Preah Khan Reach Svay Rieng FC – SP Falcons 3:0

Preah Khan Reach Svay Rieng FC – SP Falcons 3:0

„KEINE SCHWIERIGKEITEN IN DER CHALLENGE LEAGUE“

26.10.2025
Morodok Techo National Stadium
AFC Challenge League
Zuschauer: 10.369

PHNOM PENH — Am Sonntag Um 09:10 Uhr sollte der Flieger von Shenzhen zum neuen Flughafen Techo bei Phnom Penh gehen. Nach sechs Kontrollen und einer entspannten Mahlzeit gingen wir zum Gate und warteten aufs Boarding. Rund eine Stunde passierte aber gar nichts. Das Flugzeug stand am anderen Ende des Flughafens bereit, aber aufgrund von Überlastung konnten wir nicht zum Flugzeug gelangen. Als wir irgendwann im Flieger saßen, benötigte die Maschine knapp 50 Minuten, um in die Luft zu kommen. Wenn jede Minute ein Flieger landet oder abhebt, muss man sich als Flughafen nicht wundern, dass jede Maschine eine große Verspätung hat. Ab 2027 soll es dann mit zwei neuen Terminals und einer neuen Startbahn besser werden.

Natürlich kam mir da der Gedanke, ob wir pünktlich zum 16-Uhr-Spiel am Ground sind. Jeglicher Zweifel wurde mir jedoch bei der Ankunft in Kambodscha genommen. Aussteigen, Visum, Koffer abholen, 42 Minuten Taxifahrt mit Grab – das hat uns genau 70 Minuten gekostet. Um 13:37 Uhr checkten wir im Hotel ein und hatten sogar noch Zeit, uns frisch zu machen. Der erste Eindruck von Kambodscha war durchaus positiv und ich möchte schonmal vorgreifen, dieser Eindruck hat sich im Laufe des Tages auch nicht geändert.

Zum Stadion kommt man entweder innerhalb von zwei Stunden mit den Öffis, oder man fährt 35 Minuten Taxi. Der Grab-Fahrer lieferte uns kurz vor drei am Stadion ab und bot uns zugleich eine Rückfahrt nach dem Spiel an. Das haben wir dankend angenommen und sind entspannt mit unseren QR-Codes für umgerechnet 1,68 Euro für zwei Spiele hineinmarschiert.
Vor Ort gönnten wir uns ein Eis für 60 Cent, und ich erwarb zusätzlich für umgerechnet 18 Euro ein Trikot der Heimmannschaft. Dieses Trikot sollten wir in US Dollar bezahlen, denn die einheimische Währung gilt als nicht so stabil. Da wir aber nur Riel aus dem Geldautomaten gezogen haben, konnte uns die nette Dame nicht das komplette Geld wechseln. Da es sich für uns um einen kleinen Betrag gehandelt hat, habe ich ihr gesagt, dass sie sich das Geld einstecken soll. Die Frau hat sich fast doller gefreut, als ein Bayern Fan über die Meisterschaft. Bei der Dame ist das Geld auf jeden Fall an der richtigen Person angekommen. Eine gute Tat für nette Leute in einem freundlichen Land!

Zum Anpfiff füllte sich das Stadion immer weiter. Die Fans von Svay Rieng holten ihre Fahnen und Trommeln raus, das Eröffnungsspiel dieser Gruppe konnte losgehen. Die Falken aus der Mongolei waren von Anfang an unterlegen und kassierten in der ersten Hälfte zwei Gegentore. Der stattlichen Kulisse von 10.369 Zuschauern gefiel das Gebotene sehr gut. In der zweiten Hälfte schaltete der Gastgeber ein paar Gänge zurück, machte aber kurz vor Schluss mit dem 3:0 den Deckel drauf. Der Auftaktsieg in eine spannende Woche! Am Mittwoch und Samstag folgen dann die nächsten Gruppenspiele. Im zweiten Spiel des Tages konnte Manila Digger aus den Philippinen gegen Ezra aus Laos gewinnen.

Die Spiele der Gruppe D werden im Nationalstadion, das am sprichwörtlichen Ende der Welt liegt, ausgetragen. Das Morodok Techo National Stadium bietet drei Ränge, eine Laufbahn und zwei gigantische Pfeiler im olympischen Stil. Auf jeden Fall ein sehenswertes Stadion und das Größte des Landes.

Nach dem Spiel war unser Fahrer quasi zeitgleich mit uns am Treffpunkt und brach uns souverän zum Hotel. Dort gönnten wir uns eine Abkühlung im Infinity Pool und stärkten uns am Abend mit ein paar Köstlichkeiten. Aufpassen: Cash is King in Phnom Penh. Mit der Kreditkarte kommt man hier nicht weit.

Unterm Strich war dies ein gelungener Tag in Phnom Penh und zeitgleich auch der Länderpunkt für den Schreiber dieser Worte. (mb)

MSV Duisburg – Rot-Weiss Essen – 1:1

MSV Duisburg – Rot-Weiss Essen – 1:1

“HIMMEL & HÖLLE IN NRW”

26.10.2025
Wedaustadion

3. Liga
Zuschauer: 27.719

    DUISBURG – Ein Spiel, welches viele Gesprächsthemen mit sich bringt. Ein Derby in Deutschland, welches ich dieses Jahr zum zweiten Mal besuchen wollte, gibt es auch nicht alle Tage. Grund hierfür waren allerdings die so traurigen Umstände nach dem Landespokal-Finale im Mai. Verständlicherweise wurde das damalige Spiel überschattet von den tragischen Ereignissen rund um einen Duisburger Anhänger. Die Atmosphäre kochte enorm hoch, besonders nach dem Spiel wurde das Thema und der damals wieder aufgenommene Support nach der Halbzeit der Essener Fans als sehr kritisch beschrieben. Die Geschichte brachte die Rivalität zwischen den beiden Anhängerschaften wieder weiter nach oben.

    Aus dem Schwechheimer Wohnviertel war es mir wert, dafür eine Tagestour zu starten. Somit klingelte der Wecker schon um 06:00 Uhr. Um das Maximum an Spielen herauszuholen, muss man eben mal früh aufstehen. Die entspannte dreieinhalb Stunden Fahrt über die deutsche Rennstrecke A1 wurde souverän abgespult. Besonders erwähnenswert ist hier mein Nachmittags-Spiel in Dinslaken. Der VfB Lohberg kickte in der Dorotheen-Kampfbahn – Bei herrlichem Herbstwetter, wie es in heimischen Gefilden wohl sehr unwahrscheinlich gewesen wäre, auf einem nassen und matschigen Rasenplatz zu spielen. Der Besuch lohnt sich und lässt sich mit dem Wedaustadion in Duisburg wunderbar kombinieren.

    Vor dem Kick gab es noch den obligatorischen Taxi-Teller. Gibt es eigentlich noch einen Besuch im besten Fußball-Bundesland Deutschlands ohne dieses fabelhafte Gericht? Die Schlangen am Einlass 30 Minuten vor Anpfiff sind ganz schön lang gewesen. Souverän an ein bis neunzig Leuten vorbei gedrängelt, um ja pünktlich auf dem zugewiesenen Platz zu sitzen. Zum Start gab es eine zweiteilige Choreo der Zebras. Bevor diese losging, startete der Support fulminant. Brachiale Lautstärke zum Klassiker auf die Melodie vom “Wackelkontakt”. Wow! Die ganze Woche darauf gefreut, das Lied habe ich seit Tagen im Ohr. Auf der anderen Seite agierten die Rot-Weissen ebenso mit fast 100% Mitmach-Quote im Gästeblock.

    Anders als im Mai wurde der Pufferblock des Gästeblocks leider in den Oberrang der Hintertortribüne verschoben, das sorgt natürlich nicht für das optimale Bild der Gästefans. Im Gästeblock gab es zum Einlaufen der Akteure Rauch in Verbindung mit einzelnen Blinkern zu bewundern. Beide Seiten gaben diesem Spiel einen würdigen Rahmen und machten Laune auf mehr.

    Die Führung der Duisburger nach 23 Minuten brachte das Publikum zu einer enormen Lautstärke. Es schien so, dass der aktuelle Tabellenzweite seinen starken Lauf weiterführen sollte. Nach dem Führungstreffer kam ein riesen Fehler des Duisburger Keepers Braune, ein Querpass durch den eigenen Strafraum brachte RWE wieder ins Spiel. Ein Aussetzer der Nummer Eins der Zebras brachte den Gästeblock mit einer schönen Zündung wieder ins obere Lautstärke-Regal. Das Spiel nahm daraufhin leider an Spannung ab. In der zweiten Halbzeit vergab Duisburg noch ein paar Chancen, so richtig gefährlich wurde es allerdings nicht mehr. Mit der Punkteteilung sind die Gäste aus Essen wohl zufriedener als die Zebras.

    Für mich und meine Reisegruppe ging es zurück in die Heimat. Die immer noch nasse Rennstrecke A1 kann man nur lieben. Zumindest nachts bringt es in Deutschland eben einfach Spaß mit seinem Auto zu fahren. Gegen 01:00 Uhr fiel man ins eigene Bett. Der Ohrwurm der Woche passt hier natürlich perfekt:
    “Wenn ich nachts schlafen geh, träum ich von den Zebras im Europacup…” (tp)

    Shenzhen Juniors FC – Suzhou Dongwu FC – 0:2

    Shenzhen Juniors FC – Suzhou Dongwu FC – 0:2

    „WECHAT AUSGEDRIBBELT – CHINA 2.0“

    25.10.2025
    Longhua Culture and Sports Center Stadium
    China Resources Beverage Chinese Football League 1
    Zuschauer: 867

    SHENZHEN — Am Donnerstag brachte ich noch über sieben Stunden die Schwechheimer Wirtschaft voran und fuhr dann mit meiner Gattin ein bisschen gestresst zum Schwechheimer International Airport. In der Lounge kam ich runter und stieg später seelenruhig in den Flieger nach Helsinki. Von dort ging es ca. vier Stunden später weiter nach Hongkong. Nach 11 ½ Stunden Absitzen kamen wir an, hatten keine Probleme bei der Einreise und fuhren mit dem Bus zur Grenze nach China. Auch die Einreisekontrolle in Shenzhen lief problemlos.

    Wenige Meter später begann dann das Elend. Zuerst eierten wir quasi hilflos durch die Stadt, da unser Hotel auf der Karte nicht existierte. Vor Ort kann man auch fast keine Leute fragen, da die Englischkenntnisse direkt hinter der Grenzkontrolle aufhören. Mit der Übersetzer-App von Google kommunizierten wir mit einem Taxifahrer, der im Hotel anrief und die Adresse herausfand. Dieser Top-Lad lieferte uns an einem riesigen Gebäudekomplex ab, und nach wiederholter Misskommunikation bei anderen Hotels fanden wir dann endlich den Eingang. Durchatmen war angesagt – aber die Pointe ließ nicht lange auf sich warten.

    Wir betraten das Zimmer und sahen Kleidung, einen Laptop und einen Koffer. Hier übernachtet schon einer! Also wieder runter zur Rezeption und der Dame mit der Übersetzer-App erklärt, dass das Zimmer schon belegt ist. 15 Minuten und einige wilde, laute Telefonate später bekamen wir eine neue Karte und konnten ein frisches Zimmer beziehen. Endlich angekommen!

    Da der Magen mittlerweile knurrte, machten wir uns auf den Weg, um ein Restaurant aufzusuchen. Wenige Meter später entdeckten wir eine Dachterrasse mit Verkauf. Vor Ort erklärten uns die Kollegen, dass man die Speisen per WeChat-App an den Tisch bestellen muss. Das lief super einfach, und als wir die Getränke bekamen, kippte zwei Tische weiter ein Chinese um und kotzte sich die Seele aus dem Leib. Weltklasse! Irgendwann kam der Krankenwagen und brachte den völlig besoffenen Jungen auf der Trage ins Krankenhaus. Dieses Szenario kann man in Asien öfter beobachten, da die Kollegen „nichts abkönnen“, was genetisch bedingt ist.
    Wir genossen unsere Fleischteller, und spätestens dann war die ganze Hektik wieder vergessen.

    Am Samstag skippten wir morgens das Frühstück, da der Toaster die Sicherung im Aufenthaltsbereich rausgehauen hatte, und gingen zum örtlichen 7-Eleven. Dort deckten wir uns genüsslich ein und öffneten die DiDi-App per WeChat. Die DiDi-Fahrer brachten uns für ganz kleines Geld komplett von „Hochhaus zu Hochhaus“. Die komplette Stadt besteht gefühlt nur aus Wolkenkratzern.

    Klassisch um 15:30 Uhr sollte dann auch das runde Leder in der zweiten Liga rollen. Die Liga hört mittlerweile auf den Namen China Resources Beverage Chinese Football League 1. Das klingt schon fast so schön wie die Frank-Teuber-Wienke-Versicherungs-Kreisoberliga Nordwestmecklenburg.

    In der Kreisoberliga geht man ganz entspannt an die Tageskasse und holt sich sein Ticket. In China läuft das ein bisschen anders. Tickets können nur in Verbindung mit dem Reisepass über WeChat oder andere chinesische Kanäle gekauft werden. Letztes Jahr unterstützte uns in Shanghai ein chinesischer Kontaktmann, dieses Jahr wollte ich die Tickets selbst kaufen. Also ließ ich mich komplett auf das „WeChat-Game“ ein, folgte den Shenzhen Juniors und fand die Ticketinfos heraus. Am Tag des freien Verkaufs wollte ich dann über den Verein die Tickets kaufen, bin aber an der Problematik „kein chinesisches Bankkonto“ gescheitert. Über den offiziellen Drittanbieter konnte ich dann tatsächlich zwei Karten kaufen, da dieser die American Express Kreditkarte akzeptierte. Ohne Amex biste hier also aufgeschmissen – wie gut, dass das silberne Metallstück regelmäßig glüht.

    Ein Ticket bekommt man trotzdem nicht, sondern nur die Information, wo der Block ist, und dass man mit dem Reisepass zur Kontrolle gehen soll. Dort interessierte sich dann gar keiner für den Reisepass – die Ticketbestätigung reichte aus. Ein kleiner Fehler ist uns trotzdem noch unterlaufen: Wir haben den Gästeeingang genutzt, da Mr. DiDi uns dort abgeliefert hatte. Nach einer kurzen Kommunikation über die Übersetzer-App kamen wir dann auf die neutralen Plätze in der Mitte.

    Vor dem Spiel lief natürlich noch die Nationalhymne, und auf die Sekunde genau ging die Partie los. Das Niveau in der ersten Liga war letztes Jahr wirklich ansehnlich – das hier in der zweiten Liga war unterirdisch. Das Spiel war zum Einschlafen langweilig, und richtig Fußball spielen können die Chinesen auch nicht. Das Volk kann ziemlich viel, aber für ein taktisch komplexes Spiel reicht es dann meistens nicht mehr aus. Deswegen qualifiziert sich die Nationalmannschaft auch fast nie für die Weltmeisterschaft.
    Wir konnten am Ende froh sein, dass der Gast aus der Nähe von Shanghai zweimal in der Nachspielzeit treffen konnte. Somit konnten die zwölf mitgereisten Fans freudig ihren 1.466 Kilometer langen Rückweg antreten.

    Für uns ging es ganz entspannt aus dem Stadion heraus, und ca. einen Kilometer später konnten wir in der Futbology-App dann auch einchecken. Die Kartenfunktionen der westlichen Apps und das GPS werden in China einfach keine besten Freunde. Vielleicht wäre das im großen Bao’An-Stadion besser gewesen, wo die Juniors eigentlich gegen den Ball treten. Dort spielten sie heute aber nicht, da das Stadion für die „China Games 2025“ gerade genutzt wird. Ab dem 9. 11. bewegen sich dann auch weitere Athleten im Longhua Culture and Sports Center Stadium, das eine Tribüne besitzt und relativ neu und modern aussieht.

    Nach dem Spiel gab es dann noch leckere Köstlichkeiten für den leeren Magen, und zum Abschluss präsentierte uns Shenzhen eine atemberaubende Lichtershow auf den Wänden der Hochhäuser. Made in China! (mb)

    Sporting Clube de Braga – FK Crvena Zvezda – 2:0

    Sporting Clube de Braga – FK Crvena Zvezda – 2:0

    „PER GABELFLUG ZUM JUBILÄUM“

    23.10.2025
    Europa League
    Estádio Municipal de Braga
    Zuschauer: 10.056

    BRAGA – Der 1000. Ground des Autors stand an. Und sollte es dafür was Besonderes werden? Ja! Wollte man sich dafür irgendwie verrenken? Nein. Im Oktober wäre es so weit, ergaben erste Hochrechnungen. In dem Monat waren einige freie Wochenenden verfügbar und Richtung November wurde sogar nochmal ein Trip nach Afrika vorbereitet. Bei eben jener Reise sollte es ein Gabelflug werden, um am Donnerstag irgendwo zwischen Glasgow und Gibraltar Europacup zu schauen und eventuell in Sachen Flüge ein paar Taler einzusparen. Und es wurde relativ schnell klar, dass bei dem „Gabelflugvorhaben“ alles passt für einen Besuch im EM-2004-Ground in Braga.

    Also ging es nach einem Familienausflug in Bremen alleine in den Zug Richtung Duisburg. Klar, wo wenn nicht in Duisburg startet eine Afrika-Reise? Via Köln wurde nächsten Tag mit Onkel Rainer Porto angepeilt und von dort ging es per Bus weiter nach Braga, mit knapp 200.000 Einwohnern übrigens Portugals drittgrößte Stadt und fußballerisch hinter den Schwergewichten aus Lissabon und Porto wohl auch die Nummer drei oder vier.

    Zu Gast bei meiner Jubiläumsparty: Niemand geringeres als Roter Stern Belgrad! Oder wie die Portugiesen die Serben nennen: Estrela Vermelha. Das hört sich gleich viel weniger rauflustig an, portugiesisch halt. Nach einem kleinen Stadtspaziergang und einer günstigen Mahlzeit in der modernen Markthalle ging es also stadtauswärts zu dem sagenumwobenen Ground. Doch keine Karawane war Richtung Stadion unterwegs und auch von dem Estádio Municipal de Braga, wie der Spielort offiziell heißt, fehlte erstmal jede Spur. Kurz vor dem Ziel dann endlich ein paar Menschen und nachdem man den Ground auf Dachhöhe erreicht, eröffnet sich der sehnsüchtige Blick von oben auf den Rasen, den man schon so oft gesehen hat. Und auch auf die „Delije“ hat man freien Blick. Die Serben sind in Kompaniestärke nach Portugal gereist.

    Von oben sehe ich aber auch, dass mein sorgfältig recherchierter Platz auf der Tribüne der Gästefans sein soll. Die Info vom Gästeblock hatte ich unter anderem der Internetseite TSG Hoffenheims entnommen, die letztes Jahr im Herbst in Braga spielte. Tja, irgendwas daran war falsch. Trotzdem umrundete ich das Stadion erstmal und registrierte, dass ich auch auf der Seite der Heimfans Einlass gewährt bekomme. Doch das Einlasstor auf der Heimseite führte durch ein unterirdisches Labyrinth und nach leichten Orientierungsverlusten und zig Treppenstufen kam ich wieder auf der Gästetribüne raus. Da nur noch 10 Minuten bis zum Anpfiff blieben und ein Tor zum Spielfeld offenstand, wurde einfach der Weg über den Rasen gewählt. Hat geklappt und lasst mich einfach nicht weiter drüber nachdenken, was ich da gemacht hab.

    Mit der „Delije“ im Blick wurde schließlich der 1000. Ground eingetütet, und zwar von der Haupttribüne und nicht aus der Arrestzelle. 33 Jahre nachdem im alten Volksparkstadion in Hamburg an Papas Hand das erste Rasenrechteck gekreuzt werden konnte. Irgendwie ist das so ein Hoppermythos, dass im Ground Nummer 1000 keine Tore fallen. Daher war ich wirklich froh, als Braga nach rund 20 Minuten einen Angriff über die Linie stolperte und auch der VAR nach minutenlangem Studium keinen Milimeter Abseits festellten konnte. Der Rest des Spiels ist dann auch relativ schnell erklärt. Roter Stern Belgrad ist wohl international nicht mehr als ein Sparringspartner. Die Serben halten ganz gut mit, doch als sich nach rund 30 Minuten Altstar Marko Arnautovic verletzt und ausgetauscht werden muss, fühlt es sich so an, als wenn die Belgrader mit einem Mann weniger agieren. Auch Braga hat vielleicht nicht den besten Tag erwischt und kommt selten zum Abschluss. Wenn der serbische Meister das Spiel nicht versucht langsam zu gestalten und den Weg nach vorne sucht, ergeben sich hinten Lücken. Eine davon nutzen die Portugiesen im letzten Viertel der Partie für den Endstand.

    Die Delije konnte durchaus überzeugen, verzichtete aber auf jede Art von „Special Effects“. Der kleine Block der Heimfans ist nicht nennenswert, so wie überhaupt die Kulisse von gerade mal 10.000 Zuschauern in diesem dann doch prestigeträchtigen Wettbewerb gegen den Europapokalsieger von 1991. So ist das halt in Portugal, alles ziemlich gemütlich und das ist auch okay. Das Stadion in Braga mit seinen Proportionen, dem Ausblick und dem Einklang in die umgebende Natur, stellt sowieso alles in den Schatten. (mm)

    Raja CA Casablanca – Olimpic Club Dcheira – 1:0

    Raja CA Casablanca – Olimpic Club Dcheira – 1:0

    „GOLDENE MOMENTE AUF DER BRONZE-TRIBÜNE“

    25.10.2025
    Botola Pro
    Stade Mohammed V
    Zuschauer 43.856

    CASABLANCA – Für den Samstag in Marokko stand so gleich ein Revisit auf dem Plan. Obwohl es mit dem CAF Champions-League-Spiel von FAR Rabat im brandneuen „Stade Prince Moulay Abdallah“ sicher eine brauchbare Alternative gab. Das WM-Stadion in der Hauptstadt wurde, wie das „Stade Mohammed V“, erst im September eröffnet. Doch Raja – eine der faszinierendsten Fanszenen Marokkos – versprach den größeren Reiz und in der großen Stadion-Schüssel im Herzen von Casablanca lässt es sich auch ein zweites Mal aushalten.

    Nicht ganz so früh wie am Vortag ging es für ein paar Dirham wieder per Taxi zum Ground. In Casablanca ist jedes zweite Auto ein rotes Taxi. Hand hoch und für eine zehnminütige Fahrt bezahlt man umgerechnet nur etwas mehr als 1€. Das macht die Planung mit dem „ÖPNV“ in der hektischen Stadt sehr umgänglich, obwohl es auch eine Straßenbahn gibt. Am Stadion hielt sich das Gewusel eigentlich in Grenzen. Die Polizei-Ringe sortieren das Durcheinander großzügig. Doch diesmal waren im Vorfeld deutlich größere Gruppen unterwegs und in den Polizeisperren brachen immer wieder „Solitäre“ durch – einzelne jugendliche Ausreißer.

    Das setzte sich am Drehkreuz fort, wo sich grundsätzlich zu zweit oder dritt durch den Eingang gequetscht wurde. Tickets gab es eigentlich nur digital über den externen Dienstleister „Tadakir“. Der QR-Code in der App verändert sich alle 60 Sekunden, daher wurde auch kein Schwarzmarkt wahrgenommen. Doch die marokkanische Jugend findet andere Mittel und Wege ins Stadion zu gelangen. Warum auch immer: Ein junger Bursche vor mir besaß ein Papierticket, das ich ihm direkt nach der Passage für 10 Dirham abschwatzte. Ich glaube der junge Mann wusste gar nicht wie ihm geschieht, aber die Aktion dürfte ein Gewinn für uns beide gewesen sein.

    Saß ich am Vortag noch auf der überdachten Haupttribüne, wurden diesmal Tickets für die Gegengerade geordert. 60 Dirham mussten für einen Platz der Kategorie „Bronze“ hingeblättert werden. Dafür hat man einen Sitz neben den Gästefans und theoretisch gegenüber der „Curva Sud“ – dem Epi-Zentrum der Raja-Ultras. Theoretisch, denn selbst 100m entfernt ist man irgendwie noch Teil der Kurve. Die Crowd bei Raja scheint sich noch etwas mehr als bei Wydad auszudehnen. Gab es zunächst noch genug Knautschzonen auf den Rängen, füllte sich das Rund kurz vor dem Anpfiff mit einer wahren Flut an jugendlichen Fans, die vermutlich den Eingang gestürmt hatten.

    Zugegeben: Das sorgte auch für ein bisschen Beklemmung, aber letztlich blieb alles unter Kontrolle. Als die Spieler einliefen und die Curva Sud akustisch eine Choreo ankündigte, lag der Fokus ohnehin schnell auf den „Green Boys“, die die Curva anführen. Tausende Fotohandys wurden gezückt und etliche Aufnahmen von zwei beeindruckenden Zettel-Choreos, die Bezug auf vergangene Motive nahmen, waren die Folge. Bei Raja hat wirklich jeder Bock auf die Ultra-Folklore. Sowohl die Kurve als auch die Gegengerade drehte vor und während des Spiels komplett am Rad – und das bis zum letzten Zuschauer am Rande des Gästeblocks.

    Auch etwa 250 Zuschauer aus Dcheira fanden den Weg nach Casablanca. Die Gäste stiegen im Sommer in die „Botola Pro“ auf und für den Verein aus der Nähe von Agadir ist es die erste Saison überhaupt in der höchsten Liga Marokkos. Drei Plakate, die von dem historischen Aufstieg kündeten, wurden in der zweiten Halbzeit entrollt. Ansonsten verschaffte man sich einige Male Gehör, konnte bei der schieren Macht von Raja aber natürlich nicht mithalten. Bei den Gesängen von Raja ging es natürlich um die politische Situation in Marokko, vermutlich wurde aber auch Wydad gedisst – für den kommenden Spieltag stand das Derby auf dem Programm.

    Die Machtdemonstration spiegelte sich im zweiten Abschnitt bei einer Pyro-Aktion in der einsetzenden Dämmerung wider: Die ganze Curva Nord glühte und sorgte abermals für tausende Schnappschüsse beim Rest des Publikums. Von einem zaghaften Support und dezentem Einsatz der Mittel, weil vier Tage später das Derby im Kalender stand, war nichts zu spüren. Auf dem Platz konnte der Aufsteiger zunächst mithalten und einige Chancen herausspielen, kassierte aber relativ früh das 1:0 und von da an war Raja das dominierende Team, das nach der Pause am zweiten Treffer arbeitete. In der Nachspielzeit war es so weit und ein Schuss aus der Distanz zappelte im Netz. Doch in keinem Winkel der Welt gibt es keinen VAR mehr und wegen eines Foulspiels zuvor, blieb es bei dem knappen 1:0.

    Die Abreise aus Marokko folgte dann einen Tag vor dem Derby. Aber der Auftritt von den Green Boys & co entschädigte für den etwas unglücklichen Rückflug allemal und das Derby endete schließlich torlos. (mm)

    Büdelsdorfer TSV – MTV Meggerdorf – 0:1

    Moin ihr Landratten!
    Unsere BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (70) befindet sich im hohen Norden und hat nicht jeder auf’n Radar.
    In Rendsburg kennen die meisten die Sportanlage Nobiskrug und die berühmte Rendsburger Hochbrücke. Nur vier Kilometer weiter gibt es einen wahrhaftigen Schatz zu bestaunen, das Eiderstadion in Büdelsdorf. Mit seiner Kapazität von 8.000 Plätzen und zwei Rasenwällen hat dieses Prachtexemplar nicht nur eine schöne Fassade, sondern ist auch Zeitzeuge der erfolgreichsten Saison des Büdelsdorfer TSV aus dem Jahre 1973. Die Jungs von der Eider marschierten bis ins Halbfinale der deutschen Amateurmeisterschaft, verloren dann aber gegen die Amateure vom 1. FC Kaiserslautern nach Hin- und Rückspiel mit 1:7.
    Heutzutage muss man sich an Ort und Stelle mit der Kreisliga zufrieden geben. Wenigstens wird man vor Ort immer noch nett begrüßt und die Wurst im Brötchen darf natürlich auch nicht fehlen. Für manche ist diese Kombination eine Rarität im Norden. Im Eiderstadion ist sie Genuß pur!

    07.10.2025
    Eiderstadion
    Büdelsdorfer TSV – MTV Meggerdorf – 0:1

    TSV 1860 München – MSV Duisburg – 3:1

    TSV 1860 München – MSV Duisburg – 3:1

    „MEIN FRIEDEN MIT MÜNCHENS GROSSER LIEBE“

    19.10.25

    3. Liga
    Städtisches Stadion an der Grünwalder Straße
    Zuschauer: 15.000

      MÜNCHEN – Nach der Rückkehr aus Asien legte ich erst einmal die Füße hoch und genoss für ein paar Tage die herbstliche Ruhe in Schwechheim… natürlich nicht! Am Samstagmorgen rollte pünktlich um 05.47 Uhr die Bahn in den Süden der Republik los und brachte mich zunächst nach Augsburg.

      Dort schaute ich mir die zweite Mannschaft vom FCA im wunderbar historischen Rosenaustadion an und nahm nur 2,5 Stunden später im Münchner Schlauchboot Platz. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an (nz) für das Organisieren der Eintrittskarte und den Schlafplatz!

      In diesem Bericht soll es aber um die Löwen gehen, die am Sonntag gegen den Tabellenführer aus Duisburg antraten. Bei 1860 kommen in mir immer ungute Erinnerungen hoch.

      Vor zehn Jahren verloren wir mit Holstein die Relegation, ebenfalls in der Arena. Der Pfostentreffer mit Abstauber und das „Sag ich doch, zusammen geht das!“ von Stadionsprecher-Legende Stefan Schneider ist mir heute noch präsent. Das Pokalspiel im Grünwalder Stadion 2018 verpasste ich, konnte nun aber endlich das Kreuz setzen.

      Im Hier und jetzt kriselt es (mal wieder) bei den Sechzgern und mit Markus Kauczinski stand ein neuer Übungsleiter an der Seitenlinie. Das Stadion war selbstverständlich ausverkauft und die Westkurve hatte ein große Choreographie im Wert von fast 20.000 Euro angekündigt.

      Die Kurve war in blaue und weiße Ponchos geteilt. Unter dem Motto „Diese Liebe wird uns für immer leiten. Wir halten fest, was noch zu retten ist!“ zogen die Fans eine 1860 aus mehreren Blockfahnen hoch. Im Anschluss nebelten blaue und weiße Rauchtöpfe die Tribüne ein, wobei sich der Rauch schön unter dem Banner hielt und langsam hochstieg. 1A Präsentation, da kann man nicht knurren.

      Auf der anderen Seite gab es kein Intro der Anhänger vom Meidericher Spielverein. Dort dürfte die Konzentration auf dem Derby gegen RWE liegen, von dem wir wahrscheinlich auch berichten werden.

      Im Spiel waren die noch ungeschlagenen Duisburger besser, jedoch nicht zwingend genug. Bei den Löwen war das „Heute geht was“-Gefühl aber zu spüren und tatsächlich verlängerte Haugen einen Schuss von Deniz in der 40. Minute zum 1:0. Auch wenn der MSV in Person von Bitter direkt antwortete, hielten die Giesinger auf den Rängen die Stimmung hoch.

      Ausgerechnet der Ex-Kieler Dähne bewahrte den TSV im zweiten Durchgang mehrmals vorm 1:2. Dafür traf Haugen erneut und machte das Grünwalder zum Tollhaus. In der Schlussphase mussten die Sechzger zittern und Dähne rettete mit weiteren Paraden die Führung über die Ziellinie.

      Erst Kapitän Jacobsen entschied in der 94. Minute endgültig die Partie. Ein geiles Spiel, ein geiler Fanauftritt und vielleicht sehe ich das Stadion irgendwann noch einmal aus dem Gästeblock heraus. Auf jeden Fall habe ich an diesem Tag meinen Frieden mit Münchens großer Liebe gemacht. (hr)

      Gresley Rovers FC – Northampton Sileby Rangers – 3:2

      Gresley Rovers FC – Northampton Sileby Rangers – 3:2

      “WENN DIE TRIBÜNE WACKELT- EINE LIEBESERKLÄRUNG AN DEN NON LEAGUE FOOTBALL.”

      18.10.2025
      FA Vase
      The Moat Ground
      Zuschauer:424

      CHURCH GRESLEY – Das erste Spiel des Tages war vorbei, und ich entschied mich spontan dazu, statt eines Doppler einen Dreier zu realisieren. Dazu buchte ich mir ein UBER, und etwa zehn Minuten vor Anpfiff erreichte ich das Stadion.
      Sofort erkannte ich, dass es die richtige Entscheidung war, denn hier stimmte wirklich alles. Der englische Amateurfußball begeistert immer wieder aufs Neue und ist in meinen Augen lohnenswerter als jedes Premier- League Spiel.
      Auch bei den Grasley Rovers war ich begeistert. Ein super authentischer Verein mit einer echten Stadion Perle! Wirklich überall im Stadion gab es etwas zu entdecken: Kinder, die mit einer Trommel supporteten, oder ein Hund, der einen Vereinsschal trug – es passte einfach alles zusammen.
      Auch kulinarisch mangelte es an nichts. Ich bestellte mir ein Steak Pie und war absolut zufrieden.
      Zu trinken gab es im Social Club einen Cider. Theoretisch kann man – ähnlich wie in belgischen Stadien – das Spiel aus einem Fenster verfolgen. Ich sicherte mir jedoch einen Platz auf der Tribüne. Zwischendurch wackelte immer mal wieder die gesamte Tribüne, da ein Ordner über eine Leiter aufs Dach kletterte, um den Ball wieder herunterzuholen.
      Auch das Spiel war eine 10/10.
      Der Gast führte zwar mit 0:2, doch beeindruckt war der Gastgeber davon nicht. Mit ganz viel Kampf und Herz konnte man nicht nur ausgleichen, sondern erzielte in der Nachspielzeit sogar noch den 3:2-Siegtreffer. Fast das ganze Stadion jubelte und feierte am Ende einen verdienten Erfolg.
      Im Anschluss ging es für mich weiter nach Leicester, um Ground 60/92 abzuhaken.(fj)

      Burton Albion – Peterborough – 0:1

      Burton Albion – Peterborough – 0:1

      “BURTON STATT WEST BROM”

      18.10.2025
      League One
      Pirelli Stadium
      Zuschauer: 3.876

      BURTON – Nach einer Reise durch die Nacht mit mehreren Busfahrten kam ich am frühen Samstagmorgen in Burton-on-Trent an. Der Grund, warum ich überhaupt hier war, war ein ganztägiger Streik des Busunternehmens CrossCountry. Ursprünglich wollte ich das Spiel West Brom gegen P.N.E. sehen und anschließend noch das Spiel in Leicester besuchen – doch zumindest West-Brom muss an einem anderen Tag fallen.

      Stattdessen fand ich mich in der Stadt der Bierbrauer wieder: Burton. Unter anderem wird hier das Bier: Carling gebraut. An der Brauerei vorbei gelangte ich schließlich in den Wetherspoon, um mir ein klassisches Frühstück zu gönnen. Im Anschluss daran spazierte ich zum Stadion, wo ich bereits vom Maskottchen Billi begrüßt wurde.

      Schnell noch die Eintrittskarte abgeholt – und schon war ich auf meinem Platz. Für mich ging es in den Sitzbereich des Gästeblocks, da der Online-Ticketkauf über Burton erfolglos geblieben war. Die Sicht war allerdings hervorragend. Zum Intro zogen die Burton-Fans zwei Blockfahnen hoch; außerdem wurde ein großer Doppelhalter der Brewers Union präsentiert.

      Das Spiel war über 90 Minuten hinweg ziemlich unspektakulär und phasenweise recht langweilig. Zumindest die Gästefans hatten ihren Spaß und feierten sogar ihren Ballbesitz. Doch es gab noch mehr zu feiern: “We scored a goal!” durfte angestimmt werden, nachdem Collins in der 65. Minute einfach mal abzog und den Ball ins Netz beförderte. Die Spannung blieb bis zum Schluss. Bei der letzten Aktion des Spiels – einem Freistoß – konnten einige Gästefans vor Nervosität kaum noch hinsehen. Und auch wenn es in der 81. Minute noch Rot für T. Lees gab, brachte der Gast das Ergebnis über die Zeit. Die Fans von Peterborough freuten sich über den Auswärtssieg – da war ich bereits auf dem Weg zum nächsten Spiel. (fj)

      Holter SV – TuS Norderney – 5:2

      Holter SV – TuS Norderney – 5:2

      „GUTEN MORGEN OSTFRIESLAND!“

      12.10.2025
      Ostfrieslandliga
      Sportplatz am Franzosenweg
      Zuschauer: ca. 50

      RHAUDERFEHN – Guten Morgen Norddeutschland, guten Morgen Ostfriesland! Morgens um halb 11 im Kreis Leer: Keine Hektik, keine Termine, keine Kompromisse. Das traf auf alle Anwesenden zu – nur nicht auf die Gäste von der Nordseeinsel Norderney. Denn der frühe Anstoßtermin galt den Insulanern, deren Fähre im Morgengrauen auf’s Festland rübersetzte. Von Norddeich ging es anschließend noch gut 75 Minuten mit einem Charterbus weiter nach Holte, einem Ortsteil von Rhauderfehn. Und wo wir gerade bei 90er-Jahre-Werbung sind: Früher gab es mal die „längste Praline der Welt“ – bei den Auswärtsfahrten vom TuS Norderney handelt es sich vermutlich um die längsten Kreisliga-Reisen der Welt. Und wenn nicht, zumindest um sehr anspruchsvolle Touren.

      Bei der exklusiven Anstoßzeit an diesem Sonntag verloren sich auch ein paar Groundhopper auf dem idyllischen Platz vom Holter SV. So wirklich putzmunter und hellwach wirkte das Publikum am Franzosenweg noch nicht, obwohl die Kaffeemaschine hinter der Tribünen-Klappe auf Hochtouren lief und die Bockwürste im Tauchsieder ihre Runden drehten. Das 500-Einwohnerdorf befand sich noch im Schlummermodus, etwa 50 Zuschauer waren gekommen um das Mittelfeld-Duell in der Ostfriesland-Liga zu verfolgen. Die „Mitmachquote“ am Stankett bewegte sich demnach gegen null, während eine andere Eigenart auffiel: Die Plattdeutschquote in Rhauderfehn lag bei nahezu 100%.

      Pure Gelassenheit im Publikum und plattdeutscher Plausch, selbst als nach 10 Minuten ein lauter Alarm den Sportplatz zum Vibrieren brachte. Die Feuerwehrsirene am Dorfplatz heulte auf und sorgte bei den Groundhoppern für leichte Aufregung, denn wer wenn nicht die jungen Burschen auf dem Platz wären für den Dienst am Schlauch besser geeignet und die ermittelte Einwohnerzahl von 510 Personen im Ort ließ vermutlich keine üppige Auswahl zu. Die Spielermütter und Senioren auf der Tribüne beruhigten aber so gleich die Szenerie und hatten ihren Laden im Griff: Zimmerbrand im Nachbarort Collinghorst, Brandgeschehen unter Kontrolle. In Holte sei jeder zweite Bewohner Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr und die Spieler müsse man da nicht „vom Platz scheuchen“. Dat löppt sich alln’s torecht, in Ostfriesland!

      In Ruhe konnte man sich anschließend dem sportlichen Aspekt der Partie widmen und sah ein munteres Spielchen auf dem achten Level. Auch hier hatte der Holter SV lange Zeit alles im Griff, flüssiges Angriffsspiel und sehenswerte Tore sorgten insgesamt für 5 Treffer auf der Heimseite. Mitte der zweiten Halbzeit stand das Spiel nochmal kurz auf der Kippe. Die Gäste gaben sich nicht geschlagen und grätschten im einsetzenden Nieselregen verbissen um jeden Ball, aber irgendwie war es nur eine Frage der Zeit, bis die offensivstarken Holter zu Kontermöglichkeiten kamen, so dass ein flottes und spannendes Kreisligaspiel registriert wurde.

      Anschließend haderten die Gäste mit dem Schiedsrichter, der in der kurzen Phase, in der die Partie spitz auf Knopf stand, ein Abseits übersehen haben soll. Na klar, so eine Packung zu bekommen nach intensiver Anreise und aufopferungsvollem Spiel ist immer ärgerlich. Aber wie der einzige Edelfan in roten Klamotten und Fanschal treffend zusammenfasste: Es war trotzdem ein schöner Ausflug von der Insel auf das Festland und dass das alles klappt, war in der Vergangenheit auch nicht immer eine Selbstverständlichkeit. Die Kosten und der Aufwand für Spiele gegen die Teams von den Friesischen Inseln lassen den Vereinen manchmal keine andere Wahl, die Partien nicht anzutreten und die Wertung über den Grünen Tisch zu regeln. Wie das Land, so der Fußball. (mm)

      NAPA Rovers FC – Wings FC 5:4

      NAPA Rovers FC – Wings FC 5:4

      „FREIBIER AUF GUAM“

      12.10.25
      G-League, Finale
      GFA Center Field UA2
      Zuschauer: 180

      DEDEDO – Das Postkartenmotiv der Woche warf schon seine Schatten bzw. in diesem Fall die Sonnenuntergangsstrahlen voraus. Von Sri Lanka reisten wir mit Stopover in Kuala Lumpur über Manila weiter nach Guam.

      Offiziell handelt es sich bei dem kleinen Eiland um ein nicht inkorporiertes Territorium der Vereinigten Staaten, was aufgrund seiner strategischen Lage den Amerikanern als Vorposten im westpazifischen Ozean dient.

      Im Pazifikkrieg besetzten die Japaner die Insel, verloren sie aber nach zwei Schlachten 1944 endgültig an die USA. Allerdings kam die spätere Kapitulation bei einigen Soldaten des Kaiserreichs nicht an bzw. fand keine Akzeptanz und diese versteckten sich im Dschungel vom Guam. Einer von ihnen sogar bis ins Jahr 1972, also fast 30 Jahre.

      So lange wollten wir nicht bleiben, denn unser Ziel war das Meisterschaftsfinale der heimischen G-League am Sonntag. Natürlich bietet Guam genug Spots, um hier ein paar Tage die Seele baumeln zu lassen.

      Auf der Anlage der Guam Football Association standen sich nach dem Spiel um Platz 3 die bisher ungeschlagenen NAPA Rovers und der Titelverteidiger Wings FC gegenüber.

      Bei einer Affenhitze von gefühlt 40 Grad mit einer Luftfeuchtigkeit von 100% stöhnten selbst die Einheimischen über das Wetter. Leider wurden die Flutlichtmasten bei einem Taifun zerstört, sonst hätte man sicherlich abends gespielt.

      Glücklicherweise spendierte der Ligasponsor zum Ligafinale ausreichend Softdrinks, Wasser, das berüchtigte amerikanische Hard Seltzer und Bier.

      Letzteres genossen wir allerdings erst in der zweiten Halbzeit aufgrund der Temperaturen. Dabei entwickelte sich auch ein Gespräch mit dem österreichischen U21-Trainer von Guam, der in der Jugend bei Sturm Graz ausgebildet wurde. Wie klein die Fußballwelt doch immer wieder ist.

      Auf dem Platz spielten beide Teams vom Anpfiff weg nach vorne und es fielen reichlich Tore. Mehrfach wechselte die Führung, doch George Martinez schoss in der Nachspielzeit das goldene Tor zum 5:4 und markierte gleichzeitig einen Hattrick. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt neun Tore in einem Finale nach 90 Minuten gesehen habe.

      Am nächsten Tag drehten wir im Mietwagen noch eine große Inselrunde. Ein absolutes Muss, denn öffentliche Verkehrsmittel sucht man auf Guam vergebens. Tags darauf saßen wir schon wieder im Flieger nach Manila für die AFC Cup Qualifiers. Es geht eben immer weiter. (hr)

      FC Seoul Phoenix – IFC Malaysia II (0:2)

      Unsere BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (69) kommt heute aus Sepang, Malaysia. Das Stadion „Bandar Baru Salak Tinggi“ weist eine Kapazität von ungefähr 1.500 Plätzen auf und ist die Spielstätte des FC Seoul Phoenix.
      Bei unserem Besuch trafen wir noch drei deutsche Groundhopper und einen Fan von Selangor, welcher ebenfalls User der Futbology App ist. Appropros: Der Ground existiert bisher noch nicht bei Europlan und bei Futbology fehlte bis gestern das Foto. Ein Grund mehr Europlan sowie Futbology zu unterstützen und die Datenbanken mit Bildern zu füttern. Und wer weiß, eventuell pflichtet Europlan uns bei und kürt den Ground ebenfalls zum „Foto der Woche“.


      12.10.2025
      Sepang,
      Stadium Bandar Baru Salak Tinggi
      FC Seoul Phoenix – IFC Malaysia II (0:2)

      SV Spakenburg – VV Ijsselmeervogels – 1:0

      SV Spakenburg – VV Ijsselmeervogels – 1:0

      „SCHIFFE VERSENKEN IN SPAKENBURG“

      11.10.2025
      Tweede Divisie
      Sportpark Westmaat – Spakenburg
      Zuschauer: 8.500

      BUNSCHOTEN-SPAKENBURG – Gibt es etwas Schöneres als Amateurfußball, wenn der Profi-Zirkus in der Länderspielpause aussetzt? Vielleicht dachte man an diese Konstellation ja auch beim KNVB und terminierte das legendäre Spakenburg-Derby auf das Länderspiel-Wochenende. Für uns jedenfalls ein Grund in die Tiefen des niederländischen Amateurfußballs einzutauchen: Drittligafußball im kleinen „Fischerdorf“ am Eemmeer.

      Die Liga nach oben verlassen kann hier keiner. Der Verband hat die „Nicht-Aufstiegsregel“ in die zweite Liga bis mindestens 2027 bestätigt. Die Niederländer trennen den Profi- und Amateurfußball weiterhin strikt. Vielleicht ist dieses Spiel auch deswegen so aufgeladen, das Ende Fahnenstange ist erreicht. Die Kleinstadt teilt sich in „Spakenburg“ und „Ijsselmeervogels“ auf. In Blau und Rot. In Bauern und Fischer. In Land- und Wasserratten. Die „Vogels“ sind die erfolgreichere Elf: Mit sieben Titeln bei den Amateuren der Rekordmeister im Land und auch im KNVB-Beker schon zu einigen Ehren gekommen. Dennoch pendelten die „Roten“ jetzt einige Jahre zwischen den Ligen und konnten den Aufstieg in die höchste Amateurklasse nach zwei Jahren Abwesenheit erst wieder im Sommer finalisieren. Der Aufstieg bringt das Spakenburg-Derby zurück auf die Fußball-Landkarte!

      Während sich eine gute Stunde vor dem Anpfiff schon nahezu alle Fans im Stadion befanden, ging es zu Fuß durch die Altstadt Richtung Spielort. Was wohl die „normalen“ Touristen am schicken Hafen denken, wenn sie die Horden an Fußballfans in der Kleinstadt erblicken? Vor den Stadiontoren wartete das übliche Chaos, das aber schneller als gedacht überwunden werden konnte. Mit einigen Mühen gelang es in den Besitz eines Sitzplatztickets zu kommen, was formell den besten Blick auf das Geschehen ermöglicht. Denn links von der mobilen Hintertortribüne stehen die Gäste und rechts die Heimfans.

      Als kurz vor dem Anpfiff Bewegung auf den Rängen einsetzte, stellte sich jedoch heraus, dass die Gästefans eine Choreo auf dem Spielfeld zentral vor dem Tor aufbauen. Dafür hatten sich die Vogels sogar eine Genehmigung eingeholt. Die Choreo war eigentlich nichts Besonderes: „Mit dem Messer zwischen den Zähnen für den Verein kämpfen“ stand dort drauf. Kurze Zeit später konnte man eh nichts mehr erkennen, da die Seite mit rotem Nebel eingeräuchert wurde. Spakenburg entrollte eine große „Tribünenfahne“ vom Dach, die mit maritimen Motiven davon kündete, dass das Meer den „Blauen“ gehört. Eine Provokation gegenüber den „Fischern“ und ihrem natürlichen Habitat. Last but not least: Zu der Filmmusik von „Pirates of the Caribbean“ liefen die Akteure unter dem martialischen Gejole der Fans ins restlos ausverkaufte Stadion ein.

      An so viel Tifo hat man sich bei diesem Spiel schon fast gewöhnt. Dennoch großen Respekt, was beide Fanszenen jedesmal wieder auf die Beine stellen und wie die ganze Stadt mitzieht. Das Pyro-Verbot scheint an diesem Tag nicht zu gelten und von dem Ausnahmezustand im Ort absorbiert zu werden. Polizei und Sicherheitskräfte agieren betont defensiv.

      Auf beiden Seiten gibt es jeweils einen kleinen „harten Kern“, der von ganz vielen „normalen Dorfbewohnern“ flankiert wird. Das merkt man auch irgendwann im Laufe des Spiels, wenn den Gruppierungen etwas die Luft ausgeht. Aber auch hier keine Kritik, nur ein Resümee. Lange Zeit war das Geschehen neben dem Platz nämlich ein Spektaktel sondergleichen. Vor dem Anpfiff brach bereits der erste Fahnenmast beim Raufkrabbeln der Fans und laute, authentische Gesänge röhrten durch das Stadion, das viel Ähnlichkeit mit dem Spielort der Vogels nebenan besitzt.

      Knackpunkt in diesem Derby ist meistens das Spiel, das – trotz erstklassigem Rahmen – halt in der dritten niederländischen Liga stattfindet. So ähnlich war es auch diesmal. Wobei der erste Abschnitt durchaus Hoffnung schürte, Chancen auf beiden Seiten parat hatte und schließlich kurz vor der Pause in der Führung für Spakenburg gipfelte. Ecke, Kopfball, 1:0 für die „Bauern“. Im grenzenlosen Jubel flogen unzählige blaue Piraten-Hüte auf das Spielfeld, die vor dem Spiel an nahezu alle SVS-Fans verteilt wurden und die Angriffslust auf den Gegner vom Meer unterstrichen.

      Der zweite Abschnitt war von dem bemühten Auftreten der Ijsselmeervogels geprägt, sich an Land zurückzukämpfen. Es wurde schnell sichtbar, dass es wohl nicht für den Ausgleich reichen wird und auch die Fans brauchten etwas Anlaufzeit, um wieder auf Touren zu kommen. Spakenburg hätte sich mit dem Resultat am Ende vom Konkurrenten deutlich absetzen können. Es blieb bei dem 1:0 und die Blauen ließen beste Kontermöglichkeiten aus. Doch nach dem Schlusspfiff war das Derby noch nicht vorbei. Vom Dach der Haupttribüne wurde ein Plakat mit weiteren Provokationen Richtung Ijsselmeervogels entrollt, blaue Fackeln angezündet und Luftschlangen auf die Vogels geschossen. Die revanchierten sich wiederum mit roten Fackeln, die den Weg auf das Dach fanden. Nicht zuletzt das Motiv auf dem Plakat erinnerte an Schiffe versenken.

      Am Ende gab es noch eine große Keilerei hinter der Haupttribüne, Fahrräder flogen durch die Luft und die Gäste verzogen sich in ihr Stadion nach nebenan. Spakenburg hatte den Treffer gelandet und die Ijsselmeervogels Schiffbruch erlitten. Das Meer gehört den Blauen – wie vor der Partie angekündigt. Alles nur Symbolik, klar, aber so gut umgesetzt, dass wir den Dreispitz ziehen und mit den naheliegenden Worten schließen: Großes Kino! (mm)

      Ungarn – Armenien – 2:0

      Ungarn – Armenien – 2:0

      “ZWISCHEN FAN- PROTEST UND FUßBALLFEST“

      11.10.2025
      WM Qualifikation
      Puskaś Arena
      Zuschauer: 57.856

      BUDAPEST – 40 € mit dem Zug von Hamburg nach Budapest waren ausnahmsweise mal günstiger als der Flieger. Zwar wurde mir bereits vor der Fahrt angezeigt, dass die ursprüngliche Verbindung nicht mehr verfügbar war, am Ende bin ich aber trotzdem in der ungarischen Hauptstadt angekommen.

      Eigentlich wollte ich die Puskás Aréna schon 2020 während der Pandemie-EM besuchen und hatte damals sogar schon ein Ticket. Da die EM jedoch um ein Jahr verschoben wurde, konnte der Besuch letztlich nicht stattfinden.

      Diesmal war ich aber vor Ort – und diese riesige Schüssel ist einfach nur beeindruckend. Benannt ist das Stadion nach Ferenc Puskás, einem der größten Fußballspieler Ungarns aller Zeiten. Mit einer Kapazität von rund 67.000 Zuschauern ist es das größte Stadion des Landes.

      Zumindest der Heimbereich war schon nach wenigen Augenblicken ausverkauft. Die Nationalmannschaft zieht die Fans einfach an. Eindruck hinterlassen hatten sie schon bei den letzten Europameisterschaften, wo sie für ihren brachialen Support bekannt waren. Doch diesmal herrschte in den ersten fünf Minuten Stille – die ersten zehn Reihen blieben leer.

      „MLSZ #CSAKEGYÜTT, VAGY MEGSEM?“ war auf einem Spruchband zu lesen. Übersetzt: „MLSZ – nur zusammen, oder vielleicht doch nicht?“ Mit dieser Aktion wollten die Fans rund um die Carpathian Brigade deutlich machen, dass bei Entscheidungen des Verbandes die Interessen der Anhänger zu wenig berücksichtigt werden.

      Nach fünf Minuten legten die Ultras dann los und zeigten das, wofür sie bekannt sind: brachiale Schlachtrufe. Ansonsten gab es viele nervige Vuvuzelas.

      Im Spiel war der Gastgeber überlegen und hätte schon in der ersten Halbzeit Chancen nutzen können – oder sogar müssen. Da es aber mit 0:0 in die Kabinen ging, fielen die Treffer erst in der zweiten Halbzeit. In der 56. Minute traf Lukács Dániel zum verdienten 1:0, den Schlusspunkt zum 2:0 setzte Gruber in der Nachspielzeit.

      Das Team ließ sich nach dem Spiel von den Fans feiern und steht nun auf dem zweiten Tabellenplatz. Mal sehen, ob sie sich am Ende für die WM qualifizieren können.
      (fj)

      Sri Lanka – Turkmenistan – 1:0

      Sri Lanka – Turkmenistan – 1:0

      “ZWISCHEN LÜNEBURG UND COLOMBO: PERERA TRIFFT FÜR DIE LÖWEN”

      09.10.2025
      AFC Asian Cup Qualifiers
      Colombo Racecourse International Stadium
      Zuschauer: 2.440

      COLOMBO – Der Ausgangspunkt für diesen Bericht ist eigentlich Armenien. Dort verbrachte ich das Feiertagswochenende und war hellauf begeistert von Land und Leuten. Die jahrtausende alten Klöster in spektakulären Lagen wie z. B. Tatew sind beeindruckend und definitiv eine Reise wert. Natürlich wurde auch Fußball geschaut und unter anderem das (neue) Nationalstadion gekreuzt.

      Warum fange ich damit an? Am Montag flog ich nach Schwechheim zurück und packte direkt den größeren Rucksack für die Asientour am nächsten Tag. Zu viert fuhren wir nach Amsterdam und wenige Stunden später saß man im Flieger Richtung Südasien. Bei dieser Taktung dürften “normale” Menschen sich wohl fragen, ob man noch alle Tassen im Schrank habe. Es ist eben das Leben, was wir wählten. Und auf der Langstrecke blieb genug Zeit zum Nachzählen der Tassen, alle da.

      Erste Etappe der Reise war Colombo, wo Sri Lanka im Rahmen der Qualifikation für den AFC Cup die Gäste aus Turkmenistan empfing. Fußball ist nach wie vor eine Randsportart im ehemaligen Ceylon. Es gab keinen ernsthaften Ligabetrieb und die Nationalmannschaft dümpelte am Ende der FIFA-Weltrangliste vor sich hin. Doch es hat sich etwas getan.

      Der Verband hat sich neu aufgestellt, zwei neue Ligen gegründet und diese wurden auch ordnungsgemäß gespielt. Ebenso ist der Auftritt in den Sozialen Medien auf Vordermann gebracht worden in Bezug auf Ansetzungen und Spielorte. Allerdings gestaltete sich die Ticketbeschaffung etwas kompliziert.

      Statt Onlineverkauf oder Tageskasse mussten wir uns online unter dem Motto “first come, first serve” für Freikarten registrieren, die morgens am Spieltag im Verbandshaus abgeholt werden sollten. Für die Einheimischen nicht ideal. Bei Facebook hagelte es zahlreiche Beschwerden, dass sie sich für die Abholung schlicht keinen Urlaub nehmen konnten. Wirklich unglücklich gemacht.

      Das Spiel fand im Colombo Racecourse International Stadium statt, das eine wechselvolle Geschichte vorweist. Die einstige Pferderennbahn diente u.a. im Zweiten Weltkrieg als Flugplatz der Royal Air Force. Nach einer Renovierung im Jahr 2012 finden hier neben Rugby auch die Länderspiele der Fußballnationalmannschaft statt.

      Offiziell kamen etwa 2.500 Zuschauer ins Stadion und sahen eine gut eingestellte “Golden Army”, die sich gleich Chancen erarbeitete. Nach 12 Minuten traf Razeek Waseem den rechten Pfosten und nur sechs Minuten später retteten die Gäste aus Zentralasien auf der Linie. Danach wachten die “Karakum Warriors” etwas auf und gestalteten das Spiel ausgeglichener.

      Nach über einer Stunde Spielzeit brach dann aber ein gewisser Leon Perera in seinem 16. Länderspiel den Bann und traf mit einem satten Schuss von der Sechzehnerkante. Der Torwart sah dabei schlecht aus und hätte den Ball parieren können. Sei es drum, Tor ist Tor. Riesenjubel auf der Tribüne, wo sich auch etwa 30 deutsche Hopper befanden.
      Der Trainer von Sri Lanka animierte danach immer wieder das Publikum und die Löwen brachten das Ergebnis letztlich über die Zeit.

      Warum schreibe ich ein “gewisser” Leon Perera? Nun als guter Journalist hätte ich vorher recherchieren sollen. Im Nachgang zum Spiel schrieb mir nämlich (mm), dass der Kollege normalerweise beim Lüneburger SK vor den Toren Schwechheims kickt. Am Samstag zuvor stand er noch auswärts bei Hildesheim auf dem Platz (siehe unser Bericht). Was für eine Geschichte!

      Durch den zweiten Sieg hat Sri Lanka in der Gruppe nun sechs Punkte auf dem Konto und darf sich Hoffnung auf die Qualifikation zum AFC Cup in Saudi-Arabien 2027 machen. Wir wünschen Leon Perera und seinem Team alles Gute auf dem weiteren Weg. Während ich diese Zeilen eintippe, warte ich bereits auf das Boarding ins nächste Exotenland. Bericht folgt! (hr)

      IFC Malaysia – Selangor FC – 1:3

      IFC Malaysia – Selangor FC – 1:3

      „ALLE IN ROT – UND PLÖTZLICH DREHT MALAYSIA DOCH NOCH AUF“

      05.10.2025
      Malaysia Super League
      Negeri Pulau Pinang Stadium
      Zuschauer: 784

      PENANG- „Ansonsten war nicht viel los in Malaysia, zumindest fürs Erste. Weder auf dem Platz noch abseits des Stadions hat uns das Land überzeugt, das sollte sich aber schnell ändern.“, lautete das Schlusswort des gestern im Landboten erschienenen Artikels. Wie die 180° Wende beim Redakteur doch noch gelang, erfahrt ihr im folgenden Bericht.

      Malaysia Experte (CvS) ließ per Textnachricht verlauten, dass mindestens 400 Selangor Fans den weiten Weg nach Penang auf sich nehmen würden. „Das lohnt sich, den Kick müsst ihr noch mitnehmen.“
      Hätte ich geahnt, was für ein Brett der 40.000 Ground ist, wäre mir die Anzahl der angekündigten Gästefans fast egal gewesen. Das diese allerdings noch das Sahnehäuptchen auf der Fussballtorte ausmachen sollten, war schon ein starkes Stück. Bevor wir uns aber ins gelb blaue Rund stürzen, zuvor ein paar Worte zu Malaysia.

      Knapp 34 Millionen Menschen leben hier aufgeteilt auf die westmalayische Halbinsel mit der Hauptstadt Kuala Lumpur, sowie der Insel Borneo. Letztere untergliedert sich in drei Staaten: Malaysia, Brunei und Indonesien. Wir waren 10 Tage auf der westlich gelegenen Halbinsel unterwegs. Besonders gut hat es uns auf der Insel Penang gefallen. Schöne Strände, tolle budhistische sowie hinduistische Tempelanlagen und die drittgrößte Stadt des Landes, Georgetown, warten mit einem weltweit geschätzten kulinarischen Angebot auf ihre Besucher. Außerdem möchten wir noch eine Empfelung für den botanischen Garten von Penang als auch den Tropical Spice Garden aussprechen. Hier kann man die Natur genießen und einige verschiedene Tiere, meist Affen, beobachten. Ein zwei tägigen Stop in den Cameron Highlands würden wir allen naturbegeisterten Reisenden ebenfalls ans Herz legen. Die Teeplantagen überzeugten uns vollkommen, ganz gleich wie stehengeblieben der Rest der Gegend ist. Wer 80er Jahre Vibes ganz ohne Lametta liebt, ist hier richtig. Zu guter letzt verweilten wir noch ein paar Tage in Kuala Lumpur. Batu Caves, Patrones Towers, Wasserspektakel im KLCC Park und die ein oder andere Mall konnten erfolgreich von unserer Bucket List gestrichen werden. So schön das alles auch klingen mag bestätigte sich unser erstes Gefühl, welches wir ähnlich schon von vielen Anderen geschildert bekommen haben. Malaysia hat alles zu bieten, was es in den restlichen südostasiatischen beziehungsweise südasiatischen Ländern ebenfalls gibt. Hier bekommt man es kompakt, aber irgendwie ist es dann doch in jedem einzelnen anderen Land schöner oder interessanter. Die thailändischen Strände, die Reisfelder in Indonesien, die Teeplantagen auf Sri Lanka, die Wasserfälle in Laos oder aber die Tempel in Kambodscha. Alles vorhanden in Malaysia, das gewisse etwas fehlt aber irgendwie überall.

      Ganz anders beim heutigen Spiel zwischen IFC und Selangor. Dort hat einfach alles gepasst. Das riesige Stadion mit seiner einzigartigen Architektur, die angereisten Gästefans aus Selangor und das Spiel selbst machten einfach Spaß und die 90 Minuten vergingen wie im Flug. Selangor war durchgehend klar besser, sowohl auf den Rängen als auch auf dem Rasen. Kein großes Wunder, hat Immigration F.C. gar keine so richtige Fanbase. Von den 784 Zuschauern waren es mindestens 500 aus dem weit entfernten Bundesstaat Selangor. Dazu gesellten sich ein paar deutschsprachige Hopper und rund 200 Unparteiische. Tatsächliche Heimfans konnten gerade einmal 20-30 auserkohren werden. Wen es wundert, IFC gibt es erst seit 2015 und hat zudem seine Wurzeln im 450km entfernten Putrajaya. So läuft’s: Schöne moderne Fussballwelt. Da gefiel uns der lautstarke, ultraorientierte Selangor Haufen schon besser. 3:1 für die Gäste, das ging ganz klar in Ordnung. Alle in Rot war das Motto, an dieser Stelle sei gesagt:
      Ganz klar gelungen, Malaysia dreht auf und alles wieder in Butter in Penang. (hd)

      Penang FC – Negeri Sembilan FC – 2:1

      Penang FC – Negeri Sembilan FC – 2:1

      „NICHT VIEL LOS IN MALAYSIA, ZUMINDEST FÜRS ERSTE“

      04.10.2025
      Malaysia Super League
      City Stadium Penang
      Zuschauer: 1.143

      GEORGETOWN – Am 04.10 hat Penang FC im städtischen Stadion die Gäste aus Seremban empfangen. Karten gab’s vorab online oder am Stadion zum fairen Kurs von 5 Euro. In der Kurve hat das Ticket zwei Euro gekostet. Die Hintertorseite als Fankurve zu bezeichnen, erscheint der Redaktion allerdings doch etwas übertrieben.

      Hinter dem ‚Ultras Panthers‘ Banner versammelten sich gerade einmal drei Jugendliche. Die Gäste hingegen stellten gute dreihundert Mann. Der ultraorientierte Haufen erschien, wohl bemerkt, erst kurz vor der Halbzeitpause und umfasste 40 Leute. Supportet wurde nicht wirklich, nur alle paar Minuten wurde gelangweilt auf einer mitgebrachten Trommel rumgeschlagen und dazu lustlos gesungen.

      Auf dem Platz hingegen lief es dann schon etwas besser. Die Heimelf, klar im Vorteil, konnte das Spiel mit 2-1 gewinnen und es hätte durchaus auch deutlicher ausgehen können. Verstecken müssen sich die Profis von beiden Teams allerdings nicht, kicken können sie in Malaysia. Im AFC Club Ranking schaffen es die Malaien immerhin auf Platz 10 von 47. Davor stehen Hochkaräter wie Japan, Saudi Arabien oder Katar.

      Ansonsten war nicht viel los in Malaysia, zumindest fürs Erste. Weder auf dem Platz noch abseits des Stadions hat uns das Land überzeugt, das sollte sich aber schnell ändern. Wie es für uns in Malaysia weiter ging und warum das Land uns sowohl im Stadion als auch abseits des Fußballs doch noch überzeugen konnte, lest ihr morgen Abend beim Schwechheimer Landboten. Samstags um 15:30. Premiere quasi, nur ohne PayTV Abo (hd)

      VfL Osnabrück U19 – SC Preußen Münster U19 (1:2)

      Unsere BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (68) kommt heute aus Osnabrück. Das Stadion „Illoshöhe“ hat eine bewegte Vergangenheit und wurde 1936 von dem Architekten des Berliner Olympiastadions – Professor Werner March – entworfen.

      Fertiggestellt hat man die Anlage erst nach dem WW2 und seitdem dient das Stadion als Bezirkssportanlage dem Breitensport sowie dem VfL Osnabrück als Wettkampf- und Trainingsstätte.

      Auch Papst Johannes Paul II. hat seinen Teil zu den vielen Umgestaltungen der Illoshöhe beigetragen. 1980 und 1981 trat der polnische Papst vor bis zu 140.000 Menschen in dem Stadion auf. Nach dem Gottesdienst war die Aschebahn derart unbrauchbar, dass die katholische Kirche der Anlage eine neue Leichtathletikbahn spendierte. Jene Tartanbahn wurde 2023 saniert und seitdem rollt der Ball wieder regelmäßig auf der Illoshöhe.

      Das Tribünendach bekam das Stadion erst im Jahre 2006 verpasst. Wir hoffen, dass man an der Bremer Brücke nicht genauso lange auf die neue Überdachung warten muss und wünschen allen Lesern ein schönes Wochenende!


      02.08.2025
      Osnabrück,
      Sportstadion Illoshöhe
      VfL Osnabrück U19 – SC Preußen Münster U19 (1:2)

      VfV Borussia 06 Hildesheim – Lüneburger SK Hansa – 0:2

      VfV Borussia 06 Hildesheim – Lüneburger SK Hansa – 0:2

      „FLUTLICHT-PREMIERE ALS PLAN B“

      04.10.2025
      Landespokal Niedersachsen
      Friedrich-Ebert-Stadion
      Zuschauer: 825

      HILDESHEIM – Alte Hopper-Regel: Plan B muss immer besser sein als Plan A. Eigentlich verfolgte ich an diesem trüben Herbsttag keine großen Ziele. Mehr oder weniger nebenberuflich ging es in den Landstrich zwischen Stade und Rotenburg/Wümme. Nach Beendigung der Aufgaben bot sich ein Doppler in der hiesigen Bezirksliga an. Zunächst rollte der Ball auf der schönen Anlage des TV Sottrum und um 18 Uhr sollte das nächste Spiel in Soltau folgen – schon halb auf dem Weg Richtung Schwechheim gelegen, alles easy und entspannt.

      So schön, so gut. 15 Minuten vor dem Anpfiff trudelte ich beim TV Sottrum ein – und bis auf ein paar Hütchen auf dem Rasen konnte vor Ort wirklich nichts erblickt werden. Die großen Fragezeichen wurden gleich bei der nächstbesten Begegnung beiseite geräumt, als es hieß, der Anpfiff verzögere sich um 30 Minuten, weil die Gäste im Stau standen. Na gut, kann passieren bei 36km Anreise und das über die A1. Aber damit war der Doppler dahin. Immerhin gab es beim TVS ein nettes Trostpflaster: Weil ein Spieler geheiratet hatte, wurde Freibier ausgeschenkt.

      Auf der alten Holztribüne in Sottrum blieb nun genug Zeit sich einen Plan B für den Tag auszudenken – der Anpfiff war ja in weite Ferne gerückt. Viel blieb nicht übrig: Letzte Liga in Bremen oder Flutlicht-Premiere in Hildesheim. Der Haken: Im Friedrich-Ebert-Stadion war ich mit dem Lieblingsverein vor vielen Jahren schon mal aufgekreuzt und das Vorhaben versprach happige 200 Extra-Kilometer auf der Uhr. Sottrum verlor nach einem grottenschlechten Spiel gegen den sieglosen Tabellenletzten kurz vor Schluss 0:1, das machte die Entscheidung leichter. So unspektakulär durfte dieser sowieso schon graue Tag nicht zu Ende gehen. Im strömenden Regen bog das beliebte Kombi-Modell von Volkswagen also Richtung Hannover ab.

      In Hildesheim kann man trotz Andrangs direkt an der Stadion-Straße parken, das war schon beim ersten Besuch 2017/18 so. Die Flutlicht-Premiere lockte den einen oder anderen Gelegenheits-Stadiongänger aus den beheizten Wohnzimmern der Stadt ins FES. Die offizielle Zuschauerzahl von 825 hätte ich viel höher eingeschätzt, trotzdem kommt in dem alten Pott irgendwie richtig Stadionfeeling auf. Eine große Gegengerade, Gästeblock und die schöne Holztribüne – mehr braucht’s gar nicht. Das Friedrich-Ebert-Stadion in Hildesheim ist neben dem FES in der Hauptstadt, das von Croatia und Viktoria Berlin genutzt wird, übrigens der einzige Ground in Deutschland, der nach dem ersten Präsidenten der Weimarer Republik benannt wurde.

      Das Highlight des Landespokal-Viertelfinals ging bereits vor dem Anpfiff über die Bühne. Denn beim Einlauf der Teams wurde das neue Flutlicht gedimmt und es folgte eine Pyro-Raketenshow vor dem Spielertunnel und hinter der Gegengerade. Wie an Silvester zockelten die Raketen durch die Luft und sorgten für stimmungsvolle Atmosphäre. Hildesheim feierte das erste Spiel im FES unter Flutlicht – genau einen Tag vor dem 95. Geburtstag des charmanten Grounds! Auch der LSK ließ sich nicht bitten und zündete zum Anpfiff ein paar Fackeln. Lüneburg war mit einer ganzen Busladung an Zuschauern angereist. Die „Fanszene“ beim LSK ist gerade im Entstehungsprozess, seit dem Wiederaufstieg in die Oberliga. Das merkt man auch ein wenig, trotzdem hat es Spaß gemacht dem Haufen zuzugucken.

      In Hildesheim ist die einstige Fanszene hingegen nicht mehr aktiv. Es waren zwar Zaunfahnen sichtbar, die sahen aber so aus, als wenn sie vom Verein kamen. Bis auf einige Anfeuerungsrufe von der Geraden konnte kein Support ausgemacht werden, überhaupt hinterließ das Publikum einen eher kritischen Eindruck. Den Support hätte der VfV jedoch gut gebrauchen können. Die Gastgeber dominierten die Partie – kassierten nach einem Standard aber den frühen Rückstand. Trotz gefälligem Offensiv-Fußball kam der Favorit einfach nicht zu zwingenden Chancen und verlor sich nach dem Wiederanpfiff in totaler Hilflosigkeit. Lüneburg spielte die Partie gekonnt runter, traf Minuten vor dem Ende per Konter zum entscheidenden 2:0 und steht damit etwas überraschend im Halbfinale des Landespokals, was Mannschaft und Fans gebührend feierten.

      Vor der Partie konnte übrigens nicht ein einziger Beamter vor Ort gesichtet werden und das, obwohl Lüneburg mit „organisierter Fanszene“ angereist war. Auch standen die Tore zum Gästeblock auf, um das leibliche Wohl der LSK-Fans zu sichern. Das sorgte nach „Scheiß Lüneburg“-Rufen gegen Ende der Partie für Ärger und es rückten tatsächlich auch Streifenwagen aus. Das muss man nicht verstehen. Übrigens genauso wenig wie die „Käse-Schinkengriller“ vom Grill, welche einst zur besten Stadionwurst Deutschlands gekürt wurden, mittlerweile aber – trotz der Bezeichnung – überhaupt gar kein Käse mehr enthalten. Geschmeckt hat sie trotzdem, wie auch der ganze Plan B, mit dem ich am Ende überaus zufrieden war. (mm)

      Everton F.C. – Crystal Palace F.C. – 2:1

      Everton F.C. – Crystal Palace F.C. – 2:1

      „GROUND 58/92 – EIN NEUER HAFEN FÜR DIE TOFFEES“

      05.10.2025
      Premier League
      Hill Dickinson Stadium
      Zuschauer: 51.770

      LIVERPOOL- Hier in Liverpool fiel 2017 mit dem Goodison Park mein allererster Ground auf der Insel. Dass ich für die Komplettierung der 92 erneut zum FC Everton musste, finde ich allerdings eher ausbaufähig.

      Denn seit dieser Spielzeit spielen die „Toffees“ in ihrer neu gebauten Hill Dickinson Arena.
      Früher trennten die Anfield Road und den Goodison Park nur wenige Meter. Heute kann man aus bestimmten Blickwinkeln vor dem Neubau sogar noch die Tribüne der Anfield sehen. Doch auch wenn die neue Arena direkt am Wasser liegt – so richtig angesprochen hat mich das Stadion nicht.

      Aber der Reihe nach: Nach einem echten Horrortrip ging es mit dem bereits berichteten Derby in Portadown langsam bergauf. Beim 30-minütigen Flug aus Dublin klappte zum Glück alles, und so war ich bereits in den Morgenstunden in Liverpool.
      Diese verbrachte ich im Wetherspoon mit einem klassischen English Breakfast und der Coffee-Refill-Option, ehe es zu Fuß zum Stadion ging. Dieses liegt rund 45 Minuten vom Stadtzentrum entfernt und wurde etwa eine Stunde vor Anpfiff erreicht.

      Im Stadion angekommen, sah ich etwas, das es Gerüchten zufolge bald auch beim HSV geben soll: Biere, die man sich selbst per Maschine zapfen kann. Ich entschied mich aber für einen frisch gezapften Cider von der Theke – und dementsprechend heiter ging es auf meinen gebuchten Sitzplatz.

      Im Ground Nr. 58/92 empfing der FC Everton heute Crystal Palace, dessen Fans den Gästeblock gut füllten und stimmungsvoll auftraten. Ganz klassisch gab es auch den Song „This is a Library“, was ich bis zur 75. Minute – als der Gast führte – unterschreiben würde.

      Doch in der 76. Minute gab es einen gerechtfertigten Elfmeter, den Ndiaye sicher verwandelte. Das Stadion war nun voll da, und der Gastgeber drückte weiter. J. Grealish war es schließlich, der angeschossen wurde und dadurch in der dritten Minute der Nachspielzeit den 2:1-Siegtreffer erzielte. Die Toffees blieben somit im eigenen Stadion weiter ungeschlagen.

      Für mich endete der nun wirklich letzte Tourabend damit, dass ich meinen Verein noch im Pub verfolgte und die dritte Nacht in Folge an einem Flughafen verbrachte.(fj)

      Portadown FC – Glenavon FC – 3:1

      Portadown FC – Glenavon FC – 3:1

      “UND BELFAST WAR VOLL SCHMERZLICHKEIT, DER ABSCHIED TAT NICHT WEH”

      04.10.2025
      NIFL Premiership
      Shamrock Park
      Zuschauer: 2.322

      PORTADOWN – Am Tag der Deutschen Einheit machte ich mich von Lübeck über Stansted auf den Weg nach Dublin. Nachdem der erste Flug pünktlich war, verzögerte sich der Abflug nach Dublin. Auf der Insel tobte ein starker Wind, sodass die Landung zunächst nicht durchgeführt werden konnte. Nachdem die Maschine ein paar Runden gedreht hatte, setzte Rainer bekanntlich hart auf der Landebahn auf.

      Der erste Bus von Dublin nach Belfast wurde verpasst, sodass ich ein neues Ticket buchen musste. Auf dem Weg nach Belfast checkte ich noch einmal den Social-Media-Account von Cliftonville – und wenig später lief es mir eiskalt den Rücken hinunter: GAME OFF.
      Absage wegen gesundheitlichen Risikos durch den Sturm. Bereits letztes Jahr wurde versucht, diesen Ground zu kreuzen. Jedoch verstarb am Spieltag ein Spieler der Mannschaft, wodurch das Spiel logischerweise abgesagt wurde.

      Also musste eine Alternative her.
      Im Windsor Park sollte Linfield spielen, und zunächst wurde bekannt gegeben, dass das Spiel stattfindet. Wenig später war auch diese Nachricht wieder hinfällig – sowohl dieses als auch alle anderen Spiele wurden abgesagt. Somit führte mich der Weg in den Wetherspoon, wo Freunde an mich gedacht hatten, sich solidarisch zeigten und mir Cider spendierten.

      Nach dem Frustsaufen ging es weiter zum Belfast International Airport. Am nächsten Morgen sollte es zurück nach Stansted gehen, um dann Portsmouth zu kreuzen.

      Am Gate wurde der Boardingpass kontrolliert – doch wenige Sekunden später wurde der Prozess abgebrochen: Das Flugzeug stand nicht bereit. Verspätung um 1,5 Stunden. Es hätte einen neuen Zug gebraucht, um das Spiel noch zu erreichen, doch die Verspätung zog sich immer weiter. Erst stand auf der Anzeigetafel 13:00 Uhr statt 06:55 Uhr, später 16:30 Uhr und schließlich 17:30 Uhr.
      Somit ging auch bei Portsmouth der zweite Anlauf in die Hose, nachdem ich 2023 bereits durch Krankheit gescheitert war.

      Da hatte ich genug.
      Schnell in die Futbology-App geschaut – und siehe da: Mit dem Kick Portadown FC – Glenavon FC wurde sogar ein Derby gefunden. Ich rief jemanden vom Verein an, um sicherzugehen, dass das Spiel wirklich zu 100 % stattfindet. Als dies bestätigt wurde, startete ich eine neue Tour. Boardingpass zerrissen – und im Bus nach Belfast fragte ich einen Kollegen spontan nach einem Ticket für den Sonntag-Kick Everton – Crystal Palace. Wenig später konnte ich eine Karte erwerben und buchte anschließend einen Flug nach Liverpool sowie einen neuen Rückflug nach Hamburg.

      Das neue Tourprogramm stand, und pünktlich kam ich mit dem Bus aus Belfast in Portadown an. Nach 16 Stunden am Airport wurde es höchste Zeit, etwas zu essen – denn Snacks oder Essensgutscheine hatte Ryanair natürlich nicht angeboten. So besuchte ich ein indisches Restaurant und war mit dem Chicken mehr als zufrieden.

      Nach all dem Stress spazierte ich weiter zum Stadion – und es war ein Gefühl von Glück, endlich die Flutlichtmasten zu sehen und wenig später den Ground zu betreten.
      In diesem Moment war es für mich der schönste Ground der Welt – und auch wenn das übertrieben klingen mag, konnte der Shamrock Park nüchtern betrachtet absolut überzeugen. Besonders die alte Tribüne, die leider nicht mehr geöffnet ist, lässt die Herzen jedes Fußball-Nostalgikers höherschlagen.

      Es folgte ein Besuch im Fanshop. Die Artikel gefielen mir gut, besonders das Gründungsjahr 1887, das mir sofort ins Auge fiel. Diese schöne Zahl entdeckte ich auch auf einer Mütze – und als ich nach dem Preis fragte, wurde mir die Mütze kostenlos angeboten, da der Bommel fehlte: DEAL!

      Das Stadion war zwar nicht ausverkauft, aber gut besucht. Im Gästeblock fiel mir eine Erzgebirge Aue-Fahne auf. Die Fans von Glenavon und Aue pflegen ein freundschaftliches Verhältnis – Grund dafür ist ein nie ausgetragenes Europapokalspiel der beiden Vereine, das wegen des Kalten Krieges abgesagt wurde. Nachgeholt wurde die Partie schließlich im Juli 2025 im Mourneview Park – über 1000 Fans aus dem Erzgebirge reisten damals an.

      Heute aber war Derbyzeit, und im Gästeblock wurde blauer Rauch gezündet, der durch den Wind allerdings stark verwehte und kein besonders schönes Bild ergab. Im Heimblock wurde immer wieder eine Fahnen geschwenkt und Gesänge angestimmt. Dank der Fans konnte überhaupt angepfiffen werden – sie hatten zuvor mehrere Sturmschäden am Stadion beseitigt.

      Zur Pause stand es 0:1 für die Gäste, und ich stattete dem Club 91 (Social Club) einen Besuch ab. Dort bestellte ich mir einen frisch gezapften Apple Cider. Schade, dass man alkoholische Getränke nach wie vor nicht auf der Tribüne trinken darf.

      In der zweiten Halbzeit machte ich noch ein paar Fotos und setzte mich dann auf einen freien Platz. Plötzlich hörte ich hinter mir Deutsch. Ein kurzer Blick – und schon wurde sich klassisch norddeutsch mit einem „Moin“ begrüßt. Es entstand ein nettes Gespräch, und gemeinsam sahen wir, wie Portadown das Spiel zu einem 3:1-Derbysieg drehte.

      Der Ground war damit eingetütet. Zu meinem Glück wurde ich von den beiden deutschen Groundhoppern nach dem Spiel mit ihrem bestellten Taxi mitgenommen.

      Der Tag endete am Flughafen von Dublin – mit einer weiteren Airport-Nacht und der Hoffnung, dass der Rest der Tour nun endlich glatt laufen würde. (fj)

      FK Partizani Tirana – KF Tirana – 0:3

      FK Partizani Tirana – KF Tirana – 0:3

      “KF – DIE NUMMER EINS DER STADT”

      03.10.2025
      Kategoria Superiore
      Air Albania Stadium
      Zuschauer: 4.500

      TIRANA – Feiertag in Deutschland heißt, eine Tour zu fahren/fliegen, wie sonst eigentlich auch fast jedes Wochenende. Problem: Flugpreise sind oft einfach zu hoch, da viele Leute diese Tage nutzen, um endlich auch mal aus den eigenen vier Wänden zu kommen. Zu meinem Geburtstag im Juli hat meine Lieblings-Airline mir einen 20€ Gutschein geschenkt. Gerne wieder, war hoffentlich nicht das letzte Mal. Einziges Manko, innerhalb von zwei Wochen musste man das Präsent nutzen. Aber welcher Groundhopper kann sowas nicht besonders gut. Skyscanner half mir also eine Tour zu finden, die unter dem Aspekt “kein Urlaub” und möglichst gutes Programm passte. Skopje als Ziel kann man eigentlich immer nehmen und natürlich fehlt das Land noch in der Statistik des laufenden Jahres. Das Tirana Derby kam erst später in meine Verlosung, die Mietwagenfirma bot den Grenzübertritt für 35€ an und das Ding war somit in festen Händen. Die Terminierung am Freitagabend schmeckte mir natürlich besonders gut.

      Somit ging es am Freitagmorgen mit etwas Verspätung los in die Mazedonische Hauptstadt. Schnell noch einen anderen Hopper aus Mazedonien am Flughafen eingesammelt und ab dafür. Von Skopje nach Tirana sind es ungefähr 4:15h über ein kleines Stück Autobahn und viele wunderschöne Landstraßen. Die Berge, die unseren Weg heute kreuzten, glänzten mit weißem Schnee und das Auto zeigte plötzlich nur noch 2 Grad Celsius an. Spätsommer erwartet und den Winter bekommen. Ganze 15 Minuten Wartezeit an der mazedonischen-albanischen Grenze. Die letzten Meter abgespult, um nach Tirana zu kommen. In diesem Jahr allerdings mit weniger Schweißperlen auf der Stirn, der Verkehr in Tirana ist einfach nur unterirdisch. Immerhin war es dieses Mal nicht mein eigenes Auto, welches diese Straßen meistern musste. Ich rate allen Leuten davon ab, die sich selbst als nervösen Autofahrer sehen, nach Tirana zu fahren. Übe erstmal in Belgrad, dort ist es im Vergleich zu der albanischen Metropole mega entspannt.

      Die Tickets auf der Gegengerade kosteten umgerechnet 10€ und waren eine Woche vor dem Kick online erhältlich. Mit uns auf der Tribüne saßen eine Menge Gästefans. Der heutige Heimverein Partizani ist einfach eine Nummer zu klein. So mischte sich das Volk mit Heim und Gästefans. Nach rund einer halben Stunde führten die Gäste mit 0:2. Die Emotionen kochten kurzzeitig hoch, die nicht behelmten Polizisten (sieht man ja eher selten) gingen dazwischen und trennten beide Lager. Im Kellerderby des kalten Oktobertages zeigten Ultras Guerrils von Partizani zwei Choreos. Vor dem Spiel gab es eine aus dem Oberrang kommende Blockfahne zu sehen, beim Ausbreiten tat man sich erst schwer, brachte am Ende aber immerhin doch ein solides Bild vor die Kamera. Im Gästeblock zeigte sich das Gründungsjahr der “Tirona Fanatics” mit Hilfe von Ponchos. Es dauerte maximal 10 Sekunden und die Zuschauer konnten erkennen, welche Botschaft sich dahinter versteckt. Gute Umsetzung, schlicht, einfach und trotzdem effektiv! Zur zweiten Halbzeit gab es mit leichter Verzögerung nach Anpfiff eine weitere Choreo zu sehen. Die Ecken an der rechten Flanke waren leider zu kurz beziehungsweise unterschiedlich lang, eine weitere Blockfahne mit einer Hand an einem Stacheldrahtzaun rundete die roten und gelben Folien ab.

      Die Akteure auf der Heimseite blieben im Spiel eher blass, im Gästeblock wurde die Stimmung immer besser als schlechter. Die Nummer Eins der Stadt wurde wieder einmal klar ermittelt. Oftmals wurden Fackeln angerissen, die große Pyroshow blieb allerdings aus, im Heimblock gab es keinerlei pyrotechnische Gegenstände zu sehen. Es war ein souveräner Auftritt rund um die Tirona Fanatics. Nach dem Spiel war noch eine Hürde zu meistern, die Unterkunft im Stadtzentrum zu finden und erfolgreich einzuchecken. Immer wieder in dieser Stadt dasselbe Spiel, enge Straßen und viele Leute. Nach ein paar Anläufen hat es am Ende geklappt und ich fiel zufrieden ins heilige Bett. Der Balkan macht einfach Spaß! (tp)

      Stadion am Fliesenwerk

      Guten Morgen und Tach auch aus MV! Unsere BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (67) am „Tag der Deutschen Einheit“ kommt natürlich aus Ostdeutschland. Direkt an der Elbe, nur einen Steinwurf von der ehemaligen innerdeutschen Grenze entfernt, befindet sich das „Stadion am Fliesenwerk“ von der SG Aufbau Boizenburg. Dass der Spielort des heutigen Landesklassisten am Fliesenwerk liegt, ist kein Zufall. Denn das Werk war zu DDR-Zeiten Träger und Namensgeber der Fußballmannschaft. Als BSG Keramik Boizenburg reicht die Historie sogar bis in die zweitklassige DDR-Liga zurück.

      Heute gehört die Fliesenstadt Boizenburg zur „Metropolregion Hamburg“, die sich übrigens etwas euphorisch bis Schwerin erstreckt. Eines ist aber nach der Wiedervereinigung geblieben – und das ist eben jenes „Stadion am Fliesenwerk“. Der Wandel ist an dem kleinen Stadion vorbeigezogen. Von den vergilbten Spitzengardinen im Vereinsheim bis zum muskulösen Sprecherturm, sieht hier alles so aus wie auf den Fotos im Funktionsgebäude, auf denen Falko Götz & co bei einem Junioren-Länderspiel Anfang der 80er-Jahre am „Weg der Jugend“ dem Ball hinterherjagen.

      Irgendwann wird auch der Wandel in Boizenburg ankommen. Darum: Zieht euch das Fliesenwerk in Boizenburg rein und alle anderen Zeitzeugnisse, vor allem in Ostdeutschland. Heute ist ein guter Zeitpunkt um damit anzufangen – am „Tag der Deutschen Einheit“. Wir wünschen euch ein schönes, verlängertes Wochenende!


      01.05.2025
      Stadion am Fliesenwerk,
      Boizenburg

      KRC Mechelen – KSK Heist – 1:3

      “WO EIN WILLE IST, IST EIN WEG”

      27.09.2025
      Tweede Klasse Amateurs VV B
      Oscar Vankesbeeck Stadion
      Zuschauer: 932

      MECHELEN – Die serbischen Fleischplatten waren kaum verdaut, da rief innerlich schon das nächste Lieblingsland: Belgien. Schnell die Arbeitswoche hinter sich gebracht und am Freitagabend über die A1 von Schwechheim nach Lohne, um einen weiteren Schritt Richtung Komplettierung der Regionalliga Nord zu machen. Am Samstag sollte vor Mechelen noch Waregem fallen, allerdings legte “Essevee” bei der Ticketbeschaffung reichlich Steine in den Weg und ich verzichtete dankend. Stattdessen fuhr ich “etwas” weiter westlich nach Dünkirchen, wo ich im runderneuerten “Stade Marcel Tribut” satte acht Tore sah. Es lief schon fast wieder zu gut.

      Doch zu früh gefreut: auf dem Weg nach Mechelen brannte vorne links die Glühlampe durch. Ich fuhr erst einmal weiter nach Flandern und hielt letztlich an der Tankstelle direkt gegenüber vom Oscar Vankesbeeck Stadion. Dort kaufte ich mir ein Ersatzleuchtmittel und hatte dabei schon den Automechaniker meines Vertrauens im Ohr: “Das Wechseln ist beim Micra immer super nervig.” In der Tat artete das Ganze in einer Fummelei sondergleichen aus. Doch getreu dem Motto des KRC “WAAR EEN WIL IS, IS EEN WEG” schaffte ich nach über einer halben Stunde den Austausch.

      Leider schmolz damit auch der Puffer für die Frituur weg. Statt einer gemütlichen Fressorgie bestellte ich Friet, Mexicano und Kipcorn zum Mitnehmen und wollte am Auto in der Nähe des Stadions essen. Allerdings brauchte die Fettschmiede plötzlich sehr lange für die Zubereitung und erst nach einer gefühlten Ewigkeit hielt ich eine große Tüte Frittiertes in der Hand. Schnell zurück zum Ground, wo ich etwa die Hälfte in mich reinstopfte. Leben am Limit.

      Noch schnell die Reste Saus Andalous aus den Mundwinkeln gewischt, dann konnte es rüber gehen. Wo soll man bei diesem Stadion anfangen? Die Stehstufen ringsrum mit den abgestützten Wellenbrechern wie aus längst vergangenen Zeiten? Die massive Haupttribüne? Die verwilderten Bereiche auf der Gegengerade? Eine echte Perle und sicher bei vielen Hoppern weit oben auf der Liste. Der Abriss wurde schon diskutiert, zieht sich aber hoffentlich noch lange hin.

      So spektakulär das alles ist, so nüchtern sieht die sportliche Realität bei Racing aus. Die Gastgeber finden sich inzwischen in der 4. Liga wieder und empfingen im “Regioderby” KSK Heist. Die Gäste hatten einen kleinen Mob mitgebracht, der mit Rauchtöpfen zu Beginn seine eigene Party startete. Zaghafte Gesänge von Heist wurden aber aus der Ecke der Haupttribüne jedes Mal britisch mit “Your support is shit” quittiert. Allgemein wirkte das Fanumfeld wie teilweise auch anderswo in Belgien/Niederlande casual.

      Auf dem Platz erzielten die Gäste mit der ersten Chance das 0:1. Zwar glichen die Grün-Weißen zehn Minuten später aus, mussten sich am Ende aber geschlagen geben. Im Anschluss zog ich mir nach diesem langen Tag in der Unterkunft noch den Rest (kalter) Fritten rein. Schmeckt nicht, gibt’s nicht. Oder: Wo ein Wille ist, ist ein Weg! (hr)

      Como 1907 – US Cremonese – 1:1

      Como 1907 – US Cremonese – 1:1

      „UNWETTER, ÜBERSCHWEMMUNGEN, UNENTSCHIEDEN“

      27.09.2025
      Serie A
      Stadio Giuseppe Sinigaglia
      Zuschauer: 10.534

      COMO – Zu Weihnachten schenkten meine Schwiegereltern meiner Frau und mir einen Wochenendtrip nach Italien. Rund sieben Monate später fanden wir ein passendes Wochenende und buchten Flüge für den Zeitraum vom 26. bis 28. September. Abflug war vom Flughafen Schwechheim nach Mailand und zurück. Als die italienische Fußballliga Anfang September das Spiel von Como auf Samstag um 15 Uhr terminierte, war die Vorfreude groß. Como fehlt mir nämlich noch in meinem digitalen Informer. Der Ticketkauf wirkte zunächst kompliziert, da man für den Vorverkauf angeblich eine Revolut-Karte besitzen muss. Ich wollte mich damit aber nicht weiter aufhalten und gab einfach meine Visa-Karte ein. Dreißig Sekunden später lagen vier Tickets im Posteingang. Also, keine Sorge beim Ticketkauf für Como. Revolut ist kein Muss, sondern nur Fassade.

      Ein paar Tage vor unserer Abreise erreichte uns eine schlechte Nachricht. Die gesamte Region rund um Como wurde von einem schweren Unwetter getroffen, manche Dörfer waren kaum wiederzuerkennen. Auch der Comer See war betroffen. An manchen Stellen war das Wasser nicht mehr türkisblau, sondern braun gefärbt, übersät mit Ästen und Baumstämmen.Trotz dieser schwierigen Bedingungen wurde das Spiel im Stadion Giuseppe Sinigaglia nicht abgesagt. Am Samstagmorgen fuhren wir mit dem Zug der Linie Trenord für fünf Euro und zwanzig Cent von Mailand nach Como. Es regnete nicht, das Regenradar sagte nur leichten Nieselregen voraus. Die Stimmung war gut.

      Etwa 45 Minuten später änderte sich das Wetter schlagartig. Wir fuhren mit der Bergbahn nach oben und plötzlich begann es in Strömen zu regnen. Drei Stunden lang kämpften wir uns durch enorme Wassermassen. Die Straßen standen unter Wasser, auf den Gehwegen konnte man beinahe schwimmen. Herzlichen Glückwunsch, das konnte ja heiter werden auf den unüberdachten Plätzen. Mit Regenschirm und Poncho kamen wir am Stadion an und versuchten, den riesigen Pfützen auszuweichen, um nicht noch nasser zu werden. Unsere Schuhe waren durchnässt, und das selbst ausgedruckte Ticket hatte auch schon bessere Zeiten gesehen.

      Zwanzig Minuten vor dem Anpfiff gingen wir zu unseren Plätzen. Und dann geschah das Unerwartete: Der Regen hörte auf. Pünktlich zum Beginn des Spiels hatte Petrus ein Einsehen mit den Fans, und die Sonne blinzelte hinter dem Berg hervor. Auf den Rängen blieb es allerdings ziemlich ruhig. Die Curva Como war nicht im Stadion, denn viele Fans halfen stattdessen den Menschen in der Region beim Wiederaufbau. Das Leben der Nachbarn ist manchmal eben wichtiger als Fußball. Die Fans aus Cremona hatten bis Donnerstagmittag noch geglaubt, dass sie zum Spiel nach Como reisen dürfen. Doch plötzlich wurden alle Eintrittskarten für Menschen aus Cremona storniert. Nur noch Anhänger des Vereins aus Cremona, die nicht direkt aus der Stadt stammen, durften zum Spiel. Davon gibt es kaum welche. Deshalb standen am Ende etwa dreizehn Personen im Gästeblock. Zu dieser absurden Situation passt das Zitat eines Redaktionskollegen: „Italia“. Mehr muss man dazu nicht sagen.

      Auf dem Rasen, der wohl die beste Entwässerung in ganz Italien besitzt, spielte die Mannschaft von Cesc Fàbregas in der ersten Halbzeit sehr dominant. Sie zeigten einen schönen Kurzpassfußball. Die Handschrift des Trainers, der einst unter Arsène Wenger und Pep Guardiola aktiv war, ist deutlich zu erkennen. Dieser Stil unterscheidet sich spürbar vom traditionellen italienischen Fußball. In der zweiten Halbzeit lief dann nichts mehr zusammen. Cremonese glich aus und war am Ende sogar in Überzahl. Insgesamt muss Como mit dem einen Punkt zufrieden sein, denn Cremonese hatte in der Schlussphase mehrere klare Chancen auf den Siegtreffer.

      Trotzdem verließen die Zuschauerinnen und Zuschauer das Stadion bei Sonnenschein und waren zumindest einigermaßen zufrieden mit dem Spiel. Wer dieses traditionsreiche Stadion mit seinen alten Tribünen und Metallkonstruktionen in wunderschöner Lage am See noch besuchen möchte, sollte sich beeilen. An diesem Ort soll bald ein neues, modernes Stadion gebaut werden.

      Ab Oktober des Jahres 2027 beginnen die Bauarbeiten, und im Jahr 2029 sollen dann während der Spiele sogar VIPs auf dem Dach im Pool liegen können. Die schöne neue Welt wird also bald auch in Como ankommen. (mb)

      Kembali FC – Black Pink FC – 3:2

      Kembali FC – Black Pink FC – 3:2

      „WENN ES LÄUFT, DANN LÄUFTS“

      26.09.2025
      Testspiel
      Lapangan Karya Manunggal Sidakarya
      Zuschauer: 25

      DENPASAR – Der Tag beginnt oft so entspannt und wenige Stunden später ist der Ground samt Länderpunkt in Gefahr!

      Schon vor gut einem Jahr buchten wir uns Gabelflüge mit einem zweitägigen Stopover in Doha. Hamburg – Doha – Singapur sowie Kuala Lumpur – Doha – Hamburg ergatterten wir für 680 EUR inkl. Aufgabegepäck. Die Kurzstreckenflüge innerhalb Asiens lassen sich wenige Tage vor der geplanten Reise für 40-90 EUR buchen. Einen guten Anbieter stellt hier AIRASIA dar. Unseren zweitägigen Aufenthalt in Katar haben wir bereits hinter uns gebracht. Trotz 48° Grad im Schatten trifft es die Wortwahl aber nicht so ganz. Uns hat Katar gut gefallen. Die Menschen waren sehr höflich und es hat alles unproblematisch funktioniert. Von der Mietwagenübergabe bis hin zu zwei besuchten Spielen, einer Festungsbesichtigung in der Wüste, dem Souq Waqif, dem islamischen Museum für Kunst und der Mall Villagio, die eher einem Vergnügungspark gleicht, waren wir mit dem Start der Reise äußert zufrieden. Auch Qatar Airways lieferte ab und gilt nicht umsonst als Lieblingsairline vieler Groundhopper und Vielflieger. Singapur hingegen hat es uns nicht so sehr angetan. Innerhalb des 24 stündigen Aufenthalts konnten wir trotzdem die wichtigsten Sehenswürdigkeiten auf unserer Bucket List abhacken, dem weltweit größten Casino einen Besuch abstatten und gekickt wurde abends auch noch. Zwar nicht in dem schönen Jurong East Stadium, dafür aber im modernen Our Tampines Hub Stadium. Zuletzt genanntes liegt sogesehen im Inneren eines Einkaufzentrums. Auch das kann als abgehakt gezählt werden, habe ich bisher nur auf einem Einkaufszentrum in Belgrad ein Spiel verfolgen dürfen. Wem die Anreise zu weit erscheint, sei der Metro Fussballhimmel in Berlin ans Herz gelegt.

      Nun aber zum eigentlichen Ort des Geschehens: Indonesien! Oder sollte ich lieber von Bali sprechen? In Indonesien leben 283 Millionen Menschen von denen ungefährt 250 Millionen (88%) Muslime sind. Auf einer der 17.000 Inseln – Bali – sieht das Ganze etwas anders aus. Hier leben knapp 4,5 Millionen Menschen von denen sich über 90% zum Hinduismus bekennen. Entsprechend anders ist auch die kulturelle und soziale Ausrichtung der Bewohner. Eins steht aber fest: Das Gerücht, dass in Indonesien die freundlichsten Menschen der Welt leben, können wir nur bestätigen! Herzlich, dankbar, lustig und freundlich, das passt zu den Einheimischen wie die Faust aufs Auge. Die ersten Tage verbachten wir in Jimbaran und checkten den ein oder anderen Beach aus. Hier sei gesagt, wer für traumhafte Strände kommt ist auf Bali falsch. Natürlich gibt es ein paar tolle Spots mit ordentlich Wellengang für Surfbegeisterte, wer aber chillen oder schnorcheln möchte, ist in Kroatien, Zypern oder Spanien deutlich besser aufgehoben. Wenn’s mal weiter weg gehen soll, sind auch die meisten Länder in der Karibik besser geeignet. Wer hingegen für hinduistische Tempel, frei laufende Tiere, Reisfelder, Wasserfälle und Urwälder kommt, ist hier goldrichtig! Tempelanlagen, Reisfelder und Wasserfälle findet man beispielsweise rund um Ubud. Wir suchten uns eine Unterkunft zehn Kilometer vom Zentrum entfernt, dort ist es ruhiger und nicht so touristisch. Nach vier Tagen im südlich gelegenen Jimbaran war es für uns an der Zeit ins zentrale Ubud zu wechseln. An dem Tag stand zudem in Denpasar Fussball auf dem Programm.

      Denpasar liegt ungefähr mittig zwischen Ubud und Jimbaran. Wir mussten einmal bis zur neuen Unterkunft durchfahren und unser Gepäck abgeben, ehe es wieder zurück nach Denpasar gehen sollte. Erst zeigte Google Maps 1 Stunde 50 Minuten an, dann waren es 2 Stunden und 10 Minuten. Am Ende saßen wir etwas mehr als drei Stunden im gebuchten Grab, um die
      48 Kilometer zurückzulegen. Kaum war das Gepäck ins Zimmer geworfen, ging es per Gojek wieder los in die entgegengesetzte Richtung. Es lohnt sich Grab und Gojek zu vergleichen, da einer der zwei Anbieter oft 30-50% preiswerter als der Andere ist. Nach langen zwei Stunden kamen wir im schönen kleinen Stadion an. Auch hier wurde uns ein Zeitzuschlag von 100% geboten. Aus einer Stunde laut Google Maps wurden real 120 Minuten. Währenddessen flatterte dann noch die Nachricht rein, dass der 1. Liga Spieltag samt Bali United ohne nennenswerten Grund in den Dezember verlegt wurde. Wenn’s läuft, dann läuft’s!

      Kaum vom Gojekfahrer verabschiedet war klar, dass der Ball bereits rollt. Dabei hat uns mein Kontakt doch gesagt, dass frühstens zwanzig – dreißig Minuten nach eigentlicher Ansetzung mit einem Anpfiff gerechnet werden kann. Die Spieler stecken meist selbst im chaotischen Verkehr fest. Nach kurzem Abklopfen des Spielstands bei einem jugendlichen Zuschauer dann die Erleichterung: „Gerade erst angefangen“ lautete die übersetzte Nachricht auf meinem Smartphone. Da der nette Teenanger kein Englisch sprach, haben wir uns eben über Google Translate verständigt. Sofort aktivierte ich die Stoppuhr auf meinem Handy und die Spannung stieg erneut an. Um den Spannungsbogen nicht erneut bis an gesundheitsgefährdene Grenzen zu treiben: Dreimal dreißig Minuten wurden gespielt, verpasst haben wir nur ein paar Minuten. Für mich persönlich unter diesen unglücklichen Umständen okay und ausreichend. Während ich im Kopf durchspielte, ob der Ground samt Länderpunkt für mich so gezählt werden kann, ging mir durch den Kopf, dass ich im Nachbarland Tschechien mal dreizehn Halbe während eines Spiels getrunken habe. Mindestens die Hälfte davon allerdings im Vereinsheim ohne dem Spiel auch nur einen Blick zu würdigen. Damals habe ich den Ground nie in Frage gestellt, daher habe ich für mich entschieden, dass das auch hier passen sollte.

      Zu der Ansetzung bin ich übrigens über oben genannten Kontakt gekommen. Unterhalb der ersten, zweiten und dritten Liga ist es gar nicht so einfach, an Spielpläne zu kommen. Vorallem nicht, wenn die Liga nicht läuft und es im Amateurbereich nur Testspiele gibt. Meine Vorgehensweise sieht dann meist wie folgt aus:

      1. Sämtliche FB Seiten von mittelgroßen und kleinen Vereinen verfolgen und Leute anschreiben, welche häufig etwas kommentieren.
      2. Paralell wird der Verband angeschrieben und die lokale Sportzeitung kontaktiert.
      3. Vor Ort frage ich mich noch bei Locals durch. Meist wissen Taxifahrer, Rezeptionisten und Kioskbetreiber etwas.
        In diesem Fall hat Vorgehensweise EINS sich als erfolgreich erwiesen und ich tauschte mich fast täglich mit „Harry Bali Football“ aus. Er selbst schaffte es am vergangen Freitag leider nicht zum Spiel, sodass ich indirekt noch einen Auftrag erhielt. Ich musste für Harry prüfen, ob Linien im Karya Manunggal vorhanden waren. Nach knapp 90 Minuten und fünf mehr oder weniger attraktiven Buden fiel meine Antwort mit NEIN leider negativ für Harry aus. Ich habe einen Ground mehr und Harry muss bis nächste Woche Freitag eine Kreidemaschine besorgen, um mit seiner neu gegründeten Mannschaft selbst ein Testspiel austragen zu können. Diese Geschichten schreibt nur der Amateurfussball, der uns Menschen weltweit verbindet. (hd)

      Ipswich Town – Portsmouth FC – 2:1

      Ipswich Town – Portsmouth FC – 2:1

      “BEI DEN TRACTOR BOYS FÄLLT NUMMER 57/92”

      27.09.2025
      Championship
      Portman Road Stadium
      Zuschauer: 29.141

      IPSWICH – Nach einer circa einstündigen Fahrt vom Stansted Airport kam ich schließlich in Ipswich an, und der Weg führte mich durch das Stadtzentrum, wo tatsächlich nahezu jeder ein Ipswich-Trikot trug, weiter zum Wetherspoon. In dieser geliebten Kette ist vor drei Wochen die Idee entstanden, gleich die nächste Tour nach England zu buchen. Irgendwie muss die 92 ja voll werden.


      Und da ich vor drei Wochen noch über die Portman Road geflogen war, war das ein eindeutiges Zeichen, die Nummer 57/92 einzufangen.


      Nach einem Cider ging es auch schon zum altehrwürdigen Stadion, und natürlich musste ein Besuch im Fanshop folgen. Nachdem mir das Meiste zu teuer war, fielen mir auf einmal die Socken ins Auge. Gut sahen diese aus, und noch besser: drei Paare zum Preis von 10 Pfund – Deal!


      Schon wenig später war ich dann auf der Tribüne dieses wunderbaren Stadions. Zufällig landete ich im „Safety-Standing“-Bereich. Wenig später kamen ein paar junge Personen hinzu, die sich selbst als Ultras definierten und ein paar Fahnen dabei hatten. Vorher habe ich die „Tractor Boys“ nur auswärts gesehen. Damals waren mir die Fans noch nicht in dieser Form aufgefallen.
      Die Gästefans aus Portsmouth waren mir schon vertrauter. Zwar werde ich den Fratton Park erst in Kürze kreuzen, allerdings habe ich Portsmouth bereits dieses Jahr in Norwich gesehen und bin mit dem trinkfesten Auswärtsmob damals im selben Zug nach London gewesen. Im Gegensatz zum Spiel in Norwich glich der Gästeblock heute eher einer Bücherei. Vielleicht lag es auch daran, dass Portsmouth nach neun Minuten 1:0 hinten lag. Zur Halbzeit stand es dann bereits 2:0. Im Gästeblock war Totenstille.
      Die zweite Halbzeit war noch langweiliger als die erste. Das Tor von Portsmouth fiel in der Nachspielzeit – zu spät, um noch mal Spannung zu erzeugen. Am Ende konnte Ipswich das Spiel mit 2:1 gewinnen.
      Für mich ging es anschließend weiter: in den Straßen von Ipswich und in den Pubs. (fj)

      KTSV Preußen U19 – SC Niederkrüchten U19 (1:4)

      Hereinspaziert in die BILDERBUCHBUDE DER WOCHE (66). Unser Weg führt diesmal tief in den Westen: In Krefeld steht die „Hubert-Houben-Kampfbahn“, Heimat des KTSV Preußen und in diesem Jahr genau 100 Jahre alt geworden, was man vor allem an dem Backsteingebäude und der Tribüne sehen kann.

      Die Kampfbahn fliegt etwas unter dem Radar, dabei ist sie baulich ein historisches Zeugnis aus der Zeit der ersten Republik in Deutschland. Weitgehend unbekannt ist auch die Person, nach der die Kampfbahn benannt ist.

      Über Hubert Houben gibt es nicht mal eine Debatte darüber, dass er ab 1931 NS-Mitglied war. Dabei ist seine Geschichte durchaus tragisch. 1924 war der Kurzstreckensprinter über „100 Yards“ der schnellste Mann der Welt – durfte aufgrund der Repressionen gegenüber Deutschland, die es nach dem Ersten Weltkrieg gab, aber nicht bei Olympia 1924 in Paris starten. Im sanierten Vereinsheim hat man die Geschichte von Hubert Houben visuell aufgearbeitet, dort hängen viele Schnappschüsse aus den 1920er-Jahren, auf denen er als KTSV-Mitglied das Trikot der Preußen trug.

      Weitere Sanierungen sollen folgen und den Platz so wie die Tribüne betreffen. Wenn die Neugestaltung der Anlage aber so liebevoll erfolgt, wie sie im Vereinsheim geschehen ist, muss man sich über die HHK keine Sorgen machen.


      Hubert-Houben-Kampfbahn, Krefeld
      KTSV Preußen U19 – SC Niederkrüchten U19 (1:4)
      14.09.2025

      GFK Sloboda – FK Metalac – 1:1

      GFK Sloboda – FK Metalac – 1:1

      “WIR SIND DAS GELBE VOM EI!”

      21.09.2025
      Srpska Liga Zapad
      Stadion Radomir Antić
      Zuschauer: 500

      UŽICE – Die Eindrücke vom Ewigen Derby waren noch gar nicht so richtig verarbeitet, da rief am Sonntagmorgen schon wieder König Fußball. Um 11.00 Uhr kickte der FK Hajduk Beograd, doch vorher deckten wir uns in einer Pekara ein. Der Burek dürfte der Fettigste sein, den ich je gegessen habe. Dazu ein riesiger Krofne (Berliner bzw. Pfannkuchen bzw. Krapfen bzw. Kreppel, sucht es euch aus) und mein Frühstück war perfekt.

      Das Stadion Hajduka na Lionu betraten wir durch eine Gittertür an der Seite. Eingeengt im Wohngebiet fallen neben der kleinen Tribüne Marke Gerüstbau vor allem die rot-weiß bemalten Betonstufen und die Rückwand gegenüber auf. Die “weißen Tauben” gewannen 3:2 gegen den FK Železnik, die wiederum auch in einem top Hobel spielen. In und um Belgrad gibt es einige Groundperlen und das Durchforsten der Spielpläne auf Seiten wie “Srbijasport” lohnt sich allemal.

      Nach dem Spiel machten wir noch einen Abstecher auf die Belgrader Festung. Von dort hat man einen schönen Blick auf die Donau, die Save und das Zentrum. Auch die Festung selbst ist das Knipsen wert. Von dort fuhren wir mit dem Mietwagen Richtung Süden nach Užice, wo GFK Sloboda am Abend FK Metalac empfing.

      Selbstverständlich durfte auch hier die Fleischplatte nicht fehlen. Ich suche eigentlich immer nach einer “Mesara” (Fleischerei) mit “Roštilj”, sprich Grill und wir wurden mit der “Mesara Vulović” auch schnell fündig. Zielsicher orderten wir Ćevapi, Pljeskavica und Kobasice (hier mit Käse gefüllt) zu sehr zivilen Preisen. Dazu noch frisches Brot. Was will man mehr! Ach ja, Fußball.

      Wir rollten anschließend kugelrund zum Stadion rüber und uns sprang direkt der knallgelbe Mannschaftsbus der Gäste ins Auge. Dieser wurde in Deutschland ausgemustert, wo er für ein Busunternehmen in der “Königsklasse” mit dem Serviceversprechen “Wir sind das Gelbe vom Ei” fuhr.

      Sportlich geht es allerdings inzwischen sowohl beim FK Metalac als auch bei den Gastgebern nicht so euphorisch zu. Beide ehemaligen Erstligisten kicken in der 3. Liga und die Partie unter Flutlicht lockte nur etwa 500 Zuschauer an. Schade, denn der 10.000er mit seinen ausladenden Stehkurven in Vereinsfarben und der Lage am Hang kann richtig was und ist in der Tat das Gelbe vom Ei in der Srpska Liga Zapad.

      Doch auch in der Super Liga würden hier wahrscheinlich nicht viel mehr kommen, denn der serbische Fußball hat bis auf wenige Ausnahmen seit Jahren eine Zuschauerkrise. Dennoch flog die Reisegruppe am nächsten Morgen hochzufrieden zurück nach Schwechheim und peilt schon die nächsten Serbien-Tour an. (hr)

      FK Partizan – FK Crvena Zvezda – 1:2

      FK Partizan – FK Crvena Zvezda – 1:2

      “PYRO, PYRO, PYRO – D(ES)ANKE BEOGRAD”

      20.09.2025
      Super liga Srbije
      Stadion Partizana
      Zuschauer: 26.254

      BEOGRAD – Das ewige Derby in Belgrad lockte im Juli zwei Redakteure und einen Praktikanten an die mobilen Endgeräte. Nach kurzer Beratung buchten wir die Verbindung in die serbische Hauptstadt in der Hoffnung, dass das 177. Aufeinandertreffen auf einen Samstag oder Samstag gelegt wird.

      Am 13. September kam dann die frohe Kunde: Samstag, 19 Uhr! Besser geht es nicht. Somit fuhren wir am Freitagabend zum Schwechheim International Airport und hoben mit 90-minütiger Verspätung Richtung Aerodrom Nikola Tesla ab. Kurz vor Mitternacht kamen wir an, rannten zu Sixt und fuhren mit dem Mietwagen zum AirBnB mit dem sensationellen Namen „Charlie & Blueberries“ in der Straße Desanke Maksimović.

      Gut erholt starteten wir in den Derby-Tag, doch leider gab es in den ersten zwei Stunden schon zwei Hiobsbotschaften: Unser erstes Spiel wurde kurzfristig ans andere Ende der Stadt verlegt und der Mietwagen kassierte nach wenigen Minuten Fahrt einen Steinschlag. Das Leben in Belgrad ist wohl doch kein Zuckerschlecken. Es fand sich aber mit einem Kick im Sportski Centar Rakovica eine Alternative und das Stadion u Gornjoj Varoši in Zemun als Vorspiel zum Večiti Derbi schon eine top Bude. Der Magen wurde natürlich auch mit zwei 740-Gramm-Fleischplatten ordentlich gefüllt.

      Aus Zemun fuhren wir schnurstracks zum Stadion Partizana und stellten das Auto sensationell in unmittelbarer Nähe ab. Die Polizisten ließen uns jedoch nicht den direkten Weg von wenigen Metern gehen, sondern schickten uns einmal außen herum. Der Weg war nicht nur steinig und schwer, sondern führte auch vorbei am Gästeeingang. Unversehrt kamen wir aber an unserem Eingang an und mussten alle Münzen abgeben. Wer sich die AGB nicht durchliest, verliert hier mal locker flockig 10 Euro. Weitere Kontrollen gab es nicht. Wenn wir hier mit einem Sprengstoffgürtel reingegangen wären, wäre es egal gewesen.

      Reichlich entzündbares Material hatten beide Fanlager mitgebracht. Die “Grobari” sorgten bei ihrem ersten Derby-Heimauftritt seit 2023 durch schwarze und goldene Rauchtöpfe für eine Spielunterbrechung kurz nach Anpfiff. Im Gästeblock brauchte “Delije” etwas Anlaufzeit, fing dann aber an völlig zu eskalieren. Beide Seiten zündeten, was das Zeug hielt. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn die Totengräber sengten zwischendurch ihre große Zaunfahne an. Es blieb aber bei ein wenig Stoffverlust. Traditionell flogen auch viele Rauchtöpfe und Fackeln in den Innenraum, garniert von Böllern.

      Neben den ganzen schönen Lichtern gab es natürlich auch mehrere Spruchbänder und Botschaften. Die Grobari untermalten ihr Intro aus schwarz-weißen Fahnen mit der Aufforderung an die Mannschaft, das Herz für diese Farben auf dem Platz zu lassen. Gegenüber konzentrierte sich Delije auf das Veräppeln des Erzrivalen, wobei das entrollte Riesenbanner am Plattenbau hinter der Südkurve sicherlich am eindrucksvollsten war.

      Wir waren absolut begeistert von beiden Kurven, müssen aber auf Heimseite eine kleine Kritik anmerken: Die beiden Längsseiten machten eher wenig mit und pushten die “Crno-beli” nicht so stark nach vorne. Insbesondere nach dem Anschlusstreffer in der 74. Minute hätte da mehr kommen müssen. Vor allem, weil der Gegner über die gesamte Spielzeit besser war. Vielleicht waren aber auch nur Groundhopper auf der Haupt- und Gegentribüne, man weiß es nicht. Am Ende siegte der leichte Favorit Zvezda und ist (mal wieder) Tabellenführer in der Superliga Srbije.

      Unterm Strich ein absolut gelungenes “Ewiges Derby” und für den Serbien-Fan im Redaktionskreis mit bisher drei gesehenen Derbys war es das Beste. Es kommen sicherlich noch einige hinzu! Nach dem Spiel gönnten wir uns noch eine fettige Pizza und ein paar Pivo für den trockenen Hals. Am Sonntag fuhren wir Richtung Süden nach Užice. Über diesen Besuch werdet ihr morgen mehr erfahren. (mb/hr)