NK Omiš – NK Zagora Unešic – 2:1
„PER MOTORBOOT ZUM GROUND“
05.10.2024
NL JUG
Stadion Anđelko Marušic
Zuschauer: 120
OMIŠ – NK Omiš, gegründet im Jahr 1919, trägt seine Heimspiele im städtischen Stadion nah am Hafen aus. Grund genug endlich mal wieder mit dem Schiff anzureisen. Dieses mal selbst als Kapitän.
Ungefähr 1200 Fußballspiele konnte ich in meinem Leben bisher besuchen. Davon ca. 800 per Auto, 200 per Flugzeug, 150 per Zug und ein paar mit dem Fahrrad. Auf den Wasserstraßen konnten lediglich zwei Grounds gekreuzt werden. Irgendeinen Kick haben wir vor Jahren mit der Elbfähre aus Glückstadt angesteuert. Damals schrieb ich noch mit zwei Kumpels das Fanzine „Dat Moped“. Den meisten Lesern dürfte das Heft völlig unbekannt sein, da wir damals nur kleine Auflage von 75-150 Stück gedruckt haben. Teils waren die Berichte so persönlich, dass diese nur für den erweiterten Freundeskreis geeignet waren. Als vor ein paar Monaten die Idee aufkam den Landboten aktiver zu gestalten, freute ich mich richtig vom Chefredakteur zu hören, ob ich nicht Interesse hätte mitzuschreiben. Auch wenn es in meinen Berichten primär sowieso eher um Land und Leute, statt um den Sport selbst geht, war schnell klar, dass ich dabei bin.
Nun aber zurück zu dem zweiten Spiel, bei dem ich per Fähre angereist bin. 2018 habe ich Newcastle United einen Besuch abgestattet und bin damals von Amsterdam aus angereist. Über die Reederei DFDS kann man sogenannte Fußballreisen buchen. Klingt richtig scheiße, ist es aber gar nicht. Meine damalige Partnerin hat für 140 EUR (!) pro Person eine Fährfahrt nach Newcastle und zurück gebucht. Ebenfalls war im Preis eine Eintrittskarte für ein Premiere-League-Spiel im St. James Park und eine Hotelübernachtung in einem vernünftigen 4-Sterne-Hotel in Newcastle enthalten. Full Breakfast inklusive. Zusammengefasst also drei Nächte im Doppelzimmer + Premiere League für 140 EUR. 80 Prozent des Publikums auf der Fähre machen deutsche, niederländische und englische Junggesellenabschiede aus. Ich habe mich damals richtig wohlgefühlt und ordentlich Gas gegeben. Tipp an dieser Stelle für die trinkfeudigen unter euch: Holt euch im Casino der Fähre Jetons für mindestens 100 USD. Wenige Momente später werden euch die Chips und zusätzlich ein kleines Armband überreicht. Das Armband berechtigt zum Wein- und Biertrinken – all night long! Da sich das Casino und die „Disco“ in ein und dem selben Raum befinden, ist das ganze recht praktisch. Kurz beim Black Jack 10 Dollar auf das erste Drittel gesetzt und abgewartet bis an der Kasse Personalwechsel war. Kaum saß eine andere Dame hinter der Glasscheibe, habe ich meine restlichen Chips gegen 90 USD wieder zurückgetauscht. Die Formel lautet: 100 USD – 90 USD = 10 USD für den ganz großen Gewinn: Die ganze Nacht Getränkeflatrate. Ob der Trick noch klappt, kann ich leider nicht sagen.
Zurück nach Omiš: Ganz so spektakulär verlief der Tag nicht, aber dennoch mindestens genau so schön. Im verschlafen Dorf Omiš stellt das Highlight definitiv die Burgruine von Omiš dar. Umschlossen von ein paar netten Gassen, weiß neben der Burg, inklusive Altstadt, auch der Hafen gut zu gefallen. Hier kann man sich für 35 EUR ein Motorboot für zwei Stunden ausleihen. Ein Bootsführerschein wird nicht benötigt, da die kleinen Schiffe nur um einen 6-PS-Außenbord-Motor verfügen. Die Schiffsfahrt führte uns entlang der Cetina bis zu einem kleinen Anleger. Hier kann man das Schiff befestigen und in einem Biergarten etwas trinken und essen. Danach geht der Weg entlang des Flusses zurück bis nach Omiš, wo man gerade zu auf das Stadion schippert.
Zum Anpfiff lungerten ein paar Jungendliche hinter Tor herum und warfen einen Böller aufs Spielfeld. Der Auftritt umfasste aber nur ein Zeitfenster von knapp 3 Minuten. Die Jungs waren zur 5. Spielminute wieder weg. Von dort an bis zum Ende der Halbzeit regnete es durchgehend. Immerhin konnte vor dem Bergpanorama ein Regenbogen bestaunt werden. Der Ground ist allgemein richtig toll gelegen: Von der großen Haupttribüne hat man zur linken Seite perfekten Blick auf die Berge und auf der rechten Seite liegt in unmittelbarer Nähe die Adria mit ihrem türkisfarbenen Wasser. Auf der Haupttribüne sollten ungefähr 5000 Zuschauer Platz finden. Tatsächlich verirrten sich aber nur 120 Zuschauer auf die Tribüne. Während des Spiels habe ich mich noch mit einer kroatischen Frau über Hajduk Split und die Torcida unterhalten. Die gute Dame war ungefähr 60 Jahre alt aber wusste über alles perfekt Bescheid. Wahnsinn, wie sehr in Kroatien und auf dem Balkan allgemein die aktiven Szenen abgefeiert werden. Im D-A-CH Raum undenkbar, wobei in den letzten Jahren sehr positive Veränderungen verzeichnet werden konnten. Auch die mediale Berichterstattung hat sich meines Erachtens schon positiv geändert: Aus „Pyro-Chaoten“ wird in den letzten Jahren oft „Ultras mit Mega-Pyroshow im Gästeblock XY“ gemacht.
Das Spiel in Omiš war Recht ansehnlich und die Hausherren konnten das Spiel 2-1 gewinnen. Bestimmt wurde der Kick klar von Omiš und nur durch einen Patzer des Torwarts konnnten die Gäste in der 85. Spielminute noch einen Anschlusstreffer erzielen. In der 60 Minute hatte ein weiterer Deutscher die Schnauze voll und zog ab. Ground nicht zählbar – Grüße nach Wolfsburg…
Im Anschluss ging’s noch über einen abenteuerlichen Weg in die Berge. Dort nur 16km entfernt von Omiš, befindet sich die „Konoba Kremenko“. Das Restaurant im „Fred Feuerstein“-Design kannte ich noch von einem zurückliegenden Kroatien-Besuch. Essen weiß zu zivilen Preisen weiterhin zu gefallen und ein aus Holz nachgebautes Fred-Feuerstein-Mobil gibt es auch zu bestaunen. Hvala! (hd)




