Greenock Morton – Ayr United – 3:0

Es ist wieder Zeit für die BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (17). Dieses Mal geht es nach Schottland, der Fußballverein Greenock Morton spielt im “Cappielow Park”. Diese geile Schüssel liegt direkt am Fluss “Clyde”. Gespielt wird hier aktuell in der zweiten schottischen Liga, der Besuch lohnt sich hier allemal! Aus Glasgow könnt ihr ganz entspannt mit der Bahn anreisen und vom Bahnhof 10 Minuten den Fluss entlang laufen.

02.01.2024
Cappielow Park
Greenock Morton – Ayr United – 3:0

MKS Pogoń Szczecin – Legia Warszawa – 1:0

MKS Pogoń Szczecin – Legia Warszawa – 1:0

„SEGEL SETZEN FÜR DAS SPITZENSPIEL!“

20.09.2024
Ekstraklasa
Stadion Miejski im. Floriana Krygiera
Zuschauer: 20.415

STETTIN – Nur rund 250km Luftlinie von Schwechheim entfernt, liegt das Stadion „Floriana Krygiera“. Richtig bitter, dass niemand aus der Redaktion die alte Polenschüssel in Stettin damals kreuzen konnte. Nun war der Tag für den Neubau gekommen. Wenn Legia Warschau im neuen „Floriana Krygiera“ gastiert, drückt man am Freitag-Abend schon mal das Gaspedal durch. Vor Ort an diesem lauen Spätsommer-Tag dann sehr viel Fußballstimmung. Alle Segel für das Spitzenspiel in der Ekstraklasa waren gesetzt – und ganz Stettin heiß auf den Rekordmeister und das Meisterschaftsrennen! In Deutschland kennt man das aus Braunschweig oder Kaiserslautern: Neutrale Klamotten und dabei bad feeling. Wirklich alle Leute waren in Pogoń-Merch unterwegs. Für den Fanshop blieb allerdings keine Zeit, nach langem Schlangestehen ließ man sich erst ein paar Minuten vor dem Anpfiff im Stadion nieder.

Der Neubau ist ein klassisches Einrangstadion ohne Charakter. Die Polen feiern es ab und vollbesetzt mit zwei Fanszenen, fällt es auch nicht weiter negativ auf. Immerhin ist man sehr nah dran am Geschehen. Los ging das Topspiel der Ekstraklasa mit einer Pyro-Aktion aus dem Gästeblock. Das einzige Mal, dass Legia optisch auffiel, ansonsten supporteten die Hauptstädter gesanglich ganz klassisch durch. Zwischen beiden Teams gab es ewig eine Fanfreundschaft, die Zeiten scheinen aber vorbei zu sein, seit Szczecin mit Widzew angebandelt hat. Was die Pogoń-Choreo („Seit 11 Jahren halten wir die Segel in den Wind“) nach rund einer halben Stunde bedeutete, entzog sich der allgemeinen Kenntnis – sah aber gut aus!

Perfekt wäre der Auftritt mit der frühen Führung für die Pommern gewesen. Das Leder lief richtig gut. Immer wieder stach man über die außen durch – vergab aber dicke Chancen. Nach einer halben Stunde übernahm Legia mehr und mehr das Kommando, ohne auf das Tor zu drängen. Stettin merkte man die vergebenen Chancen an. Die gute Anfangsphase ohne Tor zu krönen, nistete sich im Hinterkopf der Protagonisten ein. Als das Stadion nach über einer Stunde gerade anfing Fingernägel zu kauen, drosch der eingewechselte Österreicher Alexander Gorgon aus gut 20 Metern einen mittelmäßigen Konter sehenswert in die Maschen. Pogoń springt mit diesem Tor auf Rang 2 der Tabelle. Am Ende ein runder Abend. (mm)

DSC Arminia Bielefeld – TSV 1860 München – 0:1

DSC Arminia Bielefeld – TSV 1860 München – 0:1

„DAS TOR DES JAHRES“

21.09.2024
3. Liga
Schüco Arena
Zuschauer: 24.852

BIELEFELD – Für den Landboten ging es ohne nennenswerte Probleme mit dem Deutschlandticket von Hamburg nach Bielefeld. In Bielefeld begrüßte mich nicht nur das erste Dosenbier, sondern auch herrliche 22 Grad. Das gute Wetter musste ich nutzen und ging entspannt hoch auf die Alm. Am Stadion versuchte ich mein Print-at-Home Ticket gegen ein Hardticket umzutauschen, aber das gibt es hier „seit 20 Jahren schon nicht mehr“. Glauben kann man das zwar nicht, aber als Entschädigung bekam ich ein kostenfreies Schoßticket für Kinder bis drei Jahre. Hat auch nicht jeder in seiner Sammlung. Nutzen musste ich allerdings mein richtiges Ticket.

Während ich genüsslich mein Platz mit einem klassischen Krombacher einnahm, wurden die Spieler von vielen Kindern auf’m Rasen und einer Choreographie der Gäste begrüßt. Die gut aufgelegten Münchener präsentierten den Publikum in der zweiten Hälfte auch die ein oder andere Fackel.

Auf’m Rasen hatte Bielefeld das Spiel eigentlich über 90 Minuten im Griff aber die entscheidende Aktion im Strafraum fehlte. 1860 verteidigte gut und hatte dann DIE eine Szene: Bielefeld vertändelte rund 60 Meter vorm Tor den Ball, Thore Jacobsen schaute nach oben, fasste sich ein Herz, schoss, der Ball wurde immer länger und fiel uns Tor. Unglaublich! Für mich das Tor des Jahres! Sieben Minuten später war Schluss und 1860 ist dadurch nun überm Strich. Für den Trainer Argirios Giannikis war dies erstmal die vorzeitige Rettung seines Jobs.

Mit dem 60-Meter-Tor ging ein schöner Revisit in Bielefeld zu Ende. Außerhalb des Gästeblockes kann man auch richtig gut die ostwestfälische Atmosphäre aufsaugen. Hier ist die Zeit im positiven Sinne stehen geblieben. Das Krombacher-Bier hängt immer noch in der Ecke, die Leute zechen und Currywurst/Pommes wird in Massen an den Mann gebracht. Herrlich, so macht Fußball Spaß! (mb)

1.FC Kaiserslautern – Hamburger SV – 2:2

1.FC Kaiserslautern – Hamburger SV – 2:2

„SPÄTER AUSGLEICH BEI RAAB-RÜCKKEHR“

21.09.2024
2.Bundesliga
Fritz-Walter-Stadion
Zuschauer: 49.327

KAISERSLAUTERN – Fritz Walter, Otto Rehhagel, Andreas Brehme, Horst Eckel auf der einen Seite und Horst Hrubesch, Uwe Seeler, Franz Beckenbauer auf der anderen. Die Liste der Legenden, die einst beim FC Kaiserslautern oder dem Hamburger SV spielten, ist lang und könnte endlos fortgesetzt werden.

Heute stehen Spieler wie Marlon Ritter, Ragnar Ache und Aaron Opoku den Hamburger Akteuren Robert Glatzel, Sebastian Schonlau und dem ehemaligen FCK-Torwart Matteo Raab gegenüber, der bei jedem Ballkontakt lauthals ausgepfiffen wurde.

Die Zeiten haben sich gewandelt. Beide Vereine begegnen sich in der zweiten Liga, dennoch bleibt die Größe und Tradition beider Clubs Champions-League-reif.

Das spürt man bereits, wenn man vom Hauptbahnhof Kaiserslautern den Weg zum Betzenberg einschlägt und am 11-Freunde-Kreisel (offiziell: Löwenburgkreisel) vorbeikommt. Dieser wurde 2004 im Hinblick auf die bevorstehende Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland 2006 installiert und soll „11 Freunde“ sowie eine Mannschaft des FCK symbolisieren.

Eine kulinarische Empfehlung vor dem Anpfiff ist die „Betzebud“, wo man in entspannter Atmosphäre mit anderen heimischen und auswärtigen Fans ins Gespräch kommen kann, eine Weinschorle genießen oder sich mit einem Frikadellenbrötchen stärken kann.

Diese Stärkung benötigten wir, um die 285 Meter des Betzenbergs zu erklimmen und das traditionsreiche Fritz-Walter-Stadion zu erreichen. Für mich zählt dieses Stadion zu den besten Spielstätten des Landes. Welch denkwürdigen Duelle haben hier stattgefunden!

Auch heute sollte mit dem traditionsreichen Duell zwischen Kaiserslautern und dem Hamburger SV ein Fußballfest gefeiert werden. Nachdem wir von unseren regulären Plätzen neben dem Gästeblock auf die Haupttribüne gewechselt waren, hatten wir optimalen Überblick, um die Geschehnisse aus beiden Fanlagern zu beobachten. Vor etwa drei Jahren hatte ich das Stadion unter Pandemiebedingungen beim Spiel gegen Waldhof Mannheim vor ein paar tausend Zuschauern besucht. Heute Abend war das Haus ausverkauft, und die Flutlichtstimmung war unvergleichlich. Ein Unterschied wie Tag und Nacht. Endlich erstrahlte das Stadion im Rahmen, den es verdient hat. Wenn das gesamte Stadion aufsteht, seine Schals hebt und lautstark die Hymne singt – Gänsehaut pur! Wenn die Westkurve dann auch noch in ein rot-weißes Fahnenmeer eintaucht, rote Fackeln gezündet werden und Luftschlangen durch die Luft fliegen, weiß man wieder, warum man die Zweite Liga so liebt. Als zusätzliches Element wurde auch eine Blockfahne gehisst: „Der Betzenberg als Gesamtkunstwerk“ war darauf zu lesen.

Auch die mitgereisten Fans aus der Hansestadt hatten sich etwas Besonderes einfallen lassen. Während im unteren Block blaue Fahnen geschwenkt wurden, waren im oberen Bereich schwarze Fahnen zu sehen. Zwischen den beiden Blöcken erstrahlte die große Raute des Vereins. Am Rand der Raute wurden mehrere helle Fackeln entzündet. „Der Gigant aus dem Norden“ war als Spruch auf dem Zaun zu lesen.

Im Spiel waren die Gäste überwiegend überlegen, es mangelte in der ersten Halbzeit jedoch an Ideen und der Entschlossenheit, klare Torchancen herauszuspielen. Den ersten Treffer des Tages erzielte in der 33. Minute der FCK, als Ache nach einem Freistoß den Ball durch die Beine von Raab ins Netz beförderte. Nur fünf Minuten nach dem Wiederanpfiff war es Tachie, der nach Zuspiel von Opoku nur noch seinen rechten Fuß hinhalten musste und zum 2:0 traf. Lange Zeit sah es so aus, als würden die Lauterer ihren ersten Heimsieg der Saison einfahren. Die Stimmung im Gästeblock war zeitweise unterbrochen aufgrund eines Rettungseinsatzes. Der Schwechheimer Landbote wünscht an dieser Stelle gute Besserung! Direkt nachdem die Stimmung im Gästeblock wieder aufgenommen wurde, meldete sich das Team vom HSV zurück und konnte nach einer Ecke in der 58. Minute durch Glatzel verkürzen. Der HSV zeigte nun mehr Druck nach vorne und vor allem in der Crunch-Time gab es viele Angriffe auf das Tor. In der 90. Minute gelang den Hamburgern tatsächlich noch der Ausgleich. Der eingewechselte Selke traf per Kopf zum hochverdienten 2:2 und erzielte seinen zweiten Saisontreffer.

Auch nach dem Ausgleich drängte der HSV weiter in Richtung FCK-Tor. Kurz vor dem Abpfiff gab es noch eine strittige Situation im Lauterer Strafraum, als Elvedi mit der Hand am Ball war. Der VAR überprüfte die Situation jedoch nicht mehr, sodass das Spiel mit einem 2:2-Unentschieden endete. Kaiserslautern bleibt zu Hause in der zweiten Liga gegen den HSV weiterhin ungeschlagen. (fj)

Bohemian FC – Shelbourne FC – 1:1

Bohemian FC – Shelbourne FC – 1:1

“MIT ZWEI STUNDEN DELAY ZUM NORTHSIDE-DERBY“

06.09.2024
League of Ireland Premier Division
Dalymount Park
Zuschauer: 4429 – Sold Out

DUBLIN – Anfang September ging es für unseren Redakteur Hannes nach Dublin um eine kleine Lücke in der Statistik auszumerzen. Es gibt eine Sache die der Kollege gar nicht leiden kann: Länder, in denen nur ein und nicht mindestens zwei verschiedene Fußballstadien in der Excel-Liste auftauchen. Begeistert und euphorisiert von den Erinnerungen aus dem Oktober 2022 ging es erneut per Flugzeug nach Irland. Damals konnte das Ringsend-Derby zwischen Schamrock Rovers und Shelbourne FC besucht werden, diesmal ging es zum Northside-Derby zwischen Bohemian und Shelbourne:

Mit einer gewaltigen Verspätung von 2 Stunden konnte der Ryanair-Bomber schlussendlich gen Dublin bestiegen werden. Zuvor gab’s am Airport noch 2-3 Hülsen und ich traf zufällig ein paar alte Weggefährten vom HSV wieder. Die Jungs wollten nach Tirana und auf meine zugegebener Maßen etwas doofe Frage: „Was habt ihr da vor?“ kam von 8 entsetzen Gesichtern die Antwort: „Saufen!“ zurück.
Im Flieger konnten erste weitere bekannte Gesichter wahrgenommen werden, welche wohl das Länderspiel Irland gegen England am Samstag auf dem Zettel hatten. Da ich mit meiner besseren Hälfte unterwegs war, sollte es für uns an diesem Wochenende aber bei einem Spiel bleiben.

Shelbourne im Away-End von den Rovers hatte mich vor zwei Jahren schon begeistert, so dass ich mich sehr freute, dass das Northside-Derby „sold out“ meldete und auch 400 Gästefans den Weg in den „Dalymount Park“ fanden. Die beiden Stadien liegen gerade einmal 1,5 Kilometer auseinander und werden nur durch die „Frank Flood Bridge“ getrennt. Dementsprechend liegt definitiv Derbyatmosphäre in der Luft, verhasst sind die Fans aber scheinbar nicht wirklich.

Zu Beginn auf beiden Seiten eine ganz nette Pyroshow mit Bengalos und etwas Rauch. Shelbourne wusste durchgehend zu gefallen und fiel immer wieder durch lautstarken Support auf. Teilweise schon recht melodisch. Die Heimfans hingegen konterten immer wieder mit brachialen Schlachtrufen im typisch britischen Stil. In der zweiten Halbzeit ging Shelbourne 1:0 in Führung und nur kurz danach traf Bohemian zum Ausgleich. Ab dem Zeitpunkt wurde es richtig laut und wieder und wieder kamen Rauchtöpfe und Bengalos zum Einsatz. Richtig geile Atmosphäre in einem superalten Ground in der Hauptstadt Irlands. Sehr schade, dass hier bald tatsächlich endgültig die Lichter ausgehen sollen.

Das restliche Wochenende wurde durch Sightseeing in Dublin und regelmäßige Besuche im Weatherspoon gut gefüllt. Am Sonntag sind wir nach Howth rausgefahren, von wo aus man eine kostenneutrale Steilküstenwanderung machen kann. Es gibt verschiedene Wanderrouten zwischen 2 und 6 Kilometern länge. (hd)

SV Zweckel – SV GE-Hessler 06 – 3:2

Ein herzliches „Tach auch“ aus der Redaktion! Es war der Sommer der „Lost Grounds“ in Deutschland. Und an der Spitze der unbespielten Stadien weit oben, steht unbestritten die „Vestische Kampfbahn“ in Gladbeck. Dieses Stadion mit einem offiziellen Fassungsvermögen von 37.612 Plätzen begrüßen wir in dieser Woche als 16. Mitglied unserer Reihe „BILDERBUCHBUDE DER WOCHE“.

Der Antik anmutende Eingangsbereich aus Sandstein bestätigt die Ahnung, dieses Stadion sei direkt aus der Weimarer Republik in die Neuzeit gepurzelt. Und tatsächlich fällt das Baujahr 1928 genau in diese Epoche. Bevor der oft auch als „Stadion Gladbeck“ bezeichnete Spielort im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs beschädigt wurde, hielt Adolf Hitler hier 1932 eine Wahlrede vor rund 50.000 Zuhörern ab. Bereits davor und auch danach diente das Gladbecker Stadion dem FC Schalke 04 immer wieder als Austragungsort bei Endrundenspielen um die Deutsche Meisterschaft. Fritz Szepan & co begeisterten vor fast hundert Jahren zehntausende Zuschauer am Wittringer Wald.

Es folgten moderate Modernisierungen, aber die Historie der Kampfbahn überstrahlt den Ort bis heute. Hin und wieder hat man das Glück und der SV Zweckel trägt alle paar Jahre mal ein Spiel in dem Rund aus. So geschehen am 18. August 2024 beim 3:2-Sieg gegen den SV GE-Hessler 06.

FC Kopenhagen – Banik Ostrava – 1:0

FC Kopenhagen – Banik Ostrava – 1:0

„LAST-MINUTE-ERFOLG FÜR DEN FCK“

07.08.2024
Conference League / 3. Qualifikationsrunde
Parken Stadion
Zuschauer: 16.513

KOPENHAGEN – Von Malmö aus überquerte ich die Öresundbrücke und fand mich bereits in Dänemarks Hauptstadt: Kopenhagen. Da ich bisher nur das Parken Stadion, den Flughafen und den Hauptbahnhof kannte, nutzte ich die Gelegenheit, um die Stadt näher zu erkunden.

Besonders beeindruckt hat mich das alternative Viertel Christiania, das mit seiner einzigartigen Streetart begeisterte, sowie der malerische Nyhavn mit seinen bunten Häuserfassaden. Kopenhagen zählt zweifelsohne zu den lebenswertesten Städten der Welt und zeichnet sich zugleich durch nachhaltige Entwicklung aus. Dies zeigt sich besonders in den zahlreichen Fahrradstraßen und der effizienten Metro, mit der man von vielen Stadtteilen in weniger als 10 Minuten ins Zentrum gelangt. Ich entschied mich jedoch, zum Stadion zu Fuß zu gehen und war bei meinem zweiten Besuch erneut fasziniert von der Atmosphäre dieses Grounds. Mit Plätzen an der Mittellinie hatte ich den perfekten Blick auf die beiden Fangruppierungen.

Die Gäste aus Tschechien waren zahlreich aus Ostrava angereist, hatten im Vorfeld des Spiels einen Fanmarsch durch Kopenhagen organisiert und präsentierten sich im Stadion in einheitlichen weißen Shirts. Zum Intro trugen die Gäste blaue Ponchos und entrollten eine beeindruckende Blockfahne mit ihrem Wappen. Während des Spiels wurden die Shirts ausgezogen und fröhlich durch die Luft gewedelt. Auf der anderen Seite konnte man Ähnliches beobachten.

Während der Oberrang der Sektion 12 geschlossen blieb, sorgte der Unterrang für die Stimmung. Dort entzündeten die FCK-Fans immer wieder einzelne bis mehrere rote Fackeln. Viele Lieder hatten Ohrwurm-Potenzial und auch optisch war der Block ansprechend gestaltet. Die Mitmachquote war über die gesamte Spielzeit hinweg noch ausbaufähig.

Der Höhepunkt des Abends war jedoch der Treffer von Froholdt in der Nachspielzeit, der das Stadion zum Explodieren brachte.

Dieses 1:0 stellte zugleich den Endstand dar, wodurch Kopenhagen mit einer hervorragenden Ausgangsposition in das Rückspiel gegangen war. (fj)

TSV 1860 Stralsund – SV Waren 09 – 3:3

TSV 1860 Stralsund – SV Waren 09 – 3:3

14.09.2024
Landesliga Ost
Mecklenburg-Vorpommern
Stadion der Freundschaft
Zuschauer: 70

„LEUCHTTURM AM OSTSEESTRAND“

STRALSUND – Eine echte Stadionperle gibt es in der ältesten Stadt Pommerns zu bewundern. Das „Stadion der Freundschaft“ in Stralsund steht seit gut 85 Jahren fast unverändert zwischen Rügenbrücke und Stadthafen – direkt am Ostseestrand. Während es in der Stralsunder Vereinslandschaft immer wieder viele Neuerungen zu verzeichnen gab, veränderte man im Stadion nur Kleinigkeiten. Modernisierungen? In den 90er-Jahren wurde der Spielort um eine begehbare Anzeigetafel ergänzt, die heute viel Ost-Charme ausstrahlt und als eines von vielen Highlights in dem nostalgischen Rund zu nennen ist.

Zwei Jahre bekamen die Zuschauer in den 70er-Jahren Erstliga-Fußball im Stadion der Freundschaft geboten. Zumeist rollte der Ball in der zweitklassigen DDR-Liga bei der ASG Vorwärts Stralsund, die sich in der letzten DDR-Saison für die drittklassige NOFV-Oberliga qualifizieren konnte. Damit fingen die Probleme an. Denn schon im zweiten Halbjahr 1991 zog der nun wieder in TSV 1860 Stralsund umbenannte Verein die Mannschaft zurück, fortan wurde in der Hansestadt nur noch unterklassig gekickt. Bis sich 1994 der FC Pommern Stralsund gründete, der sich in der Tradition der ASG sah. Geschlossen übernahm der neue Verein den Kader von 1860. In den Folgejahren gab es immer wieder ein Hin und Her zwischen den Spielern beider Teams. 2018 beschloss man zusammen mit dem Stralsunder FC im Großverein 1860 aufzugehen. Die Fusion machte aus einem gestandenen Verbandsligisten eine Fahrstuhlmannschaft und zog den Zorn der FCP-Fanszene auf sich.

Im Sommer 2024 ist der TSV gerade mal wieder abgestiegen. Der emsige Stadionsprecher begrüßt „70 Freunde des runden Leders“ im Stadion. Mit dieser mickrigen Kulisse wirkt das Stadion erst Recht wie in der Zeit stehengeblieben. Vom gefliesten Eingangstor bis zu den Zäunen und der kleinen „Ehrentribüne“ – so muss es vor der Wende in der DDR-Liga ausgesehen haben. Selbst im Vereinsheim liegt allerlei Zeugs von früher einfach so auf dem Tisch herum und die Spitzengardinen vergilben langsam. Und dann ist da noch das Stadtpanorama mit den Gotteshäusern im Hintergrund. Und diese Anzeigetafel! Ohne Frage: Stralsund ist eine wahre Perle am Ostseestrand!

Der Fußball im Stadion der Freundschaft ist an und für sich eher unkompliziert. Alles bekommt man für 2€: Eintritt, Bratwurst, Bier. Das mäßig gekühlte „Lübzer Pils“ schmeckt wie Hammer auf’m Kopf, aber das gehört in dieser Region irgendwie dazu. Auch auf dem Spielfeld ist die Sache zunächst klar: Stralsund ist die viel bessere Mannschaft. Mit einer klugen Taktik holt man sich viele zweite Bälle und beweist in der Offensive Klasse und Struktur. Ein Kopfball und ein Konter besorgen der Heimelf die beruhigende 2:0-Pausenführung. Nach einem gegnerischen Torwartabschlag fällt im zweiten Abschnitt aus dem Nichts der Anschluss für die Gäste. Chancen zum 3:1 werden vergeben. Stattdessen trifft Waren mit zwei blitzsauberen Abschlüssen erst zum Ausgleich und geht dann sogar mit in 3:2 Führung. Plötzlich ist Leben in der großen Bude. Und tatsächlich gelingt mit der letzten Aktion der verdiente Ausgleich zum 3:3-Endstand!

Anschließend fordern die wenigen Fans die Mannschaft zum Abklatschen an den Zaun. Auch wenn nicht viele Zuschauer geblieben sind – das „Stadion der Freundschaft“ steht seit 1938 unverändert am Strelasund und ist heute der Leuchtturm in der Fußballgeschichte der Stadt. (mm)

1.FC Köln – 1.FC Magdeburg – 1:2

1.FC Köln – 1.FC Magdeburg – 1:2

“UNSER CLUB IST UNBESIEGBAR”

14.09.2024
2. Bundesliga
Müngersdorfer Stadion
Zuschauer: 50.000

KÖLN – Es wurde für mich mal wieder Zeit, das Topspiel in der zweiten Bundesliga stand an. An diesem Wochenende sollte das Spiel in Köln stattfinden, der Gast war kein geringerer als der FCM. In Deutschland natürlich ein absolutes Brett, ein guter Auftritt im Müngersdorfer Gästeblock sei uns damit versprochen worden. Ich traute meinen Augen kaum, dass wirklich der Doppler mit Fortuna Köln gegen Duisburg vorher möglich war. Welch ein schöner Tag in Köln mit zwei richtig guten Ansetzungen.

Das Müngersdorfer Stadion war in meinen Augen schon vor dem Besuch am Samstag eine absolute Augenweide und ein richtig schönes Fußballstadion in Deutschland. Aus dem Stadtzentrum fährt die Straßenbahn ungefähr 25 Minuten zum Stadion und dann steht man auf dieser schönen riesigen Wiese vor diesem Stadion. In den Ecken des Stadions schießen einem erneut die rot-weißen Pfeiler ins Gesicht. Definitiv ein Alleinstellungsmerkmal im deutschen Profifußball. Bei meinem dritten Besuch hier, fasziniert es mich doch jedes Mal wieder. Sobald man im Unterrang der Tribüne steht, bekommt man das Gefühl, ganz nah am Spielfeld zu sein. Das Vereinslied “Mer stonn zo dir, FC Kölle” einfach nur geil! Jedem Fußballromantiker geht hier das Herz auf, solche Lieder braucht der Fußball!

Bevor das Spiel startete, gab es eine Gedenkminute in Form von emotionalen Applaus für den vor kurzem verstorbenen Christoph Daum. Eine emotionale Ansprache seitens des Stadionsprechers zeigte uns hier noch einmal deutlich, was Christoph Daum für ein toller Mensch war!

Der Effzeh startete aktiv im Spiel nach vorne, es häuften sich die Großchancen im ausverkauften Stadion. Die Stimmung auf der Heimseite, besonders bei den Gassenhauern, ist wirklich gut, viele Fans, die in die Gesänge einsteigen und meiner Meinung nach ist es ein sehr schönes Kurvenbild in der Südkurve. Der Heimverein ist aktuell mit einer Transfersperre bis in den Januar 2025 belegt, absolut verrückt, wenn man bedenkt wie mit Millionensummen im europäischen Fußball herumgeworfen wird. Dem Spiel der Kölner hätte ein erfolgreicher Stürmer sicherlich gut getan. Absoluter Wahnsinn, was an diesem Abend für Chancen liegen gelassen wurde. Somit ging es mit einem torlosen Remis in die Kabinen.

Die zahlreichen Gäste aus Magdeburg fielen besonders in der ersten Halbzeit durch das bekannte gemeinsame Einklatschen auf. Es schallte durch das ganze Stadion “Fußballclub Magdeburg”. Zu unserem Glück nicht nur einmal, sondern direkt drei mal nacheinander in einer brachialen Lautstärke. Meine Ohren gehörten ab diesem Moment definitiv dem Gästeblock. Zur zweiten Halbzeit wurde dann eine schöne Pyroshow vorbereitet, deren Effekt definitiv wirkte. Der Funke sprang über. Der Dauersupport aus dem Gästeblock fand kein Ende mehr.

Die zweite Halbzeit startete also phänomenal und auch auf dem Platz wurde es heißer. Der Effzeh traf in der 49’ Minute durch Damion Downs. Verpasste es erneut zahlreich den Sack einfach mal zu schließen. Die Spielstatistik zählte am Spielende 33:9 Torschüsse für das Heimteam. Und wie passiert es im Fußball so häufig? In der 66’ Minute erzielte Falko Michel per Kopf das 1:1. Im Gästeblock wurde die Stimmung natürlich nur noch besser. Ich hoffe viele von euch haben solche Spiele schon mal als Zuschauer gesehen, man fiebert quasi schon mit, dass noch ein Tor für den Gästeblock fällt und dann ist es irgendwann soweit. In der 83’ Minute schoss Jean Hugonet aus der zweiten Reihe und der Ball landete im Netz. Die Spieler von Trainer Christian Titz rennen in den Gästeblock und feiern den Führungstreffer. Geile Szenen, die mit keinen Worten zu beschreiben sind! Der Gästeblock ist spätestens jetzt natürlich auf dem absoluten Höhepunkt angekommen, der Gassenhauer “Unser Club ist unbesiegbar” wurde zum besten gegeben und der ganze Gästeblock sang mit.

Natürlich brauchen wir hier nicht darüber diskutieren, ob der Sieg der Magdeburger verdient ist oder nicht. Bei so einem Spielverlauf und der vergebenen Chancen der Kölner, rechnet eben kaum jemand mit einem Auswärtssieg der Magdeburger. Das ist eben Fußball! Dieses Spiel und der Auftritt beider Fanszenen sind ein erneuter Beweis dafür, dass die zweite Liga in Deutschland eben attraktiver ist als die Bundesliga oder so manche höherklassige Liga im Ausland.

Nach dem Abpfiff kam es im Gästeblock nochmal zwischen Fans und Spielern zu einem gemeinsamen Einklatschen. Das für heute letzte “Fußballclub Magdeburg” schallte durch den Kölner Nachthimmel.

Der FCM steht nach dem überraschenden Auswärtssieg auf dem 3. Platz in der Tabelle, der Effzeh hingegen auf Platz 8. Die Saison ist noch lang, es bleibt spannend zu beobachten, wie es sich entwickelt. Ab dem Januar 2025 darf der 1. FC Köln wieder Spieler zum Spielbetrieb anmelden und somit Transfers tätigen. (fj)

Fortuna Köln – MSV Duisburg – 0:0

Fortuna Köln – MSV Duisburg – 0:0

„SÜDSTADION BLEIBT TORLOS“

14.09.2024
Regionalliga West
Südstadion Köln
Zuschauer: 9.448 (ausverkauft)

KÖLN – Mit einer Verspätung von knapp 14 Minuten erreichte der grüne FlixTrain den Kölner Hauptbahnhof. Nach einem kurzen Bolt-Fahrtrip war ich nur 10 Minuten später am Stadion. Heute stand ein Wiederbesuch im Südstadion auf dem Programm.
Vor zwei Jahren hatte die Mannschaft aus Köln-Rodenkirchen die Alemannia aus Aachen empfangen, und das Spiel endete damals mit 0:0. Zwar ist ein torloses Spiel kein Grund, das Stadion nicht in die Liste der besuchten Grounds einzutragen, dennoch störte mich das fehlende Torverhältnis etwas.

Zusätzlich wurde am selben Abend um 20:30 Uhr das Zweitliga-Spiel zwischen dem Effzeh und dem FC Magdeburg von der DFL angesetzt, was einem Stadion-Doppler in Köln nichts mehr im Wege stand.

Fortuna vermeldete für das Spiel ausverkauft und dass es keine Tageskasse geben wird. So musste ich mich mit einem mobilen Stehplatz-Ticket begnügen, das ich knapp eine Woche vor dem Spiel online bestellt hatte. Mein Platz befand sich in der Südkurve, die bei anderen Spielen normalerweise geschlossen bleibt.

Von hier aus hatte ich sowohl die Heimkurve, rund um die älteste Ultras-Gruppe des Landes (Fortuna Eagles, gegründet 1986), als auch den Gästebereich der Duisburger im Blick. Zum Spielbeginn präsentierten die mitgereisten Fans aus Meiderich ein beeindruckendes Chaos-Intro mit zahlreichen blau-weiß-schwarzen Fahnen, Konfetti, Fackeln und blauem Rauch. Zudem wurde auf 11 Doppelhaltern mit jeweils einem Buchstaben die Botschaft: „Auf geht’s MSV“ sichtbar gemacht. Die zahlreichen Gästefans waren das gesamte Spiel über zu hören und unterstützten ihr Team lautstark von einer unbedachten Tribüne.

Das Spiel zwischen dem Tabellenführer aus Köln und dem Drittliga-Absteiger MSV bot auf dem Rasen nur wenige Höhepunkte. Beide Mannschaften fehlten die zündenden Ideen, und Chancen waren rar gesät. Die größte Gelegenheit vergab Steffen Meuer, der aus 30 Metern das leere Tor verfehlte. Auch das zweite Spiel, das ich in diesem Stadion miterlebte, endete torlos. Ob ich den Ground noch ein drittes Mal besuchen werde, bleibt abzuwarten, aber er lohnt sich auf jeden Fall. (fj)

PFC Akademik Sofia – Zenit Filipovtsi – 2:1

Pozdravi ot Sofiya!

Die BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (15) kommt heute aus Sofia, hier steht das „Stadion Akademik“ mit einer Kapazität von 18.000 Plätzen.

In diesem Mega-Ground, der 1947 eröffnet wurde, spielte bis zu seiner Auflösung im Jahr 2012 der Verein PFC Akademik Sofia (Spitzname „Die Studenten“). Hier wurde sogar 3x Europapokal drin gespielt: Im Jahr 1976/77 hießen die Gegner Slavia Prag und AC Mailand. Im Jahr 1981/82 empfing man hier in der 1. Runde des UEFA-Pokals sogar den 1.FC Kaiserslautern.

Heute spielt nur noch die Jugendabteilung im Stadion.

SG Groß Stieten – SV Schiffahrt und Hafen Wismar 61 – 5:3

SG Groß Stieten – SV Schiffahrt und Hafen Wismar 61 – 5:3

„KLEINES GLÜCK IN GROß STIETEN“

07.09.2024
Kreisoberliga Schwerin-Nordwestmecklenburg
Sportplatz Kastanienallee
Zuschauer: 150

GROß STIETEN – Für den Freitag war Entschleunigung auf dem platten Land angesagt. Keine Hektik, keine Termine, keine Kompromisse. Mit einem Revisit im letzten Dorf vor der ehemaligen innerdeutschen Grenze in Mustin bei Ratzeburg, wollte man das Wochenende einläuten und den schönen Spätsommerabend ausklingen lassen. Sogar Gesellschaft hatte sich angekündigt für diesen Abend und so fuhr man mit 10 Minuten Puffer gen Osten. Als dann kurz vor dem Ortseingangsschild von Mustin mehrere Male das Handy bimmelte, wurde man neugierig. Auf dem Display: Kurznachrichten mit Fahndungsaufrufen nach dem Schwehheimer Landboten. Da dämmerte was. Schnell die Social-Media-Kanäle von der SG Schlagsdorf/Mustin gecheckt – und siehe da: Die Partie wurde um eine Stunde vorgezogen.

Nun war guter Rat teuer. Ohne Smartphone wäre dieser Abend wohl in jeder Hinsicht gelaufen gewesen. Doch das Telefon spuckte Groß Stieten als einzige Alternative aus. Anstoß- und Ankunftszeit laut Google: 20 Uhr. Fünfzig Kilometer Landstraße. Noch nie was von gehört. Und da war es wieder so weit: Hektik, Termine, Kompromisse.

Die Ankunft konnte noch um 2 Minuten nach unten geschraubt werden und zack, lief man mit den Spielern zusammen auf den Rasen ein. Der Stress fiel sofort ab und die Fahrt hatte sich gelohnt, denn in Groß Stieten erwartete den gebeutelten Groundhopper das kleine Glück. Das ganze Dorf war gekommen, der Grill dampfte, Ballermusik vom DJ – ja, sogar ein Lichtkonzept hatte man auf die Beine gestellt. Zur Begrüßung an der Kasse gab es eine individuelle Eintrittskarte auf die Hand und an jeder Eckfahne wachte ein Ordner per Sprechfunk über die Sicherheit der Zuschauer. Das war hier in erster Linie ganz klar eine Dorfparty und kein Kreisoberligapsiel. Schon am Wochenende zuvor konnte die SG über 200 Zuschauer zum ersten Heimspiel begrüßen. Der Ground hat zwar kaum Ausbau anzubieten, besticht aber durch eine Menge Charme.

Zu der großartigen Stimmung trug auch das Spiel bei. Schon nach wenigen Minuten geht die Heimelf in Führung. Wismar gleicht aus. Doch Groß Stieten hat stets die bessere Antwort parat. Der direkt verwandelte Freistoß von SuH zum 4:3 wird mit einem – na klar – direkt verwandelten Freistoß zum 5:3 gekontert. Schade dass kurz darauf das mögliche 5:4 am Pfosten landet. Man mag sich nicht vorstellen, wie diese Partie sonst verlaufen wäre.

Nach dem Schlusspfiff geht die Party erst richtig los. Der „Stimmungsblock“ von Groß Stieten hatte sich in der zweiten Halbzeit bereits eingesungen. Dabei wurde auch munter DDR-Liedgut zum Besten gegeben. In den letzten Minuten muss der Pegelstand an „Lübzer Pilsener“ dann seinen Höhepunkt erreicht haben. Mit dem Abpfiff fluten schiefe Töne den Sportplatz, dazu wird die Luftgitarre ausgepackt und wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, hier wird gerade ein frischgebackener Weltmeister gefeiert. Der Abend der Stimmungsmacher endet schließlich formvollendet in einer Schlägerei auf dem Parkplatz. Am Ende haben sich aber wieder alle lieb – in Groß Stieten, wo das kleine Glück zu Hause ist. (mm)

SV Arminia Hannover – SV Wilhelmshaven – 2:0

SV Arminia Hannover – SV Wilhelmshaven – 2:0

„FUßBALLROMANTIK MIT TRADITION“

06.09.2024
Oberliga Niedersachsen
Rudolf-Kalweit-Stadion
Zuschauer: 500

HANNOVER – Traditionsduell in der Oberliga Niedersachen an diesem 6. Spieltag. Traditionsduell mit Lücken, denn seit der Spielzeit 2005/06 waren beide Teams nicht mehr aufeinandergetroffen. Während bei der Arminia mittlerweile die elfte Oberliga-Saison nacheinander ins Haus steht, ging es beim SV Wilhelmshaven bekanntlich drunter und drüber. 10 Jahre ist es her, dass der SVW nach einem Fehlurteil der FIFA aus der Regionalliga zwangsabsteigen musste. Zwei Jahre später fand man sich in der Bezirksliga wieder. Nun folgten zwei Aufstiege in Folge und seit diesem Sommer kämpft man in der Oberliga um Punkte.

Mit der Straßenbahn ist man in wenigen Minuten vom Hauptbahnhof Hannover im Stadtteil Bult, wo sich direkt gegenüber der Tram das traumhafte Stadion der „Blauen“ befindet. An der Kasse ist was von „bis zu 150 Auswärtsfans“ zu hören. Aber so weit ist man in Wilhelmshaven noch nicht: Ein gutes Dutzend Rot-Gelbe schwenken später auf der Tribüne ein paar Fahnen. Die Kulisse von rund 500 Zuschauern an diesem heißen Spätsommertag ist dieser Partie jedoch würdig. Das „Rudolf-Kalweit-Stadion“ atmet an jeder Ecke Historie. Viele Jahre wurde hier in der 2. Bundesliga gekickt. Ende der 60er-Jahre fanden sogar Aufstiegsspiele zur Bundesliga am Bischofsholer Damm statt. Auf der Tribüne knarzt das alte Holz und rundherum ziehen sich viele krumme Stufen. Nur der Bereich hinter dem Tor ist für die Zuschauer tabu – dort haben drei Schafe ihren Stall, die außerhalb der Spieltage auf den Stehplätzen im Stadion grasen und die Anlage in Schuss halten. Eine Maßnahme, die viel mehr Beachtung verdient hat – und nebenbei noch tolle Fotomotive liefert.

In der Vereinsgaststätte „Avanti“ unter der Tribüne bekommt man Speis und Trank zu fairen Preisen und mit einem Glas Bier oder Limonade in der Hand, kann man sich auf die Terrasse oder Tribüne zurückziehen. Das Spiel startet mit einem Knaller: Schon der erste Schuss der Arminia nach drei Minuten zappelt im Netz. Leider verflacht die Partie in der Folge. Wilhelmshaven sieht man den Umbruch an: 19 Spieler kamen neu in der Sommerpause. Alle Gästespieler können gepflegt mit der Kugel umgehen, aber das Zusammenspiel klappt überhaupt nicht. Arminia mit der Führung im Rücken, verhindert unter geringem Aufwand mögliche Gegentore.

In der zweiten Halbzeit ein ähnliches Bild. Doch Wilhelmshaven wird stärker und kann sich wenige gute Chancen herausspielen, die jedoch kläglich vergeben werden – unweigerlich stellt sich bei diesen Szenen die Frage, wie die Gäste immerhin 6 Punkte aus 5 Spielen sammeln konnten. Als sich fast alle Zuschauer schon auf den Schlusspfiff vorbereiten, gelingt doch noch etwas Zählbares. Aber auf der anderen Seite: Hannover macht den Deckel drauf – und wie! Nachdem Wilhelmshaven aufgerückt war, schießt der Hannoveraner Chinoso Anoliefotu aus gut 50 Metern auf’s Tor und die Kugel segelt im hohen Bogen über die Linie. Neben dem Torschützen im Fokus, Wilhelmshavens Keeper: Gian-Luca Reck. Sohn der Bremer Torwartlegende Oliver Reck und Halbbruder von Pierre-Michel Lasogga. Verwandtschaftsverhältnisse, fast so verrückt wie dieses Tor.

Eine krude Zusammensetzung ist auch das Publikum am Bischofsholer Damm. Drei Fraktionen stechen hervor: Die alten Hasen, die wahrscheinlich schon zu Zweitliga-Zeiten an der Bande standen und gemeckert haben. Hinter dem Tor: Eine alternative Fanszene mit Regenbogen-Accesoires und Punk-Attitüde. Und die dritte Gruppe: Groundhopper, die knapp 20% der Kulisse an diesem Tag ausmachen. Der norddeutsche Meister von 1920 mit seinem Bilderbuchground ist natürlich längst kein Geheimtipp mehr in der Szene. Auch die Fußballromantiker haben im Rudolf-Kalweit-Stadion mittlerweile eine lange Tradition. (mm)

Portugal – Schottland – 2:1

Portugal – Schottland – 2:1

08.09.2024
UEFA Nations League A
Estádio da Luz
Zuschauer: 59.894

„CR7 REICHEN 45 MINUTEN“

LISSABON – Während der Europameisterschaft wollte die weibliche Begleitung des Landboten einmal Cristiano Ronaldo sehen, aber die Ticketpreise waren kurzfristig aufgrund der attraktiven Gegner in Deutschland extrem teuer. Somit entschieden wir uns im September nach Portugal zu fliegen und 25 Euro für ein Ticket gegen die Schotten zu zahlen.
Am Samstag waren wir noch in Coimbra, am darauffolgenden Tag ging es ins schöne Lissabon. Wir verbrachten den ganzen Tag in der Stadt und sahen auch schon den ein oder anderen Schotten am Glas.

Zum krönenden Abschluss des Tages ging es zum Estadio da Luz. Angekommen am Stadion empfingen die Fans frenetisch den Mannschaftsbus und wir genossen erstmal ein leckeren Halben für 3.50 Euro. Kurze Zeit später flackerte eine Hiobsbotschaft aufs Handy: Cristiano Ronaldo sitzt nur auf der Bank! Am Donnerstag machte er noch sein 900stes Tor und nun das.
Wir benötigen meine Vorhersage von vor ein paar Stunden. Schottland geht nach ca. 10 Minuten in Führung und Portugal kriegt die Pille nicht rein. Genauso war es auch in der ersten Hälfte. In der Halbzeit machten sich dann zwei Spieler etwas intensiver warm und einer davon war Ronaldo! In der Halbzeit kam er dann tatsächlich rein und das Spiel drehte sich. Portugal konnte wie vorhergesagt, kurz nach der Pause ausgleichen und am Ende macht CR7 das entscheidende Tor. Extase im Stadion. Die Deutschen neben uns haben jede Szene von CR7 gefilmt, nur das Tor nicht. Ärgerlich!
Sehr glücklich gingen die Portugiesen aus dem Stadion und auf uns wartete das Bolt Taxi, welches uns für schlappe 18 Euro zum Hotel brachte.

Das Estadio da Luz ist zudem ein absolutes Brett. Fast 65.000 Leute finden hier Platz, wovon ca 58.000 Portugiesen ihre Mannschaft mit „Portugal, Portugal“ rufen zum Sieg sangen. Die Schottischen Gäste sangen natürlich nur nach der Führung und wenn ihre Mannschaft mal im Angriff war, oder einen Eckball zugesprochen bekam. Man kennt das von den trinkfreudigen Briten schon. „You only sing when you’re winning“. (mb)

Académica de Coimbra – Benfica e Castelo Branco – 2:0

Académica de Coimbra – Benfica e Castelo Branco – 2:0

Taça de Portugal
07.09.2024
Estádio Cidade de Coimbra
Zuschauer: 1.215

„DER DRITTKLASSIGE STUDENT“

COIMBRA – Académica de Coimbra ist einer von vielen ehemaligen Erstligisten in Portugal, der in den letzten Jahren in der „Versenkung“ verschwunden ist. Mittlerweile findet man den „Studentenverein“ nur noch in der Dritten Liga, daher müssen sie auch schon in der ersten Runde des Pokals ran. Suboptimal für den Verein, gut für den Groundhopper.

So ging es morgens um sechs Uhr mit Eurowings nach Faro. Im Laufe des Tages arbeiteten wir uns von ganz unten geografisch immer weiter nach oben. Über Berg und Tal kamen wir um kurz nach 19 Uhr Ortszeit in der Studentenstadt Coimbra an und stellten unser Auto kostenfrei in die Tiefgarage der Mall am Stadion.

Für zehn Euro konnten wir kurze Zeit später das Stadion betreten. Viele Studenten hatten heute und wahrscheinlich allgemein an Spieltagen etwas besseres vor. Die allgemeine schlechte Situation des Vereins und der nicht so attraktive Gegner rundeten das geringe Interesse an diesem Spiel wohl ab. Trotzdem feuerten die Mancha Negra ihr Team über 90 Minuten an, welche sich mit einen ungefährdeten 2:0 bedankten.

Der Star der Veranstaltung ist natürlich das Stadion. Über drei Seiten ziehen sich zwei Ränge und auf der Seite der Mall gönnt sich das Stadion nur einen Rang, dafür aber die Dachkonstruktion von der Haupttribüne der Formel 1 Rennstrecke aus Malaysia. Mit 29.622 Plätzen rangiert das Stadion auf Platz 9 der größten Stadien im Lande und wird wahrscheinlich nie wieder ausverkauft sein. (mb)

B-SAD – CF Estrela da Amadora – 1:3

Bom dia!
Im Jahre 2022 zog es mich für 2 1/2 Wochen auf die iberische Halbinsel, um die letzten Sonnenstrahlen des Jahres in Europa zu genießen. Ganz kurzfristig planten wir im Urlaub die Tour um und fuhren mit dem Bus nach Lissabon.
Vor den Türen der Hauptstadt steht die BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (14), das Estadio Nacional do Jamor. Die portugiesische Nationalmannschaft trug hier früher regelmäßig ihre Heimspiele aus, mittlerweile spielen sie im Estadio da Luz. Trotzdem hatte ich das Glück das Stadion besuchen zu können, da die unbeliebte Profiabteilung von Os Belenenses sich ausgliederte und einen eigenen Verein gründete. Das Projekt hielt fünf Jahre und endete mit einer gescheiterten Lizenz.

Die Idee für den Bau stammt tatsächlich aus Deutschland. Im Jahre 1946 guckte man sich in Portugal das Olympiastadion in Berlin an und wollte ein ähnliches Bauwerk kreieren.


Estadio Nacional do Jamor
B-SAD – CF Estrela da Amadora – 1:3
06.11.2022

FC Carl Zeiss Jena – FC Rot-Weiß Erfurt – 5:1

FC Carl Zeiss Jena – FC Rot-Weiß Erfurt – 5:1

04.09.2024
Regionalliga Nordost
FC Carl Zeiss Jena – FC Rot-Weiß Erfurt – 5:1
Zuschauer: 12.432

“DERBYZEIT IN THÜRINGEN”

JENA – Nachdem meine Tour über’n Balkan nach 3 Wochen sein Ende fand, ging es am Mittwochmittag ins schöne Bundesland Thüringen. Es stand das Derby von Carl Zeiss gegen den Konkurrenten aus Erfurt an. Die Anreise beinhaltete 4 ½ Stunden Autofahrt, es gab schon deutlich schlimmeres auf einem Mittwoch. Über die meiner Meinung nach wenig attraktivste Autobahn Deutschlands (A24) über Berlin und Leipzig bis nach Jena. Die Situation um das Stadion herum als überschaubar eingestuft und fix wurde das Auto gegen eine kleine Parkgebühr abgestellt. Positiv hervorzuheben ist das Print@home Ticket wurde erfolgreich gegen ein “echtes” Ticket getauscht, für Sammler eben dieser heiß begehrten Tickets ein voller Erfolg.

Das Stadion in Jena wurde im Juli 2024 nach einem Umbau neu eröffnet. Die Fanszene von Carl Zeiss möchte unbedingt ihren ehemaligen Standort in der Südkurve behalten und steht im neuen Stadion direkt neben dem Gästeblock in der Südkurve. Somit ist es der gleiche Standort wie im alten Stadion, Traditionen sollte man pflegen. Das Stadion an sich hat sowieso schon viel zu viel Charme verloren durch den Ersatz von einem 0815-Neubau.

Das Derby warf seine Schatten weit vorher voraus, zuerst die unglückliche Umplanung des Verbandes von Sonntagnachmittag auf Mittwoch 17:00 Uhr, um es dann später nochmal auf Mittwoch 19:00 Uhr anzusetzen. Verwirrung und Unverständnis wahrscheinlich bei vielen Interessenten des Fußballs, für unsere Reisetruppe wahrscheinlich dennoch das Beste. Zudem wechselten in der letzten Transferperiode zwei Spieler vom Gegner FC Rot-Weiß Erfurt nach Jena. Der Spieler Erik Weinhauer hat heute seinen 11. Saisontreffer erzielt. Erik Seidemann traf heute ebenso gegen seinen ehemaligen Verein zum 5:1 Endstand. Die beiden Spieler jubelten verhältnismäßig ruhig, ob das wirklich echt ist, dürfen andere bewerten. Vereinswechsel zwischen Derbygegnern habe ich persönlich noch nie verstanden. Nach dem Sieg ist der FC Carl Zeiss Jena mit 18 Punkten aus 6 Spielen aktueller Tabellenführer in der Regionalliga.

Auf den Rängen gaben beide Fanszenen ein solides Bild ab, die Gäste aus Erfurt mit dem absoluten Gassenhauer “Vorwärts Vorwärts FC Rot-Weiß Erfurt” auf die Melodie von Abba “Super Trouper“ – Potential für den Ohrwurm der Woche ist hier definitiv vorhanden. Die Heimseite ging auf unserer Seite ein wenig unter, Schuld war hier eher die Entfernung, in der zweiten Halbzeit gab es eine sehenswerte Pyroshow und danach immer wieder vereinzelte Fackeln im Heimbereich. Der deutliche Derbysieg wurde mit dem Banner “Die Nummer 1 im Land sind wir – Ihr Träumer” gefeiert.

Sollte Jena es über die komplette Saison schaffen, oben mitzuspielen, geht es in die Aufstiegsrelegation gegen ein Team aus der Regionalliga Nord. Die Spannung bleibt bestehen, ein Besuch der beiden Vereine aus Jena oder Erfurt lohnt sich akustisch allemal. Ein Gewinn für die dritte Liga wäre ein Aufstieg von Jena sicherlich, besser als jegliche Zweitvertretungen. (tp)

SK Sigma Olomouc – FC Baník Ostrava – 2:2

SK Sigma Olomouc – FC Baník Ostrava – 2:2

01.09.2024
1. Česká fotbalová liga
Andrův stadion
Zuschauer: 11.328

„4.000 KUMPEL IN OLOMOUC“

OLOMOUC – Lange hatte ich mir den Besuch des Andrův mit seiner fast schon ikonischen Hintertortribüne aufgespart. Meist ist sie aufgrund des geringen Aufkommens an Gästefans gesperrt und mit Werbebannern überzogen, weshalb für mich nur ein Spiel gegen Slavia, Sparta oder Banik in Frage kam. Wenn schon, denn schon.

Am Sonntag war es dann endlich soweit: Sigma gegen Banik um 14.30. Eine gute Anstoßzeit aus Hoppersicht, denn es standen anschließend schlappe 900 Kilometer Heimweg an. Eingeläutet wurde das Wochenende in Malchow und von dort ging es rüber ins Gelobte Land mit insgesamt fünf Spielen. Hervorheben möchte ich an dieser Stelle das Stadion vom FK Český Lev in Neštěmice. Was für ein Brett!

Zurück zum Highlight und Abschluss der Tour. Wie erwartet kamen circa 4.000 Anhänger aus Ostrava nach Olomouc und machten den steilen Bogen hinter dem Tor voll. Vor dem Anpfiff sorgten die weißen Shirts für ein einheitliches Bild im Gästeblock, wurden aber im späteren Verlauf zu Gunsten der wohlgenährten tschechischen Bierbäuche ausgezogen.

Zum Einlaufen der Mannschaften präsentierte Banik eine Choreo zur Erinnerung an die letzte Meisterschaft respektive den Pokalsieg vor 20 Jahren. Eingerahmt von Abbildungen des Zechenturms Důl Anselm zogen die Fans in der Mitte Bilder beider Trophäen hoch. Die Choreo wurde mit blauen Ballons und Fahnen abgerundet. Oben drauf gab es eine ordentliche Portion Rauch.

Danach zog der Mob 90 Minuten durch. Von wirklich sehr lauten Schlachtrufen über melodische Gesänge bis zu Hüpf- und Klatscheinlagen ein absolut sehens- und hörenswerter Auftritt. Der kleine Haufen auf der Heimseite kam natürlich nicht dagegen an, machte sich aber später mit dem Weitwurf von ein paar Rauchtöpfen bemerkbar.

Auch auf dem Rasen gab es einiges zu sehen inklusive Wembley Tor. Ostrava drehte zunächst das Spiel, kassierte aber durch einen klaren Foulelfmeter den Ausgleich. War unter dem Strich in Ordnung, aber irgendwie auch egal. Banik hatte auf den Rängen komplett abgeliefert und damit jeden einzelnen Kilometer der Wochenendtour gerechtfertigt. (hr)

SV 07 Linden – SpVgg Laatzen – 4:0

SV 07 Linden – SpVgg Laatzen – 4:0

27.08.2024
Kreispokal Hannover
Stadion auf dem Lindener Berg
Zuschauer: ca. 200

„DER GEWINNER DES ABENDS“

HANNOVER – Aktuell muss man auf der Hut sein. Die ganzen Kreispokale spülen immer wieder neue Ansetzungen an Land. So wurde kurzfristig dieser Zweitrundenkick in Linden entdeckt und einen Tag später saß man auch schon im Zug nach Hannover. Pünktlich und entspannt hielt die Straßenbahn eine Stunde vor dem Anpfiff im Zentrum des Stadtteils Linden und so flanierte man durch die historischen Straßen im hannoveraner Südwesten zum Ground. Der Bezirk war bis in die Zeit der Weimarer Republik eine eigenständige Stadt mit rund 80.000 Einwohnern, hier hat die berühmte „Hanomag“ ihren Ursprung – und das merkt man bei einem Stadtspaziergang.

Eine lange Tradition weist auch der auf dem Lindener Berg beheimatete Sportverein auf. Der Support der Lila-Weißen gehört zwar noch nicht ganz so lange zur Ausstattung des Kreisligisten, doch mittlerweile hat es sich zumindest bis zu den Stadtgrenzen Schwechheims herumgesprochen, dass bei den Spielen der Lindener die Fahnen geschwenkt werden. Ob ein Pokalspiel unter der Woche um 18.30 Uhr besondere Zuwendung genießt, entzog sich jedoch der allgemeinen Kenntnis.

Zehn Minuten vor dem Anpfiff betrat man den Sportplatz, der auf den ersten Blick keine Sitzmöglichkeiten bietet. Im Eingangsbereich fallen diverse Graffitis auf. Wer es bis dahin nicht wusste, dem wird dann auch die politische Gesinnung der Lindener Fanszene klar. Das Vereinsheim scheint aus der Zeit gefallen zu sein, dort haben in den 80er-Jahren bestimmt viele unvergessliche Schützenfeste stattgefunden. Wenn Barhocker und Eichentresen Geschichten erzählen könnten, dann wäre dort bestimmt mehr los, als die paar Leutchen, die unauffällig an ihrem Tischchen sitzen.

Kurz bevor die Spieler auf’s Grün traben, versammelt sich die Fanszene der 07er auf dem Ausbau des Grounds – eine Art „Überhangbalkon“ von einer angrenzenden Flachdachhalle. Die Sitzgelegenheiten auf dieser Erhöhung reichen auch vollkommen aus für diese Kreisliga-Szenerie. Die Kulisse von rund 200 Zuschauern an diesem Abend scheint überdurchschnittlich zu sein. Zeitgleich mit dem ersten Pfiff des Schiedsrichters wird supportet und das wirklich ordentlich, pfiffig und melodisch. Fast durchweg trällert es von der Tribüne und nach einer Weile mündet es auch in einer ersten Pyro-Aktion.

Das Spiel mag so gar nicht zu dem Rahmen passen. Im Spiel zweier Kreisligisten passiert fast gar nichts auf dem Rasen. Kein Pass findet einen Abnehmer und niemand schießt auf’s Tor. Das Bemühen mag man den Akteuren nicht absprechen und vor allem Linden ist dann doch meistens einen Schritt eher am Ball. Trotzdem werden in der Halbzeit 0:0-Wetten mit anderen Groundhoppern abgeschlossen. Doch die Lindener kommen – wie vermutet – motiviert aus der Kabine und fideln die Gäste aus Laatzen noch mit 4 Toren vom Feld. Bei jedem Tor werden eifrig Bengalos gezündet, die den milden Spätsommerhimmel rot färben.

Dieser Abend war wirklich ein Gewinn und Wettschulden wurden zum Glück auch nicht mehr angehäuft. (mm)

First Vienna FC – SV Stripfing – 0:3

First Vienna FC – SV Stripfing – 0:3

27.08.2024
ÖFB-Cup
Stadion Hohe Warte
Zuschauer: 1.007

„FUßBALL – DAS IST MEIN BROT“

WIEN – Nach unserem Ausflug nach Eberstein führte uns unsere Reise in die österreichische Hauptstadt Wien. Zunächst stand erneut eine kleine Sightseeing-Tour auf dem Programm. Wir besichtigten das beeindruckende Hundertwasserhaus und schlenderten durch den Freizeitpark Prater.

Nach einer schnellen Stärkung in einem Imbiss begaben wir uns zum Stadion Hohe Warte, das bereits 1921 eröffnet wurde. Dieser Traditionsort stand lange auf unserer Bucket-List, und die Vorfreude, dieses Stadion endlich besuchen zu können, war groß. Im Jahr 1932 besiegte die österreichische Nationalmannschaft dort Ungarn vor 60.000 Zuschauern mit 6:0. Heute finden nur noch etwa 4.500 Zuschauer Platz in diesem historischen Stadion.

„Willkommen beim ältesten Fußballverein Österreichs!“, war auf einem großen Plakat zu lesen. Der First Vienna FC wurde am 22. August 1894 gegründet, feierte kürzlich sein 130-jähriges Bestehen und ist somit der älteste Fußballverein des Landes. Das Wappen wurde von William Beale entworfen und trägt Bezug zu seiner Heimat, der Isle of Man.

Jetzt geht es jedoch zurück ins 21. Jahrhundert. Es ist Dienstagabend, die Flutlichtmasten strahlen und der First Vienna FC trifft in der zweiten Runde des ÖFB-Pokals auf den Ligakonkurrenten SV Stripfing. Nach dem 2:2-Unentschieden in der Liga vor zwei Wochen stand nun das nächste Duell an. Einen klaren Favoriten gab es also nicht.

Was es allerdings gab, war ein Trainer, der sich als auffälligster Protagonist des Tages entpuppte: Inaki Bea. Der 45-jährige Spanier, der seit diesem Sommer beim SV Stripfing im Amt ist, zeigte an der Seitenlinie eine Leidenschaft, als wäre er seit vielen Jahren mit dem Verein verbunden. Wer denkt, Claus-Dieter Wollitz sei ein emotionaler Trainer, hat Recht – aber Bea scheint noch eine Stufe darüber zu stehen. Lauter als jeder Fan im Stadion gab er von der Seitenlinie Anweisungen, ging in die Hocke, probierte alle möglichen Körperhaltungen aus und fand sich im nächsten Moment schon wieder außerhalb der Coaching-Zone. „Fußball ist mein Brot!“, rechtfertigte er sich, als ihn ein Fan auf sein Verhalten ansprach. Uns hat sein Trainertyp jedenfalls gefallen, und der Erfolg gab ihm am Ende recht. Nach einer sehr offensiven ersten Halbzeit lag der Gast zur Pause bereits mit 0:2 in Führung. Das erste Tor fiel in der 17. Minute durch einen Elfmeter von Gabryel, das zweite Tor erzielte Kantè kurz vor dem Seitenwechsel.

Im zweiten Durchgang schaltete der Gast einige Gänge zurück, überließ dem Gegner den Ball und lauerte auf Konter. Der First Vienna FC konnte aus dem Ballbesitz jedoch zu wenig Torchancen herausspielen und musste zusehen, wie Pecirep in der 84. Minute das Spiel mit 0:3 entschied. Der heisere und schweißnasse Trainer durfte am Ende mit seiner Mannschaft zufrieden sein und sieht sich hochverdient in die nächste Runde einziehen.

Eine große Enttäuschung gab es nicht nur bei den Heimfans, sondern auch bei uns. So ein beeindruckendes Stadion und dennoch die größte Ressource verspielt. Die Naturarena Hohe Warte verfügt über einen riesigen Hügel, auf dem mehrere Hundert Menschen Platz finden könnten, um das Spiel entspannt mit Blick auf die Wiener Skyline zu verfolgen. Es ist sehr enttäuschend, wenn die Ordner einem nicht gestatten, das Spielgeschehen von diesem Hügel aus zu beobachten. Während in der letzten Saison viele Fans und Groundhopper den Weg auf den Hügel fanden und dort auch das Spiel anschauen durften, war es an diesem Abend leider anders. Lediglich kurz zum Fotografieren durfte der Hügel nach einer Diskussion betreten werden. Liebe First Vienna FC, so verliert das Stadion und der Besuch bei euch einen erheblichen Reiz. Viele kommen gerade wegen solcher Highlights in dieses Stadion, da solche Tribünen im Fußball leider immer seltener werden. Wir hoffen, dass die Zuschauer in Zukunft wieder die Möglichkeit haben, die Spiele des First Vienna FC von diesem Hügel aus zu verfolgen. Stahlrohrtribünen sind einfach trostlos. (tp/fj)