana zu kommen. In diesem Jahr allerdings mit weniger Schweißperlen auf der Stirn, der Verkehr in Tirana ist einfach nur unterirdisch. Immerhin war es dieses Mal nicht mein eigenes Auto, welches diese Straßen meistern musste. Ich rate allen Leuten davon ab, die sich selbst als nervösen Autofahrer sehen, nach Tirana zu fahren. Übe erstmal in Belgrad, dort ist es im Vergleich zu der albanischen Metropole mega entspannt.

    Die Tickets auf der Gegengerade kosteten umgerechnet 10€ und waren eine Woche vor dem Kick online erhältlich. Mit uns auf der Tribüne saßen eine Menge Gästefans. Der heutige Heimverein Partizani ist einfach eine Nummer zu klein. So mischte sich das Volk mit Heim und Gästefans. Nach rund einer halben Stunde führten die Gäste mit 0:2. Die Emotionen kochten kurzzeitig hoch, die nicht behelmten Polizisten (sieht man ja eher selten) gingen dazwischen und trennten beide Lager. Im Kellerderby des kalten Oktobertages zeigten Ultras Guerrils von Partizani zwei Choreos. Vor dem Spiel gab es eine aus dem Oberrang kommende Blockfahne zu sehen, beim Ausbreiten tat man sich erst schwer, brachte am Ende aber immerhin doch ein solides Bild vor die Kamera. Im Gästeblock zeigte sich das Gründungsjahr der “Tirona Fanatics” mit Hilfe von Ponchos. Es dauerte maximal 10 Sekunden und die Zuschauer konnten erkennen, welche Botschaft sich dahinter versteckt. Gute Umsetzung, schlicht, einfach und trotzdem effektiv! Zur zweiten Halbzeit gab es mit leichter Verzögerung nach Anpfiff eine weitere Choreo zu sehen. Die Ecken an der rechten Flanke waren leider zu kurz beziehungsweise unterschiedlich lang, eine weitere Blockfahne mit einer Hand an einem Stacheldrahtzaun rundete die roten und gelben Folien ab.

    Die Akteure auf der Heimseite blieben im Spiel eher blass, im Gästeblock wurde die Stimmung immer besser als schlechter. Die Nummer Eins der Stadt wurde wieder einmal klar ermittelt. Oftmals wurden Fackeln angerissen, die große Pyroshow blieb allerdings aus, im Heimblock gab es keinerlei pyrotechnische Gegenstände zu sehen. Es war ein souveräner Auftritt rund um die Tirona Fanatics. Nach dem Spiel war noch eine Hürde zu meistern, die Unterkunft im Stadtzentrum zu finden und erfolgreich einzuchecken. Immer wieder in dieser Stadt dasselbe Spiel, enge Straßen und viele Leute. Nach ein paar Anläufen hat es am Ende geklappt und ich fiel zufrieden ins heilige Bett. Der Balkan macht einfach Spaß! (tp)

    Stadion am Fliesenwerk

    Guten Morgen und Tach auch aus MV! Unsere BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (67) am „Tag der Deutschen Einheit“ kommt natürlich aus Ostdeutschland. Direkt an der Elbe, nur einen Steinwurf von der ehemaligen innerdeutschen Grenze entfernt, befindet sich das „Stadion am Fliesenwerk“ von der SG Aufbau Boizenburg. Dass der Spielort des heutigen Landesklassisten am Fliesenwerk liegt, ist kein Zufall. Denn das Werk war zu DDR-Zeiten Träger und Namensgeber der Fußballmannschaft. Als BSG Keramik Boizenburg reicht die Historie sogar bis in die zweitklassige DDR-Liga zurück.

    Heute gehört die Fliesenstadt Boizenburg zur „Metropolregion Hamburg“, die sich übrigens etwas euphorisch bis Schwerin erstreckt. Eines ist aber nach der Wiedervereinigung geblieben – und das ist eben jenes „Stadion am Fliesenwerk“. Der Wandel ist an dem kleinen Stadion vorbeigezogen. Von den vergilbten Spitzengardinen im Vereinsheim bis zum muskulösen Sprecherturm, sieht hier alles so aus wie auf den Fotos im Funktionsgebäude, auf denen Falko Götz & co bei einem Junioren-Länderspiel Anfang der 80er-Jahre am „Weg der Jugend“ dem Ball hinterherjagen.

    Irgendwann wird auch der Wandel in Boizenburg ankommen. Darum: Zieht euch das Fliesenwerk in Boizenburg rein und alle anderen Zeitzeugnisse, vor allem in Ostdeutschland. Heute ist ein guter Zeitpunkt um damit anzufangen – am „Tag der Deutschen Einheit“. Wir wünschen euch ein schönes, verlängertes Wochenende!


    01.05.2025
    Stadion am Fliesenwerk,
    Boizenburg

    KRC Mechelen – KSK Heist – 1:3

    “WO EIN WILLE IST, IST EIN WEG”

    27.09.2025
    Tweede Klasse Amateurs VV B
    Oscar Vankesbeeck Stadion
    Zuschauer: 932

    MECHELEN – Die serbischen Fleischplatten waren kaum verdaut, da rief innerlich schon das nächste Lieblingsland: Belgien. Schnell die Arbeitswoche hinter sich gebracht und am Freitagabend über die A1 von Schwechheim nach Lohne, um einen weiteren Schritt Richtung Komplettierung der Regionalliga Nord zu machen. Am Samstag sollte vor Mechelen noch Waregem fallen, allerdings legte “Essevee” bei der Ticketbeschaffung reichlich Steine in den Weg und ich verzichtete dankend. Stattdessen fuhr ich “etwas” weiter westlich nach Dünkirchen, wo ich im runderneuerten “Stade Marcel Tribut” satte acht Tore sah. Es lief schon fast wieder zu gut.

    Doch zu früh gefreut: auf dem Weg nach Mechelen brannte vorne links die Glühlampe durch. Ich fuhr erst einmal weiter nach Flandern und hielt letztlich an der Tankstelle direkt gegenüber vom Oscar Vankesbeeck Stadion. Dort kaufte ich mir ein Ersatzleuchtmittel und hatte dabei schon den Automechaniker meines Vertrauens im Ohr: “Das Wechseln ist beim Micra immer super nervig.” In der Tat artete das Ganze in einer Fummelei sondergleichen aus. Doch getreu dem Motto des KRC “WAAR EEN WIL IS, IS EEN WEG” schaffte ich nach über einer halben Stunde den Austausch.

    Leider schmolz damit auch der Puffer für die Frituur weg. Statt einer gemütlichen Fressorgie bestellte ich Friet, Mexicano und Kipcorn zum Mitnehmen und wollte am Auto in der Nähe des Stadions essen. Allerdings brauchte die Fettschmiede plötzlich sehr lange für die Zubereitung und erst nach einer gefühlten Ewigkeit hielt ich eine große Tüte Frittiertes in der Hand. Schnell zurück zum Ground, wo ich etwa die Hälfte in mich reinstopfte. Leben am Limit.

    Noch schnell die Reste Saus Andalous aus den Mundwinkeln gewischt, dann konnte es rüber gehen. Wo soll man bei diesem Stadion anfangen? Die Stehstufen ringsrum mit den abgestützten Wellenbrechern wie aus längst vergangenen Zeiten? Die massive Haupttribüne? Die verwilderten Bereiche auf der Gegengerade? Eine echte Perle und sicher bei vielen Hoppern weit oben auf der Liste. Der Abriss wurde schon diskutiert, zieht sich aber hoffentlich noch lange hin.

    So spektakulär das alles ist, so nüchtern sieht die sportliche Realität bei Racing aus. Die Gastgeber finden sich inzwischen in der 4. Liga wieder und empfingen im “Regioderby” KSK Heist. Die Gäste hatten einen kleinen Mob mitgebracht, der mit Rauchtöpfen zu Beginn seine eigene Party startete. Zaghafte Gesänge von Heist wurden aber aus der Ecke der Haupttribüne jedes Mal britisch mit “Your support is shit” quittiert. Allgemein wirkte das Fanumfeld wie teilweise auch anderswo in Belgien/Niederlande casual.

    Auf dem Platz erzielten die Gäste mit der ersten Chance das 0:1. Zwar glichen die Grün-Weißen zehn Minuten später aus, mussten sich am Ende aber geschlagen geben. Im Anschluss zog ich mir nach diesem langen Tag in der Unterkunft noch den Rest (kalter) Fritten rein. Schmeckt nicht, gibt’s nicht. Oder: Wo ein Wille ist, ist ein Weg! (hr)

    Como 1907 – US Cremonese – 1:1

    Como 1907 – US Cremonese – 1:1

    „UNWETTER, ÜBERSCHWEMMUNGEN, UNENTSCHIEDEN“

    27.09.2025
    Serie A
    Stadio Giuseppe Sinigaglia
    Zuschauer: 10.534

    COMO – Zu Weihnachten schenkten meine Schwiegereltern meiner Frau und mir einen Wochenendtrip nach Italien. Rund sieben Monate später fanden wir ein passendes Wochenende und buchten Flüge für den Zeitraum vom 26. bis 28. September. Abflug war vom Flughafen Schwechheim nach Mailand und zurück. Als die italienische Fußballliga Anfang September das Spiel von Como auf Samstag um 15 Uhr terminierte, war die Vorfreude groß. Como fehlt mir nämlich noch in meinem digitalen Informer. Der Ticketkauf wirkte zunächst kompliziert, da man für den Vorverkauf angeblich eine Revolut-Karte besitzen muss. Ich wollte mich damit aber nicht weiter aufhalten und gab einfach meine Visa-Karte ein. Dreißig Sekunden später lagen vier Tickets im Posteingang. Also, keine Sorge beim Ticketkauf für Como. Revolut ist kein Muss, sondern nur Fassade.

    Ein paar Tage vor unserer Abreise erreichte uns eine schlechte Nachricht. Die gesamte Region rund um Como wurde von einem schweren Unwetter getroffen, manche Dörfer waren kaum wiederzuerkennen. Auch der Comer See war betroffen. An manchen Stellen war das Wasser nicht mehr türkisblau, sondern braun gefärbt, übersät mit Ästen und Baumstämmen.Trotz dieser schwierigen Bedingungen wurde das Spiel im Stadion Giuseppe Sinigaglia nicht abgesagt. Am Samstagmorgen fuhren wir mit dem Zug der Linie Trenord für fünf Euro und zwanzig Cent von Mailand nach Como. Es regnete nicht, das Regenradar sagte nur leichten Nieselregen voraus. Die Stimmung war gut.

    Etwa 45 Minuten später änderte sich das Wetter schlagartig. Wir fuhren mit der Bergbahn nach oben und plötzlich begann es in Strömen zu regnen. Drei Stunden lang kämpften wir uns durch enorme Wassermassen. Die Straßen standen unter Wasser, auf den Gehwegen konnte man beinahe schwimmen. Herzlichen Glückwunsch, das konnte ja heiter werden auf den unüberdachten Plätzen. Mit Regenschirm und Poncho kamen wir am Stadion an und versuchten, den riesigen Pfützen auszuweichen, um nicht noch nasser zu werden. Unsere Schuhe waren durchnässt, und das selbst ausgedruckte Ticket hatte auch schon bessere Zeiten gesehen.

    Zwanzig Minuten vor dem Anpfiff gingen wir zu unseren Plätzen. Und dann geschah das Unerwartete: Der Regen hörte auf. Pünktlich zum Beginn des Spiels hatte Petrus ein Einsehen mit den Fans, und die Sonne blinzelte hinter dem Berg hervor. Auf den Rängen blieb es allerdings ziemlich ruhig. Die Curva Como war nicht im Stadion, denn viele Fans halfen stattdessen den Menschen in der Region beim Wiederaufbau. Das Leben der Nachbarn ist manchmal eben wichtiger als Fußball. Die Fans aus Cremona hatten bis Donnerstagmittag noch geglaubt, dass sie zum Spiel nach Como reisen dürfen. Doch plötzlich wurden alle Eintrittskarten für Menschen aus Cremona storniert. Nur noch Anhänger des Vereins aus Cremona, die nicht direkt aus der Stadt stammen, durften zum Spiel. Davon gibt es kaum welche. Deshalb standen am Ende etwa dreizehn Personen im Gästeblock. Zu dieser absurden Situation passt das Zitat eines Redaktionskollegen: „Italia“. Mehr muss man dazu nicht sagen.

    Auf dem Rasen, der wohl die beste Entwässerung in ganz Italien besitzt, spielte die Mannschaft von Cesc Fàbregas in der ersten Halbzeit sehr dominant. Sie zeigten einen schönen Kurzpassfußball. Die Handschrift des Trainers, der einst unter Arsène Wenger und Pep Guardiola aktiv war, ist deutlich zu erkennen. Dieser Stil unterscheidet sich spürbar vom traditionellen italienischen Fußball. In der zweiten Halbzeit lief dann nichts mehr zusammen. Cremonese glich aus und war am Ende sogar in Überzahl. Insgesamt muss Como mit dem einen Punkt zufrieden sein, denn Cremonese hatte in der Schlussphase mehrere klare Chancen auf den Siegtreffer.

    Trotzdem verließen die Zuschauerinnen und Zuschauer das Stadion bei Sonnenschein und waren zumindest einigermaßen zufrieden mit dem Spiel. Wer dieses traditionsreiche Stadion mit seinen alten Tribünen und Metallkonstruktionen in wunderschöner Lage am See noch besuchen möchte, sollte sich beeilen. An diesem Ort soll bald ein neues, modernes Stadion gebaut werden.

    Ab Oktober des Jahres 2027 beginnen die Bauarbeiten, und im Jahr 2029 sollen dann während der Spiele sogar VIPs auf dem Dach im Pool liegen können. Die schöne neue Welt wird also bald auch in Como ankommen. (mb)

    Ipswich Town – Portsmouth FC – 2:1

    Ipswich Town – Portsmouth FC – 2:1

    “BEI DEN TRACTOR BOYS FÄLLT NUMMER 57/92”

    27.09.2025
    Championship
    Portman Road Stadium
    Zuschauer: 29.141

    IPSWICH – Nach einer circa einstündigen Fahrt vom Stansted Airport kam ich schließlich in Ipswich an, und der Weg führte mich durch das Stadtzentrum, wo tatsächlich nahezu jeder ein Ipswich-Trikot trug, weiter zum Wetherspoon. In dieser geliebten Kette ist vor drei Wochen die Idee entstanden, gleich die nächste Tour nach England zu buchen. Irgendwie muss die 92 ja voll werden.


    Und da ich vor drei Wochen noch über die Portman Road geflogen war, war das ein eindeutiges Zeichen, die Nummer 57/92 einzufangen.


    Nach einem Cider ging es auch schon zum altehrwürdigen Stadion, und natürlich musste ein Besuch im Fanshop folgen. Nachdem mir das Meiste zu teuer war, fielen mir auf einmal die Socken ins Auge. Gut sahen diese aus, und noch besser: drei Paare zum Preis von 10 Pfund – Deal!


    Schon wenig später war ich dann auf der Tribüne dieses wunderbaren Stadions. Zufällig landete ich im „Safety-Standing“-Bereich. Wenig später kamen ein paar junge Personen hinzu, die sich selbst als Ultras definierten und ein paar Fahnen dabei hatten. Vorher habe ich die „Tractor Boys“ nur auswärts gesehen. Damals waren mir die Fans noch nicht in dieser Form aufgefallen.
    Die Gästefans aus Portsmouth waren mir schon vertrauter. Zwar werde ich den Fratton Park erst in Kürze kreuzen, allerdings habe ich Portsmouth bereits dieses Jahr in Norwich gesehen und bin mit dem trinkfesten Auswärtsmob damals im selben Zug nach London gewesen. Im Gegensatz zum Spiel in Norwich glich der Gästeblock heute eher einer Bücherei. Vielleicht lag es auch daran, dass Portsmouth nach neun Minuten 1:0 hinten lag. Zur Halbzeit stand es dann bereits 2:0. Im Gästeblock war Totenstille.
    Die zweite Halbzeit war noch langweiliger als die erste. Das Tor von Portsmouth fiel in der Nachspielzeit – zu spät, um noch mal Spannung zu erzeugen. Am Ende konnte Ipswich das Spiel mit 2:1 gewinnen.
    Für mich ging es anschließend weiter: in den Straßen von Ipswich und in den Pubs. (fj)

    KTSV Preußen U19 – SC Niederkrüchten U19 (1:4)

    Hereinspaziert in die BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (66). Unser Weg führt diesmal tief in den Westen: In Krefeld steht die „Hubert-Houben-Kampfbahn“, Heimat des KTSV Preußen und in diesem Jahr genau 100 Jahre alt geworden, was man vor allem an dem Backsteingebäude und der Tribüne sehen kann.

    Die Kampfbahn fliegt etwas unter dem Radar, dabei ist sie baulich ein historisches Zeugnis aus der Zeit der ersten Republik in Deutschland. Weitgehend unbekannt ist auch die Person, nach der die Kampfbahn benannt ist.

    Über Hubert Houben gibt es nicht mal eine Debatte darüber, dass er ab 1931 NS-Mitglied war. Dabei ist seine Geschichte durchaus tragisch. 1924 war der Kurzstreckensprinter über „100 Yards“ der schnellste Mann der Welt – durfte aufgrund der Repressionen gegenüber Deutschland, die es nach dem Ersten Weltkrieg gab, aber nicht bei Olympia 1924 in Paris starten. Im sanierten Vereinsheim hat man die Geschichte von Hubert Houben visuell aufgearbeitet, dort hängen viele Schnappschüsse aus den 1920er-Jahren, auf denen er als KTSV-Mitglied das Trikot der Preußen trug.

    Weitere Sanierungen sollen folgen und den Platz so wie die Tribüne betreffen. Wenn die Neugestaltung der Anlage aber so liebevoll erfolgt, wie sie im Vereinsheim geschehen ist, muss man sich über die HHK keine Sorgen machen.


    Hubert-Houben-Kampfbahn, Krefeld
    KTSV Preußen U19 – SC Niederkrüchten U19 (1:4)
    14.09.2025

    GFK Sloboda – FK Metalac – 1:1

    GFK Sloboda – FK Metalac – 1:1

    “WIR SIND DAS GELBE VOM EI!”

    21.09.2025
    Srpska Liga Zapad
    Stadion Radomir Antić
    Zuschauer: 500

    UŽICE – Die Eindrücke vom Ewigen Derby waren noch gar nicht so richtig verarbeitet, da rief am Sonntagmorgen schon wieder König Fußball. Um 11.00 Uhr kickte der FK Hajduk Beograd, doch vorher deckten wir uns in einer Pekara ein. Der Burek dürfte der Fettigste sein, den ich je gegessen habe. Dazu ein riesiger Krofne (Berliner bzw. Pfannkuchen bzw. Krapfen bzw. Kreppel, sucht es euch aus) und mein Frühstück war perfekt.

    Das Stadion Hajduka na Lionu betraten wir durch eine Gittertür an der Seite. Eingeengt im Wohngebiet fallen neben der kleinen Tribüne Marke Gerüstbau vor allem die rot-weiß bemalten Betonstufen und die Rückwand gegenüber auf. Die “weißen Tauben” gewannen 3:2 gegen den FK Železnik, die wiederum auch in einem top Hobel spielen. In und um Belgrad gibt es einige Groundperlen und das Durchforsten der Spielpläne auf Seiten wie “Srbijasport” lohnt sich allemal.

    Nach dem Spiel machten wir noch einen Abstecher auf die Belgrader Festung. Von dort hat man einen schönen Blick auf die Donau, die Save und das Zentrum. Auch die Festung selbst ist das Knipsen wert. Von dort fuhren wir mit dem Mietwagen Richtung Süden nach Užice, wo GFK Sloboda am Abend FK Metalac empfing.

    Selbstverständlich durfte auch hier die Fleischplatte nicht fehlen. Ich suche eigentlich immer nach einer “Mesara” (Fleischerei) mit “Roštilj”, sprich Grill und wir wurden mit der “Mesara Vulović” auch schnell fündig. Zielsicher orderten wir Ćevapi, Pljeskavica und Kobasice (hier mit Käse gefüllt) zu sehr zivilen Preisen. Dazu noch frisches Brot. Was will man mehr! Ach ja, Fußball.

    Wir rollten anschließend kugelrund zum Stadion rüber und uns sprang direkt der knallgelbe Mannschaftsbus der Gäste ins Auge. Dieser wurde in Deutschland ausgemustert, wo er für ein Busunternehmen in der “Königsklasse” mit dem Serviceversprechen “Wir sind das Gelbe vom Ei” fuhr.

    Sportlich geht es allerdings inzwischen sowohl beim FK Metalac als auch bei den Gastgebern nicht so euphorisch zu. Beide ehemaligen Erstligisten kicken in der 3. Liga und die Partie unter Flutlicht lockte nur etwa 500 Zuschauer an. Schade, denn der 10.000er mit seinen ausladenden Stehkurven in Vereinsfarben und der Lage am Hang kann richtig was und ist in der Tat das Gelbe vom Ei in der Srpska Liga Zapad.

    Doch auch in der Super Liga würden hier wahrscheinlich nicht viel mehr kommen, denn der serbische Fußball hat bis auf wenige Ausnahmen seit Jahren eine Zuschauerkrise. Dennoch flog die Reisegruppe am nächsten Morgen hochzufrieden zurück nach Schwechheim und peilt schon die nächsten Serbien-Tour an. (hr)

    FK Partizan – FK Crvena Zvezda – 1:2

    FK Partizan – FK Crvena Zvezda – 1:2

    “PYRO, PYRO, PYRO – D(ES)ANKE BEOGRAD”

    20.09.2025
    Super liga Srbije
    Stadion Partizana
    Zuschauer: 26.254

    BEOGRAD – Das ewige Derby in Belgrad lockte im Juli zwei Redakteure und einen Praktikanten an die mobilen Endgeräte. Nach kurzer Beratung buchten wir die Verbindung in die serbische Hauptstadt in der Hoffnung, dass das 177. Aufeinandertreffen auf einen Samstag oder Samstag gelegt wird.

    Am 13. September kam dann die frohe Kunde: Samstag, 19 Uhr! Besser geht es nicht. Somit fuhren wir am Freitagabend zum Schwechheim International Airport und hoben mit 90-minütiger Verspätung Richtung Aerodrom Nikola Tesla ab. Kurz vor Mitternacht kamen wir an, rannten zu Sixt und fuhren mit dem Mietwagen zum AirBnB mit dem sensationellen Namen „Charlie & Blueberries“ in der Straße Desanke Maksimović.

    Gut erholt starteten wir in den Derby-Tag, doch leider gab es in den ersten zwei Stunden schon zwei Hiobsbotschaften: Unser erstes Spiel wurde kurzfristig ans andere Ende der Stadt verlegt und der Mietwagen kassierte nach wenigen Minuten Fahrt einen Steinschlag. Das Leben in Belgrad ist wohl doch kein Zuckerschlecken. Es fand sich aber mit einem Kick im Sportski Centar Rakovica eine Alternative und das Stadion u Gornjoj Varoši in Zemun als Vorspiel zum Večiti Derbi schon eine top Bude. Der Magen wurde natürlich auch mit zwei 740-Gramm-Fleischplatten ordentlich gefüllt.

    Aus Zemun fuhren wir schnurstracks zum Stadion Partizana und stellten das Auto sensationell in unmittelbarer Nähe ab. Die Polizisten ließen uns jedoch nicht den direkten Weg von wenigen Metern gehen, sondern schickten uns einmal außen herum. Der Weg war nicht nur steinig und schwer, sondern führte auch vorbei am Gästeeingang. Unversehrt kamen wir aber an unserem Eingang an und mussten alle Münzen abgeben. Wer sich die AGB nicht durchliest, verliert hier mal locker flockig 10 Euro. Weitere Kontrollen gab es nicht. Wenn wir hier mit einem Sprengstoffgürtel reingegangen wären, wäre es egal gewesen.

    Reichlich entzündbares Material hatten beide Fanlager mitgebracht. Die “Grobari” sorgten bei ihrem ersten Derby-Heimauftritt seit 2023 durch schwarze und goldene Rauchtöpfe für eine Spielunterbrechung kurz nach Anpfiff. Im Gästeblock brauchte “Delije” etwas Anlaufzeit, fing dann aber an völlig zu eskalieren. Beide Seiten zündeten, was das Zeug hielt. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn die Totengräber sengten zwischendurch ihre große Zaunfahne an. Es blieb aber bei ein wenig Stoffverlust. Traditionell flogen auch viele Rauchtöpfe und Fackeln in den Innenraum, garniert von Böllern.

    Neben den ganzen schönen Lichtern gab es natürlich auch mehrere Spruchbänder und Botschaften. Die Grobari untermalten ihr Intro aus schwarz-weißen Fahnen mit der Aufforderung an die Mannschaft, das Herz für diese Farben auf dem Platz zu lassen. Gegenüber konzentrierte sich Delije auf das Veräppeln des Erzrivalen, wobei das entrollte Riesenbanner am Plattenbau hinter der Südkurve sicherlich am eindrucksvollsten war.

    Wir waren absolut begeistert von beiden Kurven, müssen aber auf Heimseite eine kleine Kritik anmerken: Die beiden Längsseiten machten eher wenig mit und pushten die “Crno-beli” nicht so stark nach vorne. Insbesondere nach dem Anschlusstreffer in der 74. Minute hätte da mehr kommen müssen. Vor allem, weil der Gegner über die gesamte Spielzeit besser war. Vielleicht waren aber auch nur Groundhopper auf der Haupt- und Gegentribüne, man weiß es nicht. Am Ende siegte der leichte Favorit Zvezda und ist (mal wieder) Tabellenführer in der Superliga Srbije.

    Unterm Strich ein absolut gelungenes “Ewiges Derby” und für den Serbien-Fan im Redaktionskreis mit bisher drei gesehenen Derbys war es das Beste. Es kommen sicherlich noch einige hinzu! Nach dem Spiel gönnten wir uns noch eine fettige Pizza und ein paar Pivo für den trockenen Hals. Am Sonntag fuhren wir Richtung Süden nach Užice. Über diesen Besuch werdet ihr morgen mehr erfahren. (mb/hr)

    FSV Fortuna Pankow – SC Borsigwalde – 3:3

    FSV Fortuna Pankow – SC Borsigwalde – 3:3

    “ZWISCHEN TRADITIONSSPIELSTÄTTE, ABRISSBIRNE UND BAHN CHAOS“

    21.09.2025
    Kreisliga A Berlin
    Kissingenstadion
    Zuschauer: ca. 50

    BERLIN – Wer mit der Deutschen Bahn unterwegs ist, weiß, dass Geduld gefragt ist. Immer wieder sorgen Zugausfälle und Verspätungen für Kopfschütteln, und auch bei mir gab es auf der Hinfahrt wieder einmal eine Verspätung – diesmal knapp 75 Minuten. Das U19-Spiel in einem 5.000er-Ground war somit nicht mehr zu erreichen.

    Als Alternative entschied ich mich für einen Kunstrasenplatz am Gesundbrunnen, der zumindest mit ein paar Stufen ausgestattet war. Die Spieler trudelten langsam auf das Feld, doch vom Schiedsrichter fehlte jede Spur. Nach einigen Minuten gingen die Spieler wieder vom Platz, und ich machte mich mit dem E-Bike auf zum nächsten Ground.

    Geplant war nun der Nebenplatz des Kissingenstadions, da das Hauptspiel im Stadion selbst stattfinden sollte. Ursprünglich wollte ich den Nebenplatz erst nach dem Hauptspiel „kreuzen“, nun wurde er bereits vorher besucht. Zwar wurde der Anpfiff um 15 Minuten verzögert, doch auch das Spiel im Stadion begann später, sodass beide Partien über die vollen 90 Minuten verfolgt werden konnten. Das Kissingenstadion tauchte bereits 1932 auf alten Stadtplänen als Spielwiese auf und fasst laut Europlan aktuell rund 8.000 Plätze. Es dürfte zu den 15 größten Stadien in Berlin zählen, in denen heute noch Fußball gespielt wird. Besonderes Highlight: die paar Stufen, die mit Wellenbrechern ausgestattet sind und hinter die alten Hausfasarden. Grund genug, diese Spielstätte zu besuchen. Aber auch so war es ein schönes Erlebnis: Bratwurst oder Grillkäse vom Grill, belegte Brötchen und Getränke aus dem Vereinsbecher – für das leibliche Wohl ist definitiv gesorgt.

    Nachdem ich über 200 Minuten auf der Anlage verbracht hatte – erst ein 4:0 auf dem Kunstrasen, dann ein 3:3 auf dem Rasen – meldete sich der Hunger zurück. Wie so oft in Berlin wurde daher ein Döner verkostet. Diesmal führte mich die Seite „Döner-Guide Berlin“ zu K’Ups Gemüsekebap am Prenzlauer Berg. Die 4 von 5 Sternen im Geschmack definitiv gerechtfertigt.
    Aus Interesse schaute ich anschließend noch kurz am Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark vorbei, der nicht weit vom Dönerladen entfernt liegt. Ein absolut trauriger Anblick, wenn man sieht, wie weit die Abrissarbeiten schon fortgeschritten sind. In meinen Augen ist es einfach schmerzhaft, dieses Stadion abzureißen und man kann dankbar sein für jede Traditionsspielstätte, die uns noch erhalten bleibt.

    Und auf der Rückfahrt verlief mit der DB alles nach Plan? Von wegen! Wegen einer defekten Oberleitung wurde einfach mal die komplette Strecke zwischen Uelzen und Lüneburg gesperrt. Nachdem der Schaffner dringend die Empfehlung ausgesprochen hatte auszusteigen und in den Schienenersatzverkehr zu steigen, da das ja viel schneller gehen würde als mit dem ICE zurück nach Hannover zu fahren und über Nienburg- Weser nach Hamburg zu gelangen. Die Wahrheit war am Ende, dass der SEV über eine Stunde benötigte, um überhaupt nach Uelzen zu gelangen. Für nahezu den kompletten Zug wurde ein einziger Bus eingesetzt, sodass Reisende noch Stunden in Uelzen auf die Rückkehr vom SEV warten mussten. Ich bin glücklicherweise in den ersten Bus gekommen. Der Fahrer dürfte schon längst in Rente gewesen sein, braucht für einen Kilometer eine gefühlte Ewigkeit und so richtig ortskundig war er auch nicht, sodass Reisende ihm helfen mussten, den ZOB in Lüneburg zu erreichen. In Lüneburg angekommen, ging es dann natürlich nicht mehr mit einem Zug nach Hamburg, da der nächste erst gegen 04-30 Uhr abfahren würde und die Uhr erst 01:50 anzeigte. Stattdessen wurde das erste Taxi das gesichtet wurde genutzt.
    Gemeinsam mit zwei anderen, die sonst in Lüneburg gestrandet wären wurde sich der Taxipreis geteilt und gegen 03:00 Uhr nachts war man dann endlich zuhause.

    Mir ist völlig bewusst, dass die DB nicht wirklich viel für den Defekt einer Oberleitung was kann. Die Kommunikation und Organisation ist aber stark ausbaufähig. Nach immerhin zwei Stunden Schlaf riss mich der Wecker wieder aus dem Schlaf und es ging zur Arbeit. Danke für nichts! (fj)

    FC Türk Sport Bielefeld – SuK Canlar Bielefeld – 5:0

    FC Türk Sport Bielefeld – SuK Canlar Bielefeld – 5:0

    “ERST KNUTSCHEN, DANN KLOPPE”

    21.09.2025
    Bezirksliga Westfalen
    Sportplatz am Kupferhammer
    Zuschauer: ca. 250

    BIELEFELD – Ein echtes Highlight stand heute auf dem Programm. Ein weiterer Herbsttag zog durch das Land, am vorherigen Tag fuhr ich noch bei bestem Hamburger Sommerwetter mit dem Fahrrad zum Volksparkstadion. Am heiligen Sonntag klingelte mich der Wecker um 04:30 Uhr aus den Federn. Kollege (CvS) wartete in Münster, um den Tag gemeinsam den Amateuren dieses Landes zu widmen. Über Münster, Theesen und Bielefeld führte der Weg zum einen der wohl kuriosesten Fußballplätze der Bundesrepublik.

    Der Untergrund des Spielorts ist eine Mischung aus Ascheplatz und Rasenplatz. Verrückt allemal und dementsprechend lange stand es auf meiner To-Do Liste. Die Verlegung des Spiels auf Sonntag 17:30 Uhr gefiel der heutigen Reisegruppe umso mehr. Die Begründung ergibt Sinn, der Verein hofft auf viele Zuschauer und Einnahmen durch das gute Catering mit Adana Dürüm und anderen Mahlzeiten. Zudem sorgt das Spiel zwischen den Teams für zusätzliche Brisanz, dies ist dem Gastgeber durchaus bewusst. Der Verantwortliche betont hierbei wie verrückt es ist, vor dem Spiel knutschen sich alle ab und kennen sich untereinander. Nach dem Anpfiff steht das Sportliche im Vordergrund und das Temperament könnte für ein paar Aufregungen sorgen.

    Jetzt kommt der interessante Teil: Unser Ansprechpartner erzählte uns, dass ab der Rückrunde auf einen neuen Platz gekickt wird. Der “Sportplatz im Gleisdreieck” in Bielefeld wird aktuell zu einem Kunstrasen umgebaut, sobald dieser fertig ist zieht der Klub um. Wer also sein eigenes Kreuz hier noch setzen will, sollte sich beeilen. Im Oktober empfängt der Verein den Westfalenligist SC Peckeloh zum Pokalspiel. Spannung pur und für jede Gastmannschaft definitiv ein Nachteil, auf diesem in meinen Augen absolut geilen Platz Fußball spielen zu müssen. Zumindest aus Zuschauersicht.

    Der Schiedsrichter, der heute übrigens ohne Gespann auflief, leitete das Spiel souverän. Das Temperament hielt sich in Grenzen und der Heimsieg hatte keinen Zeitpunkt zum Zweifeln. Den ein oder anderen Stockfehler beim Übergang vom Grand zum Rasen war inklusive. Zwei Platzverweise beinhaltete das kleine Bielefelder Derby und nach dem Abpfiff ging es zurück nach Schwechheim. Wir bedanken uns für die Herzlichkeit der Personen vom Verein und legen unseren Lesern einen Besuch definitiv ans Herz. (tp)

    F.C. Hansa Rostock – TSV 1860 München – 2:1

    F.C. Hansa Rostock – TSV 1860 München – 2:1

    „SAG ZUM ABSCHIED LEISE SERVUS“

    17.09.2025

    3. Liga
    Ostseestadion
    Zuschauer: 24.303

      ROSTOCK – Englische Woche in der 3. Liga. Rostock trifft auf München. Knapp 1600 Kilometer Fahrtstrecke hin und zurück. Wer sich so etwas ausgedacht hat, besetzt vermutlich einen hohen Posten beim Verband oder der Polizei. So läuft das. Diese Ansetzung muss man nicht verstehen, zumal gerade am Sonntag eine ähnliche Problematik beim Löwen-Heimspiel gegen Havelse zu verzeichnen war (wir berichteten).

      Egal, so kurzfristig lässt sich das Problem nicht beheben und der Gegner in Rostock spielte an diesem Mittwoch-Abend auch keine so große Rolle. Im Mittelpunkt standen 4 Objekte aus Stahl, Glas und Wolfram, die seit 55 Jahren nicht mehr aus dem Stadtbild der Hansestadt wegzudenken sind. Wie stramme Soldaten wachen die vier Flutlichtmasten über das Ostseestadion – und in dieser Saison haben sie Verstärkung bekommen. Acht von den charakteristischen Flutlichtern sind aktuell über Rostock zu sehen und dieser nicht gerade alltägliche Anblick sorgt für ein bizarres Bild.

      Jahrelang hat man bei Hansa Geld gesammelt und die Flutlichter dank diverser Spenden und großer Unterstützung aus der Fanszene nun rekonstruieren können. Die alten Masten waren marode geworden. Auch aus der Redaktionskasse wanderten natürlich ein paar Euro vor dem Spiel in die Sammelbox. Aufgestellt sind die neuen Lichtspender schon, gegen die „Löwen“ erstrahlte aber zum letzten Mal die alte Technik. Ein Heimspiel von Hansa ist ohnehin immer ein Spektakel, doch vor dieser einmaligen Kulisse schraubten sich auch die restlichen Erwartungen in die Höhe.

      Das Spiel der zwei hochgewetteten Drittligisten sollte die Ansprüche durchaus erfüllen. Gerade Hansa suchte die Zweikämpfe, kam immer wieder gefährlich in den gegnerischen Strafraum und konnte per Doppelschlag vor der Halbzeit in Führung gehen. Spieler des Spiels sicher Maximilian Krauß, der dank ständiger Unruhe im Angriffsspiel das Ruder auf die Seite seiner Mannschaft riss und mit seinem Spielstil im Alleingang für das entscheidende zweite Tor sorgte. Auf den Rängen passierte so weit nicht sehr viel Besonderes. Während die „Süd“ ihr Programm runterspulte, wie gehabt eine beeindruckende Mitmachquote erreichte und am Ende der Partie einen Dank an alle Flutlichtspender verkündete, wurde im Block 9A allerdings die ganze Partie über gezündelt. Respekt zollen konnte man unter diesen Umständen natürlich auch dem kompakten Auswärtsblock.

      Hansa hatte angekündigt, dass alle Zuschauer nach dem Abpfiff auf ihren Sitzen bleiben sollten. Und mit dem Heimsieg im Rücken entwickelte sich eine gewisse Vorfreude. Nach einem kurzen Einspieler von der ehemaligen Hansa-Legende Dieter Schneider, der beim ersten Spiel im Ostseestadion unter Flutlicht 1970 das Tor hütete, wurde das Licht ausgeschaltet und eine Pyroshow sorgte für große Augen. Die neuen Masten erstrahlten nicht mehr. Vermutlich wird es beim nächsten Heimspiel dann erneut etwas „Bling-Bling“ geben. Oder auch nicht. Denn herabfallende Teile der Pyroshow sorgten dafür, dass sich Dachbefestigungen lösten und einen 9-jährigen Jungen krankenhausreif verletzten. Das war’s jedenfalls mit den alten Masten. „Sag zum Abschied leise Servus“, möchte man da passend zu dem Spiel und Gegner hinterherrufen.

      Wir wünschen dem Buben gute Besserung und vermuten, dass über den Köpfen der Zuschauer in Rostock zukünftig nur noch die neuen LED-Strahler brennen werden. (mm)

      FC Ingolstadt U19 – FC Nürnberg U19 – 3:1

      Die 66. BILDERBUCHBUDE der Woche kommt aus dem bayerischen Ingolstadt. Bis zur Saison 2009/10 haben „die Schanzer“ hier ihre Heimspiele ausgetragen, ehe es zur Saison 2010/11 in den Neubau ging.
      Heute spielt in der alten Heimat „nur noch“ die zweite Mannschaft des FC Ingolstadt und dessen U19.
      Ein Besuch lohnt sich aber auch trotz der übersichtlichen Kulisse. Schönes Wochenende!


      13.09.2025
      Bezirkssportanlage Süd-Ost Ingolstadt
      FC Ingolstadt U19 – FC Nürnberg U19 – 3:1

      TSV 1860 München – TSV Havelse – 3:2

      TSV 1860 München – TSV Havelse – 3:2

      „FLUTLICHTSPEKTAKEL BEI MÜNCHENS GROẞER LIEBE“

      14.09.2025

      3. Liga
      Städtisches Stadion an der Grünwalder Straße
      Zuschauer: 15.000

        MÜNCHEN — Am 03.08.2019 besuchte ich das städtische Stadion an der Grünwalder Straße und sah dort ein 2:5 zwischen der zweiten Mannschaft vom FC Bayern und Viktoria Köln. Dieses torreiche Spiel lief vor 2.141 Zuschauern und fühlte sich irgendwie falsch an. Diese geile Bude muss man eigentlich mit 1860 kreuzen. Sechs Jahre lang trug ich das ungute Gefühl mit mir herum und freute mich, als die 3. Liga dieses Spiel auf Sonntag 19.30 Uhr terminierte, da ich am Wochenende sowieso in der bayerischen Landeshauptstadt übernachtete. Wenn wir ehrlich sind, ist diese Anstoßzeit für alle Auswärtsfahrer ein Schlag ins Gesicht. Die tapferen Jungs und Mädels aus Garbsen nahmen die 671 Kilometer auf sich und mussten ihren kleinen Gästeblock noch mit anderen neutralen Besuchern teilen, weil die Gästetickets in den freien Verkauf gingen. Auch ich musste diese bescheidene Alternative wählen, da der Heimbereich für alle Fans einfach zu klein ist. Die Diskussion über eine Erweiterung des Stadions gibt es nun aber schon jahrelang, doch der Oberbürgermeister möchte lieber einen weiteren Versuch riskieren, Olympia nach München zu holen, als 1860 zu helfen, das Stadion auszubauen. Diese Ungerechtigkeit drückten die Fans der Löwen im Laufe des Spiels auf mehreren Bannern aus.

        Pünktlich ging das Spiel los, und währenddessen wir den schönen Gesängen auf der Tribüne lauschten, vergaben die Löwen gute Gelegenheiten, um in Führung zu gehen. Kurz vor der Pause konnten sie dann per Doppelpack verdient in Führung gehen. In der zweiten Hälfte stellten die Gastgeber das Fußballspielen ein und Havelse kam zurück ins Spiel. Als Volland in der 85. Minute vorzeitig duschen gehen musste und Havelse drei Minuten später sensationell den Ausgleich erzielte, war die Laune bei den meisten Fans eher mittelmäßig. Der Schiedsrichter gab sieben Minuten Nachspielzeit, und wie aus dem Nichts kamen die Giesinger Jungs zurück ins Spiel und konnten mit der letzten Aktion den Siegtreffer erzielen.

        Ekstase pur im Heimbereich und ein Eklat im Gästeblock. Zwei dumme Menschen fingen an zu jubeln und holten eine Lok-Leipzig-Fahne heraus. Folgerichtig wurden diese Vollhonks vom Sicherheitspersonal freundlich aus dem Stadion begleitet.

        Meine Mitstreiter und ich gingen völlig zufrieden aus diesem Prachtexemplar von Stadion heraus und schworen uns, hier noch einmal hinzukommen. Mich hat diese super Stimmung der Kurve ohne Dach einfach fasziniert und Lust auf mehr gemacht. Dazu steht diese alte Hütte mitten in der Stadt, nicht an der Autobahn oder an einer Kuhwiese. Die Busse müssen auf der Straße parken, und alle Kneipen sind vor und nach dem Spiel voll mit Fußballfans. Das ist einfach geil! Oder um es anders zu beschreiben. „DAS IST FUSSBALL, DAS IST MÜNCHENS GROẞE LIEBE!“ (mb)

        FC Bayern München – Hamburger SV – 5:0

        FC Bayern München – Hamburger SV – 5:0

        „DER GRILL BLEIBT KALT“

        13.09.2025
        Bundesliga
        Allianz Arena
        Zuschauer: 75.000

        MÜNCHEN — Nach sieben Jahren gab es am Samstag wieder den Nord-Süd-Klassiker zwischen dem Rekordmeister und dem Aufsteiger aus Hamburg. Unterschiedlicher konnten die Verhältnisse beim 120. Aufeinandertreffen nicht sein. Die einen haben einen Kaderwert von über einer Milliarde Euro, die anderen vergeigten sechs Jahre in Folge den Aufstieg ins Oberhaus. Umso größer war die Vorfreude aller auf das Duell. Unsere Redakteure aus Schwechheim reisten mit den unterschiedlichsten Verbindungen nach München. Die einen kreuzten vorab noch eine schöne Bilderbuchbude in Ingolstadt, die anderen setzten ihr Kreuz in Heimstetten, und der Schreiberling buchte die volle Experience beim FC Bayern und hörte siebenmal Freed from Desire im Bayern-Campus.

        Danach brachte uns ein Redakteursvater in sieben Minuten zur Allianz Arena. Beide Fanlager wurden am Einlass getrennt, um sich dann direkt im Umlauf wiederzutreffen. Den Sinn habe ich noch nicht ganz kapiert. Aber es wurde noch verwirrender. Wer sich als Gästefan ein Bier mit Alkohol kaufen möchte, muss dies im Unterrang holen; oben im Gästebereich wird nur alkoholfreies Bier ausgeschenkt – und dazu ist der Pfand oben noch teurer. Zwar nur zehn Cent, aber wer bekanntlich den Cent nicht ehrt, ist des Euro nicht wert. Egal, ob man ein Bier mit Alkohol oder ein Wasser in der Hand hat. Mit diesem Getränk oder auch mit jeglicher anderer Nahrung bleibt es den Gästen verwehrt, dies auf ihrem gebuchten Platz zu konsumieren. Das i-Tüpfelchen passierte dann rund 15 Minuten vor Spielbeginn. Ein kleiner Junge bekam von seinem Papa eine Tüte Popcorn und wollte diese mit auf seinen Platz nehmen. Dies war natürlich nicht erlaubt, und der Ordner drückte auch kein Auge zu. Also sollte dieser ca. fünfjährige Junge, der wahrscheinlich zum allerersten Mal ein Auswärtsspiel besuchte, die große Tüte Popcorn in wenigen Minuten vor dem Einlass verspeisen – zehn Meter weiter gingen jedoch zwei ältere Herren im Heimbereich mit ihrem Bier ungehindert zu ihrem Platz und tranken dort in der ersten Hälfte genüsslich. Genau das ist Diskriminierung, FC Bayern! Die DFL wirbt mit „Gib Rassismus keine Chance“ und positioniert sich klar gegen Diskriminierung, aber zehn Prozent der Zuschauer im Stadion wird verboten, Wasser zu trinken, während sie das Spiel verfolgen.

        In der Zwischenzeit schlang der kleine Junge traurig sein Popcorn in den Magen, während beide Kurven ihre Choreografien aufbauten. Die Südkurve feierte sich und ihr Gründungsjahr, zugleich präsentierte der HSV stolz seine drei Buchstaben, untermalt von ein paar Rauchtöpfen und jeder Menge Fahnen.

        Als beide Seiten ihre Materialien noch abbauten, durften die 75.000 Zuschauer in der restlos ausverkauften Allianz Arena schon zweimal das berühmte „Yabba Dabba Doo“ hören. Der Gast aus Hamburg wurde, wie in den Jahren vor dem Abstieg, hergespielt und teilweise lächerlich gemacht. Die Bayern verzauberten 29 Minuten lang das elitäre Publikum auf den Längsseiten und gingen mit 4:0 in Führung. Danach muss der ehemalige HSVer Vincent Kompany seinen Spielern wohl gesagt haben, dass sie aufhören sollen, Fußball zu spielen, weil sonst der Grill am Volksparkstadion wieder glühen würde. Trotz des einseitigen Ergebnisses wurde besonders im Gästebereich weiter lautstark supportet. Man kann allen Fans des HSV nur für diese Leistung gratulieren, denn der Support war trotz der miserablen Leistung auf’m Platz einfach nur bärenstark. Auch die Schickeria war optisch gut aufgelegt und zündete mehrmals im Verlauf des Spiels. Über die Lautstärke kann man sich in München immer streiten.

        Nach dem Spiel kam ich in ein nettes Gespräch mit einem Bayern-Fan, der mir offen und ehrlich die Situation erklärte. „Wir haben 5–10.000 Fans, die die Mannschaft supporten wollen, und dann ist man im eigenen Stadion natürlich gegen die Gästefans nicht in Überzahl und sieht somit immer schlecht aus. Die restlichen 57.000 Zuschauer kommen wegen der Stars und der guten Ergebnisse.“ Um es noch einmal mit den Worten von Uli Hoeneß zu sagen. „Wollt ihr Ribéry und Robben?“ Der Großteil der Besucher will die Stars, und daher gibt es in der Allianz Arena eine viel zu große Anzahl an Hochbetagten und zu wenig echte Fans! (mb)

        BV De Graafschap Doetinchem – Willem II Tilburg – 1:1

        BV De Graafschap Doetinchem – Willem II Tilburg – 1:1

        „GROUNDHOPPERS WELCOME“

        12.09.2025
        Eerste Divisie
        Stadion de Vijberberg
        Zuschauer: 10.549

        DOETINCHEM – Das Wochenende stand ins Haus und gemütlich sollte die Komplettierung der Regionalliga West vorangetrieben werden. Die Sportfreunde Siegen gastierten am Freitag-Abend beim 1.FC Bocholt, eine gelungene Abwechslung in Sachen Auswärtsfans und gut erreichbar von Schwechheim. Kurz vor der Abfahrt dann der Schock: Heimbereich ausverkauft! Alternativen mussten her, die Fahrt nach Bocholt war aber unausweichlich: Ein Hotel in der Nähe bereits gebucht und das Auto voller Blablacar-Mitfahrer.

        Nachdem auch eine kurzfristige Akkreditierung am Hünting scheiterte, ruhten die Hoffnungen auf dem niederländischen Zweitligisten aus dem Gelderland. Zwar gab es auch bei De Graafschap Tickets nur gegen Vorlage der Mitgliedschaft. Doch die Holländer haben einen Service eingerichtet, der mir an diesem Abend des Arsch rettete: „Groundhopper-Tickets“. Dafür gibt es extra eine E-Mail-Adresse, um mit dem Verein in Kontakt zu treten. In der zweiten Mail muss man einige Fragen beantworten, seinen Perso abfotografieren und sogar einen Nachweis über seine Groundhopper-Existenz erbringen. Dem Vorschlag des Vereins, das Futbology-Profil zu screenshoten, ging ich nach. Und die elektronische Kommunikation, die im Stau zwischen Hamburg und Bremen stattfand, wurde schließlich mit einer positiven Antwort von De Graafschap gekrönt. Groundhoppers welcome. Seht ihr Bocholt: So wird das gemacht!

        Wer hat sich auch schon mal gefragt, weshalb dieser Verein „De Graafschap“ heißt? Hier die Antwort: Doetinchem liegt mitten in der ehemaligen Grafschaft Zutphen und bildete die größte Stadt in diesem historischen Gebiet. Stellvertretend für diese ganze Region hat man sich nach einer Fusion im Jahre 1954 den Namen „De Graafschap“ verpasst. Um das Jahr 2000 herum hatten die Gelderländer ihre beste Zeit, spielten 8 Jahre am Stück Eredivisie. Irgendwann in diesen Jahren entstand auch der Beiname „Superboeren“, nachdem der Verein von den niederländischen Großstadtfans immer wieder als „Bauern“ verspottet wurde, verpasste sich der Klub aus der 60.000-Einwohner-Stadt diesen selbstironischen Spitznamen. Vielleicht etwas vergleichbar mit Meppen auf der anderen Seite der Grenze.

        Tatsächlich lag dann eine Eintrittskarte mit dem Vermerk „Groundhoppers“ an der „Rezeption“ für mich bereit und der Abend konnte starten. Das Stadion „Vijverberg“ ist eine typisch-holländische Blechkiste mit Flutlichtern. Da kann schon Stimmung drin aufbranden, aber auch der traditionelle Standort mitten im Wohnviertel spielt immer eine Rolle bei der DNA der meisten NL-Vereine. Im Stadion gab es jedenfalls aus dem „Hopperblock“ sogleich zwei Fanszenen zu bestaunen. Die Gäste stehen direkt neben den Heimfans und der kleine, eingezäunte Bereich sah proppevoll aus.

        Zu Beginn dann sogar eine kleine Choreo von Tilburg, bei der die Sticker-Kultur des Vereins eine Rolle spielte und die Elemente der Choreo zunächst für Zaunfahnen gehalten wurden. Ansonsten solider Support auf beiden Seiten, ohne dass man sich nennenswerte Notizen machen musste. Mit einer Ausnahme: Nach rund 10 Minuten hüllte sich der Gäste- und Heimblock zeitgleich in eine große, schwarze Blockfahne mit der Botschaft: „Stop collectieve Straffen“. Übersetzung überflüssig. Da man zuvor in der Stadt schon entsprechende Plakate und Aufkleber entdecken konnte, kündigte sich hier wohl ein Motto-Spieltag in den Niederlanden an. Bei diesem Protest wird auch für mehr Freiheit auf den Auswärtstouren plädiert, was in unserem Nachbarland u.a. an eine verpflichtende Busfahrt gekoppelt ist. Wer hier mehr Informationen möchte, dem sei die gleichnamige Internetseite der Bewegung ans Herz gelegt.

        Das erste Ausrufezeichen dieser Partie setzten die Gäste jedoch auf dem Rasen: Nach etwa 50 Sekunden ging Tilburg mit der ersten Chance in Führung. Und dem Absteiger sah man die reife Spielanlage an: Immer wieder scheiterte Willem II gefährlich vor dem Tor. Doch De Graafschap – mit zuletzt drei Niederlagen in Folge gehörig unter Druck – überstand die schwierige Anfangsphase und bekam zunehmend Sicherheit ins Spiel. Mitte der ersten Halbzeit erspielten sich die Hausherren immer bessere Torchancen und vergaben jeweils knapp. Kurz vor der Pause nach einer schönen Kombination dann endlich der verdiente Ausgleich! Nach dem Wiederanpfiff ein ähnliches Bild: Doetinchem war dem Sieg näher, am Ende waren die „Superboeren“ aber sichtlich erleichtert die Negativ-Serie gestoppt zu haben.

        Mehr als zufrieden ging es mit dem Abpfiff schließlich wieder über die Grenze nach Deutschland zum wohlverdienten Schlafplatz in Krefeld. Dank der Kulanz des Zweitligisten konnte der Start einer persönlichen Negativ-Serie an diesem Freitag verhindert werden. Eine kleine Geste für den Verein, eine große Erleichterung für den Groundhopper. (mm)

        Demminer SV II – SV Traktor Dargun II – 3:0

        Freitag in der Früh ist es Zeit: Die BILDERBUCHBUDE DER WOCHE wartet. Ausgabe 65 heute aus dem schönen Mecklenburg-Vorpommern. Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nah liegt? Hier in Demmin kommt der verwöhnte Hopper auf seine Kosten. Alle Besucher können mit einer Runde um die begehrte Rasenfläche der Leidenschaft voll und ganz nachkommen. Fotomotive gibt es zahlreich. MV tut gut!


        26.04.2025
        Stadion der Jugend (Demmin)
        Demminer SV II – SV Traktor Dargun II – 3:0

        FC Schönberg 95 – SG Dynamo Schwerin – 0:3

        FC Schönberg 95 – SG Dynamo Schwerin – 0:3

        „ZWISCHENRUFE ALLER ART“

        07.09.2025
        Landespokal MV
        Palmberg-Stadion
        Zuschauer: 433

        SCHÖNBERG – Jahrelang stand der FC Schönberg im Fokus der Öffentlichkeit. Bevor die Nordwestmecklenburger vor 10 Jahren den Sprung in die Regionalliga Nordost packten, qualifizierten sich die „Maurine-Kicker“ stolze 7 Mal für den DFB-Pokal. Im Jahre 2000 gab sich der FC Bayern München vor 16.000 Zuschauern im äußersten Nordwesten Ostdeutschlands die Ehre. Zwei Jahre später schaute auch der HSV im Palmberg-Stadion vorbei. Doch nicht zuletzt eine 0:15-Niederlage gegen Kaiserslautern sorgte dafür, dass die Schönberger in der Ewigen DFB-Pokal-Tabelle bis heute den letzten Platz belegen.

        Um den DFB-Pokal ging es auch am vergangenen Sonntag, wenn man denn so will. Denn für die Teilnahme an dem prestigeträchtigen Wettbewerb ist der Gewinn des Landespokals schließlich Voraussetzung. Die Zeit der großen Spiele in der kleinen Stadt nahe der Ostseeküste sind eigentlich vorbei. Die Highlights in den vergangenen Jahren kann man an einer Hand abzählen. Doch wenn es denkwürdige Spiele gab, hieß der Gegner oft: Dynamo Schwerin. In der vergangenen Saison trafen beide Teams zuletzt im Pokal aufeinander und die klassentieferen Schönberger zogen durch einen 1:0-Erfolg in die nächste Runde ein.

        Nachdem ein Verbandswechsel und eine Umgruppierung in die Regionalliga Nord vom NOFV abgelehnt wurde, zogen sich die Mecklenburger 2017 aus der Regionalliga zurück. Auch die hohen Reisekosten in der Nordost-Staffel führten dazu, dass der Etat schmolz. Nach einigen Jahren in der Landesliga, gelang den 95ern im Corona-Jahr 2020 die vorzeitige Rückkehr in die MV-Liga. In der Verbandsliga hat man sich mittlerweile wieder in der oberen Hälfte etabliert, was auch einhergeht mit dem einen oder anderen (regional) bekannten Namen im Kader. Vor allem einige Kicker aus dem nahen Lübeck werden immer wieder in Schönberg kompostiert, das gilt aktuell sogar für den Trainer. Bei bestem Wetter fanden sich an diesem Spätsommer-Nachmittag rund 500 Personen auf der großen Tribüne des kleinen Stadions ein, das seine Rekord-Kapazitäten aus dem DFB-Pokal mit Zusatztribünen erreichte. Letztes Jahr im Landespokal gegen Hansa Rostock wurde nach Jahren mal wieder so eine mobile Stahlrohrtribüne aus der Mottenkiste geholt.

        Solche Maßnahmen mussten gegen Dynamo nicht getroffen werden, auch wenn es den Eindruck hinterließ, dass sich die jeweiligen Fanlager fast gleichmäßig auf die Kulisse verteilten. Als Dynamo noch nicht überregional in der Oberliga auftrat, waren sie in der Redaktion ein gern genommener Gegner bei den Spielen auf dem Lande in den Verbandsklassen. Und an dem Auftritt hat sich nicht viel geändert. Neben einer dreistelligen Auswärtsfahrerzahl und vielen Zaunfahnen, ist vor allem das ein oder andere Erscheinungsbild der weinroten Schlachtenbummler interessant. Sagen wir mal so: Vor über 35 Jahren ist die Mauer gefallen – und einige Personen waren vermutlich bis heute nicht einmal „drüben“.

        Aber was will man sich „da drüben“ auch abgucken? Das Bällchen bei Dynamo rollt gut und der Kader ist mit Spielern aus aller Welt bestückt. In dem Zweitrundenspiel stellte sich schnell heraus wer die bessere Mannschaft ist. Die Gäste gingen irgendwann auch in Führung und hätten diese ausbauen können, bis es ein Elfmetergeschenk für die „Maurine-Kicker“ gab, das der heimische Angreifer kläglich vergab. Und auch wenn die Schönberger von diesem Schiedsrichter-Pfiff profitierten, war ein Schuldiger an diesem Tag schnell gefunden: Der Spielleiter.

        Dass man kaum mal Passstafetten über zwei Stationen auf den Rasen bekam und jeden Konter verdaddelte, spielte bei der Live-Analyse der sportlichen Führung auf der Tribüne keine Rolle. Dieses Verhalten gipfelte schließlich in einem Platzverweis für den Trainer. Nach den späten Treffern zum 0:2 und 0:3 verstummten dann irgendwann die energischen Zwischenrufe aller Art. Das war fast ein bisschen schade, denn welches Publikum erlaubt sich schon lautstarke Provokationen gegen einen Verein, der für eine Attitüde bekannt ist, die vielen das Fürchten lehrt? Immer wieder schallte es im Chor Richtung Gäste: „Scheiß Dynamo!“. Und das, wo vor Ort keine Fantrennung mehr herrscht und Anhänger beider Vereine auf der Tribüne sitzen.

        Hat am Ende auch geklappt und das war alternativlos, denn: Der Gästekäfig wurde in der siebtklassigen Landesliga zu einem VIP-Parkplatz umgebaut. (mm)