30.10.2024 K League 2 Yongin Mireu Stadium Zuschauer: 5.936
YONGIN – Am letzten Tag in Südkorea ging es zum Abschluss raus nach Yongin. In der „Everland“ Region spielt das bekannte Franchise aus Suwon ihre letzten Heimspiele, da deren Rasen erneuert wird. Der Zeitraum das Yongin Mireu-Stadion zu kreuzen ist also sehr eng, da hier sonst nur die Nachfahren von Usain Bolt oder Tim Lobinger ihren Sport ausüben.
Die Bluewings sind sowas wie der HSV Südkoreas. Als großer Verein in die zweite Liga abgestiegen und dort kämpfen sie um die Playoffs/ den Relegationsplatz. Damit sie dabei sind, musste heute gegen den Tabellenzweiten unbedingt ein Sieg her. Dieses Spektakel konnten wir uns für umgerechnet zehn Euro angucken und nahmen mit unserem Hardticket im Unterrang Platz.
In der ersten Hälfte sah es wirklich wie beim HSV aus. Die Bluewings hatten Chancen ohne Ende, aber nach einem Eckball kurz vor der Halbzeit klingelte es im eigenen Kasten. In der zweiten Hälfte wurden die Spieler mit einer kleinen Regenschirm „Choreographie“ empfangen. Dies gab den blauen erheblich aufwind und rund 16 Minuten später fiel der Ausgleich. In der Folgezeit versuchten beide Teams den Siegtreffer zu erlangen und mit der letzten Aktion passierte es dann. Ein Schuss aus dem Hinterhalt von Kim, der direkt unter die Latte einschlug. Extase pur, Heimsieg! Durch den Siegtreffer der Bluewings fehlt Anyang nur noch ein Punkt für den erstmaligen Aufstieg in die erste Liga. Hätten sie gestern mal ihre Chancen genutzt, dann wären sie nun auf der Couch aufgestiegen. Für die Bluewings sieht es nun deutlich besser aus. Ein Sieg und die Saison geht in eine Verlängerung.
Das Yongin Mireu-Stadion sieht sehr futurisch mit seinem hohen Dach aus. Im inneren ist es wellenförmig aufgebaut und ähnelt dem Aviva Stadion in Dublin. Ob die Stadt Yongin in der Zukunft wieder ein professionelles Franchise bekommt, damit das Stadion regelmäßig für Fußball genutzt wird, bleibt abzuwarten. Möglicherweise passiert bis zur nächsten K League Reform in 2027 noch etwas. (mb)
06.11.2024 Liga 1 Indonesia Stadion Pakansari Bogor Zuschauer: 9.418
BOGOR – Wie ich frühe Flüge liebe. Nicht. Da am Anreisetag in Jakarta aber noch der Länderpunkt fallen sollte, hieß es halt: Der frühe Vogel kann mich mal. Erschwerend kam hinzu, dass das anvisierte Match vom eigentlichen Persija-Spielort, dem Nationalstadion, ins 60km entfernte Bogor verlegt wurde (vermutlich wegen der anstehenden Länderspiele). Traumhaft. Ich hatte im Vorfeld zwei Möglichkeiten um aus Johor (Malaysia) nach Jakarta zu kommen. Ab über die Grenze nach Singapur und von dort ebenfalls ziemlich früh per Direktflug nach JKT oder per Gabel über Kuala Lumpur. Ich entschied mich für die zweite Variante, da ich aus den Erfahrungsberichten zwecks Dauer für den nächtlichen Grenzübertritt nicht wirklich schlau wurde und der Aufwand mir dann doch zu groß erschien mit erneuter Einreiseanmeldung, Busbuchung etc. Dazu kommt, dass nachts die U-Bahnen im Stadtstaat nicht fahren und es somit ziemlich umständlich (Bus) oder teuer (Grab) gewesen wäre zum Airport zu gelangen. Da ich mein Hotel in Johor quasi direkt auf der Landebahn gebucht hatte, klingelte der Wecker zumindest nicht ganz unmenschlich früh, zudem verzichtete ich auf mein geliebtes Lounge-Frühstück.
Die Einreise nach Indonesien war etwas nervig. Es gibt ein Visa on Arrival, welches man auf dem langen Weg vom Gate zur Immigration an einem verstecktem Stand bezahlen muss, also Augen auf. Dazu muss man diverse QR-Codes für Zoll und Health-Pass erzeugen. Die vom Auswärtigen Amt vor der Anreise als zwingend notwendig deklarierte Einreiseanmeldung wollte keiner sehen. Vor dem Terminal hieß es dann den Krieg gegen die Taxi-Mafia zu gewinnen. Der erste Fahrer wollte gleich mal 850.000 IDR, was für die 45-minütige Fahrt ca. 50€ bedeutet hätte. Digga, das zahl ich nicht mal in Hamburg für die gleiche Strecke. Einmal den Typen ausglacht, nahm ich dann ein Bluebird-Taxi und war mit ca. 120k dabei.
Nach dem Einchecken ging’s mit Grab direkt nach Bogor. Die Fahrt kostete mich ca. 12€, was angesichts der Entfernung vollkommen klar ging. Am Stadion dann schon ordentlich was los. Ticket hatte ich mir bereits im Vorfeld gekauft, auch das wieder ein Riesen-Aufwand, der nur unter der Mithilfe einer indonesischen Bekannten aus HH gelang. Es gab zudem auf der Webseite nur VIP und VVIP zu kaufen, die Kurvenkarten gehen direkt an die Fanclubs, die Gegengerade blieb zu. Selbstverständlich entschied ich mich für Zweiteres, für umgerechnet 20€, durfte dafür auf gepolsterten Sitzen Platz nehmen und hatte perfekte Sicht auf beide Kurven.
Verzichtet in Indonesien übrigens auf das Tragen eines Gürtels. Ähnlich wie in einigen Ländern Südamerikas, wird der sonst am Einlass abgenommen. Bei Länderspielen wird aktuell die „Garuda ID“ getestet, die zukünftig auch für Ligaspiele Pflicht werden soll. Das wird die Ticketbeschaffung nicht einfacher machen. Ca. 10.000 Zuschauer fanden sich dann im Stadion ein, beide Kurven waren gut gefüllt und supporteten teilweise brachial, leider aber völlig unabhängig voneinander. Lediglich einmal gab es einen Wechselgesang. Das hätte hier bei ein bisschen Koordination ordentlich Potenzial. War aber trotzdem wirklich top was man hier geboten bekam. der Spielverlauf tat sein Übriges. Nach dem Spiel lief ich zu einer Mall in Stadionnähe und nahm von dort problemlos einen Grab zurück zum Hotel, wo es an der Bar noch das obligatorische LP-Bier gab, um dann vor den Freelancern freiwillig ins Bett zu flüchten. (CvS)
23.10.2024 Coppa Titano/San Marino Campo da Calcio „Federico Crescentini“ Zuschauer: ca. 50
„KREISLIGA-VIBES AUF DEM MONTE TITANO“
FIORENTINO – Letzte Woche wurde mal wieder ein neuer europäischer Länderpunkt mit einem „Zwergenstaat“ eingetütet. Manchmal stellt sich schon die Sinnfrage nach so kleinen Ländern, zumal der Mini-Staat in diesem Falle eine Enklave auf dem italienischen Staatsgebiet darstellt. Das kleine Bergvölkchen liegt mitten in der Emilia-Romagna. San Marino – seit dem Jahre 301 (!) als älteste Republik der Welt bezeichnet – mag nur etwas über 60qm groß sein, durch die Serpentinen, die sich am Hausberg hoch- und runterschlängeln, kommt einem das Staatsgebiet jedoch größer vor. Der Berg heißt „Monte Titano“, was den etwas schrulligen Namen des nationalen Pokals erklärt. Hoch oben auf den Hügeln des Titano erstrecken sich mehrere zugängliche Burgfestungen. Der kleine Staat besticht durch Historie und Panorama. Sinnfrage beantwortet.
Immerhin 15 Teams spielen in San Marino Pokal und Meisterschaft aus. Das einzige Team, das noch nie einen Titel gewonnen hat – der Gastgeber an diesem Tag: S.S. San Giovanni. Allerdings stand man nach einem 1:0-Hinspiel-Erfolg bei Domagnano mit einem Bein im Cup-Viertelfinale. Der Kunstrasen-Ground in Fiorentino bietet eine Längsseite mit Tribüne und ein paar unüberdachten Holzbänken. Ganz schmuck auch das Bergmassiv im Hintergrund, das natürlich nur im Hellen ins Auge sticht. Vor Ort gibt es keine Verpflegung, Eintritt wird auch nicht verlangt – man kommt sich ein bisschen vor wie in der Kreisliga. Die fußballerischen Darbietungen reihen sich auch in diese Kategorie ein. Das versteht sich aber eher als Gütesiegel. Auf dem Platz ging es von Anfang an zur Sache und der intensive Einsatz aller Spieler ließ keine Langeweile aufkommen.
Fast hätten sich die Akteure in den massiven Zweikämpfen im Mittelfeld verzettelt und die Torchancen vergessen, dann traf San Giovanni mit einem Schuss aus 50 Metern über den Torwart hinweg zur Führung. Die Gäste kamen per Elfmeter zurück ins Spiel. Von der Verlängerung war man dann aber doch ein gutes Stück entfernt. San Giovanni ist dem ersten Titel der Vereinsgeschichte wieder ein bisschen näher gekommen. Auffällig: Auf beiden Seiten lagen immer wieder Spieler mit großem Getöse nach Zweikämpfen am Boden. Der Schiedsrichter bewies stoische Ruhe, ließ sich nicht von den schauspielerischen Einlagen beunruhigen und unterbrach das Spiel selten. Beide Teams kamen nicht auf die Idee den Ball mal in Aus zu spielen und nach einigen Augenblicken trotteten die „verletzten“ Spieler wieder über den Platz. Wenn es brenzlig wurde, hatte der Schiri alles im Griff. Vielleicht hat das Spiel auch seinetwegen so viel Spaß gemacht. (mm)
Die BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (22). Die 22. Ausgabe führt uns ins Nachbarland der Pommes. Genießt doch mal in der vereinseigenen Frituur eine Pommes mit Sauce Andalouse. Beim RSD Jette im “Stade Communal de Jette” kann man es sich mal gönnen, oftmals wird Samstagabend um 19:30 angepfiffen und bietet somit den perfekten Tagesabschluss. Es ist sicherlich nicht die einzige BILDERBUCHBUDE in Belgien, aber es ist unsere erste aus Belgien.
16.09.2023 Stade Communal de Jette RSD Jette – RFC Union La Calamine – 2:3
27.10.2024 Superligaen Brøndby Stadion Zuschauer: 26.075
“GESTRANDET IN NEUMÜNSTER, PLANÄNDERUNG UND EIN ABENTEUER”
KØBENHAVN – Die Ansetzung des Derbys am Sonntag um 12:00 Uhr gefiel mir gut und so buchte ich die Reise. Vieles hielte ich mir offen, die Anreise sollte mit der Bahn vom Hamburger Hauptbahnhof arbeitgeberfreundlich samstags in der Frühe starten. Mein drittes Derby in København aber mein erstes im Stadion von Brøndby IF. Zum Spiel kommen wir aber später, in meiner pädagogischen Ausbildung hieß es immer: Störungen haben Vorrang. Okay, als am Samstag der Wecker zur schönen Zeit um 03:30 Uhr klingelte, ahnte ich nichts Schlimmes. Ich entschied mich dafür, mein Auto in Hamburg zu parken und mit dem Regionalverkehr nach Flensburg aufzubrechen. Als absolut überzeugter Autofahrer wollte ich doch nur mal ein paar Kilometer sparen, denn eine Anreise direkt nach Neumünster zu meinem Anschluss hätte mir einiges an Nerven erspart. So bin ich eben um 4:36 am Hauptbahnhof und höre mein Zug verspätet sich natürlich um erstmal 10 Minuten, das Zittern begann, denn mein Anschluss in Neumünster beinhaltete nicht ganz so viel Puffer. Es kam wie es kommen sollte, während der Fahrt stieg die Verspätung auf 20 Minuten an, in Neumünster ist mein geplanter Zug natürlich nicht mehr aufzufinden. Herrlich, so bin ich am Samstagmorgen um circa 06:00 Uhr in Neumünster gestrandet. Schnell checkte ich die nächsten Verbindungen, mein geplantes Spiel in Trelleborg war schon nicht mehr möglich, die 2 Stunden in Flensburg abgammeln hielt ich auch nicht für sinnvoll. Zudem waren an dem Wochenende keine sinnvollen Spiele mehr in København außer eben das Derby. Meine Optionen waren begrenzt, eine neue Fahrkarte hätte ich mir auch kaufen müssen, die spontanen 70€ sollten die Reisekasse nicht sprengen. Ich entschied mich dafür, wieder umzudrehen und Schlaf nachzuholen. Guten Morgen!
Nach circa 3 Stunden erneutem Schlaf und sich wieder fit wie ein Turnschuh fühlen, lächelte mich die Partie vom VfB Lübeck an. Die Lohmühle wurde natürlich nicht das erste Mal besucht, aber es ist immer wieder eine kleine Reise wert. Das nächste Anreisechaos war gesichert, auch hier wollte ich das Landboten-Mobil nicht zu sehr fordern und stellte das Auto in Ahrensburg am Bahnhof ab. Die Stationen bis Lübeck-Moisling vergehen wie im Flug, plötzlich eine Durchsage: Bombendrohung am Lübecker Hauptbahnhof. Es kann ja nur besser werden. Also raus aus dem Zug und die ganze Geschichte drehte sich zum Positiven. Im Linienbus Richtung Lohmühle lauschte ich einem Gespräch über das morgige Derby in København. Gibt’s ja gar nicht, oder? Lange zögerte ich nicht, fragte schnell nach und es klärte sich doch tatsächlich eine Mitfahrgelegenheit am Sonntagmorgen in die dänische Landeshauptstadt. Danke für die Rettung des Wochenendes an euch! Das Sprichwort, dass eine Tour erst gut wird, wenn einiges schief läuft und am Ende alles anders kommt als man plant, trifft es hier ganz gut. So sah man sich das VfB Spiel zusammen an und plante den morgigen Tag. Für mich ging es nach dem Kick noch zum Landesliga Spiel vom Eichholzer SV in Lübeck. Kann man mal mitnehmen, sollte die Uhr ja in der Nacht umgestellt werden. Die Extrastunde Schlaf tat gut, sollte der Wecker dieses Mal immerhin erst um 03:45 klingeln. Getreu dem Motto: Schlafen kann man auch unter der Woche.
Nach dem mentalen Abhaken vom Derby ging es dann Sonntag Früh aus dem Hamburger Stadtzentrum in Richtung Dänemark. Die knapp 5 Stunden Fahrt wurde erfolgreich mit viel Laberei und Gefasel verbracht, angekommen in der Hauptstadt schauten wir kurz am Fanmarsch der Gäste vorbei. Viel Polizei und Böller, nichts weltbewegendes und trotzdem nett. Meine bekannte Vorliebe für Skandinavien gilt dem Land Dänemark leider nicht, kann schon ganz schön trist sein hier. Vor dem Spiel allerdings genau das Gegenteil, einen kleineren Angriff auf die Gästefans über die Gegengerade, eine schöne Choreo zu Beginn des Spiels im Gästeblock und eine große Pyroshow im Heimbereich zum Anpfiff. Definitiv das beste Spiel, welches man in Dänemark wahrscheinlich sehen kann. Was ein Wunder, der FCK liefert in meinen Augen sowieso immer ab. Brøndby IF hingegen war bei meinen besuchten Spielen nie so wirklich überzeugend. Nach dem Anpfiff zeigten beide Teams keinen schönen Fußball, der Schiedsrichter war heute sehr kleinlich. Er pfiff vieles ab, eine richtige Derbystimmung kam dabei einfach nicht auf. So unterschiedlich können Eindrücke eben sein, das Spiel endete zu allem Überfluss 0:0. Für die Statistik Füchse irgendwie auch geil, mein 13. torloses Spiel in diesem Jahr. Ich hoffe, die 15 torlosen Spiele werden geknackt, nach oben geht doch immer etwas.
Die Rückfahrt stand dann für mich auch noch auf dem Programm und wie konnte es anders sein. Am vergangenen Donnerstag kam die Meldung, dass für dieses Wochenende ein Schienenersatzverkehr zwischen Fredericia und Flensburg eingerichtet ist. Es läuft einfach, diese Zeilen schreibe ich, aber nachdem ich den Parcour überwunden habe und relativ entspannt alles geklappt hat. Es sind halt eben keine deutschen Schienen. Ich bin mir sicher, die nächste Tour wird wieder mit dem Auto absolviert. Ein Abenteuer habe ich erlebt und neue Leute kennengelernt. Es hat alles irgendwo etwas Positives. Selbst die Bahn! (tp)
26.10.2024 Serie B Stadio Dino Manuzzi Zuschauer: ca. 12.000
„ITALIEN AMORE“
CESENA – Nach einer Woche in England reiste ich von Manchester mit einem JET2-Flug nach Venedig und anschließend mit der Bahn nach Udine. Dort fand innerhalb von sechs Tagen das zweite Spiel von Cagliari Calcio statt. In der modernen Arena endete die Partie mit 2:0 für den Gastgeber. Das gleiche Ergebnis gabs dann auch einen Tag später beim großen Wochenendhighlight in Cesena. Bevor das Spiel angepfiffen wurde, nutzte ich erneut die Trenitalia und erreichte Cesena knapp zweieinhalb Stunden vor Spielbeginn.
Nach einem kurzen Fußweg wurde ich nicht nur von der strahlenden Sonne, sondern auch vom wunderschönen „Stadio Dino Manuzzi“ verzaubert. Was für ein einzigartiges Juwel! Die Tribünen, das Dach: pure Liebe!
Diese Liebe zeigte sich auch in der Beziehung zwischen den beiden Fanlagern. Da Cesena und Brescia eine Fanfreundschaft pflegen, verbrachten die beiden Gruppen die Zeit vor dem Spiel gemeinsam. Sie zündeten Rauchfackeln, umarmten sich, genossen das ein oder andere Bier und plauderten entspannt miteinander.
Die Atmosphäre beeindruckte mich sehr. Besonders auffällig waren die vielen Schals, die bereits zu Spielen getragen wurden, die lange vor meiner Zeit stattfanden, und die Kinder, die stolz in Ultra-Shirts durch die Straßen zogen. Italien fasziniert mich immer wieder in vielerlei Hinsicht. Besonders beim Thema Essen. In der Pizzeria „Il Bianco e il Nero“, die direkt am Stadion liegt, gönnte ich mir eine schmackhafte Diavolo-Pizza für unter 10 €.
Aber auch die italienische Fußballkultur, auf die ich hungrig war, wurde im stimmungsvollen Rund sättigend befriedigt. Mit einer berührenden Choreo ehrte die Fanszene von Cesena den viel zu früh verstorbenen Brescia-Fan Michele Luzzardi, der nur 21 Jahre alt wurde. Im Oberrang wurden kleine schwarze, weiße und blaue Fahnen geschwenkt, während im Unterrang vor allem Gruppenmaterial zum Einsatz kam. In der Mitte des Blocks entrollte man ein Banner, auf dem das Abbild des verstorbenen Brescia-Fans zu sehen war. Mit dem Spruch: „IL TUO SORRISO, LA NOSTRA FRATELLANZA… PER L’ETERNITÀ!“, wurde die Botschaft übermittelt, dass sein Lächeln und die Bruderschaft für immer weiterleben werden.
Aber auch der Auftritt der Heimfans hinterließ einen starken Eindruck. Viele Doppelhalter, Fahnen und Rauch: „Sará perché ti amo“. Statt des italienischen Klassikers erklingen jedoch andere Melodien aus der italienischen Musikszene, die den Fans von der Zunge kamen. Das Lied „Bella Ciao“ hallt mir noch heute im Ohr.
Auch der Auftritt der Gäste konnte sich sehen lassen. Der Block färbte sich in leuchtendem Azur. Hinter dem Banner der „Curva Nord Brescia“ wurden ebenfalls zahlreiche große Fahnen geschwenkt und Doppelhalter präsentiert. Auch dort hatten die Lieder Ohrwurm-Potenzial.
Wie bereits erwähnt, endete das Spiel mit 2:0 für Cesena. In einem ansonsten ausgeglichenen Spiel wurden beide Tore durch einen Elfmeter erzielt. Den ersten Treffer landete Shpendi in der 15. Minute und den zweiten in der 53. Minute. Trotz des 2:0-Erfolgs bleiben die beiden Vereine Tabellen-Nachbarn: Cesena auf Platz acht und Brescia auf Platz neun.
Die warme Jahreszeit neigt sich langsam dem Ende zu, und in der nicht weit entfernten Stadt Rimini wird bereits die erste Weihnachtsdekoration angebracht. Dennoch war es schön, in diesem Jahr noch einmal ein Spiel im Sonnenwetter zu erleben. Besonders kreativ zeigten sich die Fans auf der Tribüne bei ihren Kopfbedeckungen – von Zeitungen bis hin zu Bierbecher-Trägern war alles dabei. Doch auch im Winter wird Fußball gespielt, und es bleibt abzuwarten, wohin die Reise der beiden Teams führen wird. (fj)
28.10.2024 Allsvenskan Eleda Stadion Zuschauer: 22.500
MALMÖ – Man soll die Feste feiern wie sie fallen. Notfalls auch mal im Gästeblock. 6 Spiele in 6 verschiedenen Ländern innerhalb von 6 Tagen, standen für den Lokalreporter dieses Blättchens ins Haus. Urlaub im zivilen Leben bedeutet: Arbeit für den Landboten. Aber dieser Umtrieb ist eine wahre Freude.
Nach ein paar zweisamen Tagen in Italien und San Marino, ging es am Donnerstag-Abend wieder Richtung Schwechheim, wo man am nächsten Abend wie ein Meckerfrührentner der 0:1-Niederlage des hiesigen Landesliga-Vereins beiwohnen durfte. Bereits um 5.30 Uhr klingelte der Wecker und über den Umweg England führte die Reise weiter nach Skandinavien. Vom großen Flughafen in der Millionenstadt Schwechheim gibt es dauerhaft günstige Verbindungen nach London. Und von dort heben rund um die Uhr Flieger nach Kopenhagen ab. Klar, war man auch scharf darauf noch einen Kick auf der Insel mitzunehmen. Unterm Strich der klassische Fall von einer Fliegenklatsche und zwei oder drei Käfern.
Der Plan sollte aufgehen, auch wenn am Sonntag wieder um 4 Uhr der Wecker klingelte. Nach einem grottenschlechten Kopenhagen-Derby fuhr man schließlich mit dem Regionalzug über den Øresund rüber in die drittgrößte Stadt Schwedens. Der dritte Aufenthalt in Malmö, das erste Mal mit dem Zug, was ganz klar eine gute Variante ist. Da das Spiel erst am nächsten Abend anstand, galt es die Zeit bis zum Anpfiff zu verbummeln. Das war gut so, denn da man den Rucksack vor dem Spiel bei Brøndby im Wald versteckte und die restliche Wechselkleidung dabei dank Dauerregen nass wurde, mussten ein paar neue Klamotten her.
Der Trip nahm schon Anfang September Formen an. Die Fähre am Dienstag zurück nach Schwechheim für läppische 21€ war als erstes eingetütet. Dass Malmö an diesem Montag das Meisterstück abliefern konnte, spielte in den Planungen keine Rolle. So ein Spiel am Wochenanfang mit Top-Gästeszene nimmt man mal mit für ein paar Euro Unkosten. Skeptisch wurde man, als ein freier Verkauf ausblieb und Malmö für das Spiel „totally sold out“ meldete. Erst ab diesem Zeitpunkt wurde der Ernst der Lage klar. Vorab: Aus Schweden gab es keinerlei Rückmeldungen bezüglich Tickets. Ticketbörsen in sozialen Medien ignorierten Beitrittsgesuche, kein MFF-Fan meldete sich auf „Annoncen“, nicht mal irgendwelche Agenturen boten Tickets zu überhöhten Preisen an. Umso erstaunlicher, dass man einfach ohne Auflagen im Online-Shop eine Karte für den Auswärtsblock ergattern konnte.
Was man hat, das hat man. Vor dem Stadion dann aber wirklich keinerlei Schwarzmarkt präsent, die Drehkreuze gut bewacht. Also rein in den Gästeblock, der 15 Minuten vor dem Anpfiff nicht gut gefüllt war, dann aber proppevoll wurde. Auf beiden Seiten ein Intro – Malmö mit hunderten Fahnen und Pyro. Göteborg mit Schriftzug und Feuer. Malmö auf dem Rasen von Beginn an bemüht, aber es läuft einfach nicht. Die Pässe verfehlen jeden Abnehmer im Strafraum. Göteborg kontert einmal und trifft sofort. Party im Stadion – aber auf der anderen Seite! Für die Gäste geht es noch knallhart um den Abstieg.
Der aktuelle Meister aus Malmö spielt sich einen Mist zusammen. „Skit“ nennt das der Schwede wohl. Ausgelassene Stimmung im Gästeblock, der wirklich geschlossen, laut und melodisch Bock hat zu singen. Es hat schon seinen Grund, warum Malmö an diesem Tag Meister werden kann und Göteborg auf Rang 14 steht. In Ansätzen rollt die Kugel gut – es muss nur mal ein Brustlöser her. Und MFF-Trainer Henrik Rydstrom verabreicht der Elf mit zwei Wechseln in der Pause die richtige Medizin: Taha Ali und Hugo Bolin treffen jeweils mit schönen Schüssen Richtung Heimkurve ins Netz. Ekstase pur und der Erguss auf dem Rasen kennt nach einer ellenlangen Nachspielzeit keine Grenzen mehr! Zunächst wird der Gästeblock mit Fackeln angegriffen. Man muss die Feste feiern, wie sie fallen. Danach konzentriert Malmö sich doch lieber auf die Feierlichkeiten rund um die 24. Meisterschaft der Klubgeschichte.
Mit ein bisschen List schafft man es auch aus dem Gästeblock auf den Rasen, kann an den Restfeierlichkeiten teilnehmen, Souvenirs ergattern und schöne Schnappschüsse für diese Zeitung anfertigen. Stort grattis till mästaren! Herzlichen Glückwunsch zur Meisterschaft, Malmö FF! Nach dem Asyl im Gästeblock soll aber nicht unter den Tisch fallen, dass Göteborg an den restlichen beiden Spieltagen feste die Daumen für den Klassenerhalt gedrückt werden! (mm)
26.10.2024 League One Abbey Stadium Zuschauer: 6.874
CAMBRIDGE – Der Blick vor dem Spiel auf die Tabelle, war ziemlich gruselig. Cambridge und Burton blieben in den jeweils ersten zehn Spielen der Saison ganze 19 Mal sieglos. Den einzigen Dreier der Saison konnte Cambridge am Spieltag zuvor einfahren. Folglich empfing an diesem 12. Spieltag der Vorletzte der Tabelle das Schlusslicht. Allerdings stand es gerade um die Gastgeber auch schon schlechter in der Vergangenheit. Erst 2014 stieg die Universitätsstadt aus der National League wieder in den Profi-Fußball auf. In den 2000ern hatte man Insolvenz anmelden müssen und sogar das Stadion verkauft. Bis in die 50er-Jahre hieß der Verein übrigens „Abbey United“, was den Stadionnamen erklärt.
Aber Cambridge ist zurück. Seit vier Jahren nun sogar wieder in der League One. Auch das Stadion hat man zurückerworben. Und das ist auch gut so. Denn diese wahre Perle britischer Stadionkultur bedarf einer behüteten Behandlung. Durch die Pleitephase des Vereins wurde an der Newmarket Road viel konserviert. Passend zu dem Halloween-Klimbim in den Schaufenstern der Straße, könnte man neckisch festhalten: Das „Abbey Stadium“ ist ein mumifiziertes Relikt aus der Vergangenheit.
Vor allem eine Hintertorseite und die alte Haupttribüne überzeugen auf ganzer Linie. Teile der Tribünen stammen noch aus den 1930er-Jahren. Und das Beste: In Cambridge kann man noch stehen! Nicht nur hinter dem Tor, auch auf einer der Geraden! Geil! Und ein unglaublicher Verstärker für die doch manchmal etwas lahmende Fankultur auf der Insel.
Bei der mäßigen Aussicht im beinharten Abstiegskampf der League One, würden einige Zuschauer mit Sicherheit auch einen Sitzplatz in Kauf nehmen, wenn am Ende der Klassenerhalt gelänge. Ähnliche Antworten hätte man wahrscheinlich aus dem einigermaßen gut gefüllten Away-End bekommen. Zur Erinnerung: Burton Albion ist nach nun mehr 12 Spielen noch ohne Sieg. Und so ähnlich traten sie auch in Cambridge auf. Wenn es gar nicht anders ging, spielte man auch mal am gegnerischen 16er mit, zuvorderst war man aber bemüht, jeden Torschuss von CUFC mit 22 Beinen abzuwehren. Das gelang auch gut und heraus kam das allseits beliebte Gurkenspiel, das aber einfach hervorragend zu den Gegenbenheiten vor Ort passt. Passend war am Ende dann auch das Tor des Tages fünf Minuten vor dem Ende: Unübersichtliches Herumgestocher nach einem Torwartfehler, mündete schließlich in einem Abstauber und ließ die Stehplatztribüne komplett ausrasten.
Das war spielerisch vermutlich das Schlechteste, was England zu bieten hat. Aber ganz ehrlich: Hier im „Abbey Stadium“ will man nichts anderes sehen. (mm)
Dzień dobry aus der Grenzstadt Gubin! Die BILDERBUCHBUDE (21) der Woche kommt heute aus unserem Nachbarland Polen. Wer kostengünstig eine schöne alte Polenperle kreuzen will, der lässt es sich auf der Fahrt nach Guben im Regionalzug gut gehen, steigt aus und marschiert über die Landesgrenze. Auf der ca. vier Kilometerlangen Strecke von der Grenze zum Ground laden ein paar Zabka’s ein, um sich einen feinen Hotdog und ein paar Bierchen zu gönnen. Als Preis für den dann doch sehr eintönigen Fußweg bekommt man dann einen schönen Rasenwall mit Sitzplätzen serviert.
05.08.2023 Stadion Miejski w Gubinie MKP Carina Gubin – KS Górnik Polkowice – 0:1
19.10.2024 Stadion Bruno Nespoli Serie D Girone G Zuschauer: 500
“3 TAGE SARDINIEN – TEIL 1”
OLBIA – Als wir vor 2 Monaten die beliebte App “Skyscanner” durchforsten und im Oktober nochmal ins warme reisen wollten, bot sich dieses Reiseziel optimal an. Der Eurowings-Flug wurde für schlappe 28€ geschossen und so wurden wir ins italienische Olbia verfrachtet. Perfekte Bedingungen für ein gutes Wochenende, die Ansetzungen in der Serie A waren vielversprechend, der Rest des Wochenende ergab sich erst beim Tag der Anreise. So ist es nunmal in Italien, das beste Beispiel hier unser besuchtes Spiel. Olbia Calcio spielt aktuell in der vierthöchsten Spielklasse Italiens, der Ground direkt am Meer gelegen und die Stadt kann sich blicken lassen. Die ursprüngliche Ansetzung war am Sonntag, um 15:00 Uhr. Passt uns einfach nicht ins Programm. Am Anreisetag sahen wir die Verlegung des Spiels auf Samstag, dies wiederum passt uns perfekt ins Programm. Wieso interessierte uns nicht wirklich. Glück muss man eben auch mal haben! Wie eben erwähnt, wollten wir ins Warme, vom Regen, der uns aufsuchte, war keine Rede. Es gibt eben Ziele auf dieser Welt, da rechnet man mit gutem Wetter. Pustekuchen, genug gemeckert, der kleine Stadtbummel wird dann eben mit Regenjacke absolviert.
Am Stadion angekommen, besorgten wir uns Karten für 20€. Unseres Erachtens ziemlich teuer, aber wichtiger war es, ein Dach über dem Kopf zu haben. Ein seltener aber schöner Anblick ist doch eine geöffnete Tageskasse. Personalausweis und Geld rein, Ticket und Personalausweis raus. Eine schöne und runde Sache. Dem großen Schauer mal wieder entkommen und ab auf die Tribüne. Im Gästeblock zeichneten sich wunderschöne Szenarien ab, die Gäste aus der Stadt Pagani überzeugten mit einem schönen Kurvenbild und tolle Melodien. Wir hoffen, dass die Leser dieses Gefühl kennen, das wackelige Bein wippt 90 Minuten mit und die Gesichter strahlen. Ein Herz für italienische Ultras. Die Stadt Pagani liegt zwischen Neapel und Salerno, die Anreise nach Sardinien bestimmt ein kulturelles Highlight für jeden Auswärtsfahrer. Somit fanden sich auch relativ viele Zuschauer im Gästeblock ein.
Olbia Calcio ist aktuell Vorletzter in der Tabelle, die Heimfans waren dementsprechend unzufrieden mit der Leistung des Teams. Zum Halbzeitpfiff ertönte ein Pfeifkonzert und die melodischen Anfeuerungen wurden leiser. Es ging auch mit dem Endstand von 0:2 in die Kabinen zur Halbzeit, es läuft manchmal eben einfach nicht. Die Gäste aus Pagani, auf einem sportlichen Höhenflug, beheimatet nach dem Sieg in Olbia auf dem dritten Tabellenplatz geht es ja eventuell nochmal höher hinaus im italienischen Ligasystem. Wünschenswert wäre es, die Melodien und die Einsatzbereitschaft der Fans würden einen erneuten Besuch sicherlich lohnend gestalten.
Nach dem Spiel ging es noch zu einem weiteren Amateurspiel auf Sardinien, die Stadt Pozzomaggiore sollte besucht werden. Die Ansetzungen des örtlichen Fußballvereins auf Samstag um 18:00 Uhr konnte ja nur gut sein. So war es auch, es fanden sich viele Zuschauer ein und das Warsteiner (!) floss nur so aus der Dose in die italienische Münder. Ungewohntes Bild, aber irgendwie ja auch ganz witzig. Wir empfehlen den Teil 2! (tp)
Shanghai Shenhua – Henan Songshan Longmen FC – 2:1
18.10.2024 Chinese Super League Shanghai Stadium Zuschauer: 29.775
„SHANGHAI IS BLUE“
SHANGHAI – Für den Landboten geht es mal wieder nach Fernost. Es erwarten ihn spannende Tage und viele kulturelle Besonderheiten. Mit der britischen Ölsardine ging es für einen super fairen Taler nach Shanghai. Am Anfang war ich ein bisschen skeptisch was uns in China erwartet. Andere Bezahlmethoden, keine Google-Dienste und die komplette Überwachung. Wir wurden aber sehr positiv Empfangen und wenn man einmal „im Game“ ist, dann findet man sich auch ganz schnell zurecht. Vorab installierte ich mir die die WeChat App, mit der man hier alles machen kann. Ohne WeChat oder Alipay ist man in China aufgeschmissen. Dazu kann man den Bann der Google-Dienste und Meta Apps umgehen, indem man sich eine E-Sim aus einem anderen Land mit Netz in China kauft. Somit lief alles glatt und mit Apple Karten navigierten wir uns durch die sehenswerte Metropole. Quasi zum Abschluss des Shanghai Aufenthaltes ging es zum Fußball. Die Tickets besorgte uns ein chinesischer Außenstellenmitarbeiter des Landboten, wobei es eigentlich gar keine Tickets sind. Man bezahlt den Eintritt, bekommt eine Buchungsbestätigung und die Karten sind auf dem Reisepass hinterlegt.
Vorort lief alles reibungslos und unkompliziert ab. Einmal an alle Chinesen vorbei, Reisepass vorzeigen, Sicherheitskontrolle und schon war man drin. Für ca. 1.50 Euro gibt es hier eine nicht gekühlte Cola oder andere Softgetränke. Pünktlich drei Minuten vor Anpfiff lief die Nationalhymne und um Punkt 19:35 Uhr rollte der Ball und im Ultra Bereich ging es dann auch los. Die Fahnen wurden immer abwechselnd zu einem bestimmten Gesang geschwungen oder unten gehalten. Dies hatte alles seine Ordnung im Block. Allgemein war dies hier keine Entertainment Veranstaltung, sondern ehrlicher Fußball. Die Leute, die hier hingehen, fiebern auch alle mit. Drei Spieltage vor Schluss ging es hier auch noch um die Meisterschaft. Shenhua hatte 70 Punkte, Shanghai Port 72. Der erste richtige Jubel kam mitten in der Halbzeit, denn der große Kontrahent Shanghai Port lag zurück. Nun muss man nur noch gewinnen, um zwei Spieltage vor Schluss Erster zu sein. Shanghai drückte aufs Tor und wie aus dem Nichts gingen die Gäste in der 62. in Führung. Kurze Zeit später konnte Shenhua ausgleichen und spielte weiter auf ein Tor. Das erlösende 2:1 fiel dann in der 89.. Auf den Rängen gab es kein halten mehr. Das Stadion stand komplett, die Handys verschwanden in der Hosentasche und alle warteten auf den Abpfiff. Nach 97 Minuten war Schluss und man war Erster. In den letzten 30 Minuten passierte bei der Partie von Shanghai Port nichts mehr. Das Blatt hat sich gewendet und Shanghai Shenhua ist nun mit 73 Punkten Erster. Shanghai is blue!
Keine 35 Minuten später, quasi pünktlich mit dem Abpfiff in Chengu kamen wir auch schon im Hotel an. Die Rückfahrt verlief, wie die zwei Tage, rundum perfekt in Shanghai. Das besuchte Stadion wurde in der Corona Pandemie kurzerhand mal komplett „redesigned“, hat keine Laufbahn mehr, dafür aber eine durchgezogene LED-Leinwand im Dach. Sowas sieht man auch nicht alle Tage.
Allgemein hat uns Shanghai und der Stadionbesuch sehr gefallen. Ich kann jeden empfehlen sich ins Abenteuer China zu stürzen, es lohnt sich und die Leute sind Vorort auch alle sehr nett, obwohl viele Leute nicht so gut im englischen sind. Mit „Hand & Fuß“ oder den Google Übersetzer kommt man aber sehr gut zurecht. (mb)
SPLIT – Dobra večer aus der Heimatstadt der Torcida. Mit knapp 160.000 Einwohnern gilt die Hafenstadt aus Süddalmatien als zweitgrößte Stadt Kroatiens. Split lockt jährlich nicht nur Millionen von Besuchern, sondern besitzt auch den wichtigsten Industriehafen des Landes. Die Altstadt, gelegen direkt an der Adria, umschließt den Diokletianspalast. Seitdem dieser 1971 durch die UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde, gilt er als einer der Touristenattraktion Kroatiens. Wahrscheinlich ist der Palast eines der wenigen Mauerwerke südlich von Zadar, welches nicht mit einem Torcida Graffiti verziert wurde. Die Riva stellt ebenfalls ein Highlight in Split dar. Hierbei handelt es sich um die lange Promenade, auf der große Palmen ein paar schattige Plätze im Spätsommer bieten. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, als an der Riva den ganzen Sommer über Outdoor-Parties gefeiert wurden und das mit einem Festpreis von zwei Euro je halben Liter Bier vom Fass. Diese Zeiten sind längst Geschichte, besonders seit der Euro Einführung in Kroatien. Allgemein haben die Lebenserhaltungskosten und im besonderen die Supermarktpreise und Gastronomie Preise gewaltig angezogen. Es gibt sie aber noch immer, die Grillstuben in denen man acht bis zehn leckere Cevapis im Fladenbrot mit Ajvar und Zwiebeln für weit unter 10 Euro bekommt. Ich habe diesen Sommer beispielsweise in Marina eine große Portion mit einem Bier für zusammen 7,60 Euro bekommen. Das Bistro war direkt am Hafen gelegen und geführt von einer gastfreundlichen Köchin, welche gleichzeitig auch noch als Kellnerin fungierte. Tipp von mir: -Fast food Luka I Lora- (MARINA)
Aber zurück nach Split. Auch wenn es das Pivo nicht mehr ganz so günstig gibt, hält es die Familien, Ultras und Hools nicht davon ab vorm Spiel an oben genannter Riva abzuhängen, Bier zu trinken und sich auf das Spiel einzustimmen. Die ganze Stadt erstrahlt in Vereinsfarben und gefühlt kennt jeder jeden. Die Torcida, gegründet im Jahr 1950, gilt nicht nur als ältester Fanclub Europas sondern auch als eine der größten und bedeutendsten Ultragruppierungen auf dem Balkan und ebenfalls in ganz Europa. Im damaligen Jugoslawien waren sie neben der Delije (Roter Stern Belgrad) die erste Gruppe, welche Anfang der 80er Jahre Bengalos zündete, größere Schwenkfahnen in der Kurve verteilte und erste Zaunfahnen aufhing. Bis heute fallen sie immer wieder durch kreative Choreographien, imense Pyroshows und gewaltätige Auseinandersetzungen mit anderen Ultras und der Polizei auf. Doch ein Alleinstellungsmerkmal grenzt sie von anderen Gruppierungen ab: Die enorme Quantität und Qualität von Graffitis und Wandmalereien. Von Zadar bis Dubrovnik findet man kaum eine Wand, welche nicht durch Mitglieder der Hajduk Ultras verziert wurde. „1911, 1950, Hajduk Split, Ultras Hajduk Split, Torcida, White Boys, Navijac Hajduka“ sind die gängigsten Schlagwörter, welche sich an Autobahnbrücken, Stromkästen, Häuserfasaden aber auch an LKW’s oder Schiffen wiederfinden. Neben diesen Schlagwörter werden oft Songtexte aus Fanliedern thematisiert, es wird an verstorbene Fans aus dem Hajduk Universum erinnert oder aber Sektionen einzelner Dörfer und Kleinstädte präsentieren ihre Verbundenheit zu Hajduk Split. Natürlich findet man diese Graffitis auch in der Kvarner Bucht, in Zentralkroatien rund um Zagreb sowie im kroatischen Hinterland. Hier haben zwar Armada Rijeka , Demoni Pula, Bad Blue Boys Zagreb und die Kohorta aus Osijek das Sagen, dennoch lassen sich immer wieder kleinere und mittelgroße Hajduk-Graffitis finden. Das lässt sich dadurch begründen, dass die Torcida im ganzen Land verteilt über kleinere Sektion verfügt, so beispielsweise die Torcida Zagreb.
Zu den engsten Verbündeten der Ultras aus Split zählen die Torcida Zabrze (PL), Magic Fans St. Etienne (FR) und die Tornados aus Zadar (HR). Letztere supporten seit geraumer Zeit allerdings nur noch die Basketballmannschaft und sind im Stanovi Stadion inaktiv. Grund hierfür sind neben dem sportlichen Misserfolg interne Streitereien zwischen Verein und der aktiven Fanszene. Zadar spielt zurzeit nur noch in der vierthöchsten Liga. (4. NL JUG). Der Erzfeind der Torcida ist ganz klar Dinamo Zagreb. Zudem gab es schon häufig Auseinandersetzungen mit den Fans von Rijeka und Osijek.
Beim heutigen Gegner Sibenik (Ultras Funcuti) handelt es sich eher wegen der regionalen Lage um ein besonderes Spiel. Es ist eher ein Derby im klassischen Sinne als ein brisantes Spiel für die Fans. Theoretisch sind meines Wissens nach die meisten Mitglieder der Funcuti auch Hajduk-Anhänger und teilweise sogar im Torcida-Umfeld. Als ich vor zwei Jahren das Derby in Sibenik gesehen habe, hat Funcuti nicht einmal eine Zaunfahne aufgehängt. In der Vergangenheit galt folgender Tenor: Wenn Hajduk spielt gehen die Anhänger aus Šibenik zu Hajduk und nur wenn die Spiele der zwei Vereine nicht zeitgleich angesetzt sind, ging man zu HNK Šibenik. Tatsächlich kamen aber beim Spiel vor zwei Wochen 150-200 Šibenik Anhänger zur 10 Minute ins Poljud und die Gruppenfahne hing auch Recht schnell. Ein Pfeifkonzert aus Richtung der Tribuna Sjever (Nordtribüne – Heimat der Torcida) ließ verraten, dass diese nicht begeistert darüber waren. Mehr passierte aber auch nicht. Hajduk hat das Spiel deutlich mit vier Toren Vorsprung zu null gewonnen. Neben einer netten Pyroshow und ein paar einzelnen Bengalos war die Stimmung kurzzeitig echt gut. Zur überwiegenden Zeit war es für Torcida-Verhältnisse aber wirklich unterdurchschnittlich. Zwischendurch ein paar Fackeln, immer mal wieder wurde es lauter – das war es dann aber auch schon. Dass das Spiel gegen Sibenik niemand so richtig ernst nimmt, wurde dadurch nur nochmal unterstrichen. Ob der Funcuti-Haufen aus Šibenik sich nun gegen eine Absprache mit der Torcida entschieden hat zum Spiel zu fahren oder ob das vorher so abgesprochen war, bleibt weiterhin unklar.
05.10.2024 NL JUG Stadion Anđelko Marušic Zuschauer: 120
OMIŠ – NK Omiš, gegründet im Jahr 1919, trägt seine Heimspiele im städtischen Stadion nah am Hafen aus. Grund genug endlich mal wieder mit dem Schiff anzureisen. Dieses mal selbst als Kapitän.
Ungefähr 1200 Fußballspiele konnte ich in meinem Leben bisher besuchen. Davon ca. 800 per Auto, 200 per Flugzeug, 150 per Zug und ein paar mit dem Fahrrad. Auf den Wasserstraßen konnten lediglich zwei Grounds gekreuzt werden. Irgendeinen Kick haben wir vor Jahren mit der Elbfähre aus Glückstadt angesteuert. Damals schrieb ich noch mit zwei Kumpels das Fanzine „Dat Moped“. Den meisten Lesern dürfte das Heft völlig unbekannt sein, da wir damals nur kleine Auflage von 75-150 Stück gedruckt haben. Teils waren die Berichte so persönlich, dass diese nur für den erweiterten Freundeskreis geeignet waren. Als vor ein paar Monaten die Idee aufkam den Landboten aktiver zu gestalten, freute ich mich richtig vom Chefredakteur zu hören, ob ich nicht Interesse hätte mitzuschreiben. Auch wenn es in meinen Berichten primär sowieso eher um Land und Leute, statt um den Sport selbst geht, war schnell klar, dass ich dabei bin.
Nun aber zurück zu dem zweiten Spiel, bei dem ich per Fähre angereist bin. 2018 habe ich Newcastle United einen Besuch abgestattet und bin damals von Amsterdam aus angereist. Über die Reederei DFDS kann man sogenannte Fußballreisen buchen. Klingt richtig scheiße, ist es aber gar nicht. Meine damalige Partnerin hat für 140 EUR (!) pro Person eine Fährfahrt nach Newcastle und zurück gebucht. Ebenfalls war im Preis eine Eintrittskarte für ein Premiere-League-Spiel im St. James Park und eine Hotelübernachtung in einem vernünftigen 4-Sterne-Hotel in Newcastle enthalten. Full Breakfast inklusive. Zusammengefasst also drei Nächte im Doppelzimmer + Premiere League für 140 EUR. 80 Prozent des Publikums auf der Fähre machen deutsche, niederländische und englische Junggesellenabschiede aus. Ich habe mich damals richtig wohlgefühlt und ordentlich Gas gegeben. Tipp an dieser Stelle für die trinkfeudigen unter euch: Holt euch im Casino der Fähre Jetons für mindestens 100 USD. Wenige Momente später werden euch die Chips und zusätzlich ein kleines Armband überreicht. Das Armband berechtigt zum Wein- und Biertrinken – all night long! Da sich das Casino und die „Disco“ in ein und dem selben Raum befinden, ist das ganze recht praktisch. Kurz beim Black Jack 10 Dollar auf das erste Drittel gesetzt und abgewartet bis an der Kasse Personalwechsel war. Kaum saß eine andere Dame hinter der Glasscheibe, habe ich meine restlichen Chips gegen 90 USD wieder zurückgetauscht. Die Formel lautet: 100 USD – 90 USD = 10 USD für den ganz großen Gewinn: Die ganze Nacht Getränkeflatrate. Ob der Trick noch klappt, kann ich leider nicht sagen.
Zurück nach Omiš: Ganz so spektakulär verlief der Tag nicht, aber dennoch mindestens genau so schön. Im verschlafen Dorf Omiš stellt das Highlight definitiv die Burgruine von Omiš dar. Umschlossen von ein paar netten Gassen, weiß neben der Burg, inklusive Altstadt, auch der Hafen gut zu gefallen. Hier kann man sich für 35 EUR ein Motorboot für zwei Stunden ausleihen. Ein Bootsführerschein wird nicht benötigt, da die kleinen Schiffe nur um einen 6-PS-Außenbord-Motor verfügen. Die Schiffsfahrt führte uns entlang der Cetina bis zu einem kleinen Anleger. Hier kann man das Schiff befestigen und in einem Biergarten etwas trinken und essen. Danach geht der Weg entlang des Flusses zurück bis nach Omiš, wo man gerade zu auf das Stadion schippert.
Zum Anpfiff lungerten ein paar Jungendliche hinter Tor herum und warfen einen Böller aufs Spielfeld. Der Auftritt umfasste aber nur ein Zeitfenster von knapp 3 Minuten. Die Jungs waren zur 5. Spielminute wieder weg. Von dort an bis zum Ende der Halbzeit regnete es durchgehend. Immerhin konnte vor dem Bergpanorama ein Regenbogen bestaunt werden. Der Ground ist allgemein richtig toll gelegen: Von der großen Haupttribüne hat man zur linken Seite perfekten Blick auf die Berge und auf der rechten Seite liegt in unmittelbarer Nähe die Adria mit ihrem türkisfarbenen Wasser. Auf der Haupttribüne sollten ungefähr 5000 Zuschauer Platz finden. Tatsächlich verirrten sich aber nur 120 Zuschauer auf die Tribüne. Während des Spiels habe ich mich noch mit einer kroatischen Frau über Hajduk Split und die Torcida unterhalten. Die gute Dame war ungefähr 60 Jahre alt aber wusste über alles perfekt Bescheid. Wahnsinn, wie sehr in Kroatien und auf dem Balkan allgemein die aktiven Szenen abgefeiert werden. Im D-A-CH Raum undenkbar, wobei in den letzten Jahren sehr positive Veränderungen verzeichnet werden konnten. Auch die mediale Berichterstattung hat sich meines Erachtens schon positiv geändert: Aus „Pyro-Chaoten“ wird in den letzten Jahren oft „Ultras mit Mega-Pyroshow im Gästeblock XY“ gemacht.
Das Spiel in Omiš war Recht ansehnlich und die Hausherren konnten das Spiel 2-1 gewinnen. Bestimmt wurde der Kick klar von Omiš und nur durch einen Patzer des Torwarts konnnten die Gäste in der 85. Spielminute noch einen Anschlusstreffer erzielen. In der 60 Minute hatte ein weiterer Deutscher die Schnauze voll und zog ab. Ground nicht zählbar – Grüße nach Wolfsburg…
Im Anschluss ging’s noch über einen abenteuerlichen Weg in die Berge. Dort nur 16km entfernt von Omiš, befindet sich die „Konoba Kremenko“. Das Restaurant im „Fred Feuerstein“-Design kannte ich noch von einem zurückliegenden Kroatien-Besuch. Essen weiß zu zivilen Preisen weiterhin zu gefallen und ein aus Holz nachgebautes Fred-Feuerstein-Mobil gibt es auch zu bestaunen. Hvala! (hd)
03.10.2024 UEFA Europa League Tofiq Bәhramov adına Respublika Stadionu Zuschauer: 28.234
„GEFÜHLTE SCHWEDISCHE GARDINEN“
BAKU – Sportlich setzte das 7:1 der Dortmunder am Dienstag die Messlatte schon sehr hoch für den Rest der Tour. Was für mich allerdings kaum eine Rolle spielte, denn mit Aserbaidschan wartete ein neues Land und damit viele neue Eindrücke auf mich.
Vorher schob ich noch einen Tag in Istanbul ein, denn in der Conference League gastierte Rapid Wien bei Başakşehir FK. Das Stadion liegt weit außerhalb und die Gondelei zwischen Flughafen, Stadion und Hotel verschlang im Prinzip den ganzen Tag. Im Gästeblock lieferten die Rapidler trotz der in der Türkei üblichen Einschränkung beim Fanmaterial einen guten Auftritt ab und flogen mit einem Sieg im Gepäck zurück nach Wien.
Nun aber zum Aufhänger der ganzen Tour. Mit Azerbaijan Airlines landete ich am Donnerstagmittag in Baku und holte erstmal eine Mütze Schlaf nach. Standesgemäß gönnte ich mir anschließend eine große Portion Döner und wackelte die 30 Minuten zum Stadion. Benannt ist es nach dem Linienrichter Tofiq Bəhramov, der 1966 in Wembley bekanntermaßen den Ball im Tor sah.
Hier und heute trägt Qarabağ seine europäischen Heimspiele dort aus und mit über 28.000 Zuschauern war die Schüssel sehr gut gefüllt. Drinnen bekam ich ein gutes Beispiel für einen Polizeistaat geliefert. Statt Ordnern bildeten Soldaten einen Ring um die Laufbahn herum, flankiert von etlichen Polizisten auf den Tribünen. Im Gästeblock kam im Prinzip auf jeden Fan ein Ordnungshüter…und das bei den braven Schweden. Auch im Alltag ist selbst in den Vororten viel Staatsmacht unterwegs und zieht z. B. regelmäßig Autos zur Kontrolle raus.
Zurück zum Wesentlichen: die Heimfans hatten sich leider in zwei Stimmungsblöcke jeweils hinter den Toren aufgeteilt und natürlich verpufften dadurch viele Gesänge. Umso besser gingen die „Qarabağ, Qarabağ“ Schlachtrufe. Nervig waren nur die vereinzelten Vuvuzelas, die wohl auch nach 14 Jahren WM nicht tot zu kriegen sind. Der tapfere Gästehaufen war im Prinzip nur bei den Toren zu vernehmen. Mehr kann aber auch nicht erwarten und man sollte jedem Respekt zollen, der diese Reise auf sich nimmt.
Auf dem Platz erwischten die Gastgeber den besseren Start und nach einer Viertelstunde erzielte Juninho das 1:0. Nur vier Minuten später glich aber Botheim aus und kurz nach der Pause drehte er mit seinem zweiten Treffer das Spiel. Qarabağ rannte in der Folge an, aber das 2:2 wurde wegen Abseits zurückgenommen und so blieb es beim Auswärtssieg für Malmö.
Den nächsten Tag in Baku nahm ich mir komplett für Sightseeing. Die Mischung aus Altstadt und modernen Bauten als Symbol des Ölreichtums macht schon was her. Sehr empfehlen kann ich auch einen Spielbesuch in der ASK Arena. Dort ragen hinter der Tribüne gleich zwei Hochhäuser gen Himmel. (hk)
12.10.2024 Tweede Divisie Sportpark Nieuw Zuid Zuschauer: 5.000
„DERBY IN DEN DÜNEN“
KATWIJK – In der letzten Länderspielpause im September flogen wir noch böse auf die Nase. Geplant war ein Ausflug auf die grüne Insel inklusive des Duells Irland-England in Dublin. Leider befand die FAI den Landboten offenbar nicht als würdig für den Pressebereich und eine Erstattung des horrenden Ticketpreises wurde vom Chefredakteur brüsk abgelehnt. Etwas geknickt sagten wir die Reise ab und besuchten stattdessen Spiele in Schwechheim und umzu.
Umso besser sollte es am vergangenen Wochenende laufen. Bei der Durchsicht der Spielpläne legten wir uns relativ schnell auf das Derby in Katwijk bei unseren Nachbarn fest, zumal mit Telstar gegen De Graafschap am Abend noch ein Kick in der zweiten Liga lockte. Kurzfristig konnten wir noch zwei Mitfahrer gewinnen und somit erneut das Spesenkonto entlasten. Nach ca. fünf Stunden Fahrt erreichten wir den Sportpark Nieuw Zuid. Eingerahmt von den Dünen und mit einer Kapazität von über 8.000 Zuschauern macht die Anlage für die Dritte Liga schon was her und hebt sich vom typisch niederländischen Serienbau ab.
Die blau-weißen Quick Boys aus dem Süden der Stadt empfingen im 50. Derby die in orange spielenden Jungs von VV Katwijk im Norden. Vor dem Aufeinandertreffen gab es lange Diskussionen, ob nach über zwei Jahren wieder Gästefans zugelassen werden. Letztlich durften aber 350 Fans unter Auflagen in den undankbaren Hintertorbereich, den die Staatsmacht von den Dünen aus immer im Blick hatte.
Eine der Auflagen lautete: kein „Vuurwerk“. Selbstredend war diese Ansage mit dem Einlaufen der Mannschaften passé. Katwijk zündete einige Bengalos und schoss dazu orangene Kassenrollen in Richtung Spielfeld. Auf Heimseite flogen ebenfalls Kassenrollen, allerdings viel zu früh und diese verfingen sich obendrein im Flutlichtmast. Umso besser gelang das Einnebeln mit blauem Rauch von der Gegengerade aus und auch dort wurden einige Fackeln angerissen. Der Verein selbst setzte mit Kanonenschüssen und Heulern noch einen drauf, wäre aber nicht nötig gewesen.
So spektakulär das Intro auch war, so bieder verlief über weite Strecken der Rest. Bis auf vereinzelte Fangesänge blieb es ruhig und nur für etwas Unterhaltung sorgte der junge Pöbelmob auf der Gegengerade. Auch fußballerisch gab es wenig Höhepunkte zu bestaunen und beide Teams spielten kaum klare Torchancen heraus. Die Gäste präsentierten sich mit zunehmender Spieldauer etwas besser und die Führung kurz nach dem Seitenwechsel ging in Ordnung. Die Antwort der Gastgeber war alles andere als quick und lange sah es nach einem Auswärtssieg aus. In der 89. Minute fiel dann aber nach einer Ecke aus dem Getümmel heraus doch noch der Ausgleich. Geiler Torpogo, Ekstase und nochmal Pyro!
Dabei blieb es auch. Sehr zufrieden verließen wir Katwijk und sahen am Abend noch eine schöne Choreo von De Graafschap bei Telstar. Im Anschluss hieß es Rückfahrt nach Schwechheim und gegen 4.00 Uhr fiel die Autobesatzung komplett übermüdet, aber glücklich ins Bett. (hk)
JENA – Bereits im vergangenen Monat berichtete der Schwechheimer Landbote über das Derby in Jena. Dank des Losglücks trafen die Rivalen nun im Achtelfinale des Thüringer Landespokals erneut aufeinander.
Im Gegensatz zum letzten Spiel wurde die Anreise diesmal mit der Deutschen Bahn organisiert. Pünktlich wie ein Uhrwerk erreichten wir das Paradies in Jena. Kaum aus dem Zug ausgestiegen, hörte man schon den Fanmarsch der Jenaer Anhänger. „ALLE IN BLAU“ lautete der Aufruf aus der Südkurve. Überall, von den Kiosk-Bereichen über Stromkästen bis hin zu Laternenpfählen, war der Slogan zu lesen.
Schließlich begaben wir uns auf den Weg zum modernen Ernst-Abbe-Sportfeld. Zuletzt hatte ich das Stadion 2015 in seinem alten Zustand besucht, als der Hamburger SV sich blamierte und mit 3:2 (n.V.) aus dem DFB-Pokal ausschied.
Wie bereits im letzten Bericht vom Schwechheimer Landboten aus Jena erwähnt, hat das Stadion einiges an Charme verloren und hebt sich kaum von anderen aktuellen Arenen ab. Dennoch war das Thüringen-Derby Grund genug die Reise anzutreten.
Bereits vor dem Anpfiff sorgte die kreative Abteilung der Erfurter Ultras für eine optische Aufwertung des Gästebereichs. Neben einem übergemalten FCC-Bild im Mundloch wurde auch im Bereich über dem Gästeblock gearbeitet. Die fünf Initialen: F, C, R, W, E wurden abwechselnd in Rot und Weiß an die Wand tapeziert. In nur 30 Minuten wurde das Kunstwerk vollendet.
Ähnlich beeindruckend war das Intro der Gästefans. Im italienischen Stil wurden zahlreiche Fahnen geschwenkt und RWE-Doppelhalter präsentiert. Zudem zündete man mehrere rote Fackeln, was für ein eindrucksvolles Gesamtbild sorgte, während der Gesang der Fans eher brachial klang. Ein großes Highlight war der Gesang: „Erfurt – Halle – nur Kaputte“.
Auch die Südkurve bot ein ansprechendes Bild. Zum Intro präsentierte man die Ziffern „FUSSBALLCLUB CARL ZEISS“ im Block. Jeder Fan zeigte seinen Schal, und viele blaue Fahnen wurden geschwenkt. Auch während des Spiels war das Bild in der Kurve ein Genuss: Zahlreiche Fahnen und Doppelhalter, dazu melodische Lieder, die italienische Gefühle hervorriefen.
Zum Auftakt der zweiten Halbzeit zündeten auch die Jenaer Fans zum Ärger ihres nervigen Stadionsprechers Pyrotechnik in Form von gelbem Rauch und hellen Fackeln. Während des Spiels wurden im gesamten Stadion, vor allem aus dem Gästeblock, lautstark Böller gezündet. Immer wieder kletterten motivierte Erfurter Fans auf den Zaun, um die benachbarten Jenaer Anhänger zu provozieren. Doch diese blieben unbeeindruckt und ignorierten die Provokationen.
So war es schließlich Carl-Zeiss-Spieler Muqaj, der für den lautesten Auftritt des Tages sorgte, als er in der 72. Spielminute das 1:0 erzielte. Zwar blieb den Erfurtern ein weiteres Debakel erspart und sie begegneten sich im ersten Durchgang auf Augenhöhe. Dennoch konnte die erneute Niederlage im Derby nicht verhindert werden.
Die FCC-Fans feierten ihren Sieg erneut mit dem Banner: „DIE NUMMER 1 IM LAND SIND WIR – IHR TRÄUMER.“ Die nächste Gelegenheit zur Revanche bietet sich Erfurt dann im Februar im eigenen Stadion. (fj)
03.10.2024 UEFA Conference League Zimbrustadion Zuschauer: 3.200
CHIȘINĂU – Es ist Mittwochabend und das Abenteuer beginnt am Flughafen Hamburg. Der letzte Flug des Tages verlässt den Hamburger Boden und hebt mit einer rappelvollen Maschine der Airline „HiSky“ direkt in die moldauische Hauptstadt Chișinău ab. Nach der Ankunft in der Stadt treffe ich einen weiteren HSV-Fan aus Hamburg. Nach dem Austausch unserer Kontaktdaten planten wir, die kommenden Tage gemeinsam zu verbringen. Für mich stand zunächst der Weg zu meiner Unterkunft in der Nähe des Flughafens auf dem Programm. Die Stunde Fußweg mitten in der Nacht in einer fremden Umgebung und der Respekt vor den umherstreunenden Straßenhunden waren mir zu heikel, um diesen Weg ohne Hilfe zurückzulegen. Yandex, eine Taxi-App aus Russland, schien die beste Option zu sein. Jedoch scheiterte ich an der Bestätigung meiner Telefonnummer und den hohen Gebühren. Also musste ich mich wohl oder übel auf die Taximafia einlassen.
Der Festpreis von 20 Euro für die kurze Fahrt kam mir überteuert vor. Aber eine Alternative war nicht in Sicht. Nach etwa einer Minute Telefonat wollte der Fahrer den Preis erhöhen, was ich ablehnte. Dank Google Maps, das ich zur Navigation aktiviert hatte, lotste ich den Fahrer zu meiner Unterkunft. Ich drückte ihm 400 Lei in die Hand, erhielt einen verärgerten Blick und stieg aus dem Auto.
Am nächsten Tag machte ich mich von der Unterkunft aus auf in die Innenstadt. Da Google Maps keine öffentlichen Verkehrsanbindungen anzeigte, fragte ich im Hotel nach. Die Angestellte zeigte mir auf der Karte die nächste Bushaltestelle und ein Bild der Abfahrtszeiten. Rund 30 Minuten später war ich bereits im Herzen der Stadt.
Der Anpfiff war für 22:00 Uhr angesetzt. Daher nutzte ich die Zeit, um mir die Stadt anzusehen. Wer sich für ostblockhafte Romantik interessiert, sollte unbedingt das „Hotel National“ besuchen, das in den Nationalfarben gestrichen ist. Weitere Sehenswürdigkeiten sind der Triumphbogen und der Park Valea mit seiner schönen Cascada.
Wie bereits erwähnt, hatte ich einen HSV-Fan aus Hamburg kennengelernt. Wir verabredeten uns im Restaurant „La Placinte“, wo uns die einheimischen Gerichte überzeugten.
Schließlich meldete sich der Gastgeber meiner neuen Unterkunft. Er verlangte nun das Geld für das Hotel und die Eintrittskarte, die er für mich organisiert hatte. Also kurz zum Hotel, das Geld übergeben und einige weitere Sehenswürdigkeiten besichtigen.
Als der Abend näher rückte, machte ich mich mit dem Linienbus auf den Weg zum Stadion. Das Zimbrustadion stand schon lange auf meiner Bucket List. Die eindrucksvolle Wandmalerei an einem Wohnblock und die reflektierten Flutlichter in den Fenstern zogen mich in den Bann. Zudem hatte der Hamburger SV bereits 2007 in diesem Stadion im Intertoto-Cup gegen Dacia Chișinău gespielt – ein weiterer Grund für meinen Besuch.
Heute war der FC Petrocub Hîncesti in der UEFA Conference League der Gastgeber und zugleich war es deren erstes Spiel in diesem Wettbewerb. Gegen den zypriotischen Vertreter FC Pafos hatte man nicht viel zu verlieren. Hîncesti wurde von einigen Fans unterstützt, die mit dem Auto angereist waren. Normalerweise spielt der Verein im Hîncești Municipal Stadium.
Der FCP-Mob betrat lautstark den Block und unterstützte seine Mannschaft mit Trommeln, Fahnen und Gesängen. Auch die Gäste aus Zypern hatten einige Fans und Fahnen mitgebracht.
Bereits nach 15 Sekunden gab es die erste große Chance für die Gäste, die jedoch in letzter Sekunde auf der Linie gerettet wurde. Großartige Stimmung kam in der 26. Spielminute auf, als ein Strafstoß für den FCP verhängt wurde, den Lungu zum 1:0 verwandelte. Die Freude über das Tor währte jedoch nur kurz. Sechs Minuten später erzielte Correia den Ausgleich. Nur vier Minuten danach sorgte Pafos-Spieler Jaja mit einem Traumtor für das 1:2, was zugleich der Halbzeitstand war. Nach dem Seitenwechsel dominierten die Gäste weiter das Spiel. In der 52. Minute war es Correia, der seinen zweiten Treffer des Abends erzielte. Das Spiel plätscherte nun vor sich hin, und es gab nur noch einen Treffer zu bewundern. Nach einem sehenswerten Zusammenspiel war es Name, der zum 1:4 einnetzte. Das Tor überstand die VAR-Überprüfung und war gleichzeitig das Endergebnis.
Nach dem Spiel ging es wieder mit dem Bus zurück zur Unterkunft. Die Stadt hatte für das heutige Spiel die Busfahrzeiten verlängert. Irgendwann werde ich bestimmt noch einmal für den HSV hierher reisen. (fj)
04.10.2024 Eerste Divisie Stadion De Vliert Zuschauer: 6.936
‚S-HERTOGENBOSCH – Verzichten wir an dieser Stelle auf die übliche Einleitung, das Beleuchten der Klubhistorie und so weiter. Der Regelspieltag in der zweiten niederländischen Division erlaubt Freitag für Freitag eine große Auswahl an Spielen. An diesem ersten Oktober-Freitag fiel die Wahl auf Den Bosch. Geografisch gut für die kleine Fußball-Reisegruppe gelegen und von der Graafschaper Fanszene „De Superboeren“ erhoffte man sich soliden Support. Nach dem Beschluss das „Stadion de Vliert“ zu besuchen, wurde bei der Recherche nicht mehr großartig in die Tiefe gestochen. Vielleicht gerade weil der FC Den Bosch einer der durchschnittlichsten Zweitligisten überhaupt in Holland ist.
Die Stadt in Nord-Brabant war ewig nicht in der Eredivise vertreten, zuletzt vor knapp 20 Jahren. Im Unterbau dümpelt man seit einer halben Ewigkeit herum, hatte mit dem Aufstieg wenig zu tun und absteigen kann man im niederländischen Liga-System eh nicht. Das Stadion ist eine klassische Zweitliga-Hütte in Holland. Vier verschiedene Tribünen, Kunstrasen, knapp zehntausend Leute passen rein. Es gab eigentlich nur eine Sache, die dieses Spiel interessant machte. Und das war ein möglicher Titelgewinn. Am 9. Spieltag. Dafür musste aber alles mitspielen. Der Konkurrent aus Helmond durfte nicht gewinnen und Den Bosch selbst den Tabellenvierten aus Doetinchem in Schach halten.
Aber warum um alles in der Welt kann man mitten in der Saison Titel gewinnen? Holland war da schon immer anders. Siehe das geschlossene Teilnehmerfeld in der Liga ohne Absteiger. Neben den beiden Direktaufsteigern, gibt es in der Liga ein Play-Off-System, das in einem Relegationsspiel mit dem Sechszehnten der Eredivisie mündet. Die Play-Off-Spiele zuvor tragen die Ränge 3 bis 8 aus. Nun wird die Saison nochmal in 4 Perioden aufgeteilt – und jeder der 4 Periodenmeister hat einen Platz im Play-Off bereits sicher. Von dem System kann man halten, was man will – aber: Keine schlechten Aussichten nach dem 9. Spieltag.
Natürlich hatten wir keine Ahnung, was an diesem Abend auf uns zukam. Wir sahen ein gutes Zweitligaspiel, in dem die Gäste zielstrebiger nach vorne spielten und nach einer guten halben Stunde in Führung gingen. De Graafschap hätte die Führung noch ausbauen können. Den Bosch war irgendwie seltsam nervös. Warum auch immer. Schon das Intro der Heimfans war sehr euphorisch. Wir konnten uns keinen Reim drauf machen. Das Schauspiel ging weiter: Ein Stürmer mit dem eigenartigen Namen Vieri Kotzebue wurde eingewechselt und traf per Doppelschlag in der Schlussviertelstunde zur Führung, was in einem bombastischen Torjubel gipfelte. Niederländische Durchschnittsspiele können ganz gut sein.
Der Siedepunkt dann unbestritten in den letzten Zuckungen der Partie. Die Gäste köpfen in der 90.+5. Minute zum Ausgleich ein. Anschließend Abpfiff, Platzsturm, es fliegen Gegenstände in und aus dem Gästeblock. Aber nicht nur die Szene stürmt den Platz. Auch „Mama & Papa“ krabbeln die Zäune hoch und gemeinsam herzt man die Spieler. Außerdem starten hinter den Tribünen Raketen-Kaskaden in die Höhe. Ein Kurvenüberfall mit Fanfaren? Das ist selbst für Holland des Guten zu viel.
Irgendwas konnte da nicht stimmen, weshalb sich Teile der Redaktion kurze Zeit später auf dem Spielfeld wiederfanden. Es dauerte, bis sich der Kunstrasen leerte. Da man in dem Trubel folgerichtig als Berichterstatter eingestuft wurde, durfte man auf dem Grün bleiben und den Höhepunkt des Abends fotografieren: Die Pokalübergabe für den I. Periodenmeister der „Keuken Kampioen Divisie“ 2024/25. Herzlichen Glückwunsch aus der Redaktion für diesen Meilenstein der Fußballgeschichte. (mm)
01.10.2024 Champions League Westfalenstadion Zuschauer: 81.365
„UEFA MAFIA-BVB KRIMINELL GUT“
DORTMUND – Feiertag heißt verlängertes Fußballwochenende. Diese Gleichung dürfte bei vielen Groundhoppern Standard sein und auch die Redaktion beim Landboten ist da keine Ausnahme. Mehrere Reporter schwärmten aus und ihr dürft euch über Berichte von nah und fern freuen.
Für meine Reise hatte ich als Ziel Baku ausgemacht. Der aserbaidschanische Vertreter in der Europa League bekam für den 03.10. ein Heimspiel gegen Malmö terminiert. Dazu noch die einheimische Liga am folgenden Wochenende, wunderbar. Nächste Frage: direkt ans kaspische Meer oder vorher einen Stopp einlegen? Nach kurzer Rücksprache mit mehreren Gastautoren legte ich mich auf den BVB am Dienstag und Basaksehir gegen Rapid Wien am Mittwoch in Istanbul fest.
Und so rollte am Dienstag der ICE von Schwechheim in den Ruhrpott. Vor den Profis nahm ich noch die Youth League mit. In Brackel gab die U19 vom BVB fußballerisch einen kleinen Vorgeschmack und besiegte Celtic locker mit 4:0. Im Anschluss gondelte ich zurück zum Hauptbahnhof und machte mich zu Fuß auf dem Weg Richtung Westfalenstadion. Der obligatorische Taxiteller durfte natürlich nicht fehlen und locker eine Stunde vor Anpfiff trudelte ich an der Strobelallee ein.
Auf der Gegengerade traf ich dann auch die erwähnten Gastautoren. Statt Notizblock hielt ich von da an einen Bierbecher in der Hand, weshalb ich die Pyroeinlage der Bhoys zur zweiten Halbzeit verpasste. Aber der Reihe nach: zum Einlaufen der Mannschaften zeigte die Südtribüne ein deutliches Statement. In großen Lettern war „UEFA MAFIA“ zu lesen, begleitet von Spruchbändern gegen die Geldgier der Funktionärskaste und die Reform der Champions League. Drüben im Gästeblock drückten die Fans ihre unendliche Liebe für Celtic mit einem Intro aus grünen und weißen Fähnchen plus Pyroshow aus. Die Fackeln wurden diszipliniert nach oben gehalten und ergaben ein gutes Bild.
Auf dem Platz ging es von Beginn an wild zu. Der Rauch hing noch unter dem Dach, da erzielte der BVB schon durch einen Elfmeter die Führung. Kalte Dusche für die seit März ungeschlagenen Hoops, die aber nur zwei Minuten später antworteten. Komplette Ekstase. Becher und Menschen flogen durch den Block. Phänomenal! Allerdings war die Heiterkeit nur von kurzer Dauer. Erneut nur zwei Minuten später netzte Adeyemi zum 2:1 und spielte sich von da an in einen Rausch. Hattrick und 5:1 zur Pause lautete die Wahnsinnsbilanz.
Noch vor dem Wiederanpfiff zündeten die Gäste erneut und forderten die Freiheit Palästinas. Nicht gesehen, weil wir am Bierstand noch einen Klönschnack hielten (gibt hoffentlich keine Abmahnung vom Chefredakteur). Entspannter ließen es auch die Dortmunder angehen und nahmen Tempo raus. Guirassy und Nmecha schraubten das Ergebnis dennoch auf 7:1 hoch und sorgten für den höchsten Dortmunder Sieg in der Champions League. Fast schon krimininell gut. Selbstredend, dass die Schlachtrufe von der Süd sich gut auf den Rest im Stadion übertrugen. Einziger Wermutstropfen bei den Schwarz-Gelben dürfte die Verletzung von Adeyemi gewesen sein.
Sehr zufrieden mit dem Abend und mit vielen (nicht so zufriedenen) Celtic Fans nahm ich den Regionalzug Richtung Düsseldorf, von wo es am nächsten Tag nach Istanbul gehen sollte. (hk)
04.10.2024 Eerste Divisie Parkstad Limburg Stadion Zuschauer: 9.052
„KAUM WAS ZU KNURREN“
KERKRADE – Die Möglichkeit mobil zu arbeiten wurde heute genutzt und nach sechs Stunden war Schicht im Container .Gegen Mittag wagte sich der Landbote in ein ganz anderes Terrain, es ging in den Gaia Zoo von Kerkrade. Dort knurrten ein paar Löwen vor Hunger und die Gorillas aßen seelenruhig zahlreiche Blätter direkt vor den Augen kleiner Junior Tierparkhopper. Zum Essen ging es heute wieder zurück nach Deutschland, da man die Neotaste Gutscheine nur in den Großstädten Hollands einlösen kann. Gesättigt ging es zum Stadion und dort konnten wir unsere Tickets ohne Probleme gegen Hardtickets eintauschen.
Kurz nachdem wir unsere Plätze einnahmen, sahen wir schon die Vorbereitungen für eine Choreographie. Die Ultras feierten ihr 15 jähriges und ließen es vorm Spiel ordentlich krachen. Was für eine coole Überraschung für uns! Die Begeisterungswelle schwappte auf’n Rasen über und Roda spielte in der ersten Hälfte beflügelt auf und konnte nach zahlreichen Chancen verdient mit 2:0 gegen den Tabellenführer in die Pause gehen. In der zweiten Hälfte war das Tempo dann ein bisschen raus und spätestens nach dem 3:0 gegen Mitte der zweiten Hälfte war die Messe hier auch gelesen. Ein gelungener Geburtstag!
Das Stadion ist sehr typisch für Holland. Eingebaut in Restaurants, Einkaufsläden und einem Casino befindet sich das Stadion mit einem Rang, der sich über alle Seiten durchzieht. Das Flutlicht in der Ecke macht quasi den Unterschied zu den restlichen Stadien aus. Für Speisen ist hier auch gesorgt, denn direkt am Ground gibt es eine Frituur und im Stadion werden alle holländische Leckerein für einen großen Taler verkauft.
Ein sehr gelungener Tag in Kerkrade ging aber mit einer völlig schwachsinnigen Sache zu Ende. Und da sind wir auch beim Negativen. Für seinen Pfandbecher bekommt man kein Geld wieder, sondern einen „Jeton“ , den man beim nächsten Heimspiel einlösen kann. Als Groundhopper hat man nun also einen Becher zu Hause, oder einen Jeton von Roda Kerkrade. Alle Heimfans hängen in einer Endlosschleife, denn auch nach einem potentiellen Einlösen des Jetons gibt es danach wieder am Ende ein Jeton oder Pfandbecher. Wer kommt auf so eine Idee? (mb)
Ausgabe (18) der BILDERBUCHBUDE DER WOCHE. Die Bilder führen uns heute in das geliebte Nachbarland Tschechien. Der MFK Havířov spielt im Stadion Dukla Havířov. Der Ground ist schön weitläufig und komplett zu umrunden. Ideal für die ein oder andere Fotorunde. Im besten Fall doppelt man dieses schöne Stadion mit dem Besuch beim FC Baník Ostrava.
SCHWERIN – Schon oft am Schweriner Stadtteil Neumühle vorbeigefahren, war es diesmal so weit. Da man in Sachen Hals, Nase und Bronchien etwas schwächelte und das Wochenende zum Glück nicht verplant war, stellten die 45km Landweg von Schwechheim nach Schwerin eine vertretbare Hürde dar. Also ging es spontan als MV-Korrespondent für den Landboten mal wieder ins liebste Nachbarbundesland. Und es sollte ein Nachmittag im Schweriner Westen werden, der die Beschwerden linderte – eine kleine Kur auf der Ranch.
Schön vorbeigefahren an der dunklen Wetterfront, die Richtung Schwechheim zog, parkte man bei strahlendem Sonnenschein direkt neben dem Ground, der mitten in einer Einfamilienhaussiedlung liegt. Der Sportplatz mit dem wunderbaren Namen „Die Ranch“ weist jetzt keine großen Ausbau-Highlights auf, aber man merkt dass hier schon lange gegen die Kugel getreten wird. Überragt wird das Panorama vom Neumühler Wasserturm, der auch im Vereinsemblem abgebildet ist. Viele nette Details rundherum und ein Publikum, das schnell „im Spiel ist“ – wie wir es in MeckPomm lieben. Doch das war auch von Nöten, denn die 1. Halbzeit war nichts für Warmduscher.
Holthusen spielte den Gegner schwindelig, als wäre man in den Zaubertrunk gefallen. Aus diesem Powerplay ergab sich allerdings nur eine 1:0-Führung. Nach einer guten halben Stunde kam Neumühle dann dank starker Zweikämpfe drei Mal vor das Tor und zog völlig aus dem Nichts auf 3:1 davon. Dem NSV-Kicker Marc Kirchhoff gelang dabei innerhalb von 6 Minuten ein Hattrick, wobei der dritte Treffer ein Elfmeter war. Doch die starken Gäste schüttelten sich nur kurz und konnten bis zum Halbzeitpfiff mit einer puren Willensleistung ausgleichen. Ein Wahnsinnskick!
Für die 2. Halbzeit wurde eine Fortsetzung erwartet. In einem weiterhin sehr guten Spiel fielen dann aber keine Tore mehr. Holthusen, später mit einem Mann weniger, war plötzlich in die Defensive gedrängt und Neumühle machte das Spiel. Der nervige Schiri hatte eine Aussage eines SFV-Kickers falsch gedeutet, woraus sich sogar noch ein weiterer Platzverweis für einen Auswechselspieler ergab. Gerne hätte man in dieser Partie einen Sieger gesehen, aber bei dem Spielverlauf gab es wirklich nichts zu meckern. (mm)
Es ist wieder Zeit für die BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (17). Dieses Mal geht es nach Schottland, der Fußballverein Greenock Morton spielt im “Cappielow Park”. Diese geile Schüssel liegt direkt am Fluss “Clyde”. Gespielt wird hier aktuell in der zweiten schottischen Liga, der Besuch lohnt sich hier allemal! Aus Glasgow könnt ihr ganz entspannt mit der Bahn anreisen und vom Bahnhof 10 Minuten den Fluss entlang laufen.
02.01.2024 Cappielow Park Greenock Morton – Ayr United – 3:0
20.09.2024 Ekstraklasa Stadion Miejski im. Floriana Krygiera Zuschauer: 20.415
STETTIN – Nur rund 250km Luftlinie von Schwechheim entfernt, liegt das Stadion „Floriana Krygiera“. Richtig bitter, dass niemand aus der Redaktion die alte Polenschüssel in Stettin damals kreuzen konnte. Nun war der Tag für den Neubau gekommen. Wenn Legia Warschau im neuen „Floriana Krygiera“ gastiert, drückt man am Freitag-Abend schon mal das Gaspedal durch. Vor Ort an diesem lauen Spätsommer-Tag dann sehr viel Fußballstimmung. Alle Segel für das Spitzenspiel in der Ekstraklasa waren gesetzt – und ganz Stettin heiß auf den Rekordmeister und das Meisterschaftsrennen! In Deutschland kennt man das aus Braunschweig oder Kaiserslautern: Neutrale Klamotten und dabei bad feeling. Wirklich alle Leute waren in Pogoń-Merch unterwegs. Für den Fanshop blieb allerdings keine Zeit, nach langem Schlangestehen ließ man sich erst ein paar Minuten vor dem Anpfiff im Stadion nieder.
Der Neubau ist ein klassisches Einrangstadion ohne Charakter. Die Polen feiern es ab und vollbesetzt mit zwei Fanszenen, fällt es auch nicht weiter negativ auf. Immerhin ist man sehr nah dran am Geschehen. Los ging das Topspiel der Ekstraklasa mit einer Pyro-Aktion aus dem Gästeblock. Das einzige Mal, dass Legia optisch auffiel, ansonsten supporteten die Hauptstädter gesanglich ganz klassisch durch. Zwischen beiden Teams gab es ewig eine Fanfreundschaft, die Zeiten scheinen aber vorbei zu sein, seit Szczecin mit Widzew angebandelt hat. Was die Pogoń-Choreo („Seit 11 Jahren halten wir die Segel in den Wind“) nach rund einer halben Stunde bedeutete, entzog sich der allgemeinen Kenntnis – sah aber gut aus!
Perfekt wäre der Auftritt mit der frühen Führung für die Pommern gewesen. Das Leder lief richtig gut. Immer wieder stach man über die außen durch – vergab aber dicke Chancen. Nach einer halben Stunde übernahm Legia mehr und mehr das Kommando, ohne auf das Tor zu drängen. Stettin merkte man die vergebenen Chancen an. Die gute Anfangsphase ohne Tor zu krönen, nistete sich im Hinterkopf der Protagonisten ein. Als das Stadion nach über einer Stunde gerade anfing Fingernägel zu kauen, drosch der eingewechselte Österreicher Alexander Gorgon aus gut 20 Metern einen mittelmäßigen Konter sehenswert in die Maschen. Pogoń springt mit diesem Tor auf Rang 2 der Tabelle. Am Ende ein runder Abend. (mm)
KAISERSLAUTERN – Fritz Walter, Otto Rehhagel, Andreas Brehme, Horst Eckel auf der einen Seite und Horst Hrubesch, Uwe Seeler, Franz Beckenbauer auf der anderen. Die Liste der Legenden, die einst beim FC Kaiserslautern oder dem Hamburger SV spielten, ist lang und könnte endlos fortgesetzt werden.
Heute stehen Spieler wie Marlon Ritter, Ragnar Ache und Aaron Opoku den Hamburger Akteuren Robert Glatzel, Sebastian Schonlau und dem ehemaligen FCK-Torwart Matteo Raab gegenüber, der bei jedem Ballkontakt lauthals ausgepfiffen wurde.
Die Zeiten haben sich gewandelt. Beide Vereine begegnen sich in der zweiten Liga, dennoch bleibt die Größe und Tradition beider Clubs Champions-League-reif.
Das spürt man bereits, wenn man vom Hauptbahnhof Kaiserslautern den Weg zum Betzenberg einschlägt und am 11-Freunde-Kreisel (offiziell: Löwenburgkreisel) vorbeikommt. Dieser wurde 2004 im Hinblick auf die bevorstehende Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland 2006 installiert und soll „11 Freunde“ sowie eine Mannschaft des FCK symbolisieren.
Eine kulinarische Empfehlung vor dem Anpfiff ist die „Betzebud“, wo man in entspannter Atmosphäre mit anderen heimischen und auswärtigen Fans ins Gespräch kommen kann, eine Weinschorle genießen oder sich mit einem Frikadellenbrötchen stärken kann.
Diese Stärkung benötigten wir, um die 285 Meter des Betzenbergs zu erklimmen und das traditionsreiche Fritz-Walter-Stadion zu erreichen. Für mich zählt dieses Stadion zu den besten Spielstätten des Landes. Welch denkwürdigen Duelle haben hier stattgefunden!
Auch heute sollte mit dem traditionsreichen Duell zwischen Kaiserslautern und dem Hamburger SV ein Fußballfest gefeiert werden. Nachdem wir von unseren regulären Plätzen neben dem Gästeblock auf die Haupttribüne gewechselt waren, hatten wir optimalen Überblick, um die Geschehnisse aus beiden Fanlagern zu beobachten. Vor etwa drei Jahren hatte ich das Stadion unter Pandemiebedingungen beim Spiel gegen Waldhof Mannheim vor ein paar tausend Zuschauern besucht. Heute Abend war das Haus ausverkauft, und die Flutlichtstimmung war unvergleichlich. Ein Unterschied wie Tag und Nacht. Endlich erstrahlte das Stadion im Rahmen, den es verdient hat. Wenn das gesamte Stadion aufsteht, seine Schals hebt und lautstark die Hymne singt – Gänsehaut pur! Wenn die Westkurve dann auch noch in ein rot-weißes Fahnenmeer eintaucht, rote Fackeln gezündet werden und Luftschlangen durch die Luft fliegen, weiß man wieder, warum man die Zweite Liga so liebt. Als zusätzliches Element wurde auch eine Blockfahne gehisst: „Der Betzenberg als Gesamtkunstwerk“ war darauf zu lesen.
Auch die mitgereisten Fans aus der Hansestadt hatten sich etwas Besonderes einfallen lassen. Während im unteren Block blaue Fahnen geschwenkt wurden, waren im oberen Bereich schwarze Fahnen zu sehen. Zwischen den beiden Blöcken erstrahlte die große Raute des Vereins. Am Rand der Raute wurden mehrere helle Fackeln entzündet. „Der Gigant aus dem Norden“ war als Spruch auf dem Zaun zu lesen.
Im Spiel waren die Gäste überwiegend überlegen, es mangelte in der ersten Halbzeit jedoch an Ideen und der Entschlossenheit, klare Torchancen herauszuspielen. Den ersten Treffer des Tages erzielte in der 33. Minute der FCK, als Ache nach einem Freistoß den Ball durch die Beine von Raab ins Netz beförderte. Nur fünf Minuten nach dem Wiederanpfiff war es Tachie, der nach Zuspiel von Opoku nur noch seinen rechten Fuß hinhalten musste und zum 2:0 traf. Lange Zeit sah es so aus, als würden die Lauterer ihren ersten Heimsieg der Saison einfahren. Die Stimmung im Gästeblock war zeitweise unterbrochen aufgrund eines Rettungseinsatzes. Der Schwechheimer Landbote wünscht an dieser Stelle gute Besserung! Direkt nachdem die Stimmung im Gästeblock wieder aufgenommen wurde, meldete sich das Team vom HSV zurück und konnte nach einer Ecke in der 58. Minute durch Glatzel verkürzen. Der HSV zeigte nun mehr Druck nach vorne und vor allem in der Crunch-Time gab es viele Angriffe auf das Tor. In der 90. Minute gelang den Hamburgern tatsächlich noch der Ausgleich. Der eingewechselte Selke traf per Kopf zum hochverdienten 2:2 und erzielte seinen zweiten Saisontreffer.
Auch nach dem Ausgleich drängte der HSV weiter in Richtung FCK-Tor. Kurz vor dem Abpfiff gab es noch eine strittige Situation im Lauterer Strafraum, als Elvedi mit der Hand am Ball war. Der VAR überprüfte die Situation jedoch nicht mehr, sodass das Spiel mit einem 2:2-Unentschieden endete. Kaiserslautern bleibt zu Hause in der zweiten Liga gegen den HSV weiterhin ungeschlagen. (fj)
06.09.2024 League of Ireland Premier Division Dalymount Park Zuschauer: 4429 – Sold Out
DUBLIN – Anfang September ging es für unseren Redakteur Hannes nach Dublin um eine kleine Lücke in der Statistik auszumerzen. Es gibt eine Sache die der Kollege gar nicht leiden kann: Länder, in denen nur ein und nicht mindestens zwei verschiedene Fußballstadien in der Excel-Liste auftauchen. Begeistert und euphorisiert von den Erinnerungen aus dem Oktober 2022 ging es erneut per Flugzeug nach Irland. Damals konnte das Ringsend-Derby zwischen Schamrock Rovers und Shelbourne FC besucht werden, diesmal ging es zum Northside-Derby zwischen Bohemian und Shelbourne:
Mit einer gewaltigen Verspätung von 2 Stunden konnte der Ryanair-Bomber schlussendlich gen Dublin bestiegen werden. Zuvor gab’s am Airport noch 2-3 Hülsen und ich traf zufällig ein paar alte Weggefährten vom HSV wieder. Die Jungs wollten nach Tirana und auf meine zugegebener Maßen etwas doofe Frage: „Was habt ihr da vor?“ kam von 8 entsetzen Gesichtern die Antwort: „Saufen!“ zurück. Im Flieger konnten erste weitere bekannte Gesichter wahrgenommen werden, welche wohl das Länderspiel Irland gegen England am Samstag auf dem Zettel hatten. Da ich mit meiner besseren Hälfte unterwegs war, sollte es für uns an diesem Wochenende aber bei einem Spiel bleiben.
Shelbourne im Away-End von den Rovers hatte mich vor zwei Jahren schon begeistert, so dass ich mich sehr freute, dass das Northside-Derby „sold out“ meldete und auch 400 Gästefans den Weg in den „Dalymount Park“ fanden. Die beiden Stadien liegen gerade einmal 1,5 Kilometer auseinander und werden nur durch die „Frank Flood Bridge“ getrennt. Dementsprechend liegt definitiv Derbyatmosphäre in der Luft, verhasst sind die Fans aber scheinbar nicht wirklich.
Zu Beginn auf beiden Seiten eine ganz nette Pyroshow mit Bengalos und etwas Rauch. Shelbourne wusste durchgehend zu gefallen und fiel immer wieder durch lautstarken Support auf. Teilweise schon recht melodisch. Die Heimfans hingegen konterten immer wieder mit brachialen Schlachtrufen im typisch britischen Stil. In der zweiten Halbzeit ging Shelbourne 1:0 in Führung und nur kurz danach traf Bohemian zum Ausgleich. Ab dem Zeitpunkt wurde es richtig laut und wieder und wieder kamen Rauchtöpfe und Bengalos zum Einsatz. Richtig geile Atmosphäre in einem superalten Ground in der Hauptstadt Irlands. Sehr schade, dass hier bald tatsächlich endgültig die Lichter ausgehen sollen.
Das restliche Wochenende wurde durch Sightseeing in Dublin und regelmäßige Besuche im Weatherspoon gut gefüllt. Am Sonntag sind wir nach Howth rausgefahren, von wo aus man eine kostenneutrale Steilküstenwanderung machen kann. Es gibt verschiedene Wanderrouten zwischen 2 und 6 Kilometern länge. (hd)
Ein herzliches „Tach auch“ aus der Redaktion! Es war der Sommer der „Lost Grounds“ in Deutschland. Und an der Spitze der unbespielten Stadien weit oben, steht unbestritten die „Vestische Kampfbahn“ in Gladbeck. Dieses Stadion mit einem offiziellen Fassungsvermögen von 37.612 Plätzen begrüßen wir in dieser Woche als 16. Mitglied unserer Reihe „BILDERBUCHBUDE DER WOCHE“.
Der Antik anmutende Eingangsbereich aus Sandstein bestätigt die Ahnung, dieses Stadion sei direkt aus der Weimarer Republik in die Neuzeit gepurzelt. Und tatsächlich fällt das Baujahr 1928 genau in diese Epoche. Bevor der oft auch als „Stadion Gladbeck“ bezeichnete Spielort im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs beschädigt wurde, hielt Adolf Hitler hier 1932 eine Wahlrede vor rund 50.000 Zuhörern ab. Bereits davor und auch danach diente das Gladbecker Stadion dem FC Schalke 04 immer wieder als Austragungsort bei Endrundenspielen um die Deutsche Meisterschaft. Fritz Szepan & co begeisterten vor fast hundert Jahren zehntausende Zuschauer am Wittringer Wald.
Es folgten moderate Modernisierungen, aber die Historie der Kampfbahn überstrahlt den Ort bis heute. Hin und wieder hat man das Glück und der SV Zweckel trägt alle paar Jahre mal ein Spiel in dem Rund aus. So geschehen am 18. August 2024 beim 3:2-Sieg gegen den SV GE-Hessler 06.
07.08.2024 Conference League / 3. Qualifikationsrunde Parken Stadion Zuschauer: 16.513
KOPENHAGEN – Von Malmö aus überquerte ich die Öresundbrücke und fand mich bereits in Dänemarks Hauptstadt: Kopenhagen. Da ich bisher nur das Parken Stadion, den Flughafen und den Hauptbahnhof kannte, nutzte ich die Gelegenheit, um die Stadt näher zu erkunden.
Besonders beeindruckt hat mich das alternative Viertel Christiania, das mit seiner einzigartigen Streetart begeisterte, sowie der malerische Nyhavn mit seinen bunten Häuserfassaden. Kopenhagen zählt zweifelsohne zu den lebenswertesten Städten der Welt und zeichnet sich zugleich durch nachhaltige Entwicklung aus. Dies zeigt sich besonders in den zahlreichen Fahrradstraßen und der effizienten Metro, mit der man von vielen Stadtteilen in weniger als 10 Minuten ins Zentrum gelangt. Ich entschied mich jedoch, zum Stadion zu Fuß zu gehen und war bei meinem zweiten Besuch erneut fasziniert von der Atmosphäre dieses Grounds. Mit Plätzen an der Mittellinie hatte ich den perfekten Blick auf die beiden Fangruppierungen.
Die Gäste aus Tschechien waren zahlreich aus Ostrava angereist, hatten im Vorfeld des Spiels einen Fanmarsch durch Kopenhagen organisiert und präsentierten sich im Stadion in einheitlichen weißen Shirts. Zum Intro trugen die Gäste blaue Ponchos und entrollten eine beeindruckende Blockfahne mit ihrem Wappen. Während des Spiels wurden die Shirts ausgezogen und fröhlich durch die Luft gewedelt. Auf der anderen Seite konnte man Ähnliches beobachten.
Während der Oberrang der Sektion 12 geschlossen blieb, sorgte der Unterrang für die Stimmung. Dort entzündeten die FCK-Fans immer wieder einzelne bis mehrere rote Fackeln. Viele Lieder hatten Ohrwurm-Potenzial und auch optisch war der Block ansprechend gestaltet. Die Mitmachquote war über die gesamte Spielzeit hinweg noch ausbaufähig.
Der Höhepunkt des Abends war jedoch der Treffer von Froholdt in der Nachspielzeit, der das Stadion zum Explodieren brachte.
Dieses 1:0 stellte zugleich den Endstand dar, wodurch Kopenhagen mit einer hervorragenden Ausgangsposition in das Rückspiel gegangen war. (fj)
14.09.2024 Landesliga Ost Mecklenburg-Vorpommern Stadion der Freundschaft Zuschauer: 70
„LEUCHTTURM AM OSTSEESTRAND“
STRALSUND – Eine echte Stadionperle gibt es in der ältesten Stadt Pommerns zu bewundern. Das „Stadion der Freundschaft“ in Stralsund steht seit gut 85 Jahren fast unverändert zwischen Rügenbrücke und Stadthafen – direkt am Ostseestrand. Während es in der Stralsunder Vereinslandschaft immer wieder viele Neuerungen zu verzeichnen gab, veränderte man im Stadion nur Kleinigkeiten. Modernisierungen? In den 90er-Jahren wurde der Spielort um eine begehbare Anzeigetafel ergänzt, die heute viel Ost-Charme ausstrahlt und als eines von vielen Highlights in dem nostalgischen Rund zu nennen ist.
Zwei Jahre bekamen die Zuschauer in den 70er-Jahren Erstliga-Fußball im Stadion der Freundschaft geboten. Zumeist rollte der Ball in der zweitklassigen DDR-Liga bei der ASG Vorwärts Stralsund, die sich in der letzten DDR-Saison für die drittklassige NOFV-Oberliga qualifizieren konnte. Damit fingen die Probleme an. Denn schon im zweiten Halbjahr 1991 zog der nun wieder in TSV 1860 Stralsund umbenannte Verein die Mannschaft zurück, fortan wurde in der Hansestadt nur noch unterklassig gekickt. Bis sich 1994 der FC Pommern Stralsund gründete, der sich in der Tradition der ASG sah. Geschlossen übernahm der neue Verein den Kader von 1860. In den Folgejahren gab es immer wieder ein Hin und Her zwischen den Spielern beider Teams. 2018 beschloss man zusammen mit dem Stralsunder FC im Großverein 1860 aufzugehen. Die Fusion machte aus einem gestandenen Verbandsligisten eine Fahrstuhlmannschaft und zog den Zorn der FCP-Fanszene auf sich.
Im Sommer 2024 ist der TSV gerade mal wieder abgestiegen. Der emsige Stadionsprecher begrüßt „70 Freunde des runden Leders“ im Stadion. Mit dieser mickrigen Kulisse wirkt das Stadion erst Recht wie in der Zeit stehengeblieben. Vom gefliesten Eingangstor bis zu den Zäunen und der kleinen „Ehrentribüne“ – so muss es vor der Wende in der DDR-Liga ausgesehen haben. Selbst im Vereinsheim liegt allerlei Zeugs von früher einfach so auf dem Tisch herum und die Spitzengardinen vergilben langsam. Und dann ist da noch das Stadtpanorama mit den Gotteshäusern im Hintergrund. Und diese Anzeigetafel! Ohne Frage: Stralsund ist eine wahre Perle am Ostseestrand!
Der Fußball im Stadion der Freundschaft ist an und für sich eher unkompliziert. Alles bekommt man für 2€: Eintritt, Bratwurst, Bier. Das mäßig gekühlte „Lübzer Pils“ schmeckt wie Hammer auf’m Kopf, aber das gehört in dieser Region irgendwie dazu. Auch auf dem Spielfeld ist die Sache zunächst klar: Stralsund ist die viel bessere Mannschaft. Mit einer klugen Taktik holt man sich viele zweite Bälle und beweist in der Offensive Klasse und Struktur. Ein Kopfball und ein Konter besorgen der Heimelf die beruhigende 2:0-Pausenführung. Nach einem gegnerischen Torwartabschlag fällt im zweiten Abschnitt aus dem Nichts der Anschluss für die Gäste. Chancen zum 3:1 werden vergeben. Stattdessen trifft Waren mit zwei blitzsauberen Abschlüssen erst zum Ausgleich und geht dann sogar mit in 3:2 Führung. Plötzlich ist Leben in der großen Bude. Und tatsächlich gelingt mit der letzten Aktion der verdiente Ausgleich zum 3:3-Endstand!
Anschließend fordern die wenigen Fans die Mannschaft zum Abklatschen an den Zaun. Auch wenn nicht viele Zuschauer geblieben sind – das „Stadion der Freundschaft“ steht seit 1938 unverändert am Strelasund und ist heute der Leuchtturm in der Fußballgeschichte der Stadt. (mm)
14.09.2024 2. Bundesliga Müngersdorfer Stadion Zuschauer: 50.000
KÖLN – Es wurde für mich mal wieder Zeit, das Topspiel in der zweiten Bundesliga stand an. An diesem Wochenende sollte das Spiel in Köln stattfinden, der Gast war kein geringerer als der FCM. In Deutschland natürlich ein absolutes Brett, ein guter Auftritt im Müngersdorfer Gästeblock sei uns damit versprochen worden. Ich traute meinen Augen kaum, dass wirklich der Doppler mit Fortuna Köln gegen Duisburg vorher möglich war. Welch ein schöner Tag in Köln mit zwei richtig guten Ansetzungen.
Das Müngersdorfer Stadion war in meinen Augen schon vor dem Besuch am Samstag eine absolute Augenweide und ein richtig schönes Fußballstadion in Deutschland. Aus dem Stadtzentrum fährt die Straßenbahn ungefähr 25 Minuten zum Stadion und dann steht man auf dieser schönen riesigen Wiese vor diesem Stadion. In den Ecken des Stadions schießen einem erneut die rot-weißen Pfeiler ins Gesicht. Definitiv ein Alleinstellungsmerkmal im deutschen Profifußball. Bei meinem dritten Besuch hier, fasziniert es mich doch jedes Mal wieder. Sobald man im Unterrang der Tribüne steht, bekommt man das Gefühl, ganz nah am Spielfeld zu sein. Das Vereinslied “Mer stonn zo dir, FC Kölle” einfach nur geil! Jedem Fußballromantiker geht hier das Herz auf, solche Lieder braucht der Fußball!
Bevor das Spiel startete, gab es eine Gedenkminute in Form von emotionalen Applaus für den vor kurzem verstorbenen Christoph Daum. Eine emotionale Ansprache seitens des Stadionsprechers zeigte uns hier noch einmal deutlich, was Christoph Daum für ein toller Mensch war!
Der Effzeh startete aktiv im Spiel nach vorne, es häuften sich die Großchancen im ausverkauften Stadion. Die Stimmung auf der Heimseite, besonders bei den Gassenhauern, ist wirklich gut, viele Fans, die in die Gesänge einsteigen und meiner Meinung nach ist es ein sehr schönes Kurvenbild in der Südkurve. Der Heimverein ist aktuell mit einer Transfersperre bis in den Januar 2025 belegt, absolut verrückt, wenn man bedenkt wie mit Millionensummen im europäischen Fußball herumgeworfen wird. Dem Spiel der Kölner hätte ein erfolgreicher Stürmer sicherlich gut getan. Absoluter Wahnsinn, was an diesem Abend für Chancen liegen gelassen wurde. Somit ging es mit einem torlosen Remis in die Kabinen.
Die zahlreichen Gäste aus Magdeburg fielen besonders in der ersten Halbzeit durch das bekannte gemeinsame Einklatschen auf. Es schallte durch das ganze Stadion “Fußballclub Magdeburg”. Zu unserem Glück nicht nur einmal, sondern direkt drei mal nacheinander in einer brachialen Lautstärke. Meine Ohren gehörten ab diesem Moment definitiv dem Gästeblock. Zur zweiten Halbzeit wurde dann eine schöne Pyroshow vorbereitet, deren Effekt definitiv wirkte. Der Funke sprang über. Der Dauersupport aus dem Gästeblock fand kein Ende mehr.
Die zweite Halbzeit startete also phänomenal und auch auf dem Platz wurde es heißer. Der Effzeh traf in der 49’ Minute durch Damion Downs. Verpasste es erneut zahlreich den Sack einfach mal zu schließen. Die Spielstatistik zählte am Spielende 33:9 Torschüsse für das Heimteam. Und wie passiert es im Fußball so häufig? In der 66’ Minute erzielte Falko Michel per Kopf das 1:1. Im Gästeblock wurde die Stimmung natürlich nur noch besser. Ich hoffe viele von euch haben solche Spiele schon mal als Zuschauer gesehen, man fiebert quasi schon mit, dass noch ein Tor für den Gästeblock fällt und dann ist es irgendwann soweit. In der 83’ Minute schoss Jean Hugonet aus der zweiten Reihe und der Ball landete im Netz. Die Spieler von Trainer Christian Titz rennen in den Gästeblock und feiern den Führungstreffer. Geile Szenen, die mit keinen Worten zu beschreiben sind! Der Gästeblock ist spätestens jetzt natürlich auf dem absoluten Höhepunkt angekommen, der Gassenhauer “Unser Club ist unbesiegbar” wurde zum besten gegeben und der ganze Gästeblock sang mit.
Natürlich brauchen wir hier nicht darüber diskutieren, ob der Sieg der Magdeburger verdient ist oder nicht. Bei so einem Spielverlauf und der vergebenen Chancen der Kölner, rechnet eben kaum jemand mit einem Auswärtssieg der Magdeburger. Das ist eben Fußball! Dieses Spiel und der Auftritt beider Fanszenen sind ein erneuter Beweis dafür, dass die zweite Liga in Deutschland eben attraktiver ist als die Bundesliga oder so manche höherklassige Liga im Ausland.
Nach dem Abpfiff kam es im Gästeblock nochmal zwischen Fans und Spielern zu einem gemeinsamen Einklatschen. Das für heute letzte “Fußballclub Magdeburg” schallte durch den Kölner Nachthimmel.
Der FCM steht nach dem überraschenden Auswärtssieg auf dem 3. Platz in der Tabelle, der Effzeh hingegen auf Platz 8. Die Saison ist noch lang, es bleibt spannend zu beobachten, wie es sich entwickelt. Ab dem Januar 2025 darf der 1. FC Köln wieder Spieler zum Spielbetrieb anmelden und somit Transfers tätigen. (fj)