Es ist wieder Zeit für die BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (17). Dieses Mal geht es nach Schottland, der Fußballverein Greenock Morton spielt im “Cappielow Park”. Diese geile Schüssel liegt direkt am Fluss “Clyde”. Gespielt wird hier aktuell in der zweiten schottischen Liga, der Besuch lohnt sich hier allemal! Aus Glasgow könnt ihr ganz entspannt mit der Bahn anreisen und vom Bahnhof 10 Minuten den Fluss entlang laufen.
02.01.2024 Cappielow Park Greenock Morton – Ayr United – 3:0
20.09.2024 Ekstraklasa Stadion Miejski im. Floriana Krygiera Zuschauer: 20.415
STETTIN – Nur rund 250km Luftlinie von Schwechheim entfernt, liegt das Stadion „Floriana Krygiera“. Richtig bitter, dass niemand aus der Redaktion die alte Polenschüssel in Stettin damals kreuzen konnte. Nun war der Tag für den Neubau gekommen. Wenn Legia Warschau im neuen „Floriana Krygiera“ gastiert, drückt man am Freitag-Abend schon mal das Gaspedal durch. Vor Ort an diesem lauen Spätsommer-Tag dann sehr viel Fußballstimmung. Alle Segel für das Spitzenspiel in der Ekstraklasa waren gesetzt – und ganz Stettin heiß auf den Rekordmeister und das Meisterschaftsrennen! In Deutschland kennt man das aus Braunschweig oder Kaiserslautern: Neutrale Klamotten und dabei bad feeling. Wirklich alle Leute waren in Pogoń-Merch unterwegs. Für den Fanshop blieb allerdings keine Zeit, nach langem Schlangestehen ließ man sich erst ein paar Minuten vor dem Anpfiff im Stadion nieder.
Der Neubau ist ein klassisches Einrangstadion ohne Charakter. Die Polen feiern es ab und vollbesetzt mit zwei Fanszenen, fällt es auch nicht weiter negativ auf. Immerhin ist man sehr nah dran am Geschehen. Los ging das Topspiel der Ekstraklasa mit einer Pyro-Aktion aus dem Gästeblock. Das einzige Mal, dass Legia optisch auffiel, ansonsten supporteten die Hauptstädter gesanglich ganz klassisch durch. Zwischen beiden Teams gab es ewig eine Fanfreundschaft, die Zeiten scheinen aber vorbei zu sein, seit Szczecin mit Widzew angebandelt hat. Was die Pogoń-Choreo („Seit 11 Jahren halten wir die Segel in den Wind“) nach rund einer halben Stunde bedeutete, entzog sich der allgemeinen Kenntnis – sah aber gut aus!
Perfekt wäre der Auftritt mit der frühen Führung für die Pommern gewesen. Das Leder lief richtig gut. Immer wieder stach man über die außen durch – vergab aber dicke Chancen. Nach einer halben Stunde übernahm Legia mehr und mehr das Kommando, ohne auf das Tor zu drängen. Stettin merkte man die vergebenen Chancen an. Die gute Anfangsphase ohne Tor zu krönen, nistete sich im Hinterkopf der Protagonisten ein. Als das Stadion nach über einer Stunde gerade anfing Fingernägel zu kauen, drosch der eingewechselte Österreicher Alexander Gorgon aus gut 20 Metern einen mittelmäßigen Konter sehenswert in die Maschen. Pogoń springt mit diesem Tor auf Rang 2 der Tabelle. Am Ende ein runder Abend. (mm)
BIELEFELD – Für den Landboten ging es ohne nennenswerte Probleme mit dem Deutschlandticket von Hamburg nach Bielefeld. In Bielefeld begrüßte mich nicht nur das erste Dosenbier, sondern auch herrliche 22 Grad. Das gute Wetter musste ich nutzen und ging entspannt hoch auf die Alm. Am Stadion versuchte ich mein Print-at-Home Ticket gegen ein Hardticket umzutauschen, aber das gibt es hier „seit 20 Jahren schon nicht mehr“. Glauben kann man das zwar nicht, aber als Entschädigung bekam ich ein kostenfreies Schoßticket für Kinder bis drei Jahre. Hat auch nicht jeder in seiner Sammlung. Nutzen musste ich allerdings mein richtiges Ticket.
Während ich genüsslich mein Platz mit einem klassischen Krombacher einnahm, wurden die Spieler von vielen Kindern auf’m Rasen und einer Choreographie der Gäste begrüßt. Die gut aufgelegten Münchener präsentierten den Publikum in der zweiten Hälfte auch die ein oder andere Fackel.
Auf’m Rasen hatte Bielefeld das Spiel eigentlich über 90 Minuten im Griff aber die entscheidende Aktion im Strafraum fehlte. 1860 verteidigte gut und hatte dann DIE eine Szene: Bielefeld vertändelte rund 60 Meter vorm Tor den Ball, Thore Jacobsen schaute nach oben, fasste sich ein Herz, schoss, der Ball wurde immer länger und fiel uns Tor. Unglaublich! Für mich das Tor des Jahres! Sieben Minuten später war Schluss und 1860 ist dadurch nun überm Strich. Für den Trainer Argirios Giannikis war dies erstmal die vorzeitige Rettung seines Jobs.
Mit dem 60-Meter-Tor ging ein schöner Revisit in Bielefeld zu Ende. Außerhalb des Gästeblockes kann man auch richtig gut die ostwestfälische Atmosphäre aufsaugen. Hier ist die Zeit im positiven Sinne stehen geblieben. Das Krombacher-Bier hängt immer noch in der Ecke, die Leute zechen und Currywurst/Pommes wird in Massen an den Mann gebracht. Herrlich, so macht Fußball Spaß! (mb)
KAISERSLAUTERN – Fritz Walter, Otto Rehhagel, Andreas Brehme, Horst Eckel auf der einen Seite und Horst Hrubesch, Uwe Seeler, Franz Beckenbauer auf der anderen. Die Liste der Legenden, die einst beim FC Kaiserslautern oder dem Hamburger SV spielten, ist lang und könnte endlos fortgesetzt werden.
Heute stehen Spieler wie Marlon Ritter, Ragnar Ache und Aaron Opoku den Hamburger Akteuren Robert Glatzel, Sebastian Schonlau und dem ehemaligen FCK-Torwart Matteo Raab gegenüber, der bei jedem Ballkontakt lauthals ausgepfiffen wurde.
Die Zeiten haben sich gewandelt. Beide Vereine begegnen sich in der zweiten Liga, dennoch bleibt die Größe und Tradition beider Clubs Champions-League-reif.
Das spürt man bereits, wenn man vom Hauptbahnhof Kaiserslautern den Weg zum Betzenberg einschlägt und am 11-Freunde-Kreisel (offiziell: Löwenburgkreisel) vorbeikommt. Dieser wurde 2004 im Hinblick auf die bevorstehende Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland 2006 installiert und soll „11 Freunde“ sowie eine Mannschaft des FCK symbolisieren.
Eine kulinarische Empfehlung vor dem Anpfiff ist die „Betzebud“, wo man in entspannter Atmosphäre mit anderen heimischen und auswärtigen Fans ins Gespräch kommen kann, eine Weinschorle genießen oder sich mit einem Frikadellenbrötchen stärken kann.
Diese Stärkung benötigten wir, um die 285 Meter des Betzenbergs zu erklimmen und das traditionsreiche Fritz-Walter-Stadion zu erreichen. Für mich zählt dieses Stadion zu den besten Spielstätten des Landes. Welch denkwürdigen Duelle haben hier stattgefunden!
Auch heute sollte mit dem traditionsreichen Duell zwischen Kaiserslautern und dem Hamburger SV ein Fußballfest gefeiert werden. Nachdem wir von unseren regulären Plätzen neben dem Gästeblock auf die Haupttribüne gewechselt waren, hatten wir optimalen Überblick, um die Geschehnisse aus beiden Fanlagern zu beobachten. Vor etwa drei Jahren hatte ich das Stadion unter Pandemiebedingungen beim Spiel gegen Waldhof Mannheim vor ein paar tausend Zuschauern besucht. Heute Abend war das Haus ausverkauft, und die Flutlichtstimmung war unvergleichlich. Ein Unterschied wie Tag und Nacht. Endlich erstrahlte das Stadion im Rahmen, den es verdient hat. Wenn das gesamte Stadion aufsteht, seine Schals hebt und lautstark die Hymne singt – Gänsehaut pur! Wenn die Westkurve dann auch noch in ein rot-weißes Fahnenmeer eintaucht, rote Fackeln gezündet werden und Luftschlangen durch die Luft fliegen, weiß man wieder, warum man die Zweite Liga so liebt. Als zusätzliches Element wurde auch eine Blockfahne gehisst: „Der Betzenberg als Gesamtkunstwerk“ war darauf zu lesen.
Auch die mitgereisten Fans aus der Hansestadt hatten sich etwas Besonderes einfallen lassen. Während im unteren Block blaue Fahnen geschwenkt wurden, waren im oberen Bereich schwarze Fahnen zu sehen. Zwischen den beiden Blöcken erstrahlte die große Raute des Vereins. Am Rand der Raute wurden mehrere helle Fackeln entzündet. „Der Gigant aus dem Norden“ war als Spruch auf dem Zaun zu lesen.
Im Spiel waren die Gäste überwiegend überlegen, es mangelte in der ersten Halbzeit jedoch an Ideen und der Entschlossenheit, klare Torchancen herauszuspielen. Den ersten Treffer des Tages erzielte in der 33. Minute der FCK, als Ache nach einem Freistoß den Ball durch die Beine von Raab ins Netz beförderte. Nur fünf Minuten nach dem Wiederanpfiff war es Tachie, der nach Zuspiel von Opoku nur noch seinen rechten Fuß hinhalten musste und zum 2:0 traf. Lange Zeit sah es so aus, als würden die Lauterer ihren ersten Heimsieg der Saison einfahren. Die Stimmung im Gästeblock war zeitweise unterbrochen aufgrund eines Rettungseinsatzes. Der Schwechheimer Landbote wünscht an dieser Stelle gute Besserung! Direkt nachdem die Stimmung im Gästeblock wieder aufgenommen wurde, meldete sich das Team vom HSV zurück und konnte nach einer Ecke in der 58. Minute durch Glatzel verkürzen. Der HSV zeigte nun mehr Druck nach vorne und vor allem in der Crunch-Time gab es viele Angriffe auf das Tor. In der 90. Minute gelang den Hamburgern tatsächlich noch der Ausgleich. Der eingewechselte Selke traf per Kopf zum hochverdienten 2:2 und erzielte seinen zweiten Saisontreffer.
Auch nach dem Ausgleich drängte der HSV weiter in Richtung FCK-Tor. Kurz vor dem Abpfiff gab es noch eine strittige Situation im Lauterer Strafraum, als Elvedi mit der Hand am Ball war. Der VAR überprüfte die Situation jedoch nicht mehr, sodass das Spiel mit einem 2:2-Unentschieden endete. Kaiserslautern bleibt zu Hause in der zweiten Liga gegen den HSV weiterhin ungeschlagen. (fj)
06.09.2024 League of Ireland Premier Division Dalymount Park Zuschauer: 4429 – Sold Out
DUBLIN – Anfang September ging es für unseren Redakteur Hannes nach Dublin um eine kleine Lücke in der Statistik auszumerzen. Es gibt eine Sache die der Kollege gar nicht leiden kann: Länder, in denen nur ein und nicht mindestens zwei verschiedene Fußballstadien in der Excel-Liste auftauchen. Begeistert und euphorisiert von den Erinnerungen aus dem Oktober 2022 ging es erneut per Flugzeug nach Irland. Damals konnte das Ringsend-Derby zwischen Schamrock Rovers und Shelbourne FC besucht werden, diesmal ging es zum Northside-Derby zwischen Bohemian und Shelbourne:
Mit einer gewaltigen Verspätung von 2 Stunden konnte der Ryanair-Bomber schlussendlich gen Dublin bestiegen werden. Zuvor gab’s am Airport noch 2-3 Hülsen und ich traf zufällig ein paar alte Weggefährten vom HSV wieder. Die Jungs wollten nach Tirana und auf meine zugegebener Maßen etwas doofe Frage: „Was habt ihr da vor?“ kam von 8 entsetzen Gesichtern die Antwort: „Saufen!“ zurück. Im Flieger konnten erste weitere bekannte Gesichter wahrgenommen werden, welche wohl das Länderspiel Irland gegen England am Samstag auf dem Zettel hatten. Da ich mit meiner besseren Hälfte unterwegs war, sollte es für uns an diesem Wochenende aber bei einem Spiel bleiben.
Shelbourne im Away-End von den Rovers hatte mich vor zwei Jahren schon begeistert, so dass ich mich sehr freute, dass das Northside-Derby „sold out“ meldete und auch 400 Gästefans den Weg in den „Dalymount Park“ fanden. Die beiden Stadien liegen gerade einmal 1,5 Kilometer auseinander und werden nur durch die „Frank Flood Bridge“ getrennt. Dementsprechend liegt definitiv Derbyatmosphäre in der Luft, verhasst sind die Fans aber scheinbar nicht wirklich.
Zu Beginn auf beiden Seiten eine ganz nette Pyroshow mit Bengalos und etwas Rauch. Shelbourne wusste durchgehend zu gefallen und fiel immer wieder durch lautstarken Support auf. Teilweise schon recht melodisch. Die Heimfans hingegen konterten immer wieder mit brachialen Schlachtrufen im typisch britischen Stil. In der zweiten Halbzeit ging Shelbourne 1:0 in Führung und nur kurz danach traf Bohemian zum Ausgleich. Ab dem Zeitpunkt wurde es richtig laut und wieder und wieder kamen Rauchtöpfe und Bengalos zum Einsatz. Richtig geile Atmosphäre in einem superalten Ground in der Hauptstadt Irlands. Sehr schade, dass hier bald tatsächlich endgültig die Lichter ausgehen sollen.
Das restliche Wochenende wurde durch Sightseeing in Dublin und regelmäßige Besuche im Weatherspoon gut gefüllt. Am Sonntag sind wir nach Howth rausgefahren, von wo aus man eine kostenneutrale Steilküstenwanderung machen kann. Es gibt verschiedene Wanderrouten zwischen 2 und 6 Kilometern länge. (hd)