Fram Reykjavík – Valur ReykjavÍk – 4:1

Fram Reykjavík – Valur ReykjavÍk – 4:1

„ISLAND KANN SO SCHÖN SEIN…“

28.07.2024
Stadion Framvöllur Úlfasárdal
Besta deild
Zuschauer: ca. 750

REYKJAVÍK – Nach drei wunderbaren Tagen auf Island mit reichlich Action und viel Sonnenschein ging es am Sonntag-Abend bei feinstem Schmuddelwetter an den Stadtrand von Reykjavík. Es sollte die Schlusspointe einer kleinen Reise werden. Insgesamt 41 isländische Meisterschaften trafen an diesem Abend im „Framvöllur Úlfarsárdal“ aufeinander. Das Stadion vom achtzehnmaligen Meister Fram, das erst seit letztem Jahr existiert. Neben vier Flutlichtern sticht in dem Neubau eigentlich nur eine große Multifunktionstribüne ins Auge. Island kann so schön sein. Hier in der Peripherie von Reykjavík, mit den kleinen Plattenbauten im Hintergrund, dem grauen Einerlei am Atlantik-Himmel und peitschendem Regen von der Seite, ist diese Ansicht aber durchaus relativ.

Trotzdem bringt der Fußball bei Fram Spaß. Am anderen Ende der Welt. An diesem vermeintlichen Sommertag. Und überhaupt – auf Island kann immer mal was dazwischenkommen. Zum Beispiel ein abgebrochener Gletscher, der die Ringstraße überflutet und den einzigen Weg nach Reykjavík blockiert. Für diese Partie – Siebter gegen Dritter – ging es also einmal komplett um die Insel. Gut 12h Anfahrt um dem Kräftemessen zwischen „Knattspyrnufélagið Fram“ und „Knattspyrnufélagið Valur“ im Stadtduell beiwohnen zu können – so die isländischen Original-Vereinsnamen der beiden Vereine.

Für 3000 Kronen – rund 20 Euro – gibt es Einlass auf die Tribüne und einen Bon als Eintrittskarte von der Kassenrolle. Vor dem Anpfiff werden erstmal Light-Bier und „Hamborgari“ für insgesamt erneut knapp 20 Euro fällig. Selbst auf Island ist man natürlich nicht der einzige Groundhopper bei so einem Spiel. Und das ist gut so, denn nach der bitteren Botschaft von der Straßensperre an der Südküste, fand man am gleichen Abend in Akureyri noch Unterschlupf bei einem Kollegen, der ebenfalls auf der Insel weilte. Was für ein unglaublicher Zufall, zumal die Bude als „Error Fare“ und Suite mit 3 Schlafzimmern für schlappe 23€ gebucht wurde. Nicht mal eine Polizeikontrolle und der folgende Alkoholtest kurz vor dem Ziel, konnte diesen glücklichen Umstand verhindern.

Die Akteure auf dem Rasen trotzten derweil den äußeren Umständen und begeisterten die kälteempfindlichen Zuschauer mit Power-Fußball von der ersten Minute an. Nach zwei schönen Toren und einem Elfmeter steht es schnell 3:0 für Fram („Vorwärts“), die in diesem Spiel gegen den Europapokal-Starter Valur wohl eher als Außenseiter gelten. Die Gäste um den ehemaligen Bundesliga-Spieler Gylfi Sigurðsson schlagen noch vor der Pause zurück. Im zweiten Abschnitt entwickelt sich ein schnelles Spiel mit vielen Chancen für Valur, die aber immer knapp daneben zielen. Ein Raunen geht das ein oder andere Mal durch das Stadion. Die kleine Support-Truppe von Fram unterstützt ihre Elf mit Trommelschlägen und Gesängen, die manchmal auf die übrigen Besucher überschwappen.

Auch auf Island gilt die Weisheit: Machst du die Tore vorne nicht, kriegst du sie hinten. Einer der wenigen Entlastungsangriffe landet schließlich zum 4:1-Endstand im Tor von Valur. Welche Weisheit vor diesem Wochenende allerdings neu war: Dass man sich wettertechnisch auf eine Rückkehr nach Deutschland freuen kann – und so ging es mit einer Träne im Knopfloch direkt nach der Partie zum Flughafen nach Keflavik, wo der Flieger in die Sommerdestination Hamburg schon auf dem Rollfeld wartete. (mm)

Halmstads BK – IFK Värnamo – 1:0

Halmstads BK – IFK Värnamo – 1:0

“ABENDSPIEL IN DER ALLSVENSKAN”

27.07.2024
Örjans Vall
Allsvenskan
Zuschauer: 7.377

HALMSTAD – Endlich darf der Redakteur mal in den wohlverdienten Urlaub. Pünktlich am Freitagmittag ausgestempelt und ab in den Norden! Da der August in diesem Jahr quasi ein kompletter Urlaub ist, geht es auf der ersten Tour endlich mal wieder nach Skandinavien. Wer hier vergangene Berichte von mir gelesen hat, entdeckt vielleicht eine leichte Vorliebe für Skandinavien. Die Vorfreude ist groß, am Samstagabend stand auch schon das erste Spiel für mich in der Allsvenskan an.

Halmstads BK spielte zur etwas ungewöhnlichen Anstoßzeit 20:00 Uhr. Ich glaube, ich brauch keinen von unseren Lesern erzählen, dass mir die Ansetzung natürlich gefällt. Top Zeit! Einen kleinen Tipp gebe ich gerne noch mit, wenn ihr in Schweden seid, besucht doch mal den Burgerladen “MAX”. Hier wurde ich schnell und zu fairen Preisen gestärkt, top Laden! Vor Ort angekommen, erschreckte mich etwas das erhöhte Zuschaueraufkommen, mit so vielen Zuschauern habe ich nicht gerechnet. Die Partie bot uns ein wenig Spannung, beide Teams waren in der unteren Tabellenhälfte und beide brauchten den kleinen Befreiungsschlag. Die anwesenden Zuschauer mussten bis in die zweite Halbzeit (63′) warten, um das Siegtor von Halmstads BK zu sehen. Somit gelang es dem Heimteam, für einen größeren Abstand zu den Abstiegsplätzen zu sorgen.

Nach dem Spiel ging es flott zum Auto, Schweden war eben nicht mein letztes Ziel auf der Reise. Der Weg nach Gjøvik (Norwegen) musste zumindest schon einmal mit einer Teilstrecke absolviert werden. (tp)

FC Gütersloh – MSV Duisburg – 0:1

FC Gütersloh – MSV Duisburg – 0:1

„LIEBE KENNT KEINE LIGA“

26.07.2024
Ohlendorf Stadion im Heidewald
Regionalliga West
Zuschauer: 8.400 (ausverkauft)

GÜTERSLOH – Die Regionalliga West hat einen neuen Zuschauermagneten und der kommt dieses Jahr aus Duisburg! Zum ersten Spiel in der Regionalliga West gingen die Karten in Gütersloh weg wie warme Semmeln. Als ca. 5.000 Karten verkauft wurden, schlug ich für’n Zehner auch zu und holte mir das Ticket.
Mit drei weiteren Mitfahrern von Blablacar ging es dann sehr zeitig auf die Piste und nach 268 Kilometern in 4 1/2 Stunden war ich endlich am Stadion. Das Auto stellte ich in der nächsten Seitengasse ab, betrat 100 Meter später den Ground und kam gerade rechtzeitig zum Spielbeginn ins Stadion. Punktlandung!

Der Gast aus Duisburg tat sich am Anfang schwer ins Spiel zu kommen, übernahm dann aber ab der 30. Minute die Kontrolle. Kurz nach der Pause konnte der MSV das goldene Tor durch Steffan Meuer mit einem Distanzschuss ins lange Eck erzielen. Danach verwalteten die Gäste das Spiel und gingen am Ende verdient als Sieger vom Platz.

Das Ohlendorf Stadion im Heidewald bietet eine überdachte Sitzplatztribüne und ringsherum Stufen. Schöne Oldschool Hütte!

Der Star der Veranstaltung waren auf jeden Fall die ungefähr 6.000 mitgereisten Gästefans aus Duisburg. Da steigt man sang- und klanglos aus der dritten Liga in den Halbprofibereich ab und auf einmal entsteht eine Euphorie und alle wollen in der Regionalliga dabei sein. Sowas gibt es glaube ich nur in Deutschland. Die Liebe kennt keine Liga!

PS: Für den Rückweg brauchte ich trotz Boxenstopp beim goldenen M exakt zwei Stunden weniger! (mb)

Hampden AFC – Gorbals United – 4:0

Halò, die BILDERBUCHBUDE der Woche (8) spielt eine sehr wichtige Rolle in der Entstehung der heutigen Fußballgesellschaft.
Der altehrwürdige Cathkin Park befindet sich in Glasgow, Schottland. Am 15.03.1884 fand hier das Spiel Schottland vs England vor ca. 10.000 Zuschauern statt und dieses Spiel war das allererste Fußballspiel auf der Welt, wofür es offiziell Eintrittskarten gab.

Bei meinem Besuch 135 Jahre später bekam ich keine Eintrittskarte und es verirrten sich nur 18 weitere Zuschauer. Ich trotzdem sehr glücklich meinen Länderpunkt mit diesen legendären Ground gemacht zu haben. Aber wie kam es eigentlich dazu? Es war der reinste Zufall! Mein Vater und ich kamen ganz früh morgens in Glasgow an, marschierten zum Hotel, konnten noch nicht einchecken und guckten was so in der Nähe ist. Ein Kilometer entfernt steht der Hampden Park. „Lass mal vorbei schauen“. Google Maps schickte uns durch den „Cathkin Park“ und aufeinmal sahen wir mitten im Park die noch vorhandenen Tribünen und zwei Mannschaften am warm machen. So war es um uns geschehen, Hampden und der Hotelmokel mussten warten, wir tauchten in schottische Fußballgeschichte ein.

Cathkin Park
Hampden AFC – Gorbals United – 4:0
(06.04.2019)

Calcio Lecco 1912 vs. UC Sampdoria 0:1

Calcio Lecco 1912 vs. UC Sampdoria 0:1
-FANANSTURM IN LECCO-

01.05.24
Stadio Mario Rigamonti-Mario Ceppi
Serie B
Zuschauer: 5.431

LECCO – Beim zweiten Spiel das Tages wurde ebenfalls das Panorama vom Wetter eingeschränkt und es mussten die Fans rausreißen.

In einigen Medien wurde über 3.000 Gästefans fabuliert. Offiziell gingen 850 Auswärtstickets in den Verkauf, tatsächlich dürften es dann in etwa doppelt so viele gewesen sein.

Wie immer ein starker Auftritt von Doria, wobei aber Lecco trotz des bevorstehenden Abstiegs ordentlich dagegen hielt.

Auf dem arg ramponierten (Kunst!)rasen lieferten beide Teams ein zähes Spiel ab, aber in der 81. Minute fiel doch noch das 0:1. Damit sprang Sampdoria auf einen Playoff-Rang und Andrea Pirlo darf weiter auf die Rückkehr in die Serie A hoffen. (hr)

Sarpsborg 08 FF – SK Brann Bergen – 1:1

Sarpsborg 08 FF – SK Brann Bergen – 1:1

„EINE STADT SIEHT GELB“

20.07.2024
Stadion Marienlyst
Eliteserien
Zuschauer: 5.962

SARPSBORG – Knapp 10 Stunden ging es mit dem miefigen Flixbus von Kopenhagen nach Norwegen. In Sarpsborg angekommen, wartete nach mehreren Kilometern Fußmarsch bei amtlichen Sommertemperaturen die nächste Tristesse auf den schlafgebeutelten Groundhopper. Sparsam wie man ist, baute man sich im Norden von Kopenhagen nämlich ein Zelt auf und wurde nach einem blitzsauberen Sommertag von einer Nacht mit einstelligen Temperaturen sprichwörtlich kalt erwischt. Spätestens nach der Wanderung zum größten Wasserfall Europas kam man wieder auf Touren. Der Wasserfall ist allerdings ein Reinfall und wird mittels Turbinenkraft leider industriell genutzt.

Die Stadt könnte auch in NRW erbaut worden sein. Doch wie im Ruhrgebiet, lieben sie ihren Verein in ihrer Stadt. Überall hängen blau-weiße Fahnen und fast jeder Passant trägt ein Sarpsborg-Trikot. Spieltagsstimmung, auch weil viele rote Punkte auf den Bürgersteigen auftauchten – Brann Bergen war gekommen! Bergen reiste als Tabellenzweiter in den Süden Norwegens. Die gute Spielanlage der Gäste blieb nicht verborgen. Das aktuelle Formhoch von Sarpsborg aber auch nicht – zuletzt fuhr der Aufsteiger zwei Siege ein und gewann dabei prestigeträchtig 4:1 gegen Rosenborg Trondheim. Das Kellerkind zog dem dreimaligen Meister aus Bergen mit richtig kecken Rebounds den Zahn. Ein halbes Dutzend Großchancen sprangen dabei heraus. Wie durch ein Wunder ging es zunächst allerdings torlos in die Pause.

In der zweiten Halbzeit beruhigten sich die Gemüter zunächst, die Hektik war dem Spiel entwichen. Bis zu einer letzten Aktion in der Extra-Time. Da schlug ein hart erkämpfter Freistoß nach einem wuchtigen Kopfball endlich für Sarpsborg im Netz ein. Wie so oft antwortete der Favorit direkt im Gegenzug – 1:1. Jetzt wurde es wieder hitzig. Mehrere Betreuer erhielten Platzverweise. Das Heimpublikum nach dem Schlusspfiff nun völlig auf Zinne, buhte den Unparteiischen gnadenlos aus. Die Kritik am Schiedsrichter zeigte Wirkung und kurz vor dem Kabinentunnel zückte er stellvertretend für die ganze Haupttribüne die Gelbe Karte. Eine Stadt sieht Gelb.

Das Wochenende in Norwegen stand im Zeichen des Protests gegen den „Video Assistant Referee“. Am Folgetag sollte die Partie in Trondheim gegen Lillestrøm nach massiven Störungen abgebrochen werden. Auch in Sarpsborg gab es es Transparente und Doppelhalter. Die Gäste aus Bergen hielten sich im pickepackevollen Gästeblock mit Kritik allerdings zurück. Und dem Sarpsborger Anhang mag es niemand übel nehmen, dass sie das Spiel nicht störten. Nach äußerst mäßigem Saisonstart steht man mit den aktuellen Ergebnissen nämlich souverän über dem Strich. (mm)

Viborg FF – Brøndby IF – 3:3

Viborg FF – Brøndby IF – 3:3

„DAS KLEEBLATT FÄLLT DOCH IN DEN BRUNNEN“

21.07.24
Superliga
Energi Viborg Arena
Zuschauer: 7.658

VIBORG – Während der Sommerpause –die für die nimmermüde Redaktion nicht wirklich eine war- rauchten die Köpfe, wer wo über den Saisonstart in den Nachbarligen berichtet. Recht schnell fiel dann aber die Wahl auf Polen sowie Dänemark/Norwegen und so saß ich am Sonntag im Auto Richtung Norden für einen Doppler „Fodbold“. Vor dem Zielspiel in Viborg schaute ich bei Silkeborg gegen SønderjyskE vorbei. Ein biederer Sommerkick auf sterilem Kunstrasen ohne große Highlights auf und neben dem Feld, der reichlich Platz im Notizbuch für das zweite Spiel ließ.

Von Silkeborg waren es nur 40 Minuten nach Viborg und es blieb vor dem Spiel noch reichlich Zeit für den Genuss der obligatorischen Pølse. Fast sieben Euro ärmer, aber gut gestärkt ging es rein in die Energi Arena. Außen platzt der Lack schon ab. Die in Skandinavien fast schon typische Kombi Stadion-Büros-Shopping versprüht wenig „Energi“, allerdings macht die Kompaktheit innen einiges wett. Die Einrang-Tribünen wurden im Zuge des Neubaus in den 2000ern schön nah ans Spielfeld platziert. Sehenswert sind zudem die Flutlichtmasten in altmodischer Gitterkonstruktion.

Zum Saisonauftakt empfingen die Kleeblätter den Vizemeister. Brøndby hatte in einem dramatischen Finale am letzten Spieltag die Meisterschaft im eigenen Stadion verspielt und entsprechend motiviert war der voll besetzte Gästebereich. Es war also alles angerichtet. Zum Einlaufen der Mannschaften flog ein bisschen gelbes Konfetti und ein zaghafter gelber Rauchtopf fand seinen Weg in den Innenraum. Die Sydsiden überzeugte von Beginn an mit einer hohen Mitmachquote und die Hüpfeinlagen wussten zu gefallen. Auf Heimseite schossen die Shamrock Ultras grüne Rauchfontänen in die Luft.

Auf dem Rasen crashte Vester schon nach 11 Minuten die Party im Gästeblock und brachte Viborg in Führung. Beide Mannschaften spielten mit offenen Visier und zur Halbzeit stand es 2:1. Genauso engagiert supporteten die Fanlager und die Partie machte richtig Spaß. Zwischendurch gab es noch ein Support-Spruchband für einen Bröndby-Fan sowie einen Gruß an die Freunde aus Dortmund, eingerahmt von vier Fackeln.

Im zweiten Durchgang nahmen alle Beteiligten ein bis zwei Gänge raus. Bröndby fehlte die Durchschlagskraft und etwas hygge plätscherte das Spiel Richtung Heimsieg. Allerdings brach dann in der Nachspielzeit der komplette Wahnsinn aus: der kurz vorher eingewechselte Yeboah traf in der 92. Minute zum Ausgleich. Vier Minuten später stellte Jensen wieder auf Sieg Viborg, nur um in der 98. das 3:3 erneut durch Yeboah zu kassieren. Völlige Ekstase im Gästeblock und kurz darauf der Abpfiff.

Selig fuhr ich nach Hause und die fast vier Stunden Fahrt vergingen wie im Flug. Farvel Danmark! (hr)

Stalowa Wola – Górnik Łęczna – 0:1

Stal Stalowa Wola – Górnik Łęczna – 0:1

“RÜCKKEHR IN DIE ZWEITE LIGA”

20.07.2024
I Liga
Stadion PCPN
Zuschauer: 3.764

STALOWA WOLA – Für diese Polen-Tour nutzte ich das erste Mal das Flugzeug statt Auto. Die Verbindung Berlin – Krakau Samstagfrüh und Sonntagabend zurück, lockte mich und weitere Mitfahrer. Der Ball rollte in Polen an diesem Wochenende wieder im Pflichtspielbetrieb. Um in der südöstlichen Region ein paar Spiele zu sehen, lohnt sich eben die Buchung eines Mietwagens und der Flug. Stalowa Wola stand mit der perfekten Anstoßzeit 19:35 Uhr auf unserem Zettel als drittes Spiel des Tages. Heute war für den Verein das erste Spiel nach der Rückkehr in die zweite polnische Liga.

Ein schöner Fußballabend konnte starten, die Tickets besorgten wir vorab, kosteten 9€ und bescherten uns einen wunderschönen Sonnenuntergang, sowie einen Blick auf die Fanszenen. Die Heimseite feierte mit Pyroshows und Choreo die Rückkehr in die zweite Liga. Der Gästemob aus Łęczna mit einer Anreise von 137 Kilometern waren mit ungefähr 200 Mann anwesend.

Das Sportliche ist schnell erzählt, Stal Stalowa Wola wollte unbedingt und hängte sich rein. Die Gäste hingegen spielten abwartend. Mit Zunahme der Dunkelheit häuften sich die Chancen auf der Heimseite, nur leider fiel kein Tor. In der 95. Spielminute fiel dank einem Abpraller vom Torhüter das 0:1 für die Gäste. Extrem bitter, hatte doch Stal Stalowa Wola den eindeutig besseren Auftritt hingelegt. Mit Spannung bleibt zu erwarten, wie die weitere Saison verläuft.
(tp)

Levski Rakovski U19 – Ferion U19 – 5:2

Die BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (7) kommt diesmal aus Bulgarien. Vor drei Jahren reiste ich für die Derbys in Plovdiv und Sofia nach Südosteuropa. Vor dem hitzigen Aufeinandertreffen zwischen CSKA und Levski schaute ich vormittags im Stadion Rakovski vorbei.
Eine typische Ostblock-Schüssel mit Aschelaufbahn und markanten Betontraversen. Die sind allerdings nur schwer zu erkennen, denn seit Jahren holt sich die Natur das Stadion zurück und von den 18.000 Plätzen sind die meisten überwuchert. Nur der überdachte Teil der Haupttribüne wird noch von Unkraut freigehalten.
Der ansässige Verein Levski Rakovski fungierte früher als Partnerklub für das große Levski und kickt aktuell in der vierten Liga. Die Jugendakademie wird vom ehemaligen Cottbuser Stanislav Angelov geführt und ich sah an diesem Tag die Talente in Aktion.

Stadion Rakovski
Levski Rakovski U19 – Ferion U19 – 5:2
(26.09.2021)

Perak FC – Penang FC – 0:2

Perak FC – Penang FC – 0:2

„HIGHLANDS OHNE KRIEGER“

13.07.24
Malaysia Super League
Stadium Perak
Zuschauer: 5.582

IPOH – Nach vier Tagen und zwei Spielen auf der koreanischen Halbinsel wurde es Zeit für die letzte Etappe meiner Tour durch Asien. Der allseits beliebte Billig-Carrier AirAsia (so viel Werbung muss sein) brachte mich pünktlich von Seoul über Kuala Lumpur nach Alor Setar in den Norden Malaysias. Dort sah ich Spiel Nummer 1 von 3 zwischen Kedah und Kelantan. Dazu folgt sicherlich später noch ein Bericht, denn hier soll es um das zweite Spiel im Bundesstaat Perak am darauf folgenden Tag gehen.

Auch auf dem letzten Abschnitt der Reise sollte für den Landboten das Ressort Kultur nicht vernachlässigt werden und so nahm ich mir ein strammes Tagesprogramm vor. Morgens ging es per Zug von Alor Setar los und ich erreichte ohne Probleme nach 2,5 Stunden Ipoh, die Hauptstadt Peraks. Schnell noch die schöne Town Hall neben dem Bahnhof geknipst und per Mietroller ab in Richtung Osten in die Cameron Highlands. Die alte Möhre von Honda mit Fußschaltung schnaufte ganz schön, brachte mich aber in zwei Stunden zuverlässig in die Teeplantagen rund um Tanah Rata. Nach allen getätigten Schnappschüssen, einer standesgemäßen Tasse Tee und Apple Pie rief innerlich wieder die Malaysia Super League. Also zwei Stunden runtergedüst, Roller abgegeben und ab zum Perak Stadium.

Dort war Penang von der gleichnamigen Insel zu Gast und hatte etwa 40 Fans in einheitlichen weißen Shirts mitgebracht. Auf der Heimseite fand sich im Oberrang neben der Anzeigetafel ein Haufen mit dem simplen Namen „The Supporters“ zusammen. Die zogen ihr Ding im europäischen Stil mit Schalparaden, Schwenkern und melodischen Gesängen durch. Leider wirkte das Ganze in dem 40.000er bei etwas über 5.000 Zuschauern doch recht verloren. Das überdimensionierte Stadion erinnerte mich stark an die Bude in Gimcheon ein paar Tage vorher.

Auf dem Feld ließ Perak mehrere Chancen aus und wurde mit dem Halbzeitpfiff durch einen perfekt gezirkelten Freistoß bestraft. Im zweiten Durchgang ergab sich die ein oder andere Chance, aber statt einfacher Abschlüsse musste es typisch malaysisch ein Strahl in den Winkel oder wahlweise ein Fallrückzieher sein. Führte alles zu nichts und brachte die Supporters gegen Ende auf die Palme. Penang machte dann in der Nachspielzeit den Deckel drauf, wobei der Torwart sehr schlecht aussah. Ohne Selbstvertrauen und ohne Kampfgeist stand die dritte Niederlage für Perak in Folge. Krieger gibt es in den malaysischen Highlands also aktuell wohl nicht. (hr)

Mjällby AIF – Malmö FF- 2:1

Mjällby AIF – Malmö FF- 2:1

“KEIN SCHÖNER SOMMERTAG FÜR MALMÖ-FANS AM STRANDVALLEN”

13.07.2024
Strandvallen
Allsvenskan
Zuschauer: 7.500 (sold out)

HÄLLEVIK – Typisch für meine Reise durch Skandinavien begleitete mich auch an diesem Juli-Tag stets der Regen auf meinem Weg zum Strandvallen in Hällevik im Süden von Schweden am Rande der Ostsee. Hier trägt der aktuell Tabellendritte der Allsvenskan aus Mjällby seine Heimspiele aus und konnte hier zum Topspiel gegen den Tabellenführer aus Malmö eine volle Hütte verbuchen, denn nach nicht mal 24 Stunden konnte der freie VVK schon wieder beendet werden!

Das Strandvallen liegt, wie es der Name sagt, auch am Strand, allerdings im Nachbarort von Mjällby, nämlich Hällevik. Vier allein stehende Tribünen, davon 3,5 überdacht, lediglich der Anhang aus Malmö durfte sich an diesem Sommertag den Regentropfen frönen. Die Gästetribüne befindet sich zwar hinter dem Tor, allerdings waren im gesamten Stadion Fans des MFF zu finden, was sich vor allem beim Torjubel zeigte. Die aktive Fanszene von MAIF steht wiederum auf Höhe der Mittellinie und kann einen kleinen Block ihr Eigen nennen; umfasst deren Kern doch auch nur rund 100 aktive Supporter.

Die Fans von Mjällby lieferten dennoch zum Intro ein kleines Fahnenmeer mit Spruchband über den Großteil der Tribüne wohingegen die Malmö Fans mit einem einfachen Pyro-Intro ihrer Mannschaft Feuer unter dem Hintern machen wollten. Dies gelang in der ersten Hälfte aber gar nicht, denn der MAIF spielte sie hier an die Wand und ging folgerichtig zur HZ mit 1:0 in Führung und erhöhte diese 14 Sekunden nach Wiederanpfiff schon auf 2:0. Jetzt wachte auch Malmö auf und kam durch ein Eigentor zum Anschluss. Die größten Lichtblicke für Malmö blieben jedoch die immer wieder vereinzelt aufblinkenden Bengalos im Gästeblock. Bis auf ein wütendes Anrennen kam dann auch nicht viel mehr bei deren Spielern raus und somit holte sich der kleine Club aus Mjällby die drei Punkte im Rennen um Europa. Frenetisch wurde dies auch nach dem Abpfiff mit Gesängen und bengalischen Feuern gefeiert und für den Schreiberling ging es am nächsten Tag zurück in die Heimat. (tk)

IFK Norrköping – Djurgården IF – 1:3

IFK Norrköping – Djurgården IF – 1:3

“DER FUSSBALLHIMMEL IN NORRKÖPING ERSTRAHLT IN ROT-GELB-BLAU”

08.07.2024
PlatinumCars Arena
Allsvenskan
Zuschauer: 12.636

NORRKÖPING – Einer der vielen Orte in Schweden, welches mit einem -köping endet, doch eine der Top-Adressen, welche der schwedische Fußball zu bieten hat. Bei durchgängigem Regenwetter erreichte man mehr als pünktlich die Stadt, welche zwischen Lin- und Nyköping auf der Karte zu finden ist und den 13-maligen schwedischen Meister beheimatet.

Die PlatinumCars Arena liegt mitten in der Stadt im Viertel mit dem vielversprechenden Namen Kneippen. Vier Flutlichtmasten ragen hier in den Abendhimmel, allerdings ist das Innere des Stadions vor wenigen Jahren erneuert wurden, sodass man drei von vier Tribünen überdacht und bestens bestuhlt vorfindet. Aber halt, eine Tribüne hat es mir dann doch angetan: die Gästetribüne. Gastfreundlich ohne Dach standen hier die 1500 offiziellen Anhänger des DIF (eher waren es 2500) und trotzten dem Regen von Norrköping mit bekannten Schlachtrufen, gutem Tifo-Einsatz und zum Anpfiff der zweiten HZ mit einer riesigen Pyroshow, welche den gesamten Block erstrahlen und das Stadion noch Minuten später eingenebelt hinterließ.

Überhaupt hatten die Gäste hier die gesamte Zeit die Hoheit sowohl über das Spielgeschehen, als auch auf den Rängen und fuhren einen ungefährdeten 3:1 Sieg ein. Die Peking-Ultras vom IFK konnten allerdings auch regelmäßig gute Akzente setzen und zeigten, dass man hier durchaus von einer intakten Fanszene reden kann, welche aber bei so einem Kaliber wie DIF schlichtweg unterlegen ist. In den letzten Minuten hörte dann auch der Regen etwas auf und passend zum Abend leuchtete ein Regenbogen in den Farben von DIF über dem Stadion und zeigte auch schon von Weitem, wer hier heute im 7. Fußballhimmel ist und die Punkte mit nach Hause nimmt.(tk)

Gimcheon Sangmu – Suwon FC – 2:3

Gimcheon Sangmu – Suwon FC – 2:3

„TABELLENFÜHRER, JUNG, SPORTLICH SUCHT ZUSCHAUER“

09.07.24
K League 1
Gimcheon Stadium
Zuschauer: 1.085

GIMCHEON – Nach dem Sonntagsspiel in Hangzhou galt es am Montag noch einen beruflichen Termin wahrzunehmen, bevor ich meine Chinatournee für 2024 beendete. Am Dienstagmorgen hieß es dann „Zàijiàn“ und ich hob nach Seoul ab. Wie erwartet lief alles ziemlich reibungslos und pünktlich wie die koreanischen Maurer erreichte mein Zug Gimcheon im Herzen Südkoreas.

Die Stadt und die Gegend drumherum finden sich nicht gerade auf den ersten Seiten der gängigen Reiseführer, aber dafür ist das Stadion preisverdächtig. Ausgestattet mit einer Laufbahn wie andere Sportanlagen aus der Zeit vor der Weltmeisterschaft 2002 sind die Tribünen ewig weit weg geplant worden. Weitestgehend unüberdacht wird der Look mit mächtigen Flutlichtmasten und den klobigen Anzeigetafeln komplettiert.

Leider hielt sich diese Begeisterung bei den Menschen in Gimcheon offensichtlich in Grenzen. Obwohl die Gastgeber vor der Partie Tabellenführer waren, verirrten sich von den ca. 145.000 Einwohnern letztlich nur etwas über 1000 Seelen ins weite Rund. Übrigens ligaweiter Negativrekord in der aktuellen Saison. Da halfen auch nicht die mobilen Tribünen, um das Stadionerlebnis nahbarer zu machen.

Fairerweise muss man aber dazu sagen, dass es wie aus Eimern schüttete und Sangmu in der jetzigen Form erst seit 2021 existiert. Seit den 80ern kickte der Armeesportklub in den Amateurklassen Koreas vor sich hin, bis vor drei Jahren die Militärführung und lokalen Behörden daraus eine professionelle Franchise gründeten. Dazu gehört auch, dass die Mannschaft nur aus Wehrpflichtigen besteht und keine ausländischen Spieler verpflichtet werden dürfen. Salutieren der Auswechselspieler vor der Haupttribüne inklusive.

Auf dem Rasen bescherten die Profis von Suwon dem kleinen Gästehaufen eine Führung mit zwei Toren zur Halbzeit. Der zweite Durchgang wurde mit vielen Torraumszenen wild und die Soldaten glichen aus, nur um drei Minuten später das 2:3 zu kassieren. Leider nervte der Stadionsprecher ständig mit seiner lautstarken Anfeuerung der Zuschauer. Eine Marschkapelle hätte besser gepasst, aber die waren wahrscheinlich auf Übung. (hr)

FK Dukla Praha – MFK Vítkovice – 4:0

Moin! Eine weitere Arbeitswoche ist fast geschafft und die Gedanken sind bestimmt schon bei der nächsten Tour. Für die sechste (6) Ausgabe der BILDERBUCHBUDE DER WOCHE geht es, wie bereits letzte Woche, in ein Nachbarland.

Dieses Mal führt uns der Weg jedoch in das wunderschöne Tschechien und dort zu einer absoluten Lieblings-Stadionperle. Willkommen zurück in der höchsten Spielklasse des Landes, denn in der kommenden Spielzeit wird Dukla Prag im „Stadion Juliska“ wieder Gegner wie Slavia, Sparta oder Baník Ostrava begrüßen dürfen!

Seit 1960 trägt der Traditionsverein Dukla hier seine Heimspiele aus. Das Highlight des Stadions ist natürlich die große, überdachte Sitzplatztribüne, auf der knapp 8.000 Zuschauer Platz nehmen können. Neben Fußballspielen finden hier auch Leichtathletikwettkämpfe statt. Nimm auch du mit einer leckeren Klobasa auf der schönen Tribüne Platz und genieße das Panorama von Prag!

Das erste Ligaheimspiel findet bereits am 20.07.2024 um 20:00 Uhr gegen Viktoria Pilsen statt.


Stadion Juliska, FK Dukla Praha

FK Dukla Praha – MFK Vítkovice – 4:0

(24.06.2020)

IK Sirius – IFK Norrköping – 5:1

IK Sirius – IFK Norrköping – 5:1

“EIN STUDENT AUS UPPSALA UND VIELE TORE”

01.06.2024
Allsvenskan
Studenternas IP
Zuschauer: 6.529

UPPSALA – Ein Ort nördlich von Stockholm, den man natürlich einmal besuchen muss, um irgendwann die Komplettierung der schwedischen Ersten Liga zu vollstrecken. Bei wunderschönen Temperaturen von 25 Grad und strahlender Sonne ein richtig angenehmer Tag in Uppsala. Wie so oft bei meinen Besuchen in Schweden. Beheimatet ist hier der Erstligist IK Sirius, heute kam es zum Kellerduell gegen die Mannschaft aus Norrköping. Die Saison in Schweden ist noch lang, dennoch war es für das Heimteam ein Befreiungsschlag im Tabellenkeller. Das Stadion in Uppsala besteht aus 3 Holztribünen und einer Haupttribüne. Sehr schön anzusehen und erinnerte mich an meinen Besuch in der Pancho Aréna in Ungarn. Für mich definitiv eines der besseren Stadien in Schweden.

Mich beeindruckte allerdings noch viel mehr, dass beide Fanszenen für dieses Spiel ein Intro vorbereiteten. Vor allem der Gästeblock überraschte mich positiv, bei dem Spielverlauf sank die Stimmung und die Mitmachqoute leider sehr schnell. Ein schönes Fahnen-Intro und ein paar Fackeln ließen die Gesichter staunen. Nicht viel erwartet und mal wieder positiv überrascht. Im Heimbereich zündete man zu den meiner Meinung nach sehr schönen Vereinsfarben ein paar Rauchtöpfe in blauer und schwarzer Farbe.

Die Stadt Uppsala in Schweden war eventuell schon in vielen Ohren, dieser eine Student aus Uppsala begleitete uns durch das Wochenende. Schöner Song, passt zu diesem schönen Land und den tollen Leuten. Die Rückfahrt nach Stockholm verging wie im Flug, die Bahnstrecke zwischen Uppsala und Stockholm ist wirklich gut ausgebaut und gefühlt fährt jede 5 Minuten ein Zug. Die nächste Schweden-Tour wurde am Abend auch noch gebucht, es gefällt mir hier einfach zu gut. (tp)

Nanjing City – Shanghai Jiading – 0:0

Nanjing City – Shanghai Jiading – 0:0

„EINEN ALTEN BAUM VERPFLANZT MAN NICHT“

06.07.2024
China League One
Wutaishan Stadium
Zuschauer: 4.918

NANJING – „Leckeres Essen, nette Leute, tolle Sehenswürdigkeiten“. Schon dutzendfach gesagt oder gehört, aber bei Usbekistan passt das wirklich zu 100 Prozent. Die fünf Tage Aufenthalt habe ich wirklich genossen und eigentlich war das viel zu wenig, aber die Pflicht rief. Mit „China Southern“ flog ich am Montagabend nach Peking und arbeitete über die Woche meine Termine ab.

Im Vorfeld hatte ich den Part in China über das Wochenende gestreckt, um noch Gelegenheit für Stadionbesuche zu haben. Geografisch machten Nanjing am Samstag und Hangzhou am Sonntag am meisten Sinn. Also schnell die Züge, Hotels und Tickets gebucht. Doch halt, so einfach ist es in der Volksrepublik leider nicht. Eintrittskarten sind nur kompliziert online erhältlich, Tageskassen sucht man vergeblich. Papiertickets? Komplette Fehlanzeige. So unerbittlich ist nicht einmal die UEFA. Dank der Mithilfe der chinesischen Kollegen schaffte ich es aber, mir in der WeChat-App Karten für beide Spiele zu kaufen. Xièxie!

In Nanjing angekommen nahm ich die Metro durch die halbe Stadt Richtung Stadion für umgerechnet 40 Cent. ÖPNV und Sozialismus passen eben zusammen. Nanjing City kickt seit vier Jahren in der zweiten Liga und stand immer im Schatten von Jiangsu Suning, die 2020 zum ersten Mal die chinesische Meisterschaft holten. Allerdings ließ der Besitzer den Klub nach der Saison wie eine heiße Kartoffel fallen und so vertritt nur noch Nanjing City die Stadt im Profifußball. Die Vereinsfarben sind die Gleichen (Blau-Gelb) und so tummelten sich Shirts beider Vereine auf der Tribüne.

Apropos Tribüne: die befinden sich in einer Art Parkanlage und in mehreren Blöcken des „Wutaishan Stadium“ wachsen Bäume. Habe ich in dieser Zahl so auch noch nicht gesehen und musste natürlich eifrig dokumentiert werden. Im Hintergrund erheben sich die Wohnblöcke und Hotels, was zusammen mit den wuchtigen Flutlichtmasten im Sonnenuntergang noch ein tolles Fotomotiv lieferte.

Bei 35 Grad am Abend kamen ca. 5.000 Zuschauer, davon auch ein paar Versprengte aus Shanghai. Zum Einlaufen zogen die Nanjing Fans eine Blockfahne hoch, deren Übersetzung ich leider schuldig bleiben muss. Im Anschluss versuchten zwei Capos die Menge zu motivieren und auch die Schwenker gingen ab und an hoch. Nichts Weltbewegendes, aber für null Erwartung war ich zufrieden.

Auf dem Feld gab es hüben wie drüben nicht viele Chancen. Nach über zwei Stunden Brutto-Spielzeit in der gefühlten Waschküche hatte auch der Schiedsrichter genug und pfiff das Spiel torlos ab. (hr)

Europeada 2024

EM-SPEZIAL

Europeada 2024 – die Europameisterschaft der nationalen Minderheiten

FLENSBURG – EM und kein Ende. Während die Bilder aus den Stadien zwischen Hamburg und München aktuell um die ganze Welt gehen, fand in Schleswig-Holstein und Jütland eine weitere Europameisterschaft statt. Die EM der nationalen Minderheiten – großzügig unterstützt vom Bundesministerium für Inneres und organisiert von der FUEN. Die Föderalistische Union Europäischer Minderheiten. Genauer gesagt stieg das Turnier in Süd- und Nordschleswig. Beides Regionen, die von dänischen und deutschen Minderheiten geprägt werden. Gespielt wurde auf 14 Sportplätzen und Stadien, von denen sich 4 auf dänischem Staatsgebiet befanden. In Kruså, Sønderborg, Tønder und Aabenraa rollte der Ball. In Südschleswig, in Deutschland, standen den Akteuren u.a. drei verschiedene Plätze in Flensburg zur Verfügung, wo auch das Finale im Manfred-Werner-Stadion über die Bühne ging. In einem ausgeglichenen Endspiel gegen Occitània konnte sich am Ende erstmals Friûl nach einem 2:0-Sieg die Krone aufsetzen. Wer bereit ist ein Startgeld in Höhe einer dreistelligen Summe aufzubringen, ist dabei. Eine Vorab-Qualifikation findet nicht statt. Wir berichten von 3 Vorrundenspielen.

Serbs in Croatia – FC Pomak 24:0

30.06.2024
Sportzentrum Holmberg
Zuschauer: ca. 125

HARRISLEE – Die Spieler liefen schon um 13.53 Uhr auf den Rasen ein und nichts stand einem pünktlichen Anpfiff im Weg, doch niemand hatte die Rechnung mit dem Bürgermeister und der Bürgervorsteherin von Harrislee gemacht. Beide mussten noch ihren Senf dazugeben.

Um kurz nach Zwei ertönten die Hymnen für die Serben aus Kroatien und die zerstreute Minderheit vom Balkan. Das zusammengewürfelte Team „FC Pomak“ lief bei seiner zweiten Teilnahme ohne Schienbeinschützer auf und es kam der leise Verdacht auf, dass dies nichts werden kann. Aber dass die Spieler so auf die Fresse kriegen, hatte niemand erwartet.

Am Ende zappelte der Ball 24 Mal im Netz der Minderheit aus Bulgarien und co. Damit waren sie leider auch noch gut bedient. Man musste echt Mitleid mit dieser Auswahltruppe haben. Im zweiten Gruppenspiel holten die Pomaken ganze 28 Mal den Ball aus dem Netz. Auf das Platzierungsspiel um den vorletzten Platz gegen die Rumänischen Roma verzichtete Pomak danach vorsichtshalber. (mb)

FC DFK Oberschlesien – Roma National Minority Team Romania – 13:0

01.07.2024
Walter-Rau-Stadion
Zuschauer: ca. 10

NIEBÜLL – Montag, 1. Juli, knapp zweistellige Temperaturen, teils starke Schauer, stürmische Böen, auffrischender Wind. Das erste Spiel an diesem Turniertag startet bereits um 10.45 Uhr. Viel zu früh für den Wochenbeginn und daher wird der Gong erst zum zweiten Spiel des Tages geschlagen. Der FC „Deutscher Freundeskreis“ Oberschlesien empfängt als Favorit in Niebüll die rumänischen Roma.

Eine Handvoll Zuschauer verliert sich im Walter-Rau-Stadion, das bis auf einen Bandenumlauf keinerlei Ausbau bietet. Für das leibliche Wohl ist gesorgt. Die, die gekommen sind, haben aber einiges zu erzählen. Oberschlesien, die Gegend um Kattowitz, blieb nach nach dem Krieg die Heimat von bis zu einer Million Deutschen. Das Spiel startet mit den Hymnen, wobei für den DFK „Oberschlesien, mein Heimatland“ erklingt. Man fühlt sich bei diesen Tönen einhundert Jahre in der Zeit zurückversetzt. Der Teambetreuer der Oberschlesier wird über 90 Minuten nicht müde, mit seinem leicht polnischen Akzent die Vorteile von Deutschland gegenüber Polen zu betonen. Doch bei näherer Betrachtung fällt auf, dass alle Spieler polnische Namen tragen und auf dem Spielfeld auf Polnisch kommuniziert wird. Die letzten 70 Jahre haben Spuren hinterlassen.

Auf dem Feld sprechen die Schlesier allerdings eine klare Sprache: 13:0 kanzelt der Favorit die Roma aus Rumänien ab. Das Team aus dem heutigen Polen ist eine gut gecastete Elf. Bei den Oberschlesiern geben Kreis- und Bezirksliga-Legenden den Ton an, während die Roma aus einem bunt zusammengewürfelten Haufen aus untrainierten Spielern und Ü40-Kickern bestehen. Nach den maximalen Spielerwechseln beim DFK hält sich das Ergebnis im zweiten Abschnitt sogar noch in Grenzen.

Das Endresultat sorgt für grenzenlose Euphorie im „Heimatland“ Oberschlesien, wie berichtet wird. Leider besiegelt das Viertelfinal-Aus gegen den späteren Titelträger Friûl wenig später das viel zu frühe Ende dieser guten Truppe. So ähnlich wie die deutsche Elf bei ihrer Heim-EM. (mm)

Südtirol – Nordschleswig – 7:0

01.07.2024
Bank Park Tønder
Zuschauer: ca. 100

TØNDER – Was wäre die Europeada in Deutschland und Dänemark ohne einen grenzübergreifenden Doppler? Dafür nimmt man sogar einen Revisit in Kauf. Zumal Tønder auf dem Plan stand. Die vielleicht schönste Kleinstadt Dänemarks liegt gerade mal 5km hinter der Grenze und ist als romantische Hochzeitsstätte im ganzen Land bekannt. In Wahrheit ging eh kein weiteres Spiel an diesem Tag ohne Revisit. Der Erstbesuch in Tønder lag schon lange zurück und ging als Nullnummer in die Statistik ein.

Ein torloses Spiel war an diesem späten Nachmittag nicht zu erwarten. Südtirol reiste nicht nur als Titelverteidiger zu diesem Match an, die Norditaliener gewannen bisher alle vier Ausgaben des Turniers! Dementsprechend einseitig gestaltete sich das Spiel, wobei sich Nordschleswig – die Deutschen in Dänemark – noch wacker schlug. Südtirol hinterließ einen sehr fitten und eingespielten Eindruck. Angeblich handelt es sich bei der Auswahl um die zweite Mannschaft des Serie-B-Teams FC Südtirol. Landesliga-Niveau war das allemal. Angefeuert wurde das Team geschlossen von der Frauenvertretung, die ebenfalls bei dem Turnier an den Start ging und am Ende den Pokal holte. Der viermalige Europameister und Titelverteidiger bei den Herren musste hingegen überraschend gegen Occitània im Viertelfinale die Segel streichen.

Das immens geförderte Turnier verbindet Fußball und Kultur auf perfekte Weise. Spielerisch ist die ganze Bandbreite an Fähigkeiten vertreten und das zu einer Zeit, in der selbst der Beachvolleyball in der Sommerpause weilt. Kurzum: Die Europeada ist eine echte Alternative zum geldschweren UEFA-Fußball und demonstriert diese Haltung mit freiem Eintritt und sorgfältig ausgewählten Spielorten. (mm)

Portugal – Frankreich – 3:5 n.E.

Portugal – Frankreich – 3:5 n.E.

05.07.2024
Volksparkstadion
EM Viertelfinale
Zuschauer: 47.789

„FRANKREICH BEENDET DIE EM-KARRIERE VON CR7“

HAMBURG – Oft hat man davon geträumt Superstars wie Pepe, CR7, Mbappé oder Griezmann mal live im Volkspark sehen zu können. Dass die genannten Spieler wohl niemals die Raute auf der Brust tragen werden, ist selbsterklärend, und auch von einem Heimspiel in der Champions League ist der HSV meilenweit entfernt. Zumindest gaben sich in der vergangenen Saison Vereine wie der FC Barcelona, Royal Antwerpen und der FC Porto die Ehre, doch da die Champions-League-Heimspiele vom FC Shakhtar in der kommenden Saison nicht mehr in Hamburg, sondern in Gelsenkirchen stattfinden, werden bis auf Bobby Glatzel in naher Zukunft erst einmal keine „Top-Stars“ im Volkspark auflaufen.

Da der Turnierbaum ergab, dass es eine Neuauflage des EM-Finals von 2016 geben wird und das alles auch noch in Hamburg stattfindet, musste die Chance unbedingt genutzt werden. Am Abend vor dem Spiel konnte man sich mit einer Eintrittskarte eindecken.

Am Spieltag wurde sich an den Landungsbrücken auf das Spiel eingestimmt. Dort war ein beeindruckender Fanmarsch der Portugiesen zu sehen. Viele Fahnen wurden geschwungen und melodische Lieder gesungen. Im Stadion später setzten sie ihren stimmungsvollen Auftritt fort und zündeten zur Nationalhymne auch ein bisschen Rauch. Die meiste Pyro zündete aber die UEFA zu ihrer Zeremonie, als die Farben der Kontrahenten in den Himmel geschossen wurden.

Auf dem Rasen war es das Spiel
zwischen dem 1,05 Milliarden teuren Kader der Portugiesen gegen die 1,23 Milliarden Euro teuren Franzosen. Dass es dennoch eines der schlechtesten Spiele werden würde, die ich je im Volkspark gesehen habe, hätte ich vor dem Anpfiff nicht für möglich gehalten – 120 Minuten torloser Gammelkick, hieß die Realität. Die Entscheidung musste durch das Elfmeterschießen fallen, und so war es Theo Hernandez, der die Franzosen nach einem vorangegangenen Fehlschuss von João Felix ins Halbfinale schoss.

Für Ronaldo war es damit das letzte Spiel bei einer Europameisterschaft. Für Frankreich geht es im Halbfinale gegen Spanien weiter. Man darf gespannt sein, wer den Titel holt. (fj)

Como 1907 – AS Cittadella – 2:1

Como 1907 – AS Cittadella – 2:1

„SCHLECHTE AUSSICHTEN – GUTE AUSSICHTEN“

01.05.2024
Stadio Giuseppe Sinigaglia
Serie B
Zuschauer: 7.153

COMO – Nach dem verlängerten Wochenende in Spanien wollte der Redakteur den Tag der Arbeit in Bella Italia genießen.

Auf dem Zettel standen mit Como und Lecco zwei fantastische Panorama-Grounds. Leider war das Wetter nicht so bella und der Regen trübte die Sicht auf die malerische Umgebung doch arg ein.

Entschädigt wurde ich allerdings durch eine nette Choreo der Como Tifosi und einen quasi Last Minute Siegtreffer, der das Stadion komplett freidrehen ließ.

Mit den drei Punkten konnte Como den zweiten Platz festigen – am Ende reichte es für den Aufstieg in die Serie A. (hr)

Holstebro BK – Aarhus Fremad – 1:3

Die BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (5) an diesem Freitag aus Holstebro, Dänemark! Im Westen Mitteljütlands wartet in der vierten dänischen Liga diese Perle auf ihre Besucher. Der ortsansässige HBK kam nie über die zweite Liga hinaus und auch dort gab man nur kurze Gastspiele. Der Zuschauerrekord im „Idrætspark“ datiert aus den 70er-Jahren und liegt bereits über 50 Jahre zurück. Ausverkauft war das Stadion noch nie, die Maximalkapazität wird nicht selten mit 15.000 Zuschauern angegeben, womit die HBK-Heimstätte in den „Top 10“ der größten dänischen Stadien stünde. Die Spielstätte in der 40.000-Einwohnerstadt wirkt leicht überdimensioniert.

Wie viele Zuschauer in diese Bude auch reinpassen mögen – das zauberhafte Rund punktet mit massig Stehplätzen. Aus dem dänischen Buschfunk war in letzter Zeit zudem zu hören, dass am Stadion irgendwelche Veränderungen anstehen. Bitte nicht.

Idrætspark Holstebro

Holstebro BK – Aarhus Fremad – 1:3

(24.05.2021)

Sogdiyona Jizzakh – FK Dinamo Samarkand – 4:2

Sogdiyona Jizzakh – FK Dinamo Samarkand – 4:2

„TRISTESSE UND WELTKULTURERBE GEHT AUCH ZUSAMMEN“

28.06.2024
Uzbekistan Super League
So‘g‘diyona markaziy stadioni
Zuschauer: 4.862

JIZZAKH – Mit dem Kopf voller Eindrücke von Taschkent bestieg ich am Morgen den Zug nach Samarkand. Anfang der 2000er kaufte die usbekische Staatsbahn die ersten Hochgeschwindigkeitszüge und so ging es sehr komfortabel im klimatisierten „Afrosiyob“ zügig Richtung Westen.

Häufig liegen die Bahnhöfe etwas außerhalb, was aber bei Taxipreisen von umgerechnet ca. 1 bis 1,50 Euro pro Fahrt überhaupt kein Problem darstellt. Samarkand (übersetzt „steinerne Stadt“) macht seinem Namen alle Ehre. Der beeindruckende Registan-Platz mit seinen mächtigen Medresen dürfte eins der schönsten Fotomotive in Zentralasien sein. Daneben findet man weitere eindrucksvolle Moscheen und Mausoleen aus der Zeit Amir Timurs bzw. seines Enkels, die zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert erbaut wurden. Als Schnittpunkt der Kulturen wurde Samarkand zudem 2001 von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt.

In der Tat war ich ziemlich geflasht von all den Bauwerken. Allerdings stand für den Abend noch ein Spiel in Jizzakh auf dem Plan, wo ich auf der Hinfahrt noch dran vorbei fuhr. Der Zug benötigte weniger als eine Stunde für die Strecke und gefühlt stieg ich als Einziger aus. Vor Ort gab es keinerlei interessante Sehenswürdigkeiten und die Stadt wirkte merklich trist. In solchen Fällen ist ein ausgedehntes Abendessen eine gute Lösung und schnell fand ich einen Grill-Imbiss mit riesigen Schaschlikspießen. Weltklasse!

Am Stadion angekommen lief ich quasi schon in die Arme der Auswärtsfans von Samarkand, welch ein Zufall des Spielplans. Der Zuschauerandrang war erfreulicherweise deutlich höher als in Taschkent und auf beiden Seiten gab es ein Intro zu bestaunen. Sogdiana warf Kassenrollen und zündete anschließend grünen, blauen, und roten Rauch. Samarkand auf der anderen Seite ließ blauen Rauch aufsteigen. Insgesamt ging das Publikum gut mit und es entwickelte sich ein munteres Spiel. Jizzakh behielt mit 4:2 letztlich die Oberhand.

Auf dem Rückweg durfte ich dann zum ersten Mal die alte usbekische Bahn erleben. Im Sowjetzug ohne Klimatik rumpelten wir zurück nach Samarkand. Aber kein Grund zum Meckern, denn die Fahrt war pünktlich und günstig. (hr)

FK Pakhtakor – FK Bunyodkor – 1:0

FK Pakhtakor – FK Bunyodkor – 1:0

„TRADITION SCHLÄGT JEDEN TREND“

27.06.2024
Uzbekistan Super League
Paxtator stadioni
Zuschauer: 1258

TASCHKENT – Mit dem Spiel Georgien-Tschechien in Hamburg war für mich persönlich die Europameisterschaft vorbei. Jedoch kein Grund zur Trauer, denn wenige Tage später startete ich meine dreiwöchige Asienreise. Neben der wertvollen Tätigkeit für den Landboten geht der Redakteur auch noch einer Lohnarbeit nach (man glaubt es kaum), die mich jedes Jahr im Sommer nach China führt. Je nach Möglichkeit versuche ich, ein bis zwei Aufenthalte in anderen Ländern einzubauen.

Nach Kirgisistan im letzten Jahr fiel die Wahl diesmal auf Usbekistan für den „Hinweg“ nach Peking. Die rumpelige Boeing von LOT hatte über zwei Stunden Verspätung, sodass ich irgendwann in den frühen Morgenstunden in Taschkent ankam. War mir letztendlich egal, denn ich wollte eh auspennen.

Dank einer gehörigen Mütze Schlaf ging ich voll motiviert und mit LSF 50+ eingecremt in die gleißende Sonne von Taschkent. Bei 42 Grad im Schatten zog ich mein Sightseeing-Programm durch und erkannte direkt die ein oder andere Parallele zu Bischkek: Breite Ausfallstraßen, brachiale Sowjetarchitektur. Sehr schön waren die opulent gestalteten Metrostationen und natürlich die Moscheen/Mausoleen.

Am späten Nachmittag hatte die Sonne langsam ein Erbarmen und es war Zeit, zum Ground aufzubrechen. Das Paxtator stadioni verkörpert schon auf dem ersten Blick diesen einzigartigen Sowjet Charme: großzügiger Tribünenring, kein Dach, massive Flutlichtmasten. Es gab also viel zu knipsen. Auch heute noch ist es mit 35.000 Plätzen das offiziell größte Stadion Usbekistans, noch vor dem Neubau des heutigen Gegners Bunyodkor.

Im Stadtduell trafen die Baumwoll-Bauern (Pakhtakor) auf die Erschaffer (Bunyodkor). Letztere erschufen in der Tat vor über 15 Jahren einen waschechten Retortenclub samt Barcelona-Wappen und Rivaldo-Transfer. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere. Mittlerweile ist Bunyodkor ohne große Unterstützung auf dem usbekischen Boden der Tatsachen angekommen und der Altmeister Pakhtator hat wieder das Zepter übernommen.

Auf den Rängen zogen beide Fangruppen mit Trommeln über die gesamte Spielzeit durch. Waren die Melodien durchaus kreativ (z. B. Fluch der Karibik) erschöpfte sich der Support häufig in Schlachtrufen. Aber das ist bei so einem tmTop-Stadion meckern auf hohem Niveau.

Auf dem Feld münzte Pakhtakor seine Überlegenheit früh zum 1:0 um und gab die Führung nicht mehr her. Hochzufrieden und mit vielen Fotos im Gepäck fiel ich gegen Mitternacht ins Bett. (hr)

England – Slowakei – 2:1 n.V.

England – Slowakei – 2:1 n.V.

„DIE SELBSTDARSTELLER VON NYON“

30.06.2024
EM-Achtelfinale
Arena „Auf Schalke“
Zuschauer: 47.244

GELSENKIRCHEN – Irgendein Achtelfinale sollte es bei dieser Heim-EM noch werden und nach kurzer Recherche entschied man sich für das K.O.-Spiel von England in Gelsenkirchen. Dieses Spiel am letzten Geltungstag des 49€-Tickets für den Juni, hatte den Vorteil, dass man theoretisch kostenneutral reisen konnte, so denn keine Verlängerung eintreten würde. Für den Fall der Fälle glühten also die Telefondrähte und irgendwie war schließlich jeder für diesen Spieltag versorgt. Denn dank ziemlich geringer Drittmarktpreise war nach und nach die halbe norddeutsche Groundhopping-Gilde in Gelsenkirchen unterwegs.

Aus mehreren Gründen ging die Zugfahrt allerdings erst in Kirchweyhe los, kurz hinter Bremen. Den Zug-Plan, mit lediglich einem Umstieg in Osnabrück, konnte diesmal nicht mal die DB crashen und so wurde man um kurz nach 4 am Hauptbahnhof GE ausgespuckt. Es stand der dritte Besuch in der Arena an. Mein letztes Spiel „auf Schalke“ fand im Herbst 2013 gegen den VfB Stuttgart statt. Jermaine Jones war damals der Mann des Tages mit zwei Treffern.

Wurde mal wieder Zeit. Das dachten sich auch die Engländer und waren schon Stunden vor dem Anpfiff zur Arena aufgebrochen. Mehrere Male musste ich checken, ob meine Uhr wirklich richtig geht, denn in der Gelsenkirchener Innenstadt war kein Mensch mehr unterwegs, knapp zwei Stunden vor dem Spiel. Mangels Stimmung machte man sich schließlich auch auf den Weg nach Buer.

Bis dahin verlief der Tag ohne Zwischenfälle. Nur die frechen Dönerkioskverkäufer sorgten mit ihren Getränkepreisen für Unmut. Die Tommys waren längst abgezogen und es bestand kein Grund mehr für UEFA-Preise vor Ort. Aber: Kein Bier um Vier. Und so ging es ohne obligatorische Blechbüchse in der Hand per Straßenbahn zum Stadion. Dort war – wie erwartet – der Großteil schon eingekehrt. Also blieb noch Zeit für Tagesordnungspunkt xy: Das Papierticket. Die Verlautbarung von der UEFA, dass es keine Hardtickets gibt, stimmt nämlich nicht. Es gibt sie sehr wohl. Aber nur für den Notfall. Und das meint die UEFA auch so. Ich war für den Notfall präpariert und hatte mir vor der Abfahrt noch schnell ein geschrottetes Alt-Handy in den Rucksack gepackt. Meine schauspielerischen Leistungen waren wohl reif für die „Goldene Himbeere“ und so verließ ich den Ticketschalter tatsächlich mit dem begehrten Papierticket.

Für diesen Ticket-Notfall musste ich diverse Fragen beantworten, sogar ein Foto von mir wurde angefertigt. Aber das kaputte Samsung S4 war der Trumpf und spätestens nach der völlig behämmerten Frage: „Bekomme ich jetzt ein Leihhandy von der UEFA?“ war das Ding in trockenen Tüchern. Was das ganze Ticket-Gedöns betrifft, so würde ich die „Goldene Himbeere“ selbstlos an die Selbstdarsteller von Nyon weiterreichen. Von der völlig überlasteten Ticket-Plattform ganz zu schweigen: Warum verkauft die UEFA nicht gegen Gebühr Papiertickets an Sammler? Für den Schaden, den man damit anrichtet und für den guten Ruf, darf man gerne einen Taler von den Erlösen spenden. Bei der letzten EM waren 14€ (!) für ein papierenes Ticket fällig. Da wären ein paar Cent für den Regenwald sicher drin gewesen. Alles macht man zu Geld, doch der Sammler wird im Regen stehen gelassen. Vielleicht könnte man den ökologischen Fußabdruck auch egalisieren, in dem man im Nachhinein die Ermäßigungen von den Eintrittspreisen für Minderjährige abzieht. Denn die gibt es gar nicht: Kinder müssen Vollpreise zahlen, das gilt selbst für Babys, die noch nicht sitzen können. Klarer Fall: Goldene Himbeere für „Die Selbstdarsteller von Nyon“.

Dennoch: Zufrieden und mit einem Stück Papier in der Hand ging es zum Stadion, das mir nach all den Jahren immer noch gefällt, auch wenn es als „Turnhalle“ verspottet wird. Die Arena war das erste „Hightech-Stadion“ in Deutschland. Irgendwie stimmen die Proportionen und der Blick auf das Spielfeld – mit dem Metall-Labyrinth an der Decke und dem Videowürfel in der Mitte. Und vor dem geistigen Auge fährt immer wieder Rudi Assauer auf dem Rasen ein. Auf diesen Moment wollte ich mir ein 10€-Bier gönnen. Aber ich kam nicht weit. Kein Alkohol auf den Rängen. Das war bei den Spielen zuvor in Hamburg und Berlin nicht der Fall. Komische Regie. Muss man nicht verstehen, aber vielleicht haben die Engländer ganze Arbeit geleistet.

Und trotz dieser Restriktionen traf man im Stadioninneren natürlich auf eine stark alkoholisierte britische Mehrheit. Herrlich unorganisiert und platzend vor Nationalstolz. Alles wie immer. Anziehend und abstoßend zugleich. Aber das macht die Faszination am englischen Fußball aus. Auf dem Rasen gab es schließlich auch das ganze Spektrum von anziehend bis abstoßend. Schranz-Fußball gegen Schrott-Fußball. Kurz nachdem man sich damit zufriedengegeben hatte, mit einem knappen slowakischen Sieg zumindest einer halbwegs betitelbaren „Sensation“ beizuwohnen, erzielte Jude Bellingham das vielleicht schönste Tor der EM per Fallrückzieher. So sind sie, die Engländer. Irgendwie können sie dann doch kicken, im Mutterland des Fußballs.

Tatsächlich ging es in die Verlängerung und prompt fiel der Siegtreffer von Harry Kane in der 91. Minute. Also eigentlich noch vor dem Ausgleich in der 90+5. Minute. Eine von vielen kuriosen Fußnoten bei dieser EM. Aber letztlich lief alles nach Plan. Die Engländer setzten sich knapp durch, obwohl sie sich eigentlich blamiert hatten, und wenig später saß man dann auch in der abgemachten Mitfahrgelegenheit Richtung Bremen. (mbh)

Tschechien – Türkei – 1:2

Tschechien – Türkei – 1:2

“UNSTIMMIGKEITEN IM VOLKSPARKSTADION”

26.06.2024
Volksparkstadion
Europameisterschaft
Zuschauer: 47.683

HAMBURG – Vor der Europameisterschaft im eigenen Land hätte ich persönlich nicht erwartet, dass mir dieses Event doch Spaß bringt. Eine richtige Euphorie im Land habe ich nicht mitbekommen, startete mein EM-Fieber doch erst beim Turnierstart. Im Volksparkstadion beim Spiel von Georgien gegen Tschechien fing alles an. Stimmung doch deutlich besser als zunächst erwartet. Somit hat mich die EM in den Bann gezogen und das nächste Spiel von dem sowieso geliebten Tschechien im Volksparkstadion wurde fest auf meine Agenda geschrieben.

Der pünktliche Feierabend wurde um 16:30 Uhr eingetütet und ab ging es zum Bahnhof. Es sollte meine erste Anreise zum Volksparkstadion sein, ohne vorab ein Ticket oder meine Dauerkarte nutzen zu können. Eine kuriose Angelegenheit, stellte aber letztendlich keine große Herausforderung dar. Weit vorm Spiel ergatterte ich ein Ticket für 30€ unter dem eigentlichen Originalpreis.

Auf beiden Seiten merkte man eine gewisse Anspannung, das Spiel war immens wichtig. Vor Anpfiff war für alle Seiten noch das Weiterkommen, sowie das Ausscheiden möglich. Mein vorheriges EM-Spiel der Tschechen ging 1:1 aus und die mitgereisten Klobasa- und Pivo-Fans konnten froh sein, das Unentschieden in den letzten Minuten nicht abgegeben zu haben.

Nach einigen unglücklichen Entscheidungen des Schiedsrichters Istvan Kovacs aus Rumänien, gewannen die Türken das Spiel mit 1:2. Die Tschechien agierten ab der 20’ Spielminute in Unterzahl, innerhalb von 9 Minuten bekam der Spieler Antonin Barak zwei gelbe Karten. Torschütze für die türkische Nationalmannschaft war unter anderem Hakan Calhanoglu, der Spieler sollte vielen Lesern durch seinen wenig wertschätzenden Abgang im Jahr 2014 in Hamburg bekannt sein. Der heutige erneute Auftritt in Hamburg war allerdings ziemlich leise im Vergleich zu seiner erstmaligen Rückkehr in das Volksparkstadion im Trikot des aktuellen deutschen Meister Bayer Leverkusen.

Durch den gleichzeitig überraschenden Sieg der Georgier gegen Portugal schieden die Tschechen mit der Niederlage im Volksparkstadion aus dem Turnier aus. Die Türkei zog mit dem Erreichen des zweiten Tabellenplatzes in das Achtelfinale ein. Dort wartet die starke Mannschaft aus Österreich, es bleibt spannend und wir verfolgen den weiteren Turnierverlauf. (tp)